Beiträge von Bhavanga

    Ich melde mich noch einmal dazu, denn das Wort wurde ja (unter anderem?) von mir benutzt...


    Also Metakognition bedeutet nichts weiter als Denken bzw. Bewusstheit über das Denken oder den Bewusstseinszustand. Also vielleicht in etwa das, was der Buddha mit "Achtsamkeit auf Gefühle, Geistesobjekte und den Geisteszustand" gemeint hat.


    Ich kenne den Begriff aus der Psychotherapie, und im Zusammenhang mit buddhistischer Meditation aus dem Meditationsbuch von Culadasa, der dort für vieles moderne Begriffe verwendet, evtl. um den modernen Ansatz und die Einflüsse aus der Forschung zu unterstreichen.

    Mir ist zum Thema Gefühle und ihrer Bewusstwerdung durch Meditation und Achtsamkeit noch was wichtiges eingefallen.


    Es wird ja immer so gesagt, durch die Achtsamkeit ist man nicht mehr das Gefühl, das Gefühl nur noch Gefühl und man identifiziert sich nicht mehr damit.


    Das klingt vielleicht für unerfahrene so, als sollten sie ihre Gefühle komplett entreizt sehen, als nichtig ansehen oder gar schwinden lassen. Sozusagen das Schwinden der Gefühle durch Unterdrückung oder völlige Loslösung von ihnen, ihnen keinen Raum mehr zu geben. Das wäre ja schlecht, denn die Gefühle sind ganz wichtige Signale über den Geisteszustand, die man besser nicht zu sehr ignorieren sollte, da es sonst den Geist in seiner Lebendigkeit stark schwächen kann.


    Was meine Erfahrung mit Meditation und Gefühlen und ihrer Beobachtung ist, ist aber eine subtil andere. Ja, man ist nicht mehr völlig in dem Gefühl aufgelöst und identifiziert sich mit dem Erregungszustand nicht mehr so stark. Aber das Gefühl ist auch nicht weg, und wird auch nicht wirkungslos. Vielmehr "trägt" man es vorrübergehend mit sich, gleich einer Kleidung oder einem Schmuckstück. Man nimmt noch seine Qualität wahr (sogar viel tiefer und genauer, kann es besser benennen), seine Aussage, wird noch bewegt davon. Nur nicht mehr so stark, man steht gewissermassen mit diesem Gefühl in der Hand, und kann es besser halten und auch bei starken Gefühlen kontrolliert bleiben, und es auch daran hindern sich zu stark auszudehnen. Negative oder zerstörerische Gefühle verlieren so auch ihren Schrecken - man merkt den Schmerz oder die Wut, aber nicht mehr so allmächtig, kann sich gleichzeitig besser trösten und beruhigen, das Gefühl im Zaum halten. Gefühllos wird man dadurch auch nicht - im Gegenteil finde ich beeinflussen positive Gefühle den Geist viel tiefer und klarer, hin zu heilsameren Einstellungen, es wird alles bewusster und schult so das Denken mit Gefühlen besser umzugehen und sich von ihnen aufrichtiger leiten und inspirieren zu lassen.

    Ich glaube Achtsamkeit über die Gefühle ist eine Fähigkeit, die man erlernt, wenn man...nun ja bewusst mit diesen Gefühlen umgeht, wenn sie auftreten. Das schwierige ist, dass man viele nicht einfach so bewusst hervorrufen kann, sondern sie entstehen eher aus sie auslösenden Situationen heraus. Man lernt sie also eher im Fluss des Lebens kennen, wo sie spontan auftreten, finde ich. Ich finde es auch normal, dass Emotionen in der Kindheit und Jugend viel stärker präsent sein können als später, wo sie immer seltener auftreten. Das kann vielleicht daran liegen, dass man durch die Lebenserfahrung abgeklärter geworden ist, und dadurch emotional stabiler aber auch ruhiger geworden ist. Es kann auch passieren, und das muss nicht permanent sein, dass man Emotionen in bestimmten Zuständen, auch längerfristig, nicht mehr spüren kann, was durchaus belastend sein kann, aber auch therapeutisch behandelt werden kann.


