Frage zu Liebesbeziehungen im Buddhismus

  • Hallo und danke an alle die zu diesem Thema schreiben und geschrieben haben,


    ich habe natürlich alles mitverfolgt, aber noch keine Möglichkeit gefunden früher zu antworten.
    Das Problem ist tatsächlich so, das ich keine besseren Antworten bekomme. Mein Freund sagt nach wie vor das nichts war und er die Nacht alleine im Bus verbracht hat.
    Lustigerweise ist es nun so das ihn der Buddhismus auf einmal nicht mehr so interessiert, was natürlich meine Vermutung bestätigt das er mehr an der Frau als am Buddhismus interessiert war.
    Wir haben Kontakt, aber er ist ausgezogen, ich weiß nicht in wie weit ich das Vertrauen wieder aufbauen kann. Ich hatte ja auch gemeint das er mich involvieren kann, das wollte er aber nicht. Und als ich vor drei Wochen selbständig Kontakt mit ihr aufgenommen hatte, war er überaus sauer und hat mit verboten weiterhin mit ihr Kontakt zu haben, was ich nun ohnehin nicht mehr will.
    Für mich ist die Ehrlichkeit das Wichtigste, aber er hatte mich ja schon angelogen weil er sagte das er den Kontakt zu ihr abgebrochen hat und dem war aber nicht so.
    Ich denke das ich jetzt einfach mal die Zeit arbeiten lasse, seit letzter Woche habe ich es geschafft loszulassen und es geht mir viel besser. Meine Angst ist weg und ich versuche für den Moment Freundschaft mit ihm zu halten. Das ist ihm zwar zu wenig, aber ich brauche jetzt mal Zeit für mich und habe nun begonnen buddhistische Bücher zu lesen.


    Alles Liebe
    Shirin

  • Shirin:


    ...
    Ich denke das ich jetzt einfach mal die Zeit arbeiten lasse, seit letzter Woche habe ich es geschafft loszulassen und es geht mir viel besser. Meine Angst ist weg und ich versuche für den Moment Freundschaft mit ihm zu halten. Das ist ihm zwar zu wenig, aber ich brauche jetzt mal Zeit für mich und habe nun begonnen buddhistische Bücher zu lesen.


    Hallo Shirin,
    das klingt doch wirklich mehr als gut, wenn Du über einen solchen Um-Weg Interesse für Buddha entwickelt hast und Dich erstmal um Dein Glück kümmerst.
    Ganz liebe Grüße
    Monika

  • Hey, liebe Shirin,
    Vielleicht ist Dein Freund und sein Verhalten zu der " fortgeschrittenen Buddhistin " nur die Ursache, damit Du als Wirkung zum Buddhismus kommst...Klingt vielleicht bescheuert und ich will auch keine Vermutngen anstellen- war aber gerade so ein Gedanke...


    Lieber Gruß,
    crazy dragon

    Tag für Tag ein guter Tag

  • Guten Morgen, crazy-dragon und shirin,
    ja, das ist auch mein Gedanke, weil ich nicht an Zufälle glaube und sich in meinem Leben schon die dollsten Drehungen und Windungen zu meinem Vorteil entwickelt haben, dass ich auf kein damaliges Leid-verursachtes Er-Leben verzichten möchte.
    Liebe Grüße
    Monika

  • monikamarie:

    ...weil ich nicht an Zufälle glaube und sich in meinem Leben schon die dollsten Drehungen und Windungen zu meinem Vorteil entwickelt haben, dass ich auf kein damaliges Leid-verursachtes Er-Leben verzichten möchte.


    Ein spontaner Gedanke dazu, der in der Bibel zu finden ist:


    Röm 8,28
    Wir wissen aber, daß denen, die Gott lieben, alles zum Besten mitwirkt...


    :idea:


    Gruss, erbreich

    unvollkommenheit (dukkha), du nimmst sie nicht persönlich (anatta), sie ist was sie ist (anicca)

  • Guten Morgen, erbreich,
    ja, und nur am eigenen Er-Leben und dem IST-Zustand kann ich ablesen, wie sich mein Karma ausgewirkt hat. Und noch weiter auswirken wird. So wie ich nicht auf Damaliges verzichten möchte, weil es mich zu Heutigem geführt hat, so möchte ich heute nicht versäumen, so zu denken, sprechen, schreiben, handeln, weil mich das zu Morgigem führt. Nur, weil ich diese Erfahrungen gemacht habe, konnte ich für mich feststellen, ich führe ein "geführtes Leben" - und habe dadurch großes Vertrauen. Selbst wenn ich in einigen (wenigen ;) ?) Punkten noch Handlungsbedarf habe.
    Mit ganz besonders lieben Grüßen
    Monika

