Buddha und "Das Eine"

  • Simo:

    Was ist laut dem Buddha-Dharma des Theravada die Ursache für Bewusstsein (Vijnana) ?


    Wie alle anderen Dinge auch, kann Bewußtsein nicht von
    alleine existieren. Es ist eingebunden in die anderen Khandhas,
    mindestens aber in Wahrnehmung und Gefühl. Zugrunde liegende
    Wurzel ist natürlich Begehren und Blendung.

  • blendung, ja. immerhin kann es ja lauter sein und dann hat es sich mit dieser "plöden" unwissenheit :|


    Zitat

    A.I.11. Das lautere Bewußtsein II (VI,1-2)


    Lauter, ihr Mönche, ist dieses Bewußtsein; doch es wird [zuweilen] verunreinigt von hinzukommenden Befleckungen. Doch der unkundige Weltling (*1) versteht dies nicht der Wirklichkeit gemäß. (*2) Darum, sage ich, gibt es für den unkundigen Weltling keine Entfaltung des Geistes. (*3)


    Lauter, ihr Mönche, ist dieses Bewußtsein; und [zuweilen] ist es frei von hinzukommenden Befleckungen. Der kundige, edle Jünger aber versteht dies der Wirklichkeit gemäß. Darum, sage ich, gibt es für den kundigen, edlen Jünger eine Entfaltung des Geistes. (*4)




    34.5 Dasuttara Sutta, Die Zehnerfolge


    Cürelü :)

  • Peeter:


    Doch das es immer das gleiche kostet ..


    mukti:

    Dann erklärt mir's bitte, wieso sind Licht und Dunkelheit eins? Wo Licht ist, ist keine Dunkelheit, wo Dunkeheit ist, ist kein Licht. Wo Samsara ist, ist nicht Nirvana und umgekehrt. Inwiefern eins? Es kann ja nicht gemeint sein dass es dasselbe ist. Wenn es aber verschieden ist, wie ist es dann eins?
    Nirvana ist das Ende von Gier, Hass und Verblendung. Wenn die vorhanden sind, ist es Samsara...


    Simo:

    Die Aussage, "Samsara und Nirvana" sind eins, nimmt Bezug auf ihre gemeinsame fundamentalste Natur: Leerheit - das schlichte Nichtvorhandensein einer intrinsischen Existenz. Das sollte auf keinen Fall missverstanden werden!


    Die Diskussionen sprechen meistens aneinander vorbei, weil jeder in seinem Bildsegment steht - und das Kunstwerk (Leben) nicht in der Gesamtheit im Blick ist.


    Buddha gibt so viele (völlig verschiedene) Unterweisungen, weil eben jeder an einem anderen Punkt steht. Man kann über diese Unterweisungen nicht in dem Sinn diskutieren, welche jetzt richtiger ist als die andere. Wenn ich sage, nach Berlin gehts da vorne links oder nach Berlin geht es da vorne rechts - ist beides richtig; weil es darauf ankommt WO ICH STEHE.



    Wenn eh alles klar ist, dann weißt du, dass es nur ein Bewusstsein gibt. Fertig.
    >wenn das nicht sofort klar ist, kommt die nächste Unterweisung, die da spricht: du und das Bewusstsein sind eins (zb)
    >>noch zu einfach - dann ist eine der vielen möglichen Verzweigungen: was ist ein gültiges Bewusstsein (mit dem ich die Einheit erkenne), was ist eine getäuschte Wahrnehmung
    >>>je nachdem, wo das Denken/die Emotion sich verhakt, wird nachgebessert, der Punkt wird massiert/meditiert - bis der Griff sich löst - und die Sicht auf die nächste Erkenntnis freigibt.
    >>>>84.000 mal


    wenn ich jetzt die oberen Zeilen gegeneinander aufwiege und darüber streite - habe ich grundsätzlich nicht verstanden, dass es verschiedene Wundpflaster und Medikamente gibt

  • mukti:

    Dann erklärt mir's bitte, wieso sind Licht und Dunkelheit eins? Wo Licht ist, ist keine Dunkelheit, wo Dunkeheit ist, ist kein Licht. Wo Samsara ist, ist nicht Nirvana und umgekehrt. Inwiefern eins? Es kann ja nicht gemeint sein dass es dasselbe ist. Wenn es aber verschieden ist, wie ist es dann eins?
    Nirvana ist das Ende von Gier, Hass und Verblendung. Wenn die vorhanden sind, ist es Samsara...

    mukti, du stellst gute Fragen. zu dieser hier:
    du kennst ja das klassische YinYang-Zeichen. Ist das eine Antwort für dich?
    Es gibt nicht das absolute Licht oder die absolute Dunkelheit (könnte man sagen, um diese Verhakung langsam zu lösen) - selbst wenn dir die Sonne ins Gesicht brennt könnte es noch heller gehen. Und die absolute Dunkelheit für dein Auge wird zb von einem schwarzen Loch leicht übertroffen, das seinerseits wieder übertroffen wird. Es ist nur der erste, aus dem Augenwinkel g'schaute, Moment, der die Dinge so und so erscheinen lässt - aber bei näherer Betrachtung... und bei noch näherer.....



