• Vor ein paar Tagen bin ich auf den japanischen Begriff „Wabi Sabi“ gestoßen.

    Im Zusammenhang mit Kunst und Fotografien von Malereien und Ausdruck von Wabi Sabi darin (s. Neo Zen von Detlef Fischer auf YT):


    Das „Perfekte“ im „Unperfekten“ zu erkennen (in etwa: alles im Universum ist immer in Ordnung, man muss nichts verändern, und damit indirekt auch Ausdruck der „Leerheit“)


    Der Fluss des Lebens (Teekessel bekommen nun mal Beulen, genauso wie Menschen altern, sa Edward Espe Brown und die verbeulten Teekessel in „How to Cook your Life“).


    Schlichtheit, Einfachheit (mit wenig Auskommen, mit das was da ist).


    Teezeremonie, Zen Gärten, sind anscheinend bewusste Ausdrucksformen von Wabi Sabi.


    In der japanischen Bevölkerung scheint Wabi Sabi auch so selbstverständlich zu sein wie in D die Bratwurst. Dazu habe ich das Buch von Beth Kempton mal gelesen.


    Warum vieles oft nur schwer genauso in den Westen selbstverständlich rüberzubringen ist, scheint zum einen an der Sprache zu liegen:

    Im japanischen bekommen bestimmte Schriftzeichen (Wörter) erst im aktuellen Kontext die richtige Bedeutung:

    D.h. das Wort alleine ist erst einmal „unscharf“…

    Für die Jahreszeiten zB kennt die japanische Sprache bis zu 100 verschiedene Wörter (Nuancen).


    Und auch an der Kultur an sich.

    Deutsche und japanische Kultur sind eben verschieden.

    Was in Japan selbstverständlich ist, ist hier nicht der Fall, und umgekehrt.


    Der deutsche Muho aus Osaka hat sich vor fünf Jahren mal so dazu geäußert:


    Externer Inhalt youtu.be
    Inhalte von externen Seiten werden ohne deine Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.
    Durch die Aktivierung der externen Inhalte erklärst du dich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu haben wir in unserer Datenschutzerklärung zur Verfügung gestellt.


    Vor drei Jahren wusste er aber anscheinend nicht mehr viel davon und äußerte sich wieder anders dazu: Man sollte Wabi Sabi vergessen, in etwa. Warum weiß ich nicht. Ob absichtlich, Vergesslichkeit, oder nur damit man nicht anfängt auf ein Konzept aufzusitzen


    Mir selbst sind einige Aspekte von Wabi Sabi erst durch die Zen Mediation aufgefallen:

    Ich bin dadurch erst angefangen so viel wie möglich aus meiner Wohnung zu werfen.

    Ich wurde durch die Meditaion mit der Zeit nämlich immer „leerer“, und meine Wohnung war aber „gefühlt noch immer zu voll“.

    Vorher mochte ich mich nicht davon trennen, weil ich Angst hatte ich könnte etwas verlieren.


    Vielleicht ganz interessant für Andere hier, oder als Inspiration, da Wabi Sabi soweit ich sehen kann, bis jetzt noch nicht im Forum angesprochen wurde (habe den Suchbegriff eingegeben ohne Treffer).

  • Ich mag die wabi sabi Idee sehr gerne, aber es liegt eine Gefahr darin.


    In Amerika gab es im 18 Jh die protestantische Sekte der Shaker. Als Puritaner waren sie jeglichen Luxus abhold und versuchten auch in ihren Möbeln so schmucklos zu gestalten, dass nichts an ihnen sie von ihrer Spiritualität abhielt.


    So entstanden die Shaker Möbel. Aber gerade weil sie so ästhetisch und funktionalistisch waren, wurden sie zum "Kult". Designer feierten sie ab, und heute werden sie zu astronomischen Preisen versteigert und gelten als Großväter von Ikea-Möbeln. Das ganze Projekt ist vollkommen nach hinten losgegangen. Statt etwas zu schaffen, was möglichst "langweilig" , möglichst "banal", möglichst "fade" ist, wurde eine Spezialität für ästhetische Conniseure draus.


    Dies ist auch die Tragik von Wabi Sabi. "Schlichtheit" und "Einfachheit" wurden zum Kennzeichen erlesenen Geschmacks und sozialer Distinktion. Du lässt deinen Teepot von einem koreanischen Dachziegelmacher fertigen, damit er nicht vom geselligen Zusammensein und dem Geschmack des Tees ablenkt und auf einmal stehen bei dir gackernde Hipster auf der Matte und wollen auch einen haben, weil es in ihren Kreisen der letzte Schrei ist.