    Ich glaube ich kann meine ganz gut beschreiben. Also es geht ja um Emotionen, ich nenne die körperlich empfundenen mal "primäre Emotionen". Ich fühle die oft wie körperliche Gefühle, ähnlich Wärme- bzw milden Schmerzgefühlen, nur innerlich und meist intensiver bzw. etwas anders bzw geistiger als sensorisches Fühlen. Sie können subtil sein oder kräftig. Und sie können auch Ausläufer in die Körperlichkeit haben, wenn sie stark sind, etwa Zittern, sich zusammenziehende Kehle oder Brust, Tränen in den Augen, Zucken im Bauch usw. Sie sind auch lokalisiert und immer an ähnlichen bzw. derselben Stelle, wobei die eher elementaren Gefühle wie Angst oder Lust mehr im Bauch oder der Brust stattfinden, und "edlere" Gefühle wie Güte oder Mitgefühl in der Kehle bzw. im Gesicht auch. Sie können sich auch verbunden an mehreren Stellen gleichzeitig melden, wie Rührung (deutscher Name von Metta...) sich in Brust und Kehle und hinter den Augen zugleich zeigen kann. Sie sind anders als Wärmewahrnehmungen aber auch mit dem Verstehen ihrer Sinnhaftigkeit verbunden, etwa Güte in der Kehle bzw. hinter den Augen bewegt sich mit grosser Zuwendung der Sache gegenüber, die sie ausgelöst hat, Angst ist direkte Reaktion auf bedrohliche Sachverhalte und entwickelt sich auch mit dem Bewusstsein über diese Auslöser und deren Ausmass und Veränderungen daran. Manchmal erlebt man aber auch solche Emotionen, und weiss nicht genau warum man sie fühlt, merkt nur einen vagen geistigen Bezug wie Kummer oder Freude, aber worauf genau sie zielt kann manchmal auch im Dunkel bleiben.


    Es gibt aber scheinbar auch eine Reihe eher geistiger Gefühle bzw emotionaler Äusserungen des Ego, oder eben auch dann mitunter als Teil der Kette des bedingten Entstehens. Diese entsprechen eher geistigen Neigungen Gedanken bzw. Vorstellungen gegenüber, etwa direkte Ablehnung oder Zuneigung zu einem Gedanken hin, oder eine geistige Ausrichtung der empfundenen Persönlichkeit oder der Willenstätigkeit auf eine Sache hin.


    Ich denke, die Passage ist so gedacht, dass sie aufzeigt welche Merkmale alle Wesen haben. Nicht so, dass sie behaupten soll, alles was diese Merkmale hat, wäre deswegen ein fühlendes Wesen.


    Ein logisches Beispiel: es ist dem Menschen im Prinzip bereits möglich, einen Roboter zu schaffen, der durch Computertechnik/Simulation kognitiver und motorischer Funktionen und einer Art inneren "Kraftwerks" in der Lage ist, als Energiequelle nutzbare Dinge aufzuspüren (etwa Holz oder Kohle, oder er klaut dann überall Benzin wo er es finden kann, oder läd sich an der nächstbesten Steckdose auf, usw...), und sie in Energie für seinen Betrieb zu verwerten. Diese Maschine besteht daher durch "Nahrung", und sie ist auch "Aktiv". Sie ist aber kein "Wesen" in diesem Sinne. Die kognitiven Funktionen basieren rein auf unbeseelter Rechentechnik. Es ist (wie ich denke höchstwahrscheinlich, ausser wir leben tatsächlich in einem Disneyland...) keinerlei Bewusstsein vorhanden, der Mensch hat keinerlei davon in der Maschine geschaffen und auch keine Verbindung zu solcher erzeugt - die Maschine selbst besteht wahrscheinlich komplett aus Materialien, die niemals beseelten Ursprungs waren, die kognitiven Funktionen auf dem internen Computer sind rein mathematischer Natur. Wäre das für dich ein "Wesen"?

    Hat der Buddha denn etwas dazu gesagt, dass man Pflanzen schonen muss, weil sie sonst leiden?


    Er empfiehlt jedenfalls, keine Pflanzen mutwillig/unnötig zu zerstören, aber das hat denke ich eher den Grund, dass keine Geisteshaltung, die unnötig zerstörerisch mit den Dingen umgeht, kultiviert werden soll. Denn eine solche kann sich immer weiter aufbauen, dass sie im weiteren Lauf zu Zerstörungslust an anderen Dingen, Tieren oder Menschen führt, die dann heftig karmisch unheilsam sein kann!


    Auch empfiehlt er denen, die ihm nachfolgen wollen, sich Gärtnereien und Sämereien zu enthalten. Aber dies ist vielleicht nur, damit der werdende Mönch, nicht von all der Arbeit und den Verpflichtungen, die damit verbunden sind, abgelenkt werden soll, und damit keine Anhaftung an Gewächse entstehen muss, kein Kummer bei Misserfolgen, kein Kummer durch die Arbeit mit giftigen Gewächsen und Unkraut, usw...


