Besondere respektvolle Wertschätzung „älteren“ Menschen gegenüber

  • Hallo Buddhalandgemeinde,


    in einem anderen Thread ging es um ein Thema, das darauf hinauslief, dass manche die Meinung vertreten, dass „älteren Menschen“ eine „besondere respektvolle Wertschätzung“ gebührt.


    Ich kopiere mal ein paar meiner Aussagen (z.T. etwas abgewandelt) in diesen Thread - würde gerne eure Meinung dazu lesen und sie mit euch (wer mag) näher erörtern.




    Das kalendarische Alter sagt nichts darüber aus, wie reif eine Person ist. Es sagt auch nichts darüber aus, ob oder welche Gebrechen sie hat, wie sie kognitiv aufgestellt ist, wie lange sie noch unter uns weilt u.s.w.


    Ausschlaggebend ist letztendlich, welche Fähigkeiten, Einschränkungen, Gebrechen die Person hat. Dann kann man individuell entscheiden, wie konkret man ihr Wertschätzung entgegenbringen kann.



    Wenn da ein junger Mensch ist, der z.B. an Krücken geht und erschöpft wirkt, biete ich selbstverständlich ihm meinen Sitzplatz an und nicht dem Menschen, der älter aussieht - dafür rüstig. Ihm kann ich mich anders wertschätzend zuwenden.



    Es wurde sich für eine besondere - respektvolle Wertschätzung für ältere Menschen ausgesprochen.


    Genau hier frage ich genauer nach.


    Weshalb Menschen aufgrund des kalendarische Alters eine „besondere respektvolle Wertschätzung“ entgegenbringen?



    Wenn die Person nun 20 Jahre jünger wäre, wäre das ein Grund ihr diese „besondere respektvolle Wertschätzung“ nicht entgegenzubringen?


    Ab wann gehört jemand zu „älteren Menschen“ - wird das iwie gestaffelt?



    50 J. - 60 J. =


    61 J. - 70 J. =


    ; -)



    Viele Grüße


    Deepa :) _()_

    Zu meinen Beiträgen: So sehe ich es.


    Viele Wege führen ins Nirvana.

    Deepa

  • Generell wiederspreche ich dir nicht.


    Aber es ging in dem Thread um die eigene Großmutter und genau da empfinde ich eine besondere Wertschätzung und Dankbarkeit angebracht. Ich weiß, dass nicht alle das Glück haben wie ich. Meine Großmütter waren fantastische Menschen, ganz besonders die Mutter meiner Mutter. Sie haben ihren Körper, ihre Zeit, ihre Hingabe und ihre Liebe in ihre Kinder investiert und davon profitiere ich jeden Tag. Dafür respektierte ich meine Großmutter. Du siehst, es geht nicht per se ums Alter, es geht um Beziehungen zu älteren Generationen. Ich kann (hoffe ich doch) mit jedem Menschen respektvoll umgehen, weil ich das von meiner Familie gelernt habe, dafür bin ich auf besondere Weise dankbar. Mir ist bewusst, dass manche dieses Glück nicht haben und das deswegen vielleicht nicht verstehen können. Aber ich glaube dann kann man schwer diskutieren.

    • Offizieller Beitrag

    Ich denke du vermischt da zwei Sachen. Das eine ist die Rücksichtnahme. Da ist es doch sehr sinnvoll wenn man die Rücksichtnahme an der Bedürftigkeit ausrichtet.


    Das andere ist so etwas wie "Ehrwürdigkeit". Sowohl das Wort "Herr" und "herrlich" gehen auf das Wort "hehr" -"ehrwürdig" zurück. Dieses geht auf das germanische Wort "haira" was "grauhaarig" bedeutet. Der Ehrwürdige ist der Grauhaarige.


    Warum ist er das?


    Die Denkweise ist wohl die, dass er nicht mehr grün hinter den Ohren sondern hat vieles erlebt und mitgemacht hat.


    Er hat viel gesehen und seine Augen sind schwach. Er hat viel gehört und seine Ohren hören nicht mehr. Er hat viel geleistet und sein Rücken ist krumm. Viel gelebtes Leben - viel durchgemacht und noch immer da. Weil früher die Menschen nicht alt wurden, war ein alter Mensch etwas ganz besonderes.


