Schwaches Selbstvertrauen und Buddhismus

  • Hallo,


    ich bin eine sehr unsichere Person mit einem schwachen Selbstbewusstsein. Ich frage mich deshalb oft, inwiefern der Buddhismus heilsam für mich sein kann?


    Oft denke ich mir, dass ich als unsicherer und zu höflicher Mensch eigentlich lernen sollte, egoistischer und ich-bezogener zu sein. Also genau das Gegenteil von dem, was Buddha lehrte, so glaube ich. Immer wieder merke ich, dass ich im Beruf und Alltag mehr für meine Interessen kämpfen sollte und nicht zurück stecken, nicht so sehr auf andere achten. Ich versuche es immer wieder allen recht zu machen und weiß doch, dass dies nicht möglich ist. Eigentlich sollte man ja nur den Personen gefallen wollen, die einem etwas bedeuten und nicht konsequent allen, weil dies unrealistisch ist. Aber Metta üben zum Beispiel schließt ja alle ein, also auch Feinde! Also doch alle berücksichtigen und auf alle eingehen?


    Wie seht ihr das? Kann der Buddhismus Leuten mit schwachem Selbstvertrauen nutzen? Ich habe fast das Gefühl, dieser ist in der westlichen Welt optimal für egoistische Materialien, aber für unsichere Träumer wie mich?


    In einer Firma, in der Selbstbewusstsein und Coolness erwartet wird, in der man erfolgs- und karriereorientiert denken muss, also primär an sich und das wohl der firma und nicht alle Einzelnen und erst recht nicht die Konkurrenz...in so einer Firma könnte ein Buddhist doch gar nicht arbeiten, oder? Wenn ich stets Metta übe und alle mit einschließe, wird es mit dem Alphatiersein nichts. Was meint ihr? Aber es kann ja nicht jeder als Krankenschwester und Kindergärtner arbeiten.


    Wie ihr merkt bin ich sehr verwirrt und unsicher und bin für jeden Nutzer dankbar, der mir meine Unsicherheit nehmen kann. Eigentlich würde ich mich gerne dem buddhismus mehr öffnen, aber oft zweifele ich, ob er mich nicht nur noch sensibler und verletzlicher machen würde!

  • Loslassen:

    ...
    Aber Metta üben zum Beispiel schließt ja alle ein, also auch Feinde! Also doch alle berücksichtigen und auf alle eingehen?
    ...


    Hallo Loslassen,


    ich wünsche, daß viele andere auf Deinen Text als Gesamtes eingehen, erlaube mir deshalb bitte auf diesen einen Abschnitt einzugehen.


    Metta schließt alle ein - stimmt! Aber: Metta schließt alle als Menschen ein, in ihrer menschlichen Kapazität; als Wesen, die ihr Leiden bewusst erleben können und die das Potential zur Entwicklung haben.


    Metta schließt alle als Menschen ein - aber nicht den Arbeitskollegen als Egoisten, als Bully, als aggressiven Karrieremenschen. Das sind nur angenommene Rollen, mit denen sich diese Menschen selbst Schaden zufügen, neben dem Schaden, den sie bei anderen erzeugen.


    Ich habe ein einfaches Mettakonzept, bei dem eine Gleichmacherei gegenüber allem besteht nie verstanden. Metta bezieht sich für mich nicht auf das, was ich heute äußerlich wahrnehmen kann, sondern auf die einmalige Chance, die jeder Mensch, jedes Wesen darstellt. Auf eine einmalige Chance, die viel zu oft verschenkt wird.

  • Loslassen:

    Wie seht ihr das? Kann der Buddhismus Leuten mit schwachem Selbstvertrauen nutzen?


    Der Buddha sagt ja oft dass man durch seine Lehre die höchste Sicherheit erlangen kann. Also je mehr Vertrauen in den Buddhadhamma desto mehr Sicherheit, während es in Wahrheit keine Sicherheit gibt wenn man einzig auf sich selber vertraut, in eine von allen Seiten bedrohte Existenz.


    Schöne Grüße,
    mukti

  • Loslassen:

    In einer Firma, in der Selbstbewusstsein und Coolness erwartet wird, in der man erfolgs- und karriereorientiert denken muss, also primär an sich und das wohl der firma und nicht alle Einzelnen und erst recht nicht die Konkurrenz...in so einer Firma könnte ein Buddhist doch gar nicht arbeiten, oder? Wenn ich stets Metta übe und alle mit einschließe, wird es mit dem Alphatiersein nichts.


    Auch ( oder gerade ) als Alpha-Tier sollte man sich achtsam benehmen. Man hat auch Vorbild-Funktion. Was man selbst nicht gebacken bekommt, kann man schwerlich von seinen Mitarbeitern einfordern. Und dabei geht es letztendlich gar nicht so sehr nur um Leistung sondern sehr oft gerade um das Verhalten innerhalb der Gruppe. Der grösste Überflieger nutzt mir gar nichts im Betrieb, wenn er durch sein aufgeblasenes Ego zum Störfall wird und dadurch den Work-Flow hindert.


    Metta üben heißt nicht, dass man alles widerspruchslos hin nehmen muss. Klares, sachliches, freundliches Abgrenzen ist durchaus angebracht.

