Beiträge von Karnataka


    tja, die Wertungen trudeln nur spärlich ein… das mit dem Median unseres buddhistischen Glaubens wird schwierig…


    kommen Sie, kommen Sie! machen Sie Gebrauch von Ihrem Stimmrecht! :)


    (nur malsehen hat mir eine mail geschickt: viele g Wertungen...)

    onda,


    …habe lange nachgedacht, wie du die Frage meinst… wohl sicher nicht, dass wir die tibetische Lehrmeinung hier nachbeten… also, mein Vorschlag wäre, zunächst Behauptungen zu formulieren und diese mit dem Grad der persönlichen Überzeugung zu verknüpfen. Vielleicht kann eine Auswertung dann helfen, unsere gemeinsame Definition zu finden. :)


    Behauptung:


    1. Da ist etwas, das nicht sterblich ist.
    2. Dies ist geistig bzw. ein Bewusstseinskontinuum.
    3. Es trägt die Qualität von Erkenntnis und Ethik (Karma)
    4. Es führt zur Wiedergeburt.
    5. Die Erkenntnis kann so weit gehen, dass Einfluss darauf möglich wird (Reinkarnation)


    Grad der Überzeugung:


    a. Das ist für mich Gewissheit.
    b. Daran glaube ich.
    c. Das ist meine Hoffnung.
    d. Das halte ich für vorstellbar.
    e. Das halte ich prinzipiell für möglich.
    f. Das kann ich mir nicht vorstellen.
    g. Das ist absurd!


    Karnataka: 1a, 2b, 3c, 4d, 5e

    malsehen:

    Darf ich als mitlesender User gaanz vorsichtig daran erinnern, dass der Thread ursprünglich um die Frage kreist, ob und wie Buddhismus eine evtl eigene Form der Verantwortung(-sübernahme) bedeutet/mit sich bringt. Insbesondere in der Übernahme der Verantwortung ist das eine ziemlich pragmatische, diesseitige Frage, auf das alltägliche Handeln bezogen. Für mich zumindest.
    So schön die Appelle in den Zitaten auch formuliert sein mögen. Sie sind und bleiben Appelle, Richtlinien, Zielsetzungen in einer – sorry – für mich sehr allgemeinen Form. Der fromme Wunsch solcher Texte, die sowieso jede Religion so oder zumindest sehr, sehr ähnlich formuliert (bis auf des Sidekick mit dem erneuten Mutterschoß vielleicht), spricht aber nicht über die Wehen und Wägnisse, die Brüche und das Scheitern, das freudige Erleben einer solchen Verantwortung in unserem Alltag.
    Geronimo – wie sieht die für Dich heute, Sonntag nachmittag oder letzte Wochen Dienstag abend, oder morgen, Montag in aller frühe aus?


    Den Einwand verstehe ich nicht.


    Wenn Mitgefühl – oder wie immer es im jeweiligen religiösen Kontext formuliert wird – in das meditative Denken und Empfinden als ein zentraler Punkt Eingang findet, dann soll und muss sich das durchaus auch im Alltag ausdrücken, besonders natürlich, wenn es sich um Verantwortung für Menschen (Wesen) handelt.


    Nehmen wir ein lästiges Verantwortungsgeschehen (z.B. Frühstück zubereiten): wenn ich die Einstellung, zum Wohl anderer zu handeln, fest in mir verankere, dann wird es mir auch gelingen, dort, wo ich bisher mehr schlecht als recht „bloß“ meine Verantwortung wahr genommen habe, es nun um ein Stückchen besser zu machen. Ganz einfach.


    Warum die altruistische Haltung aber für das eigene Wohl förderlich ist, dafür gibt es je nach Kontext verschiedene Erklärungen. Man suche sich jene aus, die einem am besten liegt! :)

    VOOM108:

    So wie es verschiedene Ebenen buddhistischer Belehrungen an sich gibt: psychologische, spirituelle, magische - gibt es halt auch verschiedene Ebenen des Mitgefühls: psychologische, spirituelle, magische...


    Wenn man nur eine davon losgelöst betrachtet, kann es sich niemals völlig stimmig anfühlen. Und doch hat jede Ebene zu ihrer Zeit und in ihrem Kontext ihre Berechtigung.