    Ich kann das nachvollziehen. Mein Großvater erzählte mir, wie es beim Reichsarbeitsdienst war, meine Grossmutter erzählte mir davon, wie es war, als die paar Leute die das KZ überlebt hatten in die Stadt zurück kamen und viele sich dem Ausmaßes dessen bewusst wurden. In einem Augenblick, werden Sachen die 70 Jahre zurückliegen plötzlich lebendig. Das ist wie ein Wunder. Einmal habe ich noch jemand Uralten erlebt, der so um 1900 geboren war und mir von der Räterepublik erzählt hat, die er als junger Mann miterlebt hat.


    Während wir selbst in unserer Lebenszeit verwurzelt sind, öffnet sich da etwas Grösseres und es wird so das Werken der Zeit deutlich. Der Rhythmus in dem Kinder zu Erwachsenen, Jugendliche zu Eltern, kraftstrozende Gestalten zu Greisen wird. Davor hat man doch Ehrfurcht.


    Unabhängig davon, ob man besonders rüstig ist oder nicht, Altern selbst eine Form des Leidens ist, die uns näher an den Tod rückt. irgendwann - so mit 95 - waren von meinem Opa sämtliche Bekannte und Freude gestorben. Er ging durch eine Strasse der Erinnerung und kannte kaum einen Lebenden. Je länger man lebt, desto mehr ist man als Opfer der Vergängichkeit vom Zahn der Zeit benagt. Diese Fremdheit in der Welt geht oft mit Eeinsamkeit einher.


    Es ist ein Unterschied, ob man auf sein Leben blickt und dabei auf etwas blickt,Rück ganz in der Zukunft ist, halb in der Zukunft oder fast ganz in der Vergangenheit liegt.

    Aus jedem Alten blickt uns eine Zukunft an in der auch wir, abbauen, hilfsbedürftig werden, wo wir uns vielleicht nutzlos und überflüssig fühlen. Und dem ist es doch wichtig mit Respekt und Anerkennung zu begegnen.


    Du musst niemand ehren und würdigen. So etwas ist immer etwas, was von einem selbst ausgeht und was man nicht anordnen kann.


    Während man Rücksicht auf alle Benachteiligten und Eingeschränkten ja durchaus verlangen kann.

  • Generell wiederspreche ich dir nicht.


    Aber es ging in dem Thread um die eigene Großmutter und genau da empfinde ich eine besondere Wertschätzung und Dankbarkeit angebracht. Ich weiß, dass nicht alle das Glück haben wie ich. Meine Großmütter waren fantastische Menschen, ganz besonders die Mutter meiner Mutter. Sie haben ihren Körper, ihre Zeit, ihre Hingabe und ihre Liebe in ihre Kinder investiert und davon profitiere ich jeden Tag. Dafür respektierte ich meine Großmutter. Du siehst, es geht nicht per se ums Alter, es geht um Beziehungen zu älteren Generationen. Ich kann (hoffe ich doch) mit jedem Menschen respektvoll umgehen, weil ich das von meiner Familie gelernt habe, dafür bin ich auf besondere Weise dankbar. Mir ist bewusst, dass manche dieses Glück nicht haben und das deswegen vielleicht nicht verstehen können. Aber ich glaube dann kann man schwer diskutieren.

    Hallo - danke, für Deine Ausführung.


    Es ging im Verlauf auch grundsätzlich um „ältere Menschen“.


    Ansonsten kann ich Deine Dankbarkeit für Deine Großmutter verstehen - so, wie Du ihr Verhalten zusammenfasst.


    Da ich keine solchen Angaben bzgl. allgemeines Verhalten der besagten Großmutter (um die es in dem anderen Thread ging) lesen konnte, möchte ich sie außen vor lassen und nicht spekulieren.


    Wäre Deine Großmutter z.B. eine Frau gewesen, die Deine und die Bedürfnisse anderer regelmäßig übergeht, wäre das eine vollkommen andere Situation.



    Angenommen, dass Du eine Freundin hättest, auf die das zutrifft: „Meine Freundin ist ein fantastischer Mensch. Sie haben ihren Körper, ihre Zeit, ihre Hingabe und ihre Liebe in mich investiert und davon profitiere ich jeden Tag.


    Dann würdest Du sie doch auch dafür respektieren (?)



    Hinzu kommt, wie genau sich dieser Respekt - die Wertschätzung konkret - praktisch zeigt.

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    Deepa

  • Zitat

    Die Denkweise ist wohl die, dass er nicht mehr grün hinter den Ohren sondern hat vieles erlebt und mitgemacht hat.

