"Gefährliche Retreats?"

  • Insofern ist ein Retreat tatsächlich ein Urlaub, eine von der Arbeit für Nahrung, Kleidung und Unterkunft freie Zeit - ohne dass man sich dafür den ökonomischen Unsicherheiten einer auf Betteln basierenden Lebensweise aussetzen muss. Das ermöglicht für eine begrenzte Zeit ein sehr intensives Geistestraining, das dann auch die genannte Integration in den anschließenen Alltag erleichtert.

    Sorry , wie viel kostet dieser "Urlaub"? Man sollte sehr lange zuerst schuften, um diesen Urlaub sich gönnen, oder ? Der ist nichts umsonst.



    Wobei ich mir vorstellen kann, dass die Leute, die sich über schädliche Nach- oder Nebenwirkungen von Retreats beklagen, eben diese Retreats nicht zuletzt aufgrund des mehr oder weniger bewussten Leidensdrucks einer latenten Störung besucht haben. Gewissermaßen als untauglichen Selbsthilfeversuch.

    Nichts immer aber "un-tauglich", wenn man selbst im klarem ist, dass es das Trauma oder die verborgene im Innerem die Komplexe ( Syndrome ) dank / durch Reatreat freigelegt würden, dann man kann mit ihnen arbeiten, aber nach dem "Retreat", besser mit dem erfahrenen Fachmann ( so der Psychologe oder der Analytiker..usw..)


    Mit dem mentalen 'Abstand' vom Alltag, der als bedrohliche Disparität empfunden werden kann, lässt sich meines Erachtens auch die Problematik bei psychisch labilen Personen erklären, die sich mit ihrem traumatisch erfahrenen 'Alltag' arrangiert haben. Wenn durch die Intensität der Übung in einem Retreat die Selbstschutzmechanismen relativ schnell 'transparent' und durchlässig werden, setzt dies Ängste frei. Bei solchen Ausgangsbedingungen ist ein Retreat eher nicht der richtige Umgang damit - vielleicht sogar Geistestraining überhaupt nur bedingt. Priorität hat da eine Heilung des psychischen Schadens und dafür gibt es Leute, die speziell dafür ausgebildet sind.

    Dann alle, die "Retreats " besuchen, wären reine Masochisten, die wollten von dem Alltag unbewusst fliehen, also mit der eigenen Problematik "sich arrangieren".

    Doch, aus rein "psychoanalytischen " Sicht das ist echt gut, wenn die "Ängste " freigesetzt werden. Nur dann, ich schlussfolgere nur, man hat die Möglichkeit, mit ihnen zu arbeiten.

    Bei der psychichen "labilen " Leuten das Geistestrainig ist aber notwendig, rein medizinsich gesehen. Oder die sind aud die Pillen angewiesen, das ist aber die "Schein-Lösung". Denn die verdecken die ganze Symptomatik. Aber Retreat ,sie , umgekehrt,--- aufdeckt. So nur die einige Aspekte. Rein Psychologicher Standpunkt.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Ich habe selber an meinem Retreat von Goenka teilgenommen abr mit Leuten gesprochen, die das getan haben.


    Ich habe dabei folgendes gehört.


    1. Die Retreats sind mit 10 Tagen Recht lang aber trotzdem nehmen viele Leute Teil, die damit wenig Erfahrung haben.
    2. Statt dass es einen Lehrer gibt, der eine hohe Qualifikation hat, werden Videos von Goenka angesehen und die Ausrichter übernehmen mehr organisatorische Massnahmen.
    3. Statt das man auf Freilligkeit setzt werden den Leuten die Handy angenommen.
    4. Es gibt einige die so ein langes Retreat als eine sportliche Herausforderung sehen die es durchzustehen gilt.

    Ich weiß nicht ob das Einzelbeobachtungen von einem bestimmten Retreat zu einer bestimmten Zeit waren oder ob das allgemein so ist. Vielleicht kann mich ja jemand aufklären der da mehr Erfahrung hat. Sind die Punkte dich ich bringe falsch?


    Für klingt das so, als seinen einerseits der einzelne Teilnehmer sehr vulnerabel, als gebe es eine Kultur von Abschottung und Durchhalten und dann kein qualifizierte Gegenüber in Form eines Lehrers vorhanden.


    Für jemand Erfahrenes sind diese Bedingungen kein Problem aber gerade bei blutigen Anfängern klingt das nicht gut. Auch wenn ich das erste mal.in einer Kletterhalle bin, brauche ich einen guten Lehrer und es reicht nicht ein Video anzusehen und zu unterschreiben, dass man jegliches Risiko selbst trägt.

