Achtsamkeit - wie uebe ich es richtig im Alltag (auf der Arbeit)?

  • Hallo ihr Lieben,


    ich habe seit voriger Woche in einer Behindertenwerkstatt im geschuetzten Arbeitsbereich eine Stelle als Garten- und Landschaftsbauer angefangen. Die Taetigkeiten sind an sich sehr stupide, und auch auf Arbeitsgeschwindigkeit wird kein Wert gelegt. Momentan harken wir viel Laub zusammen, stundenlang.


    Ich denke, das ist eine gute Uebung um mich in Achtsamkeit zu ueben. Nur weiss ich nicht, was ich dabei genau machen muss. Also was ich denken soll. Ich versuche immer, mich ganz auf die Taetigkeit an sich zu konzentrieren und moeglichst zu versuchen, meine Gedanken nicht abschweifen zu lassen. Ist das so richtig, und/oder gibt es noch andere Dinge, die dabei zu beachten sind?


    _()_

    "Setz dich, Freund und trink einen Tee."

  • Ich versuche immer, mich ganz auf die Taetigkeit an sich zu konzentrieren und moeglichst zu versuchen, meine Gedanken nicht abschweifen zu lassen. Ist das so richtig, und/oder gibt es noch andere Dinge, die dabei zu beachten sind?

    Hallo nuk,

    ja, das ist richtig. Im Zen gibt es den Ausspruch "die Kuh immer wieder aus dem Beet rauszuziehen". Das bedeutet, seine Gedanken immer wieder abzuziehen von äußeren Ablenkungen.


    Das, was Du da zu tun hast, ist eine wunderbare Möglichkeit, Achtsamkeit zu üben. Es gibt nichts, was nicht von Moment zu Moment unbeachtet sein sollte, wenn man denn Achtsamkeit üben möchte. Jedes Abschweifen - egal, wo ich mich befinde, ob liegend auf dem Sofa oder arbeitend in der Küche - wird übend von mir wahrgenommen und ich "ziehe die Kuh wieder aus dem Beet zurück". Übend bedeutet, dass es nicht um Perfektion geht, sondern eine Übung bleibt - vielleicht ein Leben lang.

    :) Monika

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Betonen möchte ich noch, nuk, dass gerade auch diese Aufgaben wie das Fegen von Laub oder Saubermachen überhaupt eine der Arbeiten sind, die Mönche und Nonnen in Klöstern verrichten. Seitdem ich das weiß, fällt es mir gar nicht mehr schwer, sie auszuführen. :D

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    Ayya Khema

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  • Lerne den Genuss kennen sich keine Gedanken machen zu müssen nur harken das reicht und ist wirklich eine ganz neue Erkenntnis das man nur das tun muss um sich ganz fremd zu fühlen. Aber darauf kommt es an.

    Es genießen nichts denken zu müssen und zu wollen. Doch es muss bewusst sein, das das der normale Zustand ist.

    Wie wunderbar es ist, sowas vollkommen Sinnloses mit allen Sinnen zu tun wie Laub harken wo noch Laub an den Bäumen ist.

  • Ja, es ist zum Teil sinnlos, Laub zu harken wenn noch das meiste davon an den Aesten haengt. :oops: Das ist die grosse Herausforderung, gelassen dabei aufzugehen bei einer sinnlosen Taetigkeit. Habe auch schon mal gesehen, dass Moenche Sand und Kies harken um sich in Achtsamkeit zu ueben. Nacher macht mir das Laubharken so viel Freude, dass ich nicht mehr davon lassen kann. (:

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  • Da musst Du schon aufpassen. Denn eine eigentlich notwendig sinnlose Arbeit, die zu einer Art führt es, immer weiterzumachen ist auch nicht gut. Aber das Übertragen dieser Art auf die vielen anderen "sinnlosen" Taten im Laufe des Tages das bringt es.

    Irgendwann merkst Du gar nicht mehr, dass Du Dir keine Gedanken mehr machst.

  • Hallo nuk

    was für ein Geschenk 🎁Laub einzusammeln und auch noch Geld zum Lebensunterhalt dafür zu bekommen👍


    Auf unserem Hof sammele ich seit Wochen ebenso die wunderschön hell und warm leuchtenden Blätter der alten Eiche, der alten Buche, der alten Kirsche und einer alten Birke auf..


    Säckeweise schaffe ich die dann einmal die Woche zum Recyclinghof.

    Es ist sehr schwere körperliche Arbeit für mich heute und ich kann die Monotonie darin gut nachempfinden.


    Doch genau diese habe ich durch das sammeln erst richtig lieben gelernt, den Widerstand gewandelt😉 und freue ich inzwischen täglich auf meine Arbeit an der frischen Luft und in der Natur mit den Tieren im Einklang zu sein.


    Kleine Laubhaufen für Igel zum Schutz einzurichten um in der kalten Zeit zu sein usw....


