Woran erkennt man eine gute Tat?

  • Wenn man zumindest sagen könnte, dass eine gute Tat dabei hilft, dass Leiden der Menschen zu verringern. Aber dann stellt sich als alternative Frage: Was ist echtes Leiden?


    Ein Kind weint, weil es Schokolade will - ich gebe ihm welche und sein Leid ist verschwunden. Ist das gut?
    Ein Kind weint, weil es Schokolade will - ich gebe ihm keine, weil das schlecht für die Zähne ist - das aktuelle Leid bleibt. Ist das schlecht?
    Ist das überhaupt Leid, um das ich mich kümmern soll, also wichtiges/echtes Leid?


    Meine Freundin leidet, weil Sie sich dick fühlt. Ist das echtes Leid? (war nur hypothetisch, sie ist nicht dick :grinsen: )


    Jemand leidet, weil er all sein Geld verloren hat. Ist das echtes Leid? Soll ich ihm Geld geben oder ihm klar machen, dass er ohne glücklicher ist?


    Jemand verliert sein Augenlicht und ist deprimiert. Ist das echtes Leid? Jemand ist von Geburt an Taub (siehe weiter oben). Ist das echtes Leid?


    Es gab mal eine Serie Reich und Schön (oder umgekehrt). Die Leute hatten große Probleme und haben gelitten. Jeder leidet in dem Maße viel oder wenig, wie er es aus seinem Leben kennt. Ist das Leid, welches ein reicher Mensch hat geringer, als das Leid eines armen Menschen? Wem sollte ich helfen, wenn ich nur die Zeit habe, mich um eine Person zu kümmern?


    Die Frage danach, was Leid, bzw. echtes Leid ist, schein mir nicht geeigneter zu sein, als die Frage nach der Definition einer guten Tat.


    LG, Milou


    P.S. 1: Hier ist Fozzy Bär :D
    P.S. 2: Oh Gott, oh Gott, oh Gott - Lob von The36Chamber im Thread - das pimpt mein Ego und wirft mich karmatechnisch um mehrere Leben zurück - womit habe ich das verdient????

    "... Wer jedoch nur Ochsenscheiße hat im Geist, der sieht nur Ochsenscheiße überall."

  • Zitat

    Ist das überhaupt Leid, um das ich mich kümmern soll, also wichtiges/echtes Leid?


    Nein Milou, wie du selbst bemerkt hast, resultiert es einem heilsames einmal unheilsame. Dennoch wirst du dem Kind ab und zu das geben was es will, um Vertrauen zu schaffen und ihm weiter zu helfen.


    Materiell gib das was gebraucht wird, wenn das Kind noch nichts gegessen hat dann teil das Essen das du hast. Desto mehr du selbst herausfindest, was du brauchst und was du eigentlich nur willst, desto besser wirst du helfen können. Wenn du dich damit aber nicht beschäftigst, sondern alles als notwendig an ziehst bleibst du ein Drogendealer der zu recht Gewissenbisse hat. Teile das was dir wirklich hilft und gut für dich ist. Teile das was auch du brauchst.


    Du wirst merken wie viel du hast, das weder dir noch anderen hilft. Wenn jemand kommt und etwas braucht, mehr als du daran hängst, gib es, so wird eine Last zum Glück. Aber auch diese hält nur für eine Weile. Erst wenn du dort angelangt bist, wo du mit dem was du brauchst lebst und teilst, bleibt auch das Glück. Glück das du hast kannst du immer teilen.


    Wenn wir planen Gutes zu tun, abzuwägen und zu vergleichen, dann sehen wir doch für uns selbst, welchen wert das woran wir festhalten für uns selber hat. Das was man als letztes zu teilen beginnt, ist das was man nur geben kann Mitgefühl und liebevolle Freundlichkeit. Bevor man diese jedoch aus dem Unrat befreien kann und sie klar wahrnimmt und sieht, folgen unzählige kleine gute Taten indem du das teilst, was du Stück für Stück aus dem versteinerten Klumpen loslösen kannst. Hat man erst ein Loch in die verhärtete Kruste gebohrt, lösen sich die verkeilten Brocken immer leichter und mit weniger Mühen. Nach einiger Zeit kann man den Pickel zur Seite geben und mit der Schaufel verteilen.