    Der Dalai Lama erfüllt ja viele Rollen, als Regierungschef, als Bodhisattva, als Mönch, als Gelehrter usw. Vermutlich muss man alles, was er sagt und schreibt erstmal in den jeweils richtigen Kontext stellen, bevor man es richtig bewerten kann. Und dann stellt sich immer noch die Frage: Als er das sagte, können wir wissen, was er gewusst; können wir sehen, was er gesehen hat?


    Dem kann ich vollkommen zustimmen!
    Es gibt so unterschiedliche Hintergründe und beispielsweise bin ich der Ansicht, dass der DL als spirituelles Oberhaupt sich seit geraumer Zeit weg von den metaphysischen Themen und Erklärungen, Karma und Wiedergeburt, noch stärker hin zu einer universellen Ethik und Vernunft bewegt. Müsste man untersuchen.
    (Ich entsinne mich in einem Dialog von 2009 gelesen zu haben, er wolle öffentlich zu Karma und Reinkarnation nicht sprechen – gemeint ist wohl die Öffentlichkeit von facebook etc.)
    Zudem finden sich die kulturellen Eigenheiten und das besondere Gedankengut des tibetischen Buddhismus in früheren Publikationen ausreichend dargestellt.
    Das politische Oberhaupt im Schlachtfeld der Politik, in einer so leidvollen Situation – darüber brauchen wir nicht zu reden – der Friedensnobelpreis spricht deutlich.


    Zu seiner Rolle als Mönch und Lehrer:


    Es mag banal klingen, doch sehen wir nicht ein inneres Glück, welches den Menschen zum Leuchten bringt? Woher kommt die innere Übereinstimmung, die ich zu seiner Person empfinde? Damit meine ich sicher nicht, mich vergleichen zu können. Ich spreche aber auch nicht von reiner Bewunderung und Identifikation. Man identifiziert sich beispielsweise mit einem Menschen, um zu lernen, freier von Angst zu werden (besonders in der Jugend).


    Ich meine, das, was der DL verkörpert, hat zu tun mit dem Schlüssel, den er uns gibt: mit der Schulung des Mitgefühls. Das Mitgefühl, das die Gleichheit aller Wesen in ihrem Streben nach Glück zum Gegenstand hat, ist selbst wesentlicher Faktor inneren Glücks. So, glaube ich, lautet die augenscheinliche Botschaft des "glücklichen" DL. Daher deute ich mein Gefühl der Übereinstimmung als Zeichen, wie sehr der DL diese Ebene des gemeinsamen Menschseins verkörpert. Ich glaube, auf dieser Ebene können wir die feinfühlige Bescheidenheit des DL in ihrem Wesen erkennen und Inspiration daraus zu schöpfen.

    Interessant, dass der Dalai Lama zu dem Thema auch eine sehr tiefenpsychologische Erklärung und säkulare Perspektive nennt. Zwar bringt er Erkenntnisse der frühkindlichen Bindungsforschung in Zusammenhang mit der Wirkung, welche die Entfaltung von Mitgefühl auf die Person selbst hat (die frühkindliche Bindungsforschung hat gezeigt, wie sehr die kognitive, psychische und körperliche Entwicklung schon beim Säugling von emotionaler Zuwendung abhängen):


    „Das Wunderschöne am Mitgefühl ist, dass sich bei seinem spontanen Aufsteigen im Menschen eine innere Tür zu dieser Liebeserfahrung des Kindes öffnet, die Teil unserer grundlegenden Wirklichkeit ist.“


    In Hinblick auf die Sutra lassen sich die ersten Sätze dann als Aufforderung lesen, solch eine frühe Erfahrung zu reaktivieren und dabei auch in die Rolle der eigenen Mutter zu schlüpfen, die der Säugling vielleicht gar nicht so sehr von sich getrennt erlebt:


    Wie eine Mutter ihr Leben aufs Spiel setzen würde,
    um ihr Kind, ihr einziges Kind zu schützen,
    so sollte man auch ein grenzenloses Herz
    bezüglich aller Wesen pflegen.


