Beiträge von freeman im Thema „Karma, die unliebsame Diskussion“

    ---

    void:

    Das Taten reifen, Erben und Eigner haben ist mir im Kontext der Anatta-Konzept eine seltsame Vorstellung



    ---

    Ellviral:

    Doch erwarte nun nicht auch noch das ich glaube das ich nach meinem Sterben etwas zu erben habe.


    Öhm, mag sein, lieber Ellviral, daß Du das nicht glaubst. Jedoch ist die Karma-Lehre nunmal untrennbar mit der Lehre der Wiedergeburt verknüpft. Wenn Du also jemanden im Moment Deines Todes abknallst, dann wirst Du den Folgen dieser Tat nicht entgehen :grinsen: :





    Liebe Grüße,
    freeman

    ---

    Ellviral:

    Wenn jedes Handeln Karma ist ist es doch egal ob es heilsam ist oder nicht, oder, oder was.


    Diese Deine Aussage verstehe ich nicht. Jedes Handeln ist ja Karma, per definitionem. Und da ist es mir noch lange nicht egal, ob meine Handlungen heilsam oder unheilsam sind. Und warum? Darum:





    Liebe Grüße,
    freeman

    ---
    Lieber Ellviral,


    meine Frage an Dich beantwortet sich von selbst. Wenn Karma, wie z.B. im Palikanon als "Wirken, Tun" übersetzt wird, dann bist auch Du, werter Ellviral, dem Karma unterworfen, denn auch das Schreiben in einem Forum ist ein Wirken, ein Tun. Auch Du kannst dem Wirken, dem Tun nicht entgehen, so, wie wir alle dem Wirken, dem Tun, dem Karma nicht entgehen können, sei es in einem Forum oder anderswo.



    Liebe Grüße,
    freeman

    ---
    Entsprechendes Karma kann zweifellos Höllenqualen verursachen, das weiss ich nicht zuletzt aus eigener Erfahrung.


    Ich bin dem Karma unterworfen, kann dem Karma nicht entgehen. Ist das bei Dir nicht so? Bist Du von allem Karma frei?

    ---


    Zweifellos war Gautama Buddha vor 2500 Jahren im Dasein, nicht im Nicht-Dasein. Und zweifellos hat er gewirkt, war ein Wirkender zum Heil der Menschen. Er hat gelehrt. Lehren ist ein Tun, ein Wirken. Tun und Wirken aber wird eben Karma genannt (Pāli: kamma, wörtl. 'Wirken, Tat').


    Auch Gautama Budha war somit (klar bewusst) Eigner seiner Taten, Eigner seines Karma, niemand anderes war Eigner der Taten Gautama Buddhas, als eben der Gautama Buddha selbst.


    Ich finde, das ist ganz einfach zu verstehen. Wenn ich sage "niemand" entgeht dem Karma, dann meine ich damit einfach, daß ALLE geborenen, lebenden Wesen dem Gesetz des Karma unterworfen sind/waren. Auch Gautama war der Geburt und dem Tod und somit dem Karma (TUN, WIRKEN) unterworfen. Wenn sich nun jemand hier im Thread den Kopf darüber zerbricht, wen ich denn nun mit "niemand" meine, dann ist das nunmal sein/ihr Karma, sorry... 8)

    ---

    Zitat

    "Es ist, ihr Mönche, als wie wenn ein Mann, der Schlangen begehrt, Schlangen sucht, auf Schlangen ausgeht, eine gewaltige Schlange fände und sie am Leibe oder am Schwanze anfaßte: da schösse die Schlange auf ihn zu und bisse ihn in die Hand, in den Arm oder in andere Glieder, so daß er in der Folge den Tod oder tödlichen Schmerz erlitte.
    Und warum das? Weil er die Schlange, ihr Mönche, unrecht angefaßt hatte. Ebenso nun auch, ihr Mönche, gibt es Toren, denen die unrecht angefaßten Lehren lange zum Unheil und Leiden gereichen. Und warum das? Weil sie die Lehren, ihr Mönche, unrecht angefaßt haben..."



    http://www.palikanon.com/majjhima/m022n.htm

    ---
    Übrrigens entstammt der Sanskrit-Begriff "karma" der Wurzel "kri", was nichts anderes als "Kraft, Wirkkraft, Schaffenskraft, schöpferische Kraft" besagt. Zum Beispiel dürfte der deutsche Begriff "Krieg" auf jenen Sanskritstamm zurückgehen. Auch im Götternamen "KRIshna" ist die Wurzel "kri" enthalten. Krishna steht, wie allgemein bekannt sein dürfte, für den Karma-Yoga.


    Dieses "kri", dieses Karma hat selbstverständlich auch den Gautama Buddha nicht verlassen, solange er lebte. Aber das Entscheidende bezügl. des Restkarmas Gautamas ist, daß er nicht mehr am Karma gehaftet hat. In ihm mögen also durchaus sogar noch hin- und wieder karmisch eher ungünstige Formationen aufgestiegen sein, aber er hat sie vermutlich sogleich auf- und wieder untergehen lassen, er hat nicht mehr an den Karmaformationen gehaftet. Das ist das Entscheidende.


