Neuling im Zwiespalt.

  • All diese schönen Überlegungen beginnen immer erst dann wirklich Substanz zu bekommen,
    wenn Du sie konkret auf dein eigenes Leben anwendest:


    - was bedeutet es für mich, kein Dach über dem Kopf zu haben
    - was bedeutet es für mich, kein Essen zu haben
    - was bedeutet es für mich, keine Kleidung zu haben
    - was bedeutet es für mich, mir keine Medikamente kaufen zu können


    Bevor man sich nicht diese Fragen in aller Aufrichtigkeit stellt, sind alle Lobpreisungen der Bedürfnislosigkeit leeres Gerede.
    Und sollte man Kinder haben, kommen noch weitere Fragen hinzu:


    - was bedeutet es für mich, mein Kind mit knurrendem Magen in die Schule zu schicken
    - was bedeutet es für mich, mit meinem Kind nicht in den Zoo, ins Kino, ins Theater, ins Schwimmbad gehen zu können
    - was bedeutet es für mich, meinem Kind keine Bücher kaufen zu können, keine Malstifte, kein Spielzeug
    - was bedeutet es für mich, meinem Kind keine Schulbücher, -hefte und Material kaufen zu können
    - was bedeutet es für mich, mit meinem Kind nie in den Urlaub zu fahren und ihm nichts von der Welt zeigen zu dürfen
    - was bedeutet, es für mich meinem Kind kein Instrument kaufen zu können oder außerstande zu sein, ihm Musikunterricht zu bezahlen


    Onda


  • Das zeigt doch bloss auf, wie abhängig wir von Äusserlichkeiten hier im Westen sind ... Westen !!!
    Was würde es denn bedeuten, das Kind in einer anderen Richtung anzuleiten ?
    Was würde es bedeuten, dem Kind eine andere Auffassung vom Materiellem zu zeigen ?
    Was würde es bedeuten, dem Kind seine eigene innere Welt aufschliessen zu helfen ?


    Ich versteh all deine Ansätze schon; allerdings sind sie keine Entschuldigung für ein von Materialismus
    geprägtes Leben, wo das spirituelle Leben sich nur in Ecken vollzieht .

  • Onda:

    Lieber accinca,
    ich sprach vom Streben nach Profit - und nicht vom Streben nach Reichtum und Macht. Ein Kaufmann, der nicht nach Profit strebt, sollte seine Lebensplanung überdenken.
    Wir wissen, dass weder Reichtum, noch Macht, noch Ruhm glücklich macht. Aber eine fehlende materielle Lebensbasis macht garantiert unglücklich. Darum brauchen wir Profite/Gewinne. Auch der Buchladen mit buddhistischer Literatur, das Retreatzentrum oder der Meditationskissenhändler brauchen das. Und auch Anathapindika. Onda


    Eigentlich glaube ich nicht, das es Firmen, Banken
    und Konzerne nur um die "Lebensgrundlage" geht.
    Ich gestehe aber ein, daß man unter "Lebensgrundlage"
    verschiedenes verstehen kann. Man sollte aber auch klar
    sehen, daß das Menschentum zur Welt des sinnlichen Genuß
    zählt in der die Wesen nach Sinnenlust und Sinnengenuß streben
    und davon leben. Viele Firmen sind ausschließlich darauf aufgelegt
    diesen Genuß sicherzustellen und leben davon. Das ist das normale
    Leben und Streben Profit und Gewinn. Wohin das auswuchert wenn
    Gesetze und Moral, Scham und Scheu dem kein Riegel vorschieben,
    sollte allgemein leicht vorzustellen sein.

    Einmal editiert, zuletzt von accinca ()

  • accinca:

    Wohin das auswuchert wenn Gesetze und Moral, Scham und Scheu dem kein Riegel vorschieben, sollte allgemein bekannt sein.


    Ja, man nennt dies Samsara :roll:


    _( )_

  • pali:
    accinca:

    Wohin das auswuchert wenn Gesetze und Moral, Scham und Scheu dem kein Riegel vorschieben, sollte allgemein bekannt sein.


    Ja, man nennt dies Samsara :roll: _( )_


    Ja, - obwohl Samsaro aus noch mehr als nur der Sinnenlustwelt besteht.

  • peeter:

    Ich versteh all deine Ansätze schon; allerdings sind sie keine Entschuldigung für ein von Materialismus
    geprägtes Leben,
    wo das spirituelle Leben sich nur in Ecken vollzieht .


    Das sollen sie auch nicht sein. Es ist sicherlich schön, wenn es in unserem Leben viel Raum für spirituelle Werte gibt, wir sollten aber auch die Bodenhaftung nicht verlieren. Die Alltagswirklichkeit gibt's nicht zum Nulltarif.
    Was ich da oben aufgezählt habe (auch für die Kinder) ist Grundversorgung. Kein Anhaften an Äußerlichkeiten.
    Onda

    Einmal editiert, zuletzt von Anonymous ()

  • accinca:

    Viele Firmen sind ausschließlich darauf aufgelegt
    diesen Genuß sicherzustellen und leben davon. Das ist das normale
    Leben und Streben Profit und Gewinn.


    Man muss zwischen den elementaren Prinzipien erfolgreichen Wirtschaftens und den konkreten Inhalten/Waren/Dienstleistungen des Wirtschaftens deutlich unterscheiden. Am Grund-Prinzip (Profit erzielen) ist in meinen Augen erst einmal nichts auszusetzen. Anders kann Wirtschaft nicht funktionieren. Ethisch relevant werden erst die konkreten Inhalte (Produkte), die Art des Wirtschaftens und der Preis, den dieses Wirtschaften kostet (Selbstausbeutung/Fremdausbeutung/Ausbeutung der Natur). Wie überall ist auch hier eine differenzierte Sichtweise hilfreich.
    LG
    Onda

  • Onda:
    accinca:

    Viele Firmen sind ausschließlich darauf aufgelegt
    diesen Genuß sicherzustellen und leben davon. Das ist das normale
    Leben und Streben Profit und Gewinn.


