Kontinuität und Beharrlichkeit im Buddha-Dharma

  • Mit dem Begriff anicca (Nicht-Dauer, Vergänglichkeit) beschreibt der Buddha-Dahrma ein zentrales Merkmal des Seins: alles ist vergänglich, nichts von Dauer, was kommt, muss auch wieder gehen. Ein nüchterner Blick auf die Wirklichkeit bestätigt diese Lehre: Pflanzen verrotten, Tiere und Menschen sterben, Weltreiche und Ideologien vergehen.


    Andererseits ist auch vielen Dingen eine zeitweise Dauer beschieden: die vitale Periode eines Menschen währt im Schnitt 80 Jahre, die Milch bleibt ein paar Tage lang frisch, eine Rose blüht ein paar Wochen, die junge Weinkönigin hat ihr Amt ein Jahr inne. Mag zwar alles irgendwann ein Ende finden, so eignet doch vielen Dingen eine gewisse Dauer. So kann der Buddha-Dharma auf eine rund 2500-jährige "Existenz" zurückblicken. Und wenn wir morgen in den Spiegel schauen, so ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass wir uns wiedererkennen und die Wahrscheinlichkeit sehr gering, dass wir 10kg weniger wiegen.


    Wie beschreibt der Buddhismus diese Phänomene? Wie äußert er sich zu den Themenfeldern Kontinuität und Beharrlichkeit?


    Spontan fällt mir der Begriff "Gewohnheitsenergie" ein. Gewohnheiten verdichten sich zu einer Energie der Beharrlichkeit. Und so explodiert der habituelle Choleriker immer wieder, immer wieder. Beharrlich und kontinuierlich.


    LG
    Onda

  • Onda, die Dinge mögen heute vielleicht ein Ablaufdatum haben, aber das heißt nicht, dass alles von Geburt an schon wieder stirbt. Erst wenn es von uns bemerkt wird, sagen wir die Milch ist hin. Das ist nur der Punkt an dem wir es nicht mehr unseren Vorstellungen entsprechend nutzen können.


    Nur weil man unachtsam ist, heißt das nicht das alles ständig in Bewegung ist. Kein Ding ist auch nur einen Bruchtteil einer Zeit konstant. *schmunzel* Schau es dir an, selbst dein Körper ändert sich in jedem Moment und nach einiger Zeit, vielleicht ein paar Tagen ist nichts an ihn so wie es war. Sämtliche Zellen haben sich erneuert und die alten sind verbrannt. Das beständigste an dir sind noch die Zähne, wenn du dich mit ihnen identifizieren magst, würde dies wohl am meisten Sinn manchen *schmunzel* Aber auch die verrotten und verfaulen, wenn sie nicht aufgefressen oder abgenützt werden.


    Dein Haus ist schon kaputt, dein Auto, deine Frau, dein Kind, dein Körper, nichts ist da, dass dich ein Ich werden ließe, nicht mal deine Gedanken und Gefühle, alles vergeht. Desto mehr du die einzelnen Dinge über ihre gewöhnliche Natur pflegst und erhalten möchtest, musst du an anderer Stelle aktiv schneller zerstören.


    Ohne diesen Missglauben und diese Unachtsamkeit, gebe es keine Baumärkte. Sie sind sozusagen Trauerinstitute und helfen einem über einige Zeit das Leben zu verstehen. *schmunzel*

  • lieber onda


    wenn du einen menschen betrachtest siehst du nicht nur vergänglichkeit, sondern auch gewohnheiten. es gibt eine theorie die den menschen als anhäufung von gewohnheiten (habits) beschreibt.


    lieber gruss robo

  • Hanzze:

    Kein Ding ist auch nur einen Bruchtteil einer Zeit konstant. *schmunzel* Schau es dir an, selbst dein Körper ändert sich in jedem Moment und nach einiger Zeit, vielleicht ein paar Tagen ist nichts an ihn so wie es war. Sämtliche Zellen haben sich erneuert und die alten sind verbrannt. Das beständigste an dir sind noch die Zähne, wenn du dich mit ihnen identifizieren magst, würde dies wohl am meisten Sinn manchen *schmunzel* Aber auch die verrotten und verfaulen, wenn sie nicht aufgefressen oder abgenützt werden.