    Ein fataler Fehler wäre es, sich z.B. für erleuchtet oder für einen Buddha zu halten und dann zu meinen, man könne tun und lassen, was man will, es träfe einen keine karmische Wirkung mehr. Wer so denkt, und da wirst Du mir hoffentlich zustimmen, der fährt todsicher in die unteren Bardos.


    Selbiges trifft auf Menschen zu, die den Buddhaweg beschreiten, sich zwar nicht für erleuchtet halten oder für einen Buddha, die aber die Karmalehre einfach negieren oder leugnen (wie z.B. weiter oben auf dieser Threadseite) und dann z.B. die Silas verletzen, wie z.B. zum Teil im Samurai-Zen geschehen. Solche Menschen landen todsicher in den unteren Bardos, sie haben die Lehre des Buddha falsch herum angefasst und es wäre wahrlich besser für sie, sie hätten die Buddhalehre nie kennengelernt. Das ist ja das fatale an einer falsch aufgefassten Buddhalehre:


    Eine falsch aufgefasste Buddhalehre kann einen Menschen tatsächlich zugrunde richten, denn die Lehre des Buddha ist kein Spielzeug, mit dem man verfahren kann, wie es gerade passt. Da wirst Du mir sicher zustimmen. Eine hochwirksame Medizin kann einem Menschen das Leben retten. Falsch angewendet jedoch wird dieselbe Medizin den Menschen töten.


    Ich habe nun schon des öfteren gehört, daß es "Buddhisten" geben soll, die einfach die Karma-Lehre oder auch die Wiedergeburts-Lehre über Bord geworfen haben. Da kann ich dann nur sagen:


    Gute Reise.



    LG,
    freeman

    ---

    Losang Lamo:

    dann GIBT es also auch eine Beendigung des Karmas und ich würde schätzen, wer das Leid beendet hat, der ist der ganzen Sache entgangen. oder?


    Selbst Gautama Buddha war ein Mensch, der der Geburt und somit dem Tod unterworfen war. Geburt und Tod unterworfen zu sein, bedeutet, dem Karma unterworfen zu sein.


    Gautama hatte also gewissermaßen noch sein "Restkarma" abzutragen, solange er hier in dieser dem Karma unterworfenen Menschenwelt verweilte. Hinsichtlich seines Zustands nach dem Tode jedoch schwieg der Buddha beharrlich.


    Im Übrigen gibt es, wie weiter oben zu sehen, Menschen, die meinen sie könnten dem Buddhaweg folgen, aber die Karmalehre einfach negieren. Eine solche Sicht ist sehr gefährlich und unheilsam.



    Gruß,
    freeman

    ---

    Losang Lamo:

    Also, Sätze die mit "Niemand entgeht..." überhaupt beginnen, klingen zwar schön dramatisch, müssten jedoch gerade aus buddhistischer Sicht völlig falsch sein.


    Das ist nun wirklich ein interessantes Statement, werte Losang Lamo :)


    Mag sein, daß meine Festellung, dass absolut niemand dem Kamma und somit der Innenwahrnehmung entgeht, in Deinen Ohren "schön dramatisch" und Deiner Ansicht nach sogar "aus buddhistischer Sicht völlig falsch" klingt. Dennoch unternimmst Du in Deinem Post keinen Versuch, meine Aussage argumentativ zu widerlegen. Eine Widerlegung meiner Aussage dürfte auch sehr schwierig sein, Buddhismus hin oder her:


    Absolut niemand (der geboren wurde) entgeht Alter, Krankheit und Tod.


    Absolut niemand entgeht dem Kamma.


    Absolut niemand entgeht der Innenwahrnehmung.


    Absolut niemand entgeht dem Weltenbrand.


    Absolut niemand entgeht dem Gesetz von Ursache und Wirkung.


    usw usw usw



    Wenn das unbuddhistisch sein sollte, so halte ich diese Aussagen dennoch für wahrhaftig.



    LG,
    freeman


    Ja logisch, die Übersetzung stammt von Neumann, erwischt :) Allerdings sehe ich keinen so großen Unterschied zwischen "Leere" und Armut. Wir sind arm. Wir sind alle arm. Und warum? Weil wir nichts, aber auch garnichts festhalten können, weil wir nichts wirklich besitzen. Keine Wahrnehmung, keinen materiellen Reichtum, nichtmal den Körper können wir festhalten. Nicht einen einzigen, lausigen Gedanken können auf Dauer festhalten. Auch keine geliebten Menschen, keinen Verwandten, absolut niemanden. Das kann man schon auch als Armut bezeichnen. Auch Karma können wir nicht festhalten. Ist nicht der ganze Kosmos durchaus arm? Der ganze Kosmos besitzt nichts, oder? Besitz überhaupt ist in seiner Gänze vollkommen illusionär, nicht wahr? Insofern finde ich die Übersetzung von Neumann nicht so abwegig. Eigentlich finde ich sie sogar recht inspirierend.


