Tierleid verstehen

  • Hallo liebe Leser,


    ich habe mich hier angemeldet weil ich diese Webseite super hilfreich und sehr gut gestaltet finde und mich auf einen regen Austausch, Wissensaufbau und Wissenstransfer freue.


    Ein Thema welches mich schon seit Jahren beschäftigt ist das große Tierleid. Überall in den Medien sieht man wie sehr unsere Mitlebewesen ausgebeutet, missbraucht und getötet werden, für Geld, Macht, Spaß oder Sport etc.


    Klar werden jetzt einige sagen, die Tiere machen damit ihre Erfahrungen, etc. Aber ist dies nicht einfach nur was, was wir uns einreden damit es uns besser geht und das einfach so akzeptieren?

    Mir fällt es nicht leicht zu verstehen das die Tiere in einem Zuchthof geboren werden, zum Schlachthof gebracht werden, dahinvegetieren um dann qualvoll geschlachtet werden zu können. Ist das alles so vorbestimmt damit sie diese Erfahrungen machen?


    Oder ist es eher so, dass die Tiere früher mal Menschen waren, sich schlecht verhalten haben und deshalb als Tiere wiedergeboren wurden, um jetzt das "Karma" zu erhalten?


    Man muss dieses Thema nicht nur auf die Tiere fokussieren, klar gibt es sowas ja auch bei den Menschen mit bspw. der Sklaverei, etc., aber meine Fragen bleiben dieselben.


    Ich weiß auch das jeder Mensch für sich gutes tun kann, um das Leid für Mensch und Tier zu minimieren, aber ich versuche zu verstehen warum unschuldige Lebewesen solche Qualen erleiden müssen. Ist dies vorbestimmt? Wenn ja, warum?


    In der Natur verstehe ich den Kreislauf. Der Vogel frisst den Wurm um zu überleben, der Vogel wird von der Schlange gefressen etc.

    Aber wir Menschen können ja darauf verzichten anderen Lebewesen ABSICHTLICH Schaden zu zufügen. Bitte sagt jetzt nicht, "wenn ich laufe, töte ich auch Tiere", oder "beim Essen von Gemüse sterben auch Lebewesen" oder "die Tiere sind für den Menschen da". Mir geht es um absichtlich Schaden zufügen.


    Ich freue mich auf eure Antworten und Diskussionen und hoffe dadurch endlich Antwort auf meine Fragen zu finden.


    Wünsche euch alles liebe und noch einen schönen Abend.


    LG Buddha_Student

  • void

    Hat das Thema freigeschaltet.
  • Hallo Buddha_Student,


    eine kurze Antwort auf deine Fragen:


    Aus buddhistischer Perspektive ist nichts vorher bestimmt, da das abhängige Bestehen vertreten wird. Alles was Lebewesen erleben, entsteht aus vielfältigen Ursachen und Bedingungen und fällt nicht vom Himmel.


    Aus buddhistischer Perspektive ist es auch nicht richtig, Lebewesen, seien es Menschen oder Tiere, absichtlich Schaden zuzufügen. Dies wird ja als eine unheilsame Handlung aufgefasst. Aufgabe desjenigen, der / die den Buddha-Dharma praktizieren ist es ja, dies bewusst zu unterlassen. Umweltschutz, Klimaschutz, Tierschutz ergeben sich eigentlich aus den Perspektiven des Buddha-Dharma.


    Gruß Helmut

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Hallo Helmut,


    vielen Dank für deine Antwort.


    Welche vielfältigen Ursachen und Bedingungen wären das?


    Versuche zu verstehen warum die so ein Leid durchleben müssen.


    VG

    Buddha_Student

  • Lieber Buddha_Student,


    dein Mitgefühl für die geschundenen Tiere ist sehr gut und es schmückt dich. :rose:

    Wie Helmut richtig sagt, liegt es an jedem von uns, keinen Schaden zuzufügen. Das betrifft auch einen selbst, denn wenn Mitgefühl zu Mitleid wird, dann ist damit niemandem geholfen, aber uns selbst fügen wir unnützen Schaden zu.


