Beiträge von thecap

    Hallo Gruentee


    Ich persoenlich finde, dass die Enthaltung heilsamer ist, als wenn es nur ein weiteres Stammwaehler/Sauf-Event waere.


    Da du hier aber gefragt hast, scheint dich das Thema zu beschaeftigen, drum hier eine pragmatische Antwort.


    Wenn du nicht-waehlst, waehlst du auch: indirekt jene Interessen, die die Mehrheit vertritt. Das faellt meist erzkonservativ christlich aus.


    Wenn dich die Politik von der Praxis ablenkt oder einfach nicht besonders interessiert, ist das aber auch verstaendlich. . .


    In dem Fall sollte es vollkommen ausreichen, wenn du ein paar deiner kostbaren Minuten fuer den Wahl-o-mat und fuers Kreuzchen opferst.


    :)

    Ein Mönch rannte vor einem blutrünstigen Tiger davon. Da sah er eine Steinmauer, kletterte drüber und fiel auf die andere Seite in ein Erdbeerfeld. Auf einmal war er von einem halben Dutzend Tigern umzingelt. Er nahm eine Erdbeere, lächelte sie an und aß sie.


    anita.m4:

    Ab welchem Grad wird sie erreicht und wie ist dann der weitere Weg?


    Hallo Anita. Ab welchem Grad wird Buddhaschaft erreicht? Das ist nicht einfach zu sagen, wenn man keine Manifestation von Buddha ist, da man zumindest einen Bezugspunkt braucht. Ein moeglicher Bezugspunkt ist, wenn man bei der Wahl eines geeigneten Lehrers mit seinen sechs Sinnen die Widerspruchslosigkeit bzw. Reinheit in Erscheinung, Wort und Tun des Lehrers, und bei sich die Losloesung von den zehn Fesseln beobachtet: Persoenlichkeitsglaube (sakkāya-diṭṭhi), Zweifel und Unsicherheit bezueglich der Lehre (vicikicchā), Anhaften an Riten und Ritualen (sīlabbata-parāmāso), sinnliches Verlangen (kāmacchando), Uebelwollen (vyāpādo), Verlangen nach feinstofflicher (rūparāgo) und nichtstofflicher Existenz (arūparāgo), Einbildung (māno), Ruhelosigkeit (uddhaccaŋ), Unwissen (avijjā).


    Wenn man die nun dauerhaft ueberwunden hat, wie ist dann der weitere Weg? Es gibt schweigende (pacceka), lehrende (savaka) und vollstaendig Erwachte (sammásam-) Buddhas. Sie haben das Verstaendnis der Lehre intuitiv auf dem Kasten und ihre spirituellen Faehigkeiten entwickelt. Alle sie muessen weiterhin atmen, essen, trinken und ruhen, ohne das muessen zu muessen. Was 'dein' Weg ist, kann dir keiner sagen. Das musst du 'selbst' herausfinden.


    anita.m4:

    Was bedeutet Buddhaschaft?


    Was bedeutet dieser Moment?


    :)

    Hi Gruentee. Hatte als Musiker und (Ex-)Musikjunkie dasselbe Hindernis. Wenn du es von gleich auf jetzt aufgibst, gehst du nur von einer Extremen zur anderen. Was du machen koenntest ist, das Musikhoeren nicht mehr mit anderen Taetigkeiten zu vermischen oder es auf einen Tagesabschnitt zu beschraenken. Bei einem Ohrwurm hilft es manchmal, sich auf einen einzelnen Ton oder eine einzelne Silbe aus dem Lied zu konzentrieren, sie im Geiste in die Laenge zu strecken, bis es sich aufloest. So loest sich auch die 'Sucht' von ganz allein auf, und man wird nicht zwanghaft rueckfaellig. :o Es ist eine gute Gelegenheit, Gleichmut zu praktizieren: Unabhaengig davon, ob nun Musik laeuft oder nicht. . .


    accinca:

    Natürlich ist Leben, da es Leiden bedeutet auch unzuträglich und unzulänglich.


    Empfindest du das so?


    Und ist dieses Betrachten des Lebens als "unzulaenglich" und das Wollen nach etwas anderem nicht zugleich ein Verlangen?