    Wenn das Kind nun nach der Schokolade weint, die du gerade ißt. Teil sie und denk darüber nach war du sie selber ist. Vielleicht magst du ja später nicht nur das Kind vor gewissen Dingen schützen. Wenn man beginnt zu teilen lernt man sehr viel.


    Geben ist Glück, denn es will nichts zurück.

  • Haha... na wenn ich dich so zurück geworfen hab auf der Karma-Leiter, dann war das ja von mir selbst auch keine gute Tat; dann fallen wir beide ganz tief... und das nur wegen ein wenig Spaß :P



    Das ich in meinem Thread jetzt nichts mehr geschrieben hab, heisst nicht, dass ich dort nicht gelesen habe, sondern nur, dass ich erst mal über alles gesagte weiter nachdenke^^ (wollt ich nur mal so erwähnen... könnte ja sein, dass sich das jmd gefragt hat :roll: )



    edit: Hanzze, nach deiner Definition ist "gutes tun" gleichzusetzen mit "auf seine eigene Anhaftung verzichten um das, was dadurch "frei" geworden ist in einem, anderen zu geben" .. würdest du das so formulieren?

  • Zuerst gibt man wovon man sich leicht lösen kann, und wovon man glaubt das es hilft.
    Dann beginnt man das zu teilen was man braucht.


    Wenn du zum Beispiel deinen Fernseher her gibst an jemanden, der sehr daran hängt und gerne einen haben würde, ist das eine schöne Tat und sie ist letztlich auch hilfreich für dich. Für den Beschenkten wird es früher oder zur Frage, warum du etwas was er so sehr liebt weggeben kannst. In vielen Fällen lernt auch der Beschenkte daraus. Vielleicht wird er eines Tages auch klüger und schenkt ihn weiter. Irgendwann ist der Fernseher kaputt und es haben vielleicht viele Menschen durch den Fernseher und das geben und loslassen gelernt.
    Du bist nicht mehr mit dem Fernseher belastet und hast Zeit für dich.


    Wenn du nun aber den Fernseher gibt's weil dir der jene leid tut, du aber in Wahrheit nicht loslassen kannst, dann wirst du dir einen neuen kaufen. Das heißt es sind dann schon zwei davon da. Mit all ihren Nebenwirkungen und verlangen, das in der Umgebung entsteht.


    Wenn du nur gibts, weil du es wieder wo anders nehmen kannst, hast du ja nicht wirklich losgelassen und mehrst nur das Problem. Da ist es vielleicht besser wenn du das nicht gibt's/teilst.


    Perfekt ist es, wenn man das was man im Überfluß hat gibt und teilt, aber wichtiger ist sicher nicht mehr in diesem Masse Lasten anhäufen. Wenn du etwas gibt's und nichts davon zurück erwartest (dich wirklich lösen kannst) dann kann es nur gut sein. Damit verteilst du nur, ohne wieder zu nehmen.


    Auf der ein Seite das Geben verbessern und mehren (Dana) und auf der anderen Seite das nehmen/stehlen/töten und dabei mitwirken reduzieren (Sila), Reflektieren und die Qualität verbessern, sehen (Bhavana) und nach und nach darin natürlich werden führt dich zur Leichtigkeit. Gewöhnlich beginnt man auf einem Bein zu gehen, und zieht das andere mit. Wenn du dann auf beiden Fest stehst, braucht es nur mehr Achtsamkeit und grade, frei und bequem zu gehen.

  • Barbara:

    Ein liebevoller und achtsamer Umgang fühlt sich gut an, egal, ob man ihn ausübt oder ob er einem zuteil wird. Das ist eine Erfahrung, die wir machen können, und damit müssen wir uns wohl begnügen, denn wissen können wir darüber nichts.


