Buddhismus mit zu wenig Nächstenliebe?

  • Ein herzliches Hallo zusammen.


    Ich würde gerne Eure Meinung zu folgendem Punkt hören:


    Sollte der Buddhismus den aktiven Dienst am Nächsten, sprich die Nächstenliebe, stärker betonen und dementsprechend aktiver handeln?


    Vor einiger Zeit habe ich einen kurzen Bericht einer altgedienten christlichen Nonne gelesen, die den Großteil ihres karitativen Dienstes in Ländern Süd-Ost-Asiens geleistet hat. In diesem Bericht ging sie auf die soziale Rolle auch buddhistischer Institutionen ein. Und sie stellte fest, dass sich buddhistische (wie auch hinduistische) Einrichtungen nur wenig sozial engagieren, jedenfalls nicht wie beispielsweise wir es von unseren eigenen christlichen Institutionen erwarten würden.


    Ob dieser Bericht zu oberflächlich ist oder nicht, sei mal dahingestellt. Jedenfalls hat er mich aufgeschreckt. Denn aus meiner Erfahrung als Zen-Anhänger kann ich durchaus bestätigen, dass das Thema des AKTIVEN selbstlosen Handelns in der Alltagspraxis eine völlig untergeordnete Rolle spielt.


    Obwohl noch immer Zen-Anhänger habe ich mich bisher gescheut, mich selber als Anhänger einer Religion zu sehen, sprich als Buddhisten. Denn die Qualität einer Religion mache ich nicht nur an ihrer Friedfertigkeit sondern eben auch an ihren tatsächlichen karitativen und sozialen Beiträgen fest.


    In dieser Hinsicht fühlt sich der Buddhismus leer an. Er erfüllt nicht, weil er enttäuscht, denn er könnte viel mehr leisten. Also noch einmal:


    Sollte der Buddhismus den aktiven Dienst am Nächsten, sprich die Nächstenliebe, stärker betonen und dementsprechend aktiver handeln?


    Vielen Dank für Eure Meinungen.


    Euer Gakusei

  • Hallo und herzlich Willkommen, Gakusei,
    auf Deine Frage antworte ich: nein, sollte er nicht.


    Woran willst Du das festmachen? An Institutionen? Wer will, kann ja. Ist ja nicht verboten.
    Als Buddhist handelt jede/r nach seinen Möglichkeiten und dem Stand seiner Reife. Es geht ja nicht darum, die Welt zu reparieren. In dem Maße, in dem ich "umgeformt" werde durch meine Einsicht, mein Erkennen, in dem Maße tue ich auch gleichzeitig - sozusagen als Nebenprodukt - etwas für diese Welt. Meine gesamte Familie kann davon profitieren, wenn ich sie nicht mehr bekämpfe oder verbessern will oder ständig kritisiere oder bewerte oder rechthaberisch bin ... Vielleicht färbt das sogar ab. Selbst meine 90jährige Schwester spricht schon davon, sich noch bis zum Tode in Gleichmut üben zu wollen, obwohl sie nichts von Buddha weiß und auch nicht praktiziert. Das ist doch schon was ;) .
    Warum in die Ferne schweifen?
    _()_ Monika

  • Hallo Monikamarie, vielen Dank für deine Antwort.


    In der Tat scheint das persönliche Streben nach Gleichmut eine harmonischere zwischenmenschliche Beziehung zu fördern. Wovon jeder nur profitieren kann.


    Aber letztlich ist das persönliche Streben nach Gleichmut nur ein Ausdruck dafür, sich in erster Linie um sein eigenes Heil zu sorgen.


    Und selbst wenn die Sorge um sein eigenes - wie auch immer - geartetes Wohlergehen mit fortschreitender Praxis zur Einsicht führen sollte, dass das eigene Wohlergehen stark von dem Wohlergehen anderer abhängt.... Besteht nicht gerade dann die Aufgabe einer buddhistischen Gemeinschaft, diese Erkenntnis zu kanalisieren und zu fördern?


    Es gibt in Deutschland durchaus auch Positiv-Beispiele. In München gibt es beispielsweise eine buddhistische Gemeinschaft, die sich in der Sterbebegleitung engagiert. Und ich bin erleichtert, dass hier eine solche Tradition des aktiven karitativen Miteinanders aufgebaut wird.


    Die Frage ist, ob der Buddhismus einen jeden entsprechend seiner persönlichen Erkenntnis - oder Reife, wie Du es ausdrückst - dazu anhält, sich aktiv in einer Gemeinschaft zu engagieren, um andere zu helfen.


