Pragmatischer/Praktischer Buddhismus

  • Wie seht ihr das moderne Phänomen eines pragmatischen Herangehens an den Buddhismus? Also zielgerichtete Praxis auf dem Pfad um möglichst schnell via Meditation und Einsichtspraxis Wirkung zu erzielen, oft ohne direkten Bezug zu einer Tradition. Ich sehe dies als schon recht zielgerichtet auf die Einsichtspraxis. Also etwa eine Praxis nach den Büchern von Daniel Ingram, Burbea und co.


    Ist dies ein Phänomen, das eher in Amerika zu finden ist, und hier noch nicht so weite Verbreitung hat? Ist mein Eindruck falsch, dass hier viele ohne Bezug zu Traditionen Einsichtspraxis betreiben?


    Ich bin mir auch nicht sicher, aber mir scheint diese Strömung ist nicht direkt mit dem sekulären Buddhismus zu verbinden, etwa was die Beachtung vom Konzept Wiedergeburt oder der Wahrnehmung von Erscheinungen angeht, auch wenn wahrscheinlich etliche in diesem Umfeld aus der sekulären Ecke kommen. Sehe ich das richtig, oder liegt mein Eindruck hier falsch?


    Es scheint mir manchmal teils schon recht heftig in Richtung Rock'n'Roll des Buddhismus zu gehen. In einem Forum geht es viel um konkrete Meditationserlebnisse und damit verbundene Ansichten, und manchmal auch um Drogenerfahrungen. Wie seht ihr diese Strömungen? Weg zur Befreiung ohne Brimbamborium, oder gefährliches vorgehen?

  • Also zielgerichtete Praxis auf dem Pfad um möglichst schnell via Meditation und Einsichtspraxis Wirkung zu erzielen [...]

    Ich hab mich mal eine Zeit nach Ingram gerichtet und das hat mich eher unruhig gemacht.


    Sobald bei mir zuviel "Ich will" in der Praxis auftaucht, wird sie unheilsam.

  • Wie seht ihr das moderne Phänomen eines pragmatischen Herangehens an den Buddhismus? Also zielgerichtete Praxis auf dem Pfad um möglichst schnell via Meditation und Einsichtspraxis Wirkung zu erzielen, oft ohne direkten Bezug zu einer Tradition. Ich sehe dies als schon recht zielgerichtet auf die Einsichtspraxis. Also etwa eine Praxis nach den Büchern von Daniel Ingram, Burbea und co.

    Zielgerichtet und pragmatisch finde ich gut, es ist mir aber lieber Tradition und Überlieferung miteinzubeziehen und mehr in diesem ganzheitlichen Rahmen zu praktizieren.

  • Die Frage was zielgerichtet ist und was nicht ist finde ich schwer zu beantworten. Letztlich ist die Praxis ja eigentlich nichts was nach 10 Minuten arbeit enden sollte, sondern etwas, dass ein Teil des kompletten Alltags werden sollte. Ob man dafür dann unbedingt in ein Kloster gehen muss, oder sich einfach nur mit Freunden austauscht hängt von vielen Dingen ab. Strikter Pragmatismus, vorallem mit "möglichst schnell", halte ich für nicht sonderlich Zielführend. Wie Kodo Sawaki auch schon gesagt hat (sinngemäß): es geht nicht darum einmal 10000h am Stück zu meditieren und dann ist da die große Erleuchtung und man muss nie wieder auf's Kissen, sondern es ist ein stetiger Prozess der Praxis.

    _()_

  • Ist/warst nicht Du, Schneelöwin , in der Richtung unterwegs?


    Als ich vor einiger Zeit aus Neugier in so einem Forum gestöbert habe, war mir aufgefallen:

    Da stand viel von Erleuchtungserlebnissen, auch mit Drogen. Aber nachhaltig scheinen diese Erlebnisse den Berichten nach nicht gewesen zu sein.


    Liebe Grüße,

    Aravind.

  • Wie seht ihr das moderne Phänomen eines pragmatischen Herangehens an den Buddhismus? Also zielgerichtete Praxis auf dem Pfad um möglichst schnell via Meditation und Einsichtspraxis Wirkung zu erzielen, oft ohne direkten Bezug zu einer Tradition.


    Sehr schlecht.


    Das ist ungefähr so, wie im Westen ausschließlich Hatha Yoga gemacht wird, und die Leute meinen, sie wären Yogis/Yoginis.


    Die Praxis ist in der Tradition fest verankert und daher ist das eine amerikanische Maßnahme des "schnell schnell Erleuchtung". Natürlich kann man einfach so meditieren, das ist auch positiv, aber zu welchem Zweck? Wo ordnet man die entsprechenden Erfahrungen ein? Das sind alles Dinge, die die Traditionen erklären, oftmals sehr unterschiedlich, aber da kommt halt wieder der individuelle Zugang ins Spiel.