  • Loslassen:

    ...Wie seht ihr das? Kann der Buddhismus Leuten mit schwachem Selbstvertrauen nutzen? ...


    Er kann, muss aber nicht.
    Buddhismus ist keine Therapie.

  • Es kommt ja auch drauf an, inwiefern man "den Buddhismus" praktizieren und umsetzen kann. Grundsätzlich gehen die buddhistischen Inhalte an die Ursachen allen Übels.
    Und viele hohe buddhistische Lehrer sind totale "Alphatiere" bei gleichzeitigem Vorhandensein von größtmöglichem Mitgefühl und Bescheidenheit. Die sind halt in der Mitte.
    Wichtig ist, Buddhismus erstmal verstehen zu lernen und nicht gleich wild mit christlichen Vorstellungen zu vermischen.


    Metta mental üben (einerseits) und tatsächlich auf alle eingehen und es allen Recht machen wollen (andererseits) ist nicht das Gleiche. Wenn man sich im Außen verzettelt, dann ist ja auch vielleicht eher die Übung von Gleichmut angesagt und die Einsicht in die Vergänglichkeit auch der unangenehmen Phänomene. Oder auch die Übung von Mut, zur eigenen Ethik zu stehen. Buddhismus ist ja nicht nur Metta, sondern auch Geduld, Gleichmut, Konzentration (innere Ruhe) und Weisheit (Durchblick in die Ursachen). Es gibt im Tantra auch sowas wie "göttlichen Stolz" - das ist eine Art egolose Würde.
    Deshalb gibt es so viele verschiedene Praktiken und Meditationsformen: so ist für jede Baustelle was dabei.
    Es geht auch nicht darum, sich äußerlich so und so zu verhalten, sondern darum die Dinge verstehen zu lernen.


    Und grundsätzlich kann man so eine Situation, wo man vermeintlich über den Tisch gezogen wird, wunderbar analysieren: Nutzt meine Nachgiebigkeit überhaupt dem anderen? Was wäre, wenn es umgekehrt wäre? All sowas kann man betrachten. Wenn man dann handelt, dann eben nicht aus Reflex und Ego, sondern weil man zu einem Fazit gekommen ist.
    Mein Fazit ist oft, dass ich denke: ohne mich. Ich stehe zum ÜberdenTischgezogenwerden dann einfach nicht zur Verfügung. Da mache ich es dem Aggressor noch weniger Recht, als wenn ich mich wehren würde. Man baut einfach eine Wand auf. Wenn der andere dagegenfährt, ist das seine eigene Entscheidung. Die Wand besteht aus der Ethik. Das ist eine klare Sache.


    Ein Buddhist muss nicht immer total lieb zu allen sein und es allen recht machen. Er muss einfach nur "bei sich" (also beim Dharma) bleiben.

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • Im Prinzip stimmt das: dass der Mittlere Weg (bewusst oder unbewusst) zum Mittelmaß führt, zu Lauheit, Leidenschaftlosigkeit, All-Einheitsgefühlen, gedämpften Bewegtheit des Geistes und angeschwollener Bewegtheit des Gemüts (citta sankhara). Ein gutes Beispiel, um das zu erkennen, ist die notorisch flache Humor von Buddhisten. Andererseits grundiert die buddhistische Psychologie auch das gesamte Feld der asiatischen Kampfsportarten, und die haben ja durchaus eine selbstbewusste Verbindung von Körper und Geist zum Ziel. Ich fürchte, auf deine existenzielle Angst vor der eigenen Sensibilität in einem unheilsamen Berufsumfeld, hat guter Jazz weit bessere Antworten als die Lehre von der weltlosen Entrückung und den Körperknoten.

  • Bettler:

    ...Ich fürchte, auf deine existenzielle Angst vor der eigenen Sensibilität in einem unheilsamen Berufsumfeld, hat guter Jazz weit bessere Antworten als die Lehre von der weltlosen Entrückung und den Körperknoten.


    Ja! :grinsen: "Jazz ist nicht tot, er riecht nur etwas komisch." (Zappa?)


    Und "Lauheit" ist ein hartes Wort. ;) Es gibt nichts Schöneres als eine laue Sommerbrise.

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • Guten Morgen Loslassen!


    Es gibt mMn zwei funktionierende Möglichkeiten, seine Selbstwertschätzung auf ein gesundes Maß zu bringen:
    -Einsatz der eigenen Stärken (JEDER hat welche, man muss sie nur finden:-))
    -Aufsuchen einer Gruppe Gleichgesinnter, in der man wie man ist selbstverständlich angenommen und akzeptiert wird.


    Aufgabe 1: finde Deine Stärken, z.B. hier (zuverlässig, keine Scharlatanerie, keine Kosten, basiert auf der Positiven Psychologie von Martin Seligman und wird von diesem auch für deutschsprachige Interessierte empfohlen, Uni Zürich)


    Aufgabe 2: setze eine oder zwei dieser Stärken ein paar Stunden in der Woche zum Wohl anderer Menschen ein (Karuna = tätiges Mitgefühl). Das ist bereits praktizierter Buddhismus, damit kannst Du heute noch anfangen. Ob Du das nun bei der Ortsgruppe des THW, bei der Hausaufgabenhilfe für Grundschüler oder sonstwo machst, liegt dann bei Deinen Stärken und den lokalen Möglichkeiten.