    Laien empfiehlt er, Berufe zu meiden, in denen Tiere in Unfreiheit involviert sind oder gar getötet werden. Aber nicht, dass sie Berufe, die mit Pflanzen zu tun haben, meiden sollen. Ist dies vielleicht ein Hinweis, dass das Nutzen von Pflanzen (anders als die mutwillige Zerstörung) keine karmisch unheilsame Tat ist?


    Ansonsten ist denke ich jeder nun einmal seiner Natur unterworfen, und muss tun was getan werden muss, um das Leben zu verlängern und so die Aussichten auf gutes Karma, das die Erleuchtung näher bringen kann, zu erhalten. Die Katze folgt nur ihren Trieben, sie ist durch ihre Konditionierung durch die Natur nun einmal so beschaffen, dass sie nicht anders kann als in der Jagd ihr Vergnügen bzw. ihre Nahrung zu suchen. Gerade weil die Katze so starken Trieben ausgesetzt ist, die so zerstörerisch und leidbringend sein können, habe ich Mitleid mit ihr. Denn sie findet dadurch ja keinen Frieden, und ist zu solch schrecklichen Taten gezwungen, ohne es zu merken, also fehlt ihr Bewusstheit!


    Wir Menschen hingegen stehen durch die einzigartige Entwicklung unseres Geistes und durch unsere grossen karmischen Verdienstmöglichkeiten und dem Zugang zu Wissen in der günstigen Lage, uns von der Natur abwenden zu können, sie zu überwinden um Erlösung von der Gewalt zu suchen. Das auf alle anderen Wesenheiten im Einflussbereich, die nicht so leicht in der Lage dazu sind, zu beziehen, ist aber glaube ich keine günstige Motivation. Man kann ja schwerlich einen Menschen, der nicht willens ist, zur Erleuchtung zwingen. Man kann nur versuchen zu helfen, dass er selbst erkennen kann. Ebenso wenig sollte man finde ich ein Tier zwingen, seine Natur zu verleugnen, solange man nicht in der Lage ist die Folgen zu befrieden, so dass dieses Tier nicht darunter leidet und seine Natur weiterhin auf für es günstige Weise ausleben kann.

    Sinnlose Rede bedeutet ja, Worte zu verschwenden, die keinen direkten Nutzen haben. Humor jedenfalls hat vielfältigen Nutzen, wenn er gut ist. Wenn er benutzt wird, um andere zu erniedrigen, oder Anschauungen von Gier, Hass und Verblendung, oder unheilsame Ansichten zu stützen, dann ist er vielleicht unheilsam, vor allem wenn er die Würde von Menschen in Frage zu stellen versucht. Es gibt halt guten und schlechten Humor. Ansonsten ist es ja eher ein Mittel, anderen Menschen Freude zu bereiten und sie zu verbinden. Man freut sich dann ja gemeinsam, wenn eine schräge Logik Dinge in Frage stellt - das nährt kostbare Mitfreude und schult auch noch den Geist durch die besondere Logik des Witzes in Weisheit. Ich glaube nicht, dass das grossartig schädlich ist. Ich glaube vielmehr, dass Humor dazu taugt, zu einem sehr mächtigen geschickten Mittel zu werden, das Verblendung auflösen kann wie kaum eine andere verbale Technik. Ein schlechter Humor kann aber sicherlich dem Ansehen von Würdenträgern schaden, weswegen sich solche manchmal generell damit zurücknehmen.

    Aaron.Romeo lass dich von den Begriffen, die Buddhisten traditionell benutzen, nicht zu sehr verwirren. Sie sind wahrscheinlich einfach der späteren Klarheit dienlich, erst wenn man sich ausgiebig mit der Lehre beschäftigt hat fangen die Dinge an Sinn zu machen. Oft meinen sie im Kontext etwas subtil anderes, als man bei dem ersten Lesen ohne Vorwissen zu verstehen glaubt.


    Der Zustand jedenfalls soll Freiheit bedeuten vom Leid, Läuterung des Geistes von Gier, Hass, Unwissenheit und Verblendung. Er soll wohl aber so subtil zu erleben sein, dass er nur erfahren, aber nicht wirklich eindeutig beschrieben werden kann. Dort soll keine Vorstellung mehr von Ichbezogenheit sein, kein Wahn mehr, keine falschen Wertungen der Dinge mehr. Es wird alles als eins gesehen, unterscheidungslos, alles nur noch so wie es wirklich ist.


    Der Zustand soll hohes Glück und Erfüllung bedeuten, wenn man zu Lebzeiten in ihm aufgeht, und Buddhisten glauben, dass er nach dem Ableben zur endgültigen Befreiung aus dem leidvollen Kreislauf der Wiedergeburten führen kann, also zum Vergehen aller leidvollen und unbeständigen Wahrnehmungen hin zum endgültigen Frieden.

