An der Wahrnehmung arbeiten - Teil 2 (Der Mist in mir)

  • Heute auf der Straße oder mein Nachbar, der Buddhist.

    Edgar: Entschuldigen Sie, aber haben Sie mir heute morgen einen Haufen Mist vor die Garage geschüttet?


    Armin: Ja.


    E: Finden Sie das richtig?


    A: Ja, ich wusste nicht wohin mit dem Mist, da habe ich ihn einfach vor ihrer Garage abgeladen.


    E: Wissen Sie, mich stört dieser Mist. Der Mist muss weg.


    A: Das dachte ich mir. Das ist die übliche Art von Weltlingen, Problemen zu begegnen.


    E: Wie bitte?


    A: Ja, verstehen sie denn nicht? NIcht der Misthaufen ist das Problem, sondern ihre Reaktion darauf.


    E: Ja, und wie soll ich nun auf den Misthaufen Ihrer Meinung nach reagieren?


    A: Mit Gleichmut! Wie gesagt: NIcht der Misthaufen ist das Problem, sondern ihre Reaktion darauf. Sie müssen an ihrer Wahrnehmung arbeiten! Sie sehen den Mist und reagieren automatisch mit Ablehnung. Und stürzen sich in Aktionismus. Lassen Sie den Mist doch einfach Mist sein. Lästig wird er doch erst durch Ihre Bewertung. Lassen Sie Ihre Aversion los! Akzeptieren Sie den Mist einfach als Mist. Sagen Sie: "Einatmend sehe ich den Mist. Ausatmend lächle ich dem Mist zu".


    E: Aber ihr Mist stört mich! Ich will ihm nicht zulächeln.


    A: Haben Sie diese Formulierung bemerkt "Stört mich". Das ist das Problem. Dieses Ich. Sie müssen sich von diesem Ich-Mir-Mein-Denken lösen. Damit lösen Sie automatisch all ihre Probleme. Wo es kein Ich gibt, gibt es keinen Mist. Haben Sie das verstanden?


    E: Wie bitte?


    A: Ja, das Problem ist allein ihre ichbezogene Wertung. Lassen Sie den Mist einfach Mist sein! Akzeptieren Sie den Mist. Sträuben Sie sich nicht dagegen. Die Aversion gegen den Mist ist einzig allein das Aufbäumen Ihres Egos! Sie müssen an ihrer Wahrnehmung arbeiten!


    E: Aber was hat Ihr Mist vor meiner Garage zu suchen?


    A: Daher rührt das Leiden in der Welt. Meine Garage. Ihr Mist. Durch diese Unterteilung in Ich und Mein werden künstliche Grenzen errichtet. Erst dieses Denken in Ich und Mein-Kategorien lässt das Leiden entstehen.


    E: Was erzählen Sie da eigentlich? So ein Mist!


    A: Weltling!

    "Es gibt nichts Gutes, außer: man tut es." (Erich Kästner)
    "Dharma books and tapes are valuable, but the true dharma is revealed through our life and practice." (Thich Nhat Hanh)

  • Charlie:

    Erst dieses Denken in Ich und Mein-Kategorien lässt das Leiden entstehen.


    Denken in Ich- und Mein-Kategorien wird von Leiden begleitet, aber ohne 'erst'.


    Dem geht erst der Kontakt mit 'äußeren' Dingen voran.


    Ursächlich ist immernoch Unwissenheit.


    :)

    Trage nicht das Weltgetöse in die stille Einsamkeit
    Such den Wald, daß er Dich löse von der Krankheit unsrer Zeit.

