Beiträge von Alfred Dutz

    Der Buddha hat bewusst darauf verzichtet eine positive Aussage zum oder gegen das Selbst zu machen, weil damit die Gefahr bestanden hätte, mit der Lehre der Brahmanen verwechselt zu werden, die das Selbst in den Khandhas, also Körper und Geist nebst Bewusstsein, vermutet hatten.


    Er hat aber auch nicht gesagt, dass es kein Selbst gibt, weil dann die Gefahr bestanden hätte mit den Anhängern des Vernichtungsglaubens (mit dem Tod ist alles vorbei) verwechselt zu werden.


    Darum hat er sich auf den Mittelweg, An-Atta, also Kein-Selbst beschränkt. Er hat also erklärt, was das Selbst nicht ist, nämlich alle Daseinsgrundlagen (Khandha) auf allen Ebenen des Seins. Das meint „Sabbe dhamma anatta“. Alle Phänomene sind nicht das Selbst.


    Darum lehrt er diese wie folgt zu betrachten: „Das ist nicht mein; das bin ich nicht; das ist nicht mein Selbst“.

    Alfred sollte erst mal definieren, was er mit "Selbst" meint.

    Buddha meinte 1) das Selbst in der Vorstellung der Brahmanen, atman und/oder 2) unsere angeborene Vorstellung von einem beständigen Selbst als Besitzer der 5 Aggregate.


    Und was meinst du mit "Selbst", Alfred?

    Beide Vorstellungen hat der Buddha als falsch angesehen. Das Selbst kann sich nicht erkennen, es erkennt immer nur was es nicht ist: „Sabbe dhamma anatta“ (Alle Phänomene sind nicht das Selbst):


    Aṅguttara Nikāya
    Das Dreier-Buch
    136. Die drei Merkmale des Daseins


    „Ob, ihr Mönche, Vollendete (Buddhas) erstehen oder ob Vollendete nicht erstehen: eine Tatsache bleibt es, eine feste und notwendige Bedingung des Daseins,


    daß alles Gestaltete (Sankhara) vergänglich ist (anicca)
    daß alles Gestaltete dem Leiden unterworfen ist (dukkha)
    daß alle Phänomene (dhamma) nicht das Selbst sind (anattā)


    Dies erkennt und durchschaut der Vollendete, und hat er es erkannt und durchschaut, so lehrt er es, zeigt es, macht es bekannt, verkündet es, enthüllt es, legt es auseinander und macht es offenbar,


    daß alles Gestaltete vergänglich ist.
    daß alles Gestaltete dem Leiden unterworfen ist.
    daß alle Phänomene (dhamma) nicht das Selbst (Ich od. Seele) sind.“


    Majjhima Nikāya 35
    Cūḷasaccaka Sutta
    Die kürzere Lehrrede an Saccaka


    „Auf diese Weise, Aggivessana, bilde ich meine Schüler aus und auf diese Weise wird meine Anleitung für gewöhnlich meinen Schülern vorgetragen:


    (Alle Bestandteile der Persönlichkeit sind vergänglich)
    ,Ihr Bhikkhus, Form ist vergänglich, Gefühl ist vergänglich, Wahrnehmung ist vergänglich, Gestaltungen sind vergänglich, Bewußtsein ist vergänglich.


    (die Persönlichkeit ist nicht das Selbst)
    Ihr Bhikkhus, Form ist Nicht-Selbst, Gefühl ist Nicht-Selbst, Wahrnehmung ist Nicht-Selbst, Gestaltungen sind Nicht-Selbst, Bewußtsein ist Nicht-Selbst.

    (Vergänglichkeit aller Gestaltungen)
    Alle Gestaltungen (zusammengesetzte Dinge und Lebewesen) sind vergänglich;


    (alles Erkennbare ist nicht das Selbst)
    Alle Phänomene (dhamma) sind nicht das Selbst.‘


    Auf diese Weise bilde ich meine Schüler aus und auf diese Weise wird meine Anleitung für gewöhnlich meinen Schülern vorgetragen.“


    Was versteht man unter Sankhara (Gestaltungen)?


    Sankhara ist einerseits die Tätigkeit des Gestaltens (karmisch wirksame Aktivitäten in Gedanken, Worten und Werken) als auch der passiven Zustand des Gestaltetseins, das Gestaltete (Dinge und Lebewesen), also alles was bedingt entstanden ist.


    Was versteht man unter dhamma (Phänomene)?


    Der Begriff 'dhamma' bezieht sich auf alles Erkennbare (mittels der Sinne und des Denken), das Erscheinende, sich den Sinnen Zeigende; der sich der Erkenntnis darbietende Bewusstseinsinhalt, also auf einfach ALLES, was bedingt in Erscheinung getreten ist, wie auch auf alles, was nur irgend vorstellbar ist und damit die Merkmale Entstehen, Vergehen und Anderswerden hat.

    Ich beziehe mich auf den Palikanon. An keiner Stelle im Palikanon findet sich eine Aussage des Buddha, dass es das Selbst nicht geben würde. Er hat statt dessen immer nur gelehrt, was das Selbst nicht ist: Also die Khandhas, Körper und Geist nebst Bewusstsein. Das ist die Lehre des Nicht-Selbst (Anatta). Kein-Selbst kam erst Jahrhunderte später durch die Fehlinterpretation der Scholastiker auf und hat sich bis heute leider so fortgesetzt.