    Leid gehört zur Natur von Samsara, aber wir sollten kein zusätzliches Leid verursachen.


    Sonst können wir nur das Unheilsame lassen und das Heilsame annehmen:

    Zitat

    4. "Und was, Freunde, ist das Unheilsame, was ist die Wurzel des Unheilsamen, was ist das Heilsame, was ist die Wurzel des Heilsamen? Töten von Lebewesen ist unheilsam; nehmen, was nicht gegeben wurde, ist unheilsam; Fehlverhalten bei Sinnesvergnügen ist unheilsam; unwahre Rede ist unheilsam; gehässige Rede ist unheilsam; der Gebrauch grober Worte ist unheilsam; Geschwätz ist unheilsam; Habgier ist unheilsam; Übelwollen ist unheilsam; falsche Ansicht ist unheilsam. Dies nennt man das Unheilsame."

    ...

    6. "Und was ist das Heilsame? Enthaltung vom Töten von Lebewesen ist heilsam; Enthaltung vom Nehmen, was nicht gegeben wurde, ist heilsam; Enthaltung vom Fehlverhalten bei Sinnesvergnügen ist heilsam; Enthaltung von unwahrer Rede ist heilsam; Enthaltung von böswilliger Rede ist heilsam; Enthaltung vom Gebrauch grober Worte ist heilsam; Enthaltung von Geschwätz ist heilsam; Nicht-Habgier ist heilsam; Nicht-Übelwollen ist heilsam; Richtige Ansicht ist heilsam. Dies nennt man das Heilsame."

    Richtige Ansicht


    _()_:rad:

    Mein Motto: "Nur Materie ist real." Probier's mal aus :)

  • Ich kann dir deine Frage leider nicht beantworten, da ich es selber unfassbar finde, was besonders in der Massentierhaltung geschieht. Es bestürzt mich wirklich zu tiefst und ich kann es absolut nicht nachvollziehen. (Bin veganer, ohne meine Entscheidung hier anpreisen zu wollen. Wirklich, in keinster Weise!)


    Ich persönlich denke, dass ein Grund die Verblendung der Menschen sein könnte. Außerdem die Bequemlichkeit. Gerade im Falle der Massentierhaltung sind viele Menschen nicht mitfühlend genug oder bemühen sich gar nicht, das Tierleid zu verstehen.


    Ich möchte hier noch einmal darauf hinweisen, dass ich niemanden kritisieren möchte, der Fleisch ist und das meine Aussagen hier niemanden angreifen sollen!

  • Ein Thema welches mich schon seit Jahren beschäftigt ist das große Tierleid. Überall in den Medien sieht man wie sehr unsere Mitlebewesen ausgebeutet, missbraucht und getötet werden, für Geld, Macht, Spaß oder Sport etc.

    ......

    In der Natur verstehe ich den Kreislauf. Der Vogel frisst den Wurm um zu überleben, der Vogel wird von der Schlange gefressen etc.

    Aber wir Menschen können ja darauf verzichten anderen Lebewesen ABSICHTLICH Schaden zu zufügen.

    Das geschieht aufgrund der Geistedgifte Gier, Hass und Verblendung. Dadurch entsteht großer Schaden und viel Leid, deshalb hat der Buddha gelehrt wie sie zu überwinden sind.

  • Oder ist es eher so, dass die Tiere früher mal Menschen waren, sich schlecht verhalten haben und deshalb als Tiere wiedergeboren wurden, um jetzt das "Karma" zu erhalten?

    Meinst du, ich nehme mir raus, Tiere ganz furchtbar zu quälen und habe meine Entschuldigung gleich mitgeliefert, weil ich gebe ihnen ja nur die Strafe, die sie aufgrund ihres letzten Lebens verdient haben?