    Weiter schreibt der Dalai Lama zur therapeutischen Wirkung auf den Menschen:

    „(…) Wenn wir also füreinander Mitgefühl empfinden, kehren wir zu unserer tiefsten Natur zurück. Sobald sich die innere Tür auftut, wird es mühelos möglich, auf andere zuzugehen und mit ihnen in Kontakt zu kommen. Aus diesem Grund ist das größte Gegengift gegen Unsicherheit und das Empfinden der Angst das Mitgefühl, weil es den Menschen wieder auf den Grundstock seiner eigenen inneren Stärke zurückbringt. Ein wirklich mitfühlender Mensch verkörpert einen sorgenfreien Geist der Angstfreiheit, der sich der Freiheit von egoistischen Sorgen um sich selbst verdankt.“


    Dies ist doch eine ungewohnte Perspektive zum Thema Mitgefühl, da weder mit Gerechtigkeit noch in spiritueller Weise dafür geworben wird, sondern sehr psychologisch und direkt der Gewinn für die eigene Persönlichkeit heraus gestellt wird.


    Dennoch macht mich so eine Sichtweise nicht ganz glücklich. Zu säkular! :)

    Metta Sutta, aus dem Sutta Nipata 1,8


    Wie eine Mutter ihr Leben aufs Spiel setzen würde,
    um ihr Kind, ihr einziges Kind zu schützen,
    so sollte man auch ein grenzenloses Herz
    bezüglich aller Wesen pflegen.


    Kultiviert mit Wohlwollen für den gesamten Kosmos
    ein grenzenlos weites Herz;
    nach oben, nach unten und ringsherum,
    ohne Hindernis, ohne Feindseligkeit oder Hass.


    Ihr mögt stehen, gehen,
    sitzen oder niederliegen,
    solange ihr wach seid,
    bleibt entschieden bei dieser Achtsamkeit.

    Ein paar Gedankensplitter zur Wiedergeburt…


    Ich meine, es handelt sich hier zunächst um die Frage: Gibt es etwas nach dem Tod? Ich habe Zweifel, dass diese Antwort eine Autorität geben kann, ein erleuchteter Meister oder eine philosophische oder buddhistische Theorie. Nicht wirklich.


    Eine solche Überzeugung, zwar die Antwort „Ja“, die dem intellektuellen Hin und Her bedingungslos standhält, ist sehr persönlich, denke ich. Ich glaube auch, dass sie nicht auf eine Theorie aufbaut und nicht angefüllt ist mit Wissen. Man bäckt kein Konstrukt aus Geist-Philosophie und verschreibt sich ihr mit Haut und Haar. Funktioniert nicht.


    Vielleicht nehmen manche Menschen diese Überzeugung aus der Kindheit mit, andere treffen sie mit dem Herzen und wieder andere begegnen ihr im Moment größter Verzweiflung. Ich glaube, es gibt dafür kein Rezept und keine Methode. Ist jedoch dieses „Ja“ geschafft, so ist, was die Metaphysik betrifft, beinahe alles geschafft. Meine Meinung.


    Erst nachdem man dieses Wesentliche für sich erkannt hat, haben die Fragen, die so beschäftigen, wirklichen Sinn, finde ich. Hat dieses Etwas was mit „Geist“ zu tun oder nicht, ist es persönlich oder unpersönlich, kommt es gar zu einer Wiedergeburt oder existiert vielleicht doch das Himmelreich?


    Mein persönliches „Ja“ auf die ursprüngliche Frage erlebe ich als Freude und Befreiung. Freilich interessiert es mich besonders, die Meinungen der buddhistischen Meister zu hören und darüber nachzudenken. Doch es irritiert mich keineswegs, wenn beispielsweise ein Christ von seiner Seele spricht (was immer er persönlich darunter versteht…), im Gegenteil, denn ich höre sein „Ja“!
    (Sofern mir seine sonstige Weltanschauung nicht auf den Sack geht…)

    …was für eine dumme gestrige Bemerkung von mir zur Herzsutra! Da möchte ich was Besseres nachschießen…


    In seiner permanenten Verneinung richtet sich das Sutra auf das, was letztlich ist. Da ist kein Auge, kein Ohr… kein Element und kein Geist… Da ist Leerheit, die ist.
    Dass in der Vergänglichkeit kein Seiendes haust, wurde schon oft diskutiert. Wenn der Buddhismus das Seiende als Leerheit fasst, so meint er damit keinen Nihilismus, soweit ich verstanden habe.


