Beiträge von mukti im Thema „Ursprüngliches Bewusstsein im Theravada“

    Hm, was sollte ich unter "Ich" verstehen? Es ist nichts mehr als Konzept. Bündel von Khandhas... Und dann am ende die Person, die als "Ding" nichts auffindbar ist.

    Sozusagen ein Konzept, aber nicht als eine Ansicht die sich beliebig ändern lässt, eher eine existentiell tief wurzelnde Empfindung und Vorstellung. Am Ende nicht auffindbar aber weil dieses Ende der Weisheit und des klaren Bewusstseins nicht erreicht ist, wird es zu jeder Zeit aufgefunden und angenommen.


    Mit der Wahrnehmung ich bin absolut dafür. Denn man sieht das Ganze echt verzerrt, im Sinne , dass das ganze Gebäude vergänglich, leidhaft und kernlos ist, man kann es rein neurobiolgisch nicht adäquat wahrnehmen. Das wäre das normale Leben ( funktionieren in der Gesellschaft ) praktisch unmöglich machen.

    Naja dieses normale Leben würde man wohl nicht mehr brauchen und anstreben wenn man sieht wie es wirklich ist.


    Und was den "Nahrung-s-Entzung" betrifft, das wäre dann wie Yoga. Ich bevorrzuge das im Sinne des-Identifikation. ( mit meinem Körper, usw... ). Eigentlich, wir leben alle wie auf Pump. Wir sind keine Herrscher im so als ob im "eigenen Haus". Das ist nur die Illusion. Wir unterliegen dieser Illusion , also der Täuschung. Und das ist für das Überleben wichtig. Aber wer die Wahrheit echt sieht ( und sucht), im Sinne "entsprchend der Wirklichkeit "/ sehen/, wenn ich es richtig MN64 erinnere, dann man sollte seine Ansichten, seine Vorstellungen, seine "Begierden" ( Wünsche).... alles in Frage zu stellen. Das ist nichts leicht. Und das alles braucht die eiserne Entschlossenheit, wieder und wieder. Immer. So verstehe ich die richtige Einstellung. und den echten ( authentischen) Buddhismus.

    So sehe ich das auch ob man es nun Nahrungsentzug oder Des-Identifikation nennt. Man tut halt was man kann so dass Dukkha im normalen Leben wenigstens nachlässt.

    Darauf möchte ich noch ein wenig eingehen, allerdings ohne das klare Gewahrsein eines Arahant, ich habe nur ein Konzept:

    Mein lächerlicher Gedanke: Jeder Arahant und jeder Buddha hat Konzepte, mögen sie auch noch so subtil sein.

    Tatahgatha hat keine und ist auch keines. :)

    Dass für den Buddha dieses reine Bewusstsein keine Ansicht war sondern eine permanente Erfahrungstatsache, darauf vertraue ich jedenfalls.

    Kann man das Bewusstsein sehen, hören, riechen, schmecken, tasten, denken, fühlen? Wenn nicht, wieso weiß man dass es Bewusstsein gibt? Weil es ohne Bewusstsein nicht sehen, hören, riechen, schmecken, tasten, denken und fühlen gibt. Es ist also nicht direkt als ein Objekt wahrnehmbar sondern nur indirekt, mittels eines Objektes über das es bewusst ist. Ich kann das Bewusstsein nicht vor mich hinstellen und untersuchen, ich weiß nur dass es vorhanden ist weil ich über etwas bewusst bin.

    Weiss ich nichts.. Wenn ich Nanavira erinnere, dann er schildert es eher, wenn der "Subjekt " weg wäre, dann bleibt am Ende so wie das ( "klare") "Gewahrsein", so wie bei Arahant.