    Es ging ja bei der Frage darum - woran erkennt man ein gute Tat? - also woran erkennt man, dass etwas gut ist - gut getan ist. Wenn ich das erfahre, dann weiß ich das auch, weil ich es ja sehe oder fühle.


    Unter Taten versteht man Handlungen, die eine Wirkung haben - und diese Wirkung kann erkannt werden. Wenn ich einen Pappbecher in den Müllcontainer bringe, dann erkenne ich das - und wenn ich das nicht tue, dann erkenne ich das auch.
    Gut und schlecht sind Eigenschaften von Taten, die sich auf die Wirkung beziehen und da muss man dann nach dem Kontext fragen. Ist es ein christlicher oder buddhistischer Kontext ? - das ist ein Unterschied.
    Buddhistisch gesehen sind gute Taten die Taten, die von Leiden befreien, die also den Täter als Träger des Leidens "erlösen" - die also zur Erkenntnis der drei Daseinsmerkmale Leiden, Vergänglichkeit und Nicht-Ich führen. Deshalb sind so verstanden alle die Taten gut, die Begehren beenden.
    Um die ganze Sache ein wenig zu vereinfachen und auch für diejenigen, die grade mal mit der Praxis des Weges ernsthaft angefangen haben, gibt es die Silas, die schon mal einen Katalog angeben von Taten, die auf den ersten Blick nicht gut sind.


    _()_

  • Zitat

    Aiko: Buddhistisch gesehen sind gute Taten die Taten, die von Leiden befreien, die also den Täter als Träger des Leidens "erlösen" - die also zur Erkenntnis der drei Daseinsmerkmale Leiden, Vergänglichkeit und Nicht-Ich führen. Deshalb sind so verstanden alle die Taten gut, die Begehren beenden.


    Nach dem Shravakayana/Hinayana ist dies akzeptabel;
    aber mehr auch nicht.
    Zumindest : was eine geschulte mahayana Einstellung angeht eben nicht,
    die [als Mahayana] das sravaka- Modell bereits in sich trägt.


    Sarva mangalam


    Mit ganz freundlichen und herzlichen Grüßen
    Dorje Sema



  • Dorje Sema:
    Zitat

    Aiko: Buddhistisch gesehen sind gute Taten die Taten, die von Leiden befreien, die also den Täter als Träger des Leidens "erlösen" - die also zur Erkenntnis der drei Daseinsmerkmale Leiden, Vergänglichkeit und Nicht-Ich führen. Deshalb sind so verstanden alle die Taten gut, die Begehren beenden.


    Nach dem Shravakayana/Hinayana ist dies akzeptabel;
    aber mehr auch nicht.
    Zumindest : was eine geschulte mahayana Einstellung angeht eben nicht,
    die [als Mahayana] das sravaka- Modell bereits in sich trägt.


    http://www.palikanon.com/wtb/mana.html


    _()_

  • Grüß Dich ganz recht herzlich Aiko,


    sachliche Fakten mit māna\Dünkel, Stolz, Ansicht, Meinung, Einbildung,
    zu vertauschen ist ineffektiv und nicht zielführend.
    Du hast hier die Praxis individueller 'Befreiung'
    angesprochen.
    Und ich habe das nicht mal in irgendeiner Weise auf oder ab gewertet,
    eher das Gegenteil ist sogar offensichtlich nachlesbar,
    für einen Verständigen.
    außer das ich mir erlaube daraufhin zu weisen das eben,
    die individuellen Praxen nicht zum letztendlichen nämlich dem Zustand der vollkommenen erhabenen Buddhaschaft führen.
    Scheinbar hast Du nicht verstanden was ich da geschrieben habe ?
    Einfach sachlich aufklärend und faktisch,
    ich nahm nicht mal etwas dabei für mich in Anspruch.


