Wintersonnenwende im Buddhismus

  • Heute ist Wintersonnenwende, die längste Nacht des Jahres – oder der kürzeste Tag des Jahres, wie man will.


    Mich hat interessiert, ob dieser Tag im Buddhismus irgendeine besondere Bedeutung hat. Dabei bin ich bei einer kurzen Google-Recherche aber lediglich auf das "Hiwatari Matsuri", das japanische Feuerlauf-Fest gestoßen.


    Das Hiwatari Matsuri wird im buddhistischen Takaosan Yakuoin Tempel gefeiert. Im Rahmen der Zeremonie laufen Mönche und Laien barfuß und betend über brennende Kohlen eines Feuers. Im Fokus stehen dabei Gebete für die Sicherheit und Gesundheit der jeweils eigenen Familie für das kommende Jahr. Außerdem spielt wohl auch der Gedanke der reinigenden Kraft des Feuers eine nicht unwesentliche Rolle.


    Tolle Fotos zu dem Ritual gib es hier:

    https://www.telegraph.co.uk/news/worldnews/11459723/Hiwatari-matsuri-Japans-fire-walking-festival-in-pictures.html


    Kennt jemand noch andere buddhistische Rituale im Zusammenhang mit der Wintersonnenwende?

    "Es gibt nur eine falsche Sicht: Der Glaube, meine Sicht ist die einzig richtige."

    Nagarjuna

  • Aus dem Soto-Zen ist mir tatsächlich nichts "offizielles" (falls man es so sagen mag) bekannt (hier der Jahreskalender der Soto-Shu: https://www.sotozen.com/ger/practice/event/index.html)


    Aus dem Wolkentor (aus der Rinzai-Tradition) ist mir das hier bekannt:

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    Bisher habe ich daran aber nicht teilgenommen.



    Ich für mich selbst finde die Sonnenwende-Tage aber als Symbol ganz schön und gut. Das Kommen und Gehen des Lichts (oder der Dunkelheit) ist wichtig für den Jahresrythmus. Ohne würde es bei uns sicher ganz anders aussehen - falls die Erde als solche überhaupt existieren würde. Die Natur hinterfragt dabei aber nicht, sondern nimmt diesen Rythmus einfach wie er ist und lebt damit. Wir Menschen, oder zumindest ich, schaffen das nicht so einfach. Im Sommer wird die Zeit erwartet, in der es endlich nicht mehr so grell und heiß ist, und im Winter wartet man darauf, dass es nicht mehr so kalt und dunkel ist. Aber ohne das Eine, gäbe es das Andere nicht. Die Sonnenwende-Tage sind dafür eine gute Erinnerung.

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  • Buddhistische Feste sind in aller Regel nach dem Mondkalender festgelegt, während die Solstitien und Äquinoktien Daten des Sonnenkalenders sind. Im Theravada ist Magha Puja traditionell der 3. Vollmond des Jahres, Visakha Puja ist am 5. Vollmond und Asala Puja ist am 7. Vollmond. Kathina war traditionell der Vollmond nach Ende der Regenzeit. Diese Bindung besteht heute idR nicht mehr; die Termine variieren je nach Tempel / Kloster etwa zwischen Mitte Oktober und Mitte November. Nach 'unserem' gregorianischen (Sonnen-)kalender sind das natürlich 'bewegliche' Feiertage wie etwa Ostern.


    In China und Tibet ist das ähnlich - wobei es Unterschiede in den Mondkalendern gibt (z.b. hinsichtlich Jahresbeginn). In Japan wiederum wurde auch der buddhistische Festkalender auf den gregorianischen Sonnenkalender umgestellt, so dass es dort 'feste' Feiertage gibt. Interessanterweise gibt es in Japan an den Äquinoktien (also an Sonnenkalender-Terminen) zwei wichtige Feiertage: Haru-no-Higan am Frühjahrs-Äquinoktium und Aki-no-Higan im Herbst. Sie sind vermutlich vorbuddhistischen Ursprungs, gelten aber auch vor allem für Buddhisten als religiöser Feiertag. Es sind (ähnlich wie Weihnachten bei Christen) Familienfeste, jedoch wird an ihnen besonders der verstorbenen Familienmitglieder gedacht - mit Totenopfern (Blumen, Wasser, Tee ...), Tempel- und Friedhofsbesuchen, Beileidsbesuchen ... 'Higan' ist die japanische Übersetzung von 'paramitā', das 'zum anderen Ufer führende'.