    Dein Haus ist schon kaputt, dein Auto, deine Frau, dein Kind, dein Körper, nichts ist da, dass dich ein Ich werden ließe, nicht mal deine Gedanken und Gefühle, alles vergeht. Desto mehr du die einzelnen Dinge über ihre gewöhnliche Natur pflegst und erhalten möchtest, musst du an anderer Stelle aktiv schneller zerstören.


    Diese Argumentation kennt man nun ja schon zu Genüge vom Buddhismus. Die Frage aber war: wie äußert sich der Buddhismus zum Thema Kontinuität?
    So ist z.B. "Persönlichkeit" eine relativ stabile Angelegenheit, für die das Fundament schon in den ersten drei bis vier Lebensjahren gelegt wird. Wenn da jemand eine Neigung zum Schmunzeln entwickelt, dann wird dieses Persönlichkeitsmerkmal mit großer Wahrscheinlickeit das ganzen Leben über beharrlich vorhanden bleiben. Im Buddhismus würde das dann als Gewohnheitsenergie bezeichnet.


    LG
    Onda

  • Hallo Onda,


    auch Persönlichkeit ändert sich. Nur vielleicht langsamer als andere Dinge. Deswegen scheinen manche Persönlichkeitsmerkmale etwas Konstantes zu sein. Wenn man natürlich nur den begrenzten Rahmen eines einzigen Menschenleben betrachtet, dann scheint es viele Dinge zu geben die konstant sind. Aber so wie ich den Buddha verstehe, geht er ja von vielen unzähligen Leben aus die man durchwandert. Und da werden sich wohl auch scheinbare konstante Charakterzüge oder Persönlichkeitsmerkmale ändern.
    Man könnte auch annehmen, dass es diesen Planeten Erde ewig geben wird, dass er konstant ist. Aber wie ja jeder weiß wird selbst dieser irgendwann vergehen, wie jeder Himmelskörper im All.
    Selbst bei dieser Neigung zum Schmunzeln, auch wenn man kein Freund von Wiedergeburt ist, kann man sicher die Vergänglichkeit sehen. Schon die Tatsache dass sich diese Neigung entwickelt hat zeigt ja, dass es nichts ewig konstantes ist, weil es ja früher nicht da war. Vielleicht nimmt auch die Intensität des Schmunzelns mit der Zeit zu und wird zum Lachen. Also wieder nichts Konstantes.
    Man ist ja auch nicht ewig am Schmunzeln, sondern macht Pausen dazwischen, wo sich wieder andere Dinge zeigen. Wo ist da Kontinuität zu finden? In den Momenten gibt es kein Schmunzeln, es ist vergangen, nichts Konstantes.


    Liebe Grüße

  • P.S: Und spätestens mit dem Tod des Schmunzlers wird auch sein Schmunzeln vergangen sein. :lol:
    Was ich dem Schmunzler, aber nicht so schnell wünsche. :D

  • Wünsch ihm das er schmunzelnd stirbt, heilsames oder unheilsames nimmt man in diesem Moment mit. Deshalb über wir uns ja darin, eine heilsame Haltung aufrecht zu erhalten. *schmunzel*


    Aber vielleicht wird es ja noch in dieser Existenz unveränderlich und letztlich der Natur aller Phänomene Samsaras nicht mehr unterworfen. Ich wünsche jedem das er so viel wie möglich *schmunzelt* und selbst wenn er gerade an Gefühlen anhaften möchte sich des Mantras erinnert und von diesen wieder loslässt. *schmunzel*


  • Vor was fürchtest du dich so sehr. Da ist nichts was du hast und was dir bleibt. Nur dein Karma folgt dir in jedem Moment. Samsara ist ein ungebrochener Ablauf eine Kontinuität.
    Dharma beschäftigt sich nicht mit besser oder schlechter, es beschäftigt sich damit was Sache ist und wirklich richtig und falsch. Da gibt es keine bisschen Hass, bisschen weniger Hass , der Hass oder der Hass, diese oder diese Gier. Auch nicht dummer am dümmsten. Im Schlamm ist im Schlamm. Gute Gier, schlechte Gier, die Droge, bessere Droge...