    Sili Ich lese gerade das Buch von Culadasa, und musste an deinen Thread denken dabei. Darin beschreibt er die Phänomene von "Dumpfheit" unterschiedlicher Natur. In anderen Zusammenhängen wird es auch Stumpfheit, Mattheit, Müdigkeit usw. genannt.


    Er schreibt, dass diese aus verschiedenen Gründen entstehen kann, und wenn sie nicht rechtzeitig erkannt werden, und nicht gegengearbeitet wird, dann döst man in der Meditation weg, oder die Wahrnehmung schwindet wie du es schilderst. Die Zustände werden auch als durchaus angenehm und erholsam beschrieben, aber eben zu keinem höheren Ziel führend.


    Laut ihm entstehen solche Zustände unter anderem durch viele Momente im Geist, die ohne ausgeprägte bewusste Absicht gefasst werden. Ist man hingegen sehr bewusst aktiv unterwegs im Geist, und beschäftigt sich aktiv mit dem Halten der Aufmerksamkeit auf dem Meditationsobjekt und dem Erkennen von Ablenkungen, und hält die Umgebung, den Körper etc. im Hintergrund des Bewusstseins aufrecht, dann nährt dies die Möglichkeit einer bewussten, wachen Vertiefung.


    Ich merke das bei mir auch, lasse ich in den geistigen Anstrengungen in der Meditation nach, dann versinke ich auch schnell, oder döse oder träume weg. Auch denke ich, wenn man z.B. den Gedanken, Phänomenen usw. anstelle von mit wachem Gleichmut mit lascher Gleichgültigkeit gegenüber steht, dann versinkt man auch. Immer im Hier und Jetzt sein heisst auch wach zu sein dabei, wahrzunehmen was gerade passiert, sich dem Strom zu stellen um zu sehen, was passiert wenn man in ihm verharrt und sich nicht mehr forttragen lässt...dann muss man auch die Kraft des Stromes aktiv abhalten können, bis der Körper aus dem Wasser raus im Trockenen ist!

    Man kann informieren.


    Ich würde mir wünschen, wenn in der Schule generell ein überkonfessioneller Religionsunterricht verwirklicht würde. Wo wirklich jede religiöse Strömung und auch andere spirituelle Sachverhalte gleichberechtigt nebeneinander besprochen würden. In dem Sinne, dass die Schüler dort nicht ihren persönlichen Glauben pflegen, sondern einfach nur informiert werden, was es alles gibt und gab, und was für Aspekte dabei für das Leben relevant sind. Gerade auch informieren über fragwürdigere spirituelle bzw. glaubensbezogene Phänomene, wo ein Informiertsein denke ich ab und an ganz schön grossen Schaden verhindern würde.


    Es gibt ja schon einen "Werte und Normen" Unterricht, der auch philosophische Fragen bespricht. Ich bin mir gerade etwas unsicher, ob ich Philosophie mit Religionen vermischen wollen würde, denke aber, wenn man den Aspekt der persönlichen Sinnsuche darin herausnimmt und bespricht, dann wäre es nicht fehl am Platze. Aber Philosophen beschäftigen sich eben auch mit Fragen, die nicht direkt relevant für Sinnsuche oder Glaubensfragen sind, sondern ganz konkrete sachliche Dinge untersuchen.


    Die Ausübung ihrer persönlichen Ausrichtung, Konfession, Glauben, Praxis usw. würde ich eher in der Eigenverantwortung der Schüler belassen. Praktizieren kann jeder selbstverantwortet in seiner Glaubensgemeinschaft oder alleine. Ich sehe die Schule hier in der Pflicht, zu informieren und nicht kulturträger zu versuchen zu sein. Ich finde auch die Vorstellung sehr befremdlich, dass Schüler etwa im Religionsunterricht für die Kenntnisse in ihrer persönlichen Konfession beurteilt werden wie für andere Leistungen, auch versetzungsrelevant...

    Ich denke auch, dass die Ausübung des Rechts des Stärkeren bzw. die Härte der Natur nicht letztendlicher Sinn unserer Existenz sind. Es handelt sich lediglich um Vorstufen einer Entwicklung, und weiteres Ziel der Entwicklung ist die Überwindung dieser Triebe, hin zu einer konsequenten Ausübung von Ethik und Moral. Es ist vielleicht aber auch eben gerade so schlimm hier auf dieser Welt, weil die Überwindung der Übel solch grosse Kraft entwickeln soll...


