Buddhismus und Appeasment Politik

  • wie steht der buddhismus eigentlich zu gewaltfreiheit, wo steht das, und wie wird das begründet? ist gewaltfreiheit mit dem vergleichbar was man in der politik appeasment nennt?


    (wikipedia)
    Der Begriff Appeasement-Politik (Beschwichtigungspolitik, von engl. to appease, frz. apaiser, „besänftigen, beschwichtigen, beruhigen“) bezeichnet eine Politik der Zugeständnisse, der Zurückhaltung, der Beschwichtigung und des Entgegenkommens gegenüber Aggressionen zur Vermeidung von Konflikten.


    churchill hat das ja scharf kritisiert:
    (wikipedia)
    Der aus heutiger Sicht bekannteste Gegner der Appeasement-Politik war Winston Churchill, der insbesondere in den 1930er Jahren ständig eine Aufrüstung der westlichen Demokratien und insbesondere Großbritanniens forderte und meinte, Appeasement könne nur aus einer Position der Stärke erfolgen. Anders als vielfach dargestellt trat er bei seiner Kritik bis 1938 stets unter betont regierungsfreundlichen Vorzeichen auf, hob insbesondere seine Loyalität zu Neville Chamberlain heraus (im Februar 1938 beeilte er sich, schon als vierter von über 400 Unterhausabgeordneten eine im Parlament ausliegende Erklärung zu unterschreiben, in der er versicherte, rückhaltlos hinter der Regierung zu stehen); dies vermutlich, um sich den Weg eines Wiedereinzugs ins Kabinett nicht zu verbauen. Das Münchener Abkommen nannte er schließlich „a total, unmitigated defeat“, also „eine vollkommene, ungemilderte Niederlage“. Mit seiner Kritik am Appeasement war Churchill jedoch keineswegs isoliert. In Politik, Verwaltung, Presse und Militär wurde seine Haltung von vielen geteilt. Weitere bekannte Appeasement-Gegner in Großbritannien waren Alfred Duff Cooper, Anthony Eden, Violet Bonham Carter, Brendan Bracken, Leopold Amery und Harold Macmillan.


    es gibt ja viele die behaupten das u.a. hitler nur dank appeasment politik soweit kommen konnte, ist das nun der weg den der buddha gegangen wäre?


    grüsse


    zenbo


    http://de.wikipedia.org/wiki/Appeasement-Politik

  • Der Buddha, ein Ar***Kriecher.... Zenbo wieder :roll:

  • Tashili:

    Der Buddha, ein Ar***Kriecher.... Zenbo wieder :roll:


    kannst du bitte argumente bringen, der thread ist ernstgemeint!

  • Hallo Zenbo,


    psychische und physische Gewalt gegen sich selbst und gegen andere führen zu Leid und zu Hass. Das Gegenmittel von Gewalt (Hass) ist nicht Gewalt sondern liebende Güte und Mitgefühl. Zur Gewaltlosigkeit gibt es diverse Quellen und Zitate, der Dalai Lama äußert sich mehrfach zu diesem Thema (z.B. "Das Buch der Menschlichkeit"), aber auch andere buddhistische Lehrer.


    Man darf Gewaltlosigkeit aber nicht verwechseln mit Passivität. Wenn mir psychische Gewalt angetan wird, dann werde ich alles dafür tun, dass diese Gewalt aufhört, aber ohne dabei mit Gewalt zu drohen oder sie gar einzusetzen.
    Bei physischer Gewalt ist es häufig das klügste, die Beine in die Hand zu nehmen und wegzulaufen.


    Die Appeasement Politik wird auch von Historikern nicht als einzigen Grund angesehen, dass es zum zweiten Weltkrieg kommen konnte. Um zu erkennen, was der Buddha vor diesem historischen Hintergrund gesagt hätte, müsste man entweder sehr viel spekulieren oder aber selbst aus der Sichtweise eines Buddhas schreiben. Bei Beidem fühle ich mich total überfordert :)

  • Matthias65:


    Die Appeasement Politik wird auch von Historikern nicht als einzigen Grund angesehen, dass es zum zweiten Weltkrieg kommen konnte. Um zu erkennen, was der Buddha vor diesem historischen Hintergrund gesagt hätte, müsste man entweder sehr viel spekulieren oder aber selbst aus der Sichtweise eines Buddhas schreiben. Bei Beidem fühle ich mich total überfordert :)


    danke, ich geb dir insofern recht als man oft schlimmeres vermeiden kann wenn man manchen leuten aus dem weg geht!

  • Einfach ein spontaner Einfall..


    Es gibt keine buddhistischen Länder, genau so wenig wie es einen buddhistischen Stein oder MP3 Player gibt, aber es gibt Länder in denen die Bevölkerung weit überwiegend aus Buddhisten besteht. Alle diese Länder haben ein Militär und natürlich auch eine Polizei und Geheimdienste etc. Die Polizei in Thailand ist nicht mit Taschenbuchausgaben mit Palikanon Sprüchen ausgerüstet aus denen sie böse Buben belehren.


