Tibetischer Buddhismus ohne tibet. Lamas?

  • Ich bin seit 30 Jahren im Buddhismus unterwegs, zu einem wesentlichen Teil im tibetischen. Viele Initiationen wurden von tibetischen Lamas durchgeführt. Ein Teil der Attraktivität beruhte wohl auch darauf. Nun sind inzwischen die meisten 'meiner' großen Meister gegangen, oder werden das in absehbarer Zeit tun. Ich frage mich, wie verbreitet es inzwischen ist, dass auch westliche Personen Einweihungen in höhere buddh. Tantraklassen (Anutara-Yoga Tantra) geben. Also konkret Guhyasamaja, Yamantaka, Hevajra, Chakrasamvara, Kalachakra und ähnliche. Um mal zwei Beispiele zu nennen: Tsem Rinpoche war nicht ganz unumstritten, aber bzgl. Vajrayogini war man bei ihm gut aufgehoben. Oder Helmuth Poller in Wien ist bzgl. Hevajra für mich ein großartiger Lehrer. Gibt es noch viele andere, oder sind das Einzelfälle?

  • Ich denke es wird hier kaum Antworten auf deinen Beitrag geben, da viele das Forum verlassen haben.

    Insgesamt frage ich mich natürlich auch, warum es so wenige Lehrer aus dem Westen gibt, die nicht in monastische Strukturen eingebunden sind und tantrischen Buddhismus lehren. Mir fallen James Low, Lama John Reynolds, Keith Dowman und natürlich Helmuth Poller ein. Daher würde ich sagen, die yogische Linie ist noch nicht besonders stark ausgebildet. Könnte man das so formulieren?

  • Ja, Vajranatha und Keith Dowmann sind mir auch noch eingefallen. Was mich bewegte, war die Frage nach der Zukunft des Tantra im Westen, falls es uns nicht gelingt, zeitgemäße Lehrer heranzubilden. Meine Erfahrung ist, dass zwar einige junge "Reinkarnationen" von großen Meistern aus dem Exiltibet in den Westen kommen, dass die Vergleiche und Bilder, die sie gebrauchen, aber auswendig gelernt und oft veraltet wirken. Manch tibetische Geshe-Debatte zerlegt im Westen heute schon ein Student im 2. Semester Philosophie wegen Inkonsistenzen. Wo sind unsere jungen Talente, die hohes Tantra leben und zeitgemäß lehren können?

  • Warum sind Dir denn die Einweihungen so wichtig, crocus ?

    Kannst Du das mal näher darlegen?

    Verlange nicht, dass alles so geschieht, wie du es wünschest,
    sondern wolle, dass alles so geschieht, wie es geschieht,
    und es wird dir gut gehen.
    Epiktet

  • Ich war bei meiner Zuflucht im Theravada beheimatet. Kurz darauf geriet ich in tantrische Kreise. Es hat mich fast ein Jahr gekostet, herauszufinden, ob und wie es möglich ist, dass so verschiedene Wege dasselbe Ziel haben.

    Buddhistisches Tantra ist eine Methode, buddhistische Ziele zu erreichen. Das Besondere an tantrischen Methoden ist die unmittelbare Arbeit mit Energieflüssen in uns. Ein Vorteil ist, dass man weitgehend nonverbal auf das Ziel hinarbeitet, d.h., man entgeht auch weitgehend dem Problem, sich an den Grenzen unserer Worte den Kopf einzurennen (frei nach Wittgenstein formuliert). Bei der Arbeit mit unseren Energien (Anhaftung, Abneigung z.B) geht es am Anfang der Praxis um gezieltes Wahrnehmen derselben, später um Nicht-Einhaken, Auflösen, Umleiten, Konzentrieren, Verschmelzen und dergleichen mehr. So etwas sollte man aber nicht tun, ohne genau zu wissen, worum es geht, wohin man will und wo die Gefahren liegen. Deshalb sind tantrische Praktiken erst nach Einweihung durch eine 'sachkundige Person' durchzuführen.

  • Was mich bewegte, war die Frage nach der Zukunft des Tantra im Westen, falls es uns nicht gelingt, zeitgemäße Lehrer heranzubilden. Wo sind unsere jungen Talente, die hohes Tantra leben und zeitgemäß lehren können?

    Viele Praktizierende des buddhistischen Tantra sind ja in kleinen Mandalas verbunden und bisher gab es ja keinen Grund, aus diesen neue Lehrer hervorzubringen. Es wird sich zeigen wie es zukünftig weitergeht.