    Er weist ja jede Spekulation in Bezug auf Identitäten zurück und hat jedes Dasein (bhava) überwunden. Kannst du deine Aussage mit einem Zitat aus dem PK belegen, dass sich deine Aussage dort findet?

    Saṃyutta Nikaya 22

    Die Daseinsgruppen

    117. Bande


    So habe ich gehört. Einst weilte der Erhabene zu Sāvatthī, im Jeta-Hain, im Kloster des Anāthapindika.


    Dort wandte sich der Erhabene an die Mönche: „Ihr Mönche!“—„Ja, o Herr“, antworteten jene Mönche dem Erhabenen. Der Erhabene nun sprach also:


    „Es ist da, ihr Mönche, ein unerfahrener Weltmensch...


    Der betrachtet die Körperlichkeit als das Selbst (ich bin der Körper) oder

    das Selbst als Körperlichkeit besitzend (das ist mein Körper) oder

    die Körperlichkeit als im Selbst (Glaube an eine Weltseele, den Einen Geist, das Eine Sein)

    das Selbst als in der Körperlichkeit (persönlicher Seelenglaube).


    Ein solcher, o Mönche, heißt ein unerfahrener Weltmensch, gefesselt mit den Banden der Körperlichkeit, gefesselt innen und außen, ohne die Fähigkeit, die Küste zu sehen, das andere Ufer zu sehen; gefesselt wird er geboren, gefesselt stirbt er dahin, gefesselt geht er von dieser zur anderen Welt.


    Er betrachtet das Gefühl—die Wahrnehmung—die Gestaltungen—das Bewußtsein als das Selbst oder das Selbst als Gefühl ... Bewußtsein besitzend oder das Gefühl ... Bewußtsein als im Selbst oder das Selbst als im Gefühl ... Bewußtsein. Ein solcher, o Mönche, heißt ein unerfahrener Weltmensch, gefesselt mit den Banden des Gefühls—der Wahrnehmung—der Gestaltungen—des Bewußtseins, gefesselt innen und außen, ohne die Fähigkeit, die Küste zu sehen, das andere Ufer zu sehen; gefesselt wird er geboren, gefesselt stirbt er dahin, gefesselt geht er von dieser zur anderen Welt.


    Es ist da aber, ihr Mönche, ein erfahrener, edler Jünger... Nicht betrachtet er


    die Körperlichkeit als das Selbst oder


    das Selbst als Körperlichkeit besitzend oder

    die Körperlichkeit als im Selbst oder

    das Selbst als in der Körperlichkeit.


    Ein solcher, o Mönche, heißt ein erfahrener, edler Jünger; ungefesselt ist er von den Banden der Körperlichkeit, ungefesselt innen und außen, die Küste findend, das andere Ufer findend, ist er völlig befreit vom Leiden, so sage ich.


    Nicht betrachtet er das Gefühl—die Wahrnehmung—die Gestaltungen—das Bewußtsein als das Selbst oder das Selbst als Gefühl ... Bewußtsein besitzend oder Gefühl ... Bewußtsein als im Selbst oder das Selbst als im Gefühl ... Bewußtsein. Ein solcher, ihr Mönche, heißt ein erfahrener, edler Jünger; ungefesselt ist er von den Banden des Gefühls—der Wahrnehmung—der Gestaltungen—des Bewußtseins, ungefesselt innen und außen, die Küste findend, das andere Ufer findend, ist er völlig befreit vom Leiden, so sage ich.“



    Das Selbst ist genau wie Nirvana unbedingt!

    Wir meint das Unbedingte in uns, das transzendent Selbst, unser wahres Sein.

    Erstmal Willkommen im Forum.


    Bei dir steht Theravada als Richtung eingetragen. Ich habe noch nie ein Theravadin von einem transzendenten "Selbst" oder "wahrem Sein" sprechen hören. Wir befinden uns in diesem Teil des Forums im Theravadabereich, darum meine Frage: Kannst du sagen auf welche Quellen du dich beziehst?

    Ich beziehe mich auf den Palikanon. An keiner Stelle im Palikanon findet sich eine Aussage des Buddha, dass es das Selbst nicht geben würde. Er hat statt dessen immer nur gelehrt, was das Selbst nicht ist: Also die Khandhas, Körper und Geist nebst Bewusstsein. Das ist die Lehre des Nicht-Selbst (Anatta). Kein-Selbst kam erst Jahrhunderte später durch die Fehlinterpretation der Scholastiker auf und hat sich bis heute leider so fortgesetzt.

    Es ist der im Nicht-Wissen (Avijja) um die Vier edlen Wahrheiten über Dukkha wurzelnde Durst (Tanha) nach Dasein und sinnlichem Erleben, der im Tod seit anfangsloser Zeit, gemäß den karmischen Dispositionen, immer wieder neue Daseinsgrundlagen (Körper und Geist) entstehen lässt, an denen wir anhaften und uns damit identifizieren. So entsteht die Vorstellung von Ich und Mein in der Welt. Das hat der Buddha mit seiner zweiten Edlen Wahrheit gemeint.


    Der Durst entsteht aus den Trieben (Unwissenheitstrieb, Daseinstrieb u. Sinnentrieb). Der Edle achtfache Pfad des Buddha ist die Suchttherapie. Er führt zum Erlöschen dieses Durstes. Dadurch entstehen im Tod keine neuen Daseinsgrundlagen (Körper und Geist) mehr. Das dadurch bedingte Bewusstsein von Ich und Mein in der Welt erlischt und wir erlangen Nirvana!


    Dies ist die zweite Edle Wahrheit.