    Denn, so ist seine Logik, wenn ich es richtig kapiert hatte... Die egal welche "Subjektivität" ist immer mit dem "ich " und " Mein " verbunden geht. In diesem Sinne er erklärt auch den "Kontakt" ( Phassa) . Der kommt zustande, das ist doch offensichtlich, aber so wie un-persönlich. (""). Der Arahant lebt weiter, hat auch den Willen, also er handelt, im Sinne das Individuum handelt, aber man kann den als ( "Person"---"maske" ) niemals finden. Das macht Sinn. Man kann auch den Wagen( die Karre) nichts als das Ding finden. Aber wir alle doch fahren. ( "Fragen des Königs Milinda").

    LG.

    Darauf möchte ich noch ein wenig eingehen, allerdings ohne das klare Gewahrsein eines Arahant, ich habe nur ein Konzept:


    Das Bewusstsein heißt so weil es über etwas bewusst ist, unter Anderem ist es auch über das Ich bewusst. Demnach ist das Ich ein Objekt des Bewusstseins und aus dieser Perspektive entspricht die Empfindung "Ich bin" nicht der Wirklichkeit, richtig wäre "Ich ist". So ergibt sich theoretisch die Möglichkeit das Ich zu untersuchen so wie sich irgendein beliebiges Objekt untersuchen lässt, zum Beispiel eine Pflanze: unter welchen Bedingungen sie entsteht, aus welchen Teilen sie sich zusammensetzt, was sie ernährt usw. Das Ich ist aber nichts Körperliches, es lässt sich nicht mit den fünf Sinnen wahrnehmen. Es ist im Geist, so wie Gedanken, Gefühle und Absichten im Geist sind und mit einem geistigen Sinn wahrgenommen werden. Da ist z.B. der Eindruck dass ich denke, es sind meine Gedanken, oder ich mache mir Gedanken. Das Ich geht immer voran, ist an erster Stelle, sozusagen den Wahrnehmungen vorgeschaltet: Ich sehe, ich höre, ich denke, ich fühle.

    Bei genauerer Betrachtung stellt sich heraus dass ich nicht das Auge bin und nicht das Ohr, auch nicht Form und Klang die ich mit Auge und Ohr wahrnehme. Ebenso bin ich nicht der geistige Sinn und nicht das Denken und das Fühlen das ich mit dem geistigen Sinn wahrnehme. So ist es mit allem, was ich wahrnehme bin ich nicht und das Organ mit dem ich es wahrnehme bin ich auch nicht.


    Nun nehme ich mich auch selber wahr, aber nur unvollständig. Ich kenne mich ein wenig, aber um das Ich vollständig wahrzunehmen müsste ich es ganz von außen sehen, als ein Objekt. Das wäre theoretisch möglich wenn ich in Wirklichkeit das Bewusstsein wäre das eben über die geistigen Wahrnehmungen ebenso bewusst sein kann wie über die körperlichen. So mag die Ansicht entstehen dass in Wirklichkeit das Bewusstsein das wahre Ich wäre, das Subjekt, alles was darin erscheint wäre Objekt. Über dem Bewusstsein wäre kein zweites Bewusstsein, nichts das über das Bewusstsein bewusst wäre - es wäre über sich selbst bewusst, existierte aus sich selbst heraus, ohne Bedingungen. Das wurde als Atman, ewige Seele, wahres Selbst, reines Sein und was sonst noch bezeichnet. Wenn alle irrtümliche Identifikation mit den Inhalten des Bewusstseins beseitigt wäre - 'ich bin weil ich geboren wurde, weil ich durch die Sinne wahrnehme, weil ich denke, weil ich handle' usw. - dann wäre man frei, unantastbar, ohne Leid, endlich zuhause und die Empfindung wäre 'Ich bin weil ich bin'.


    Wer würde nicht gerne existieren ohne leiden zu müssen, es ist eine Wunschvorstellung. Der Buddha sagt ja auch dass es das Ungewordene gibt weil es sonst kein Entrinnen aus dem Gewordenen gäbe, aber er sagt nicht dass es ein Selbst ist, er lehrt Anatta, kein Selbst. Demnach lässt sich das Ich letztlich nicht mit einem wahren Selbst erkennen, trotzdem kann es ein reines Bewusstsein geben ohne Identifikation mit seinem Inhalt, ohne Unwissenheit. Es existiert auch nur im Zusammenhang mit etwas worüber es bewusst ist, aber es ist das Bewusstsein eines Arahant, ohne Befleckungen (kilesa nibbana). Mit dem Tod erlischt auch dieses Bewusstsein (khandha nibbana).