  • Ja, das mag sein. Besonders im „Westen“:


    Wo unter dem Namen „Zen“ ja auch viel verkauft wird.


    Oder Menschen die sich Buddhastatuen zur Deko hinstellen, oder Geschenke darunter legen in der Hoffnung „es mögen ihnen Glück bescheren“.


    Oder Menschen die Sonntags in die Kirche gehen und sich „Glück davon versprechen“.


    Ich glaube das ist mehr oder weniger immer so:

    Das etwas auch „missbraucht“ wird:


    Weil es nicht wirklich verstanden wird, oder weil der eigene Aufwand etwas zu tun einem doch zu groß erscheint.

  • Ergänzend dazu noch der Vortrag von Ed Brown:


    Im Wort Sincere (Aufrichtig),

    stecken die Wörter Ohne und Wachs.

    Man kann etwas Wachs hinschmieren,

    wie Wachs aufs Auto.

    Dann verschwindet diese kleine Delle auf dem Wasserkessel hier.


    Das ist aber ein ehrlicher Wasserkessel,

    der seine Fehler und Makel nicht verbirgt.

    Man kann sie genau sehen.


    Die Falten in deinem Gesicht sind Teil deiner Aufrichtigkeit.

    Ein Ding, das keine Linien zeigt, und nicht altert,

    wie etwas aus Kunststoff, ist nichts Ehrliches.

    Es altert nicht.

    Bekommt keine Falten.

    Vergilbt lediglich etwas.

    Wenn etwas altert, dann schätzen wir die Linien.

    Wir sehen etwas Wirkliches, so wie es ist.


    Natürlich können wir beim Essen und im Leben,

    in Versuchung geraten,

    perfekt sein zu wollen,

    erhaben über Vorwürfe, Kritik... oder darüber, in Frage gestellt zu werden.

    (Wird traurig)


    Aber im Leben erhält man Beulen,

    setzt Patina an.

    Bei Wasserkesseln akzeptiert man,

    dass sie eine bleibende Qualität besitzen können,

    wenn sie verbeult sind,

    Flecken oder Dellen haben.

    Man geht mit Wasserkesseln nämlich nicht besonders respektvoll oder sorgfältig um.

    (Weint)


    Und genauso wenig sorgfältig behandeln wir uns gegenseitig.

    Behandeln einander nicht immer respektvoll, gütig und mit Sorgfalt...


    Im Verlauf der Jahre war auch ich sicher nicht immer geduldig genug mit Menschen.

    Ich gerate in Eile.

    Ich versuche immer mehr zu machen als machbar ist.


    Wir kochten also in diesem kleinen Raum für rund hundert Menschen.

    Es war ein sehr beengter Raum, um darin zu arbeiten.

    Und im Sommer, arbeiteten wir oft im Freien.


    Irgendwie wurde meine Aufmerksamkeit unter all den Dingen in der Küche,

    auf diese Teekessel gelenkt, die im Regal standen.

    Sie gehörten dort auf das Regal.

    Sie waren runder als diese Kessel hier.

    Da war etwas an ihnen.

    Sie waren füllig, rund, hell und freundlich.

    Obwohl sie zerbeult waren.

    Und sie waren immer noch mehr als bereit, Tee und Wasser aufzubewahren...

    Und den Menschen zu dienen, die sie benutzten.


    Ich betrachtete diese Kessel und dachte:

    Wenn ihr das könnt, dann kann ich das auch.

    (Lacht)


    Das Altern ist für jeden von uns eine Herausforderung,

    denn das Leben tut uns Menschen und den Dingen eben einiges an.


    - Edward Espe Brown -


    Aus "How to cook your life" - Dokumentarfilm

  • Es wird nicht missverstanden, Heiligenfiguren werden nicht missbraucht. Das ist reichlich arrogant. Im besten Fall ist es ein geschicktes Mittel um gerade zu erkennen, dass das, was man im besten Glauben tut, bei klarer werdender Sicht eben nicht wirklich hilft, sondern nur sein Ziel friedvoller zu erreichen. Heiligenfiguren verdeutlichen die Lehre ihrer Vertreter: nicht zu glauben, dass Riten und Regeln Glück bringen, sondern nur der eigenen Hände Tat.

    Wer etwas erben will, muss auch etwas tun.