    Sarva mangalam


    Mit ganz freundlichen und herzlichen Grüßen
    Dorje Sema



  • Dorje Sema:

    Grüß Dich ganz recht herzlich Aiko,


    sachliche Fakten mit māna\Dünkel, Stolz, Ansicht, Meinung, Einbildung,
    zu vertauschen ist ineffektiv und nicht zielführend.


    Vielleicht in deinem Fall, weil du den Palikanon nicht zu deinem System zurechnest?
    Lies einfach nochmal, was du geschrieben hast.


    Zitat


    Du hast hier die Praxis individueller 'Befreiung' angesprochen.


    Wo bitte war da was von "individueller Befreiung"?

    Zitat


    Und ich habe das nicht mal in irgendeiner Weise auf oder ab gewertet,
    eher das Gegenteil ist sogar offensichtlich nachlesbar,
    für einen Verständigen.


    Ich habe das auch nicht so verstanden - was soll also dieser Einwand? Verstehst du deine eigenen Beiträge nicht?

    Zitat


    außer das ich mir erlaube daraufhin zu weisen das eben,
    die individuellen Praxen nicht zum letztendlichen nämlich dem Zustand der vollkommenen erhabenen Buddhaschaft führen.


    Ja - das hast du nun - aber das war ja am Thema vorbei. Hier ging es um die Frage, woran man eine gute Tat erkennt.

    Zitat


    Scheinbar hast Du nicht verstanden was ich da geschrieben habe ?


    Scheinbar. Es scheint nur so - dir scheint es so, wie?

    Zitat


    Einfach sachlich aufklärend und faktisch,
    ich nahm nicht mal etwas dabei für mich in Anspruch.


    Hat das jemand gesagt?
    Du tust mir leid.


    _()_

  • Da will ich dann mal das Papier aufheben und in den dafür vorgesehenen Mülleimer werfen.
    Es muss Dir nicht leid tun,
    wenn Du in den Spiegel blickst.


    Sarva mangalam


    Mit ganz freundlichen und herzlichen Grüßen
    Dorje Sema



  • Dorje Sema:


    Es muss Dir nicht leid tun,
    wenn Du in den Spiegel blickst.


    Wohin ich auch blicke, da ist kein Spiegel.


    Aber wenn man "individuell" sieht und nicht weiß, was das ist, dann kommen schon mal so merkwürdie Bemerkungen, wie deine heraus. Verkneif dir doch einfach deine Belehrungen.

  • danke dito!
    Werte Aiko


    Zitat

    Aber wenn man "individuell" sieht und nicht weiß, was das ist, dann kommen schon mal so merkwürdie Bemerkungen, wie deine heraus. Verkneif dir doch einfach deine Belehrungen.


    Ich hoffe das Du weißt was ein Syllogismus ist was ich aber sehr zu bezweifeln wage.


    »die Zeit der Gurus ist vorbei «


    mit freundlichem Dank zurück,
    dieses Selbst konnte nämlich alles bejahen.



    Zurück zum Spielfeld der Ball ist nämlich wieder im Spiel;
    und der Einwurf unlängst unwiderruflich geschehen und vorbei.


    Sarva mangalam


    Mit ganz freundlichen und herzlichen Grüßen
    Dorje Sema



  • @ dorje ....... Leute, die Streit suchen, können lange suchen.

  • Aiko:
    Dorje Sema:


    Es muss Dir nicht leid tun,
    wenn Du in den Spiegel blickst.


    Wohin ich auch blicke, da ist kein Spiegel.


    Aber wenn man "individuell" sieht und nicht weiß, was das ist, dann kommen schon mal so merkwürdie Bemerkungen, wie deine heraus. Verkneif dir doch einfach deine Belehrungen.