    Und wenn dem nicht so ist, sollte er sich dann dahingehend verändern?

  • gakusei:

    Ein herzliches Hallo zusammen.


    Ich würde gerne Eure Meinung zu folgendem Punkt hören:


    Sollte der Buddhismus den aktiven Dienst am Nächsten, sprich die Nächstenliebe, stärker betonen und dementsprechend aktiver handeln?


    Nein, aber wer das vermisst sollte sich vielleicht überlegen, ob nicht das Christentum mehr für ihn "zu bieten" hat.
    Abgesehen davon gibt es die Bewegung "engagierter Buddhismus". Vielleicht findest du da was, was dir mehr zusagt?



    Grüße
    TM

  • Hallo TMingyur, danke dass du dich an dieser Diskussion beteiligst.


    Deine Antwort:
    „Nein, aber wer das vermisst sollte sich vielleicht überlegen, ob nicht das Christentum mehr für ihn "zu bieten" hat.“


    Auch der Buddhismus kennt die Selbstlose Handlung. Zwei Beispiele:


    Die (nur?) Theravada-Buddhisten bezeichnen eine solche Handlung mit dem Begriff „Dana“. Und entsprechend der Vorliebe Buddhas werden solche Handlungen sogleich diversen Kategorien zugeordnet.


    Und für die (nur?) Mahayana-Buddhisten mündet die Erleuchtung in der Einsicht allen Wesen auf der Erde helfen zu müssen. Solche Erleuchteten entwickeln sich zwangsweise zu einer selbstlosen und einzig um das Wohl Anderer besorgten Wesenheiten.


    Die Grundlagen einer aktiv gelebten Nächstenliebe sind im Buddhismus also durchaus vorhanden. Und im Fall der Mahayana Buddhisten scheint der Dienst am Nächsten fast schon ein Imperativ zu sein.


    Es besteht also nicht die Notwendigkeit zu einer anderen Religion zu wechseln, da im Buddhismus durchaus die Aufforderung existiert, karitativ zu handeln.


    Nur leider wird der Aufforderung zum Dienst am Nächsten kaum nachgekommen. Die Frage ist, ob die buddhistische Praxis das karitative Handeln stärker betonen sollte, wenn doch die Aufforderung zu einem solchen Handeln schon existiert?

  • Hallo Kusala, danke für den Link.


    Da zeigt sich mal wieder, dass ein Forum Gold wert ist. Ich hatte zwar selber gesucht, hatte aber nur 2 oder 3 internationale Hilfsorganisationen mit Sitz im Ausland gefunden.


    Anscheinend gibt es eine Vielzahl von kleineren Gruppierungen, die sich der Mitmenschlichkeit widmen.


    Dass es nur kleinere karitative Gruppen gibt, hängt natürlich mit den eingeschränkten Möglichkeiten buddhistischer Gemeinschaften zusammen.


    Kusala, Du weißt gar nicht, wie erleichtert ich bin.


    Vielen Dank.

  • Klar sollen sie !
    Rein in die Slums und in die Gosse !
    Dat Problem ist oft der Karma-Begriff, steht konträr zum Mitgefühl entwickeln.
    Dat zentrale Thema im Christentum ist DEMUT, man versucht Selbst-Los zu werden indem man
    Selbst-Los handelt. Können sich die "Buddhisten" ne große Scheibe von abschneiden mit der ganzen Meditiererei !
    Allerdings sagt Eckhart:


    Die Meister loben auch die Demut vor vielen andern Tugenden. Ich lobe die Abgeschiedenheit vor aller Demut, und zwar darum. Die Demut kann ohne die Abgeschiedenheit bleiben; dagegen gibt es keine vollkommene Abgeschiedenheit ohne vollkommene Demut. Denn vollkommene Demut zielt auf ein Vernichten seiner selbst; nun berührt sich aber die Abgeschiedenheit so nahe mit dem Nichts, dass zwischen ihr und dem Nichts kein Ding mehr sein kann. Daher kann es keine vollkommene Abgeschiedenheit ohne Demut geben, und zwei Tugenden sind immer besser als eine. Der andere Grund, warum ich die Abgeschiedenheit der Demut vorziehe, ist das, dass die vollkommene Demut sich selbst unter alle Kreaturen beugt, und eben damit begibt sich der Mensch aus sich selbst zu den Kreaturen. Aber die Abgeschiedenheit bleibt in sich selbst. Nun [168] aber kann kein Hinausgehen jemals so hoch stehen wie das Darinbleiben in sich selbst. Die vollkommene Abgeschiedenheit achtet auf nichts und neigt sich weder unter noch über eine Kreatur: sie will nicht unten noch oben sein; sie will so für sich selbst verharren, niemand zu Lieb und niemand zu Leid, und will weder Gleichheit noch Ungleichheit, noch dies noch das mit irgend einer Kreatur gemein haben, sie will nichts anderes als allein sein. Daher werden keinerlei Dinge von ihr belästigt.