    „Ihr Geist ist frei von Hindernissen und deshalb frei von Furcht“, heißt es. „Es gibt weder Altern noch Tod, noch Aufhören von Altern und Tod. Ebenso gibt es kein Leid, keine Ursache, kein Aufhören, keinen Weg und keine ursprüngliche Weisheit. Es gibt kein Erlangen und kein Nicht-Erlangen.“


    Die letzten Worte sind schwierig zu verstehen und beziehen sich aus meiner nicht erleuchteten Sicht und Interpretation auf die Qualität einer Erfahrung, die sich Glaube nennt. Sie kann urplötzlich entstehen und wird in der Regel in die Terminologie der jeweiligen Religion gefasst. Nüchtern betrachtet handelt es sich dabei jedoch bloß um einen Gedanken: „Ich habe meine Küchenzeile betrachtet und mir gedacht…“ Etc. Wie kann man hier von Erlangen sprechen? Und doch ist eine metaphysische Überzeugung geboren, die verfügbar bleibt. Man spricht von Gewissheit.


    Gewissheit aber von welchem Inhalt? Gibt es überhaupt einen Inhalt? „Es gibt weder Unwissenheit noch Aufhören von Unwissenheit“, sagt die Lehrrede. Also Vorsicht! Vielleicht neigen wir dazu, um eine spirituelle Erfahrung überhaupt als solche gelten zu lassen, deren Gewissheit als Wissen anzusprechen. Wenn es nun etwas gibt, worauf man sich richtet, woran man sich erinnert, etwas, „das alles Leid völlig entfernt“, können wir davon noch den kleinen Rest eines vermeintlichen Wissens entfernen? Ist dies der Weg, „alle Täuschung zu überwinden und zur Vollendung zu gelangen“? Denn:


    „Es gibt keinen Weg und keine ursprüngliche Weisheit. Es gibt kein Erlangen und kein Nicht-Erlangen.“

    die Herzsutra…


    Wenn wir sie jeden Dienstag rezitieren,
    dann lass ich die Stimme schön im Kopf vibrieren,
    doch eigentlich fühl' ich mich wie in einem nordkoreanischen Straflager
    bei der Gehirnwäsche…
    vermutlich gibt es solche, die die lichte Leere des Geistes,
    in dieser Weise erfahren,
    jene Leerheit, von der so viel die Rede ist,
    doch ich kann den Text nur wie die „Glocke“ von Schiller aufsagen.

    euh:

    von Karnataka am 14.12.2012, 16:23


    Ja was meinst du wie ist das?
    Mich erinnert das an die Geburt meiner Tochter, es war so ein sanftes Gefühl der Verbundenheit, Sie zu erleben war so toll das es mich jetzt noch emotional trifft


    Dem eigenen Kind Glück zu wünschen ist ein uns angeborenes, emotionales Mitgefühl. Über diesen unmittelbaren Bereich hinaus müssen wir Mitgefühl erst entwickeln. Da ich einen Adoptivsohn habe, weiß ich mit Sicherheit, dass sich liebevolle Güte hier praktisch von selbst ausgebreitet hat. Doch schon in einer Partnerschaft ist die Verbundenheit keine so selbstverständliche.


    Der Dalai Lama beschreibt die Entwicklung von Mitgefühl als einen Prozess, der ein bestimmtes Wissen erfordert (gilt für einen erwachsenen Menschen, denke ich). Man soll ständig darüber nachdenken und dieses Wissen durch Reflexion oder Meditation verinnerlichen, bis es zu einer festen Überzeugung wird. Auch an sie muss man sich ständig erinnern und sich vertraut machen. So wird sie zu einem Bestandteil der geistigen Gewohnheit. Hier erst wird Mitgefühl spontan und entsteht mühelos, wenn man über andere nachdenkt.


    Mitgefühl selbst ist nicht unbedingt eine Emotion, da es gefördert werden muss. Die Emotion, die nun aber zum Mitgefühl hinzutritt, ist von hoher Intensität. Mitgefühl ist nun nicht mehr auf dem Niveau des Denkens, schreibt der Dalai Lama.


    Ich meine, Mitgefühl durch Meditation und Bemühen um liebevolle Güte und den Wunsch, das Glück anderer zu mehren, entwickeln zu können. Dabei kommt es mir vor, als würde ich der Spur meines eigenen, inneren Glücks folgen.

    …bin natürlich kein Fachmann für Buddhismuskunde. Ich denke aber, wenn man die zeitgleich entstandenen so unterschiedlichen Strömungen der griechischen Philosophie zum Vergleich nimmt, denn scheint die Auffassung Leben = Leiden (bzw. besonders geprägt durch Leid) betreffend die ersten Jahrhunderte, wo die Lehre entstand und niedergeschrieben wurde, mir nicht abwegig. Für mich drückt sich diese Tendenz in manchen Texten aus jener Zeit, die hier diskutiert werden, aus.