    :eek:

    aber ich versuche zu verstehen warum unschuldige Lebewesen solche Qualen erleiden müssen

    Ich glaube, dass für manche Fragen unser Gehirn einfach zu klein ist, um sie beantworten zu können. Warum es so elendig viel Leid in der Welt gibt, hat bisher noch keine Religion beantworten können.

    Ich kann nur erkennen, dass das meiste Leid durch Menschen erzeugt wird und wir alle aufgerufen sind, diesen Wahnsinn zu beenden, jeder mit seinen Möglichkeiten.

    Das geschieht aufgrund der Geistedgifte Gier, Hass und Verblendung. Dadurch entsteht großer Schaden und viel Leid, deshalb hat der Buddha gelehrt wie sie zu überwinden sind.

    Dem kann ich mich nur anschließen und jeden Tag wieder neu versuchen, es besser zu machen.

  • Niemand (außer dass einige Buddhisten glauben, ein Buddha kann das) kann erklären oder verstehen, warum ein betimmtes Lebewesen in diesem Leben das und das erleiden muss. Dazu ist das abhängige Entstehen und Karma viel zu kompliziert.

    Aber allgemein hat der Buddha für uns erklärt, dass aus unheilsamer Motivation, aus Gier und Hass, rücksichtslosem Egoismus, aus Töten, Stehlen, Lügen usw. für das so handelnde Lebewesen in diesem oder in späteren Leben Leid entsteht.

    Majjhima Nikaya 135

    Majjhima Nikaya 136


    Daher müssen die in diesem Leben unschuldigen Tiere ihr Tierdasein in dieser Menschenwelt in früheren Leben selbst verursacht haben:

    Zitat

    "Eigner der Werke, Brahmane, sind die Wesen, Erben der Werke, Kinder der Werke, Geschöpfe der Werke, Knechte der Werke: das Werk scheidet die Wesen ab, nach Verkommenheit und Vorzüglichkeit."

    Majjhima Nikaya 135


    Wie ich einmal in einem Text über Karma gelesen habe, sind die drei unteren Daseinsbereiche (Hölle, Hungrige Geister, Tiere) hauptsächlich passive Bereiche, d.h. diese Wesen erleiden dort nur ihr angesammeltes negatives Karma. Die Raubtiere vielleicht sammlen auch noch neues negatives Karma an, vielleicht. Darüber habe ich vom Buddha gesagt noch nichts gefunden. Jedenfalls ist es wohl eher minimal im Vergleich was ein Mensch mit seinen grausamen Motivationen ansammeln kann.

    Die Tiere bauen also ihr negatives Karma ab und sammeln kein neues negatives Karma. Ein Trost.


    Naturlich wäre es haarsträubend sich absichtlich (oder als Ausrede) als "Vollzugsbevollmächtigter" gegenüber den Tieren aufzuspielen:

    1) weil wir dann furchtbar unheilsam handeln .....

    2) wäre es ein falsches Verständnis von Karma. Das Karma anderer Wesen wirkt ohne bewusste Einmischung von uns.

    3) wenn wir den Tieren helfen glücklicher zu leben, ist dies

    -- a) gutes Karma für uns und

    -- b) blelbt den Tieren Leiden erst mal erspart und im Sterbeprozeß können sie durch die Reifung einer positiven karmischen Anlage als Mensch wiedergeboren werden und dann die Befreiung erlangen. (Um Nirvana erreichen zu können muss man nicht erst sein ganzes negatives Karma erleiden, sondern Nirvana erreicht man durch die Beseitigung der Unwissenheit.)


    Fazit: trotz negativen Karmas der Wesen ist es sinnvoll anderen Wesen so gut wie möglich zu helfen - ohne Ausnahme.

    :rainbow:

  • Versteht ihr euer eigenes Dukkha?

    Wenn im dürren Baum der Drache Dir singt
    siehst wahrhaft Du den WEG.
    Wenn im Totenkopf keine Sinne mehr sind
    wird erst das Auge klar.


    jianwang 健忘 = sich [selbst] vergessend