    Was Lehrer aus dem Himalaya Raum anbelangt, fehlen diesen kleinen Gruppen die Ressourcen jemanden einzuladen. Das läuft dann über die großen Zentren die unter tibetischer, monastischer Schirmherrschaft stehen oder über fundraising touren von Lamas, die für sich und ihr Kloster Werbung machen.

    Vielleicht zeigt sich ja doch in Zukunft wieder ein kraftvoller Lehrer wie Chimed Rigdzin im Westen oder die Schüler obengenannter Lehrer schließen sich zusammen und begründen eine eigene, westliche Linie.

  • Buddhistisches Tantra ist eine Methode, buddhistische Ziele zu erreichen. Das Besondere an tantrischen Methoden ist die unmittelbare Arbeit mit Energieflüssen in uns. Ein Vorteil ist, dass man weitgehend nonverbal auf das Ziel hinarbeitet, d.h., man entgeht auch weitgehend dem Problem, sich an den Grenzen unserer Worte den Kopf einzurennen (frei nach Wittgenstein formuliert). Bei der Arbeit mit unseren Energien (Anhaftung, Abneigung z.B) geht es am Anfang der Praxis um gezieltes Wahrnehmen derselben, später um Nicht-Einhaken, Auflösen, Umleiten, Konzentrieren, Verschmelzen und dergleichen mehr. So etwas sollte man aber nicht tun, ohne genau zu wissen, worum es geht, wohin man will und wo die Gefahren liegen. Deshalb sind tantrische Praktiken erst nach Einweihung durch eine 'sachkundige Person' durchzuführen.

    Im letzten Jahr, bevor meine Mutter (zuletzt bettlägerig) starb, habe ich sie gelegentlich oben auf dem Kopf gekrault, dort, wo sich die Große Fontanelle befindet, genau dort. Dabei habe ich jedesmal zu ihr gesagt: "wenn du mal rausgehen willst, dann musst du hier rausgehen!", und sie antwortete ernsthaft: "Ja, mach' ich!"

    Dieses Rausgehen war zwischen uns von Bedeutung, denn sie war zuletzt im Altenheim, und als es ihr noch besser ging, fragte sie mich bei jedem Besuch: "Fahren wir jetzt nach Hause? Lass uns nach Hause fahren!" (was mir fast das Herz brach).

    Bis ganz zuletzt war ich aber, trotz ihrer sehr schweren Demenz, die Einzige, die sie noch kannte, und sie wusste, dass ich ihre Tochter bin. Alle anderen Menschen waren fremd und vielleicht auch bedrohlich für sie.

    Das gab mir die Chance, ihr großes Vertrauen zu mir zu nutzen, und das ist der Grund zu meinem Entschluss, sie oben am Kopf zu kraulen. Denn ich weiß: das große bedingungslose Vertrauen, das ist der entscheidende Katalysator, um Energieflüsse anzuregen und in Bahnen zu lenken. Auch, wenn ein Mensch im Leben nie meditiert hat und solche Lehren und Gemeinschaften immer abgelehnt hat, funktioniert das. Wir alle wissen aus Geschichten von plötzlichen Erleuchtungserfahrungen, dass die betreffenden Kandidaten manchmal auch gar nicht vorbereitet waren. Diese subtilen Vorgänge sind wie Kugelblitze. Manche meditieren nie, so wie meine Mutter, und Andere, die ihr Leben lang meditieren und vielleicht auch Einweihungen hinterherjagen, bewegen sich in ihrer Entwicklung keinen Zentimeter weiter. Nebenbei bemerkt: das ist auch der Grund, warum wir im Wert eines Menschen nicht unterscheiden sollten. Selbst der größte Verbrecher trägt die Buddhanatur in sich, sogar Hitler, dessen Privatleben ja im Fernsehen schon mehrfach dokumentiert wurde und was ich mit großem Interesse verfolge! Aber ich will hier nicht abschweifen.


    Ich sagte schon an anderer Stelle: Einweihungen und dergleichen sind nur glitzerndes Beiwerk.

    Und füge hier hinzu: wer es braucht, der soll ruhig dran teilnehmen. Aus tantrischer Sicht wird empfohlen, alles auszuprobieren, alles. Auch wenn es darum geht, eine Flasche 80prozentigen Rum in sich zu kippen. Wenn es denn sein muss, dann muss man eben diese Erfahrung machen.

    Irgendwann in dieser weiten, unvorstellbar vernetzten Erscheinungswelt kommt jedes Wesen einmal zum Erwachen, und die Wege sind oft so krumm, wie unsere vorgefasste Meinung und Vorstellung es sich nie ausmalen kann.