  • Ich habe vor etwa 20 Jahren 2x so einen Goenka Kurs mitgemacht. Damals hatte ich zwar kein Handy, aber man durfte keinen Kontakt nach Außen haben, nur im Notfall natürlich.

    Es war ein Lehrer dabei, bei dem man regelmäßig Gespräche hatte.

    Es war schon ziemlich hart, aber ich bin froh, daß ich das damals gemacht habe.

    Ich erlebte zum ersten Mal ein Gefühl von völligem Gleichmut.


    Es wird einem ja vorher nicht verheimlicht, daß man keinen Kontakt nach außen haben darf, damit man sich voll und ganz auf sich konzentrieren kann. Also steht es ja jedem frei, sich darauf einzulassen oder eben nicht.

    Und die Kosten waren damals auf reiner Spendenbasis.

    So meine Erfahrung.

  • Ut mine Stromtid

    Aus meiner Stromzeit

    Das Durchhalten von Druck hat mir nicht geschadet. Es hat mich gestärkt, mit Drucksituationen umzugehen. So ein Retreat ist sinnlos, wenn es nicht auf das alltägliche Leben angewendet wird.

    Wenn es zu Ende ist, muss ich mir bewusst werden, dass ich in viel kürzeren Retreats in meinem Leben aufgegeben habe, anstatt mich durchzubeißen.

    Das ist es, was ich meinem Lehrling gewünscht hätte. Das er dieses sich durchbeißen schon gelernt hätte. Dieses wie kann ich das überleben. Wie wenig benötige ich wirklich um zu leben, nicht weil ich verzichte, sondern weil es nicht zur Verfügung steht. Also die rechte Ansicht, dass ich etwas, das nicht zur Verfügung steht, nicht haben kann, auch nicht verzichte, es ist nicht da und jede Vorstellung, dass es da sein könnte, führt in Verzweiflung.

    Verzweiflung nicht am Leben, sondern an den selbsterzeugten Wünschen.


    Sich über ein solches Retreat zu beschweren ist ein Versuch zu relativieren, das nicht aushalten der Leere.


    Ut mine Stromtid, Fritz Reuter, ein Roman der sich nur lohnt, wenn man sich durchbeißt, durch das Original.

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  • Sich über ein solches Retreat zu beschweren ist ein Versuch zu relativieren, das nicht aushalten der Leere.

    Ein 'hartes' Urteil - aber sicher nicht unberechtigt. Trotzdem sollte man ein Mittel / eine Methode, die bei Anwendung teilweise kontraproduktiv wirkt, überprüfen und nach Möglichkeit optimieren. Und sei es *nur* aus Gründen des Mitgefühls mit den 'Durchgefallenen'.


    Ich denke, jede*r schon etwas länger Lehrende hat im Lauf ihrer oder seiner Karriere solche Fälle erlebt und seine eigene Lehren daraus gezogen. Eine solche Geschichte eines meiner Lehrer hat mich sehr bewegt - und es ist wichtig, dass gerade auch solche Geschichten weitergegeben werden. Wenn auch nur unter Leuten, die es etwas angeht.

    OM MONEY PAYME HUNG

  • Das Durchhalten von Druck hat mir nicht geschadet. Es hat mich gestärkt, mit Drucksituationen umzugehen.

    Die Frage ist doch immer, was passiert , wenn es nicht klappt und man an einen schlimmen Punkt kommt. Ist dann jemand da, dwr damit umgehen kann. Nochmal der Vergleich mit eine Kletterhalle. Natürlich kann man da jemand hineinschicken und ihm sagen,er soll mal alles für sich selber ausprobieren. Und in 95 von 100 Fällen geht es gut. In 40 von 1000 Fällen gibt es Probleme und bei 5 von 1000 passiert was Tragisches. Wo ist die Verantwortung angesiedelt


    Dies hat damit zu tun, wie man ein Retreat definiert. Ist es eher so etwas wie beim Psychologen, dass man sich deswegen ganz öffnen kann, weil man sich in einer geschützen Umgebung befindet, wo jemand da ist der auch mit Problem- oder Notfällen zurecht kommt. Oder bedeutet Retreat nur jemanden einen förderlichen Ort zur Verfügung zu stellen, und alles andere ist sein Problem?


    Je nachdem wie man diese Frage beantwortet, könnt man zu einer anderen Antwort, was zu verantworten ist.


    Wie ich Priya verstanden habe, gab es auf dem Goenka Retreat einen qualifizierten Lehrer.

  • Das Durchhalten von Druck hat mir nicht geschadet. Es hat mich gestärkt, mit Drucksituationen umzugehen.

    Noreply , das war aber sehr gut.