    Viele Menschen behaupten ja es gäbe keinen Sinn, und keine "Strafen" für schlechte Taten. Wir als Buddhisten kennen ja aber doch das Wirken des Karma - für die Ausübung von Gewalt werden wir irgendwann quasi zwangsläufig durch Gewalterlebnisse bestraft, für die Ausübung von Gerechtigkeit aber hingegen mit Glück belohnt. Wie sollten gelebte Ethik und Moralvorstellungen dann nicht Sinn unserer Existenz sein, wenn sie solch zentrale Wichtigkeit in unseren Leben haben. Leider scheint dies aber bei noch nicht so vielen Menschen angekommen zu sein, und viele glauben scheinbar weiterhin, dass die Ausübung von Gewalt keine Konsequenzen für sie hat und ein probates Mittel zur Durchsetzung der eigenen Interessen ist.


    Ich glaube aber, dass Gewalt und der Umgang mit ihr solch fundamentale Dinge in unserer Existenz sind, dass selbst in einer Welt in der sie eigentlich überwunden wären, diese Erfahrungen immer noch in simulierter Form praktiziert werden würden.

    cinnamon bitte meine Aussage nicht als Lehrmeinung sehen, informiere dich bitte auch noch selbst dazu. Ich gebe nur wieder, was ich irgendwo gelesen habe, ich weiss ja leider nicht einmal mehr wo. Aber es hat auch meine Verständnisschwierigkeiten der Unwissenheit gut beheben können. Das es eben nicht darum geht, viel Wissen zu haben um sie aufzulösen bzw. zu vermeiden, sondern darum, heilsames und unheilsames immer gut zu erkennen, auch wenn sie manchmal wie das andere scheinen. Das macht dann auch im Kontext "Dukkha", und wie der Buddhismus unsere Ralität erklärt, Sinn. Warum sollte wohl "läuterndes" Leid entstehen - weil man etwas schwer zu wissendes nicht gewusst hat (das wäre ja "überstreng"), oder viel eher doch nur, wenn man etwas offensichtliches total verkennt, und deswegen Fehler gemacht hat.

    Ich habe es mal so erklärt gelesen, dass man was Unwissenheit angeht, in einem entscheidenden Moment des Bewusstseins man etwas "falsch gewusst" haben muss, bzw. von etwas falschem als "richtig" ausgegangen sein muss. Also etwa etwas leidbringendes als freudebringend angenommen haben muss, etwas zu meidendes als erstrebenswert gewähnt haben muss.

    Ich habe es immer so verstanden, und beziehe das vor allem auf gedankliche Konstrukte, manche Wahrnehmungen, Gefühle, bestimmte Vorstellungen von einem Selbst etc... Ein (gemaltes) Bild von einer Person ist nicht die Person selbst. Das Bild ist leer von Leben, es ist einfach nur ein Bild, aus Papier und Farbe. Mehr darin zu sehen bedeutet an diese Ideen anzuhaften, von ihnen leicht in Beschlag genommen zu werden. Leerheit zu erkennen, bedeutet das Bild nur noch als Bild zu sehen, und nicht mit einer echten Person zu verwechseln...

    Aber muss man erst die Ursache(n) erkennen, also konkret aus seiner Lebensgeschichte heraus, und durch Aneignung von Wissen bzw Erkenntnis? Oder ist die Einsicht (bzw. der Glaube daran), dass durch diverse Fehlverhalten konkretes Leiden entsteht und genährt wird, ausreichend? Der achtfache Pfad lehrt ja auch nur, wie man unheilsames Handeln umgeht und sich heilsames Handeln aneignet, also keine konkreten Lösungen für spezifische Leiden, sondern eine generell und umfassend wirkende Medizin, die einfach das ganze Leben in heilsame Form transformiert.


    Dazu fällt mir auch ein Spruch ein, den ich neulichst gelesen hatte. Ein vom Pfeil getroffener will geheilt werden, und soll lieber nicht fragen, von wem genau er angeschossen wurde, welchen Standes derjenige war usw., denn sonst stürbe er bevor er alles wüsste. Vielmehr soll er sich gleich daran machen, den Pfeil zu entfernen, denn nur das allein lindert das Leiden, das durch ihn entstanden ist, und mehr bräuchte es zur Gesundung auch nicht...

    Sprecht ihr hier bei den Ursachen des Leides von spezifischen Ursachen, die spezifische Lösungen erfordern? Also individuell unterschiedlich?


    Ich dachte immer, es gelte allgemein, dass das Leid die Unwissenheit zur Ursache hat, und der achtfache Pfad der ist, der unter anderem zur Aufhebung der Ursache (und des Leids) führen kann...