    Je reiner das Bewusstsein ist, desto klarer ist die Wahrnehmung des Ich. Wie es entsteht mit der Bedingung Unwissenheit, wie diese genährt wird durch den Daseinsdurst, wie dieser genährt wird durch die Sinneslust usw.

    Mit der Praxis des achtfachen Pfades schwindet die Unwissenheit allmählich aufgrund von Nahrungsentzug, das Bewusstsein wird immer reiner und irgendwann ist man ein Arahant. Aber es ist schwierig gegen den Strom zu schwimmen und ein langer Weg.

    Weiss ich nichts.. Wenn ich Nanavira erinnere, dann er schildert es eher, wenn der "Subjekt " weg wäre, dann bleibt am Ende so wie das ( "klare") "Gewahrsein", so wie bei Arahant.

    Denn, so ist seine Logik, wenn ich es richtig kapiert hatte... Die egal welche "Subjektivität" ist immer mit dem "ich " und " Mein " verbunden geht. In diesem Sinne er erklärt auch den "Kontakt" ( Phassa) . Der kommt zustande, das ist doch offensichtlich, aber so wie un-persönlich. (""). Der Arahant lebt weiter, hat auch den Willen, also er handelt, im Sinne das Individuum handelt, aber man kann den als ( "Person"---"maske" ) niemals finden. Das macht Sinn. Man kann auch den Wagen( die Karre) nichts als das Ding finden. Aber wir alle doch fahren. ( "Fragen des Königs Milinda").

    LG.

    Wie auch immer, wichtig finde ich nur ein klares Konzept nach dem man arbeiten kann ohne sich gedanklich in Meinungen und Formulierungen zu verzetteln.

    Kann man das Bewusstsein sehen, hören, riechen, schmecken, tasten, denken, fühlen? Wenn nicht, wieso weiß man dass es Bewusstsein gibt? Weil es ohne Bewusstsein nicht sehen, hören, riechen, schmecken, tasten, denken und fühlen gibt. Es ist also nicht direkt als ein Objekt wahrnehmbar sondern nur indirekt, mittels eines Objektes über das es bewusst ist. Ich kann das Bewusstsein nicht vor mich hinstellen und untersuchen, ich weiß nur dass es vorhanden ist weil ich über etwas bewusst bin.


    Je nachdem was man über ein Objekt weiß, ist man mehr oder weniger darüber bewusst. Wenn man z:b. versteht dass zusammengesetzte Objekte vergehen, kann man über die Vergänglichkeit bewusst werden. Nicht nur im Allgemeinen, sondern in jedem Augenblick, darüber dass das was jetzt gerade da ist, im nächsten Moment schon wieder anders ist. Durch die Konzentration auf ein einziges Objekt lässt sich verhindern dass sich das Bewusstsein mit allen anderen Objekten mitbewegt, dann erfährt es nur wie z.B. Gedanken und Gefühle erscheinen und wieder vergehen. Wenn der Geist auf diese Weise ruhig und gesammelt ist, endet schließlich auch die Fixierung auf dieses einzige Objekt und das Bewusstsein ist frei, man kann sagen es ruht in sich selbst.

    Auf diese Weise lässt sich der Sache mit dem ursprünglichen oder leuchtenden Bewusstsein näher kommen, das Nachdenken und Abwägen von Konzepten reicht da wohl nicht hin.

    Erkennen lässt sich nur dass die Unwissenheit eine bestimmte Bedingung hat, damit stellt sich die Aufgabe diese Bedingungen zu beseitigen. Ein gründliches Studium des Abhidhamma mag dabei helfen den gesamten achtfachen Pfad zu praktizieren, zwingend erforderlich ist es wohl nicht.

