Gibt es im Buddhismus den Begriff "Seele" oder ist alles Geist?

  • In meiner Kindheit wurde mir eine katholische Sichtweise nahe gebracht und vieles über die Unterschiede zwischen Seele und Geist. Gibt es sowas auch im Buddhismus? :sunny:

  • xiaojinlong

    Hat das Thema freigeschaltet.
  • Ich denke, dass man bei so einer Frage erstmal die Begriffe definieren muss. Denn "Geist" kann im Buddhismus und in der kath. Sichtweise schon wieder was anderes bedeuten. Dazu kommt, dass die buddhistischen Traditionen unterschiedliche Begriffe für das Gleiche und den gleichen Begriff für unterschiedliche Ideen haben können. Das liegt teilweise auch daran, wo eine Tradition entstanden ist oder sich ausgebreitet hat, und wie dann aus den jeweiligen Sprachen (Japanisch, Sanskrit, Pali, Tibetisch usw.) ins Deutsche übersetzt wurde.


    Relativ eindeutig kann man aber wohl sagen, dass der Begriff "Seele" im Buddhismus nicht vorkommt, weil er ein dauerhaftes "Ich" suggeriert. Zwar gibt es so etwas wie eine "Kohäsion durch Gewohnheit", aber die für den Buddhismus essentielle Lehre von Anatta oder Anatman besagt, dass es kein dauerhaftes Ich gibt.

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    Hmmmmm wenn man eine Sele als etwas immer gleichbleibendes, aus sich selbst heraus existierendes definiert gibt es das nicht. Wenn eine Sele sich aber auch ändern kann oder abhängig fon anderem existiert, dan würde ich eine existenz nicht verwerfen aber auch nicht bestätigen:grinsen:

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    Hmmmmm wenn man eine Sele als etwas immer gleichbleibendes, aus sich selbst heraus existierendes definiert gibt es das nicht. Wenn eine Sele sich aber auch ändern kann oder abhängig fon anderem existiert, dan würde ich eine existenz nicht verwerfen aber auch nicht bestätigen:grinsen:

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    Klar, man kann den Begriff umdefinieren, aber das macht die Sache eher komplizierter als einfacher...

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    Hmmmmm wenn man eine Sele als etwas immer gleichbleibendes, aus sich selbst heraus existierendes definiert gibt es das nicht. Wenn eine Sele sich aber auch ändern kann oder abhängig fon anderem existiert, dan würde ich eine existenz nicht verwerfen aber auch nicht bestätigen:grinsen:

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    Klar, man kann den Begriff umdefinieren, aber das macht die Sache eher komplizierter als einfacher...

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    Gut da hast Du recht aber es gibt im Buddhismus ja auch Buddhanatur und Leehrheit und so. Aldo ist das verneinen einer Sehle nicht zwangsläufig korrekt:?

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  • Seele ist ein Konzept, das wir hier im Westen hauptsächlich aus monotheistischen Religionen und verschiedenen westlichen Philosophien kennen.


    Die Leerheit (Sanskrit: Sunyata) ist, unabhängig von den unterschiedlichen Definitionen in den Mahayana-Schulen, eine Verneinung, eine Negation. Deshalb kann man die Leerheit nicht mit Seele gleichsetzen, denn die Seele ist kein verneinender Begriff, sondern ein positiver, bestätigender Begriff.


    Auch die Buddhanatur kann man nicht mit Seele gleichsetzen. Die Buddhanatur ist definiert als ein Potenzial, das es uns ermöglicht, uns von allen Hindernissen durch Leidenschaften und von allen Hindernissen für die Allwissenheit zu befreien, Dieses Potenzial müssen wir durch unsere spirituelle Praxis entfalten und zur Reife bringen. Auch dies ist etwas anderes als Seele.


    Im Kontext des Buddhismus wird die Person als aus Körper und Geist zusammengesetzt aufgefasst. Das wird mit den fünf Skandhas (Pali: Khandhas) zum Ausdruck gebracht. Diese fünf Skandhas sind: Körper, Empfindung, Unterscheidung, Gestaltende Faktoren und Hauptbewusstsein.