    Aufgabe 2,5: falls Du Karuna nicht bereits in einer Gruppe Gleichgesinnter umsetzen kannst oder willst, such' Dir irgendwie eine solche Gruppe/Sangha.
    Und dann kannst Du beginnen, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Einmal auf dem Weg gibt es ohnehin kein zurück mehr. Warum auch? Aber mach' nicht den zweiten Schritt vor dem ersten.
    Bitte gehe nicht hin und erwarte von Meditation, "rechter Rede" (was für die etwas Schüchterneren unter uns eh' meist bedeutet: Schnauze halten), rechter Achtsamkeit (da kriegst Du noch viel deutlicher mit, wer Dich alles mobbt) und einem Pfund Räucherstäbchen, dass Dein Leben in die gewünschte Richtung geht. Das fällt Dir hunderprozentig auf die Füße.


    Sollte Dein angefressenes Selbstvertrauen Dein Leben übermäßig stark beeinträchtigen oder sogar auf Grund einer traumatischen Erfahrung zerbrochen (worden) sein, hol' Dir bitte auch professionelle Hilfe dazu, das ist keine Schande. Eins sein heißt nicht nur, Hilfe zu geben, wo sie gebraucht wird. Es bedeutet auch, sie gelegentlich anzunehmen.


    Ich wünsche Dir von Herzen alles Gute!


    Bailong

  • Die Mitgefühlsmeditation hilft, wenn man im zwischenmenschlichen Kontakt unsicher ist, weil das Misstrauen gegenüber anderen Menschen geringer wird und das Gemeinsame in den Vordergrund tritt. (Daneben gibt sie auch Antwort auf die Frage nach dem Sinn des Lebens, bringt emotionales Gleichgewicht usw.) Allein reicht sie nicht, um Unsicherheit wirksam zu bekämpfen, denn wir müssen genauso dem destruktiven Zweifel begegnen: durch eine abwehrende Haltung, Einsicht in seine Destruktivität und in die Eigenverursachung. Der permanente Selbstzweifel ist die Kehrseite von der permanenten Suche nach Fehlern und Schwächen bei den Mitmenschen, beides spielt keine konstruktive Rolle im Zusammenleben. Auch mangelnder Stolz und unangemessener Stolz (Narzissmus) bilden ein solches Paar: Geringschätzung von allem, was das geliebte Selbstbild in Frage stellt, erschwert echtes Selbstvertrauen genauso wie ein übertriebenes In-Frage-stellen der eigenen Fähigkeiten. Das soll jetzt nicht heißen, dass es einfach wäre, dem eigenen Charakter zu begegnen, sondern ich referiere etwa das, was der DL sagt in Rückkehr zur Menschlichkeit. Dies ist eine sehr hilfreiche theoretische Anleitung. Praktisch kann es jedoch auch hilfreich sein, sich eine Brille aufzusetzen oder einen Bart wachsen zu lassen, um selbstbewusster zu werden :)


    Wenn an der Arbeitsstelle ein Klima von Egoismus und Respektlosigkeit herrscht, kann das durchaus auch von arroganten Alphatierchen ausgehen und unterstützt werden, vielleicht weil ein falsches, unreflektiertes Bild über die Aufgabe der Firma besteht. Wird eine Firma nur auf den Aspekt Profit reduziert, dann ist das so, als würde man einen Menschen bloß aufs Essen reduzieren. Denn sie erfüllt eine Aufgabe für die Kunden, Mitarbeiter und für die Gesellschaft, der Profit dient dabei ihrem Überleben, die Konkurrenz als Ansporn. Ich glaube nicht, dass dies eine verträumte Ansicht ist, sondern es geht um eine Einstellung, die dem Wohlergehen förderlich ist. (Ich arbeite allerdings nicht in der Privatwirtschaft.)


    Buddhistische Meditation ist vor allem dann sinnvoll, wenn sie jahraus, jahrein regelmäßig geübt wird. Die wenigsten von uns werden aber die Energie haben, verschiedene Meditationsformen gleichzeitig zu praktizieren. Es geht also einmal um die Frage nach dem spezifischen Effekt, der über die Meditation hinausreichen, ja sogar den Geist formen sollte. Die Achtsamkeitsmeditation (Versenkung, Gleichmut), Yoga, Konzentration auf einen Gegenstand sind andere Meditationsformen, die andere Wirkungen verfolgen.

  • Also ich stelle mir das so vor. Es gibt eine Mitte das ist die Lehre und dann gibt es für mich zwei Extremen. Ein Extrem ist derjenige, der absolut kein Vertrauen zu sich selber hat. Die Gegenseite überschätzt sich ständig und hält sich persönlich für das beste auf der Erde.


    Wenn du also der Meinung bist, dass du eher das erste Extrem bist, dann würde ich mich fragen was genau die Ursache dafür ist? Wenn du die Ursache erkennst dann kannst du vielleicht deinen Frieden mit dieser Person schließen.