    So folgen nach meiner Lesart der Kette des bedingten Entstehens aus unwissender Gestaltung Bewusstsein und Heranwachsen bis zur Geburt, woraus die Wahrnehmung des Leides folgt. Das Empfinden und Tun, das Leben, wie wir es verstehen, entstehen lässt, wird demnach abgelehnt und das Leben selbst und die vorgeburtliche Entwicklung werden als Quelle des Leides identifiziert. Dies ist jedoch nur meine Lesart und gerne lasse ich andere Sichtweisen gelten! Auch liegt mir nichts an einem Streit über diesen Teil der Lehre, der mir unwichtig ist, mit jemandem, für den er vielleicht große Bedeutung hat.


    Sollte diese Interpretation der buddhistischen Lehre während der ersten Jahrhunderte aber in einem gewissen Grad zutreffend und nahe liegend sein, dann denke ich, dass das Mahayana eine bestimmte Wende im buddhistischen Denken gebracht hat, jedoch nichts radikal anderes (denken wir an das Neue Testament!). Daher habe ich kein Problem, für den Urbuddhismus auch eine Tendenz zuzulassen, mit der ich nicht so viel anfangen kann.

    Wie viel Glück empfinden Eltern,
    wenn sie aus ganzem Herzen,
    ihrem Kind das größte Glück wünschen!
    Mit Tränen in den Augen denken sie:
    Mein Leben würde ich für das kleine Wesen geben.


    Könnte ich mich nur
    ohne alle Egozentrik und Ambivalenz
    als unwichtiger Teil eines großen Ganzen empfinden,
    von jenem Wunsch nach bestem Wissen erfüllt.
    Mit wie viel Freude
    würde ich meinen Mitmenschen begegnen!

    Bakram:
    Zitat


    Deshalb sage ich ja Erleuchtung als Erfahrung und Einsicht zugleich ist nur ein Teil des Weges. Um Dukkha zu versiegen oder auch nur die eigene Verwirklichung jenseits von Trieben und Verblendung zu erlangen sind alle Pfadglieder nötig.


    Erleuchtung als Erfahrung und Einsicht:


    Der Achtfache Pfad und die altruistische Haltung des Mahayana (…) geben das Handwerkszeug, inneres Glück zu finden. Lehre, Gemeinschaft und Buddha geben Zuflucht, doch wird man quasi in die eigene Verantwortung entlassen, das als richtig Erkannte auch umzusetzen, die Einsicht zu vertiefen, dem Sog eigener Gier entgegenzutreten, liebendes Mitgefühl zu entwickeln.


    Die eigene Verantwortung hat jedoch Grenzen, wie das beispielsweise Freud aufgezeigt hat. Emotionale Probleme können tief liegende Ursachen haben, die sehr schwierig aufzubrechen sind. Sie können sich derart auf die Meditation legen, dass die Aufforderung zur gleichmütigen Betrachtung zwar theoretisch ein guter Rat ist, den Meditierenden aber praktisch "in den Wahnsinn" treibt.


    Auch metaphysische Überzeugungen sehe ich als mögliches Hindernis. Die Überzeugung, dass mit dem Tod alles und jedes endet, ist zum unhinterfragten Gemeingut geworden, denke ich. Egal wie dem nun sei, bezweifle ich zumindest die Ansicht, wir hätten gelernt, mit dieser absoluten Endlichkeit zu leben, glücklich zu leben. Wie kann sich aber der Glaube gegen ein solches, durch die Erfahrungswissenschaften zementiertes, Verständnis erheben?


    Hier, denke ich, braucht es etwas Befreiendes. Dort, wo "nur" Erdreich abzutragen ist, reichen Fleiß und Mühe. Gegen eine Gesteinsschicht kommt die Schaufel jedoch nicht an.
    Das Bild soll natürlich nicht bedeuten, dass der Weg durchs Erdreich problemlos wäre - schon zweimal habe ich das Rauchen jahrelang aufgegeben und bin wieder zurück in die Sucht gefallen -
    - sage ich als Buddhas schwächster Schüler :)

    Syia:

    Ja auch, aber als tibetisch Praktizierende nehme ich auch Zuflucht zum Buddha in mir, denn die Buddha-Natur hat ja jeder. Es bleibt ein Wechselspiel des Äußeren und Inneren.


