Buddhistische Stolperfallen

  • Hallo Bel,


    bel:
    Lotusbluete:

    und vorherrschende Übersetzungskonventionen berücksichtigen (und die können sich über die Zeit auch ändern...).


    Weniger sicher.


    _()_


    Doch, sehr sicher. Damit hab ich mir an der Uni einige Semester um die Ohren gehauen. Ein Werk darüber wäre zum Beispiel Venuti's "The Translator's Invisibility", es ist aber nur eins von vielen...


    Auch das textnahe, holprige Übersetzen hatte mit muttersprachlichwer Kompetenz weniger zu tun als mit vorherrschenden Konventionen.


    Aber das hat mit dem Thema hier nicht mehr so viel zu tun, deswegen belasse ich es dabei. Ich wollte nur einen Denkanstoß geben, nicht eine Diskussion über Übersetzungskritik lostreten.


    Viele Grüße


    Lotusbluete

  • Diese oder jene Übersetzung, Stolperfalle ist wenn man aus den Suttas praktiziert und nicht im Leben. Das können die Worte noch so schön sein, aber man wird es nicht verstehen.
    Die größte Stolperfalle der Neuziet ist wohl das Sutta studieren. Das hängt wohl damit zusammen, dass man sich einen Ausweich sucht -sprich eine Beschäftigung anstatt diese zu Reduzieren und sich mit dem Geist auseinender zu setzen. Ausserdem rechtfertigt so ein Stutta studieren offensichtlich global sich nicht so sehr um Ursachen daraus zu kümmern. Was woll der Grund war, dass Buddha sie nicht niederschreiben ließ und wahrscheinlich auch die Empfehlung gegeben hat sie so wieder zu geben, wie es aus dem Herzen kommt und dem Bedarf entspricht. Man mag ja auch gar nicht daran denken, was für unheilsame Auswirkungen die verfügbaren Übersetzungen haben. Aber wie auch immer, der Kern bleibt in jeder Übersetzung versteckt. Da kann man tun was man will. "That's it!" ist einfach etwas anderes als "Das ist es!" und ganz was anderes, wenn man einfach *schmunzelt* und weiter geht.


    Geschriebene Worte haben nun mal nichts mit Bilder Malen zu tun.
    Das eine dient zum fort tragen, zum Kopieren und das andere dient der Praxis. Aber vielleicht spricht da nur ein Fuchs von den sauren Trauben, der nichts wirklich besonderes in den Suttas finden kann. Am besten man versucht es selber was süßer ist. *hink* *hüpf* *hink* *hüpf*

  • Lotusbluete:

    Hallo Bel,
    Auch das textnahe, holprige Übersetzen hatte mit muttersprachlichwer Kompetenz weniger zu tun als mit vorherrschenden Konventionen.


    Damit wir nicht aneinander vorbeireden: Was meinst Du bitte genau mit "vorherrschenden Konventionen". Und was mit "holprig"?
    Ich habe nix gegen lexikalische und grammatische Konventionen der Ausgangssprache, sondern ich meine Auslegungskonventionen, die sich an eine an bestimmte Praxis spätererer Entwicklung oder kultuelle Implikationen der Zielsprache binden - das ist nicht besonders sicher - und das ist ja wohl auch das, was Venuti aufdeckt.
    Und ich meine schlechtes Deutsch. Gutes Deutsch muß nicht unbedingt leicht konsumierbar sein, es muß aber auch nicht "holprig" im Gegensatz zu "flüssig" sein.


    _()_

  • Hanzze:

    Aber wie auch immer, der Kern bleibt in jeder Übersetzung versteckt. Da kann man tun was man will.


    Ist das so? Sprichst du nun aus Erfahrung oder willst du einfach nur was einwerfen?


    Tatsächlich bleibt der Kern der Dinge bereits beim schriftlichen oder mündlichen Artikulation stecken. Der Kern der Dinge läßt sich nicht in eine zweifelsfreie Form bringen. Das liegt in der Natur der Dinge, die gerade nicht vollständig durch den Verstand zu erfassen ist. Wenn ich z.B. das Wort "ROT" sage oder schreibe, erwarte ich von meinem Zuhörer, dass er bereits eine Vorstellung von dieser Farbe hat. Ist dieser Mensch blind oder Farbenblind, trifft meine Intention schon nicht mehr die Vorstellungswelt meines Zuhörers und macht meine Aussage interpretationsbedürftig.