    Wenn du sagst: Samsara kann doch bitte nicht Nirvana sein! Dann meinst du damit: ich merk' doch ob ich leide oder ob's mir heute gut geht. Wenn du aber zum Beispiel diesen Punkt genauer betrachtest, wirst du merken, dass du für das Samsara-Leid sehr sehr sehr dankbar sein musst - weil es dir zb die Motivation, den Treibstoff in Richtung Nirvana gibt. Und wenn du dich da meditativ vertiefst, wirst du vielleicht plötzlich (ich mein es kann passieren, also achtung :->) ganz viel Liebe für deinen äußerst hassenswerten Nachbarn empfinden - der schon zum dritten Mal in diesem Jahr mit seinem fetten Jeep durch deinen Vorgarten über die Blumen......

  • boehnchen:


    du kennst ja das klassische YinYang-Zeichen. Ist das eine Antwort für dich?
    Es gibt nicht das absolute Licht oder die absolute Dunkelheit (könnte man sagen, um diese Verhakung langsam zu lösen) - selbst wenn dir die Sonne ins Gesicht brennt könnte es noch heller gehen. Und die absolute Dunkelheit für dein Auge wird zb von einem schwarzen Loch leicht übertroffen, das seinerseits wieder übertroffen wird. Es ist nur der erste, aus dem Augenwinkel g'schaute, Moment, der die Dinge so und so erscheinen lässt - aber bei näherer Betrachtung... und bei noch näherer.....



    Wenn du sagst: Samsara kann doch bitte nicht Nirvana sein! Dann meinst du damit: ich merk' doch ob ich leide oder ob's mir heute gut geht. Wenn du aber zum Beispiel diesen Punkt genauer betrachtest, wirst du merken, dass du für das Samsara-Leid sehr sehr sehr dankbar sein musst - weil es dir zb die Motivation, den Treibstoff in Richtung Nirvana gibt. Und wenn du dich da meditativ vertiefst, wirst du vielleicht plötzlich (ich mein es kann passieren, also achtung :->) ganz viel Liebe für deinen äußerst hassenswerten Nachbarn empfinden - der schon zum dritten Mal in diesem Jahr mit seinem fetten Jeep durch deinen Vorgarten über die Blumen......


    MIt dem Yin-Yang Symbol hast du natürlich recht, insofern lässt sich Nirvana und Samsara auch nicht wirklich mit Licht und Dunkelheit vergleichen. Wenn's mir heute gut geht, dann ist das nicht Nirvana, sondern nur ein angenehmes Gefühl. Yin-Yang ist ein Symbol innerhalb des Samsara. Leid ist ein Treibstoff Richtung Nirvana, also Richtung Befreiung. Sinnliches Glück hält im Samsara, weil da kein Grund besteht Befreiung anzustreben, wenn man davon verblendet ist und denkt es ist ja eh alles in Ordnung. Glück und Leid wechseln aber ständig, man kann nicht ewig glücklich sein. Im Glück ist also Leid potentiell schon vorhanden und umgekehrt - Yin Yang.


    Jetzt könnte man sagen, Nirvana ist das Ende der Gegensätze. Das bedeutet aber nicht, dass es der Anfang der Einheit ist, oder die Erkenntnis der Einheit. Nirvana ist überhaupt nicht etwas, aber auch nicht nichts.


    Zitat

    Zu sagen: 'Nach der restlosen Aufhebung und Erlöschung der sechs Grundlagen des Sinneneindrucks bleibt noch etwas übrig - bleibt nichts mehr übrig - bleibt etwas übrig und etwas nicht übrig - bleibt weder etwas übrig noch nicht übrig' - all dies hieße ein Unerklärbares erklären.
    http://www.palikanon.com/angutt/a04_171 ... l#a_iv174a


    Unverständlich, nicht? Man kann Nirvana auch nicht verstehen. Es ist nicht Samsara, weil es ohne Verblendung ist, von unserem bedingten Denken aus ist es das Gegenteil, das bedeutet nicht dass endgültiges Nirvana etwas ist das ohne Verblendung besteht. Bezeichnungen beruhen auf der Erfahrung im Samsara, z.B. das Todlose, die Stätte höchsten Friedens.