    Aber es gibt einen entscheidenden Faktor, den "spirituellen Motor", der alles übertrifft und diese Prozesse mit Abstand beschleunigt: das bedingungslose Vertrauen.


    So weit, so gut.

    Wir haben hier das Thema: "Tibetischer Buddhismus ohne tibetische Lamas", und ich möchte betonen, dass ich mich eng ans Thema halte, auch wenn es sich dem/der Einen oder Anderen nicht unmittelbar erschließt.

    Während ich in der Zeit des letzten Verfalls meiner Mutter mal ein paar Tage zum Kamalashila-Institut verreist war und ich mit den Lamas bei Frühstück saß, erzählte ich, dass ich meine Mutter öfter über der Großen Fontanelle kraule und sie ermuntere, da rauszugehen, wenn es so weit ist. Da antwortete der Lama, den ich besonders gern mag (und der ausgerechnet schon einmal zu mir gesagt hatte, dass Vertrauen und Hingabe das Wichtigste seien), dass ich das auf keinen Fall tun solle! Das sei gefährlich!!!

    Ich war fassungslos, versuchte aber mir nichts anmerken zu lassen.

    Selbstverständlich habe ich das nicht befolgt. Denn die Bindung zwischen meiner Mutter und mir war sehr speziell - wie konnte er das beurteilen?!


    Dass mein Verhalten richtig war, habe ich daran gemerkt, dass die Lieblingsfarbe meiner Mutter die letzte Zeit Rot war, obwohl sie ihr Leben lang Grün bevorzugt hatte. Rot ist die Ausstrahlung von Amitabha, dem Dhyani-Buddha der Unterscheidenden Weisheit, aber auch der Buddha-Aspekt des Grenzenlosen Lichts. Aus ihm hat sich vor Jahrhunderten eine spezielle Richtung in Japan entwickelt, dabei er ist auch der Buddha des Reinen Landes Sukhavati. Im Tibetischen Buddhismus nimmt er unter den Dhyani-Buddhas eine hervorgehobene Stellung ein, und er ist von Bedeutung, wenn man Praktiken ausübt, um sich auf die Endlichkeit des Lebens einzustellen und auf das Sterben vorzubereiten.

    Das alles konnte meine Mutter natürlich nicht wissen, aber ich habe gestaunt, dass sie im letzten Jahr ihres Lebens noch die Lieblingsfarbe wechselte, und darum weiß ich, dass wir beide es zusammen richtig gemacht haben und sie auf einem guten Weg war und ist.


    Ein Lama ist auch nur ein Mensch und man muss ihm nicht übernatürliche Fähigkeiten andichten. Er kann sich auch nur an das halten, was er von seinen Lehrern gelernt hat. Am wichtigsten ist es für einen selbst, dass man, basierend auf früherer Erfahrung in der Praxis, das Richtige tut, und das kann man nur selbst fühlen, ein Lama kann das nicht.

    Hat man aber bedingungsloses Vertrauen in den Lehrer (ich meine auf eine subtile Weise, und nicht indem man sich blind missbrauchen lässt), dann ist es das Vertrauen, welches wirkt. Das darf man nicht mit der Person des Lehrers verwechseln. Dieses ganz spezielle Vertrauen wirkt wie ein Sog, den man auch spüren kann.

    Ich habe mich allerdings gewundert, dass eben dieser Lama, den ich immer noch am liebsten mag, mich vor meinem Vorgehen mit meiner Mutter warnte, obwohl gerade er es war, der gesagt hatte, dass bedingungsloses Vertrauen und Hingabe das Allerwichtigste sei. Diesen Widerspruch kann man sich nur damit erklären, dass die Lamas, wenn's drauf ankommt, sich doch lieber auf die Theorie berufen, um auf Nummer Sicher zu gehen.

    Es ist völlig unwichtig, dass ich kein Lama bin, sondern nur ein einfacher Mensch. Entscheidend war nur die innere Ausrichtung meiner Mutter. In diesem Fall war ich für sie der Katalysator.

    Verlange nicht, dass alles so geschieht, wie du es wünschest,
    sondern wolle, dass alles so geschieht, wie es geschieht,
    und es wird dir gut gehen.
    Epiktet

  • Hallo Amdap - dieser kleine Bericht hat mich berührt:

    Im letzten Jahr, bevor meine Mutter (zuletzt bettlägerig) starb, habe ich sie gelegentlich oben auf dem Kopf gekrault, dort, wo sich die Große Fontanelle befindet, genau dort.