    Das kann auf einen jungen Menschen ebenso zutreffen.


    Eine Person die jünger (20 J.?) ist kann mehr erlebt und mitgemacht haben, als jemand der älter (60 J.?) ist.

    Zu meinen Beiträgen: So sehe ich es.


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    Deepa

  • Zitat

    Du musst niemand ehren und würdigen. So etwas ist immer etwas, was von einem selbst ausgeht und was man nicht anordnen kann.

    Es geht auch nicht ums Müssen, sondern darum, weshalb und wie dieses Ehren und Würdigen konkret aussieht.


    Hast Du da ein konkretes Beispiel - kann gerne fiktiv sein.

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    Deepa

  • Ich würde das wohl auch für eine Freundin tun. Allerdings hat noch keine meiner Freundinnen ihren Körper für mich geopfert. Zumindest in diesem Leben. (:


    Meine Großmutter starb an Krebs. Um meinen Großvater zu entlasten bin ich jedes Wochenende mit meiner Mutter zu ihr gefahren um sie zu pflegen. Das waren jedes mal 5 Stunden Autofahrt, also nicht gerade ums Eck. Es war eine anstrengende und sehr traurige Zeit. Aber ich habe das für meine Großeltern getan, weil ich ihnen dankbar bin. Sie waren vom Augenblick meiner Geburt an Menschen die mich bedingungslos geliebt haben. Da konnte ich etwas zurück geben. Es war die extreme Form der Wertschätzung.


    Ich glaube wir sind in besonderem Maße verantwortlich für diejenigen, die uns dieses Leben geschenkt haben. Meine Großeltern waren keine heiligen. Aber sie haben mich geliebt. Ich habe sie einfach zurück geliebt. Mehr ist es nicht.


    Ich habe übrigens keine einzige Antwort im anderen Thread unabhängig von der jeweils eigenen Großmutter gelesen. So unterschiedlich kann Wahrnehmung sein. :)

  • Um zu verdeutlichen, dass das auch bei sehr viel jüngeren Menschen der Fall sein kann...

    Zitat

    Unabhängig davon, ob man besonders rüstig ist oder nicht, Altern selbst eine Form des Leidens ist, die uns näher an den Tod rückt. irgendwann - so mit 95 - waren von meinem Opa sämtliche Bekannte und Freude gestorben.

    Ich kenne jemanden aus Syrien - seine gesamte Familie ist im Krieg gestorben.


    Welchen Unterschied macht es, ob des erlebten Leids, dass er noch keine 40 J. ist?

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    Deepa

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Die Denkweise ist wohl die, dass er nicht mehr grün hinter den Ohren sondern hat vieles erlebt und mitgemacht hat.

    Das kann auf einen jungen Menschen ebenso zutreffen.


    Eine Person die jünger (20 J.?) ist kann mehr erlebt und mitgemacht haben, als jemand der älter (60 J.?) ist.

    Ich denke an diesem Punkt hast du hast recht und es ist nicht so das Altern im kalendarischen Sinne, sondern ein Durchstehen, das mit einem "Reifen" verbunden ist. Man kann sich auch sehr unreife Alte vorstellen.

  • Allerdings hat noch keine meiner Freundinnen ihren Körper für mich geopfert. Zumindest in diesem Leben. (:

    Darum geht es auch nicht :)


    Meine Frage zielt darauf ab, dass es um die Handlung als solche geht - ob es sich dabei nun um die Großmutter oder eine Freundin handelt, die ihren Körper für einen opfert.

    Zitat

    Ich habe übrigens keine einzige Antwort im anderen Thread unabhängig von der jeweils eigenen Großmutter gelesen. So unterschiedlich kann Wahrnehmung sein. :)

    Unterschiedlich von wessen Wahrnehmung? Ich kann Dir gerade nicht folgen. Hat denn jemand behauptet, dass jemand unabhängig von der eigenen Großmutter berichtet hat? :)


    Zitat

    Meine Großmutter starb an Krebs. Um meinen Großvater zu entlasten bin ich jedes Wochenende mit meiner Mutter zu ihr gefahren um sie zu pflegen. Das waren jedes mal 5 Stunden Autofahrt, also nicht gerade ums Eck. Es war eine anstrengende und sehr traurige Zeit. Aber ich habe das für meine Großeltern getan, weil ich ihnen dankbar bin. Sie waren vom Augenblick meiner Geburt an Menschen die mich bedingungslos geliebt haben. Da konnte ich etwas zurück geben. Es war die extreme Form der Wertschätzung.