    ja, bloß manchmal ist die Gier in mir so groß - ich sag nur ATX und euer DAX - dass ich froh bin, mich irgendwo anhalten zu können, um nicht verschlungen zu werden und eng verschränkt mit den anderen Süchtigen zur Hölle zu fahren :shock:

    Sicher hat es jemanden gegeben, der die buddhistischen Orden begründet hat und das Rad der Lehre in Gang gebracht hat. Darüber hinaus glaube ich nicht, dass wir irgendwas über diese Person tatsächlich gesichert wissen, oder? Auch die Aufzeichnungen zur Lehre sind Jahrhunderte später entstanden, wenn ich recht informiert bin. So spielt für mich diese tatsächliche Person nicht so eine zentrale Rolle. Die Autorität der Lehre liegt daher mehr in den Ausformungen, die sie über viele Jahrhunderte hinweg bis zu ihrer heutigen Interpretation, beispielsweise durch den Dalai Lama, angenommen hat.


    Was bedeutet es dann, wenn man zum Buddha Zuflucht nimmt? Ich sehe ihn als Ideal, als Lichtgestalt und glaube an dieses Wesen als Verkörperung vollkommener Befreiung von aller selbstbezogenen Gier, vollkommenen Glücks in seinem Sein zum Wohl anderer und vollkommener Weisheit über unsere menschliche Wirklichkeit hinaus.


    Dies halte ich für prinzipiell erreichbar und gestehe es natürlich dem und den Erwachten zu.


    Danke für deinen Beitrag, Helmut, mit dem ich ausgesprochen viel anfangen kann, weil er sehr authentisch ist.


    Du sprichst nicht von vollkommenen Erwachen oder absolutem Wissen und deine Erfahrung kam auch nicht mit einem buddhistischen Mascherl daher, doch kannst du sie in deinen Glauben (und die buddhistische Ethik) einordnen. Auch ist die Erfahrung bleibend, verschwindet nicht wie ein Drogenrausch, und hatte eine befreiende Wirkung.


    Für mich sind das überzeugende äußere Faktoren. Dass inhaltlich die Erfahrung Tod eine wichtige Rolle spielt, überrascht mich nicht.

    Ob es so was wie Karma gibt? Interessant finde ich, dass wir Menschen Information durch elektromagnetische Wellen, sprich: Licht, übertragen können, masselos, ohne Verlust und mit Lichtgeschwindigkeit. Wäre man selbst diese Information, dann wäre man in diesem Zustand nicht in der Zeit.


    Slum: die Slums in den indischen Megastädten haben viel damit zu tun, dass der Großgrundbesitz nicht aufgeteilt wurde, kleine Landflächen sich jedoch nicht für moderne Bewirtschaftung (Maschinen, spezielles Saatgut und Düngemittel) eigenen. So ist das Elend am Land vielerorts noch größer und die Menschen fliehen in die Städte. Auch im Slum können die Bewohner ihre Sozialstruktur bewahren (Familie, Kaste, Dialekt, Herkunftsort…) und soziale Spannungen und Kriminalität werden vermieden, obwohl nach außen alles so chaotisch und elend wirkt. Man könnte sagen, der Hinduismus macht die Situation, an der er aber nicht unschuldig ist, erträglich.
    Ich vermute, der Karma Gedanke wird von vielen traditionellen Hindus so verstanden, dass sie gegenüber ihrer Familie sehr verpflichtet fühlen, wohingegen der Rest recht egal ist.

    Wieso ist denn Ondas Thread, der auffordert, die Wiedergeburt zu definieren, verschwunden? Gut, dann schreib ich hierher. Nicht bös sein!


    Bin gestern auf einige Sätze seiner Heiligkeit zum Thema gestoßen, die schön zum Nachdenken einladen. (DL: Der Friede beginnt in dir. Original von 1992)


    „Wenden wir uns einen Augenblick dem Thema Wiedergeburt zu. Im Buddhismus wird Reinkarnation als ein kontinuierlicher Fluss von Bewusstseinsmomenten gesehen, der sich von Leben zu Leben fortsetzt.“


    Bewusstseinsmoment: ich denke, sehr zu recht wird hier Bewusstsein mit Zeit in Verbindung gebracht, denn man kann die Phänomene Bewusstsein und Zeit gar nicht trennen. Wir sind es, die der Zeit die Dauer verleihen. Bei einem anderen Gefühl für Zeit könnte die Uhr theoretisch still stehen oder sonst was machen. Auch unsere Gedanken sind in der Zeit und besitzen keine räumliche Ausdehnung, sonst könnte man sie ja sehen. Allgemein gilt: Zeit kann nicht entstehen, es kann nur ein Moment aus dem anderen folgen.