  • Bei Ajahn Brahm geht die Geschichte etwas anders:

    Ajahn Brahm, Die Kuh, die weinte, Eine Wagenladung voller Mist, S. 106 f.:

    Wenn man eine solche Wagenladung voller Mist am Hals hat, gibt es zwei Möglichkeiten, darauf zu reagieren. Die erste besteht darin, dass wir den Mist mit uns herumschleppen. Wir stecken etwas davon in unsere Taschen und unser Hemd. Ja wir schütten sogar etwas davon in unsere Hosen. Und wenn wir dann mit diesen Miststücken herumlaufen, stellen wir fest, dass wir eine Menge Freunde verlieren! (...) Zum Glück gibt es einen zweiten Weg. Wenn jemand eine Wagenladung voller Mist vor unserer Haustür abkippt, dann entfleucht uns ein Seufzer, und wir machen uns an die Arbeit. Schubkarre, Mistgabel und Spaten werden hervorgeholt. Wir schaufeln den Mist in die Karre, fahren sie hinters Haus und verbuddeln das Zeug im Garten. Das ist eine anstrengende und ermüdende Arbeit, aber wir wissen, dass uns keine andere Wahl bleibt. (...) Manchmal brauchen wir mehrere Jahre, aber irgendwann kommt ein Morgen, an dem der Misthaufen vor dem Haus gänzlich verschwunden ist. Außerdem hat sich in einem anderen Teil unseres Gartens ein wahres Wunder ereignet. Die Blumen entfalten sich zu ihrer vollsten Pracht, und ihr Duft erfüllt die ganze Umgebung, sodass Nachbarn und sogar Passsanten vor Freude zu lächeln beginnen


    _()_
    simak

  • haha, ja die buddhis sind schon etwas seltsam manchmal, aber auch ok irgendwie...


    gruss zenbo


  • Vorsätzliches Provozieren und ungefragtes Belehren sind wohl nicht heilsam. Der Rest ist gut :)


    Gruß :)

  • Danke, simak, für die Mistgeschichte von Ajahn Brahm.
    C.

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  • Charlie, so empfinde ich es auch manchmal :)






    ... und dann bleibt mir nichts übrig, als den Mist selber fortzuräumen...

  • Mascha:

    Charlie, so empfinde ich es auch manchmal :)
    ... und dann bleibt mir nichts übrig, als den Mist selber fortzuräumen...


    Ich denke, es gibt sehr unterschiedliche Mistgabeln. Metaphorische und nicht-metaphorische. Und manchmal müssen wir ganz konkret die nicht-metaphorische Mistgabel in die Hand nehmen und den Mist beisteite räumen. Und manchmal ist auch ein klares "Nein" angebracht, wenn uns andere ihren Mist vor die Garage kippen.


    Charlie

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  • Ach ... "an der Wahrnehmung arbeiten" soll heißen "Mist anhäufen" und hier wurde als Beispiel für "Mist anhäufen" eine Geschichte erzählt über "Mist auskippen vor der Garage" ... So Geschichten sind natürlich genau der Mist, der angehäuft wird. Klar so wird an der Wahrnehmung gearbeitet 8)

  • Charlie, ein wenig erinnert mich diese Art gescheiterter Dialog an meine fruchtlosen Versuche meinen Töchtern Nachhilfe in Mathematik zu geben.


    Nicht jeder, der einen Erkenntnisvorsprung hat, ist allein dadurch ein guter Lehrer für andere. Das gebetsmühlenartige Wiederholen einer Erkenntnis durch den Belehrer wirkt insbesondere dann hohl, wenn genau das Ausbleiben ebendieser Erkenntnis die Ursache dafür ist, dass der Schüler in einer geistigen Sackgasse steckt. Da stellt sich alsbald die Frage, ob der, der da ständig dieselben Plattitüden wiederholt, tatsächlich verstanden hat oder nur wiederkäut. Oder ob da nicht eher Geltungssucht am Werk ist als ein Erleuchterli.


    Ein guter Lehrer (oder Ratgeber) ist in der Lage seine Schüler da abzuholen wo sie stehen. Und nur demjenigen, der ausstrahlt, dass er wirklich verstanden hat und auf derlei Mist tatsächlich gleichmütig reagiert, vertraue ich genügend um mich in solcher Form belehren zu lassen. Anders gesagt: Manchmal ist es erstmal am (Möchtegern)Lehrer an seiner Wahrnehmung zu arbeiten :)


    _()_
    simak

  • simak:

    Da stellt sich alsbald die Frage, ob der, der da ständig dieselben Plattitüden wiederholt, tatsächlich verstanden hat oder nur wiederkäut.