    Schade! :cry:
    Wieder eine Chance vertan!
    Ich sehe hier nur Spiegel und mich selbst.
    Dorje ist mein Spiegel, Aiko ist mein Spiegel.
    Vielen Dank dafür
    Bishafu

  • Barbara:

    Eure persönlichen Querrelen in Ehren, ich möchte mich da nicht einmischen, aber ich finde es schade, dass zum eigentlichen Thema dieses Threads, das, wie ich erinnern möchte, hochinteressant ist, nichts mehr gepostet wird.


    Warum tust du es nicht?


    _()_

  • Barbara:

    Eure persönlichen Querrelen in Ehren, ich möchte mich da nicht einmischen, aber ich finde es schade, dass zum eigentlichen Thema dieses Threads, das, wie ich erinnern möchte, hochinteressant ist, nichts mehr gepostet wird.


    Es geht nicht um persönliche Querelen sondern um persönliche Quälereien. Wenn hier niemand mehr Personen zeigt die sich quälen bis sie zerfallen sind gibt es hier keine Worte mehr nur noch Smilies. Wahrscheinlich nicht mal mehr das.


    Zeige Dich! Was bewegt Dich! Was willst Du erfahren mit deinem Thema? Hast Du geglaubt das hier eine "eine" Antwort ist die die Probleme löst die Du mit deinem Thema hast? Wo verstehst Du nicht? Wenn Du dich nicht zu deinem Thema äußerst wird es Dir entgleiten, einfach so. Wer Antworten will muss fragen.
    liebe Grüsse
    Helmut

  • Barbara:

    Eure persönlichen Querrelen in Ehren, ich möchte mich da nicht einmischen, aber ich finde es schade, dass zum eigentlichen Thema dieses Threads, das, wie ich erinnern möchte, hochinteressant ist, nichts mehr gepostet wird.


    @barbara,
    einige Antworten hast Du doch schon erhalten ...


    aber, um nochmal zu posten:
    Eine gute Tat erkenne ich daran,
    daß sich mein Nächster über mein Lächeln,
    meine Hilfe, mein Almosen freut.
    Am besten gehst Du mal in die Suppenküche
    der Obdachlosenhilfe; dort wirst Du nach einem Tag lang ehrenamtlichen Einsatzes
    die Frage nicht mehr stellen brauchen.
    LG


    PS ... bei einem Kind der Plan-Organisation Pate zu stehen,
    wird Dir nach jedem Brief, den Du von dem Kind erhälst,
    klar vor Augen führen, wie sehr Deine gute Tat von 25 Euro
    eine ganze Dorfgemeinschaft erfreuen kann.

    Es ist eine wahre Schmach und Schande, daß wir Christen wie blinde Hühner umhergehen und nicht erkennen, was in uns ist und davon gar nichts wissen.
    Johannes Tauler

  • brigittefoe:


    Am besten gehst Du mal in die Suppenküche
    der Obdachlosenhilfe; dort wirst Du nach einem Tag lang ehrenamtlichen Einsatzes
    die Frage nicht mehr stellen brauchen.


    Ja sicher - und wenn man sich dabei noch im Klaren ist, woher die vielen Menschen in der Suppenküche kommen, die im übrigen vorwiegend Hartz IV - Empfänger sind - dann weiß man, dass das mir den guten und schlechten Taten gar nicht so einfach ist. Die Ursache dieser Suppenküchen liegt nämlich in einer mangelhaften bis fehlenden Existenzsicherung der Menschen.


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    Brauchen wir Tafeln, Suppenküchen und Kleiderkammern?
    Caritas in NRW veröffentlicht wissenschaftliche Studie zur Wirksamkeit existenzunterstützender Hilfen

    Düsseldorf, 12.04.2011 – Wer auf Tafeln, Warenkörbe oder Kleiderkammern angewiesen ist, fühlt sich dauerhaft aus der Gesellschaft ausgegrenzt. Existenzunterstützende Angebote lindern zwar akute Notlagen durch Lebensmittel, Kleidung und Möbel, doch gleichzeitig setzt sich in ihnen die Spaltung der Gesellschaft fort. Das sind die zentralen Ergebnisse einer differenzierten Untersuchung der Forschungsgruppe „Tafelmonitor“ (Prof. Stefan Selke, Furtwangen, und Prof. Katja Maar, Esslingen) zur Wirksamkeit dieser Angebote. In Auftrag gegeben wurde sie von den Diözesan-Caritasverbänden in NRW, die sie am Dienstag der Öffentlichkeit vorstellten.