    „(…) Jeder Bewusstseinsmoment wird von einem ihm vorausgegangenen ausgelöst und kann nie aus einer unbelebten Ursache entstehen. Um Wiedergeburt zu verstehen, muss man unterscheiden zwischen grobem und subtilem Bewusstsein. Bewusstsein wird im Allgemeinen mit dem Gehirn in Verbindung gebracht. Aber ich glaube, dass nur das grobe Bewusstsein von den chemischen Substanzen im Gehirn abhängt. (…) Auch andere Lebensformen haben ein Bewusstsein, das jedoch ganz anders ist, da sie ein andersartiges Gehirn besitzen.“


    Ich denke, das Gehirn lässt sich gut mit einem Fahrzeug vergleichen. Wir sitzen darin und bewegen uns durch eine Landschaft. Diese Landschaft sind unsere Gedanken, Wahrnehmungen und Gefühle. Beobachten wir das Gehirn und die chemischen Vorgänge darin, dann ist das etwa so, als wenn wir den Motor beobachten und die Gesetze erforschen, nach denen er läuft. Gedanken etc. stellen jedoch eine andere Ebene dar, die nur aus belebter Ursache entstehen kann. Dabei scheint klar, dass ihre Qualität von der Struktur des Motors abhängt.


    „(…) Ein Bewusstsein, das wahrnimmt und Objekte erfährt, kann nicht entstehen, ohne von einem vorhergehenden Bewusstseinsmoment ausgelöst zu werden. Damit gelangen wir zum subtilen Bewusstsein – der ursprünglichen Fähigkeit zu erkennen, der natürlichen Klarheit des Geistes -, das nicht auf den groben Substanzen des Körpers beruht.“

    Natürlich kann man nicht sagen, der Motor oder die Landschaft wären zuerst da gewesen, da sie sich wechselseitig bedingen, sondern man muss fragen, welches Moment beiden zugrunde liegen könnte. Wir haben vielleicht kein Problem, hier die Zeit ins Spiel zu bringen. Allerdings müssen wir ihr etwas mehr Potential zugestehen, als nur physikalische Zeit zu sein (gilt genauso für das Licht, sag ich aus persönlichem Glauben), denn es soll ja mehr als nur ein physikalischer Motor, nämlich auch menschliches Bewusstsein entstehen: Subtile Bewusstseinsmomente. So gründen das Selbstbewusstsein im Bewusstsein und das Bewusstsein im Sein, nehme ich an.


    „Aber auch dieses subtile Bewusstsein kann nicht entstehen, ohne dass Ursachen und Bedingungen dafür zusammentreffen. Wenn man die Kausalkette dieses subtilen Bewusstseins zurückverfolgt, kommt man zum Konzept der Reinkarnation.“

    Uii, Eure Heiligkeit, das scheint mager. Sagen wir, das Konzept wird vorstellbar. Denn die Bewusstseinsmomente sind ja selbst die Zeit, was immer das heißen mag. Erfüllen sich die Ursachen und Bedingungen, leuchten sie vielleicht vereinzelt und singulär als Mensch auf, beziehungsweise als Menschheit. So gesehen könnten wir jeder andere Mensch schon mal gewesen sein und sollten daher nett zueinander sein!


    „Abgesehen vom Gedächtnis, das es uns ermöglicht, uns zum Beispiel an die Kindheit zu erinnern, haben wir auch noch latente, unbewusste Neigungen, die unter gewissen Umständen zutage treten und unser Denken auf bestimmte Weise prägen. Woher kommen diese Neigungen? Einige stammen aus einer weit zurückliegenden Vergangenheit, während andere aus kürzlich gemachten Erfahrungen entstanden sind. Wenn wir diese Tendenzen nicht dem subtilen Bewusstsein zuschreiben, wird es sehr schwierig zu erklären, warum sie immer wieder plötzlich auftauchen.“

    Was sind Prägungen? Woher kommen Instinkte? Kann man das erklären? Offenkundig sind da nicht nur Bausteine, sondern auch ein Wissen aus langen Zeiträumen, das in uns existiert. Da sich dieses Wissen nicht erst mit uns gebildet hat, können wir es vielleicht dem subtilen Bewusstsein zuschreiben.