    Übrigens gibts da auch noch die Lehrrede von der Almosenläuterung in der mittleren Sammlung:




    Noch eine kurze Anmerkung:


    Du hattest geschrieben:


    Mirco:

    ja, denn weder besitzen noch sind wir es. Es geschieht bloß.


    Wenn diese Aussage sich auf Karma bezog, ist das so nicht ganz richtig, denn Karma geschieht ja nicht einfach so, sondern hat seine Ursachen in den Kandhas, die wiederum ihre Wurzel im Greiftrieb haben.

    ---

    Mirco:

    ja, denn weder besitzen noch sind wir es.



    ---
    Wenn ich Karma in einem Satz definieren müsste, der das mir Wichtigste bezüglich Karma enthält, dann würde ich diesen Satz in etwa folgendermassen formulieren:


    Absolut niemand entgeht seiner eigenen Innenansicht, seiner eigenen Innenwahrnehmung.


    ... und das finde ich seeeeehr gutt :grinsen:8)



    rOcK oN!
    freeman

    Sumedhâ:


    wer immer du vorher warst....


    Ich war nie Schweizer, ich bin kein Schweizer und ich werd auch nie Schweizer werden!... und ich war noch nie in der Schweiz. Mein Vater war Spanier und meine Mutter Deutsche, ich bin also ein Bastard aus Über-zeugung.



    ... und Buddhist bin ich auch nicht... aber ein Schwarzfahrer und ein Nichts-nutz... karmisch bedingt... um beim Thread-Thema zu bleiben :)



    _()_

    vimokkha:

    Es ist müßig überhaupt irgendwas abzulehnen, aber auch anzunehmen. _ ( ) _


    Dem stimme ich vollkommen zu. Zumal, wenn es um Worte in Form von Buchstaben, Strichen auf weissem Grund geht :)...


    ... aeh, wo warn wir stehngeblieben?...

    ---
    Ob sich das Schreiben in einem Forum auch karmisch auswirkt? Und wenn ja, wie? Da sind doch nur Buchstaben, schwarze Striche auf weissem Grund (sagte ich eigentlich schon, daß ich den Grund vermisse?)...?

    ---


    ---
    (Ich erlaube mir daher, zu wiederholen): Meine Sicht auf Karma ist in etwa die Folgende:


    Wenn ich auf die Strasse gehe und mir fällt ein Ast auf den Kopf, dann ist der Ast aufgrund des Kausalitätsgesetzes vom Baum gefallen. Aber die Art und Weise, wie ich dann damit umgehe, das ist bestimmt durch mein eigenes Karma. Ich unterscheide also zwischen Kausalität und Karma.


    Ich glaube z.B., daß das Kastensystem in Indien Unrecht ist (nicht nur in Indien gibt es große soziale Ungerechtigkeit). Ein Mensch, der in die unterste Kaste geboren wird, ist für dieses soziale Elend nicht verantwortlich, man kann nicht sagen, es sei sein Karma. Vielmehr ist die Landespolitik dafür verantwortlich, sie ist die kausale Ursache für das soziale Elend der untersten Kaste. Ansonsten könnte jeder Diktator die schlimmste Diktatur einführen und dann einfach den Leuten sagen, diese Diktatur sei nunmal ihr persönliches Karma. Swami Vivekananda sagte einmal in einer großen Rede vor internationalem Publikum den untersten Kasten, sie sollten Sanskrit studieren, um ihre Lage zu verbessern, sie seien selbst schuld an ihrer sozialen Lage, weil sie eben kein Sanskrit studieren würden. Ich nenne eine solche Ansicht zynisch.


    Das, was einem Menschen von aussen widerfährt, das nenne ich Kausalität. Die Art und Weise, wie ein Mensch auf das reagiert, was ihm widerfährt, das nenne ich Karma. Ein Mensch handelt seinen Gewohnheiten entsprechend, seinem Karma entsprechend. Karma ist die Art und Weise, wie ich die Welt, die Wesen, den ganzen Kosmos und mich selbst wahrnehme. Mein Karma bestimmt meine innere Haltung dem Kosmos gegenüber und damit mein Handeln in diesem Kosmos. Daher hat Karma ein ungeheures Gewicht, denn es beeinflusst meine gesamte Art der Wahrnehmung und damit mein gesamtes Leben.


    Eines meiner Ziele, an denen ich hart arbeite, ist es, mein Karma zu überwinden und das Karma anderer Menschen zu verstehen, damit ich diese Menschen besser verstehen kann, ihre Art und Weise, die Dinge wahrzunehmen. Das ist nicht einfach, denn dazu muß ich permanent die eigenen Projektionen fallenlassen. Eine Übung, die nie endet.

    Aiko:

    Hier tauchen nur Gedanken auf und wieder unter. Und jeder, der hier schreibt, glaubt an diese Gedanken, die er schreibt.


    Ja so ist es- insofern ist doch dieser Thread selbst ein schönes Beispiel für die Karmaformationen der einzelnen Leutz im Forum (mich natürlich eingeschlossen!) :grinsen:8)