Frage zu den Fünf Silas und Selbstverteidigung

  • Hallo zusammen,
    ich bin erst seit kurzem mit der buddhistischen Lehre in Kontakt, obgleich ich schon 39 Jahre bin :)


    Meiner Frage bezieht sich auf die Fünf Silas und zwar Nummer 1:


    pāṇâtipātā veramaṇī sikkhāpadaṃ samādiyāmi
    Ich gelobe, mich darin zu üben, kein Lebewesen zu töten.


    Ich kenne auch eine Variante, die das Verletzten von Lebewesen ausschliesst.


    Nun die Frage:
    Ich bin Kampfsportler und beschäftige mich auch viel mit Selbstverteidigung und dem Ernstfall, mein Training zielt hierauf ab.
    Nun werde ich bei einem Angriff realistischerweise meinen Gegner verletzten oder im schlimmsten Fall töten (was vor dem deutschen Gesetzt sogar gebilligt wäre -> Notwehr).
    Einen Gegner ohne Schaden kampfunfähig machen ist zwar ein edles Ziel, aber in einem echten Strassenkampf eher illusorisch und schwer umzusetzten.


    Wie geht nun ein Buddhist damit um? Er wird sich kaum zusammenschlagen lassen :?
    Und ist es nicht so, daß man auch dafür sorgen soll, daß andere Lebenwesen nicht verletzt werden, sprich Dritte beschützen?
    Wie steht ein Buddhist zur Gewaltanwendung um sich und andere zu verteidigen? Oder zum Kampf im Allgemeinen?


    Würde mich über Meinungen freuen!

  • Da steht doch: ich gelobe mich darin zu üben nicht zu töten usw.


    Mit der Achtsamkeit ( s-Meditation ) wird das ernstafter oder natürlicher.


    Wenn Du Kampfsport trainierst auch mit der Absicht Dich selbst verteidigen zu können,
    dann ist ja gerade ein wesentlicher Teil Techniken zu lernen, die es ermöglichen den Angreifer
    lahmzulegen ohne ihn zu töten. Es sei denn, Du lässt den spirituellen Teil außen vor, aber dann
    ist es keine Kampfkunst im Sinn der alten Traditionen. Ich hoffe, Du willst nicht Gladiator werden :grinsen:

  • Hallo vegetarierer,


    es gibt Lehrreden des Buddha, die eine äußerst gewaltablehnende Haltung lehren. Zum Beispiel in der 21. Lehrrede des Majjhimanikaya:


    Zitat

    Selbst wenn da einem ein Räuber mit einer doppelgriffigen Säge Gelenke und Glieder durchschneidet, so würde, wer da in Zorn geriete, nicht meine Weisung befolgen. Da hat man sich nun also zu üben: ,Nicht soll mein Geist außer sich geraten! Nicht darf ich üble Worte äußern! Von Wohlwollen und gütiger Gesinnung erfüllt will ich bleiben, ohne Groll in meinem Innern; und jene Person will ich mit gütiger Gesinnung durchdringen, und darauf gestützt will ich die ganze Welt mit gütigem Geiste durchdringen, einem weiten, entfalteten, unbeschränkten, frei von Haß und Übelwollen.


    Ich würde ihm dennoch eine mitgeben. Oder rennen.


    Gruß
    Florian

  • Wenn du dich in Notwehr verteidigst, hilfst du dem Angreifer, indem du verhinderst, dass sein Delikt noch schlimmer wird. Dann ist deine Tat eigentlich heilsam.

  • Selbstverteidigung ist erlaubt.Allerdings nur zu diesem Zwecke.Oder wenn du eine hilflose Person oder ein Kind gegen Angreifer verteidigen mußt.
    Auch wenn in einigen Lehrreden was anderes gesagt wird.Da lasse ich den Buddhismus aussen vor.
    Grüße echo7

  • Echo7:

    Selbstverteidigung ist erlaubt. Auch wenn in einigen Lehrreden was anderes gesagt wird.


    in welchen denn?


    :)

    Trage nicht das Weltgetöse in die stille Einsamkeit
    Such den Wald, daß er Dich löse von der Krankheit unsrer Zeit.

  • Im Majjhima Nikaya:

      "Wenn irgendjemand dir einen Hieb mit der Hand, mit einem Erdklumpen, mit einem Stock oder mit einem Messer geben würde, solltest du jegliche Absichten und jegliche Gedanken, die auf dem Haushälterleben beruhen, aufgeben. Und darin solltest du dich so üben: 'Mein Geist wird unbeeinträchtigt sein, und ich werde keine bösen Worte äußern; ich werde in Mitgefühl für sein Wohlergehen verweilen, mit einem Geist voll Liebender Güte, ohne inneren Haß.' Auf solche Weise solltest du dich üben, Phagguna."