    Da gibt es kein Persönlichkeitsmerkmal, da ist nur dein Karma. Schau dir ein Babyfoto von dir an, du wirst dich nicht erkennen. Wer oder was du bist, kannst du nur dann erkennen, wenn du versuchst diesen Ablauf zu beobachten und zu verstehen. *schmunzel*


    Das ganze ist keine Argumentation sondern die erste Edle Wahrheit. Aber diese muß man zu erst verstehen um sich einer ernsthaften Praxis zuzuwenden. Dazu helfen eben genau diese "Himmlischen Boten", das Elend ist uns so normal, dass wir es gewöhnlich nicht sehen. Für manche hilft es oft nur, wenn sie etwas ganz liebes verlieren um zu beginnen zu verstehen. Nur durch das erkennen des Leides nimmt man sich den Ursachen an, und sucht nach einem Weg sich und andere daraus zu befreien. *schmunzel*


    Anmerkend vielleicht hier nochmal, das ich weder für einen Buddhismus sprechen noch mich als Buddhist bezeichnen möchte. Wenn du dich an etwas orientieren möchtest, bin ich sicher nicht dienlich *schmunzel* Für deinen Buddhismus bleibt daher immer die Freiheit die er braucht.

  • Hanzze:

    Aber vielleicht wird es ja noch in dieser Existenz unveränderlich und letztlich der Natur aller Phänomene Samsaras nicht mehr unterworfen.


    Dann wünsche ich dir das. :)

  • Danke, wenn ich da nur meine Bodhisattvaverwirrung aufgeben kann, wird mir das vielleicht gelingen.


    Auch dir uns allen anderen wünsche ich, dass sie nie wieder kommen und endlich wirklich verschwinden und Frieden finden! *schmunzel*

  • Du kannst dir darüber so viele Gedanken machen und es drehen und wenden wie du willst, aber das Begehren entscheidet über unser Glück und Unglück, nicht wir.


    Du bekommst etwas wonach du dich sehnst, ein paar Momente später sehnst du dich bereits nach etwas anderem, dann wieder nach etwas neuem, und immer so weiter.


    Es liegt keine echte Befriedigung in der Erfüllung seiner Wünsche, da sie uns durch ihren Hunger immer ein gewisses Gefühl des Mangels und der Rastlosigkeit vermitteln. Es liegt keine Freiheit darin Dinge immer wieder tun zu müssen um etwas Gestilltheit zu erfahren.


    Manche sprechen natürlich später von einem erfüllten Leben, aber die Lehre greift auch dort erst wirklich mit weiteren Geburten, meiner Ansicht nach. Denn dort beginnt wieder alles von neuem, Tag für Tag, Jahr für Jahr, Leben für Leben, und irgendwann kommen auch die Momente wo du nie bekommen wirst wonach du dich sehnst, und dann wirst du sehr leiden, usw. usw...


    Es liegt kein echtes Vorankommen im immer gleichen Streben nach Erfüllung, nach Befriedigung des Hungers, da er auf die Art tatsächlich nie weniger wird. Er ist für kurze Zeit still, und dann schlägt er wieder zu und jagt dich von einem Ort zum anderen, nur für diese eine kurze Dosis Glück... und das ist noch nicht mal wirklich welches...


    Sysiphos-Arbeit könnte man es auch nennen.


    edit: Gäbe es tatsächlich nur dieses eine Leben, wäre das alles halb so wild, und letztlich bedürfte es auch der Lehre in diesem Umfang kaum.