    Ich sage mir alles hat seinen Sinn. Alles ist Erfahrung, und diese Erfahrung will irgendwie gemacht werden. So hat auch das Gefühl von Sinnlosigkeit seinen Sinn - man muss erfahren, wie es ist, die Dinge für sinnlos zu halten. Diese Erfahrung währt auch wie alle anderen Erfahrungen nicht ewig, sondern wandelt sich irgendwann in etwas anderes. Dieses andere, das dann weiss, wie es ist keinen Sinn zu sehen, und diese Erfahrung nicht mehr braucht eben, weil es sie kennt und danach entscheiden kann. Und was für einen Sinn die Dinge ausserhalb der weltlichen Erfahrung haben könnten, können wir sowieso kaum erahnen.


    Also sage ich mir immer, es geht einfach nur geradeaus weiter, und es ist besser, zu versuchen sich und anderen trotzdem eine halbwegs angenehme Existenz zu schaffen, als alles aufzugeben und dann die Konsequenzen des eigenen Sträubens gegen unveränderliche Sachverhalte ernten zu müssen. Das Erleben ist nun einmal ein Sinn an sich, auch dass wir glücklich sein wollen und nicht leiden wollen. Das ist unser letztes Gesetz vor dem wir nicht entfliehen können. So sind wir gezwungen, das beste daraus zu machen, und die Dinge als sinnlos zu wähnen hilft einem nicht dabei, gegen das Leiden anzuschwimmen, sondern lässt einen nur noch tiefer abtauchen. So sage ich mir, strenge ich mich lieber an, selbst wenn es am Ende nur etwas sinnloses sein sollte, dann ging es mir und anderen vorher wenigstens halbwegs annehmbar. Sinnlosigkeit zu wähnen bedeutet Leid - und der Buddhismus lehrt ja schliesslich, wie man durch sein Denken und Handeln Leid vermeiden, auflösen kann, den Weg zum Glück finden vielleicht sogar.


    Vielleicht liegt dem Gefühl von Sinnlosigkeit ja auch eine Chance bei, nämlich zu versuchen es zu überwinden, um wieder dem Glück entgegenstreben zu können. Was man für Glück hält, ob das stimmt, und was wirklich glücklich macht, ist aber wiederum ein riesen Thema für sich, und ich denke alle unsere Erfahrung dreht sich nur um die Beantwortung genau dieser Frage.

    Danke für den Hinweis. So habe ich die Lehre bis jetzt auch verstanden, nur die Aussagen im von mir zitierten Text haben mich etwas verwirrt, wie sie richtig zu verstehen sind.


    Mir ist gerade noch eingefallen, dass man sie auch so sehen könnte: Der Durst findet (vorrübergehende) Auflösung in der Befriedigung durch angenehmes, das ja durchaus auch Teil des Leidens sein kann. Das sucht man ja auch als leidender durstiger, das angenehme, erwünschte, die Erfüllung der Begierden. Da die Befriedigung jedoch auch Leiden und Anhaftungen nährt, entsteht schnell durch das "Trinken" von angenehmem neues Leid bzw. Anhaftungen, ein Teufelskreis. Erst wenn der Durst überwunden wird, nährt man auch nicht mehr die Anhaftungen, und kann sich nach und nach befreien.


    Dann gibt es aber noch heilsame Dinge, die in ihrer Qualität durchaus angenehm sind. Etwa das Nirvana: als der Buddha es erlangte, verweilte er erst einmal 7 Tage darin, wohl unter anderem die Linderung geniessend. Ist es dann nicht auch so, dass diese Dinge sich meist im Grunde dem Durst (und der Anhaftung) entziehen, da sie nur durch Gierlosigkeit, also nicht durch Ergreifen bzw. "Trinken" erlangt werden, sondern sich als Konsequenz von heilsamen Handlungen ergeben?


    Anmerkungen und Richtigstellungen dazu sind willkommen. Ich sehe, ich habe was diese Lehre angeht noch viel zu lernen und viel wirres Verständnis zu überwinde.

    Ich folge jetzt noch keiner Tradition oder so. Ich lerne erst einmal für mich selbst.


    Ich finde die Praxis, gute Wünsche zu tun, aber für mich angemessen. Und zwar nicht mit dem (Hinter-)Gedanken, dass irgendwas diese Wünsche dann besonders erfüllen soll (ausser vielleicht, irgend etwas sieht meinen Willen und findet von sich aus manches davon angemessen, wer weiss schon was es alles gibt...).


    Ich nutze die "Wünsche" vielmehr als Übung, meinen Geist darauf auszurichten, anderen gutes zu wollen, und auch mich abzuhalten, anderen Schaden zu wollen. Gutes wollen auch (und gerade!) anderen, die mir oder dritten Leid getan haben, denen wünsche ich oft gutes in der Form, dass sie auf positive Art ihre Eigenschaften überwinden, die dazu führen, dass sie anderen Leid antun.


