@ °°°
Diese Links sind wirklich empfehlenswert. Wir sprechen hier von etwas, das weder wirklich als existent noch als nicht-existent bezeichnet werden könnte. Wir müssen uns auch im klaren sein, dass wir hier Sprache zur Kommunikation von Dingen nutzen, die sehr schwer "kommunizierbar" sind. D.h. das ganze hat so seine Grenzen.
Es ist so, dass das bedingte Enstehen das Hauptprinzip ist. Das bedeutet, dass so etwas wie "Dinge" (darunter fällt wirklich jedes Substantiv, auch Bewusstsein, Selbst und Kontinuum) keine isoliert existierenden Erscheinungen sein können, da sie nicht für sich selbst stehen können (Was ja zunächst verständlich ist, oder?). Sie sind auch gleichzeitig impermanent. Jedoch zerfällt Realität ja nicht nach einer Erscheinung in ein schwarzes Nichts. Es ist wie eine lückenloser Fluss aus Erscheinungen. Wie du selbst sagst, es gibt keinen Handelnden, es gibt keinen Wahrnehmenden usw. Trotzdem gibt es verschiedene Erfahrungen die selbstklar sind (da es keinen Wahrnehmenden gibt), es gibt also eine ununterbrochene Abfolge von klaren Momenten in denen etwas erfahren wird, in denen gehandelt wird.
Wir können dies also nicht wirklich als absolut nicht existent bezeichnen, oder? Dann sagen wir ,,es ist wirklich existent". Ist das wirklich der Fall? Wenn ja, was soll das sein, was ist existent? Lässt sich eine eindeutige Plattform ausmachen die Licht auf andere Dinge wirft? Nein, es sind nur Erscheinungen, in Form von Gedanken, visuellen Eindrücken, Geräuschen usw. die absolut nicht permanent sind. Zwischen all diesen Erfahrungen gibt es kein Bindeglied, kein Zentrum. Wir können über "das was ist" keine absolute Aussage treffen. Alles was uns bleibt ist konzeptuelle Benennung, jede Aussage, jedes Wort ist nur relativ, da es sich nicht auf "wirklich existente Dinge" beziehen kann. Es sind Schablonen die sich auf nichts wirkliches beziehen. Jedoch wird es von keinem "Jemanden" benannt. Der "Benenner" ist auch etwas "benanntes". Verstehst du, Realität ist keine Illusion, es ist aber wie eine Illusion. Unser gesammtes Leben von A bis Z ist genau so. Traumartig. Das lässt sich so leicht sagen, jedoch ist der springende Punkt, dass wir diese Dinge nicht als relativ erkennen. Für uns gewöhnliche Menschen haben "Dinge" die nur diese geistigen Etiketten tragen, einen absolut existsierenden Wert. Absolut substantiell und aus sich selbstexistierend.
Nun ist es so, dass es zwei Arten von bedingtem Enstehen gibt. Natürliche Formation zum einen, was man auch als Weisheit bezeichnen könnte die von niemanden gemacht wurde und der zwölfgliedrige Porzess der auf Nicht-Wissen beruht. D.h. wenn es uns wirklich gelingt Ignoranz bezüglich inhärentem Selbst- und Objekt-Glaube zu beenden, bedeutet es nicht, dass es anfängt dunkel zu werden. Das was bleibt ist die natürliche Kontinuität von Erfahrungen, aus der Sicht eines Buddhas. Aus dieser Perspektive wird die bedingte Soheit der Realität ganzheitlich durchdrungen. Bedingtes Enstehen ist aus dieser Perspektive keine intellektuelle Abstraktion, sondern Realität wie sie ist, selbsterklärend und natürlich.
Die Perspektive die auf dem zwölgliedrigen Prozess beruht wirft ein völlig anderes Bild, was zunächst vor allem auf geistige Virtualität beruht die so ziemlich jeden Scheiß projizieren kann. Aus dieser Perspektive kann auch bedingtes Enstehen auf andere "unnatürliche" Weisen interpretiert werden. Der Geist der auf diese Weise wahrnimmt wirkt wie eine ontologische Maschine die alles auf eine künstliche Weise wahrnimmt, bzw. interpretiert. Es ist Wissen "über Realität", nicht Wissen "durch Realität". Es ist also eine letztendlich falsche Fabrikation. Jedoch manifestiert sich das ganze nicht einfach nur als Vorstellung, Gedanke oder Glaube. Diese Sichtweisen haben Konsequenzen in Form von energetischen Veränderungen, Geisteszuständen, physischen muskulären Verspannungen, Gefühl von fester Verkörperung und fester Identität und Lokalität hinter den Augen. Und genauso manifestiert sich dieser feste Selbst-Glaube in Form von Verhalten, Intention und Handlung.
Diese Tendenzen wiederum verstärken die "echtheit" einer solchen Realität (Samsara) und schaffen "Eindrücke" im geistigen Kontinuum die sich nicht umbedingt im nächsten Moment manifestieren. Sie bleiben in Form von Potentialen, die nicht umbedingt in diesem Leben in Erscheinung treten. Es hängt von den richtigen Bedingungen ab ob der Samme anfängt zu sprießen.
Solange also der Prozess der auf Ignoranz beruht aktiv ist, haben all diese Impulse den Effekt sich unter den richtigen Bedingungen zu manifestieren. Und da, wie es Dr. Berzin erklärt, im Falle eines geistigem Kontinuums von Erfahrungen um ein Phänomen handelt, das zwar von Nahrung und Körper abhängt, jedoch in der Zwischenphase des Bardo eine Bedingung findet die es zur nächsten physischen Basis führt, in die es seine ignoranten Tendenzen wieder keimen lässt und diese "Eindrücke" weiter eine illusorische substantzielle Kontinuität von einem "Etwas", die als solche nicht erkannt wird, manifestiert.
Deswegen ist es aus buddhistischer Sicht wichtig die Konsequenz karmischen Dukkhas ernst zu nehmen. Es ist nicht sicher, dass man in diesem Leben den Level eines Arahat, Bodhisattvas, geschweige denn volle Buddhaschaft erlangen kann. Wenn man den Stormeintritt nicht schafft in diesem Leben ist es zumindest wichtig nicht unterhalb der Ebene eines Menschen wiedergeboren zu werden. Wir können uns also von der Weisheit Buddhas und lebender Meister insperieren lassen und mit der gewißheit, dass Samsara zu 100 % unzufriedenstellend ist, uns der Intention zu widmen unser bestes zu geben.