    Grüße echo7

  • Echo7:


    ... Auf solche Weise solltest du dich üben, Phagguna.[/color]"[/list]


    Ich erlaube mir eine kleine Anmerkung: Richtig wurde zitiert, es ist die Rede vom "sich in etwas üben". Die werte Onyx wies ja schon deutlich auf diesen wichtigen Unterschied zu einem Verbot hin. Also geht es nicht, wie weiter oben geschrieben wurde, um verboten oder erlaubt. Das "sich-üben" verstehe ich als eine Arbeitsgrundlage für eigene Erkenntnis. Sich selbst erarbeiten, was Heilsames nach sich zieht und was Unheilsames nach sich zieht und so eine eigene innere Haltung einnehmen. "Auf solche Weise solltest Du Dich üben...!"
    Grüße, Wusheng

  • Echo7:

    Selbstverteidigung ist erlaubt. Auch wenn in einigen Lehrreden was anderes gesagt wird.


    Echo7:

    Im Majjhima Nikaya:

      "Wenn irgendjemand dir einen Hieb mit der Hand, mit einem Erdklumpen, mit einem Stock oder mit einem Messer geben würde, solltest du jegliche Absichten und jegliche Gedanken, die auf dem Haushälterleben beruhen, aufgeben. Und darin solltest du dich so üben: 'Mein Geist wird unbeeinträchtigt sein, und ich werde keine bösen Worte äußern; ich werde in Mitgefühl für sein Wohlergehen verweilen, mit einem Geist voll Liebender Güte, ohne inneren Haß.' Auf solche Weise solltest du dich üben, Phagguna."


    Grüße echo7


    da verstehst du etwas falsch, lieber echo


    der Buddha hat nie einem Haushälter gesagt er solle Gedanken die auf dem Haushälterleben beruhen aufgeben


    es geht hier (und in ähnlichen Passagen) um die geistige Einstellung


    zB kann eine körperliche Handlung mit einem von Angst & Zorn blockierten Geist stattfinden oder mit einem von Angst & Zorn freien Geist


    :)

    Trage nicht das Weltgetöse in die stille Einsamkeit
    Such den Wald, daß er Dich löse von der Krankheit unsrer Zeit.

  • Hallo wusheng,


    wusheng:
    Echo7:


    ... Auf solche Weise solltest du dich üben, Phagguna.[/color]"[/list]


    Ich erlaube mir eine kleine Anmerkung: Richtig wurde zitiert, es ist die Rede vom "sich in etwas üben". Die werte Onyx wies ja schon deutlich auf diesen wichtigen Unterschied zu einem Verbot hin.


    Nun ja, hier wurde erst einmal nur eine Übersetzung richtig zitiert. Man kann es auch übersetzen als: ich verpflichte mich die Übung x einzuhalten / ich verpflichte mich die Übung x auf mich zu nehmen. Aber vor allem verstehe ich den Unterschied für die Praxis nicht. Du hast schon angefangen, dies etwas zu erläutern:


    wusheng:

    Also geht es nicht, wie weiter oben geschrieben wurde, um verboten oder erlaubt. Das "sich-üben" verstehe ich als eine Arbeitsgrundlage für eigene Erkenntnis. Sich selbst erarbeiten, was Heilsames nach sich zieht und was Unheilsames nach sich zieht und so eine eigene innere Haltung einnehmen. "Auf solche Weise solltest Du Dich üben...!"


    Magst du dies etwas ausführlicher erläutern. Für mich gilt bisher egal wie man es übersetzt, dass Resultat ist doch: wenn man tötet, dann verletzt man diese Übungsregel, oder?


    Gruß
    Florian

  • tsurezuregusa:


    Für mich gilt bisher egal wie man es übersetzt, dass Resultat ist doch: wenn man tötet, dann verletzt man diese Übungsregel, oder?


    Nein!
    Herzlichen Gruß,
    Wusheng

  • vegetarier:


    1. Meiner Frage bezieht sich auf die Fünf Silas
    2. Ich bin Kampfsportler und beschäftige mich auch viel mit Selbstverteidigung und dem Ernstfall, mein Training zielt hierauf ab.
    Einen Gegner ohne Schaden kampfunfähig machen ist zwar ein edles Ziel, aber in einem echten Strassenkampf eher illusorisch und schwer umzusetzten.


    1. Die Silas sind keine Gebote oder Verbote, sondern eine Art Empfehlungen: Verstösst Du dagegen, ist das Dein Karma und keiner schickt Dich deswegen in die Hölle. Natürlich sind sie bei ernsthaftem Praktizieren möglichst einzuhalten, das geschieht mit der Zeit von selber, aus eigener Einsicht- und die muß sich erst entwickeln.


    2. Ich kenne das Problem aus eigener Erfahrung- im Zen entscheidet man das spontan, weil der Ernstfall immer anders auftritt als alle Überlegungen. Wenn Du die Kampfkunst betreibst und nicht nur das Ganze als Sport, also den geistigen Aspekt nicht außen vor lässt, kann es durchaus sein, daß Du nie in die Situation kommst, Dich oder andere verteidigen zu müssen. Weil Du Situationen meidest, wo es dazu kommen könnte.


    Und wenn doch- das ist so wie mit dem Tod. Der kommt ebenso unerwartet und überraschend oder ungelegen- und trotzdem müssen wir da durch. Ich hatte allerdings dreimal das Pech, es doch tun zu müssen, und keiner starb dabei- wenn es auch einmal knapp war. Auch Du wirst dann das Richtige tun.


    _()_ c.d.

    Tag für Tag ein guter Tag