    Ich sehe es so, dass diese Praxis den Charakter formen kann, Böswilligkeiten austreiben und guten Willen stärken, auch abseits der Wünsche. Es sollte aber schon so sein, dass man hinter dem Wunsch steht, also wirklich für denjenigen etwas zu wollen und den Gedanken daran mit ganzem Herzen richtig zu finden. Auch sollte man denke ich Sorgfalt bei den Wünschen walten lassen, nichts unangemessenes oder übertriebenes wünschen, auch nichts was den einen über den anderen erheben könnte - einfach nur Leid auflösen wollen ist meine Devise.

    Ich finde, man sollte es mehr als Chance zum Lernen sehen. Niemand wurde hier getötet, nur die Harmonie wurde vorrübergehend gestört. Es hat einfach der Drang Ansichten zu behaupten und richtig zu stellen und andere über ihre Ausdrucksweise belehren zu wollen zu einem Konflikt mit ausgedrückter Wut aufeinander und persönlichen Angriffen geführt. Wie hätte das vermieden werden können? Was kann getan werden, um die Differenzen in etwas konstruktives zu überführen? Was können wir daraus lernen - vor allem wenn es um das Einbringen persönlicher Gefühle und eines selbstbehauptenden Stolzes in solche Diskussionen geht?

    Ich tue mich gerade mit dem richtigen Verständnis einer Kernaussage etwas schwer. Vielleicht könnt ihr mir auf die Sprünge helfen?


    Es geht um die Auflösung des Leids aus Dingen, die lieblich und angenehm erscheinen:


    Zitat

    Digha Nikaya 22, Satipatthana Sutta

    ...

    Was ist aber, ihr Mönche, die heilige Wahrheit von der Leidensauflösung?

    Es ist eben dieses Durstes vollkommen restlose Auflösung, ihn abstoßen, austreiben, fällen, vertilgen.


    Dieser Durst nun aber, ihr Mönche, woraus wird der aufgehoben und vertrieben, wo aufgelöst und zerstört? Was in der Welt lieb erscheint, angenehm erscheint, daraus wird dieser Durst aufgehoben und vertrieben, da wird er aufgelöst und zerstört. Was aber in der Welt erscheint lieb, erscheint angenehm? Das Gesicht in der Welt erscheint lieb, erscheint angenehm, daraus wird dieser Durst aufgehoben und vertrieben, da wird er aufgelöst und zerstört. Das Gehör, der Geruch, der Geschmack, das Getast, das Gedenken in der Welt erscheint lieb, erscheint angenehm, daraus wird dieser Durst aufgehoben und vertrieben, da wird er aufgelöst und zerstört.

    ...


    Wie ist dies richtig zu verstehen? Bedeutet es, dass der Geist zu den lieblichen Dingen hingezogen ist, und aufgrund seines Durstes sich in Verwicklungen entfängt, die ihm diesen durch Leid austreiben? Oder eher so herum: dass es Dinge gibt, die lieblicher, angenehmer, heilsamer Natur sind, die den Durst stillen, und ihn so löschen, dass anschliessend kein Durst mehr nach unheilsamen Dingen besteht? Oder noch anders? Wie ist das "Gesicht" zu verstehen - als die Dinge eben, die man in der Welt wahrnimmt, bzw. was sie wahrnimmt, und in dessen (richtiger) Nährung der Durst schwinden kann?

    Meditation bringt Zügelung. Das kann dabei hilfreich sein. Von Manipulationen wie Suggestion usw. habe ich keine Ahnung.


    Aber ich kenne eine einfache Technik, mit der man es versuchen kann. So habe ich es instinktiv geschafft mir etliche unterbewusst gewordene Dinge an- bzw. abzugewöhnen (auch Alkohol und Rauchen!), später ist mir das Verfahren (durch Meditation) deutlicher klar geworden.


    Es basiert auf 4 Elementen: Name, Situation, Vorhaben, Vorteil. Ich nenne die Methode "Pflanz' den guten Willen"...



    Name: ich will mit dem "Rauchen" aufhören. So nenne ich mein Vorhaben gedanklich.


    Situation: wann ich an das Vorhaben denken muss, also in diesem Falle wenn ich drauf und dran bin mir eine anzustecken.