  • Guten Abend Monika


    Deine Worte strahlen Gleichmut aus und sie erinnern mich an eine Betrachtung über den Gleichmut von Nyanaponika in "Im Lichte des Dhamma". Ein paar Streiflichter daraus:


    Die Leidenswelt braucht Gleichmut.
    Einen Gleichmut, der in bewusster Pflege stark geworden ist.
    Nur ein Gleichmut, der in Erkenntnis wurzelt, hat diese Kraft.
    Alles, was uns widerfährt, stammt aus dem Mutterschoss unseres Wirkens in Taten, Worten und Gedanken.
    Befällt uns doch einmal die Furcht vor dem Ungewissen, so kennen wir die sichere Zuflucht: nämlich unser Wirken, unser gutes Wirken.
    Vertrauen erfüllt uns zur schützenden Kraft jenes Guten, das wir in der Vergangenheit taten.
    Und Mut erfüllt uns, eben in dieser Gegenwart Gutes zu wirken, selbst dann, wenn gerade die Last schweren Geschickes auf uns ruht.
    Je länger wir uns bewusst üben, Gutes zu tun und Schlechtes zu meiden, desto stärker wird in uns die Gewissheit:
    Mehr und mehr schwindet Übles, nur noch Gutes kann die Zukunft bringen!
    Und durch solche Gewissheit entstehen in uns Freude und Vertrauen, Geduld und Gleichmut.
    Dann wird das Wirken zum Freund und mit ihm auch jene Wechselfälle des Lebens, die das Ergebnis unseres Wirkens sind.
    Auch sie werden zu Freunden, selbst wenn sie Leiden bringen.
    Gleichmut ist vollkommenes, unerschütterliches Ebenmass des Gemütes, wurzelnd in Erkenntnis.
    Heiliger Gleichmut - oder wie wir auch sagen mögen: der gleichmütige Heilige - ist die Innere Mitte der Dinge.
    Die Innere Mitte des heiligen Gleichmutes ist unerschütterlich, denn sie ist unverstörbar von aussen.
    Sie ist unverstörbar von aussen, weil sie ohne Hangen ist.


    "Für das, was abhängig ist, gibt es auch Bewegung;
    für das, was nicht abhängig ist, gibt es keine Bewegung;
    wo keine Bewegung ist, ist Ruhe;
    wo Ruhe ist, da ist kein Verlangen;
    wo kein Verlangen ist, da ist kein Kommen und Gehen;
    wo kein Kommen und Gehen ist, ist kein Vergehen und Neu-Entstehen;
    wo kein Vergehen und Neu-Entstehen ist, ist weder ein Hienieden noch ein Jenseits, noch ein Etwas zwischen beiden.
    Eben dies ist das Ende des Leidens."


    Ende Zitat.



    Nyanaponika im hohen Alter von 92 Jahren (ein Jahr vor seinem Tode) in der Forest Hermitage in Kandy, Sri Lanka, wo er den grössten Teil seines Lebens verbracht hat. Für mich persönlich stellt er eine Personifizierung solchen Heiligen Gleichmuts dar.


    Gleichmut hilft uns aber nicht nur auf dem konkreten Weg der spirituellen Praxis, sondern ebensosehr in Belangen wie der hier besprochenen Liebesbeziehungen. Er darf allerdings nicht mit weltlicher Gleichgültigkeit verwechselt werden. Dazu noch einmal Nyanaponika:


    "Doch es muss ein Gleichmut sein, der wache Kraft ist, nicht stumpfe Gleichgültigkeit; der, in bewusster Pflege stark geworden, nicht abhängig ist vom Zufall einer Stimmung... Will man nun den Gleichmut sicher gründen, so hat man sich allmählich zu üben im Aufgeben des Mein-Gedankens, beginnend mit Dingen, von denen man sich ohne grosse Schwierigkeiten trennt, bis zu Besitztümern und Zielen, an denen man mit seinem ganzen Herzen hängt. Stufenweise hat man sich zu üben im Aufgeben des Ich-Gedankens, beginnend mit einem kleinen Ausschnitt seines sogenannten Ich, mit Eigenschaften geringerer Wichtigkeit, kleinen Gewohnheiten und Schwächen, bis man schliesslich zu jenen Gefühlen und Gedanken, Zuneigungen und Abneigungen kommt, mit denen man sich völlig identifiziert, völlig verwachsen fühlt, die man für das Zentrum seines Ich hält. Je mehr man sich vom Ich- und Mein-Gedanken löst, desto stärker wird der Gleichmut. Denn wie sollte das, was man als fremd und wesenlos erkennt, Beunruhigung bringen, sei es durch Lust oder durch Leid? So führt die Lehre vom Nicht-Ich direkt auf den Weg zur Erlösung, zum heiligen Gleichmut."
    (Ende Zitat)