    Das glaube ich Dir gerne, dass das eine traurige Zeit war. Deine Großeltern haben es bestimmt zu schätzen gewusst, dass ihr derart für sie da wart. :)

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    Deepa

  • Zitat

    Die Denkweise ist wohl die, dass er nicht mehr grün hinter den Ohren sondern hat vieles erlebt und mitgemacht hat.

    Das kann auf einen jungen Menschen ebenso zutreffen.


    Eine Person die jünger (20 J.?) ist kann mehr erlebt und mitgemacht haben, als jemand der älter (60 J.?) ist.

    Ich denke an diesem Punkt hast du hast recht und es ist nicht so das Altern im kalendarischen Sinne, sondern ein Durchstehen, das mit einem "Reifen" verbunden ist. Man kann sich auch sehr unreife Alte vorstellen.

    Nicht nur vorstellen - man kann sie beobachten. Nur, um mal einen Namen zu nennen: Herr Trump.

    Zu meinen Beiträgen: So sehe ich es.


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    Deepa

  • Allerdings hat noch keine meiner Freundinnen ihren Körper für mich geopfert. Zumindest in diesem Leben. (:

    Darum geht es auch nicht :)


    Meine Frage zielt darauf ab, dass es um die Handlung als solche geht - ob es sich dabei nun um die Großmutter oder eine Freundin handelt, die ihren Körper für einen opfert.

    Deepa, ganz generell ist das natürlich wo ich auf meinem buddhistischen Weg hin möchte. Eine nicht mehr unterscheidende liebevolle Zuneigung nicht nur für Menschen sondern für alle Wesen zu entwickeln. Das hat tatsächlich nichts mit Alter zu tun, nicht mal, ob Mensch, Tier oder sonst was. Aber angefangen das zu empfinden habe ich bei meinen Eltern und Großeltern. Sie haben mich mein Potential erkennen lassen. Von da aus kann es wachsen.


    Ich habe ja bereits geschrieben, dass ich dir generell zustimme. Aber niemandem außer meinen Eltern und meinen Großeltern verdanke ich mein Leben. Von dieser Dankbarkeit spreche ich. Deswegen spricht der tibetische Buddhismus davon, dass man sich bewusst machen soll, dass alle Wesen bereits die eigene Mutter waren. Um diese Liebe und Dankbarkeit auf alle Wesen auszuweiten.


    Zitat

    Unterschiedlich von wessen Wahrnehmung? Ich kann Dir gerade nicht folgen. Hat denn jemand behauptet, dass jemand unabhängig von der eigenen Großmutter berichtet hat? :)

    Du meintest: Es ging im Verlauf auch grundsätzlich um „ältere Menschen“.

    Das habe ich nie so gelesen. Ich habe das immer so gelesen, dass es um ältere Generationen der eigenen Familie ging.

    Einmal editiert, zuletzt von Nyinje ☼ ()

  • Zitat

    Ich glaube wir sind in besonderem Maße verantwortlich für diejenigen, die uns dieses Leben geschenkt haben.

    Interessant. Du meinst die, die direkt und indirekt an Deiner Zeugung beteiligt waren (…, Urgroßeltern, Großeltern, Eltern)?


    Weshalb?


    Was, wenn man in einer Adoptivfamilie aufgewachsen ist, weil die Ursprungsfamilie das Kind nicht wollten?

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    Deepa

  • Deepa, ganz generell ist das natürlich wo ich auf meinem buddhistischen Weg hin möchte. Eine nicht mehr unterscheidende liebevolle Zuneigung nicht nur für Menschen sondern für alle Wesen zu entwickeln. Das hat tatsächlich nichts mit Alter zu tun, nicht mal, ob Mensch, Tier oder sonst was.

    :)

    Zu meinen Beiträgen: So sehe ich es.


    Viele Wege führen ins Nirvana.

    Deepa

  • In dem Fall übernimmt die Adoptivfamilie natürlich diese Position. Ein Baby kann nicht ohne Bezugspersonen überleben. Von diesen spreche ich. Meine Großeltern waren die Bezugspersonen meiner Eltern, diese für mich. Geburt ist das eine, aber die ersten Jahre überleben kann man nur, wenn die Eltern, oder natürlich andere, wenn diese nicht dazu fähig sind, dafür sorgen.


