Rechtes Bemühen

  • Die klassischen Texte sprechen vom "rechten Bemühen". Wie unterscheidet ihr das von Leistungsdruck?

    "Es gibt nur eine falsche Sicht: Der Glaube, meine Sicht ist die einzig richtige."

    Nagarjuna / 塞翁失馬焉知非福

  • I'll do my very best. :erleichtert:


    Als mein Chef während der Hoch-Zeit (viele Sitzungen) gefühlt alle 10 Minuten aus seinem Zimmer mit immer wieder neuen eiligen Aufgaben zu mir rannte, hab ich ihn gefragt, ob er glaube, ich würde besser arbeiten, wenn er diesen Druck aufbaut. "Sie haben Druck, bitte geben Sie diesen nicht an mich weiter", sagte ich, er verschwand und ließ mich in Ruhe arbeiten. Ein Mann mit Verstand ... 8)

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Rechte Achtsamkeit mit rechter Einsicht bedingt rechtes Bemühen/Anstrengung.


    Empfindet man Leistungsdruck, sollte man seine Achtsamkeit und seine Einsichten in seine Kräfte überprüfen.

    Ist die Achtsamkeit nur dauernde Aufmerksamkeit oder die Anstrengung andauernde Überarbeitung, führt das zum Ausbrennen. Umfeld ändern oder seine Einsicht anwenden.

  • Die klassischen Texte sprechen vom "rechten Bemühen". Wie unterscheidet ihr das von Leistungsdruck?

    Rechtes Bemühen oder rechte Anstrengung wird nur dann zum Leistungsdruck, wenn man sich selbst überfordert oder an falsche Lehrer geraten ist.


    In MN 117 gibt der Buddha eine strukturierte Darstellung des achtfachen Pfades und sagt in Bezug auf Ansicht, Absicht, Rede, Handeln und Lebensweise, dass jede von ihnen stets mit rechter Ansicht, rechter Anstrengung und rechter Achtsamkeit verbunden ist und man so die falsche Ansicht, die falsche Absicht, die falsche Rede, das falsche Handeln und die falsche Lebensweise überwindet.


    Die Praxis des achtfachen Pfades ist ein langer Prozess. Deshalb wäre es nicht richtig, sich stets zu überfordern und sich unnötigen Stress zu bereiten. Tut man dies wird man die Praxis nicht zu Ende bringen.


    Der Leistungsdruck oder der Stress ergeben sich nicht aus der Aufgabe, sich auf dem Pfad zu bemühen, sondern aus der eigen falschen Vorstellung, wie man die Dharmapraxis durchzuführen hat.

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Rechtes Bemühen bedeutet: den Willen aufbringen, sich anstrengen, Willenskraft aufbieten, den Geist antreiben, um keine bösen, unheilsamen Regungen aufkommen zu lassen oder, wenn sie doch aufgekommen sind, sie zu vertreiben, heilsame Regungen zu gewinnen und, wenn man sie gewonnen hat, sie festzuhalten, sie zu klären, zu verbessern und voll zu entfalten.

    Hier gibt es einen roten Teil, der sehr nach Zwang klingt - und, da Leistungsdruck darauf beruht sich selber zu zwingen - scheint das schon verwandt zu sein. Aber es gibt auch einen leicht zu übersehenden grünen Teil , wo es um das Gewinnen, Klären, Verbessern, Entfalten geht.


    Im Dantabhūmi Sutta wird die Zügelung der Sinnesbegierde ja mit dem Bändigen eines wilden Elefanten verglichen.


    Eine naive Strategie "Leistungsdruck" würde ja bedeuten, das man auf den inneren Elefanten einfach nur besonders viel Zwang ausüben muß und er dann schon dadurch zahm wird. So als konne man einen Elefanten einfach zahm prügeln.