    Liebe Shirin


    Es soll Dir nicht gleichgültig sein, wie andere Menschen mit Dir umgehen und Du brauchst Dich nicht zum Opfer ihrer Leidenschaften zu machen oder machen zu lassen. Übe Dich in Dhamma, und Du wirst Kraft, Mut, Vertrauen und Weisheit entwickeln, die Dir ermöglichen in den von Nyanaponika angesprochenen "Wechselfällen des Lebens" mit gleichem Mut - eben: gleichmütig - das von Dir in der jeweiligen Situation als heilsam Erkannte zu tun.


    Liebe Grüsse, erbreich

    unvollkommenheit (dukkha), du nimmst sie nicht persönlich (anatta), sie ist was sie ist (anicca)

  • Öhm...War also gar nicht so abwegig, mein Gedanke. Wer glaubt schon an Glück oder " Zufälle " ??? Ich nicht.
    Danke fürs feedback, werte Monikamarie.
    Lieber Gruß,
    crazy dragon

    Tag für Tag ein guter Tag

  • Shirin:

    ...
    Ich denke das ich jetzt einfach mal die Zeit arbeiten lasse, seit letzter Woche habe ich es geschafft loszulassen und es geht mir viel besser. Meine Angst ist weg und ich versuche für den Moment Freundschaft mit ihm zu halten. Das ist ihm zwar zu wenig, aber ich brauche jetzt mal Zeit für mich und habe nun begonnen buddhistische Bücher zu lesen.


    Alles Liebe
    Shirin


    Liebe Shirin,


    wie buddhistisch und fortgeschritten von Dir! ;)


    Ich freue mich ehrlich über den Ausweg, den du so schnell für Deine Emotionen finden konntest! Herzlichen, herzlichen Glückwunsch.


    Man kann mit diesem Gesülze ("Er will mit mir zusammensein - aber dann vielleicht eher doch lieber nicht richtig... usw. etc. pp...") nämlich Jahr und Tag verbringen, sogar ohne zu merken, wie man sich im Kreise dreht.


    Ich wünsche Dir alles Gute weiterhin!


    Liebe Grüße von
    Losang Lamo

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • Hallo,


    ja natürlich ist es nicht immer leicht die Dinge so zu akzeptieren wie sie kommen. Es spielen Gefühle mit, man hat sich etwas anderes vorgestellt und wir hatten ja auch Pläne für die Zukunft,.....
    Mittlerweile denke ich das er ganz viel an sich arbeiten muss und ich ihm einiges abnehmen wollte. Das im Kreis drehen hatte ich in meiner vorigen Beziehung und daher bin ich da sehr sensibel und aufmerksam wenn es in diese Richtung geht. Leider gehe ich viel zu oft von meinen Gefühlen und Verhaltensweisen aus und erwarte diese Ehrlichkeit und Offenheit auch von anderen Menschen. Aber das mit dem erwarten ist ja so eine Sache.
    Die Gefahr die im Moment einfach da ist, ist das ich die Mittlemäßigkeit akzeptiere. Den letztendlich müsste ich wirklich einen Schlussstrich ziehen. So wie sich jetzt alles im nachhinein darstellt ist sein Interesse ganz eindeutig an der Frau gewesen und nicht am Buddhismus. Ich darf da meinen Gefühlen mehr vertrauen, den die hatten mir schon signalisiert das etwas nicht so ganz stimmt.
    Ich glaube auch das solche Erlebnisse nicht zufällig sind und das sie mir einfach die Gelegenheit geben daran zu wachsen und davon zu lernen.Wenn man gerade mittendrinnen steckt ist es manchmal schwer das zu erkennen und es verletzt in diesem Moment halt auch.
    Ich wünsche euch einen schönen Tag!
    Shirin

  • Liebe Werte Shirin ,


    womöglich hilft Dir das ein wenig weiter ?


    von Khenpo Tsultrim Gyamtso aus der Stufenweg zur Leerheit;



    Ich wünsche Dir liebe Shirin ganz viel Kraft, Ausdauer und Geduld, ich wünsche Dir Mut und Geradlinigkeit , Shirin!


    Mit ganz lieben und herzlichen Grüßen
    Dorje Sema