    Es macht mich *froh*, dies zu lesen, und sozusagen einmal "gleichgesinnte" zu treffen. Ich hatte in der Zeit, bevor meine Mutter alt und dement wurde, "Osho-Tantra" und vor allem die tiefe Energie kennengelernt, die zu fließen beginnt, wenn man achtsames Massieren lernt und übt. Davon konnte ich ihr bei meinen Besuchen immer etwas geben: viel Berührung, kleine Massagen an den Unterarmen, und ein wenig Humor über die kleinen Malessen, die mit dem Verlust der geistigen Kräfte häufiger werden - und diese schwere Angst vor der kommenden Dunkelheit, die ich glaubte bei ihr zu spüren, dagegen diese Erinnerung: ich bin nicht allein... Danke dir für die kleine Erinnerung :)


    Hier möchte ich dir jedoch widersprechen, obwohl - eigentlich ist eher dein Satz selbst widersprüchlich:

    Ein Lama ist auch nur ein Mensch und man muss ihm nicht übernatürliche Fähigkeiten andichten. Er kann sich auch nur an das halten, was er von seinen Lehrern gelernt hat.

    Das habe ich immer anders gesehn. Eben gerade weil er ein Mensch ist, hat er die Möglichkeit und - wenn er Lehrer sein will- die Pflicht, über das hinauszugehen, was er von seinen Lehrern gelernt hat; die eigene Erfahrung, Vertiefung und meditative Analyse, den richtigen Ort für das, was ihm/ihr der/die LehrerIn vermittelt hat in der eigenen Lebenswirklichkeit zuzuordnen und umzubrechen. Ohne das haben wir platte Prediger, Pfaffen - niemals darf im spirituellen Feld der Lehrer sich einfach als -sozusagen- ChatGPT, als Podcast, als Plakatsäule oder Zitiermaschine verstehen oder verhalten.

  • Hi, Amdap. Danke sehr zuerst. Mein Dad ist bettlägerig und dement. Wie wichtig die Berührungen sind, und was sie bereiten, das ist mir klar.

    Aber dein Bericht erinnerte mir ein Zitat , welche ich in den Tantra-Quellen gefunden hatte, vor langen Zeit. Ca,. Zuerst man sollte diese subtile Energie im Lehrer sehen, dann man sieht es „wirklich“, am Ende aber man selbst per se IST diese Energie und braucht keinen Lehrer mehr. So auch Ch. Trungpa. ( am Ende der Lehrer befindet sich am Straßen- Rand, aber der Schüler bemerkt ihn nicht, „ Spirituellen Materialismus durchschneiden“)Was ich sehr wichtig finde, das absolute Vertrauen, der Lehrer auf der anderen Ebene ( so subtil, aber nicht der reale, wie in deiner Erzählung) stellt dann die Höchste Erkenntnis im meinem eigenen Inneren dar. Der Lehrer ist im diesem Sinne nur das Mittel (Ver-Mitt-ler) , um diese Energie zum Leuchten zu bringen, die war , eigentlich, immer in Mir/Dir da (anwesend) , so wie du es über Die Buddha -Natur treffend ausgedrückt hatte. Ich hoffe, es hilft mir, meinem Vater den letzten Weg auf dieser Erde zu gehen, denn wer noch kann ihn begleiten? Herzliche Grüße.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Vielen Dank für eure Beiträge. Schön zu lesen, dass auch Andere selbstverantwortlich auf tantrischen Pfaden voranschreiten. Wofür braucht man also noch einen tantrischen Leher? Mir sind bisher folgende Argumente begegnet:

    1) Zitat:"Der Guru überträgt dir die Energie der tantrischen Gottheit. Wo willst du die ohne Einweihung sonst herbekommen?"

    2) Die Praxis ist so mächtig, da kann man sich selbst großen Schaden zufügen, wenn man wild drauf los meditiert.

    3) Autodidakten neigen dazu, sich die Rosinen rauszupicken und die unangenehmen / anstrengenden Inhalte wegzulassen. Am Ende haben sie gefährliches Halbwissen, gebärden sich aber als Profis.

    4) Früher war es in Asien mit der Glaubensfreiheit nicht weit her. Wer nicht der offziellen Religion folgte, geriet schnell ins Visier des Staates. Deshalb wurde die Praxis oft im Geheimen ausgeführt.

    5) Wer Siddhis hat, kann diese auch zum Schaden seiner Mitmenschen einsetzen (black magic). Deshalb sollte vor einer Einweihung jemand drauf schauen, ob das auch ein geeigneter Kandidat ist.

    6) Autorität durch hl. Schriften: "In den Schriften steht, dass man eine Einweihung braucht. Ende der Diskussion."