    Die Ergebnisse liegen nun als Buch vor. Befragt wurden regelmäßige Nutzer als auch „Nutzungs­verweigerer“ sowie haupt- und ehrenamtliche Helfer von über 540 existenzunterstützenden Angeboten in NRW. Den Mitarbeitenden attestiert die Studie eine hohe Verantwortlichkeit für die menschenwürdige Existenz ihrer Mitmenschen. Sie verstehen sich als Ausfallbürgen für die mangelnde sozialstaatliche Absicherung. Ihnen geht es um konkrete Unterstützung für einzelne in Not geratene Menschen und nicht um politische Arbeit bei der Bekämpfung der Ursachen. Das führt in der Realität dazu, dass sich die Spaltung der Gesellschaft in den existenzunterstützenden Angeboten fortsetzt.

    Diese Spaltung ist für die Caritas in NRW nicht akzeptabel! Existenzsicherung ist Aufgabe des Sozialstaats und darf nicht auf die Armenfürsorge der Wohlfahrtsverbände und der Gesellschaft verschoben werden. Tafeln, Suppenküchen, Kleider- und Möbelshops können und dürfen als akute konkrete Hilfen in Notsituationen nicht auf Dauer angelegt sein. Gleichzeitig gilt es für die Caritas in NRW, Partizipation von Menschen in Armut zu fördern, die Ressourcen der Nutzer von existenzunterstützenden Angeboten zu erkennen, zu stärken und zu fördern und Transparenz und Vernetzung der Einrichtungen zu verbessern.


    Hinweis: Caritas in NRW (Hg.): Brauchen wir Tafeln, Suppen­küchen und Kleiderkammern? Hilfen zwischen Sozialstaat und Barmherzigkeit. 2011, 128 Seiten, kartoniert, € 15,80/SFr 24,50 (ISBN 978-3-7841-2029-4)


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    _()_

  • Zitat

    Aiko schreibt:
    ... Die Ursache dieser Suppenküchen liegt nämlich in einer mangelhaften bis fehlenden Existenzsicherung der Menschen. ...


    Da sind wir endlich wieder beim Thema ;)


    Sinn der geringen Existenzsicherung ist (neben Geld sparen) doch, die HARZ-IV-Empfänger zu motivieren, sich aus ihrem leidigen Dasein selbst zu befreien, damit es nicht zu gemütlich wird. Stattdessen wird eine weitere Unterstützung aufgebaut, die das Leben an der Armutsgrenze ein Stück weit erleichtert bzw. erträglicher macht.


    Ist das nun gut oder schlecht?


    LG,


    Milou

    "... Wer jedoch nur Ochsenscheiße hat im Geist, der sieht nur Ochsenscheiße überall."


  • Wenn es keine Arbeitsplätze gibt, kannst du dir durch Arbeit keine Existenz sichern.
    Wenn es Dumping-Löhne gibt, musst du außerdem zusätzlich zu deiner 8-10Stündigen Arbeit täglich, noch Hartz-IV beantragen - und wirst in jedem Fall keine Rente beziehen können, die dir die Existenz sichert.
    Deutschland hat eine Reallohn-Entwicklung gemacht, die genau aus dem heraus führt, was einmal Soziale Sicherung war. Die Menschen haben durch die Arbeit auch für die Reproduktion - Familie und Ausbildung - und für Krankheit, Alter und Arbeitslosigkeit sich absichern können. Das haben die Einkommen ermöglicht. Seit jedoch Löhne und Gewinne immer weiter auseinander gehen - ist das nicht mehr der Fall.