    Im falschen Kontext sind die klugen Sprüche mehr als Plattitüden: sie sind schlicht Unfug.
    Klug sind die Sprüche erst dann, wenn der Kontext stimmt.
    Auf jeden Fall gehört dieser Satz in die Top 10 buddhistischen Phrasendreschens:
    "Du musst einfach an deiner Wahrnehmung arbeiten".


    C.


    Weitere Kandidaten:
    "Das ist wahrscheinlich dein Karma"
    "Da gibt es kein Ich"
    "Das ist nur deine Wahrnehmung"

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    Einmal editiert, zuletzt von Onda ()

  • Was hat denn der Buddha dazu gesagt? Hat er denn empfohlen an der Wahrnehmung zu arbeiten?


    Nein, hat er nicht.

    Zitat

    19.-22. Nicht betrachtet er ... die Wahrnehmung... als das Selbst oder das Selbst als Wahrnehmung... Nicht verharrt er in der vorgefassten Meinung: 'Ich bin das Bewusstsein! Mein ist das Bewusstsein!' Ihm, der nicht in der vorgefassten Meinung verharrt, 'Ich bin das Bewusstsein! Mein ist das Bewusstsein!', wandelt sich nun, verändert sich dieses Bewusstsein. Nicht entstehen ihm aber durch Wandel und Veränderung dieses Bewusstseins Kummer, Jammer, Schmerz, Trübsal und Verzweiflung.


    http://palikanon.com/samyutta/sam22_011.html#s22_1


    Und

    Zitat

    So sehend, ihr Mönche, findet der erfahrene edle Jünger nichts daran.


    Nichts daran findend, wird er entreizt.
    Durch die Entreizung wird er erlöst:
    'Im Erlösten ist die Erlösung' erkennt er: 'Versiegt ist die Geburt, vollendet der Brahma-wandel, gewirkt das Werk, nichts Höheres gibt es über dieses hier' versteht er da".


    http://palikanon.com/samyutta/sam35_030.html#s35_28

  • TMingyur:

    Was hat denn der Buddha dazu gesagt? Hat er denn empfohlen an der Wahrnehmung zu arbeiten?


    Aber hallo! Sicher hat er das. Siehe z.B. satipatthana sutta.
    Deine Textstelle bezieht sich auf den Themenkomplex "Kein Ich in den Skandhas erblicken". Kein Beleg für deine These.


    C.

    "Es gibt nichts Gutes, außer: man tut es." (Erich Kästner)
    "Dharma books and tapes are valuable, but the true dharma is revealed through our life and practice." (Thich Nhat Hanh)

  • Charlie:
    TMingyur:

    Was hat denn der Buddha dazu gesagt? Hat er denn empfohlen an der Wahrnehmung zu arbeiten?


    Aber hallo! Sicher hat er das. Siehe z.B. satipatthana sutta.
    Deine Textstelle bezieht sich auf den Themenkomplex "Kein Ich in den Skandhas erblicken". Kein Beleg für deine These.


    C.


    Da hast du
    1. satipatthana sutta gründlich missverstanden
    2. meine Zitate ignoriert


    Wie immer denkst du (nur) drüber nach und interpretierst und bildest dir deine Gedankengirlanden dazu.


    8)

  • Buddha-Dahrma ist Wahrnehmungsschulung und das fast zu 100%.
    Viel Spaß beim Widerlegen, TM!
    Deine Zitate sind nichtssagend. Wie deine Beiträge.


    Charlie

    "Es gibt nichts Gutes, außer: man tut es." (Erich Kästner)
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  • Charlie:

    Buddha-Dahrma ist Wahrnehmungsschulung und das fast zu 100%.


    Sagt der Denker.


    Charlie:

    Viel Spaß beim Widerlegen, TM!


    Du wirst dich selbst wiederlegen. Für mich gibts da nichts zu tun. 8)


    Charlie:

    Deine Zitate sind nichtssagend. Wie deine Beiräge.