  • Es wird nicht missverstanden, Heiligenfiguren werden nicht missbraucht. Das ist reichlich arrogant.

    Das sehe ich ganz anders:


    Man kann eine Buddhastatue im tieferem Wissen um die Lehren Buddhas und in Achtsamkeit und Dankbarkeit und Einssein auf seinen Altar stellen ohne selbst mehr davon zu erwarten


    Oder aber sich im Baumarkt eine kaufen und als Deko (weil es so schön aussieht) hinstellen


    Oder eben wie gerne bei den Thais:

    Geschenke drunter legen und hoffen reich zu werden


    Letztere beiden sind für mich eindeutig Missverständnis und auch Missbrauch der eigentliche Lehre und damit auch der damit verbundene Figuren:


    Weil wenn Du mit denen die so was tun darüber redest, Du merkst, sie haben gar keine Ahnung von Buddha, Buddhismus


    Genauso wie die eigentliche Lehre Jesu zu missbrauchen, nämlich ich tue etwas im „Namen/Deckmantel der Kirche“ zu bestimmten eigennützigen Zwecken (sa tatsächlicher Missbrauch in der Kirche oder zu Hause) und hänge das Kreuz Jesu über dem Bett des Geschehens auf.


    Soviel zu Heiligenfiguren werden nicht missbraucht von meiner Seite.

  • So die Idee sich statt dem Schönen, Sauberen und Neuen dem Kaputten, Dreckigen und Alten zuzuwenden - wie Ed Brown das vorschlägt - finde ich ja eine gute und lobenswerte Sache.


    Aber wenn diese Anti-Ästhetik dann wieder selber zur Ästhetik wird gehört man ja sofort wieder der Katze.


    Der Erfinder des Begriffs "wabi sabi" Sen No Rikyū war ja vielleicht anfangs ein schlichter Tee-Nerd aber dann hatte er ja so viel Erfolg, dass er zum persönlicher Teemeister der blutrünstigen Warlords Nobunaga und Hideyoshi aufstieg und und ihrer Schergen und Lakaien mit "Wabi-Sabi" belieferte.


    Aber vielleicht muß man dann eben weiter zurück gehen. Ich muß an das "Hōjōku" von Kamo No Chōmei denken. Dieses ist noch ein Stück weiter von der Ästhetik weg und näher am Buddhismus:


    Hier gibt es den Begriff "wabi sabi" noch nicht. Die Einfachheit von Hanfleinen und Hütte taucht zwar auf aber es ist Teil eines Entsagungsweges von "Rang und Namen" hin zur Schlichtheit.


    Während es bei Sen No Rikyū schon zu einer Ästhetik verdinglicht ist, die sehr gut zu einer Sehnsucht nach heiler Welt paßt.

  • Aber vielleicht muß man dann eben weiter zurück gehen. Ich muß an das "Hōjōku" von Kamo No Chōmei denken. Dieses ist noch ein Stück weiter von der Ästhetik weg und näher am Buddhismus:

    Das mit sich eine Hütte bauen und mit wenig allein in der Natur leben, erinnert mich an „Walden“ von Thoreau.


    Ganz ehrlich habe ich in den letzten drei Jahren davon auch mal geträumt, „weg von hier“… Für sich allein mal leben…


    Aber heutzutage geht das kaum noch. Alle Grundstücke sind im Besitz anderer. In Nationalparks darfst Du Dir auch keine Hütte bauen.


    Thoureau ist nach zwei Jahren auch wieder zurück. Auf Dauer kann es nämlich auch sehr einsam ganz allein werden.


    Ich selbst empfinde es auch weniger als eine „Idee“, oder ein Konzept, als vielmehr etwas ganz Natürliches, das sich von selbst wieder zeigt, wenn der Geist sich wieder beruhigt und immer weiter ausdehnt, und somit auch immer „leerer“ wird.


    Es ist wie wieder Rückkehr zur Natur, zu etwas ganz Ursprünglichem. Und hat auch mit keine Angst mehr haben zu tun, zu wenig zu haben, zu sterben, etwas verlieren zu können, gut aussehen zu müssen, der perfekteste sein zu müssen.


    Vieles von dem habe ich aber erst durch längere Meditation überhaupt stellenweise umsetzen können.


    Ob zuerst Zen da war und dann Wabi Sabi oder umgekehrt, das Wabi Sabi im Prinzip ein ganz altes (Lebens)Prinzip ist, mag ich nicht beurteilen: aber die Naturvölker hatten an sich ja auch nie viel. Lebten ganz einfach, weil auch gar nichts anderes möglich war.