    Gruß Helmut

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Gut da hast Du recht aber es gibt im Buddhismus ja auch Buddhanatur und Leehrheit und so. Aldo ist das verneinen einer Sehle nicht zwangsläufig korrekt

    Leerheit ist ein Begriff, der aus sich selbst heraus nichts bedeutet. Erst in Bezug auf ein Objekt bekommt er eine Bedeutung. Also "der Stuhl ist leer von einer Eigennatur". "Leerheit" ohne Objekt ist komplett bedeutungslos, ist also für sich nicht "etwas".


    "Buddhanatur" auch nur ansatzweise mit einer Seele in Verbindung zu bringen, zeugt von einem ganz falschen Verständnis. Das liegt aber auch an der Sprache. Buddhanatur ist das allem zugrunde liegende Potential, Buddha zu werden. Zwei Menschen können also nicht zwei getrennte "Buddhanaturen" haben. Alle Wesen haben Buddhanatur heisst: sie sind Teil der gleichen Ganzheit. Die Buddhanatur verwirklichen heisst: sich von der Identifikation mit dem Individuellen vollständig zu verabschieden. Statt dessen erkennt man, dass man Teil dieser Ganzheit ist, in der alles in gegenseitiger Abhängigkeit existiert. Buddhanatur ist also, wenn man so will, das krasse Gegenteil einer Seele.

  • Gut da hast Du recht aber es gibt im Buddhismus ja auch Buddhanatur und Leehrheit und so. Aldo ist das verneinen einer Sehle nicht zwangsläufig korrekt

    Leerheit ist ein Begriff, der aus sich selbst heraus nichts bedeutet. Erst in Bezug auf ein Objekt bekommt er eine Bedeutung. Also "der Stuhl ist leer von einer Eigennatur". "Leerheit" ohne Objekt ist komplett bedeutungslos, ist also für sich nicht "etwas".


    "Buddhanatur" auch nur ansatzweise mit einer Seele in Verbindung zu bringen, zeugt von einem ganz falschen Verständnis. Das liegt aber auch an der Sprache. Buddhanatur ist das allem zugrunde liegende Potential, Buddha zu werden. Zwei Menschen können also nicht zwei getrennte "Buddhanaturen" haben. Alle Wesen haben Buddhanatur heisst: sie sind Teil der gleichen Ganzheit. Die Buddhanatur verwirklichen heisst: sich von der Identifikation mit dem Individuellen vollständig zu verabschieden. Statt dessen erkennt man, dass man Teil dieser Ganzheit ist, in der alles in gegenseitiger Abhängigkeit existiert. Buddhanatur ist also, wenn man so will, das krasse Gegenteil einer Seele.

    _()_ da könnte man jetzt fragen:" was ist den Lehr ? Ist der Körper Lehr? Nein der Körper hat ja Eingeweide und Knochen usw. Sind die Gedanken Lehr ?.....

    Oder ist da was anderes das Lehr ist?

    Könnte mann fragen, aber wozu das ganze :grinsen:

    Danke führ alle erklärungen_()_

  • Statt hier jetzt wieder untereinander über buddhistische Begriffe zu debattieren, sollten wir erst einmal abwarten, welche Nachfragen, Verständnisfragen Wolfgang, der Themenstarter, hat.


    Gruß Helmut

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Ich danke allen für die Antworten. Von der Richtung her passt das alles sehr gut zu meinen Vermutungen. Ich komme bei meinen Überlegungen zu dem Ergebnis ohne den Begriff Seele die Zusammenhänge besser erklären zu können. Vielen Dank und allen einen schönen Abend. :sunny:

  • da könnte man jetzt fragen:" was ist den Lehr ? Ist der Körper Lehr? Nein der Körper hat ja Eingeweide und Knochen usw. Sind die Gedanken Lehr ?.....

    Oder ist da was anderes das Lehr ist?

    Leer heisst im buddhistischen Sinne nicht, dass da nichts ist. Sondern dass es nichts dauerhaftes gibt. Deswegen "leer von" wie in "Leer von einer Eigennatur".