    Die im Mahayana erwähnte Einheit ist wohl, ganz allgemein gesagt, auch nur ein Zugang von unserem bedingten Denken und Erleben aus. Detaillierte Vergleiche mit Theravada würden ein umfangreiches Studium und ein tiefes Eindringen in die Thematik erfordern.

  • boehnchen:


    Die Diskussionen sprechen meistens aneinander vorbei, weil jeder in seinem Bildsegment steht - und das Kunstwerk (Leben) nicht in der Gesamtheit im Blick ist.


    So ist es, deshalb tauschen wir hier nur Ansichten und Zugänge aus, weil wir nicht das Ganze sehen.

  • mukti:
    Zitat

    'Nach der restlosen Aufhebung und Erlöschung der sechs Grundlagen des Sinneneindrucks bleibt noch etwas übrig - bleibt nichts mehr übrig - bleibt etwas übrig und etwas nicht übrig - bleibt weder etwas übrig noch nicht übrig' - all dies hieße ein Unerklärbares erklären.
    http://www.palikanon.com/angutt/a04_171 ... l#a_iv174a


    es bedeutet, schwimmen zu können und doch nicht untergehen .. ist ein Widerspruch .. :) .. ich weiss


    Sich freischwimmen von all den "Zwängen", dem "Zwingenden", den Fesseln und Hemnissen . Loslassen genannt .

    Einmal editiert, zuletzt von Peeter ()

  • boehnchen:


    Die Diskussionen sprechen meistens aneinander vorbei, weil jeder in seinem Bildsegment steht - und das Kunstwerk (Leben) nicht in der Gesamtheit im Blick ist.


    mukti
    ku ist eine Bezeichnung aus dem Zen. Und heisst die "Leerheit"
    Ku ist die Übersetzung des Sanskritwortes sunya oder sunyata, welches im Westen oft mit Leere übersetzt wurde; aber diese Übersetzung ist nicht zutreffend.
    "Leere" ist nur eine der zahlreichen Bedeutungen des Wortes ku.
    Der ursprüngliche Sinn von sunyata ist suvi, was "Ausdehnung" bedeutet, "zentrifugale Bewegung".
    Sunyata ist nämlich keine Negation der Esistenzvorstellung als solcher, sondern schliesst die Idee ein, dass jede Existenz und die sie bildenden Elemente vom Kausalitätsprinzip abhängen.
    Da die Kausafaktoren aber ständig wechseln, folgt hieraus, dass es keine statische Existenz geben kann. Sunyata verneint also kategorisch ( :roll: ) die Möglichkeit irgendeiner Form statischer phänomenaler Existenz. Alle Erscheinungen sind relativ und voneinander abhängig.
    Hannya Shingyo
    Deshimaru

  • boehnchen:


    Buddha gibt so viele (völlig verschiedene) Unterweisungen, weil eben jeder an einem anderen Punkt steht. Man kann über diese Unterweisungen nicht in dem Sinn diskutieren, welche jetzt richtiger ist als die andere. Wenn ich sage, nach Berlin gehts da vorne links oder nach Berlin geht es da vorne rechts - ist beides richtig; weil es darauf ankommt WO ICH STEHE.
    Wenn eh alles klar ist, dann weißt du, dass es nur ein Bewusstsein gibt. Fertig.


    "Leider" gibt es keine einzige Stelle in den umfangreichen Lehrreden des Buddha
    an der er so was gesagt hätte und das er "viele (völlig verschiedene) Unterweisungen"
    d.h. sich widersprechende Unterweisungen gegeben hätte, kann ist auch nicht wiederfinden.

  • Der Buddha hatte unrecht.
    Es gibt mindestens Zwei …
    … wenn nicht Drei …

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • boehnchen:


    Wenn eh alles klar ist, dann weißt du, dass es nur ein Bewusstsein gibt.


    Ist es das?



    Trage nicht das Weltgetöse in die stille Einsamkeit
    Such den Wald, daß er Dich löse von der Krankheit unsrer Zeit.

  • boehnchen:

    Wenn du aber zum Beispiel diesen Punkt genauer betrachtest, wirst du merken, dass du für das Samsara-Leid sehr sehr sehr dankbar sein musst - weil es dir zb die Motivation, den Treibstoff in Richtung Nirvana gibt.


    Freude durch Leiden - dolle Sache -
    da muß es doch etwas geben dem man dankbar sein könnte.
    Da ist man doch gleich dem Feuer dankbar wenn es einem
    die Hand verbrannt hat.


