Sammle ich positives Karma, wenn...

  • Hallo, ich habe wieder mal eine Frage zum guten, alten Karma. :D


    Nehmen wir mal ein simples Beispiel... ich gehe durch die Stadt und sehe jemanden, der wirklich sehr hilfebedürftig ist... Beispielsweise eine Mutti, die ihr Kind sucht. Sie fragt mich, ob ich ihr helfen kann, oder falls sie mich nicht fagt, spreche ich sie darauf an (ist ja nur ein Beispiel, ihr versteht mich oder).


    In dem Moment sage ich mir... Wow, das bringt mir bestimmt jede Menge positives Karma wenn ich ihr helfe. Versteht mich nicht falsch, ich würde ihr garantiert auch helfen, selbst wenn es so etwas wie Karma nicht geben würde, jedoch wird meine Motivation dadurch stark erhöht.


    Eine andere Situation wäre, wenn ich sehe, dass ich jemandem eine Freude machen könnte und auch vom Willen zum Sammeln von positiven Karma angetrieben werde.


    Man sagt ja, dass Karma stark von der Motivation abhängt. Ist es also so, dass um so mehr ich von dem Willen zum Sammeln positiven Karma angetrieben werde, desto weniger positives Karma ich letzten Endes sammle?


    Ich hoffe, dass ich euch jetzt nicht verwirrt habe und ihr mir vielleicht eine Antwort geben könnt?


    Viele Grüße
    Matthias

  • Matthi:

    In dem Moment sage ich mir... Wow, das bringt mir bestimmt jede Menge positives Karma wenn ich ihr helfe.


    Und schon ist es Asche mit dem "guten Karma". :lol:


    _()_

  • Matthi:

    Man sagt ja, dass Karma stark von der Motivation abhängt. Ist es also so, dass um so mehr ich von dem Willen zum Sammeln positiven Karma angetrieben werde, desto weniger positives Karma ich letzten Endes sammle? Viele Grüße Matthias


    Wieso weniger? Je mehr heilsame Dinge getan werden um so positiver.
    Natürlich kommt es auf die Motivation an, ob eine Tat heilsam ist und das
    bezieht sich jetzt nicht nur auf andere Wesen. Wenn jemand z.B. Atemübung
    macht und seine positiven Kräfte und Eigenschaften wie Achtsamkeit ,
    Konzentration, Ausgeglichenheit nehmen zu und man übt sich in einer positiven
    Geisteshaltung wie Metta usw. dann ist das ein kammisch heilsames Wirken das
    nicht nur im jetzigen Leben seine Auswirkung hat, auch dann wenn diese beabsichtigt
    waren. Ebenso ist es natürlich auch mit der Tugend. Je mehr Vertrauen und Zuversicht
    in das Gute vorhanden ist, um so mehr weiß der Verständige auch davon. Er zweifelt
    nicht am Guten heißt es dazu vom Buddha. Ein solcher Zweifel ist unheilsam und in
    der Lehre nicht erwünscht. Vertrauen in das Gute ist wesentliche Zugkraft in der Lehre.
    Wer kein Vertrauen in das Gute gewinnen kann, der kann den edlen Pfad nicht gehen.
    Wobei hier "das Gute" eben alles das ist, was der Lehre gemäß heilsam ist und den edlen
    Pfad zur Reife bringt.

  • bel:
    Matthi:

    In dem Moment sage ich mir... Wow, das bringt mir bestimmt jede Menge positives Karma wenn ich ihr helfe.


    Und schon ist es Asche mit dem "guten Karma". :lol:


    _()_


    wie meinst du das denn jetzt? :?

  • Matthi:
    bel:

    Und schon ist es Asche mit dem "guten Karma". :lol:


    wie meinst du das denn jetzt? :?


    Na, wie ich gesagt habe - wie bezeichnest Du denn das, was man für sich wünscht?


    _()_

  • Matthi:
    bel:

    Na, wie ich gesagt habe - wie bezeichnest Du denn das, was man für sich wünscht?

    hm, als anhaftung? :doubt::oops:


    Na siehste, geht doch. Und ohne gehts auch.


    _()_

  • Gute Werke sind immer karmisch heilsam.
    Wo beginnt man denn auf dem Pfad zum Beispiel. Klar mit dem Üben von Sila, sich ethisch korrekt zu verhalten. Ab-Geben ist eine der höchsten Tugenden usw.
    Das "nicht Anhaften" lernt man erst auf dem Weg, wenn Einsicht entsteht. Je heilsamer die Gedanken beim Abgeben desto wertvoller natürlich.


    Das nicht Anhaften führt zur eigenen Leidbefreiung...............gute Taten machen gutes Karma (Saat und Ernte). Wenn die Ausrichtung auf gutes Karma gerichtet ist, ist das doch Motivation und setzt schon (zumindest grundlegende) Erkenntnis über Ursache und Wirkung voraus.


    "Wer" zum Beispiel viel Dana gibt, "wird" eine gute "Wiedergeburt haben". Hunderte von Lehrreden gibt es darüber.




    Mit Metta
    Kusala

  • Kusala:

    Gute Werke sind immer karmisch heilsam.


    Das ist Blödsinn und was sind denn "gute" Werke?. Und was ist "später"?
    Na ja, so ist das eben, wenn man glaubt der Buddha hätte, "gute Wiedergeburt" gelehrt und nicht Befreiung - danach richten sich dann zwangsläufig Denken und Praxis aus. Kann man nix machen.


    _()_

  • bel:


    Das ist Blödsinn und was sind denn "gute" Werke?. Und was ist "später"?
    Na ja, so ist das eben, wenn man glaubt der Buddha hätte, "gute Wiedergeburt" gelehrt und nicht Befreiung - danach richten sich dann zwangsläufig Denken und Praxis aus. Kann man nix machen.


    Ist es nicht so, dass die sogenannte „gute Wiedergeburt“ dokumentiert, dass Annäherung an die Befreiung stattfindet, Schritt für Schritt, Dasein für Dasein.
    Um da voranzukommen ist karmisch heilsames Voraussetzung.


    hedin

  • hedin:

    Ist es nicht so, dass die sogenannte „gute Wiedergeburt“ dokumentiert, dass Annäherung an die Befreiung stattfindet, Schritt für Schritt, Dasein für Dasein.


    Das ist ganz offensichtlich nicht so. Dann hätte man ja im "Götterhimmel" die besten Aussichten :lol:


    _()_

  • bel:


    Das ist ganz offensichtlich nicht so. Dann hätte man ja im "Götterhimmel" die besten Aussichten


    Götterhimmel.....keine Ahnung.


    hedin

  • hedin:

    Götterhimmel.....keine Ahnung.


    Is auch besser so.


    _()_

  • bel:
    Kusala:

    Gute Werke sind immer karmisch heilsam.


    Das ist Blödsinn und was sind denn "gute" Werke?. Und was ist "später"?
    Na ja, so ist das eben, wenn man glaubt der Buddha hätte, "gute Wiedergeburt" gelehrt und nicht Befreiung - danach richten sich dann zwangsläufig Denken und Praxis aus. Kann man nix machen.
    _()_


    Deswegen hat der Buddha das ja auch gelehrt :idea: Eben damit sich
    Denken und Praxis danach ausrichten möge. Du bist aber auch ein Schnellmerker.
    Der Buddha hat nur gelehrt was Leiden überwindet und mindert und beendet.
    Und natürlich schließt eine gute Wiedergeburt ohne großes Leiden die Befreiung
    nicht aus. Im Gegenteil ist sie die Zwangsweise und notwendige Folge rechter
    Praxis wenn die Befreiung nicht schon vor dem Nächsten Leben erlangt werden
    konnte. Genau das hat der Buddha gelehrt. In den Texten heißt es daher und
    aus diesem Grunde auch an vielen Stellen immer wieder :" «Wer auch immer,
    ihr Mönche, diese vier Grundlagen der Achtsamkeit sieben Jahre also behaupten
    kann, dem mag eins von beiden zur Reife gedeihen: Gewißheit bei Lebzeiten
    (d.h. Befreiung) oder, ist ein Rest Anhangen da, Nichtwiederkehr." Und ein
    Nichtwiederkehrer heißt er weil er nicht mehr in der Sinnengenußwelt sondern
    in einer Welt der reinen Form wiedergeboren wird um von dort aus zu Erlöschung
    zu kommen:


    "Nanda, Anando, die Nonne, war nach Vernichtung der fünf niederzerrenden
    Fesseln emporgestiegen um von dort aus zu erlöschen, nicht mehr zurückzukehren
    nach jener Welt.
    Sudatto, Anando, der Anhänger, war nach Vernichtung der drei Fesseln, von Gier,
    Haß und Irre erleichtert, fast schon geläutert, nur einmal wird er wiederkehren,
    nur einmal noch zu dieser Welt gekommen dem Leiden ein Ende machen.
    Sujata, Anando, die Anhängerin, war nach Vernichtung der drei Fesseln zur
    Hörerschaft gelangt, dem Verderben entronnen kann sie zielbewußt der vollen
    Erwachung entgegeneilen."


    und und und . Die Lehre ist voll von solchen Aussagen man muß sie nur mal
    lesen und die Augen auf machen, dann weiß man auch was der Buddha gelehrt hat.
    Wer sich aber auf Sekundärliteratur (von irgendwelchen "sog. "Meistern") verläßt,
    der steht abgeschnitten von der Lehrdarlegung des Buddha da. Jeder kann sich
    aber seine Lehre selber machen und glauben oder nicht glauben was er will,
    wie wir alle wissen, nur kann er damit die Lehre des Buddha nicht ungeschehen machen.

  • accinca:

    Die Lehre ist voll von solchen Aussagen man muß sie nur mal
    lesen und die Augen auf machen, dann weiß man auch was der Buddha gelehrt hat.


    Hab ich. Und ich weiß deshalb, daß die Reden entsprechend Anlaß, Problem und Zuhörer verfaßt sind.
    Was Du nicht in 1000 Kalpas begreifen wirst - typisch Bibelkreis - also dreh ruhig noch ein paar Runden.


    _()_

  • bel:
    accinca:

    Die Lehre ist voll von solchen Aussagen man muß sie nur mal
    lesen und die Augen auf machen, dann weiß man auch was der Buddha gelehrt hat.


    Hab ich. Und ich weiß deshalb, daß die Reden entsprechend Anlaß, Problem und Zuhörer verfaßt sind.
    Was Du nicht in 1000 Kalpas begreifen wirst - typisch Bibelkreis - also dreh ruhig noch ein paar Runden.
    _()_


    Nimm's nicht so schwer. Spielt ja sowieso keine Rolle wenn du schon
    vorher in diesem Leben Nibbana bzw. völlige Befreiung vom Leiden erlangst.
    Zu wünschen wäre es dir.

  • Hallo Matthias,


    ich denke, du kannst die Antwort auf deine Frage selbst finden, wenn du deinen eigenen Geist beobachtest.


    Die Karmalehre lehrt, dass heilsame Ursachen zu heilsamen Folgen führen. Allerdings wäre die Vorstellung eines "Karmakontos" zu vereinfacht. Alles, was uns wiederfährt, hat zahlteiche Ursachen die unter bestimmten Bedingungen zur Reife kommen. Wann, wo und auf welche Weise ist für uns nicht zu durchschauen. Manchmal ist es für uns ja noch nichtmal zu durchschauen, ob das, was uns wiederfährt, nun letztendlich heilsam ist oder nicht.


    Die Möglichkeit jedoch, die wir haben, ist, wie ich schon sagte, unseren eigenen Geist zu beobachten. So kann dein Bestreben nach heilsamen Handlungen durchaus leiderzeugend sein, z.B. wenn du dir heilsame Wirkungen aufgrund deiner Handlungen erhoffst, diese aber nicht wie von dir erhofft eintreten (Ergebnis: leidvolle Enttäuschung) oder dir leidvolle Dinge wiederfahren, und du gar mit Zorn reagierst, weil du meinst, dass du dies doch aufgrund deiner Bemühungen um heilsames Handeln nicht "verdient" hast. Vielleicht demotiviert dich das sogar in deinem Bemühen.


    Wenn es dir aber genügt zu wissen, dass deine heilsamen Handlungen heilsame Resultate bringen werden, und dich das wann und wie nicht weiter kümmert, dann kannst du dich vielleicht einfach an deinen heilsamen Handlungen erfreuen oder dich sogar an den heilsamen Handlungen anderer erfreuen. Dieses Erfreuen an heilsamen Handlungen ist ein wesentliches Element der Tatkraft und das Resultat, nämlich die Freude im eigenen Geist, erfolgt sofort.


    In diesem Sinne freu dich einfach, wenn du anderen Menschen helfen oder ihnen eine Freude machen kannst und mach dir nicht soviele Gedanken über Karmakonten :)


    Gruß
    Mari0n

  • bel:

    Hab ich. Und ich weiß deshalb, daß die Reden entsprechend Anlaß, Problem und Zuhörer verfaßt sind.


    Was natürlich keiner Bezweifelt hat. Wozu hätte der Buddha auch sonst reden sollen.
    Im übrigen, niemand hat gesagt, du müßtes alles glauben was der Buddha gelehrt hat.
    Jeder hat das Recht sich selber was auszudenken oder jemand anderen zu glauben.

  • Chandrakirti sagt zu diesem Thema im Madhyamakavatara:


    All die Wesen wünschen sich Glück;
    doch wenn Menschen mittellos sind, sind sie nicht glücklich.
    Wissend, dass Wohlstand durch Geben entsteht,
    lehrte der Weise das Geben zuerst (1.10)


    Selbst für jene, die wenig Mitgefühl haben
    und einen groben Geist, nur auf ihren eigenen Vorteil bedacht,
    gehen aus dem Geben die gewünschten Güter hervor
    und bewirken die Tilgung von Leid.(1.11


    Selbst diesem wird durch den Zusammenhang
    des Gebens bald die Begegnung mit einem Edlen zuteil.
    Dann wird er das Kontinuum der Existenzen durhbrechen
    und als Wirkung davon den Frieden erlangen.(1.12
    )


    Lg pema


  • Wenn du etwas Positives für dich beabsichtigst und du aber dennoch auch von Liebe und Mitgefühl motiviert bist, wiegt die gute Tat viel. Wenn du nur Positives für dich beabsichtigst und weder Liebe noch Mitgefühl für die, für die du tätig bist dabei ist, dabei ist, dann wiegt die "formell gute" Tat wohl nichts.
    Wenn du überhaupt nicht an dich denkst, sondern nur von Liebe und Mitgefühl für die anderen motiviert bist, dann wiegt die Tat unermesslich viel.
    Wenn dein Wirken spontan "aus dir fließt" wie auch "Liebe und Mitgefühl" spontan aus dir fließen, ohne dass da "ich", "die anderen" und "die Tat" ist, dann ... fällt mir keine Quantifizierung ein, die ausdrückt, dass "unermesslich" i Vgl dazu wie ein Sandkorn zum Universum ist.


    Liebe Grüße

    Alle fühlenden Wesen wollen Glück und kein Leid.
    "Es gibt nichts 'Absolutes' im Buddhismus. Wenn es etwas 'Absolutes' geben würde, dann wäre es 'Mitgefühl'." (HHDL)
    oṃ vajrapāṇi hūṃ phaṭ