    Ist das nicht eine weitere Ursache des Leids? :?:


    :)

    Hi Freunde


    Der Buddha sagte "Es gibt Leid" - wie ein Doktor, der eine Diagnose stellt und die entsprechende Medizin anbietet.


    Er sagte ausserdem, dass Geburt, Krankheit, Alter und Tod das Leid darstellen; und lehrte Ursache, Ende und Weg zum Ende des Leids.


    Ist es nun zutraeglich fuer diesen Weg, das ganze Leben auf Geburt, Krankheit, Alter und Tod zu beschraenken? :?:


    :)

    anita.m4:

    Warum gibt es so viele verschiedene Richtungen (Linien) im Buddhismus?


    Das ist doch eigentlich sehr individuell. Denn wenn es keine Individualität gibt, warum dann so viele verschiedene Richtungen.


    Da hast du recht. Mitgefuehl und Anhaftung sind die Ursache fuer Schismen. Zum Beispiel hatten die buddhistischen Moenche, die nach Tibet gingen, anfangs Schwierigkeiten beim Missionieren, und haben das Buddha-Dharma ein Bisschen ausgeschmueckt und an die dortigen Naturreligionen wie Boen angepasst, um stylischer rueberzukommen.

    anita.m4:

    Danke schon mal für Eure Antworten,


    aber wie Ihr sicher schon bemerkt habt bin ich nicht so schnell von was zu übezeugen.


    Das ist okay. Wenn du Fragen hast, genier dich nicht zu fragen.


    Zitat

    Eines möchte ich noch anmerken, außer dem Buddhismus gibt es ja noch andere Denkungsweisen.


    Was ist mit diesen Menschen?
    Sind die für immer irgendwo verloren.


    Nichts ist fuer immer. Aber andere Glaubensrichtungen und Denkweisen haben andere Ziele. Buddha hat angemerkt, dass seine Lehre einzigartig in der Welt ist, und daran hat sich bis heute nichts veraendert. Zum Beispiel hat Christentum und Islam zum Ziel, bloss in den Himmel zu kommen. Sie halten fest an den Glauben an ein individuelles Selbst, das sie Gott nennen, und sehen idR nicht ein, dass auch das Himmelsdasein nur voruebergehend ist, und nicht frei von Eifersucht etc., wie man an den aktuellen Konflikten in der Welt erkennen kann.

    anita.m4:

    Aber ich merke, die Buddhisten gehen an bestimmte Begriffe nicht ran, egal (88) von welcher Seite ich versuche, sie aus dem Hinterhalt zu holen.


    Hi Anita. Wie kommst du darauf? Ich kann nur wiederholen, dass der Glaube an ein individuelles Selbst (Pali: sakkāya-diṭṭhi) bei Stromeintritt abgelegt wird. Man sieht alles Leben nicht mehr als getrennt, sondern als miteinander verbunden (man fuehlt sich nie mehr einsam, wenn man "all-ein" ist), und man nimmt dessen Entstehung und Vergehung mit Klarblick wahr. "Individuum" ist dann nur ein weiteres Wort. Mit Metta.


    :)

    anita.m4:

    Ich lese hier im Forum lauter buddhistische Ansichten.


    Das ist wahr. Ebenso wie 'der Buddhismus' oder 'die Ansicht' nur eine Verallgemeinerung fuer viele Ansichten und viele Richtungen des Buddhismus sind, so ist auch 'das Individuum' nur in unsrer Vorstellung. Der Glaube ans Individuum ist eine von vielen Fesseln die beim Stromeintritt ueberwunden werden. Alles Leben entsteht, vergeht und haengt miteinander zusammen, wenn die Bedingungen dafuer erfuellt sind. Dennoch benutzen wir diese Begriffe 'der Buddhismus', 'die Ansicht' und 'das Individuum' weiterhin, weil sie auf der zwischenmenschlichen Ebene der Kommunikation sehr praktisch sein koennen. (Doch ist dies auch nur meine Ansicht, und ich aeussere sie auch nur, weil es mir praktisch fuer das Ziel der Leidueberwindung erscheint.) Mit Metta

    Hi Freunde


    Wie glaubs jemand zuvor bereits andeutete, kann Anatta auch zur Anhaftung fuehren.


    Der Buddha hat die Anhaftung ans Nichtsein bzw. die Angst vor dem Dasein mit einem Kettenhund verglichen.