    Wir müssen ganz zu einem warmen Herzen werden; Ohne Mitgefühl Ohne Barmherzigkeit Ohne Liebe gibt es keinen Buddhismus

  • Zuallererst möchte ich euch allen von Herzen für eure Hilfe danken! Ich bin begeistert, wie viele sich bereits zu Wort gemeldet haben. Jedem einzelnen persönlich danke!!!


    Ich glaube, als Anfänger habe ich doch vieles nicht richtig begriffen und so ist es gut, dass ich hier mit euch diskutieren kann. Offenbar habe ich ein falsches Verständnis von Metta und Egoismus im Buddhismus...


    Zitat

    Metta bezieht sich für mich nicht auf das, was ich heute äußerlich wahrnehmen kann, sondern auf die einmalige Chance, die jeder Mensch, jedes Wesen darstellt. Auf eine einmalige Chance, die viel zu oft verschenkt wird.


    Also bedeutet Metta, jedem Lebewesen die Möglichkeit zur Entfaltung zu wünschen? Wenn man dies wirklich auf die gesamte Umwelt bezieht, verliert man sich als unsicherer Mensch auch schnell, befürchte ich...


    Zitat

    Metta üben heißt nicht, dass man alles widerspruchslos hin nehmen muss. Klares, sachliches, freundliches Abgrenzen ist durchaus angebracht.


    Zitat

    Ein Buddhist muss nicht immer total lieb zu allen sein und es allen recht machen. Er muss einfach nur "bei sich" (also beim Dharma) bleiben.


    Das ist interessant, da ich damit nicht gerechnet habe...Gibt es Stellen im Palikanon, die das auch besagen?
    Metta bedeutet ja auch, sich selbst lieben, sich verstehen und sich verzeihen. Das heißt, wenn ich merke, wenn mir andere schaden oder zumindest nicht gut tun, dann kann ich das aus Selbstschutz ablehnen und den Kontakt blockieren?
    Und wie kann ich Anatta und "bei sich" bleiben nur unter einen Hut bekommen?


    Nochmals danke!!!!

  • Loslassen:

    ...Also bedeutet Metta, jedem Lebewesen die Möglichkeit zur Entfaltung zu wünschen? Wenn man dies wirklich auf die gesamte Umwelt bezieht, verliert man sich als unsicherer Mensch auch schnell, befürchte ich...


    Jedem Lebewesen!!
    Das heißt, natürlich auch dir.

  • Zitat

    Gibt es Stellen im Palikanon, die das auch besagen?


    Klar.



    Zitat

    »Die Güte, ihr Mönche, die gemüterlösende, soll man entfalten, ob Mann oder Weib. Nicht vermag, ihr Mönche, ein Mann oder ein Weib beim Abscheiden diesen Körper mit sich zu nehmen; der Sterbliche, ihr Mönche, hat den Geist als Zwischenglied (*2). Jener aber weiß: 'Was immer ich da früher mit diesem stofflichen Körper an bösen Taten verübt habe, das alles wird sich hier noch auswirken (*3) und nichts davon wird nachfolgen' (*4). Auf diese Weise entfaltet, ihr Mönche, führt die gemüterlösende Güte zur Nichtwiederkehr, es sei denn, daß ein weiser Mönch sich schon hier zu einer höheren Befreiung durchdringt.


    Der edle Jünger, ihr Mönche, von Begierde und Übelwollen frei, unverwirrt, wissensklar und achtsam, durchdringt mit einem von Mitleid - von Mitfreude - von Gleichmut erfülltem Geiste die eine Himmelsrichtung, ebenso die zweite, ebenso die dritte, ebenso die vierte. So durchdringt er oben, unten, quer inmitten, überall, allerwärts, die ganze Welt mit einem von Mitleid - Mitfreude - Gleichmut erfüllten Geiste, einem weiten, umfassenden, unermeßlichen, frei von Gehässigkeit und Übelwollen. Und er weiß: 'Früher war mein Geist beschränkt und unentfaltet. Nunmehr aber ist mein Geist unbeschränkt und wohl entfaltet; und keinerlei beschränkte Tat wird darin zurückbleiben, darin verharren.'
    A.X.208


    alle wesen sind eins._()_
    was glaubst du? wenn du "liebevolle güte" und "gleichmut" (!)entfaltest zu dir, kannst du dich dann besser abgrenzen,schützen, oder weniger?versuch es.

    Zitat

    Das heißt, wenn ich merke, wenn mir andere schaden oder zumindest nicht gut tun, dann kann ich das aus Selbstschutz ablehnen und den Kontakt blockieren?

    Nach und nach konnte ich mir diese Frage beantworten ohne in die eine oder andere radikale Haltung zu fallen_ Bevorzugung( mich)-Ablehnung( dich); Bevorzugung( dich )-Ablehnung(mich )Das ist was lebenslanges.Die Übung ist was lebenslanges.Allerdings vereinfacht mir Mahayana diese "Sache".


  • Ich danke Dir, Loslassen.


