Sukha:
Sie bezogen sich aber alle auf den Buddha direkt
So wie du es formulierst, klingt es so, als ob du implizierst, dass es bei Buddhadasa oder anderen nicht so ist. Welche modernen Theravadalehrer seit dem 19. Jahrhundert beziehen sich deiner Meinung nach nicht direkt auf den Buddha? Unter der Voraussetzung, dass du den Palikanon als Buddhawort anerkennst. Sonst kann sich natürlich seit 2500 Jahren niemand mehr direkt auf den Buddha beziehen.
Sukha:und ihre Lehrdarlegungen begannen meist mit "So habe ich gehört ..."
Glaube ich nicht. 'So habe ich gehört' bezieht sich doch wohl auf Anandas Antworen auf Mahakassapa beim 1. Konzil. Dies wird auch im 34. Sutta der Längeren Sammlung deutlich:
"DAS HAB' ICH GEHÖRT. ZU einer Zeit weilte der Erhabene bei Campā... Da hat denn der ehrwürdige Sāriputto sich an die Mönche gewandt: «Brüder Mönche!» ... Der ehrwürdige Sāriputto sprach also: «Die Zehnerfolge weis' ich auf... (http://www.palikanon.com/digha/d34.htm)"
Sukha:Es entstand auch nach ihnen kein Sariputtaismus, Sariputtarichtung, Moggallanaismus, Moggallanarichtung usw,. und keine jeweils eigenen Schulen usw..
Siehst du dies denn als Ergebnis heutiger Lehrer? Wenn ja, bei wem?
Aber dies ist ein interessantes Thema. Eigene Schulen sind sicherlich nicht entstanden. Aber mit Sicherheit verschiedene Fraktionen mit unterschiedlicher Gewichtung. Sariputta und Kaccana waren die Intellektuellen und Analytiker. Die Theravada-Tradition führt ja den Patisambhidhamagga auf Sariputta und seine Schüler zurück und den Petakopadesa und Nettipakarana auf Kaccana und seine Schüler. Mahakassapa ist ja berühmt für seine harte Askese. Diese unterschiedlichen Lehrertypen haben sicherlich auch unterschiedliche Schülertypen angezogen. Die sich über den Dhamma generell ausgetauscht haben, aber eben auch über ihre Interessen- und Übungsschwerpunkte.
Und gerade Mahakassapa als Wortführer beim 1. Konzil hatte durch die Auswahl der beteiligten Mönche und seine gestellten Fragen die Möglichkeit formgebend auf den Dhamma zu wirken. Im Cullavagga findet sich direkt nach dem 1. Konzil folgende schöne Geschichte:
ZitatZu dem seitwärts sitzenden ehrwürdigen Purāno sprachen die ordensälteren Mönche: "Von den ordensälteren Mönchen sind Lehre und Ordensregeln rezitiert worden. Schließe dich dieser Rezitation an." – "Brüder, wohl rezitiert worden sind sicher von den Ordensälteren Lehre und Ordensregeln. Aber ich habe die Lehre vom Erhabenen von Angesicht zu Angesicht gehört und aufgenommen. So will ich sie bewahren." (http://www.palikanon.com/vinaya/cullavagga/cv_xi.htm)
Purano will die Lehre so bewahren, wie er sie gehört hat. Nicht will er sie so bewahren, wie Kassapa ihr Form gegeben hat.
Sukha:
Gilt dies nicht auch für heutige Lehrer?
Sukha:Und ein lebender Lehrer der frei spricht, findet eher face to face für den Schüler die passenden Worte, als wenn der Schüler nur das gelesene Wort vor sich hat.
Gilt hier nur das gelesene Wort eines Lehrers oder auch das gelesene Wort eines Buddha, wie im Palikanon?
Gruß
Florian