    Man kann nicht behaupten, dass der Elefantenbändiger im Dantabhūmi Sutta ohne Zwang auskommt, aber es ist nicht das einzige Mittel, dass er zur Vervüngung hat. Er hat da eine ganze Klaviatur der Möglichkeiten:

    Wohl, o König!' sagt da, Aggivessano, der Elefantenbändiger, dem Herrscher gehorchend; und er gräbt einen großen Pfahl in die Erde ein und fesselt den wilden Elefanten mit dem Halse daran, um ihm sein waldgewohntes Betragen eben auszutreiben, um ihm seine waldgewohnte Sehnsucht eben auszutreiben, um ihm seine waldgewohnte Widerspenstigkeit, Verstocktheit, Heftigkeit eben auszutreiben; er läßt ihn in der Umgebung des Dorfes heimisch werden, Sitten annehmen, wie sie bei Menschen beliebt sind. Nun gebraucht der Elefantenbändiger Worte, die sanft sind, wohlklingend, liebevoll, herzlich, höflich, wie sie dem Volke zusagen, dem Volke behagen: mit solchen Worten behandelte er ihn. Sobald nun, Aggivessano, der wilde Elefant bei solcher Behandlung aufhorcht, Gehör gibt, sein Herz dem Verständnisse zukehrt, dann läßt ihm der Elefantenbändiger nunmehr Heu und Wasser vorsetzen. Und wenn nun, Aggivessano, der wilde Elefant Heu und Wasser annimmt, so weiß der Elefantenbändiger: 'Am Leben bleiben wird jetzt der wilde Elefant.' Nun läßt ihn der Elefantenbändiger fernerhin Übungen ausführen, als Aufladen und Abladen.


    Sobald nun, Aggivessano, der wilde Elefant dem Befehle aufzuladen und abzuladen nachkommt, der Forderung Genüge leistet, dann läßt ihn der Elefantenbändiger fernerhin Übungen ausführen, als Hinschreiten und Herschreiten. Sobald nun, Aggivessano, der wilde Elefant dem Befehle hinzuschreiten und herzuschreiten nachkommt, der Forderung Genüge leistet, dann läßt ihn der Elefantenbändiger weitere Übungen ausführen, als Niederknien und Aufstehn. Sobald nun, Aggivessano, der wilde Elefant dem Befehle niederzuknien und aufzustehn nachkommt, der Forderung Genüge leistet, dann läßt ihn der Elefantenbändiger weiterhin die 'Unverstörung' genannte Übung durchmachen.


    Ein großer Schild wird ihm vor den Rüssel gebunden, ein Mann mit einer Lanze bewaffnet nimmt oben auf dem Nacken Platz, allenthalben sind Männer mit Lanzen in der Hand im Umkreise aufgestellt, und der Elefantenbändiger hat einen langen Speer genommen und steht voran. Während ihm nun Unverstörte Übung angewöhnt wird, darf er weder die Vorderfüße bewegen noch die Hinterfüße, darf er weder den Vorderleib bewegen noch den Hinterleib, darf er nicht das Haupt bewegen, nicht die Ohren bewegen, nicht die Hauer bewegen, nicht Schwanz und nicht Rüssel bewegen. So wird er ein Königselefant und erträgt geduldig stechende Spitzen, schneidende Schwerter, reißende Pfeile, feindlichen Ansturm, Trommelwirbel und Paukenschlag, Trompeten- und Fanfarenstöße, ist gänzlich von Tücke und Unsittlichkeit entledigt, entwöhnt worden von Unart: königswürdig, königstauglich wird er eben als 'Könisgut' bezeichnet:

    Der Bändiger gibt sich also sehr viel Mühe mit dem Elefanten - er tanzt mit ihm herum und pariert jede Marotte.

  • Wie unterscheidet ihr das von Leistungsdruck?

    Es ist nicht nach Zitaten gefragt, die kennt der User schon alle, sondern nach eurer Einsicht.

  • Die klassischen Texte sprechen vom "rechten Bemühen". Wie unterscheidet ihr das von Leistungsdruck?

    Ich übersetze mir das "rechte Bemühen" mit "angemessenem Bemühen". Es geht mir um ein Bemühen, dass der Situation und dem beteiligten Menschen angemessen ist. Und angemessen ist all das, was mir und anderen gut tut und weiterhilft.