    Es ist schön, wenn jemand antwortet auf Beiträge, die sich andere zu seinem/ihrem Text haben einfallen lassen :)


    Kennst Du die Metta-Bhavana Meditation(en)? In der ersten Zeit habe ich es immer als etwas merkwürdig erlebt, daß der erste Teil der Meditation mir gewidmet war (möge ich glücklich sein...), aber nach einer Weile habe ich es verstanden.


    Hier ist ein Beispiel für eine angeleitete Meditation http://www.freebuddhistaudio.com/audio/details?num=LOC229 . Es gibt vielleicht bessere, auf jeden Fall würde ich hier die Gemeinschaft vorziehen, allein um Fragen beantworten zu können

  • Hallo Loslassen,


    Zitat


    ich bin eine sehr unsichere Person mit einem schwachen Selbstbewusstsein. Ich frage mich deshalb oft, inwiefern der Buddhismus heilsam für mich sein kann?


    Du scheinst (zumindest in diesem Post) Buddhismus hauptsächlich in der Dimension schwaches vs. starkes Selbstbewusstsein zu betrachten.
    Aber es existieren ja auch noch viele andere Dimensionen, bei denen Buddhismus eine Veränderung herbeiführen kann.



    Zitat


    Oft denke ich mir, dass ich als unsicherer und zu höflicher Mensch eigentlich lernen sollte, egoistischer und ich-bezogener zu sein. Also genau das Gegenteil von dem, was Buddha lehrte, so glaube ich. Immer wieder merke ich, dass ich im Beruf und Alltag mehr für meine Interessen kämpfen sollte und nicht zurück stecken, nicht so sehr auf andere achten.


    Das liegt halt daran, wie unsere Arbeitswelt funktioniert. Das größte A...loch und der 'beste' Lügner haben rein systembedingt immer einen Vorteil in der Arbeitswelt.
    Die Frage ist natürlich auch, ob (für dich) diese 'Qualitäten' erstrebenswert sind.



    Zitat


    Ich versuche es immer wieder allen recht zu machen und weiß doch, dass dies nicht möglich ist. Eigentlich sollte man ja nur den Personen gefallen wollen, die einem etwas bedeuten und nicht konsequent allen, weil dies unrealistisch ist. Aber Metta üben zum Beispiel schließt ja alle ein, also auch Feinde! Also doch alle berücksichtigen und auf alle eingehen?


    Mettameditation ist ja eine geistige Übung. In der Praxis muss man natürlich auch unterscheidendes Denken anwenden. Es allen recht machen geht eigentlich nie.



    Zitat


    Wie seht ihr das? Kann der Buddhismus Leuten mit schwachem Selbstvertrauen nutzen? Ich habe fast das Gefühl, dieser ist in der westlichen Welt optimal für egoistische Materialien, aber für unsichere Träumer wie mich?


    Wie oben gesagt, ich bin mir nicht sicher, ob oder wie sinnvoll es ist, den Buddhismus in erster Linie auf Selbstvertrauen zu beziehen.


    Ich denke schon, dass er Angst reduzieren kann und zu mehr Gelassenheit führen kann. In wie weit dies das Selbstvertrauen stärkt oder schwächt, weiß ich nicht, denn Gelassenheit kann sich auch als Passivität äußern.


    Also wenn du gezielt dein Selbstvertrauen stärken willst, ist Buddhismus vermutlich nicht die beste Wahl dafür, aber vermutlich auch nicht extrem kontraproduktiv.


    Mein Tipp wäre, auch gezielt was für mehr Selbstvertrauen zu tun. Da gibt es je nach Vorliebe verschieden Möglichkeiten. Meiner Meinung nach ist Kampfkunst recht gut (falls man Spaß daran hat) und lässt sich ja auch mit Buddhismus kombinieren (siehe z.B. die Shaolin Mönche). Es ist tendenziell ein gutes Gefühl zu wissen, dass man die meisten Leute zusammenschlagen könnte, wenn man es für sinnvoll hält. :)
    (Es ist recht selten sinnvoll, darum halte ich dieses Kriterium für besser als eine generelle Friedfertigkeit, aber es gibt da verschiedene Meinungen unter Kampfkünstlern - und vielleicht kommt es im Endeffekt aufs Gleiche raus, je nach Definition von "sinnvoll".)



    Zitat


    In einer Firma, in der Selbstbewusstsein und Coolness erwartet wird, in der man erfolgs- und karriereorientiert denken muss, also primär an sich und das wohl der firma und nicht alle Einzelnen und erst recht nicht die Konkurrenz...


    Diejenigen, die extrem karriereorientiert sind, denken NUR an sich, aber überhaupt nicht an das Wohl der Firma (obwohl sie es natürlich vortäuschen). Die Ironie oder Tragik dabei ist, dass die Vorgestzten es nicht erkennen und diesen Egoismus belohnen (und so der Firma schaden). Leute, die bescheiden sind, aber sich wirklich für die Firma einsetzen, werden übersehen, bzw schreiben sich die Großmäuler deren Ideen auf ihre eigene Flagge. Aber falls mal etwas schlecht läuft, dann lasten sie es Anderen an.