    Geschriebene Worte haben nun mal nichts mit Bilder Malen zu tun.
    Das eine dient zum fort tragen, zum Kopieren und das andere dient der Praxis. Aber vielleicht spricht da nur ein Fuchs von den sauren Trauben, der nichts wirklich besonderes in den Suttas finden kann. Am besten man versucht es selber was süßer ist. *hink* *hüpf* *hink* *hüpf*[/quote]


    Warum kokettierst du mit deiner Unwissenheit? Gegen Unwissenheit ist nichts zu sagen (man kann zum Glück nicht alles wissen!), aber dann ist es eben klug auch mal zu schweigen ;) .
    Bishafu

  • Upps...Jetzt tobt der Diskurs der Schriftgelehrten und ich gehe lieber und staune, wobei ich völlig beeindruckt bin... :oops: Dabei brauchen Zennies das nicht, sagte erst vorher einer... :P
    _()_ c.d.

    Tag für Tag ein guter Tag

  • OFFTOPIC:

    Hallo Bel,


    bel:

    Damit wir nicht aneinander vorbeireden: Was meinst Du bitte genau mit "vorherrschenden Konventionen". Und was mit "holprig"?
    Ich habe nix gegen lexikalische und grammatische Konventionen der Ausgangssprache, sondern ich meine Auslegungskonventionen, die sich an eine an bestimmte Praxis spätererer Entwicklung oder kultuelle Implikationen der Zielsprache binden - das ist nicht besonders sicher - und das ist ja wohl auch das, was Venuti aufdeckt.
    Und ich meine schlechtes Deutsch. Gutes Deutsch muß nicht unbedingt leicht konsumierbar sein, es muß aber auch nicht "holprig" im Gegensatz zu "flüssig" sein.


    Holprig: Wenn zB die Satzstruktur des Englischen oder Französischen oder in diesem Fall Pali versucht wird nachzuahmen (kann ich bei Pali natürlich nicht beurteiilen). Das kann nach furchtbar schlechtem Deutsch klingen, KANN aber so gewollt sein, um stilistische Merkmale des Ausgangstextes hervorzuheben. (Beispiel: Elberfelder Bibel) War auch mal eine beliebte Übersetzungstradition. ich stimme zu, dass man in solchen Fällen der Klarheit wegen Fußnoten einfügen sollte.


    Vorherrschende Konventionen: Die Übersetzungskonventionen, die in einer Kultur zu einer bestimmten Zeit als "richtig" empfunden werden. Heutzutage ist die Übersetzungstradition eher mittig zwischen beiden Extremen anzuordnen. Ein extremes Beispiel für zieltextorientierte Übersetzung waren zB im 17. Jahrhundert die "Belles infidèles".


    Vielleicht ist eher der Punkt, wo wir aneinander vorbeireden: Was ist nicht besonders sicher? Dass es da verschiedene Konventionen der Übersetzung gibt/gegeben hat?


    Viele Grüße


    Lotusbluete

  • Lotusbluete:

    OFFTOPIC:

    Holprig: Wenn zB die Satzstruktur des Englischen oder Französischen oder in diesem Fall Pali versucht wird nachzuahmen (kann ich bei Pali natürlich nicht beurteiilen). Das kann nach furchtbar schlechtem Deutsch klingen, KANN aber so gewollt sein, um stilistische Merkmale des Ausgangstextes hervorzuheben. (Beispiel: Elberfelder Bibel) War auch mal eine beliebte Übersetzungstradition. ich stimme zu, dass man in solchen Fällen der Klarheit wegen Fußnoten einfügen sollte.


    Kann ich nicht beurteilen, kenne die Eberfelder Bibel nicht.
    Aber wenn in der Quellen-Sprache z.B. durch bestimmte (eigene) vom "Standard" abweichende Satzgliedstellungen eine Hervorhebung erreicht werden soll, so gibt es diese Möglichkeit auch im Deutschen - das mögen u.U. nicht die selben sein, sie wäre aber m.E. aber entsprechend der deutschen Sprache zu wählen und nicht entsprechend Quellsprache. Wozu sollte das denn gut sein?