  • Soweit ich es mitbekommen habe, sind fast alle Klöster und buddh. Gemeinden offen für jeden der dort was übers Dharma lernen möchte. Und oft sind dort Mönche und erfahrene Dharma kenner die einem helfen. Besser können doch buddhistische Gemeinden kaum helfen, da sie das weitergeben was sie haben: Das Dharma.
    Ansonsten gibts ja nichts was sie besitzen (zumindest sollte es so sein).

    "Nur eines verkünde ich heute, wie immerdar: Leiden und seine Vernichtung."
    Buddha

  • Hallo gakusei,


    vielleicht magst du dich etwas mit Dana (Nächstenliebe/Großzügigkeit) beschäftigen. Im Buddhismus hat das Geben lernen, den Zweck loslassen zu üben, um dann vielleicht irgendwann wirklich helfen zu können.
    Das daraus Hilfe für andere Entsteht ist ein wichtiger Nebeneffekt und hält unsere Gesellschaft zusammen. Wenn aber das gut sein wollen zum Vordergrund wird, kann daraus nur Unheil entstehen.


    Wenn man wirklich helfen möchte, schreitet man dann zu Sila (Tugend) über. Nicht töten/verletzen, nicht stehlen (nicht nehmen was nicht gegeben ist), nicht lügen, keine sexuellen Vergehen und keine Berauschenden Mittel zu sich nehmen.


    Wenn du dich selber schützt, schützt alle anderen. Wer aufhört zu nehmen nimmt anderen nichts mehr weg. Helfen ist meist so, das man es an der einen Seite stielt um es an der anderen Seite herzugeben und der Grund dafür ist, weil es einem wichtiger ist "gut" dazustehen, "gutes" zu tun und nicht einfach nur danach zu streben selbst gut zu sein.



    Klick dich einfach mal durch die Seite und mach dich mit dem Dhamma etwas bekannt.


    Was "sozialen" Buddhismus betrifft, ist dies eine westliche Erscheinung und führt oft dazu Dhamma falsch zu verstehen. Wenn du auf "sozial" engagierte Lehrer triffst, sei erinnert, dass sie nicht sehr weit im Verständnis sind. *schmunzel* Da ist es wirklich besser bei der eigenen Tradition zu bleiben, am christlichen Gedanken ist nichts schlecht, es ist halt "nur" der Himmel das höchste Glück.


    *schmunzel*


    Viel Spaß beim entdecken!


    Großzügigkeit ist der erste Schritt zum Dhamma, ohne Dana kommt man nie zur rechten Praxis des Dharmas.

  • Hanzze:

    Klick dich einfach mal durch die Seite und mach dich mit dem Dhamma etwas bekannt.


    Da schau her, es gibt sogar Buddhaaufkleber fürs Auto. Gibt es nicht ein Modell, dass weniger "Kitschig" wirkt ? Z.B. einfach nur ein diskreter schmunzel Buddha in weisser Farbe auf schwarzem Grund ?



    Ich möchte nicht missionieren, aber Farbe bekennen.


    Gruss Bakram

  • Das Layout ist wohl für Asiaten und Amerikaner gedacht, aber der Inhalt ist gerade für Anfänger sehr gut. *schmunzel* Was das missionieren betrifft, so macht der verwirrte Bodhisattva Gedanke auch vor der Schule der alten nicht hat.

  • Hanzze:

    Wenn du auf "sozial" engagierte Lehrer triffst, sei erinnert, dass sie nicht sehr weit im Verständnis sind. *schmunzel*


    Das ist jetzt aber der Hammer an vorurteilsbehafteter Generalisierung. :lol:



    Grüße
    TM

  • Bakram:

    Gibt es nicht ein Modell, dass weniger "Kitschig" wirkt ? Z.B. einfach nur ein diskreter schmunzel Buddha in weisser Farbe auf schwarzem Grund ?