    Vorhaben: Ich will dann das Rauchen dann lieber doch sein lassen, und irgendwann ganz ohne Zigaretten klarkommen können


    Vorteil: unermessliche verschiedene Vorteile, gesundheitlich, finanziell, sehr sehr gutes Karma usw. Da suche ich mir einen oder mehrere von aus, und denke systematisch daran, wenn ich in der Situation oder sonst auch an meinem Vorhaben zweifle. An Nachteile denken kann auch funktionieren, das bedeutet dann aber mehr Negativität und Schuldgefühle, die nicht so förderlich sind wie Vorteile.



    Und einfach nicht aufgeben, sondern immer wieder versuchen. Erst habe ich immer geübt, in der "Situation" dran zu denken, was ich will, und an die Vorteile. Dann, wenn ich systematisch zum richtigen Zeitpunkt daran denken konnte, übte das Vorhaben Umsetzen. Wichtig: Es ist kein Fehler, mal nicht daran zu denken oder es erstmal immer wieder nicht zu schaffen oder einzuknicken. Geduld ist wichtig, auch wenn man es mal nicht schafft übt man sich, es später vielleicht zu schaffen. Bestraf dich nicht innerlich für Rückschläge, die sind normal, und jedes Mal wenn man daran denkt macht man das Vorhaben ein bisschen stärker, irgendwann ist es vielleicht stark genug um Erfolg zu bringen.


    Man trainiert das Bewusstsein wie einen Muskel. Er ist erst schwach, aber jedes Mal wenn man es geschafft hat daran zu denken wird er stärker. Denk an deine Meditation, wie sich die Fähigkeiten langsam nach und nach entwickelt haben, das kann und sollte man auch nicht mit Gewalt beschleunigen. Irgendwann ist man stark genug, das Vorhaben systematisch umzusetzen. Dafür braucht man einfach eine Weile. Gib dir ruhig Schonzeit, oder versuche einfach mal probehalber eine kleine Weile (einen Tag oder so) zu verzichten und das zu beobachten. Bei mir hat es auch mehrere Anläufe gedauert. Gerade bei'm Rauchen habe ich immer erst mein Verhalten eine Weile beobachtet, bevor ich zur Tat geschritten bin, weil Umsetzen ja vorrübergehende Schmerzen bedeuten kann, die man nicht unnötig in Kauf nehmen will.


    Beim Rauchen war es aber zusätzlich noch eine harte Zeit für mich, die Entzugserscheinungen waren nicht angenehm, die Willenskämpfe auch nicht immer glorreich. Hier habe ich mir Linderung verschafft mit angenehmen Ablenkungen, und Leuten, die ich volljammern konnte ;) Immer dran denken, irgendwann geht es vorbei...


    Vielleicht hilft dir das ja auch wie mir, versprechen kann ich aber nichts. Viel Glück!

    Ich erkenne die (Shamtha) Meditation übrigends als starkes Mittel, Gleichmut auszubilden und zu festigen. Mit dem Geist bei dem Atem zu sein, scheint diesen quasi automatisch mit Gleichmut zu färben und bereits vorhandenen zu stärken. Dann die Gedanken und Gefühle einen nicht mehr aus dem Ruhezustand bringen zu lassen kann ihn scheinbar noch weiter ausbauen.


    Vielleicht ist es auch so, dass vorhandener Gleichmut ja eine unterdrückung bestimmter Neigungen bedeutet, die sonst den anderen Qualitäten wie Mitgefühl im Wege wären? So also durch den Gleichmut Platz gemacht wird für die heilsameren Gefühle...


    Ach und Noreply Klar kann es manchmal ein bisschen schräg sein, über solche Eigenschaften mit voller Begeisterung zu reden. Aber sieh es bitte auch so, dass Menschen, deren Psyche noch nicht so gut ausgebildet ist und die diese stärken wollen, dafür die nötigen Techniken brauchen. Und diese auch mit Begrifflichkeiten bewusst machen und beurteilen können müssen, damit sie richtig funktionieren. Diese Techniken zu diskutieren ist ein gutes Mittel, sie in sich zu festigen und sie mit anderen Menschen zu allseitigem Nutzen teilen zu können.

    Vielleicht gibt es auch eine Form von Gleichmut mit Trübung des Gemüts, die mit Gleichgültigkeit anderen Wesen gegenüber einhergehen kann?


    Aber Gleichmut ist ein guter Begleiter, gut ihn in der Meditation zu kultivieren. Er lässt einen Dinge wacher sehen und besser entscheiden, hebt einen ab von sonst eher blendenden geistigen Eigenschaften. Liebende Güte, Mitgefühl und Mitfreude sind vielleicht Emotionen, die den Gleichmut nicht schwächen, sondern erhalten bleiben lassen gewissermassen, als Gefühle, die den Geist nicht trüben?