    Vielleicht mal ganz interessant nachzulesen, ob es in diesen Armeen auch Militärgeistliche (bzw. Militärmönche) gibt und ob die Geistlichkeit etwa Wehrdienstverweigerer moralisch oder praktisch unterstützt.

  • was religiöse Toleranz angeht, ist die Frage einfach zu beantworten. Es gibt keinen Grund, anderen Weltreligionen gegenüber feindlich eingestellt zu sein, da im Sinne der Ethik ein gemeinsames Fundament besteht (vgl. D L : Der Herz der Religionen). Das gilt auch für den Islam, dessen Dschihad als ein innerer, spiritueller Kampf ausgelegt werden kann.


    schwieriger ist die Frage zu beantworten, ob eine pazifistische Haltung den Einsatz von militärischen Mitteln erlaubt, um Schlimmeres zu verhindern. Es ist klar, dass wirtschaftliches Elend, Nationalismus und Hass und Verbrecher in der Politik unfassbare Katastrophen herbeiführen können: http://de.wikipedia.org/wiki/V%C3%B6lkermord_in_Ruanda


    das offensichtliche Problem dabei ist der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen, wo man bei jeder Krise hören muss, dass Beschlüsse durch das Veto-Recht von Russland, China oder den USA (Resolutionen gegen Israel) blockiert werden, derzeit zu Syrien der Fall. Damit verknüpft sind wirtschaftliche und politische Probleme, keine religiösen.


    die Frage, ob der Buddha einen Menschen töten würde, um hundert zu schützen, wird mit „Ja“ beantwortet, so weit ich weiß.

  • Karnataka:

    die Frage, ob der Buddha einen Menschen töten würde, um hundert zu schützen, wird mit „Ja“ beantwortet, so weit ich weiß.


    Das geht weder aus der Lehre des Buddha hervor noch entspricht
    es dem Geist der Lehre noch dem Kammagesetzt.
    Das hat sich wohl jemand ausgedacht der die Menschen zum Militär einberufen will.

  • "Wie der Pfeilmacher seine Pfeile, zurechtschnitzt und gerade macht, so richtet der Weise seinen unruhigen und schwer zu zügelnden Geist aus." Dhammapada, 3 Der Geist http://titaneria.bplaced.net/B…hammapada%20(deutsch).pdf


    Politik und Buddhismus sind zwei unterschiedliche Disziplinen. Die erste ist Staatsführung, die zweite ist Geistesführung.


    Wer geht zum Bäcker um Schuhe zu kaufen? ;)


    Vielleicht ist die Erfahrung einiger Menschen interessant?


    "Der US-Soldat Paul Kendel hat bei seinem Einsatz im Irak nach Wegen gesucht, auch in der Konfrontation mit dem Gegner Mitgefühl und Güte zu praktizieren. Buddhistische Lehren boten Kendel dabei unerwartete Hilfe."
    http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/religionen/1646283/


    Buddhismus und Gewalt http://www.buddhismuskunde.uni…xte/Bd7-K05Zimmermann.pdf


    Wie friedfertig war und ist "der Buddhismus" wirklich http://www.buddhismuskunde.uni…_texte/Bd10-K05Kleine.pdf



    "Sie sitzen auf Ihrem Stuhl, breit und selbstzufrieden wie ein Buddha, und nehmen gar nicht mehr wahr, was in diesem Land wirklich vor sich geht" - Joschka Fischer zu Helmut Kohl

  • aus D L , Stephane Hessel : Wir erklären den Frieden! Ullstein Verlag, S. 19; im Text findet sich keine Quellenangabe:


    es handelt sich um eine buddhistische Parabel. In einem früheren Leben war der Buddha einmal Kapitän eines Schiffes mit 500 Mann Besatzung. Er bekam Wind davon, dass einer von ihnen vorhatte, die anderen 499 zu töten, um ihre Habseligkeiten zu rauben. Dreimal versuchte er, den Mann davon abzubringen, aber der hielt an seinem Plan fest. Da stellte der Buddha folgende Überlegung an:
    "Wenn ich ihn nicht töte, werden die anderen 499 sterben. Doch wenn ich ihn töte, nehme ich das schlechte Karma in Kauf, das die Ermordung eines Menschen mit dem Ziel, 499 Menschenleben zu retten und denjenigen vor dem Verbrechen zu bewahren, 499 Menschenleben auszulöschen, nach sich zieht. Aber wenn ich ihn nicht töte, bin ich überdies mitschuldig am Tod von 499 Menschen."
    Also hat der Buddha seine Waffe gezogen und den Mann getötet.


    ist keine Aufforderung zum Militärdienst :)
    sondern es geht darum, dass der Beweggrund, die Motivation, entscheidend ist, im Extremfall auch bei Gewalt. Aber natürlich kann so eine Parabel missbraucht werden. Dabei richtet sie sich nur gegen eine dogmatische Haltung und für Mitgefühl und Weisheit.