    Und ich will nicht in den Himmel (bockig Fussaufstampf) :evil:



  • TMingyur:
    Hanzze:

    Wenn du auf "sozial" engagierte Lehrer triffst, sei erinnert, dass sie nicht sehr weit im Verständnis sind. *schmunzel*


    Das ist jetzt aber der Hammer an vorurteilsbehafteter Generalisierung. :lol:
    Grüße
    TM


    Ich lasse mich ja gerne überzeugen, also bring mir bitte ein Beispiel eines Sozialprojektes, dass dem Dharma gänzlich entspricht und nicht damit zu tun einfach nur Dharma zu lehren. *schmunzel* Das hat alles nur mit Angst nicht gegen die Konkurrenz anzukommen zu tun und wie Bakram bemerkt hat, steht das immer in Verbindung mit Mission.

  • Hanzze:
    TMingyur:


    Das ist jetzt aber der Hammer an vorurteilsbehafteter Generalisierung. :lol:
    Grüße
    TM


    Ich lasse mich ja gerne überzeugen, also bring mir bitte ein Beispiel eines Sozialprojektes, dass dem Dharma gänzlich entspricht und nicht damit zu tun einfach nur Dharma zu lehren. *schmunzel* Das hat alles nur mit Angst nicht gegen die Konkurrenz anzukommen zu tun und wie Bakram bemerkt hat, steht das immer in Verbindung mit Mission.


    Warum Projekt? Gehts vielleicht ne Nummer kleiner? Ist "sozial engagiert" immer ein Projekt für dich? Mit Öffentlichkeitsarbeit und so? Wovon redest du?



    Grüße
    TM

  • Warum gehen Mönche nicht auf die Strasse und machen Sozialarbeit? Einfach so ... Sie reden immer von Dana und machen die Hand auf, ne? Warum gehen sie nicht auf die Strasse zu den Armen und machen selbst Dana?


    Befürchten sie man könnte von Ihnen denken "dass sie nicht sehr weit im Verständnis sind"?


    Na ... und erst der "Standesdünkel" ... ;)


    Grüße
    TM


  • Bernard Glassmann ist ein großes Vorbild für mich.
    Auch in Bärlin wäre so eine Arbeit notwendig. Aber ich muß die Stadtmission bitten zu helfen- wo ich nicht helfen kann - .....http://www.buddhanetz.org/projekte/bernie.htm

  • Nur damit wir uns recht verstehen. Ich fordere nicht, dass Mönche das tun müssen, aber fragen kann man ja mal. Erst recht, wenn einer solche Äußerungen macht:


    Hanzze:

    Wenn du auf "sozial" engagierte Lehrer triffst, sei erinnert, dass sie nicht sehr weit im Verständnis sind. *schmunzel*



    Grüße
    TM

  • Glassman Roshi: Ja und nein. Ja, weil ich fest davon überzeugt bin, daß wenn jemand sehr hungrig ist, er zuallererst mal Nahrung braucht. Ich habe mit Koans gearbeitet, und im Koan wirst du selber zu jedem einzelnen Element des Koan. Wenn ich also mit hungrigen Menschen zu tun habe, werde ich selbst zu einem hungrigen Menschen und frage mich : Was brauche ich am dringendsten? Ich muß gar nicht sagen, was ich wirklich brauche. Wenn ich eine hungrige Person bin, dann weiß ich, daß ich etwas zu essen haben will.


    Wenn wir die Metapher benutzen, hungrigen Menschen das Fischen beizubringen, anstatt ihnen einfach nur den Fisch zu geben, dann möchte ich, wenn ich erst mal was zu essen habe, auch lernen, wie man fischt, und ich möchte die Einheit des Lebens kennenlernen. All solche Dinge möchte ich dann machen. Aber es gibt auch einen zeitlichen Rahmen. Deshalb schaue ich bei den Projekten, die wir haben, mit wem wir da zusammenarbeiten, und versuche, mich in die Menschen oder in die Situation hineinzuversetzen, und frage mich: Was sind ihre Bedürfnisse?


    Das wäre also ein Ja auf Ihre Frage. Das Nein auf Ihre Frage ist, daß ich das Buddhismus nenne. Das ist mein ganzes Training in Zen-Koans; wenn wir sagen, daß Zen Leben ist, daß wir im Augenblick handeln mit dem, was ist, dann ist das die Essenz des Buddhismus. Wenn da also ein hungriger Mensch ist, dann ist die Essenz des Buddhismus, ihm Nahrung zu geben.Melvin Mc Leod: Aber haben Sie die Stufe der Versorgung mit materiellen Gütern schon hinter sich gelassen und können jetzt damit beginnen, den Dharma zu übermitteln?


    Glassman Roshi: Nein, nein. Ich trenne nicht zwischen beiden.