    Die Natur verlangt eigentlich nicht in dem Sinne wie der Mensch. Und kommt mit dem aus was da ist. Sie ist immer authentisch und ehrlich und gibt nichts darum „anderen zu gefallen“.


    Dieses Empfinden mag heute von Mensch zu Mensch verschieden sein.


    Und heute erscheint die Welt einem auch immer schneller und medialer und künstlicher geworden.


    Letztens las ich einen Bericht über die verschiedenen Generationen, Gen Z und so: das Smartphone ist der Gegenstand der am meisten von ihnen angefasst wird. Sie werden damit groß.


    Generation Alpha möglicherweise mit KI.


    Ich sehe viele Kinder, die lachen weniger, spielen noch ungezwungen, oder toben:


    Kann auch sein das ich mich täusche.

    Das ich etwas zu einseitig sehe.

  • Du zitierst Ed Brown:


    Zitat

    Die Falten in deinem Gesicht sind Teil deiner Aufrichtigkeit.

    Ein Ding, das keine Linien zeigt, und nicht altert,

    wie etwas aus Kunststoff, ist nichts Ehrliches.


    Da ist eine große Gefahr drin, in ein reaktionäres Denken zu verfallen, wo man das "Authentische" dem "Unauthentischen" gegenüberstellt. Den"Jargon der Eigentlichkeit" nannte Adorno Heideggers Geraune. So eine kulturpessimistische Nostalgie, wo man sich an althergebrachtes klammert und auf eine Moderne aus Plastik und Beton herabschaut. Diese Nostalgie kann gefährlich sein.


    Zitat

    Wir sehen etwas Wirkliches, so wie es ist.

    .....

    Aber im Leben erhält man Beulen,

    setzt Patina an.

    Bei Wasserkesseln akzeptiert man,

    dass sie eine bleibende Qualität besitzen können,

    wenn sie verbeult sind,

    Flecken oder Dellen haben.

    Man geht mit Wasserkesseln nämlich nicht besonders respektvoll oder sorgfältig um.

    Während dies ja nicht von "authentischen" ausgeht sondern eher vom Kaputten - dem was etwas durchgemacht hat. Nicht vom Weizen sondern von der Streu. Dem was übrigbleibt.


    Vor kurzem ist ja der Filmemacher David Lynch gestorben. Er war kein Buddhist aber als Fan der ( durchaus kontroversen) "Transzendentalen Meditation" hat er sehr viel meditiert. Und von daher auch einen Blick auf die Dinge gewonnen, der der hier von Ed Brown geäußerten Herangehensweise nicht unähnlich ist.


    Sein "Interview Project ist durch die USA und dann auch Deutschland gefahren und hat da auf der Straße Leute aufgelesen und nach ihrem Leben befragt. Darunter sind natürlich viele, die etliches durchgemacht haben - viel benutzte Kessel mit etlichen Flecken und Dellen. Wo dann durch all die menschlichen Fehler und Schwächen - die kleinen Freude , die Wirrnisse und auch die Kaputtheit - so eine dahinter liegende Würde und Heiterkeit durchschimmert.

  • Ich weiß nicht ob ich dich richtig verstehe. Oder das was Du sagen möchtest.


    Ich selbst verstehe Ed Browns Satz so, als einen ganz einfachen Vergleich, das er damit einfach nur den Unterschied zwischen Natürlich und Unnatürlich, zwischen Natürlicher Abnutzung (zu Leben und zu Altern, ohne wenn und aber), und Unnatürlich (künstlich zu Leben und zu altern, und dabei Anschein bewahren oder etwas wie das wahre Alter verbergen zu wollen) ausdrücken möchte.


    Das Alles sich beständig verändert, und das das auch ganz normal ist, egal „wie“ etwas ausschaut. So wie eine Pflanze die keimt, erwächst, erblüht, und wieder verdorrt. Und sich aber keine Gedanken um ihr Aussehen, so wie Menschen, darüber macht:


    die ganze wahre Schönheit (des Lebens) mit allem drum und dran liegt nämlich darin „verborgen“…


    Der Mensch möchte stattdessen lieber schöner sein, der Beste, sofort so sein, sofort das haben, usw.


    Und das führt ja bekanntlich auch zu Leiden:

    Zu selbstverursachtem Leiden.