    Klar, Mukti, "zwingend" das geht nicht. Aber ohne die klare intellektuelle Erkenntnis man kann keinen Zugang , um weiter es zu "erfahren".

    Ja, durch Kontemplation oder tiefgründige Betrachtung dessen was man intellektuell verstanden hat, erfährt man wie es wirklich ist. Ich glaube aber nicht dass man zuerst jedes Detail verstehen muss. Wenn der Geist durch den achtfachen Pfad von allen Trübungen gereinigt ist, hat er die Weisheit des gesamten Tipitaka.

    Hallo mukti


    Ich kann dir keine einzelnen Personen oder Lehrautoritäten, nennen, die das Studium des Abhidhamma so stark betonen, man kann diese Betonung* aber finden, beispielsweise in dem Internetforum dhammawheel.com.

    Es gibt ja verschiedene Zugänge zur Lehre des Buddha, wer eine ausgeprägte Neigung und Fähigkeit zur Analyse hat, mag beim Abhidhamma ansetzen.


    Jedenfalls ist man sich im Theravada weitgehend einig dass der Buddha kein ursprüngliches Bewusstsein gelehrt hat, eine Art reines Sein das irgendwann von Unreinheiten überwältigt wurde.


    Zitat

    Nicht läßt sich, ihr Mönche, ein erster Anfang der Unwissenheit (*1) derart er kennen, als ob Unwissenheit vordem nicht dagewesen und erst später entstanden wäre. Wohl aber läßt sich erkennen. daß die Unwissenheit eine bestimmte Bedingung hat (idapaccayā). Auch die Unwissenheit, sage ich, hat eine sie ernährende Bedingung (sāhāram, wtl: mit Nährstoff), ist nicht ohne solche Bedingung. Und was ist die ernährende Bedingung der Unwissenheit? »Die fünf Hemmungen«, hätte man zu antworten.


    Nicht läßt sich, ihr Mönche, ein erster Anfang des Daseinsdurstes (bhava-tanhā) derart erkennen, als ob der Daseinsdurst vordem nicht dagewesen und erst später entstanden wäre. Wohl aber läßt sich erkennen, daß der Daseinsdurst eine bestimmte Bedingung hat. Auch der Daseinsdurst hat eine ihn ernährende Bedingung, ist nicht ohne solche Bedingung. Und was ist die ernährende Bedingung des Daseinsdurstes? »Die Unwissenheit«, hätte man zu antworten.


    A.X.61

    Mit der Ansicht eines ursprünglichen reinen Seins entsteht ja die unlösbare Frage, wie es denn von Unreinheit überwältigt werden konnte. Erkennen lässt sich nur dass die Unwissenheit eine bestimmte Bedingung hat, damit stellt sich die Aufgabe diese Bedingungen zu beseitigen. Ein gründliches Studium des Abhidhamma mag dabei helfen den gesamten achtfachen Pfad zu praktizieren, zwingend erforderlich ist es wohl nicht.

    Wenn ich es richtig verstanden habe, dann ist wenigstens ein Teil der Autoritäten der Lehrerschaft, die gerne unter dem respektierten Namen Theravadabuddhismus lehrt, davon überzeugt dass die Erklärungen im Abhidhamma ebenso von Buddha gesprochen wurden, allerdings in einer besonders reinen Form.

    Ich bin bestimmt kein Experte des Abhidhamma, aber auf der Seite Abhidhamma.de wird unter Grundlagen/Definition auf die Herkunft des Abhidhamma eingegangen. Ich zitiere nur den ersten Satz weil es sonst zu lang wird:


    Zitat

    Nach der in weiten Theravāda-Kreisen akzepzierten Geschichte oder Legende lehrte der Buddha den Abhidhamma im 7. Jahr nach seiner Erleuchtung.

    Das ist aber keine allgemein verbindliche Ansicht die jeder Anhänger des Theravada glauben müsste.