    Sympathisch, was seine Heiligkeit abschließend noch anfügt:
    „(…) Ich weiß nicht, ob die Art und Weise, in der der Buddhismus die Dinge erklärt, für jeden befriedigend ist, auf jeden Fall aber bietet sie Antworten an.“
    :)


    …abendliches mühsames Bemühen ein paar sinnvollen Gedanken zu Karma zu finden:


    Mir scheint, der Begriff Karma begegnet nicht selten in der Satire, wo dann eher einfältige Menschen von ihrem Karma sprechen, z.B. in „My name is Earl“. Macht es überhaupt Sinn, über so was nachzudenken? Bleiben wir mit so einem Glauben bloß hinter der Rationalität zurück und machen uns zur Witzfigur?


    Karma ist der Sprung ins Irrationale, genauso wie die Rede vom Willen Gottes. Denn dort, wo wir genügend Ursachen selbst sehen, brauchen wir den Rückgriff auf Karma nicht.
    Gemeint ist eine Wirklichkeit, in der es keinen Zufall gibt, da der Geist verblüffend kreativ für alles die Ursache ist. Unser schaffender Geist ist dabei mit einem moralischen Gesetz verwoben, so als wäre universelle Moralität Teil von ihm.
    Die Wirklichkeit ist demnach nicht nur geschaffen, sie ist auch sinnvoll. Durch Konsequenzen geschoben, von Herausforderungen gezogen.


    Der Buddhismus hat die Strukturen des Glücks genau erforscht. Von einer sinnvollen Gestaltung der Wirklichkeit durch den schaffenden Geist zu sprechen, kann nur durch den menschlichen Anspruch auf Glück begründet werden, kommt mir vor.


    Eine andere Möglichkeit wäre, von Karma light zu sprechen. Wir sind uns bewusst, welch enormen Einfluss unser Geist auf unsere Wirklichkeit nimmt, untersuchen die Ereignisse in unserem Leben jedoch mit Rationalität. Dann müssen wir hie und da aber auch sagen: Da hatte ich einfach Pech etc.

    Ellviral:

    Wenn Du einen Baum siehst ist da eine Form diese Form ist nur zu erkennen wenn diese Form in der Leerheit sein kann. Die Form kann sich nur zeigen wenn Leere(auch relative(Luft)) da ist.
    Die Form bedingt die Leerheit die Leerheit bedingt die Form.
    Wenn Du dein Ich suchst wirst Du es nicht finden, es wird immer wieder in Leerheit verwandelt. Doch kannst Du Tun: Ich habe den Löffel in meiner Hand. Keiner kann Dir widersprechen und doch kann ich Dich fragen: Kannst Du mir dieses Ich zeigen, in meine Hand legen? Das Ich das eine Hand hat ist nicht mehr. Darum auch Leere ist eine Bezeichnung dafür das da keine beständiges dauerhaftes festes Ich, Selbst ist.


    ja, eine Erkenntnis aus der buddhistischen Lehre vom Nicht-Selbst könnte sein: vielleicht sollten wir versuchen, uns und andere Menschen stärker im Zusammenhang miteinander zu begreifen und nicht mehr so sehr als vereinzelte Persönlichkeiten festzuschreiben, auch um die ständige Veränderung stärker zu berücksichtigen und ein grundsätzliches Wohlwollen zu entwickeln. Vielleicht wäre das neben Mitgefühl und Selbstvertrauen ein weiterer hilfreicher Aspekt um unser soziales Leben zu verbessern.

    danke, malsehen!


    ich habe nach 20 Jahren meinen eigentlichen Beruf verlassen und ein knappes Jahr in einem Kindergarten gearbeitet – als älterer Mann. Ich habe erfahren, wie aus reiner Bösartigkeit ein solcher Vorwurf kam, und, egal wie absurd, wie heikel es ist, überhaupt darauf zu reagieren, denn man kann nicht wissen, ob man den Dreck je wieder los wird. Auch das hat mir diesen Beruf echt versaut und damit bin ich wahrlich nicht allein.


    das ist ebenso ein notwendiger Blickwinkel bei Vorwürfen dieser Art, vielleicht auch wenn es um Erwachsene geht.