    Mit dem Solstitien verbundene buddhistische Feste sind mir nicht bekannt - bis auf (neuerdings) das oben vorgestellte Hiwatari Matsuri. Das scheint mir aber doch eine Spezialität der (nicht allzu großen) Shugendo-Sekte zu sein, kein allgemeiner Feiertag wie das bekannte Hana Matsuri ('Blumenfest') im Frühling (08.04.). Unter diesem Namen wird es auch von Shintoisten, Christen usw. gefeiert. Die speziell buddhistische Bezeichnung ist Butsu Sakuson Gotan-e oder (weniger gebräuchlich) Tanjô-e. Buddha Shakyamunis Geburtstag.

    OM MONEY PAYME HUNG

  • Ich denke der Witz bei der

    Wintersonnwende ist, dass man sich freut, dass die Tage wieder länger werden. Aber in vielen Ländern im Süden sind die Tage nicht kurz:


    Bangkok 11h 17m
    Lhasa 10h 12m
    Kyoto 09h 46m
    Tokyo 09h 43m
    Peking 09h 18m
    Berlin 07h 37m
  • Baidu meint, dass die Wintersonnenwende im chinesischen Buddhismus wichtig ist. Dieser Tag ist wichtig für die Ahnenverehrung und die chinesischen Buddhisten scheinen sich daran gehängt zu haben, so dass dieser Tag für Verdienstübertragung, den Pagoda-Besuch der verstorbenen Meister usw. genutzt wird. Hier ist einmal ein Link zur Wintersonnenwende (冬至)-Feier im Xin'an Zen-Tempel auf dem Jiuhua-Berg:


    Xin'an Temple, Non Yin, Winter Solstice, Ancestor Worship, Retribution of Grace, Chao Puja and Burning Jizo Yuyi Bao Tongqi-Jiuhuashan Xin'an Temple-Jiuhuashan Six Mu Field (jhsxacs.com)

  • Würde mich wundern, wenn die Sonnenwenden (Solstitia) im Buddhismus eine Bedeutung hätten. Buddhismus wird ja vor allem in tropischen Ländern praktiziert, die zwischen dem nördlichen und südlichen Wendekreis liegen. Innerhalb des nördlichen und südlichen Wendekreises sind die Längen der Nächte und Tage übers Jahr viel weniger unterschiedlich.

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  • Das nördlichste, buddhistisch geprägte Land ist wohl die Mongolei. In Ulan Bator Tag zur Zeit "8 Stunden, 23 Minuten". Die Mongolen feiern aber keine Wintersonnwende. Eine ähnliche Funktion erfüllt aber das Neujahrsfest.


    Die buddhistische populäre Mythologie verbindet das Fest Tsagan Sar mit dem Namen einer buddhistischen Gottheit – Dharmapala, der Göttin Baldan Lhamo. Nach der Legende kommt sie jedes Jahr nach dem nächsten Sieg über die Rakshasa (Dämonen aus der indischen Mythologie) und der Rettung der Sonne, die von dem Herrn der Hölle – König Yan (bzw. Yan Wang) (Эрлэг номын хаан – mongolisch) verschluckt wurde, auf die Erde, wärmt sie die Erde mit ihrer Wärme und der Frühling beginnt. Die Kälte zieht sich zurück, der winterliche Futtermangel endet, die neue Jahreszeit beginnt mit der Wirtschaftstätigkeit der Viehzüchter. Sie zählen die Verluste, die im Winter erlitten wurden und freuen sich über das Kommen der warmen Jahreszeit.

    Es ist aber erst einen Monat nach dem ersten Neumond nach der Wintersonnwende - also erst im Februar.


    Während man sich in warmen Gefilden nicht fragt, wie viele der Tiere es durch den Winter geschafft haben.