    Für jedes Argument gibt es wohl eine Perspektive, aus der das gerechtfertigt erscheint. Allerdings gibt es auch valide Einwände gegen jedes Argument. Ich denke, am Ende kommt es stark auf den Einzelnen an. Am Besten fand ich zu diesem Thema einen Satz von Keith Dowman. Der fing an mit "Wer eine starke Anziehung zu dieser Praxis verspürt,..."

  • Beim Orden des Lama Anagarika Govinda wurde immer wieder hervorgehoben, dass Einweihungen nicht zwingend notwendig seien, und sie standen nicht an erster Stelle. Das einzig Wichtige sei es, wie man mit den meditativen Visualisationsmethoden zurechtkam. Gleichwohl: hatte man ein tiefes inneres Bedürfnis nach einer Einweihung, so besprach man das mit dem Ordensleiter. Gemeinsam entschied man dann, ob es wirklich wichtig sei oder nicht.

    Lautete der Beschluss zu einer Einweihung, so war das ein sehr aufwändiger Akt. Der/die Kandidat*In musste sich 24 Stunden von der Gruppe zurückziehen und durfte nicht gestört werden, musste schweigen, meditieren und wenig schlafen; auch Fasten war angesagt, währenddessen eine Vorbereitung durchgeführt wurde, welche die anderen Kursteilnehmer nicht mitbekommen sollten. Es ging also dementsprechend sehr geheimnisvoll zu, und bis heute weiß ich nicht, was da lief, wenn so etwas vorkam. Denn was mich betrifft, da hielt ich mich an die Empfehlung, dass Einweihungen nebensächlich seien.

    Wie man sieht, ging es im Normalfall immer nur darum, nur eine Person einzuweihen. Bei den Traditionstibetern dagegen sehe ich, dass Einweihungen eine attraktive Großveranstaltung sind, und als man noch lange nicht an Corona dachte und die als Begleiterscheinungen aufkommenden Online-Konferenzen, da waren bei Besuch eines hochstehenden Lamas diese Einweihungen Riesenevents. Auch waren diese um einiges teurer als ein normaler Vortrag. Sie halfen also, da es hier keine sichernde Kirchensteuer gibt, die Existenz der Linie(n) zu stabilisieren. Dafür muss man Verständnis haben, denn den führenden Personen die Existenz zu sichern, ist ja auch wichtig. Von Luft allein kann man nun mal nicht leben.


    Und obwohl die Einweihungs-Events teurer waren, strömte dort das meiste Publikum hin, wohl weil sie sich sonstwas davon erhofften. Heilung, Erlösung oder mindestens auf eine höhere Ebene gehoben zu werden.

    Nur leider halten solche Erwartungen nicht lange an, wenn der Alltag einen dann wieder in die Zange nimmt. Darum sehnt man sich dann bald nach der nächsten Einweihung.

    Wenn es aber nur darum geht, dazu kann ich nur sagen: Schokolade tuts auch, sie steigert den Serotoninspiegel, und ist auf jeden Fall billiger.

    Verlange nicht, dass alles so geschieht, wie du es wünschest,
    sondern wolle, dass alles so geschieht, wie es geschieht,
    und es wird dir gut gehen.
    Epiktet

  • Ich hoffe, es hilft mir, meinem Vater den letzten Weg auf dieser Erde zu gehen, denn wer noch kann ihn begleiten?

    Wenn zwischen Deinem Vater und Dir eine tiefe Bindung besteht, dann bist Du es, der ihn begleiten kann.

    Mich berührt Deine Schilderung sehr.

    Auch wenn Du denkst, Du seist nur ein einfacher Mensch: Du kannst innerlich mit ihm gehen. Niemand ist auf dem Weg des Lebens allein, niemand.

    Verlange nicht, dass alles so geschieht, wie du es wünschest,
    sondern wolle, dass alles so geschieht, wie es geschieht,
    und es wird dir gut gehen.
    Epiktet

  • Wenn zwischen Deinem Vater und Dir eine tiefe Bindung besteht, dann bist Du es, der ihn begleiten kann.

    Mich berührt Deine Schilderung sehr.

    Auch wenn Du denkst, Du seist nur ein einfacher Mensch: Du kannst innerlich mit ihm gehen. Niemand ist auf dem Weg des Lebens allein, niemand.

    _()_ _()_ _()_

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Man könnte "böse" anmerken, dass die Tibeter evtl. nicht so an der Implementierung von westlichen Linien interessiert sind. Die oben angeführten Lehrer gehen ja meist auf ein paar Tibeter zurück, die da wohl mehr den Dharma und nicht die Geldkasse im Blick hatten.