    Zitat


    in so einer Firma könnte ein Buddhist doch gar nicht arbeiten, oder? Wenn ich stets Metta übe und alle mit einschließe, wird es mit dem Alphatiersein nichts. Was meint ihr? Aber es kann ja nicht jeder als Krankenschwester und Kindergärtner arbeiten.


    Ich kann das nicht 'buddhistisch' beantworten, aber mich hat dieses Alphatier Gehabe schon lange gestört, bevor ich überhaupt etwas über den Buddhismus wusste.



    Zitat


    Wie ihr merkt bin ich sehr verwirrt und unsicher und bin für jeden Nutzer dankbar, der mir meine Unsicherheit nehmen kann. Eigentlich würde ich mich gerne dem buddhismus mehr öffnen, aber oft zweifele ich, ob er mich nicht nur noch sensibler und verletzlicher machen würde!


    Vorher zu wissen, wie es sich auswirkt, ist schwierig. Aber du könntest es ja ausprobieren und wenn/falls du merkst, es ist schlecht für dich, dann lässt du es halt sein (oder änderst deine Methode). Wenn du halbwegs achtsam vorgehst, dann merkst du es bestimmt, bevor der Schaden allzu groß oder irreversibel ist.

  • fluid:

    Das liegt halt daran, wie unsere Arbeitswelt funktioniert. Das größte A...loch und der 'beste' Lügner haben rein systembedingt immer einen Vorteil in der Arbeitswelt.


    Das ist doch so nicht richtig.
    Du kannst nicht über ein paar DAX-Vorstände (oder RTL-Protagonisten), die gelegentlich im TV meinen das Alphawölfchen geben zu müssen, auf die Arbeitswelt als solche generalisieren.
    Wenn Du unbedingt Einkommensmillionär werden möchtest, ist blenden und bescheißen sicher hilfreich.
    Wenn Du aber im Rahmen Deiner Möglichkeiten ein ehrliches und in jedem Sinne des Wortes anständiges Leben führen möchtest, stehen Dir tausende von Türen offen.
    Ist dann halt Golf statt Mercedes. Aber wie schlimm ist das?


    LG

  • Bailong:
    fluid:


    Das liegt halt daran, wie unsere Arbeitswelt funktioniert. Das größte A...loch und der 'beste' Lügner haben rein systembedingt immer einen Vorteil in der Arbeitswelt.


    Das ist doch so nicht richtig.


    Ich habe von einem "systembedingten Vorteil" gesprochen und nicht davon, dass es notwendige 'Qualitäten' sind, ein A...loch oder Lügner zu sein, um zu arbeiten.



    Mit deinen Argumenten bestätigst du doch, was ich gesagt habe. Du drückst es bloß nicht so deutlich aus:

    Bailong:


    Wenn Du unbedingt Einkommensmillionär werden möchtest, ist blenden und bescheißen sicher hilfreich.



    [...] ein ehrliches und in jedem Sinne des Wortes anständiges Leben führen [... :]
    Ist dann halt Golf statt Mercedes.


    q.e.d.



    Das war aber auch gar nicht der Hauptpunkt meines Beitrags, sondern eine Beschreibung dessen, was (für mich) offensichtlich ist.
    Falls dich meine (oder auch deine) Beweisführung nicht von der Korrektheit meiner Aussage oder Beobachtung überzeugt, dann sollten wir es in einem anderen Thread weiter diskutieren.

  • Hallo fluid!

    fluid:

    Falls dich meine (oder auch deine) Beweisführung nicht von der Korrektheit meiner Aussage oder Beobachtung überzeugt, dann sollten wir es in einem anderen Thread weiter diskutieren.


    Da sich @Loslassen ja ausdrücklich auch auf die Arbeitswelt bezog, sehe ich keinen Grund, einen neuen Thread aufzumachen.
    Der arbeitsweltbezogene Teil Deines Beitrages oben klingt für mich wie "Du musst ein Schwein sein in dieser Welt!", ich wollte die Gegenperspektive öffnen: das musst Du nicht und das tut auch bei weitem nicht jeder.


    LG
    Bailong

  • Danke nochmals für eure Hilfe und Beteiligung!!!


    @ Ji'un Ken


    Das Metta sich selbst impliziert, bewerte ich oft leider unter. Da hast du recht! Aber wenn Metta wie gesagt alle Lebewesen impliziert und nicht nur die, die mir etwas bedeuten, finde ich dies dennoch sehr anstrengend. Mit allem Mitgefühl üben, wirkt auf mich sehr anstrengend und auch deprimierend....


    @ Hotei + fotost


    herzlichen Dank für die Textstellen bzw. den Link :)


    @ JazzOderNie


    auch dir herzlichen Dank für die Links. Das Video und den "Visuddhi Magga IX" muss ich mir mal in ruhe angucken. Aber der andere Link ist ja sehr kurz. Darin verwundert mich folgendes:


    Zitat

    »Vier Unermeßlichkeiten gibt es. Da, ihr Brüder, durchstrahlt der Mönch mit einem von Güte erfüllten Geiste erst eine Richtung, dann eine zweite, dann eine dritte, dann die vierte, ebenso nach oben, unten und ringsherum; und überall mit allem sich verbunden fühlend durchstrahlt er die ganze Welt mit einem von Allgüte erfüllten Geiste, mit weitem, erhabenem, unbeschränktem Geiste, frei von Gehässigkeit und Groll. Mit einem von Mitleid . . . von Mitfreude . . . von Gleichmut erfüllten Geiste durchstrahlt er erst eine Richtung . . . frei von Gehässigkeit und Groll.«


    Wie ist Gleichmut in diesem Fall zu verstehen? Tatsächlich so, wie hier schon beschrieben: Wenn ich merke, dass mir z.B. eine Person nicht gut, dann muss Metta nicht starkes Mitgefühl mit dieser Person bedeuten, sondern "erlaubt" auch Gleichgültigkeit? Hat Metta also als Ziel "Hauptsächlich keine Gehässigkeit und keinen Groll"?