    Melvin Mc Leod: Aber wo ist dann der Unterschied zu irgendeinem Sozialarbeitsprojekt? Vielleicht gibt es keinen, und das ist überhaupt kein Problem...


    Glassman Roshi: Es gibt einen in Bezug auf den Geist des Projekts. Hier ist der Schlüssel dazu: Wenn das, was du tust, auf Nicht-Dualität beruht, dann wird dein Handeln zur Lehre.


    Melvin Mc Leod: Wie viele von Ihren 90 Beschäftigten praktizieren?


    Glassman Roshi: Noch mal: Was ist ein Praktizierender? Ich denke, was wichtig ist zu fragen hinsichtlich der Menschen, die in unser Mandala kommen, ist, wie viele von ihnen dabei sind, ein Verständnis von der Einheit allen Lebens zu entwickeln. Wie viele verändern sich in Richtung Nicht-Dualität?


    Wenn Sie wissen wollten, wie viele von ihnen eine Einweihung erhalten haben oder auf dem Kissen sitzen, ist das eine andere Frage. Und die ist für mich nicht so relevant. Für mich ist die entscheidende Frage: Wie viele entwickeln den Bodhi-Geist? Wie vielen gelingt es, ihr Leben zu transformieren, so daß sie über ihre eigenen Bedürfnisse hinweg die Einheit allen Lebens sehen können, das Miteinander-Verbunden-Sein allen Lebens? Ich denke, es sind viele. Und das ist es, was ich im Kontext der Arbeit, die wir machen, zu erreichen versuche.


    Ich denke, was unser Modell von anderen sozialen oder kommerziellen Projekten unterscheidet, ist, daß die Basis die Buddha-Familie sein muß, die nicht-dualistische Familie. Und daß es sich auf eine Entwicklung des Bodhi-Geistes hin orientiert. Sonst ist es nicht mein Modell von Buddhismus.

  • TMingyur:

    Warum gehen Mönche nicht auf die Strasse und machen Sozialarbeit? Einfach so ... Sie reden immer von Dana und machen die Hand auf, ne? Warum gehen sie nicht auf die Strasse zu den Armen und machen selbst Dana?


    Machen sie ja, einige wenigstens. Sie lassen sich die Bettelschale füllen und geben so allen Leuten die Möglichkeit soziales Engagement zu praktizieren. Sozialarbeit/ soziales Engagement wird so für jeden Menschen individuell erleb- und erfahrbar.
    Es entsteht sozusagen ein Erziehungseffekt oder wie Watzlawick sagen würde eine "Kettenreaktion des Guten". Ich denke diese Art soziales Engagement ist viel nachhaltiger und unverbindlicher. Sie erinnert an die Eigenverantwortung jedes Einzelnen.


    In Thailand leisten junge Leute statt Militärdienst z.b. einige Jahre "Dienst" als Bettelmönch in einem Kloster.


    Wohltätigkeit an Institutionen zu delegieren fördert Anhaftung. Meistens dient sie reinem Selbstzweck in Form von PR.
    Manchmal wird sogenannte institutionelle Wohltätigkeit entweder im Stile einer Belohnung ausschliesslich einer ausgewählten Gruppe von in ihren Augen "Tugendhaften" gewährt oder es wird anschliessend eine an Dankbarkeit gebundene in ihrem Sinn tugendhafte Verhaltensänderung erwartet, also erzieherisch wirken, Konditionieren, Anhaftung erzeugen.




    P.s. In unseren Breitengreaden übernimmt der Staat als neutrale Instanz sowieso die Hauptlast des "sozialen Engagements".


    Gruss Bakram

  • Bakram:
    TMingyur:

    Warum gehen Mönche nicht auf die Strasse und machen Sozialarbeit? Einfach so ... Sie reden immer von Dana und machen die Hand auf, ne? Warum gehen sie nicht auf die Strasse zu den Armen und machen selbst Dana?


    Machen sie ja, einige wenigstens. Sie lassen sich die Bettelschale füllen und geben so allen Leuten die Möglichkeit soziales Engagement zu praktizieren. Sozialarbeit/ soziales Engagement wird so für jeden Menschen individuell erleb- und erfahrbar.


    Du weißt, dass ich das anders rum gemeint hab, ja?


    Bakram:

    Wohltätigkeit an Institutionen zu delegieren fördert Anhaftung.


    Wenn ich sag "Mönche" dann mein ich keine Institutionen, weil diese tot sind. Wenn ich sage "Mönche", dann meine ich jeden Einzelnen von denen.


    Grüße
    TM