    Die Idee ist (ich bitte um Korrektur, falls diese Information falsch ist) Abhidhammaerklärungen entsprechen absoluter Realität <> Lehrredenerklärungen entsprechen konventioneller Realität und damit Wahrheit.


    Das ist mir neu, ich kenne nur diese Ansicht (Zitat von derselben Seite):


    Zitat

    Der Abhidhamma ist eine Systematisierung der buddhistischen Lehre ein frühestes Kompendium buddhistischer Philosophie und Psychologie, in dem die Lehren des Buddha und seiner Hauptschüler analysiert, geordnet und systematisiert wurden.


    Unter dieser Lehrerschaft gibt es die Überzeugung, dass man den Geist (citta) ohne das Studium des Abhidhammas nur unzureichend verstehen wird.

    Das kenne ich so nicht, was sind denn das für Lehrer, kannst du welche nennen? Kommt darauf an was mit "unzureichend" gemeint ist, unzureichend für die Befreiung, das Ziel der Lehre?

    Hier noch ein Beispiel wie man in der thailändischen Waldtradition mit diesem Thema umgeht:


    Zitat

    Über den 'wahren Geist' etc. zu sprechen, mag für uns von relativem

    Nutzen sein, um unserem Verständnis zu helfen. Wir erfinden dem

    Studium zuliebe Begriffe, aber in Wirklichkeit ist die Natur einfach, wie sie

    ist.

    ...

    Bezeichnet man diesen Geist, über den Sie sprechen, als den

    'Ursprünglichen Geist'?

    Was meinst Du damit?

    Es scheint so, als ob Sie sagen würden, dass es etwas außerhalb des

    herkömmlichen Körper-Geist-Systems (fünf khandhas) gäbe? Gibt es da

    noch etwas? Und wie bezeichnet man es?

    Es gibt nichts, und wir benennen es auch nicht - das ist schon alles! Macht

    mit all dem Schluss.

    ...

    Könnten wir es nicht als den 'Ursprünglichen Geist' bezeichnen?

    Wenn Du darauf bestehst, kannst Du es so nennen. Du kannst es

    bezeichnen, wie Du willst, der konventionellen Realität zuliebe.


    Aus Ajahn Chah - Erfahrbare Freiheit

    Ich habe mich mit dieser speziellen Überlieferung im Zusammenhang mit 'Anknüpfungspunkten' der sog. Buddhanatur - Lehre in älteren Überlieferungsschichten befasst, sehe das also etwas von einer Außenperspektive. Nun gibt es da (d.h. im Palikanon) wohl auch nicht viel mehr als die von mir genannten Stellen - dieser 'leuchtende Geist' spielt nach meinem Eindruck im Theravada-Kontext eine sehr marginale Rolle. Falls überhaupt eine. Wofür möglicherweise die Gefahr von Missverständnissen in Richtung eines 'atta durch die Hintertür' der Grund ist. Ich habe da ein wenig den Eindruck, dass redaktionelle Eingriffe in die Überlieferung nur Bruchstücke für die Kanonisierung übrig ließen, die möglicherweise durch ihr Alter und / oder ihren Bekanntheitsgrad geschützt waren. Was jetzt natürlich alles hochspekulativ klingt und auch ist. Jedenfalls - so mein persönliches Fazit - die erwähnten 'Anknüpfungspunkte' sind da; sie wurden nur im Theravada-Kontext nicht weiter entwickelt bzw. doktrinär ausgeformt.

    Das Problem das ich dabei sehe ist dass man sich etwas vorstellt was man in Wirklichkeit wäre, wie Buddhanatur oder leuchtender Geist. Wenn man das sein will hat man den Durst nach Dasein und der steht ja dem vollkommenen Loslassen im Wege. Meines Erachtens wird deshalb im Theravada weitgehend darauf verzichtet sich etwas unvorstellbares vorzustellen.