    Lotusbluete:

    Vorherrschende Konventionen: Die Übersetzungskonventionen, die in einer Kultur zu einer bestimmten Zeit als "richtig" empfunden werden. Heutzutage ist die Übersetzungstradition eher mittig zwischen beiden Extremen anzuordnen.


    Ja, wir lernen :).
    Was nun die indo-budhistischen Quellen betrifft, so gibt es ja eine Jahrhunderte andauernde Übersetzungsperiode ins Chinesische - mit weit komplizierteren sprachlichen Problemen und im Ausmaß ähnlichen kulturellen Unterschieden.
    Und der damalige Diskurs darüber ist in beträchtlichem Umfang erhalten geblieben.
    Passiert also nicht zum ersten Mal.


    Lotusbluete:

    Vielleicht ist eher der Punkt, wo wir aneinander vorbeireden: Was ist nicht besonders sicher? Dass es da verschiedene Konventionen der Übersetzung gibt/gegeben hat?


    Ha, wird mir schon klarer, was Du mit Konventionen meinst - das geht OK. Ich dachte, du meinst was anderes, nämlich wie die Sutta der alten Schulen in bestimmten buddhistischen Traditionen ausgedeutet/interpretiert wurden/werden - und wie das in die Arbeit westlicher Übersetzer eingeflossen ist. Diese Vorwegnahmen halte ich für nicht besonders sicher, zu einer angemessenen Übersetzung zu kommen.


    _()_

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  • "interpretationsbedürftig"... entspringt das einem Verlangen oder einer Notwendigkeit?
    Wenn es mal das Hirn erreicht hat, ist der Weg zum Herzen schon verstopft. Es ist wie mit der Toilette, wenn sie mal verstopft ist, hat nochmal runterlassen nur bis zum Rand einen Sinn. Manchmal hilft der Saugnapf, manchmal ist es gut einfach zu warten, bis es sich aufweicht. Chemie nachzulehren, scheint hilfreich zu sein. Aber auch wenn dies lösend wirkt, hat es seine unheilsamen Effekte.


    Mal sehen, ob es über schwappt. *schmunzel*


    "Warum kokettierst du mit deiner Unwissenheit?"
    Wenn man seine Erfahrungen (was man sieht, hört, schmeckt...) als Spiegel betrachtet, kann man immer einen Nutzen daraus ziehen. Sieht man sie als etwas, das mit einem selbst nichts zu tun hat, verfliegt es einmal in Verlangen und einmal in Ablehnung. So wie es auch zum selben Ergebnis kommt wenn man sie als etwas sieht, dass nichts mit einem zu tun hat. Wie auch immer wird daraus, oder bleibt dabei Stolz. *vibrier*

  • Onda:

    3) Weltverachtung, Miesepeterei und Überbetonung des Leidens
    Schenkt man manchen Buddhisten Glauben, so ist das menschliche Leben etwas, was man am besten an der Wurzel ausrottet. Da der Selbstmord als wirksame Option ausscheidet (-> Wiedergeburt), bleibt nur das Fernziel Erleuchtung als dauerhafter Edel-Suizid. Es gibt im Buddhismus einen eklatanten Mangel an Wertschätzung für den Reichtums und die Schönheit des irdischen Lebens. In dieser Hinsicht hat das Christentum dem Buddhismus einiges voraus...


    ..dürfte keine wirkliche Stolperfalle sein. Das Leben ist leidvoll. Das eine der zentralen Aussagen, der den (8-fachen?) Weg erst begründet. Das Fernziel ist ("fundamental buddhistisch") auch nicht Erleuchtung. Es ist die Auslöschung, der Abbruch des Kreislaufs der Wiedergeburten.
    Dem fundamentalen Buddhisten kann auch kein Versuch eines "Edel-suizids" unterstellt werden. Denn: er WILL ja auch nicht sterben. Der fundamentale Buddhist WILL gar nicht mehr. Auch kann man korrekterweise nicht davon sprechen, daß "DAS CHISTENTUM" "DEM BUDDHISMUS" da etwas in Hinsicht Wertschätzung der Welt etwas voraushabe. Man beachte nur die (ebenfalls vorhandenen) asketischen und weltverneinenden christlichen Denkströmungen.