    Um Dein Beispiel mit dem Körper aufzugreifen: Der Körper ist leer, weil es "Körper" nicht als eigenständige Instanz gibt, die irgendeine Eigennatur hätte oder dauerhaft ist. Da wird auch deutlich, warum es in Bezug auf die Unterscheidung von einer "Seele" von Bedeutung ist, das zu klären. Man könnte sagen, der Körper hat keine "Seele" namens "Körper", die unabhängig von den Einzelteilen und der Abhängigkeit von der Umwelt existieren würde.


    Nehmen wir ein anderes Beispiel, damit es nicht so blutrünstig klingt. Ein Stuhl - trage die Lehne hinaus, dann die Sitzfläche, dann die Beine - am Ende steht da kein Stuhl mehr, aber es hat auch niemand einen Stuhl hinausgetragen. Also ist der Stuhl etwas zusammengesetztes, "Stuhl" an sich gibt es nicht, das ist nur eine Bezeichnung. Ausserdem ist der Stuhl abhängig von seiner Umwelt. Welche Bedeutung hätte ein Stuhl für eine Mücke? Hat eine Mücke ein Wort für einen Stuhl, oder eine Verwendung dafür? Existiert also für das Universum der Mücke etwas, das man "Stuhl" nennt?

  • In meiner Kindheit wurde mir eine katholische Sichtweise nahe gebracht und vieles über die Unterschiede zwischen Seele und Geist. Gibt es sowas auch im Buddhismus? :sunny:

    Ich habe etwas dazu gelesen, was mir einleuchtet. Vielleicht ist die Erklärung was für Dich.


    Zitat

    Wiedergeburt ohne Seele

    Buddha lehnte mit der Anatman-Lehre die Hindu-Lehren zur Existenz einer Seele (Atman) und einer Weltseele (Brahman) ab. Als Sozialreformer kritisierte er auch die Seelenvorstellung der Jaina, einer anderen religiösen Strömung seiner Zeit. Die Anatman-Lehre hat Folgen für die buddhistische Wiedergeburtsvorstellung. Was wird wiedergeboren, wenn es keine Seele gibt? Es sind die Taten der Menschen, die zu karmischen Impulsen führen, die wiederum danach streben, sich wieder zu verkörpern.

    Wir können uns diesen Vorgang ähnlich vorstellen wie jenen, bei der Flamme einer Kerze kurz vor dem Erlöschen auf eine neue Kerze übertragen wird: Die Kerzen (Existenzen) sind verschieden, die Flamme (Taten/Karma) brennt weiter.

    Die Vier Edlen Wahrheiten - Lexikon der Religionen

    Zu meinen Beiträgen: So sehe ich es.


    Viele Wege führen ins Nirvana.

    Deepa

  • Der Begriff "Seele" ist im heutigen Sprachgebrauch nicht eindeutig. "Seele" kann zweierlei bedeuten:

    1. Das "höhere Ich", das im Hinduismus "Atman" genannt wird. Dessen Existenz hat der Buddha eindeutig verneint.

    2. Die Psyche wird auch oft als "Seele" bezeichnet. Die westliche Esoterik sieht die Psyche auf einer niedrigen Ebene zwischen dem Körper und dem Geist. Ich bin mir nicht sicher, ob es die Psyche auch im Buddhismus gibt.

  • Der Begriff "Seele" ist im heutigen Sprachgebrauch nicht eindeutig. "Seele" kann zweierlei bedeuten:

    1. Das "höhere Ich", das im Hinduismus "Atman" genannt wird. Dessen Existenz hat der Buddha eindeutig verneint.

    2. Die Psyche wird auch oft als "Seele" bezeichnet. Die westliche Esoterik sieht die Psyche auf einer niedrigen Ebene zwischen dem Körper und dem Geist. Ich bin mir nicht sicher, ob es die Psyche auch im Buddhismus gibt.

    1. Eine klassische Dreiteilung ist "Körper, Geist und Seele", wobei die Seele als ewig oder göttlich, aus sich selbst heraus bestehend gesehen wird. Das hat der Buddha als unerkennbar verworfen. "Geist" bedeutet hier soviel wie "Psyche", das griechische Wort für Geist. Psyche bezeichnet "die Gesamtheit des menschlichen Fühlens, Empfindens und Denkens" (Duden).