    Man muss zwischen den elementaren Prinzipien erfolgreichen Wirtschaftens und den konkreten Inhalten/Waren/Dienstleistungen des Wirtschaftens deutlich unterscheiden. Am Grund-Prinzip (Profit erzielen) ist in meinen Augen erst einmal nichts auszusetzen. Anders kann Wirtschaft nicht funktionieren. Ethisch relevant werden erst die konkreten Inhalte (Produkte), die Art des Wirtschaftens und der Preis, den dieses Wirtschaften kostet (Selbstausbeutung/Fremdausbeutung/Ausbeutung der Natur). Wie überall ist auch hier eine differenzierte Sichtweise hilfreich.
    LG
    Onda


    Ich denk, dass es heutzutage schwierig ist, ethische Grundsätze wirklich hochzuhalten in der Wirtschaft ..
    höschstens das Glas Bier kannst in der Wirtschaft hochhalten.
    Aber ich denke, dass ein Arbeitgeber mit menschlichen Grundsätzen was Besonderes ist und gut ist
    für seine Arbeitnehmer (sprich Geldbeschaffer ;))

  • Hallo peeter
    es ist sicher schwierig , aber nicht unmöglich. Denn mittlerweile gibt es schon Firmen , die z.B. Fair Trade Produkte verkaufen, oder keine Ledersachen mehr verkaufen( einige vegane und vegetarische shops mittlerweile im Internet) etc. Und wenn Du als Verbraucher darauf achtest und auch dort mehr einkaufst, wird sich da auch mehr tun! Sicher müssen auch die Umsätze und Gewinn machen, aber einige von diesen Geschäften unterstützen auch wieder andere Projekte.


    Aber andererseits ist es mir auch immer bewusster, dass ich nicht die ganze Welt verbessern soll und kann, sondern überwinden soll! Da ist bei mir dann auch manchmal der Zwiespalt z.B. auf ne Demo zu gehen oder nicht, da das ja auch schon wieder neue Begegnunswelten im Geist erzeugt! ;)


    lg.gabi

    "Das bin ich nicht, das gehört mir nicht, das hat für mich kein Selbst"

  • gabi.voelkel:

    Hallo peeter
    es ist sicher schwierig , aber nicht unmöglich. Denn mittlerweile gibt es schon Firmen , die z.B. Fair Trade Produkte verkaufen, oder keine Ledersachen mehr verkaufen( einige vegane und vegetarische shops mittlerweile im Internet) etc. Und wenn Du als Verbraucher darauf achtest und auch dort mehr einkaufst, wird sich da auch mehr tun! Sicher müssen auch die Umsätze und Gewinn machen, aber einige von diesen Geschäften unterstützen auch wieder andere Projekte.


    Aber andererseits ist es mir auch immer bewusster, dass ich nicht die ganze Welt verbessern soll und kann, sondern überwinden soll! Da ist bei mir dann auch manchmal der Zwiespalt z.B. auf ne Demo zu gehen oder nicht, da das ja auch schon wieder neue Begegnunswelten im Geist erzeugt! ;)


    lg.gabi


    Schön und richtig, was du da schreibst.
    Ich mag auch den Gedanken des Überwindens der Welt .. der weltlichen Angelegenheiten.
    Und wenn du das schaffst und machst, brauchst du dich "an und für sich" über Politik und und all den Klamauk keinen Kopf mehr machen, so lange dich das nicht selbst betrifft.
    Tja . bissel egoistisch ist das schon, aber ganz ohne kommst du nicht dahin :) oder ?


  • ich bin noch kein Arhat, (-dann wäre ich auch nicht mehr hier dabei ;) );und dieser Prozess der Verbesserung geht ja auch immer weiter. So lange ich diese Welt "erlebe" kann ich als Laie jedoch durch die Einhaltung der 5 silas immer mehr
    auch den erlebten" Anderen "Schutz und Furchtlosigkeit bieten! Das ist auch Politik im Kleinen-indem man sich seinem Gegenüber entsprechend wohlwollend verhält!

    "Das bin ich nicht, das gehört mir nicht, das hat für mich kein Selbst"

  • gabi.voelkel:

    So lange ich diese Welt "erlebe" kann ich als Laie jedoch durch die Einhaltung der 5 silas immer mehr
    auch den erlebten" Anderen "Schutz und Furchtlosigkeit bieten! Das ist auch Politik im Kleinen-indem man sich seinem Gegenüber entsprechend wohlwollend verhält!


    Find ich gut.
    Aber es ist keine Politik wenn du dem Gegenüber wohlwollend dich verhälst.
    Für mich zumindest. Und es fällt für mich in den Bereich der ganz einfachen menschlichen Umgangsformen.

  • Hallo Leute,


    ich denke das gegenwärtige System ist halt so wie es ist. Man kann Fan davon sein, es ablehnen oder seinen Frieden damit machen. Diese Entscheidung liegt letztlich bei jedem selbst.
    Das Entscheidende ist sicher zu schauen, was will ich selbst für mich, was tut mir gut, wie weit will ich da mitspielen.
    Ich selbst bin kein Fan dieses Systems, aber ich denke es ist auch möglich kreativ damit umzugehen, sich selbst treu zu bleiben und mit dem zu arbeiten wie es eben gerade ist.


    Liebe Grüße