    Demgegenüber gibt es ja auch das Leiden, das einem von anderen(m) zugefügt wird, nicht Selbst verursachtes Leiden.


    Und als drittes möchte Ed Brown glauben ich sagen, das es einen Ausweg aus manchem Leiden gibt, Leiden das man nicht ändern kann:


    Gewisse Dinge zu akzeptieren, loszulassen, und nicht mehr dagegen anzukämpfen. Das das ein (lebenslanger) Prozess, eine tägliche Übung ist.


    So würde ich ihn, Ed Brown, verstehen.


    Als ich damals den Film sah, habe ich auch nicht verstanden, was denn Brotbacken mit Zen zu tun hat. Und warum Ed Brown so wenig bis gar nichts über die „Leerheit“ oder Satori erzählt:


    Das mit dem Brot Backen habe ich selbst erst viel später allmählich verstanden:

    voll und ganz im Hier und Jetzt zu sein, längere Phasen der Achtsamkeit für den Augenblick, die tägliche Tätigkeiten, ohne Gedanken an Gewinn und Verlust oder Satoris zu entwickeln.


    Persönlich habe ich selbst damals sehr lange an der „Leerheit“ gehangen. Wollte am liebsten ständig in der „Leerheit“ sein, oder immer neue Satoris haben: weil Satori damals sehr schnell kam. Und ich dachte „das wäre es“.


    Erst je länger ich meditierte bekam ich auch langsam eine Ahnung „vom Brot backen“.


    Und damit meine ich nicht stundenlang unter Schmerzen im Backofen zu sitzen: Das ist genauso falsch wie zu meinen ständig Satoris haben zu müssen:


    Sondern vielmehr einfach nur ganz natürlich im Hier und Jetzt zu sein.



    Ich kann David Lynchs Filme heute auch besser verstehen, im Hinblick auf:

    „auch scheinbares Chaos hat immer Ordnung“

    Oder

    „es gibt nicht nur eine Lösung“

    Oder

    „es gibt gar keine Lösung“.


    Und habe mir seine Filme deshalb auch gerne angesehen:


    Ich fand sie merkwürdig faszinierend.



    Ich finde es schön, empfinde Dankbarkeit das es diesen Ausdruck „Wabi Sabi“ für Bestimmtes, für eine Praxis zu Leben, für „wie das Leben ist“, gibt.


    Irgendwie „konkreter“.

    Weniger „abstrakt“ als „Zen“.


    Oder wie „Was ist Zen“ wie DT Suzuki zu fragen:

    Und das wie auch schon DT Suzuki Zuviel allein nur in die „Leerheit“ führen kann.


    Statt zur Praxis.

    Zur Umsetzung.


    Im Hier und Jetzt („befreiter“) zu leben.

  • Ich selbst verstehe Ed Browns Satz so, als einen ganz einfachen Vergleich, das er damit einfach nur den Unterschied zwischen Natürlich und Unnatürlich, zwischen Natürlicher Abnutzung (zu Leben und zu Altern, ohne wenn und aber), und Unnatürlich (künstlich zu Leben und zu altern, und dabei Anschein bewahren oder etwas wie das wahre Alter verbergen zu wollen) ausdrücken möchte.

    Diese Unterscheidung zwischen "Natürlich" und "Unnatürlich" kommt mir wie eine Falle vor. Etwas wo zwei Gegensatzpaare in eins gesetzt werden.


    "natürlich" ist ja sogar ein Kampfbegriff. Der eine spricht sich gegen pasteurisierte Milch aus, weil Bakterien natürlich sind. Für den Christen ist der Glaube an Gott natürlich und Atheismus eine Abirrung. Für Reaktiinäre ist es natürlich, dass die Frau abwäscht und ein Abweichen davon künstlich. All diese Sachen bemerkt man bei anderen aber bei sich selber nicht. Oft ist natürlich einfach ein Deckname für das Intuitive, Unhinterfragte. Von daher bin ich da mißtrauisch.


    Aber ich weiß auch kein besseres Wort. Bei Richard Rortry gibt es den

    Begriff der "Kontingenz" - vielleicht paßt der?