    2. Damit sind wohl die Gefühle bzw. Emotionen gemeint, in der Esoterik (übrigens auch in der Östlichen) der Astralkörper zwischen Mentalkörper und physischem Körper.
    Als Fühlen Im allgemeinen Sprachgebrauch z.B. als "seelisches Leid" oder "seelisch krank", also emotionale Verstimmtheit.


    Im Buddhismus fällt das unter vedana, der Begriff umfasst sowohl körperliche als auch geistige Gefühle.

  • Vor 20 Jahren ist die Mutter eines Kollegen von mir verstorben, er selbst sagte über sich, dass er dem Buddhismus sehr nahe steht und versucht im Alltag vieles umzusetzen. Er erzählte mir nach dem Besuch seiner Mutter, dass er in ihr Zimmer ging, in dem sie friedlich lag. Es war schlechte Luft in dem Raum und er wollte nicht von sich aus einfach das Fenster öffnen, so ging er zur Schwester, die ihm helfen wollte. Sie betraten beide das Zimmer, er ging zu seiner Mutter und die Schwester zum Fenster und öffnete es. In diesem Moment, so hat er berichtet, hat er für einen Moment gesehen, wie die Seele durch das Fenster verschwand. Der Gesichtsausdruck seiner toten Mutter war ein anderer als vorher.


    Wenn ich hier lese, war die Aussage nicht so korrekt. Das Beispiel mit der Kerze ist sehr gut nachvollziehbar.

    Falls Du glaubst, dass Du zu klein bist, um etwas zu bewirken, dann versuche mal zu schlafen, wenn eine Mücke im Raum ist.

    Dalai Lama

  • Aha, ich bin wohl ein bisschen schwer von Begriff. Ich dachte, Du meintest

    Das hat der Buddha als unerkennbar verworfen.

    Das hat der Buddha als unverkennbar verworfen. Unerkennbar hatte ich in diesem Zusammenhang nicht begriffen.


    Natürlich stimme ich Dir zu. :)

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Aber der "Schreibfehler" war doch keiner:" Unerkennbar verworfen" ist doch genau richtig. Buddha hat "Seele" nicht verworfen, er hat ihr aber absolut die Beständigkeit entzogen. Auf Seele kann man vertrauen, aber nie darauf bauen oder sich stützen. Buddha hat allen Geistesobjekten die als aus sich selber heraus erscheinend und Ewig gesehen werden, genau das entzogen, die Beständigkeit und das aus sich selber ohne Bedingungen sein, aber Seele bleibt als Begriff erhalten.

  • Die Seele ist nichts mehr als ein Gedanke der mit subjektivem Inhalt gefüllt zu etwas lebendiges heranwächst.

    Zwischen zwei Gedanken die das Objekt der Seele am leben erhalten, liegt etwas das ferner nicht sein könnte - die Liebe selbst.

    Liebe, die dir keine Seele zuspricht. Die Dir bereits alles genommen hat was du denken konntest, aber gleichzeitig bereit ist wieder alles zu geben was du denken wirst. Ohne zu merken befreit die Liebe dich, lässt dich denken, dir auch Gedanken über eine Seele machen.

    Es geht sogar soweit, dass Gedanken eine nicht unerhebliche Kontrolle auf den Körper haben.

    Sie führen nicht selten in extremen Stresssituationen zu Halluzinationen und Einbildungen, um mit dem Erlebten klarzukommen.

    Es findet in gewisser Weise eine Kompensation statt, um das eigene Ich weiter am Leben zu halten.


    Eine Seele gibt es nicht - Was es gibt ist alles - davor und danach.


    In Liebe schreibt dir,

    Niemand

  • Aber der "Schreibfehler" war doch keiner:" Unerkennbar verworfen" ist doch genau richtig.

    Ja, klar. Ich war ja nur auf dem falschen Dampfer :clown:

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Alles klar Monika, da hat sich beim Lesen ein "v" dazwischengeschummelt.

    Mit "unerkennbar" hab ich gemeint dass alles was wir wahrnehmen und erkennen können Ursachen und Bedingungen hat. Etwas aus sich selbst heraus Existierendes ist demnach nicht erkennbar und was nicht erkennbar ist, von dem kann man nicht mit Recht behaupten dass es existiert. Man kann höchstens daran glauben wenn man will.