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • Geronimo:
    Ich denke die Lehre ist schon für den Moment geschaffen. Ob es Wiedergeburt gibt spielt keine Rolle, es ist nur Spekulation bzw eine Möglichkeit. Ausser du kannst dich wie der Buddha so sehr vertiefen das du dich an frühere Leben erinnern kannst. Aber das können die wenigsten von uns. Deshalb denke ich schon das die Lehre für die Gegenwart ist.
    Mir ist öfter schon aufgefallen das viele sich dem Buddhismus zuwenden weil sie Leiden. Aber damit meine ich Leiden im weltlichen Sinne nicht im buddhistischen, weil sie zum Beispiel schwer Krank sind oder Alt udn den Tod vor Augen haben (was natürlich auch im buddhistischem Sinn zum Leiden gehört). Ich zum Beispiel bin Jung, Gesund, habe eine tolle Familie, gute Freunde, keine Schulden etc. Man könnte also sagen mir geht es gut, ich leide nicht. Dennoch fehlte immer etwas, es war nie vollkommen. Immer hab ich mich nach etwas gesehnt obwohl es mir so gut ging. Ich habe auch wie viele andere Leute, mir grosse Träume und Wünsche aufgestellt, dieschwer zu erreichen sind bzw auch welche die zu erreichen sind, die ich mir aber mit Absicht nicht erfüllt habe, weil ich im innersten doch wusste das selbst wenn ich diese Träume erfülle, mein Glück warscheinlich nicht von dauer ist. Deswegen habe ich sie gelassen um etwas Hoffnung zu haben.
    Zum Glück(oder sollte ich sagen zum Karma) kam dann die Lehre Buddhas die das ganze Elend aufklärt und einen Weg zeigt wie man rauskommt aus diesem Kreislauf des Leidens...

    "Nur eines verkünde ich heute, wie immerdar: Leiden und seine Vernichtung."
    Buddha

  • Maybe Buddha:

    Dennoch fehlte immer etwas, es war nie vollkommen.


    Und du meinst, dass durch Buddhismus etwas vollkommen wird?



    Grüße
    TM

  • TMingyur:
    Maybe Buddha:

    Dennoch fehlte immer etwas, es war nie vollkommen.


    Und du meinst, dass durch Buddhismus etwas vollkommen wird?



    Grüße
    TM


    Nein das nicht, aber ich denke das durch die Lehre Buddhas der Wunsch nach Vollkommenheit augelöst werden kann.

    "Nur eines verkünde ich heute, wie immerdar: Leiden und seine Vernichtung."
    Buddha

  • Maybe Buddha:

    aber ich denke das durch die Lehre Buddhas der Wunsch nach Vollkommenheit augelöst werden kann.


    hallo,


    was verstehst du unter "vollkommenheit" im sinne der buddhalehre?

  • sumedhâ:
    Maybe Buddha:

    aber ich denke das durch die Lehre Buddhas der Wunsch nach Vollkommenheit augelöst werden kann.


    hallo,


    was verstehst du unter "vollkommenheit" im sinne der buddhalehre?


    Nichts. Denn ich verstehe die Buddhalehre so, das nichts vollkommen ist, da alles der Vergänglichkeit unterworfen ist.
    Andererseits könnte man sagen das die Vollkommenheit in der Lehre Buddhas die Erleuchtung ist, allerdings würde ich das nicht als Vollkommenheit bezeichnen, eher als vollkommene Erleuchtung...

    "Nur eines verkünde ich heute, wie immerdar: Leiden und seine Vernichtung."
    Buddha

  • Maybe Buddha:
    sumedhâ:


    hallo,


    was verstehst du unter "vollkommenheit" im sinne der buddhalehre?


    Nichts. Denn ich verstehe die Buddhalehre so, das nichts vollkommen ist, da alles der Vergänglichkeit unterworfen ist.
    Andererseits könnte man sagen das die Vollkommenheit in der Lehre Buddhas die Erleuchtung ist, allerdings würde ich das nicht als Vollkommenheit bezeichnen, eher als vollkommene Erleuchtung...


    schreibst ein wenig viel über "nichts".... :D
    gruß

  • Maybe Buddha:

    Hätte dir auch ein "Nichts" gereicht? :D


    nichts ist nichts, aber du hast ja dann angefangen dieses "nichts" zu erklären, das fand ich lustig :D


    gruß