  • Und ich hatte das mit dem einen Bewußtsein schon auf alle Wesen bezogen.
    Du meintest ein einziges Bewußtsein für und pro Wesen wäre gemeint gewesen?
    Soviel Phantasie hätte ich jetzt gar nicht gehabt.

  • Zitat

    Das Ende vom "wandern" (Samsaro) heißt "Nibbāna".


    wow.


    Einmal editiert, zuletzt von Anonymous ()

  • Jikjisa:
    Zitat

    Das Ende vom "wandern" (Samsaro) heißt "Nibbāna".


    wow.♥


    Weil es dich zu interessieren scheint, hier noch
    ein paar sprachliche Abwandlungen diese Begriffs:


    samsarati = durchwandern, wanders through the round
    of rebirths, moves about continuously, transmigrates.


    samsari = moved about continuously, transmigrated.


    samsarita = moved about continuously, transmigrated.


    samsaritvā = durchqueren, wandering through, having
    moved about continuously, having transmigrated.

    Einmal editiert, zuletzt von accinca ()

  • Doris:
    In Berlin besteht nichts Bayrisches, außer Mamon.
    Das Bergvolk baut hier ein preußisches Stadtschloß sich zur Verehrung.


  • DANK. Nordmensch *schmunzel*
    warum hat das die selbe vorsilbe wie samadhi ? und die anderen sam( ma ..)-dingens ?
    ach-is auch egal : )

  • Jikjisa:

    Doris:
    In Berlin besteht nichts Bayrisches, außer Mamon.
    Das Bergvolk baut hier ein preußisches Stadtschloß sich zur Verehrung.


    Den Mamon haben wir in Bayern nicht.
    Bauen die Bayern Euer Stadtschloss?
    Dann könnt Ihr Euch freuen! Bayerische Schlösser taugen sehr zur Erhöhung des BSP. Auch noch nach 150 Jahren.
    Seid also froh, damit könnt Ihr später den Flughafen bezahlen .....

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Jikjisa:

    warum hat das die selbe vorsilbe wie samadhi ?
    und die anderen sam( ma ..)-dingens ? ach-is auch egal : )


    "Sam" heißt soviel wie zusammen, gesammelt usw. usw.
    Im Zusammenhang mit dem dem Wandern ist es dann was man sich
    so "zusammen wandert" - denke ich mal und im Zusammenhang mit
    samādhi ist es das zusammen bzw. gesammelt-sein im Gegensatz
    zum nach Außen zerstreut sein.

  • Deshalb heißt es im Bayerischen auch:
    Mia sam mia!


    Das wird als Eigensinn missverstanden, ist jedoch ein Ausdruck der Sammlung, die bei uns stets kollektiv ist.

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • accinca:


    Und ich hatte das mit dem einen Bewußtsein schon auf alle Wesen bezogen.
    Du meintest ein einziges Bewußtsein für und pro Wesen wäre gemeint gewesen?
    Soviel Phantasie hätte ich jetzt gar nicht gehabt.


    Keine 'Phantasie' auf dieser Seite, Bruder.


    Das musst du schon denjenigen fragen, wie er das meinte.


    Zitat

    Das Ende vom "wandern" (Samsaro) heißt "Nibbāna".


    So ist es, doch dazu müsste man erst losgegangen sein.


    'Nichtwandern' ist nicht Befreiung

    ***

    Trage nicht das Weltgetöse in die stille Einsamkeit
    Such den Wald, daß er Dich löse von der Krankheit unsrer Zeit.

  • nibbuti:
    Zitat

    Das Ende vom "wandern" (Samsaro) heißt "Nibbāna".


    So ist es, doch dazu müsste man erst losgegangen sein.


    'Nichtwandern' ist nicht Befreiung

    ***


    Wie meinst du das nibbuti? Befinden wir uns nicht alle auf der Wanderung im Samsara? Es ist halt kein Beginn dieser Wanderung erkennbar, aber ein Ende ist möglich, Befreiung.

  • mukti:

    Wie meinst du das nibbuti? Befinden wir uns nicht alle auf der Wanderung im Samsara? Es ist halt kein Beginn dieser Wanderung erkennbar, aber ein Ende ist möglich, Befreiung.


    ...ein Ende von Verlangen & Dukkha, mukti.


    Das Ende der 'Wanderung' im Samsara und damit verbundenem Dukkha geht laut Buddha mit dem Ende der Ursachen (Verlangen) einher, nicht durch einen paralytischen 'verstopften' Zustand.


    Der Weg ist der edle achtfache Pfad ist zu gehen. So war das gemeint.


    Liebe Grüße

    Trage nicht das Weltgetöse in die stille Einsamkeit
    Such den Wald, daß er Dich löse von der Krankheit unsrer Zeit.