    So F. Nietzsche:


    Zitat

    Was mich nicht umbringt, macht mich stärker.

    Ich wollte es ein wenig korrigieren, "Wenn ", usw.

    Der totaler Rückzug aus dem Alltag hat, meine meinung, nur dann den Sinn, wenn der betroffene Mensch absolut im klarem ist, wozu er das macht, welche Gefahren( mögliche) ihn erwarten können, und es wäre echt schade, wenn man danach so , wie es CCC erzählte, in die Klinik, egal welche, gehen sollte, um den Schaden zu reparieren.

    Also, es geht um die Schaden-begrenzung, und das richtige Abwägen dafür/ via/ dagegen. Und das ist immer individuell.

    Beim Aravind ist der Kontakt mit dem Lehrer immer möglich! Das ist aber sehr wichtig, und ich bezweifle sehr, das es so auf den allen reatreats als die Faustregel gilt, denn man spricht eher über die "Massen-Ab-fertigung".

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Das machte mich als Meister oder Ausbilder aus. Dieses Erkennen des Glaubens nicht durchhalten zu können beim Auszubildenden.

    Das Gespräch ist sehr wichtig.

    Dieses ebnet wieder die Emotionen und führt zu einem Erfahrungsaustausch.

    Andererseits muss ich die Fähigkeit haben, nicht hilfreich zu sein, wenn ein Durchhalten können erlernt werden soll.


    Es gibt, glaube ich, keinen Auszubildenden, der mich vergisst. Die meisten haben nachher verstanden, warum ich so ekelig war. Während meines nicht hilfreich Seins ist es hilfreich diesen Verstoß gegen die Sila zu ertragen.

    Auch ich werde erst erlöst, wenn ich meine Empfindungen mit denen des Auszubildenden abgleiche.

    Nacher unbedingt darüber sprechen.

    Wir sind Menschen und es ist unsere Natur, dass wir unsere Emotionen austauschen müssen.

    Heißt einander als unbeständig, unbefriedigend und ohne selbst entstehenden oder entstandenen Kern erkennen.

    Wenn mein Gegenüber nicht erkennen kann, ich zwar anders gelitten habe, aber doch genauso wie er, hatte alles keinen Sinn.

    Ein Austausch mit den technischen Fehlern/Verstand ist nur dann sinnvoll, wenn das Emotionale geglättet/angeglichen ist.


    Also ein Retreat ohne lebendigen anwesenden Lehrer, der das Retreat auch mitmacht, ist vollkommen wertlos. Videos kann ich auch zu Hause schauen. Da kann ich aber nicht meine Emotionen mit jemandem austauschen, der zu der vergangenen Zeit des Durchhaltens nicht die eigenen Emotionen nachher zeigen kann. Mit mir ausgleichen.



    OT

    Ich habe die Lehre des Buddha selbst ohne ihn erkannt und das war nicht immer schön, nicht immer hässlich, zufrieden war ich nie und ich werde den Teufel tun, das jemals zu sein. Zufriedenheit ist der unkreativste Zustand. Weder wohl, noch unwohl.


    Die Aufzeichnungen der Lehre haben mir viel mehr bei meinem Verhalten und mich verstehen geholfen, als dass sie mir viel Neues lehren konnte. Sie hatte allerdings die Wirkung, dass ich ungeheuer kryptisch kommunizieren kann, weil sie mir hilft sehr stark zusammenzufassen. Meine Sprache ist Deutsch. Dein ist eine andere und doch kann ich dich verstehen, einfach weil wir beide kryptisch sind.

    Wir brauchen uns nicht verstehen, die Emotionen sind ausgeglichen.

    :grinsen: Die Lehre kann nicht nur mit Geist/Verstand oder nur mit Emotion/Körper durchdrungen werden. Ist Körper und Geist abgefallen, was bleibt? Leben.

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  • Siehe hier: RE: "Gefährliche Retreats?"

  • Meine Sprache ist Deutsch. Dein ist eine andere und doch kann ich dich verstehen, einfach weil wir beide kryptisch sind.

    Wir brauchen uns nicht verstehen, die Emotionen sind ausgeglichen.

    Lieber Noreply , es geht hier , wie ich es sehe, um die innigste Resonanz des ( Herz-Geist) -es zwischem dem Lehrer und "mir". Für die alle andere diese "Sprache" könnte als "kryptisch" klingen, aber nichts für denen, welche auf dieser gemeinsamen Schwingung mit dem Lehrer bewegen. So kann man auch die "Leere " aushalten, denn der Lehrer weist den Weg hin, als das lebendige Vor-Bild. Nur bei solchen Bedingungen Retreat macht den Sinn.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates