Sich mit der Vergangenheit aussöhnen?

  • Hallo liebe Foren-Buddhisten!


    Hätte mal wieder eine Anfängerfrage:
    Sollte man sich auf dem buddhistischen Weg mit seiner Vergangenheit aussöhnen / versöhnen?
    Irgendwie verstehe ich es doch so, dass man weder in der Vergangenheit noch in der Zukunft leben soll. Ist die Vergangenheit dann überhaupt relevant?
    Wie haltet Ihr es also damit? Sagt Ihr einfach: Schwamm drüber, Augen zu und durch od. sollte man sich mit seiner Vergangenheit aussöhnen?
    Und wie kann man sich mit seiner Vergangenheit versöhnen?
    ________________


    Ich las z.B. von der Metta-Meditation. Wie kann man denn Mitgefühl entwicklen und dem nächsten Wohlwollen wünschen, wenn man mit sich selbst nicht im Reinen ist?


    Danke an Euch! :)

    "Und so lang du das nicht hast, dieses Stirb und Werde! bist du nur ein trüber Gast auf der dunklen Erde. (J.W.v.Goethe)

  • foula72:

    Ich las z.B. von der Metta-Meditation. Wie kann man denn Mitgefühl entwicklen und dem nächsten Wohlwollen wünschen, wenn man mit sich selbst nicht im Reinen ist?


    Hi foula


    Der Trick ist, zu erkennen, dass 'mit sich im Reinen sein', 'dem nächsten Wohlwollen wünschen' und 'Mitgefühl entwickeln' nicht drei verschiedene Dinge, sondern ein und dasselbe ist, oder mindestens nah beieinander liegende Zustände sind. Es sind Zustände, wie Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft auch. Somit sehe ich die Vergangenheit als nicht real an. Wie das? Ganz einfach: alles war wir hatten, kannten, sahen, hörten, schmeckten und fühlten existiert nur noch in einer Er-innerung. Wenn man die Fähigkeit sich zu er-innern (in sich zu gehen) weiter ent-wickelt: dann erkennt man, dass die Vergangenheit nicht real, nicht wirklich ist, sondern nur in unserem Kopf existiert, konstruiert ist. Erkennen ist die halbe Miete, der Rest besteht aus dem Vorgang des Anwendens und geschieht fast automagisch. Hat man das erkannt, fällt es einem auch deutlich leichter, davon loszulassen, sich mit 'der Vergangenheit' auszusöhnen, sich zu vergeben.


    Zitat

    Danke an Euch! :)


    Bitte.


    :)

  • Hallo foula72,
    ich habe mich mit Themen aus der Vergangenheit ausgesöhnt, die auch in der Gegenwart noch relevant sind (meinen Schwächen, mein Aussehen ...). Das habe ich alles losgelassen.


    In meiner Vergangenheit gab es sehr schmerzhafte Erlebnisse mit meinen Brüdern. Wir hatten 20 Jahre keinen Kontakt. Ich habe mich viele Jahre mit der Versöhnung beschäftigt und mich in Träumen und innerlich mit meinen Brüdern versöhnt, da es nicht möglich war, ihnen zu begegnen. Die "Geschichte" war zu angstbesetzt. Während einer Zeit tiefer Meditationen wurde mir das Ausmaß des Schmerzen auf beiden Seiten klar. Ich habe mich dann auf den Weg gemacht, meinen Brüdern zu begegnen. Ich habe viele Jahre meines Lebens geglaubt, ich allein wäre im Recht gewesen. Jetzt konnte ich sehen, dass alles eine Verkettung von Missverständnissen, Eifersucht, Neid, Hass war. Es waren für uns Geschwister tränenreiche Begegnungen, und ich bin froh, dass ich mich auf diese schwierige Rückreise gemacht habe. Obwohl etwas in mir noch trotzig war, sagte ich einmal zu meinem Bruder: "Ich habe Dir sicher Unrecht getan". Er brach derartig in einen Weinkrampf aus, dass ich den gesamten Trotz verlor und nur noch Mitgefühl und Liebe empfinde.


    Immer wenn mir etwas aus der Vergangenheit in der Gegenwart begegnet, was einer Korrektur bedarf, gehe ich heute darauf zu und reiche die Hand. Ein Übergehen nach dem Motto: "Was war, das ist vorbei" halte ich nur für richtig, wenn es um egozentrische Ausgleichsbedürfnisse meinerseits geht.


    _()_ Monika

  • foula72:

    Sollte man sich auf dem buddhistischen Weg mit seiner Vergangenheit aussöhnen / versöhnen?
    Irgendwie verstehe ich es doch so, dass man weder in der Vergangenheit noch in der Zukunft leben soll. Ist die Vergangenheit dann überhaupt relevant?


    Selten ist ein Phänomen so leicht durchschaubar wie das, was "Vergangenheit" genannt wird. Bei "Vergangenheit" ist doch nachvollziehbar, dass sie nicht existiert, dass sie vorbei ist, dass es nur den Gedanken daran gibt. Gedanken aber lösen sich von selbst auf.
    Wozu Gedanken an etwas, das nun wirklich sogar im ganz konventionellen Sinne nicht existiert. wozu solche Gedanken kultivieren? Warum eine Vergangenheitsmeditation betreiben?
    Mit jedem Atemzug nimmt die verbleibende Lebensspanne ab. Wozu bitte sollten Vergangenheitsgedanken dabei in irgendeiner Weise dienlich sein außer dazu, dass sie Flucht aus der jeweiligen Gegenwart sind?


    LG

    Alle fühlenden Wesen wollen Glück und kein Leid.
    "Es gibt nichts 'Absolutes' im Buddhismus. Wenn es etwas 'Absolutes' geben würde, dann wäre es 'Mitgefühl'." (HHDL)
    oṃ vajrapāṇi hūṃ phaṭ

  • foula72:

    Ist die Vergangenheit dann überhaupt relevant?


    hallo foula,
    die vergangenheit ist in sofern relevat als, dass es ohne sie keine gegenwart gäbe. alles was uns "lebenstüchtig" macht kommt aus der vergangenheit, unser wissen usw.
    das problem liegt glaube ich darin das wir alles mit uns schleppen anstatt nur die essenz, in die gegenwart zu transporiteren. mir kam mal ein vergleich: wenn all die bücher die ich gelesen habe in ihrer "realen" form im raum wären da würden sich mich tief unter sich vergraben.

  • thecap:

    Es sind Zustände, wie Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft auch. Somit sehe ich die Vergangenheit als nicht real an. Wie das? Ganz einfach: alles war wir hatten, kannten, sahen, hörten, schmeckten und fühlten existiert nur noch in einer Er-innerung. Wenn man die Fähigkeit sich zu er-innern (in sich zu gehen) weiter ent-wickelt: dann erkennt man, dass die Vergangenheit nicht real, nicht wirklich ist, sondern nur in unserem Kopf existiert, konstruiert ist. Erkennen ist die halbe Miete, der Rest besteht aus dem Vorgang des Anwendens und geschieht fast automagisch. Hat man das erkannt, fällt es einem auch deutlich leichter, davon loszulassen, sich mit 'der Vergangenheit' auszusöhnen, sich zu vergeben.

    [/quote]



    Hi thecap, hab Dank für Deine Antwort aber so recht verstehe ich sie nicht. Die Vergangenheit war doch real, da sie irgendwann stattgefunden hat. Wie meinst Du das, dass sie nicht real ist?


    LG

    "Und so lang du das nicht hast, dieses Stirb und Werde! bist du nur ein trüber Gast auf der dunklen Erde. (J.W.v.Goethe)

  • Liebe Monikamarie! Hab Dank für Deine Antwort! Deine Schilderung hat mich sehr berührt, ich hatte Tränen in den Augen. So gern möchte auch ich mich mit der Vergangenheit aussöhnen aber das WIE fehlt mir noch. Ich bin mir 100% sicher, dass auch ich andere verletzt habe, auch das würde ich gerne aussöhnen.


    LG

    "Und so lang du das nicht hast, dieses Stirb und Werde! bist du nur ein trüber Gast auf der dunklen Erde. (J.W.v.Goethe)

    Einmal editiert, zuletzt von foula72 ()

  • Hallo Dudjom, danke für Deine Antwort. Hm, warum die Gedanken an die Vergangenheit? Weil auch ich Anderen Unrecht angetan habe, weil auch ich mich schuldig gemacht habe und weil diese Dinge ständig durch den Kopf gehen. Wenn ich z.B. in der Meditation bin, nehme ich blitzartige Erinnerungen wahr, die mit der Vergangenheit zu tun haben; ich nehme sie wahr, versuche sie nicht zu bewerten aber sie kommen immer wieder. Auch ist der Schmerz immer wieder da, zu wissen, dass ich Fehler gemacht habe: mir selbst gegenüber aber eben auch anderen.
    Daher rührte auch meine Frage, da ich dachte, ich komme nicht weiter, wenn etwas "im Raum" ist, was unausgefochten, unausgeglichen ist. Somit kam mir die Frage, ob es wirklich wichtig ist, sich mit der Vergangenheit auszusöhnen um evtl. weiter zu kommen.


    LG

    "Und so lang du das nicht hast, dieses Stirb und Werde! bist du nur ein trüber Gast auf der dunklen Erde. (J.W.v.Goethe)

    Einmal editiert, zuletzt von foula72 ()

  • Liebe Sumedha, hm, dass stimmt: ohne Vergangenheit keine Gegenwart, sonst wären wir ja auch nicht ;)
    Aber da sind eben nicht nur die "lebenstüchtigen" Dinge, sondern auch die ausbremsenden und um die geht es mir. Erstaunlich fand ich, beim Lesen Deiner Antwort, dass mir bewusst wurde, dass ich eben diese "lebenstüchtigen" Erlebnisse fast vollends ausgeblendet habe, die sind mir gar nicht bewusst. Ich nage an den lebensaufhaltenden.
    Bei Deinem "Bücherbeispiel" kam mir in den Sinn, dass wenn die Inhalte der tollen Bücher, die ich schon gelesen habe alle im Raum stehen würden, ich keine Fehler machen würde. Das wäre doch ein wunderbarer Zustand. :D


    LG

    "Und so lang du das nicht hast, dieses Stirb und Werde! bist du nur ein trüber Gast auf der dunklen Erde. (J.W.v.Goethe)

  • foula72:


    Hallo Dudjom, danke für Deine Antwort. Hm, warum die Gedanken an die Vergangenheit? Weil auch ich Anderen Unrecht angetan habe, weil auch ich mich schuldig gemacht habe und weil diese Dinge ständig durch den Kopf gehen. Wenn ich z.B. in der Meditation bin, nehme ich blitzartige Erinnerungen wahr, die mit der Vergangenheit zu tun haben; ich nehme sie wahr, versuche sie nicht zu bewerten aber sie kommen immer wieder. Auch ist der Schmerz immer wieder da, zu wissen, dass ich Fehler gemacht habe: mir selbst gegenüber aber eben auch anderen.


    Reinigungspraxis. Auch wenn nun vielleicht einige aufheulen mögen, denen das fremd ist. Reinigungspraxis ist in solchen Fällen angezeigt. Ist aber natürlich davon abhängig in welcher Tradition man praktiziert.


    foula72:

    So gern möchte auch ich mich mit der Vergangenheit aussöhnen aber das WIE fehlt mir noch. Ich bin mir 100% sicher, dass auch ich andere verletzt habe, auch das würde ich gerne aussöhnen.


    Bekenne deine schlechten Taten, bereue sie von ganzem Herzen und nimmt dir vor, sie nie wieder zu begehen. Die an die du dich erinnerst, versinnbildlichen dabei nur die, welche du seit angfangloser Zeit begangen hast. Und mach das vor "Zeugen" (klar "vorgestellte Zeugen" sind okay). Und stell dieses Bekenntnis auch eine "solide" kontinulierliche Praxis. Das ist ganz wichtig. Eine solide Praxis ist z.B. die regelmäßige Wiederholung der Zuflucht (mind 1x täglich)


    LG

    Alle fühlenden Wesen wollen Glück und kein Leid.
    "Es gibt nichts 'Absolutes' im Buddhismus. Wenn es etwas 'Absolutes' geben würde, dann wäre es 'Mitgefühl'." (HHDL)
    oṃ vajrapāṇi hūṃ phaṭ

  • Im tibetischen gibt's für solche Zwecke die 35 Bekenntnisbuddhas oder auch Vajrasattva. Ich persönlich finde die Praxis der 35 Bekenntnisbuddhas extrem effektiv. ... Aber man braucht einen "Draht" dazu. Der "Draht" ist oft der Lehrer, der die "Verbindung" herstellt.


    LG

    Alle fühlenden Wesen wollen Glück und kein Leid.
    "Es gibt nichts 'Absolutes' im Buddhismus. Wenn es etwas 'Absolutes' geben würde, dann wäre es 'Mitgefühl'." (HHDL)
    oṃ vajrapāṇi hūṃ phaṭ

  • foula72:


    Ich las z.B. von der Metta-Meditation. Wie kann man denn Mitgefühl entwicklen und dem nächsten Wohlwollen wünschen, wenn man mit sich selbst nicht im Reinen ist?[/color]


    Dadurch kommst Du ins Reine, zu einem Reinen Geist.


    Es gibt bestimmt eine Erinnerung aus Deinem Leben, an die Du gerne zurückdenkst, zurückfühlst. Etwas, wo vielleicht
    die Welt 'in Ordnung war' für Dich und es einfach stimmte.


    Dabei entsteht Dir ein Gefühl, ein wahrscheinlich angenehmes. Vielleicht ist es stark, vielleicht kaum wahrnehmbar. Vielleicht gelingt es nicht auf Anhieb und es braucht einige oder viele Wiederholungen.


    Nimm nun diese Gefühl und bleibe dabei. Richte die geistige Aufmerksamkeit darauf und wünsche Dir selber alles Gute. Kultiviere es, lasse es wachsen. Wenn der Geist abschweift, erkenne dies, lasse die Abschweifung los, entspanne Dich, lächle und kehre zu dem wohlwollenden Gefühl zurück. Dann kannst Du beginnen, dieses Wohlwollen einer Person zu senden, jemand, der noch lebt, nicht zu Deiner Familie gehört und von dem Geschlecht ist, zu dem Du Dich nicht sexuell angezogen fühlst. Richte Deine Aufmerksamkeit immer wieder auf dieses Gefühl und vergiss nicht, die durch die Ablenkungen entstandenen Spannungen zu lösen. Vielleicht hilft es, Dir diese Person glücklich vorzustellen, lachend und zufrieden.


    Die Übung birgt Wohlwollen als Meditationsobjekt. Meditationsobjekte sind das Werkzeug, an denen gelernt werden kann, immer wieder loszulassen und den Geist auf eine Sache gerichtet ruhig und klar werden zu lassen. Dabei wird peu à peu das Verständnis des WIE der Funktion des Geistes erkannt.


    Dafür ist metta ein hervorragendes Objekt, denn es ermöglicht nicht nur Dir ein baldiges Verweilen in einer ANGENHEMEN Praxis, sondern birgt auch einen SCHNELLEN fortschritt. Es ist auch ausserhalb der formellen Sitzmeditatio jederzeit übbar. Entspannt und LIEBEVOLL nach einer Ablenkung immer wieder zu Gegenstand der alltäglichen Tätigkeit zurückzukehren bedeutet ständig in Meditation sein zu können.


    Wohlsein für alle, immer,
    :) Mirco

  • mirco:

    Die Übung birgt Wohlwollen als Meditationsobjekt. Meditationsobjekte sind das Werkzeug, an denen gelernt werden kann, immer wieder loszulassen und den Geist auf eine Sache gerichtet ruhig und klar werden zu lassen. Dabei wird peu à peu das Verständnis des WIE der Funktion des Geistes erkannt.


    Dafür ist metta ein hervorragendes Objekt, denn es ermöglicht nicht nur Dir ein baldiges Verweilen in einer ANGENHEMEN Praxis, sondern birgt auch einen SCHNELLEN fortschritt. Es ist auch ausserhalb der formellen Sitzmeditatio jederzeit übbar. Entspannt und LIEBEVOLL nach einer Ablenkung immer wieder zu Gegenstand der alltäglichen Tätigkeit zurückzukehren bedeutet ständig in Meditation sein zu können.



    ja.. das erlebe ich auch so, mirco..

    jeder tag ist anders

  • Moin Foula,
    ich halte es für sehr wichtig, sich mit seiner Vergangenheit auszusöhnen. Die Wege dazu sind natürlich recht unterschiedlich. Das hast du hier ja schon gelesen.
    Manchmal hilft übrigens auch ein gutes Gespräch mit Freunden, einem Pastor oder einem Therapeuten, um einen Einstieg zu finden. Es muss also nichts speziell "buddhistisches" sein.
    Wenn du dich mit deiner Vergangenheit nicht aussöhnst, hast du sie immer am Hacken, im Sinne von: sie beeinflusst dein Leben ohne dass du Einfluss nehmen kannst.
    Hast du dich mit ihr ausgesöhnt, ist sie deshalb nicht verschwunden, aber sie beeinflusst dich nicht mehr unkontrolliert.
    So weit meine Meinung.


    Alles Liebe
    Ji'un Ken

  • Nebenbei 'bietet' der Ehrwürdige Vimalaramsi 'genau dafür' ( ;) Hahaha)
    die 'Forgiveness Meditation'. Allerdings nur als 'Sprungbrett', wenn der Lehrer
    denkt, das es richtig wäre.

  • Dudjom:


    Wozu Gedanken an etwas, das nun wirklich sogar im ganz konventionellen Sinne nicht existiert. wozu solche Gedanken kultivieren? Warum eine Vergangenheitsmeditation betreiben?


    Es gibt allerdings Dinge die sind je nach dem Standpunkt zu verstehen:
    "Da ist, ihr Mönche, der edle Jünger achtsam, ist mit höchster Geistesgegenwart begabt:
    Was da einst getan, einst gesagt wurde, daran denkt er, daran erinnert er sich." (z.B. M 53)
    Es kommt da nicht darauf an wie real etwas zu einem bestimmten Zeitpunkt ist oder war.
    Ebenso ist es mit dem vermeiden von Lügen über vergangene Dinge oder das Erinnern an
    heilsame Dinge und hilfreiche Dinge. Gäbe es kein erinnern an das Leiden der Vergangenheit,
    dann gäbe es auch keine Befreiung vom Leiden denn man wüßte nichts mehr davon.

    2 Mal editiert, zuletzt von accinca ()


  • Da hast du recht, lieber accinca. Wenn Erinnerung förderlich ist, in dem Sinne, dass sie in der Gegenwart dabei hilft Falsches zu lassen und Richtiges zu tun, dann ist es sicherlich so wie du schreibst. Dann ist es ein Methode des Geistestrainings, bestimmte Gedanken zu kultivieren, selbst dann, wenn die Objekte dieser Gedanken außerhalb dieser Gedanken nicht existent sind.
    Meine Bemerkung bezog sich auf den Kontext, den foula schildert. Denn wenn es weder vor noch zurück geht und nur Blockade das Resultat ist, dann ist es besser per Analyse die fiktive Vergangenheit endgültig abzuschneiden. Wenn aber die "Dämonen der Vergangenheit" stärker sind als die analytische Kraft des eigenen Geistes (idR mangels konzentrativer Kapazität und Erfahrung mit Analyse), dann ist - wie bereits gesagt - eine Reinigungspraxis anzuwenden.


    LG

    Alle fühlenden Wesen wollen Glück und kein Leid.
    "Es gibt nichts 'Absolutes' im Buddhismus. Wenn es etwas 'Absolutes' geben würde, dann wäre es 'Mitgefühl'." (HHDL)
    oṃ vajrapāṇi hūṃ phaṭ

  • das annehmen denke ich ist dass was die wirkung der

    Dudjom:

    "Dämonen der Vergangenheit"


    in der gegenwart verhindert. in dem wir sie als teil von uns annehmen, besitzen sie keine mehr macht. wenn wir aufhören etwas sein zu wollen als was wir sind dann gibt es auch keine quälenden demonen der vergangenheit.
    um das zu "erreichen" gibt es sicher eine vielfalt von "methoden".

  • accinca schrieb: Gäbe es kein erinnern an das Leiden der Vergangenheit,
    dann gäbe es auch keine Befreiung vom Leiden denn man wüßte nichts mehr davon.

    Dudjom schrieb: Denn wenn es weder vor noch zurück geht und nur Blockade das Resultat ist, dann ist es besser per Analyse die fiktive Vergangenheit endgültig abzuschneiden.


    sumedha schrieb: Das Annehmen denke ich, ist dass, was die Wirkung der Dämonen der Vergangenheit in der Gegenwart verhindert. Indem wir sie als Teil von uns annehmen, besitzen sie keine Macht mehr über uns.


    Das stimmt alles jeweils für sich und beschreibt auch sehr treffend die Problematik meiner Frage aber das Hauptproblem ist der Weg welchen ich zur Überwindung einschlagen soll. Sumedha schreibt, dass es sicher eine Vielfalt von Methoden gibt. Und ich sehe, höre und lese den Wald vor Blättern nicht. :?:

    "Und so lang du das nicht hast, dieses Stirb und Werde! bist du nur ein trüber Gast auf der dunklen Erde. (J.W.v.Goethe)

  • foula72:

    Das stimmt alles jeweils für sich und beschreibt auch sehr treffend die Problematik meiner Frage aber das Hauptproblem ist der Weg welchen ich zur Überwindung einschlagen soll. Sumedha schreibt, dass es sicher eine Vielfalt von Methoden gibt. Und ich sehe, höre und lese den Wald vor Blättern nicht. :?:


    Vertrauen ist der Weg.


    Und du sagst dann vielleicht: "In wen oder was? Ich verstehe immer noch Bahnhof."


    Meine Antwort wäre dann: In die drei Juwelen - In Buddha, den Weg den er lehrt und die ihm nachfolgende Gemeinschaft. Das dritte Juwel ist am schwersten zu "fassen" und ergibt sich immer deutlicher "auf dem Weg".


    Du sagst vielleicht: "Aber Vertrauen kann ich nicht auf Knopfdruck haben"


    Dann würde ich sagen: "Klar, das kommt auch erst dann, wenn man ernsthaft beginnt."


    Oder hast du die Erwartung, dass dir hier was anderes empfohlen wird?


    Das hat doch Ji'un Ken bereits getan:

    Ji'un Ken:

    Manchmal hilft übrigens auch ein gutes Gespräch mit Freunden, einem Pastor oder einem Therapeuten, um einen Einstieg zu finden. Es muss also nichts speziell "buddhistisches" sein.


    Obwohl ich mich der Empfehlung "Pastor oder Therapeut" nicht unbedingt anschließe, liegt es dennoch an dir.



    LG

    Alle fühlenden Wesen wollen Glück und kein Leid.
    "Es gibt nichts 'Absolutes' im Buddhismus. Wenn es etwas 'Absolutes' geben würde, dann wäre es 'Mitgefühl'." (HHDL)
    oṃ vajrapāṇi hūṃ phaṭ

  • foula72:

    Sumedha schreibt, dass es sicher eine Vielfalt von Methoden gibt. Und ich sehe, höre und lese den Wald vor Blättern nicht. :?:


    wenn du ein beinbruch hast hilft dir keine armschlinge, ich denke jede methode ist richtungsweisend und genau so einmalig in ihrer anwendung wie der mensch auch.
    es gibt eine vielfalt von methoden damit eine vielfalt von menschen sie anwenden können. dabei finde ich das die "längenwelle" in der die methode ausgesendet wird eine bedeutende rolle spielt. wenn die methode den mittelwellen kanal verwendet du aber nur langwellen empfangen kannst, hilft dir die "besste methode" nix.
    ich denke Buddha hat auf allen nur möglichen wällenlängen gesendet damit jeder über die ihm zur verfügung stehende, die lehre empfängt.

  • Ja, das ist gut gesagt mit dem Beinbruch und der Armschlinge. :)
    Jeder muss da bei seinem rucksack den eigenen richtigen Weg finden.


    Ich hatte da ein sehr schwer verdauliches Teil, eine gescheiterte Beziehung mit unglaublicher Enttäuschung.
    Ich hab da sofort versucht zu verzeihen, weil ich auch keine wirkliche Schuld sehen konnte - einfach nur zwei Leute, die da in etwas falsches geraten waren, was sie für absolut richtig gehalten hatten. Das tat irre weh, aber ich wollte und konnte auch gar keine Wut entwickeln - wie mir meine ganzen Freunde rieten. Wut wäre einfach total unehrlich gewesen.


    Unterhalten konnte ich mich über diesen Rucksack am Ende mit niemandem mehr. Hab ich zwar gemacht, aber es konnte einfach niemand nachvollziehen. Die Beziehung war ein Jahr traumhaft und 7 Jahre traumatisch. Am Ende gelang die Trennung. Aber das endgültige Verwinden, der echte Friedensschluss und die Antwort auf die Frage "Wassolltedasnuralles?" kamen ca. 7 bis 8 Jahre später.
    Das war ein schrittweiser innerer Prozess, bei dem mir niemand helfen konnte, der mich aber unheimlich viel gelehrt hat.


    Hätte ich damals schon die Technik der analytischen Meditation gekannt, hätte mir das sicherlich ungemein geholfen, und wahrscheinlich wäre die Heilung auch viel schneller gegangen!!!
    Also will ich sagen: NATÜRLICH muss man die Vergangenheit verarbeiten, aber sie verarbeitet sich durch Loslassen viel besser. Ein Buddhist schaut sich ja an, was kommt und geht. Eine unverarbeitete Vergangenheit spült immer wieder hier und da hoch. Wenn man dann nicht greift und klammert, Schuld zuweist und Erklärungen an den Haaren herbeizieht, sondern loslässt und versteht - dann geht alles viel einfacher.
    Das ist wohl der Unterschied zwischen Vergangenheit-verarbeiten und Vergangenheit-verarbeiten. :)

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • foula



    Noch ein Ansatz:


    Wem nützen deine Erinnerungen? Helfen Sie irgendjemandem? Können Sie Geschehenes rückgängig machen? Weder können Sie Geschehenes rückgängig machen, noch helfen sie jemandem ... im Gegenteil, sie schaden dir. Diese Erinnerungen lassen dich leiden und sind zu nichts Nutze. Erkenne also diese Erinnerungen als bloße Gedanken. Wenn du diese Gedanken schon nicht abstellen kannst, weil du sie so sehr antrainiert hast und zur Gewohnheit hast werden lassen, dann richte ab nun wenigstens deine gesamte Energie darauf dich nicht auf sie einzulassen. Grade so als wie du eine heiße Herdplatte nicht anfasst und sie dir deswegen nicht schaden kann, verhalte dich grade so auch diesen Gedanken gegenüber, wenn sie ohne dein Zutun erscheinen. Sag einfach "Ach da seid ihr ja schon wieder ..." und wink sie durch .. schalte "auf Durchzug".
    Hüte dich auch davor selbst aktiv weiterhin Gedanken in diese Richtung zu erzeugen. Hier kannst du sehr gut Achtsamkeit üben!
    Du wirst sehen, dass diese erinnernden Gedanken weniger werden, wenn du sie nicht mit ängstlicher Beachtung fütterst. Sieh ein dass diese Gedanken schädlich, unnütz und leidhaft sind. Da du dein Leid reduzieren willst, betrachte diese Gedanken als Feinde, denen du besser aus dem Weg gehst und die du nicht mehr weiter "hochzüchten" willst. Aber als Feinde die du nicht hasst, weil das sie nur weiter nähren würde. "Schlage" sie mit Liebe - wenn dir dies liegt ... sie sind ja schließlich "ein Teil von dir" ;)


    LG

    Alle fühlenden Wesen wollen Glück und kein Leid.
    "Es gibt nichts 'Absolutes' im Buddhismus. Wenn es etwas 'Absolutes' geben würde, dann wäre es 'Mitgefühl'." (HHDL)
    oṃ vajrapāṇi hūṃ phaṭ