  • Danke für eure Ansichten dazu! Ich hatte auch den Eindruck, dass viele die so unterwegs sind eigentlich fundamental wichtige Dinge nicht richtig beachten und dann schnell mal Probleme oder überfordernde Erfahrungen haben dadurch. Trotzdem haben mir Schilderungen aus dem Umfeld schon viel geholfen, mein Meditationserleben besser zu verstehen, oder Schwierigkeiten, die dabei entstehen können, richtig einzuordnen.


    Also die Leute die ich meine, scheinen mir eigentlich recht informiert was passieren kann, so wirkt auch ihr Austausch. Aber eben fixiert auf das Meditationserleben und die (erwünschten und unerwünschten) Änderungen und Erlebnisse dadurch. Es ist halt irgendwie eine Art technischer, traditionsloser Buddhismus scheint mir, wo manche Teilnehmer gut informiert scheinen, andere aber nicht so.

  • Ich mag gern die Kombination aus modernen Einsichten und traditioneller Erfahrung. Das finde ich auch so cool an Buddhas Lehren, dass sie nicht wie etwa die Schöpfungsgeschichte widerlegt werden. Der Buddhist geht eher flexibel und mit dem gesunden Menschenverstand an die Themen heran und hat straffen Dogmatismus gar nicht nötig.


    Andererseits halte auch ich, wie alle tibetischen Buddhisten, sehr viel von einem guten direkten Draht zu einem menschlichen Lehrer. Wirklich prägen tun soziale Kontakte und menschliches Vorbild. Bücher können kostbare Anregungen geben. Aber menschliches Feedback und spiegelneuronale Übertragung lassen sich nicht durch bedrucktes Papier ersetzen.

    Finde ich.

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • Pragmatismus finde ich sehr gut, für mich hat das am meisten Wert, was sich auch in den Alltag integrieren lässt. Was bringen mir Konzepte und Philosophien, wenn sie nicht in die Praxis des Alltags übertragen werden können? Für mich macht es Sinn den achtfachen Pfad also konkret zu praktizieren..ich brauche keine Metaphysik, keine Kosmologie, keine Glaubenssätze - aber überprüfen was Buddha lehrte. Täglich Zazen, die Silas im Alltag befolgen bzw die Paramita üben, Lehrreden meines Lehrers folgen, die vier edlen Wahrheiten im Leben verstehen und erkennen, sowie Ursache und Wirkung anerkennen, meine derzeitige Situation als Teil dessen zu sehen, etc... Was nicht überprüft werden kann akzeptieren und weder dran glauben noch als Unfug abtun...

    Ansonsten werden diese Dinge zu Dogmen oder Vorstellungen wie vom Paradies, Jenseitsvorstellungen, Idealismus oder sonstiger Ballast

    Den Schmetterling des Zen im Netz des Verstandes zu fangen; machen wir uns das klar, dass das nicht geht

  • Schneelöwin hat sich leider abgemeldet.

    • Offizieller Beitrag

    Bei dem Ausdruck "Möglichst schnell zielgerichtet wo hinzukommen" fällt mir dieses Video ein, das Martin gepostet hat.In ihm spricht ein Schüler über Thay (Thich nhat hanh), und was ihn am Meisten an ihm beeindruckt.

    Externer Inhalt youtu.be
    Inhalte von externen Seiten werden ohne deine Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.
    Durch die Aktivierung der externen Inhalte erklärst du dich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu haben wir in unserer Datenschutzerklärung zur Verfügung gestellt.

    Es ist der Optimismus, den Thay ausstrahlt und der aus so einem tiefen Ruhen in sich selbst kommt - das von keiner noch so scheinbar brenzligen Situation ( wie hier einem Feuer) erschüttern lässt. Während die anderen sich in Panik versetzten lassen, fährt Thay unbeirrt in seiner Gehmeditation fort.


    Ist nicht "Zielorientiertheit" -wo man immer schaut wohin und auf welchem Weg - etwas, was diesem Ruhen entgegensteht?

  • Was nicht überprüft werden kann akzeptieren und weder dran glauben noch als Unfug abtun...

    Ansonsten werden diese Dinge zu Dogmen oder Vorstellungen wie vom Paradies, Jenseitsvorstellungen, Idealismus oder sonstiger Ballast

    Gefährlich wird es wenn man glaubt zu wissen...

    Wenn du ein Problem lösen kannst, was macht es dann für einen Sinn sich Sorgen zu machen? Und wenn du ein Problem nicht lösen kannst, was macht es dann für einen Sinn sich auch noch Sorgen zu machen?

    -Shantideva