    • Offizieller Beitrag

    Es ist ja schön nachgebig zu sein und für sich selbst Nachteile in Kauf zu nehmen, damit es andere freut. So ist es, wenn mit dem Auto an einer Strassenkreuzung steht, natürlich nett anderen Wagen die Vorfahrt zu lassen, auch wenn man selber eigentlich fahren dürfte. Wenn sich hinter einem selbst jedoch schon die Wagen stauen, dann gewährt man den anderen die Vorfahrt nicht auf eigene Kosten sondern auf deren Kosten.


    Wenn man einen Hitler gewähren lässt so macht man damit vielleicht dem ein oder anderem Schergen eine Freude aber diese geht auf Kosten der Opfer des Regimes. Diese muss man beim eiegenen Handeln stets mitbedenken. Nicht-Handeln ist ja auch immer ein Handeln. Von daher war es beim klassischen Ahimsa so, dass es da auch immer praktische Ausnahmen für Selbstverteidigung, Krieg oder Justiz gab.


    Wobei es immer auch Leute wie Gandhi gab, die Gewalt generell ablehnten. Denn es ist ja schon ein wenig seltsam, wenn man für die Menschenrechte ist, aber nicht wenn es um Kriminelle geht. Und Waterboarding, wenn es der Wahrheitfindung dient für eine gute Sache hält, und auch Kriege nicht balehnt, wenn sie für eine gerechte Sache sind. So sieht das ja auch die deutsche Regierung. Ein Angriffskrieg von deutschen Boden aus ist natürlich verboten. Aber wenn Terroristen aus Hamburg in Amerika ein Gebäude sprengen, dann ist damit der Verteidigunsfall gegeben und man darf auch ein wenig in Afghanistan mitmischen. Die pnizipielle Ablehnung von Gewalt und Krieg erstickt solche Winkelzüge natürlich im Keim. Und fordert dann an einer anderen Stelle wieder unschuldige Opfer.


    Macht es Sinn ein militanter Pazifist zu sein und den Krieg am besten mit allen verfügbaren Waffen auzusrotten?
    Oder muss man resignieren und Krieg und Gewalt als Teil des Lebens annehmen?
    Klingt beides genauso seltsam und unsinnig.

  • Karnataka:

    es handelt sich um eine buddhistische Parabel. ...
    ist keine Aufforderung zum Militärdienst :)
    sondern es geht darum, dass der Beweggrund, die Motivation, entscheidend ist,
    im Extremfall auch bei Gewalt. Aber natürlich kann so eine Parabel missbraucht
    werden. Dabei richtet sie sich nur gegen eine dogmatische Haltung und für
    Mitgefühl und Weisheit.


    Egal welche Motive ein Mörder hat so ist es immer eine schlechte
    und unheilsame Tat. Aber natürlich gibt es erhebliche Unterschiede
    sowohl in der Wirkung wie auch in den Motiven. Ich weiß nicht woher
    diese Parabel kommt und welchen Zweck diese verfolgt. Tatsache ist
    aber, das der spätere Buddha in früheren Leben auch schlechte
    und dummer unheilsame Taten getan hat. Erst im letzten Leben
    hat er die Reinheit des Geistes erlangt zur Er-lösung kommen zu können.
    Das hätte er und hat er mit seinen früheren Taten jedenfalls nicht hinbekommen.

  • void:

    Muss man resignieren und Krieg und Gewalt als Teil des Lebens annehmen?


    Es spielen nicht alle nach den gleichen Regeln!


    Es ist eigentlich auch ein Paradoxon, dass man sich in einem buddhistischen Forum mit Gewalt beschäftigt.
    Damit sollten sich eigentlich jene auseinandersetzen, welche Gewalt praktizieren. Der Buddha ist die Zuflucht vor der Gewalt.


    Über die Infos in den Medien der täglichen Gewalt, sollte der Geist aber unberührt bleiben.
    Man kann sich auch gegen Gewalt einsetzen, sollte aber im Geist davon unberührt bleiben.


    Es gibt kein Buddhismus mit Gewalt, sondern nur Mensch mit Gewalt.
    Buddhismus ist Buddhismus. Mensch ist Mensch. Gewalt ist Gewalt.

  • Hi,
    in der buddh. Lehre ist die Funktion der Gewaltfreiheit, weiterhin kein negatives Karma anzusammeln.
    Der Weg eines Menschen im Buddhismus ist individuell und nicht der Welt zugewandt. Es mag sich egoistisch anhören aber falls
    man im letzten Leben ist, ist Samsara irrelevant. Die Lehre interpetiert die Welt nicht sondern zeigt den Weg aus der Materie
    der Welt und des gleichen Körpers, aus dem Kreislauf der Wiedergeburten.


    sakko