    Wesentlich sind dabei Lehrreden wie diese, wo es um die Frage geht was nach dem Erlöschen übrig bliebe:


    Zitat

    'Der Vollendete besteht nach dem Tode', 'Der Vollendete besteht nicht nach dem Tode', 'Der Vollendete besteht und besteht nicht nach dem Tode', 'Weder besteht noch besteht nicht der Vollendete nach dem, Tode': das ist, Vaccho, eine Gasse der Ansichten, Höhle der Ansichten, Schlucht der Ansichten, ein Dorn der Ansichten, Hang der Ansichten, Garn der Ansichten, voll von Leid und Qual, Verzweiflung und Jammer, führt nicht zur Abkehr, nicht zur Wendung, nicht zur Auflösung, nicht zur Aufhebung, nicht zur Durchschauung, nicht zur Erwachung, nicht zur Erlöschung. Das find' ich, Vaccho, für arg daran, um mich also dieser Anschauungen gänzlich zu begeben.

    M.72.


    Den Satz von Wittgenstein finde ich hier einleuchtend: "Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen". Oder Schopenhauer: "Was sind nicht alles für Bücher geschrieben worden über das, worüber man nichts wissen kann."


    Im Palikanon gibt es auch positive Bezeichnungen für Nibbana, z.B. "die Stätte höchsten Friedens". Im Wesentlichen bedeutet Nibbana aber "verlöschen" und darum geht es wohl vorwiegend bei der Lehre, das Verlöschen von Gier, Hass und Verblendung - was danach ist, ist unergründlich.

    Damit will ich natürlich nicht sagen dass der Theravada der einzig richtige Weg wäre, für mich passt es halt so.

    Also ich weiß nicht, mir ist das schlicht zu hoch. Gibt es nun doch ein unabhängiges Bewusstsein, ein anderes als das sechsfach bedingte viññāna-kkhandha? Es sind das wohl nur Hinweise und man kommt durch nachdenken nicht dahinter. Wenn der Geist einmal von den Trübungen ganz gereinigt ist wird alles klar sein.

    Ṭhānissaro Bhikkhu übersetzt "citta" auch mit "Geist" (Phabassara Sutta), Nyanatiloka übersetzt es mit "Bewusstsein" (A.1.10). Nach dem Wörterbuch von Klaus Mylius ist beides möglich.


    Pabhassara bedeutet nach Klaus Mylius "hell leuchtend", Nyanatiloka hat es mit "lauter" übersetzt. Ich denke dass lauter nicht grundsätzlich falsch ist, denn ohne die "hinzukommenden Trübungen" ist es eben lauter oder rein.


    Ṭhānissaro Bhikkhu schreibt in der Fußnote zum Phabassara Sutta:


    Zitat

    Seine Helligkeit wahrzunehmen heisst also, zu verstehen, dass Verunreinigungen wie Gier, Abneigung oder Verblendung seiner eigentlichen Natur nicht inhärent und kein notwendiger Bestandteil des Bewusstseins sind.

    Die Trübungen sind ja Gier, Hass bzw. Abneigung und Verblendung. Ohne die Trübungen ist das Bewusstsein oder der Geist rein, dann mag er auch irgendwie sichtbar leuchten.


    In der von dir angeführten Abhandlung zum leuchtenden Geist schreibt Anālayo Bhikkhu über das hinzukommen der Trübungen:


    Zitat

    Auf dem Hintergrund dieses Wortgebrauchs könnte es sogar so scheinen, als wäre der leuchtende Geist irgendwie präexistent und die Verunreinigungen wären eine Art Besucher, der später hinzukam. Die Vorstellung, dass eine geistige Verunreinigung vom Geist, in dem sie auftritt, irgendwie getrennt werden könnte, kommt meines Wissens nirgendwo in den frühbuddhistischen Lehrreden vor.

    Das läuft in unserer Diskussion letztlich auf dasselbe hinaus finde ich, einen präexistenten leuchtenden Geist gibt es ebensowenig wie ein präexistentes reines Bewusstsein.