    Mir ist bewusst, dass es grausame Eltern gibt. Das ist schrecklich traurig und ich sehe, dass da kein Anker ist um dankbar zu sein. Das ist schrecklich, davon spreche ich nicht. Ich spreche von "normalen" Eltern-Kind Beziehungen, in denen jeder sein Ego, seine Ansichten und seinen stolz mitbringt, aber der Grundtenor auf Liebe zueinander basiert.

  • Ein alter Mensch hat etwas, das ihm "einen gewissen Anstrich von Weisheit gibt, der ihn vor den Jüngeren auszeichnet", wie Schopenhauer es ausdrückt. Vielleicht ist es das was Respekt hervorruft.


    Zitat

    Wie dem auch sei, die Jugend ist die Zeit der Unruhe; das Alter die der Ruhe: schon hieraus ließe sich auf ihr beiderseitiges Wohlbehagen schließen. Das Kind streckt seine Hände begehrlich aus ins Weite, nach allem, was es da so bunt und vielgestaltig vor sich sieht: denn es wird dadurch gereizt; weil sein Sensorium noch so frisch und jung ist. Dasselbe tritt, mit größerer Energie, beim Jüngling ein. Auch er wird gereizt von der bunten Welt und ihren vielfältigen Gestalten: sofort macht seine Phantasie mehr daraus, als die Welt je verleihen kann. Daher ist er voll Begehrlichkeit und Sehnsucht ins Unbestimmte: diese nehmen ihm die Ruhe, ohne welche kein Glück ist. Im Alter hingegen hat sich das alles gelegt; teils weil das Blut kühler und die Reizbarkeit des Sensoriums minder geworden ist; teils weil Erfahrung über den Wert der Dinge und den Gehalt der Genüsse aufgeklärt hat, wodurch man die Illusionen, Chimären und Vorurteile, welche früher die freie und reine Ansicht der Dinge verdeckten und entstellten, allmälig losgeworden ist; so daß man jetzt alles richtiger und klarer erkennt und es nimmt für das, was es ist, auch, mehr oder weniger, zur Einsicht in die Nichtigkeit aller irdischen Dinge gekommen ist. Dies eben ist es, was fast jedem Alten, selbst dem von sehr gewöhnlichen Fähigkeiten, einen gewissen Anstrich von Weisheit gibt, der ihn vor den Jüngern auszeichnet. Hauptsächlich aber ist durch dies alles Geistesruhe herbeigeführt worden: diese aber ist ein großer Bestandteil des Glückes, eigentlich sogar die Bedingung und das Wesentliche desselben. Während demnach der Jüngling meint, daß wunder was in der Welt zu holen sei, wenn er nur erfahren könnte, wo; ist der Alte vom Kohelethischen »es ist alles eitel« durchdrungen und weiß, daß alle Nüsse hohl sind, wie sehr sie auch vergoldet sein mögen.

    (Schopenhauer, Aphorismen zur Lebensweisheit, Kapitel VI)

  • Du meintest: Es ging im Verlauf auch grundsätzlich um „ältere Menschen“.

    Das habe ich nie so gelesen. Ich habe das immer so gelesen, dass es um ältere Generationen der eigenen Familie ging.

    Dann lies nochmal (?) aufmerksam meine Posts, wenn Du magst. :)


    Ich bin ja ganz bewusst von „eigene Großmutter/…“ zu kalendarisches Alter übergegangen.


    In einem Post wurde verlinkt. Da lese ich

    Zitat
    1. die Ältesten ehren, achten, schätzen und hochhalten und es als ihre Pflicht betrachten, ihnen Gehör zu schenken, ...

    Anguttara Nikaya VII.19-30


    Wobei ich das noch nicht ganz durchgelesen habe und daher nicht weiß, ob sich das ausschließlich auf Familienmitglieder bezieht.


    Auch weiß ich nicht, was konkret „achten, schätzen und hochhalten“ konkret meint.


    Man kann auch einem älteren (60 J.) Menschen zuhören - wertschätzend etwas dazu sagen, das zunächst als unangenehm erlebt wird - und was das potenzial innehat dafür zu sorgen, zukünftig weniger zu leiden.

    Zu meinen Beiträgen: So sehe ich es.


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    Deepa

  • Ein alter Mensch hat etwas, das ihm "einen gewissen Anstrich von Weisheit gibt, der ihn vor den Jüngeren auszeichnet", wie Schopenhauer es ausdrückt. Vielleicht ist es das was Respekt hervorruft.