    Dabei rezitiere ich gerne die Metta Sutta oder andere Texte die ich lernte

    und erlebe die Freude des Umfelds noch intensiver.


    Neulich begleitete mich ein Rotkäppchen sehr lange.. und fand dann plötzlich einen 🐛 Wurm...


    Oder die beiden Eichhörnchen ‚ Balduin‘ 🐿und sein Bruder ‚ Baltasa‘ 🐿besuchen mich täglich dabei und werden immer zutraulicher...


    So wünsche Dir die gleiche Freude bei all den kleinen Erlebnissen die hier täglich beim Laubsammeln auf mich warten.


    PS:...Berichte doch gerne auch mal davon...❤️🙏

  • Ja, es ist zum Teil sinnlos, Laub zu harken wenn noch das meiste davon an den Aesten haengt. :oops: Das ist die grosse Herausforderung, gelassen dabei aufzugehen bei einer sinnlosen Taetigkeit. Habe auch schon mal gesehen, dass Moenche Sand und Kies harken um sich in Achtsamkeit zu ueben. Nacher macht mir das Laubharken so viel Freude, dass ich nicht mehr davon lassen kann. (:

    Moin nuk, es gibt ein Bild von einem Zenmeister, der die Kirschblüten unterm Baum wegharkt. Im Nachbargarten schaut ein anderer Zenmeister zu, und nachdem der erste wieder in der Hütte ist, geht dieser in seinen Garten und schüttelt den Baum, damit wieder weitere Kirschblüten den Boden bedecken.


    Klingt gemein, aber ich finde das lustig, denn die Geschichte soll ja m.E. u.a. ausdrücken, dass es nie zu Ende ist mit der Arbeit. "Man ist nie fertig".

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    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Es ist ja auch so, dass jede Taetigkeit an sich "Arbeit" ist. Jetzt kann man die Arbeit bewerten nach dem "Spass", den bei der Ausfuehrung empfindet. Aber im Grunde genommen haengt der Spassfaktor von der momentanen inneren Verfassung ab. So kann einem die spannendste Taetigkeit abtraeglich sein, wenn man gerade "keinen Bock" hat. Und bei guter Laune machen einem hingegen oft auch eintoenige Taetigkeiten Freude. Somit betrachte ich es als Herausforderung, meine Gefuehle der Arbeit gegenueber nur von der Inneren Einstellung abhaengig zu machen. Also will ich "Liebe" und innere Ruhe empfinden unabhaengig von der Taetigkeit die ich jeweils verrichte.


    S-Mater fragte, ob ich etwas von der Arbeit berichten koenne.

    Nun, es gibt da nicht allzu viel zu sagen. Wie schon erwaehnt, arbeite ich als Behinderter im geschuetzten Bereich. Es gibt keinen Leistungsdruck. Die Gaertnerei besitzt ein grosses Gewaechshaus, einen Kraeutergarten, und eine Obstplantage. Die zu verrichtenden Taetigkeiten koennen wir selbst waehlen, aus einem Pool von noch unerledigten Aufgaben. Wir koennen jeweils mit den Mitarbeitern zusammenarbeiten mit denen wir gerade Lust haben. Wir haben einige Pausen zwischen der Arbeitszeit. Vor Arbeitsbeginn und am Ende der Arbeitszeit gibt es jeweils eine Befindlicheitsbefragungsrunde. Jetzt zum Winter hin sind wir viel ausserhalb des Werksgelaendes mit Laubsammeln beschaeftigt. Oder auch mit dem Durchsieben von Mutterboden. Weihnachtskraenze und Grabgesteck basteln wir auch. Aber wie schon gesagt, bin ich erst seit einer Woche im Team, und lasse mich ueberraschen, welche Taetigkeiten im Winter noch so anfallen. Und manchmal gibt es auch nichts zu tun, dann sitzen wir in geselliger Runde mit Kaffee und Tee.

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  • Ich moechte noch mal was zum Thema hinzufuegen, das ich mittlerweile als sehr 'gangbar' als Achtsamkeit/Aufmerksamkeit finde.


    Zunaechst einmal moechte ich anmerken, dass ich vielleicht wegnen psychischer Stoerungen ein Sonderfall bin und deshalb meinen eigenen Weg finden muss. Ich denke mal, das allgemein so Geschriebene zu rechter Achtsamkeit ist an psychisch gesunde Menschen addressiert. Und so moechte ich hier mal aufzeigen, wie ich mit meiner Schizophrenie und gleichzeitig ADHS fuer mich denke, wie rechte Achtsamkeit machbar ist.


    Generell ist es so, dass - in besonderem Masse bei Konzentrationsstoerung - sich ein Mensch nur gleichzeitig auf EINE Sache konzentrieren kann. Und zwar nur jeweils ueber eine bestimmte Zeitdauer. Bei mir ist es nurn so, dass ich - ohne es bewusst steuern zu koennen - oft ins 'traumen' trudele.