    Die sinnliche Veranlagung ist im Geistbewusstsein, weil Begehren im Geist ist wird man vom Gesicht dieser Person angezogen. Der Blick wandert auf dem Gesicht herum weil der Anblick ein angenehmes Gefühl hervorruft. Das ergreift man und will mehr davon haben.


    In einem reinen, unverblendeten Geist ist Gleichmut, man weiß dass Leid entsteht wenn man sich an angenehme Gefühle hängt. Man erkennt nur mit Achtsamkeit: ein angenehmes Gefühl ist da, entstanden durch Sinneswahrnehmung. Man macht nichts weiter draus und lässt es wieder vergehen. Man sieht die Dinge wie sie sind und weil der innere Frieden größer ist als alle Sinnesfreuden, hat man kein Interesse daran.

    So stelle ich mir das jedenfalls vor.

    Ich habe nachgefragt, weil ich eine ähnliche Missinterpretationsmöglichkeit vermutete, wie sie in dem Fussnotenkommentar *1 von der entsprechenden Sutta (was heisst Sutta eigentlich auf Deutsch?) dargelegt wird.


    Ein Anfangspunkt, eine erste oder letzte Ursache zu glauben hiesse ja (auch) Attaglauben/Ansicht. Hierauf gestütze weitere Ansichten können ja (wenigstens für Anhänger des Theravada) nicht richtig sein.

    Ja dass Bewusstsein durch die Objekte bedingt ist über die es bewusst ist, ist erkennbar, aber ein erster Anfang nicht. Sutta bedeutet Lehrrede.

    Guten Abend,


    Das ist die Textstelle über das reine Bewusstsein:


    Zitat

    Lauter, ihr Mönche, ist dieses Bewusstsein; doch es wird verunreinigt von hinzukommenden Befleckungen. (*1)

    Lauter, ihr Mönche, ist dieses Bewusstsein; und ist es frei von hinzukommenden Befleckungen.

    A.1.10.


    Nach dieser Textstelle ist das Bewusstsein bedingt entstanden:


    Zitat

    Denn in vielen Lehrreden habe ich dargelegt, daß Bewußtsein bedingt entsteht, weil es ohne Bedingung keine Entstehung von Bewußtsein gibt.

    M.38


    Gleich danach steht etwas über die sechs Arten des Bewusstseins:


    Zitat

    8. "Ihr Bhikkhus, Bewußtsein wird nach den jeweiligen Bedingungen, in deren Abhängigkeit es entsteht, klassifiziert. Wenn Bewußtsein in Abhängigkeit von Auge und Form entsteht, gilt es als Sehbewußtsein; wenn Bewußtsein in Abhängigkeit von Ohr und Klang entsteht, gilt es als Hörbewußtsein; wenn Bewußtsein in Abhängigkeit von Nase und Geruch entsteht, gilt es als Riechbewußtsein; wenn Bewußtsein in Abhängigkeit von Zunge und Geschmack entsteht, gilt es als Schmeckbewußtsein; wenn Bewußtsein in Abhängigkeit von Körper und Berührungsobjekt entsteht, gilt es als Körperbewußtsein; wenn Bewußtsein in Abhängigkeit von Geist und Geistesobjekt entsteht, gilt es als Geistbewußtsein.

    M.38

    Zur Frage welches Bewusstsein von den sechs ursprünglich rein ist, kann man vielleicht sagen das Geistbewusstsein, denn die fünf Sinnesobjekte wie Form usw. werden ja auch alle im Geist wahrgenommen. Was wäre z.B. ein unreines Sehbewusstsein? Wenn das Auge nicht richtig funktioniert oder die Wahrnehmung irgendwie gestört ist sieht man nicht klar.


    Der Widerspruch zwischen einem ursprünglich reinen und einem bedingt entstandenen Bewusstsein entsteht wohl durch das Wort "ursprünglich". Tatsache ist dass Bewusstsein entweder getrübt ist durch Gier, Hass und Verblendung oder davon frei ist, ungetrübt. Damit ist meines Erachtens nicht gemeint dass das ungetrübte Bewusstsein nicht bedingt entstanden ist.