Das Leben im Daseinskreislauf ist leidvoll: Geburt ist Leiden, Altern ist Leiden, Krankheit ist Leiden, Tod ist Leiden; Kummer, Lamentieren, Schmerz und Verzweiflung sind Leiden. Gesellschaft mit dem Ungeliebten ist Leiden, das Gewünschte nicht zu bekommen ist Leiden. Kurz, die fünf Anhaftungen sind Leiden.
Das ist für mich die am einfachsten zu verstehende der Wahrheiten. Vielleicht auch der häufigste Grund, weshalb jemand aus einem nicht buddhistisch geprägten Kulturkreis zur Lehre finden. Die Erfahrung des Leidens ist elementar, selbst einfache Tiere empfinden Leiden.
Und dieses ist die edle Wahrheit vom Ursprung von Leiden: das Verlangen, welches zu weiterem Werden treibt, begleitet von Begierde und Erfreuen, genösse nun hier und nun dort, d. h. Verlangen nach Sinnesvergnügen, Verlangen nach Werden, Verlangen nach Nicht-Werden.
Ist vielleicht die schwierigste der Wahrheiten (am schwersten zu verstehen). Während im normalen Alltag meist erlebt wird, daß andere, daß Situationen am Leiden verantwortlich sind, sollen wir akzeptieren, daß die eigene Einstellung, der eigene Mindset die Ursache von Leiden sind. Begriffe wie Anhaftung sind schwer im Alltag zu durchdringen.
Durch das Erlöschen (nirodha) der Ursachen erlischt das Leiden: Das restlose Vergehen bzw. Enden, Abkehren, Abtreten, Aufgeben und Loslassen genau dieses Verlangens
Was? Es soll so einfach sein? Ohne ewig neues Brennmaterial geht irgendwann die Flamme aus? Ein Leben ohne Leiden ist möglich? Beinahe bin ich geneigt zu schreiben: her damit!
Und dieses ist die edle Wahrheit über den Pfad der Ausübung, der zur Beendigung von Leiden führt: genau dieser edle achtfache Pfad, rechte Ansicht, rechte Entschlossenheit, rechte Sprache, rechte Handlung, rechtes Leben, rechte Anstrengung, rechte Achtsamkeit, rechte Meditation.
Damit habe ich meine Probleme. Dies ist vielleicht die schwächste der Wahrheiten. Ich kann die grundlegende Idee dahinter verstehen. Wenn irgendwo ein Zimmer brennt, reicht es nicht, daß ein Feuerlöscher da ist - man muss auch wissen, wie dieser zu benutzen ist; man braucht eine Einweisung oder eine Bedienungsanleitung. Ich denke aber, daß die spezifische Formulierung und Erklärung der vierten Wahrheit stark zeitabhängig (Entstehungszeit und Umgebung der Lehre) ist.
In anderen Kulturen wären es vielleicht 6 oder 11 Elemente des Pfades gewesen, in weniger linear denkenden Kulturen wären einige Umwege im Pfad integriert gewesen.
Ich denke, daß ich die Erklärungen zu den einzelnen Teilen ganz gut verstehe, daß bedeutet nicht, daß ich sie so in dieser Zusammenstellung als die einzige denkbare Form sehe. Bei indigenen Völkern in Nordamerika wäre vielleicht ein Buddha auf die Idee gekommen, rechte Trance als Element mit aufzunehmen etc.
Euch allen eine gute Woche