    Ich las irgendwo mal ein wissenschaftlches Essay (ich finde die Quelle nicht mehr) in dem herausgefunden wurde, dass Menschen ihr Bewusstsein (also ihre Aufmerksamkeit) generell nur immer jeweils auf eine bestimmte einzelne Sache lenken koennen. Das wurde u.A. anhand von Eyetracking beim Erkennen von Gesichtern erkannt. Dabei kam raus, dass Menschen neue Gesichter quasi in Sekundenbruchteilen Stueck fuer Stueck abscannen. Ohne sich dessen bewusst zu sein. Und weil sich die Aufmerksamkeit jeweils nur auf kleine Teilaspekte beziehen kann, koennen auch gewisse optische Taeuschungen generiert werden (wie z.B. scheinbar tanzende Punkte in einem Gitternetz).


    Ich habe fuer mich herausgefunden, dass es sehr brauchbar fuer mich ist, den Spiess bei der Achtsamkeit einfach umzudrehen. Also wenn ich z.B. in der Wohnung oder im Garten bin, dann versuche ich bewusst, immer abwechselnd Alles Punkt fuer Punkt abzuscannen. Dabei schliesse ich auch meinen Inneres mit ein. Und dann versuche ich, dabei immer schneller und schneller zu werden. Also die Abfolge des 'Scannens' immer schneller werden zu lassen. Bis dann alles quasigleichzeitig wahrnehmbar ist.


    Und das fuehlt sich dann so an, wie Eins mit Allem zu sein. Das Ego und das 'Sich-in-Gedanken-Verlieren' werden dabei wie weggeblasen. Ich bin dann im 'Hier und Jetzt'.


    Ich bin gespannt, wie eure Erfahrungen mit diesem 'Uebungsstil' sind.

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  • Zunaechst einmal moechte ich anmerken, dass ich vielleicht wegnen psychischer Stoerungen ein Sonderfall bin und deshalb meinen eigenen Weg finden muss. Ich denke mal, das allgemein so Geschriebene zu rechter Achtsamkeit ist an psychisch gesunde Menschen addressiert. Und so moechte ich hier mal aufzeigen, wie ich mit meiner Schizophrenie und gleichzeitig ADHS fuer mich denke, wie rechte Achtsamkeit machbar ist.

    Hi, nuk. Ich platziere hier das absolut frische Video von heute, ARD-Produktion:

    (man kann es löschen oder verschieben).


    VOLLBILD - Recherchen, die mehr zeigen: Krank durch Meditation? Die unbekannten Gefahren der Achtsamkeit | ARD Mediathek
    Krank durch Meditation? Die unbekannten Gefahren der Achtsamkeit | Video | Millionen Menschen in Deutschland meditieren. Zuhause, in Gruppen, mit Apps. Aus der…
    www.ardmediathek.de

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Ich bin gespannt, wie eure Erfahrungen mit diesem 'Uebungsstil' sind.

    Hallo nuk,


    na gut, ich habe diesen Übungstil nicht versucht...


    Bei mir hat um achtsamer zu sein bei dem was ich gerade mache, gestern etwas geholfen, dass ich mir oft sage " Achtsamkeit " , mich also daran erinnere, dass ich achtsam sein wollte.

    Nachdem ich einen Tag vorher ein Schloss verloren hatte ( ist mir aus dem Korb gerutscht ) und einen Tag danach den Schlüssel für ein neues Schloss ( hatte es noch nicht an den Schlüsselbund befestigt ), dachte ich, jetzt wird es mal Zeit.


    :grinsen:


    Werde es morgen wieder so versuchen. Und was mir auch etwas geholfen hat gestern- das hat eher mit Frieden fühlen und heiter zu sein zu tun- dass ich das Wort " Dankbarkeit " gedacht habe.

    Denn es gibt vieles wofür ich dankbar sein darf, das ist mir an dem Morgen durch eine geführte Kontemplation aufgefallen.


    Liebe Grüße :heart:

    Der Weise, der, auf Sittlichkeit gestützt,

    Den Geist entfaltet, sich in Weisheit übt,

    Ein solch entschlossener und weiser Jünger

    Mag dieses Lebens Wirrsal einst entwirren.


    (Diese Verse finden sich im Samyutta-Nikāya).

    Einmal editiert, zuletzt von Rigpa ()

  • Hi, nuk. Ich platziere hier das absolut frische Video von heute, ARD-Produktion:

    (man kann es löschen oder verschieben).

    Da habe ich seit langer Zeit mal wieder was von den OeRe 'konsumiert'. Na ja. Irgendwie zahle ich meine Rundfunkgebuehr dafuer, dass es die Macher nicht hinbekommen, Rechte Sammlung von Rechter Achtamkeit zu unterscheiden. Und dann wird noch alles mit 'esoterischem Soundbrei' unterfuettert. Nun denn.

    "Setz dich, Freund und trink einen Tee."

    Einmal editiert, zuletzt von nuk ()