    SZ:

    Im Februar 1986 sollte Richard Rorty am University College in London drei Vorträge halten. Er sollte darin erläutern, warum ihm jeder philosophische "Essentialismus" so zuwider war, der das Wesen von Ich, Sprache, Gesellschaft oder Welt erkennen und freilegen wollte. Und er sollte seine Alternative der "Kontingenz" begründen: dass wir nämlich "alles, unsere Sprache, unser Bewusstsein, unsere Gemeinschaft, als Produkte von Zeit und Zufall" behandeln sollten

    Der gerumgeschupste Kessel war vielleicht mal - als er neu war - etwas was dem Plan eines Kesselmachers entstammte. Eine Idee Kessel die er dann ins Werk setzte, aber dann hat der Kessel seine Reise durch "Zeit und Zufall" angetreten. Um am Ende seines Lebens lander er im Schuppen - eine Spinne baut ihr Nest - ein Kind verwendet ihn als Helm - er fällt in den Fluss und wird zur Wohnung von Flusskrebsen. Die Realität des Kessel - der Kessel als Prozess - ist viel größer als die Ideen die auf ihn projeziert werden. Die Idee des Machers von einem Kessel - die Idee des Kochs. Die Idee des Kindes von einem Helm. Die Idee des Fisches von einer Behausung.


    Der Gegensatz um den es geht ähndelt dem Gegensatz natürlich - unnatürlich aber läßt sich nicht darauf reduzieren.


    Und bei Lynch rede ich nicht von seinen Filmen sondern meine ganz speziell das Interview Project. Gerade wenn ein Mensch nicht so sehr Planer seines Lebens ist sondern eben vom Zufall und Zeit gezeichnet ist - wenn der Lack ab ist was er sein sollte oder sein wollte - dann scheint wie beim Kessel das durch, was er ist. Eher die Momentaufnahme eines Prozesses als eine Essenz.


    Externer Inhalt youtu.be
    Inhalte von externen Seiten werden ohne deine Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.
    Durch die Aktivierung der externen Inhalte erklärst du dich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu haben wir in unserer Datenschutzerklärung zur Verfügung gestellt.


    Wenn diese Würde inmitten der Vergänglichkeit sichtbar ist - gerade im Alter sieht man das - dann braucht nicht gefunden werden. Vom Interview Project gab es auch eine deutsche Variante "

    Interview Project Germany".

  • Das deutsche Interview funktioniert bei mir nicht. Aber ich kann mir vorstellen was Du meinst. Oder Rorty.


    Unsere Sprache besteht ja aus einer begrenzten Menge von Wörtern. Unser Denken findet oft in diesen Wörtern statt. Und genauso wenn wir mit anderen kommunizieren, etwas ausdrücken möchten, ist dies letztendlich doch immer nur begrenzt und sagt nie die ganze Wahrheit:


    Denn die ganze Wahrheit ist zu komplex und ändert sich auch jeden Augenblick. So das man letztendlich nur noch sagen könnte: „da ist nichts“ auch wenn „da was ist“.


    Ich kann zwar kein Japanisch, aber so weit ich das mit bekommen habe, bietet die Sprache eine größere Vielfalt an Ausdrucksmöglichkeit. Und manche Zeichen scheinen auch mehr wie Bilder zu sein:


    Ein Bild kann vielmehr ausdrücken, als ein ein Wort oder ein paar Sätze.

    Genauso das was wir mit unseren Augen sehen, was wir fühlen, unsere Sinne erfassen können.

    Wo das Gehirn vieles automatisch herausfiltert weil es sonst vor Überlastung „zusammen brechen würde“.


    Letztendlich ist es auch jedem einzelne Wahrnehmung.

    Und nie gleich eines anderen.


    Zum anderen beginnt mit dem Denken, mit dem „Ich“ auch eine Trennung, vom „Ganzem“, vom „Fluss des Lebens“.

    Von der Ewigeit, vom Universum. Vom Unbeschreiblichem.


    Ich glaube aber jeder weiß eigentlich was mit Natur und Wabi Sabi gemeint ist. Nämlich vielmehr das nicht vom Menschen zusätzlich geschaffene und zusätzlich gedachte.


    Das man eigentlich gar nicht braucht:

    Oft fügt man dadurch etwas hinzu was man gar nicht braucht.


    Oft könnte man besser schweigen.

    Oft könnte man besser verzichten.


    Der Wald so wie er ist. Mit Bäumen die der Sturm umgeknickt hat. Mit neuen keimenden Pflanzen. Ein natürliches Entstehen und Vergehen. Wonach der Wald weder gefragt noch abgelehnt hat.


    Und sich dem Vertrauensvoll hinzugeben.

    Mit Gewissheit.

    Das das „in Ordnung“ ist.