    Sagt Dir der Name „Charles Manson“ was?


    Recherchier gerne mal und sag mir, ob Du bei ihm diesen Anstrich erkennen kannst.


    Ich gebe extra so extreme Beispiele, damit sich herauskristallisiert, worum es mir geht.

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    Deepa

  • Wer verrückt ist, ist es erst recht im Alter. Ich dachte es geht hier um einigermaßen normale alte Leute.

  • Man kann auch einem älteren (60 J.) Menschen zuhören - wertschätzend etwas dazu sagen, das zunächst als unangenehm erlebt wird - und was das potenzial innehat dafür zu sorgen, zukünftig weniger zu leiden.

    Da sehe ich das Problem im allgemeinen, nicht nur bei älteren Menschen, dass man das nicht genau wissen kann. Verletzende und unangenehme Worte haben generell eher die Eigenschaft Leid zu vermehren, statt zu vermindern. Es kommt auf die Person und die Situation an. Zb. lässt man jemandem seine schrullen, oder werden wirklich andere verletzt. Ich finde das kann man nicht pauschalisieren.

  • Sehe ich stellenweise wie Du.


    Und ich spreche davon, dass es etwas anderes ist als das kalendarische Alter oder die Tatsache, dass man von jemandem gezeugt wurde. Wobei man auch dafür dankbar sein kann. :)

    Zu meinen Beiträgen: So sehe ich es.


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    Deepa

  • Sehe ich stellenweise wie Du.


    Und ich spreche davon, dass es etwas anderes ist als das kalendarische Alter oder die Tatsache, dass man von jemandem gezeugt wurde. Wobei man auch dafür dankbar sein kann. :)

    Ja, das meinte ich am Anfang. Es geht um Generationsbeziehungen. Ob da ne 60 oder ne 80 steht hat damit nichts zu tun. Auch nicht ob es die eigenen Eltern oder Adoptiveltern sind. Es geht mir um Liebe und Geborgenheit in der Kindheit und wie man sein Leben lang darauf reagiert.

  • Man kann auch einem älteren (60 J.) Menschen zuhören - wertschätzend etwas dazu sagen, das zunächst als unangenehm erlebt wird - und was das potenzial innehat dafür zu sorgen, zukünftig weniger zu leiden.

    Da sehe ich das Problem im allgemeinen, nicht nur bei älteren Menschen, dass man das nicht genau wissen kann. Verletzende und unangenehme Worte haben generell eher die Eigenschaft Leid zu vermehren, statt zu vermindern.

    Zunächst sind Worte nicht per se verletzend - sie können Leid auslösen. Sie können einem Menschen auch die Augen öffnen und dazu führen, dass sich das Leid reduziert.


    Mal ein Beispiel:


    Person A. klagt Person B., dass die Schwägerin keinen Kontakt mit ihr haben möchte.


    B. bekommt mit, dass A. immer wieder den Mann (Muslim) der Schwägerin mit Vorurteilen bedenkt.

    Person A. ist sich gar nicht bewusst, dass das die Schwägerin kränkt - sie äußert sich auch nicht dazu, da sie erst 60 J. ist und Person A. 70 J. (;-))


    Nichts sagen - schweigen, ob ihres Verhaltens?

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    Deepa

  • Sehe ich stellenweise wie Du.


    Und ich spreche davon, dass es etwas anderes ist als das kalendarische Alter oder die Tatsache, dass man von jemandem gezeugt wurde. Wobei man auch dafür dankbar sein kann. :)

    Es geht mir um Liebe und Geborgenheit in der Kindheit und wie man sein Leben lang darauf reagiert.

    Da bin ich bei Dir.

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  • Es geht mir darum:

    Zitat

    Das kalendarische Alter sagt nichts darüber aus, wie reif eine Person ist. Es sagt auch nichts darüber aus, ob oder welche Gebrechen sie hat, wie sie kognitiv aufgestellt ist, wie lange sie noch unter uns weilt u.s.w. […]

    Siehe Eingangspost.


    Wäre es per se so, würde es auch „verrückte“ ältere Menschen implizieren.


    Wobei es ganz sicher auch Menschen gibt, die meinen, das Charles Manson eine besondere Form des Respekts gebührt.


    Und ich spreche nicht von Mitgefühl.

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    Deepa