Früher habe ich einen großen Bogen um den Buddha gemacht

  • Ist ganz komisch, ich bin so über Zen und Mahayana zum Buddhismus gekommen und habe zu der Zeit alles über Bodhisattvas verschlungen was ich in die Finger bekommen konnte, aber wann immer die Rede vom Buddha war habe ich geistig gleich abgeschaltet und abgewinkt: "Oh nee, das interessiert mich nun echt nicht."


    Ich hatte wirklich nicht das mindeste Interesse am Buddha, obwohl ich überhaupt nichts von oder über ihn wusste. Ich war ihm zu der Zeit vielleicht sogar tatsächlich überdrüssig oder gar schlimmeres. Ich weiß bis heute nicht woran das lag, vermute aber möglicherweise kulturelle Prägungen. Das Bodhisattva-Ideal war irgendwie wesentlich anziehender für mich, als "einfach nur so" aus dem Kreislauf auszutreten, ohne so viele Wesen wie möglich zu "retten".


    Nach und nach jedoch kam ich immer mehr mit der ursprünglichen Lehre in Kontakt und mit ihr auch mit dem Buddha und mein anfängliches aktives Desinteresse verwandelte sich irgendwann in echte Zuneigung. Wirklich schwierig zu erklären, aber heute orientiere ich mich innerhalb des Buddhismus eigentlich nur noch am Buddha und spüre auch wie immer größer werdende Anziehungskraft von ihm (oder seiner Lehre) ausgeht. Und ich verstand das man auch auf dem Weg nach draußen noch so einiges für andere tun kann und vielleicht sogar muss.


    Ehre dem vollkommen Erwachten!

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • Das geht mir ganz genau so, Geronimo.
    Ich habe zwar keinen großen Bogen gemacht, aber irgendwie habe ich die ursprüngliche Lehre ignoriert. Dass ich sie heute mit wachsender Begeisterung studiere, erfüllt mich mit Dankbarkeit und ist m. E. nur mit gewachsener Ein-Sicht zu erklären. Ergo: Einsicht gewinne ich auch über Umwege. :D
    _()_ Monika

  • Ich find der Buddha strahlt einen mit jedem Wort das man versteht ein bisschen mehr an.


    Warum auch immer einen da so vollkommenes Vertrauen irgendwann ergreift, obwohl man wirklich nur 2500 Jahre alte Texte liest, die genauso einfach eine Geschichte aus 1001er Nacht sein könnte, aber irgendetwas ist an diesen Testen so fundamental anders, so tiefgreifend richtig, das ist kaum in Worte zu fassen.


    Normal stehe ich dem geschriebenem Wort
    ziemlich emotionslos gegenüber, und mich haben früher auch nie Romane oder solche Dinge sonderlich gefesselt, aber die Lehrreden könnte ich hoch und runter lesen ohne müde zu werden.


    Das liegt aber auch daran das mein Gedächtnis ziemlich schlecht ist und ich mir fast keine Details zusammenhängend merken kann *schmunzel*

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • Hallo von Helmut
    Ich bin genau so einer. Ich habe erkannt das ich immer weiter von Buddha weg ging je mehr ich von diesen Büchern gelesen habe doch ER war einfach immer da ohne sich aufzudrängen. Heute ist es so das ich das Gelesene viel besser verstehe, weil ich die Worte Buddha lese. Auch ich kann nicht klar sagen was sich verstehe doch kann ich das Verstandene sofort in meinem Leben anwenden.
    Egal! ich danke Euch.
    liebe Grüsse
    Helmut

  • Ich hab zwar keinen Bogen um Buddha gemacht oder dergleichen, bin aber auch erst nach einigen Jahren der "Buddhismus-Standart-Literatur" zum Pali Kanon und somit den "wahren" Worten des Buddha gekommen... Und es fasziniert mich immer wieder wie sehr es mich fasziniert ;).


    Ich hatte jetzt eine Weile nichts im PK gelesen und ihn mir vor ein paar Tagen mal wieder vorgenommen. Gleich die erste Sutta die ich las, in der reden die Mönche über die außerordentliche Eigenschaften des Buddha. Dann kommt der Buddha selbst dazu und fragt worüber sie reden und Anando erzählt es dem Buddha. Daraufhin sagt der Buddha Ananda soll doch mal über die großartigen Eigenschaften erzählen. Und Anando legt los mit den wirrsten Geschichten über Buddhas Geburt und das der Buddha von 4 Königen empfangen wurde (na hat da jemand abgeschaut bei den Indern und einen König weggelassen? ;)) und das die Mutter eines Buddha nur im stehen gebährt und das der Buddha nach der Geburt sofort 7 (?) Schritte gelaufen wäre und dann eine Rede gehalten hätte und nur so komisches Zeug... Das ganze ging über 6 Seiten. Da dachte ich mir, warum les ich dieses komische Sutta, das kann ich auch überspringen, welchen sinn hat das etc. Habs dann aber (zum Glück) doch bis zum Ende gelesen. Am Schluss nachdem Anando die skurilsten Geschichten aufgezählt hat, sagt dann der Buddha:
    "Wohlan denn, Anando, so magst du auch diese Eigenschaft des Vollendeten als erstaunlich und außerordentlich dir merken: da steigen, Anando, Gefühle dem Vollendeten bewußt auf, bewußt halten sie an, bewußt gehn sie unter; steigen Wahrnehmungen bewußt auf, bewußt halten sie an, bewußt gehn sie unter; steigen Gedanken bewußt auf, bewußt halten sie an, bewußt gehn sie unter. Eben das ist, Anando, eine Eigenschaft des Vollendeten, die du als erstaunlich und außerordentlich dir merken magst."
    http://www.palikanon.com/majjhima/m123n.htm