    @ fluid


    Es stimmt, dass ich das zur Zeit stark auf dieses Problem von mir bezogen sehe...Die Gefahr, dass mich der Buddhismus noch devoter machen würde, wäre für mich eben eine schlimme Vorstellung...


    @ Bailong


    Zitat

    Wenn Du aber im Rahmen Deiner Möglichkeiten ein ehrliches und in jedem Sinne des Wortes anständiges Leben führen möchtest, stehen Dir tausende von Türen offen.
    Ist dann halt Golf statt Mercedes.


    Ich störe mich daran, dass Mercedes also nur unehrlichen und "unanständigen" Leuten offen stehen, also Statussymbole per se negativ sind. So klingt dieses Zitat für mich zumindest. Ich habe noch zur zeit nicht mal Geld für einen Kleinwagen, träume aber schon von mehr Geld und Statussymbolen. Ich arbeite in der Privatwirtschaft, in der Altruismus systembedingt nicht Zweck einer Unternehmung ist. Es geht natürlich letztendlich um Gewinn. Ist es unbuddhistisch sich nach einer Karriere zu sehnen und für diese auch zu arbeiten, die am ende einen Mercedes erlaubt? Wenn Metta bei sich selbst beginnt, stricht doch nichts für etwas Luxus, solange man an diesem anhaftet und sich damit identifiziert oder? Man ist ja nicht Mönch oder Nonne....

  • Moinsen!

    Loslassen:

    Ich störe mich daran, dass Mercedes also nur unehrlichen und "unanständigen" Leuten offen stehen,


    Neenee. Es gibt keine buddhistische Hubraumbegrenzung, so ist das nicht zu verstehen. Ich halte es aber für wichtig, darauf zu achten, wie man an seinen Mercedes kommt. Muss ich dafür Kunden und Finanzamt betrügen, Mitarbeiter ausbeuten und die Konkurrenz in den Dreck treten? Dann würde ich lieber Golf fahren. Ich kann Dir - nach 20 jahren Selbständigkeit in der Privatwirtschaft - aber versichern, dass man auch ohne derartiges Verhalten genug verdienen kann.
    Wie Du allerdings "Statussymbol" (=schaut alle her, wie viel Asche ich hab'!) und "nicht anhaften" in einen logischen Zusammenhang bringen willst, überlasse ich Dir. :D


    Viele Grüße
    Bailong

  • Ich habe erfahren, dass buddhistische Praxis das Selbstvertrauen sehr stärken kann.
    Auf überraschende Weise, die ich mir - wie hier jemand schon geschrieben hat - nicht vorstellen konnte, vorher noch unbekannte Quellen, und das ist nichts Mystisches.
    Für mich ist die Praxis regelmäßige Sitzmeditation und die Kai oder Silas.


    Allerdings würde ich diesen Weg nicht unbedingt empfehlen. Es dauert, und es ist nicht angenehm.
    Ich bin ihn nur eingeschlagen, weil ich für mich keine andere Möglichkeit mehr sah.


    Einen wichtigen Impuls im Umgang mit "Überdentischgezogenwerden" habe ich aus einem Buch von Ayya Khema, ich glaube es ist das Buch "Die vier Ebenen des Glücks". Sinngemäß: Was ist denn so schlimm daran, über den Tisch gezogen zu werden?


    Natürlich ist es nicht angenehm, über den Tisch gezogen werden, aber faktisch passiert es eben hin und wieder. Meist, weil ich keine klare Wahrnehmung der Situation habe. Ich stelle fest, dass ich mich zunehmend weniger über den Tisch ziehen lasse, weil ich ja auch dazu lerne.


    Ich stelle mir vor (so weit bin ich noch nicht), dass es irgendwann eine Art Spiel wird, zu erkennen, wann mich einer über den Tisch ziehen will, und ihn dann im richtigen Moment mit dem richtigen Wort "entwaffnen" zu können. Sicher ist sowas auch hilfreich im Job und beim Geldverdienen. Wenn man dann noch Lust dazu hat, die Strapazen auf sich zu nehmen, die mit einer echten "Karriere" verbunden sind.

  • Was ist eigentlich "mangelndes Selbstbewusstsein/schwaches Selbstvertrauen"?
    Bedeutet das nicht, dass man sich im ständigem Vergleichsmodus befindet und die Bewertung für einen selbst stets schlechter im Vergleich abfällt?
    Bedeutet das nicht, dass man sich im Wettbewerb empfindet, also, dass man genau das macht, was man der Umwelt vorwirft: eine Verinnerlichung von Konkurrenzdenken?
    Bedeutet das nicht, dass man Maßstäbe erfunden hat, anhand derer man sich und andere ständig misst?