    Der Hund versucht vergebens von der Kette loszukommen, rennt dabei aber immer nur im Kreis.

    'Wenn jene lieben Asketen und Priester des lebendigen Leibes Auflösung, Zerstörung, Vernichtung darstellen, so laufen sie aus Angst vor dem Dasein, aus Abscheu vor dem Dasein eben um das Dasein herum, drehn sich herum. Gleichwie etwa ein Kettenhund an einen festen Pfahl oder Pfosten gefesselt, um eben diesen Pfahl oder Pfosten herumläuft, sich herumdreht, ebenso nun auch laufen jene lieben Asketen und Priester aus Angst vor dem Dasein, aus Abscheu vor dem Dasein eben um das Dasein herum, drehn sich herum. Aber das ist unterschiedlich, schwerfällig; und es gibt doch eine Auflösung des geistigen Gestaltens, das gibt es': In solcher Gewißheit, eingedenk dieser Entrinnung, geht der Vollendete darüber hinaus. - Brahmajala sutta


    :)

    melong:
    Dorje Sema:

    Und wer nicht so tickt wie ich ticke der tickt nicht richtig?


    Wer nicht so tickt wie du tickst, der könnte auf dem richtigen Weg sein.


    Welch freundliche und sachbezogene Behauptung, die ganz bestimmt unsren spirituellen Freunden auf ihrem Mittelweg weiterhilft - du strahlst ja wieder einmal geradezu vor Dharma, melong.

    melong:
    thecap:

    ...fuer Nichtbuddhisten und Glaubensanhaenger mag das Dickicht der Anschauungen und des Ruhms genuegen. :P


    Sehr richtig. Hierzu sind auch jene zu zählen, die - in Abkehr vom Buddhismus - einem vermeintlich "modernen und aufgeschlossenen Buddhismus" huldigen.


    Dann lass es doch einfach sein. :|:)

    melong:

    Was "Erkenntnis" ist und was nicht, ergibt sich aus der Anschauung derer, die sich mit der vermeintlichen "Erkenntnis" rühmen.


    Und rechte Erkenntnis (samma ditthi) ergibt sich aus dem ersten Schritt des Achtfachen Mittelwegs.


    Sehr empfehlenswert fuer Buddhisten; fuer Nichtbuddhisten und Glaubensanhaenger mag das Dickicht der Anschauungen und des Ruhms genuegen. :P

    Hi Anita. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Existenzfragen nur den Geist verwickeln. Man redet zB unaufhoerlich vom "Nicht-Ich" und vergisst dabei, dass es letztendlich auch beim "Nicht-Ich" nur um die Auslegung des "Ichs" geht... Sieh es mal als Kommunikationsmittel, auch wenn's auf den ersten Blick weniger aufregend ist. LG

    Jonas88:

    in unseren Träumen stehen wir ja mit der äußeren Welt auch nicht mehr wirklich in Kontakt. ;)


    Hallo Jonas. Nicht immer. Bei einigen Arten von Traeumen gibt es durchaus bewusste Sinneswahrnehmung. Kontakt mit der Aussenwelt und diverse Wechselwirkungen inbegriffen. Sind aber auch entsprechend selten. LG

    melong:

    Für mich bedeutet Achsamkeit im Kontext der Sichtweise wie ich sie hier vertrete: Wissen, dass die Phänomene nicht auf die Art und Weise bestehen, wie sie erscheinen. :)


    Wie erscheinen und wie bestehen die Erscheinungen deiner Meinung nach?

    anita.m4:

    Denn - ein einigermaßen intelligenter Mensch, der wissbegierig ist, kennt den Satz: Ich weiß, dass ich nichts weiß.


    Und das regt diesen Menschen an sich immer neues Wissen anzueignen, und wenn er auf diesem Weg ist, weiß er, dass er nichts weiß.


    Zitat

    http://www.palikanon.com/wtb/tevijja.html


    Der ‘Dreiwissensmächtige', - bei den Brahmanen der ‘Drei-Veden-Kundige' -, ist im Buddhismus der mit den 3 Wissen (vijjā) Ausgestattete. Diese sind:
    1. die Erinnerung an frühere Daseinsformen,
    2. das Himmlische Auge und
    3. die Triebversiegung, d.i. die 4., 5. und 6. der Höheren Geisteskräfte (siehe abhiññā).