    Anando hebte zwar alle möglichen Eigenschaften hervor, die der Buddha ihm berichtete, die nicht von dieser Welt sind und der Buddha sagt darauf diese klaren Worte, völlig auf den wesentlichen Punkt gebracht was wirklich ausserordentliche Eigenschaften sind...!


    Welch grossartiger Humor und das vor 2500 Jahren! :lol:

    "Nur eines verkünde ich heute, wie immerdar: Leiden und seine Vernichtung."
    Buddha

  • Guten Morgen, liebe Freunde,
    hinzufügen möchte ich noch, dass meine Ein-Sicht mich letztlich zur Quelle zurückgeführt hat. Früher hätte ich nicht genug Ausdauer, Geduld und Verstehen mitgebracht, um diese Texte zu lesen. Da haben mir Interpretationen einfach mehr geholfen.
    _()_ Monika

  • Buddha ist ja keine Konstante, sondern immer ein Bild, welches wir konstruieren. Wir sammeln Gedanken, Eindrücke und Erfahrungen an und projizieren das auf eine Gestalt. Wir subsummieren etwas unter einem Begriff und die scheinbare Ausstrahlung vom Buddha ist in Wirklichkeit die Ausstrahlung von etwas, dass in uns entstanden ist. In der Requisitenkiste unserer Psyche werden Dinge angesammelt, die wir auf einen bestimmten Begriff anwenden. Der Mensch hat die Neigung Prinzipien zu personifizieren. Erst wenn ein Prinzip einen Namen bekommt und zwei Beine, Hände, Kopf und Füß besitzt und ferner als Statue hinstellbar ist, wird die Sache für den Menschen handfest. Allerdings führt das auch zu Missverständnissen.


    Früher fand ich Buddha ein bischen komisch, weil ich immer diese fetten Buddhafiguren im Kopf hatte (Bild von einem schwabbeligen Speckrollenbuddha, der grinsend rumsitzt --> Japanischer Buddha). Dieses Bild wurde mit dem Begriff "Buddha" asoziiert. Im Laufe der Zeit verändert sich natürlich diese rudimentäre Begriffsverknüpfung. Heute ist "Buddha" für mich keine Person mehr, sondern ein Prinzip, welches zu Tage tritt, wenn ein Mensch eine gewisse Geistesschulung durchmacht. Allerdings ist die automatische Begriffsverknüpfung in meinem Hirn auch noch nicht komplett umkonfiguriert und wenn der Begriff fällt, kommen diese alten Verknüpfungen (Spreckbauch und langezogene Ohren) schnell mal wieder hoch ^^


    gruß
    maus

    Einmal editiert, zuletzt von Erdmaus ()

  • Ja, gut erklärt, Erdmaus. Früher war Buddha für mich eine Person, heute ist "der Buddha" eine Bezeichnung für eine bestimmte Qualität, ein Prinzip - Der ERWACHTE bzw. ERWACHEN eben.
    _()_ Monika

  • Erdmaus:

    ein Prinzip, welches zu Tage tritt, wenn ein Mensch eine gewisse Geistesschulung durchmacht.


    Hi Erdmaus


    Und wie genau sieht diese gewisse Geistesschulung für dich aus? und wie das Prinzip, welches zu Tage tritt?


    Trage nicht das Weltgetöse in die stille Einsamkeit
    Such den Wald, daß er Dich löse von der Krankheit unsrer Zeit.


  • Hallo ihr aktiven Poster.
    Bitte jetzt nicht abrutschen ins Hinterfragen und dann evtl. wieder ins Gerangel um Bedeutung und Auslegung der Worte. Lieber den tollen Thread (Daumen hoch, Geronimo!) noch mal von vorne lesen und offen sein für das, was es hier schon bis jetzt zu finden gibt: Ganz persönliche Aussagen über individuelle Wege. Das ist von Wert!
    @ Nibbuti: Ich sage nichts gegen Deine Frage. Aber an genau solchen Punkten konnte man später den Wendepunkt in einem tollen Thread ausmachen. Die Frage ist es wert, ausführlich an anderer Stelle behandelt zu werden. Sie hat meinen Respekt.
    Gruß, Wusheng