Anatta ist eine Eigenschaft die jedem Ding zu eigen ist. Ein Ding muss ja erstmal als Ding wahrgenommen werden...
In dem Text zu den Daseinsmerkmalen heißt es
"daß alle Dinge ohne ein Selbst sind" und in der Erläuterung steht, daß der Palitext dazu "sabbe dhammā anattā" ist.
Es geht also nicht um Konzepte von Dingen sondern um dhammā - also die elementaren "Daseinsfaktoren" aus denen alle Erfahrungen bestehen.
Aber da gibt es ja die Frage, ob die dhammas um die es da geht, rein phänomenologische gesehen werden sollen ( also als elementare wahrnehmbare Phänomene) oder ob objektive Dinge jenseits der Wahrnehmung auch unter Dhammā fallen. Es gibt die sehr verbreitete Sicht, dass "materielle Dinge" unter rūpa fallen.
Daneben gibt es auch die Sicht, dass Buddha nur über phänomenologische Ebene sprach - weil das die Ebene ist auf der Leid entsteht - und sich nicht für die Feststellung objektiver Tatsachen und Dinge interessierte, weil diese weder mit dem Entstehen des Leidens noch mit dessen Überwindung etwas zu tun haben. ( und von daher unter den Bereich der Spekulativ fallen würden, weil man über etwas spricht, was phänomenologische nicht zugänglich ist)
Letzteres kann ich - wenn es um Dinge wie Steine oder Berge geht nachvollziehen. Aber wenn das "Selbst" aus dem Bereich des Phänämologischen in den Bereich des Objektiven gerät - über den Buddha keinen Aussagen macht, dann ist die Wissenschaft - als Spezialist für Fragen über "existierende Dinge" dazu zuständig.
Und von der Wissenschaft her ist eine objektiv existierendes Selbst etwas was als Hypothese nicht ernstgenommen wird. Im Bezug auf ein Selbst kenne ich keinen seriösen Wissenschaftler der die Existenz eines objektiven, dinghaften Selbstes behauptet. In der Wissenschaft ist ein Selbst meist ein psychischer Funktionszusammenhang was für viele wissenschaftliche Anliegen ja vernünftig definierbar ist ( und im Buddhismus eher dem real existierenden Prozess des Angaftens an einem Selbst entspricht)
Man müsste wirklich weit in den amerikanischen Wüste exotische Kreationisten suchen gehen, um wissenschaftliche Anhänger objektiver Selbst zu finden.
Bertrand Russel hatte immer wieder mit religiösen Anhängern zu tun, die argumentierten, dass man einen allmächtigen Gott ja nicht ausschließen kann - und sich auf ein Unentschieden einigen wollten . Dies verleitete Russel zum dem Gleichnis von der Teekanne.
Russell beschrieb dort eine hypothetische Teekanne, die im Weltraum zwischen Erde und Mars um die Sonne kreise und so klein sei, dass sie mit Teleskopen nicht gefunden werden könne. Falls er ohne weitere Beweise behaupten würde, dass eine solche Teekanne existiere, könne man nicht erwarten, dass ihm jemand glaubt, bloß weil es unmöglich sei, das Gegenteil zu beweisen.
Von daher würde ich das mysteriöse Selbst zwischen Marsteekanne und Hasenhorn ei ordnen.