Hallo zusammen,
es ist mir eine Freude, mich nach einiger Zeit des "stillen Mitlesens" nun auch mal vertrauensvoll an alle Mitglieder des Forums zu wenden!
Ich praktiziere seit etwas über einem Vierteljahr Nichiren-Buddhismus und bin durch ein befreundetes japanisch-deutsches Paar in Kontakt gekommen. Beide gehören der SGI an und sind sehr herzlich, hilfsbereit und ich bin ihnen dankbar, dass ich dadurch mit Buddhismus in Verbindung gekommen bin. Mir ist nach einiger Recherche und Austausch mit den anderen klar, dass diese Organisation in der Kritik steht - daraus wurde auch von den Mitgliedern von Anfang an kein Geheimnis gemacht. Ich wollte hier allerdings nicht vorrangig über die SGI sprechen, sondern über etwas anderes.
Im Nichiren-Buddhismus gilt das Lotus-Sutra als "Königin aller Sutras" und wird allen anderen Lehren und Sutras als überlegen dargestellt. Obgleich ich solcher Art von "Absolutheitsanspruch" in jeglicher Religion stets ablehnend gegenüberstand, so sind die Lehren und alles, was ich bisher gehört habe, für mich plausibel und haben mir bereits viele Fragen meines Lebens beantwortet. Besonders gefällt mir der Grundzug des Gedankens, für alle Wesen Befreiung erlangen zu wollen (Bodhisattva-Ideal) und in jedem Menschen die Buddhanatur zu sehen.
Unsicherheit habe ich, da ich als Praktizierender der Einzige zu sein scheine, der auch tatsächlich das Lotus-Sutra liest und studiert (deutsche Übers. von Elisabeth Lindmayer & Tenzin Tharchin; Burton Watson auf Englisch) und ich den Wunsch habe, mehr zu erfahren und auch über den Tellerrand zu schauen. Ich möchte die anderen Schulen und Richtungen verstehen. Ich möchte alles über Dharma, die Vier Edlen Wahrheiten und den Achtfachen Pfad wissen. Auch möchte ich gerne Buddha Shakyamuni einen Platz an meinem Butsudan widmen und sehe keinen Grund, ein Bild der Gründungspräsidenten der SGI aufzustellen, die als die "Ewigen Meister des Kosen-rufu" angesehen und in den Stillen Gebeten (nach der Rezitation von Kap. 2 und 16 des Lotus-Sutras und Namū Myōhō Renge Kyô) verehrt werden.
Meine Frage ist: Verleumde ich die Sangha bzw. den Buddhismus, den ich gerade erst kennengelernt habe, mit meinen kritischen Gedanken und dem "Abweichen" vom vorgegebenen Inhalt? Ich möchte gerne das "Richtige" tun und mich der Praxis vollkommen widmen, auch, da ich schon so lange suche.
Ich freue mich, wenn ihr eure Gedanken mir mir teilt.
Gassho und Namū Myōhō Renge Kyô