    Das Problem bei Menschen mit mangelndem Selbstbewusstsein ist, dass sie nicht erkennen können, dass sie genau das tun, von dem sie möchten, dass andere es nicht tun, nämlich vergleichen und bewerten. Wenn davon Abstand genommen wird, entsteht automatisch ein Selbstwertgefühl.


    Es allen Menschen recht machen zu wollen ist ein vergebliches Unterfangen. Es geht einfach nicht. Genauso ist es unmöglich von allen geliebt und akzeptiert zu werden. Oder immer das richtige tun zu wollen. Sobald man sich in diese Falle begibt, ist Scheitern angesagt. Du kannst so nett sein wie Du nur willst, es wird immer jemanden geben, der Dich nicht mag, der Dich über den Tisch ziehen wird, der Dich nicht in Ruhe lässt. Das ist einfach ein unveränderlicher Bestandteil vom Leben und nichts Dramatisches, nicht der Rede wert. Trete also ruhig in Fettnäpfchen, ziehe Dich so an wie es Dir gefällt, mache Dich unbeliebt, mache Deinen eigenen Schuh und mache es Dir recht. Das richtige Maß dafür lernt sich von alleine.


    Daher ist das Einzige was in meinen Augen zu tun ist, von diesem Anspruch an sich und die Welt abzulassen. Das geht eben am besten, indem man erkennt, dass man sich eben diesen Kriterien unterworfen hat, die man eigentlich ablehnt. Der Unterschied von Menschen "ohne Selbstbewusstsein" zu Menschen "mit Selbstbewusstsein" ist nur der, dass man die Kriterien so angelegt hat, dass man immer scheitern muss. Selbstbewusste Menschen haben entweder keine Kriterien an denen sie messen oder sie setzen diese so an, dass sie selbst auch gut dabei wegkommen. Und mit ihnen kommen auch mehr andere Leute gut weg. Meist kenne sie keine Feinde, nur Leute, mit denen sie nicht so gut klarkommen.


    Im Grunde ist jemand mit wenig Selbstbewusstsein ebenso zu sehr mit sich selbst beschäftigt, wie jemand mit einem zu großen Selbstbewusstein, sie leiden an der gleichen Krankheit.


    Womöglich kann man wirklich nicht in allen Jobs in allen Firmen arbeiten, wenn man gewisse Regeln einhalten oder sich nicht allen Vorgaben unterwerfen möchte. Das weiß ich aus eigene Erfahrung. Dann kann man aber versuchen eine Nische zu finden, in der man einigermaßen so leben kann wie man möchte. Bei mir ist das automatisch und intuitiv entstanden, es hat sich einfach so herausgeschält, weil ich so bin wie ich bin. Natürlich habe ich gewisse Nachteile, z.B. Unsicherheit und volle Verantwortung. Aber damit habe ich noch nie gehadert. Es ist einfach wunderbar für mich so wie es ist. Ich weiß, dass nicht jeder Beruf solche Möglichkeiten bietet, aber in vielen Fällen ist es sicherlich möglich einigermaßen im Einklang mit sich und der Arbeit zu sein. Das mag dann tatsächlich mit Karriereverlust einhergehen und das Eigenheim und die Yacht müssen warten, aber irgendwo muss man sich dann wohl entscheiden, was einem wichtiger ist.


    Hast Du Dir schon mal Gedanken gemacht, woher Du Deine Bewertungskriterien beziehst, wie es kommt, dass Du Dich und andere so vergleichst und schlecht dabei weg kommst (wobei die anderen auch schlecht wegkommen, so wie Du sie bewertest – achte mal auf den wertenden Kontrast, den Du schaffst: Du der sensible Träumer und die anderen cool, karriereorientiert und selbstbewusst)? Kommst Du überhaupt schlecht dabei weg oder sind es nicht vielmehr die anderen, die gemäß Deiner Bewertung schlecht wegkommen? Und wozu dient diese Bewertung eigentlich wirklich? Was weißt Du überhaupt wirklich von den Anderen, mit denen Du Dich vergleichst? Lässt Du Dich womöglich einfach durch Äußerlichkeiten beeindrucken? Versuchst Du wer zu sein, der Du gar nie sein kannst? Und wenn ja, warum? Bist Du vielleicht generell am falschen Platz und hast Dir den Beruf gar nicht wirklich selbst ausgesucht, sondern Dich leiten lassen? Machst Du das, was Du machen möchtest? Gäbe es eine Möglichkeit das zu ändern oder Dir eine Nische innerhalb Deines Berufes zu suchen, in der Du Deine Fähigkeiten und Neigungen entfalten kannst? Erzähl doch ein wenig mehr von Dir.


    Liebe Grüße
    Doris

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Liebe Doris!
    Ein weiser Beitrag. Worte, die ich an etwas anders gelagerter Stelle gerade sehr gut brauchen kann. Danke!
    _()_
    Bailong