    Schon klar, dass sie dir nichts sagen. 8)

  • TMingyur:
    Charlie:

    Ein Troll, mehr nicht.


    Sogar weniger. Viel weniger 8)


    Meinetwegen auch weniger als ein Troll. Auf jeden Fall entbehrlich.
    C.

    "Es gibt nichts Gutes, außer: man tut es." (Erich Kästner)
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  • Ein Vorschlag zur Güte:


    Bleib ganz dicht beim Atem und rühr dich nicht weg davon. Soll heißen: Da ist nur Atem, sonst nichts und du bist ganz Atem und sonst nichts.


    Atem ein.
    Atem aus.
    Atem ein.
    Atem aus.
    ...
    ...
    (Das aber bitte nicht begleitend denken! Nur ganz dicht dran bleiben ...)



    Wenn du so ganz dich beim Atem bleibst, und ganz Atem bist, wo bleibst du dann und wo bist du in den "Lücken" zwischen "ein" und "aus" und zwischen "aus" und "ein"?


    8)

  • TMingyur:
    Charlie:

    Auf jeden Fall entbehrlich.


    Auf jeden Fall 8)


    Es gibt nichts Gutes, außer: man tut es.
    Erich Kästner

    "Es gibt nichts Gutes, außer: man tut es." (Erich Kästner)
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  • Ich kann es nicht verhindern, dass mir Wagenladungen voll Mist vor die Tür gekippt werden. Wenn die Leute Lust darauf haben, dann werden sie es tun.
    Soll ich die ganze Zeit vor dem Haus stehen und Wache halten? Nein, ich habe besseres zu tun.
    Und wenn die Wagenladung vor dem Haus landet, dann schaufel ich sie weg. Zu raisonnieren und zu diskutieren hat keine Zweck, es ändert nichts. Wenn Buddhisten den Mist abladen, so ist das der gleiche Mist, wie der von Nicht-Buddhisten, und die Erklärungen sind nur im Wortlaut anders.
    Meistens sagt der Nachbar: "Ich kippe dir Mist vor das Haus!" Ich bekomme schon die Panik, obwohl es nur leere Worte sind. Wenn ich dann nicht aufpasse, sitze ich den ganzen Tag mit meinem geladenen Gewehr vor dem Haus und warte darauf, dass der Nachbar kommt, damit ich ihn vertreiben kann. Währenddessen vergesse ich zu kochen, meine Arbeit zu tun, mich um die Familie zu kümmern – drinnen schreien die Kinder und ich sitze nur mit dem Gewehr herum und vertue meine Zeit. Der Nachbar jedoch denkt nicht mehr an mich, er verspeist ein gutes Mahl, spielt mit seinen Kindern und hat einen wundervollen Tag.
    Mit manchen Nachbarn hat eine Fuhre Mist zu einem regelrechten Nachbarschaftskrieg geführt. Ich trug viele Verletzungen davon, und erst als ich müde wurde, hörte der Krieg auf. Das hätte ich einfacher haben können, weiß ich heute. Leider habe ich durch meine Verletzungen auch anderen Leid zugefügt. Und das wegen Mist und eingebildetem Mist!


    Ganz viel Mist wird mir per Post zugestellt. Die Pakete stinken schon bevor ich sie aufgemacht habe. Dann verweigere ich die Annahme. Soll der Versender doch verschicken was er mag – ich bestimme, was ich in mein Haus lasse.
    Auch Dünger stinkt in der Regel. Es ist schwer zu unterscheiden: schickt mir jemand Dünger für meinen Garten oder will er nur seine Abfälle loswerden. Aber da muss ich achtsam sein. Ich habe gelernt, dass manches, was ich früher als Abfall betrachtet habe, sich hervorragend für meine Rosen eignet. Manchmal wurde mir mit besten Absichten hervorragender Dünger geschickt und ich habe ihn wegen des mir unangenehmen und ungewohnten Geruchs empört zurückgeschickt. Ein klein wenig habe ich das besser zu unterscheiden gelernt.


    http://www.youtube.com/watch?v=n2qB0NpSRWo


    Liebe Grüße
    Knochensack