Gerade Buddha hat ja seine Lehre auf das Leiden im Leben aufgebaut, denn er wusste, die negativen Gefühle gehören genauso dazu wie die positiven Gefühle.
Ja, aber Buddha Shakyamuni ging es vordringlich darum, Leiden zu beseitigen, zu vernichten, nicht darum, es als Fundament seiner Lehre zu betrachten.
Interessanterweise ermöglicht die Akzeptanz/Annahme des Leidens gerade seine Auflösung, das Loslassenkönnen, die Befreiung davon...
Rücksichten nehmen auf die Bedürftigkeit anderer Menschen kann in der Praxis nur jemand, der selbst Lebensenergie übrig hat und sich nicht im Defizit fühlt und damit ist nicht Geld oder andere materielle Güter gemeint, sondern eine Gesundheit an seelischen Empfindungen. Mit anderen Worten, jemand der Verletzungen aushalten kann, ohne in ein Defizit zu geraten,
Wir sind doch alle in irgendeiner Weise Leidende und wenn die Lebensenergie aufgrund psychischer Erkrankung(en) fehlt, ist das meist auch nur temporär.
Rücksichtnahme auf Andere und deren Bedürftigkeit, was ggf. auch mal ein Zurückstellen eigener Bedürfnisse erfordert, lernt man bereits im Kindesalter (oder sollte es zumindest dann nahegebracht bekommen) und ohne diese funktioniert keine Gemeinschaft.
Für mich sind in den Auswirkungen meiner Praxis "ich und die anderen" untrennbar. Wenn ich nicht gütig zu mir selbst bin, dann kann ich das rein praktisch nicht geben. Wenn ich zu mir gütig bin, dann läuft mein Herz automatisch über.
Ja, das ist eines der wunderbaren Ergebnisse der (Metta-) Praxis, dass die im eigenen Herzen entfaltete Liebe, sich auf andere Wesen ausdehnt und das Gefühl einer tiefen, warmen Verbundenheit erzeugt.
Und wenn ich nicht gütig zu anderen bin, dann schade ich damit auch der Güte zu mir selbst. In soweit sehe ich meine Metta-Praxis als rein eigennützig.
Die Binsenweisheit: "...Denn die Freude, die wir geben, kehrt ins eig'ne Herz zurück." gilt umgekehrt genauso für Negatives, das weitergegeben wird - nicht nett zu sein, macht nicht glücklich - weder den Anderen, noch einen selbst.
In letzter Konsequenz ist alles eigennützig, manches allerdings nur "scheinbar", wie eben eine gute Selbstfürsorge, die dazu führt, schlussendlich wiederum Anderen dadurch nützen zu können, dass es einem selbst gut (genug) geht, um ggf. für sie dazusein, sie zu unterstützen, ihnen zu helfen.
Standardhinweis: Wenn man "nett" zu anderen ist, obwohl das der Situation nicht angemessen ist, dann übt man in dem Moment nicht "genug" Metta für sich selbst.
Schwierig finde ich, zu erkennen, wann es "für Andere zuviel" und entsprechend für mich, zu wenig Metta sein soll...
Kann es wirklich zu viel "Wohlwollen"/Freundlichkeit/ universelle Liebe/liebende Güte geben?
Metta kann ja auch bedeuten, dem Anderen freundlich Grenzen zu setzen, warum sollte es "der Situation nicht angemessen" sein, wohlwollend zu bleiben, auch, wenn man z.B. "Tacheles" redet?
da sollte man sich vor allem wappnen und das geht nicht mit lieb sein.
Das Gegenüber spürt doch meist instinktiv oder intuitiv, ob man sich im"Hass/Ablehnungs"- oder "Liebe/ grundsätzlicher Annahme-"Modus" befindet.
Eine Haltung der Liebe und des Mitgefühls ist generell eine Haltung der Stärke, nicht der Schwäche.
Was aber tun, wenn eine Situation entsteht, wo man gezwungen wird, sich konkret zu entscheiden, zwischen der Liebe zu einem anderen Menschen und der Selbstliebe?
Beispiel:
Deine Tochter ist schwerkrank und nur eine Organspende von DIR könnte ihr Leben retten. Die Operation wäre aber für DICH, durch verschiedene Umstände, lebensgefährlich, könnte also deinen Tod bedeuten...
Entschiede man sich gegen die OP, müsste man mit dem Sterben/Tod der Tochter weiterleben und mit dem Schuldgefühl erzeugenden Wissen, dass man sie hätte retten können - das wäre wohl auch kein lebenswertes Leben mehr.
Also wäre das "Opfer", das man brächte, wenn man bei der Organspende stürbe, schlussendlich auch wieder "eigennützig"...
Liebe Grüße, Anna