    Ist dir schon mal aufgefallen, dass der Buddhismus überwiegend von Leuten aus dem angenehmen Mittelstands-und Oberschichten-Milieu nachgefragt wird? Wo man satt ist und sich Gedanken macht, wie es denn weiter gehen kann - satter als satt - geht ja nicht.
    Dann gibt es noch so ein paar Ausnahme-Existenzen, die in irgendeinem Kloster "Hauslosigkeit" praktizieren. Die kann man dann mal in 20 Jahren sich ansehen, was draus geworden ist.


    Nach dem Verständnis des Buddha ist die einzige gute Tat, die ernsthafte Praxis des achtfachen Pfades.
    Alles andere ist Augenwischerei.


    _()_

  • Milou:


    Sinn der geringen Existenzsicherung ist (neben Geld sparen) doch, die HARZ-IV-Empfänger zu motivieren, sich aus ihrem leidigen Dasein selbst zu befreien, damit es nicht zu gemütlich wird. Stattdessen wird eine weitere Unterstützung aufgebaut, die das Leben an der Armutsgrenze ein Stück weit erleichtert bzw. erträglicher macht.


    Ist das nun gut oder schlecht?


    Nein! Totale Sch... . Wenn du Schwierigkeiten mit Geld hast, wirst du erniedrigt und als Bittstelle behandelt. Wenn du deiner Gier als Banker oder Politiker freien Lauf läßt, wirst du noch gesellschaftlich geantest, verzockst du mal eben die eine oder andere Milliarde, wird dir noch mehr Geld in den Poppes gesteckt. Schließlich biste ja ´ne Elite, ohne die man nicht leben kann :lol: .
    Das ist ein alles ziemlich perfide Machtspiel hier.
    Schau mal ein wenig tiefer als Bildniveau!
    Bishafu

  • Zitat

    Aiko schreibt:
    ... Ist dir schon mal aufgefallen, dass der Buddhismus überwiegend von Leuten aus dem angenehmen Mittelstands-und Oberschichten-Milieu nachgefragt wird? Wo man satt ist und sich Gedanken macht, wie es denn weiter gehen kann - satter als satt - geht ja nicht. ...


    Ja liebe Aiko, da gebe ich Dir vollkommen Recht. Wie schon Brecht sagt:

    Zitat

    ... Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral. ...


    Bishafu_2 gebe ich im Prinzip auch Recht. (Ich bin heute zu gütig :grinsen: )


    Aber dennoch ist es der alte Kampf zwischen zwei Ansätzen: Förderung der Entwicklung durch Kampf und Auslese oder Förderung der Degeneration durch Unterstützung der Schwachen nicht Überlebensfähigen.


    Der Mensch wäre heute nicht da und könnte sich die Fragen nach dem Sinn des Lebens stellen, wenn es keine (brutale) Auslese der Schwachen gäbe - das nennt sich Evolution. Ist die Evolution nun schlecht oder gut?


    Dank unserer Nächstenliebe können sich viele Menschen mit Krankheiten, z.B. auch Allergien, Fehlsichtigkeit, etc. fortpflanzen und damit den Genpool der Menschen immer mehr verschlechtern und damit körperliches Leid für nachfolgende Generationen zementieren. Ist Nächstenliebe nun gut oder schlecht?


    ACHTUNG: Das ist nicht meine Meinung, aber etwas worüber ich nachdenke und eine These, die man hier diskutieren kann. Also macht mich bitte nicht nieder!


    LG,


    Milou

    "... Wer jedoch nur Ochsenscheiße hat im Geist, der sieht nur Ochsenscheiße überall."

  • Milou:


    Aber dennoch ist es der alte Kampf zwischen zwei Ansätzen: Förderung der Entwicklung durch Kampf und Auslese oder Förderung der Degeneration durch Unterstützung der Schwachen nicht Überlebensfähigen.


    Darüber würde ich doch nochmal nachdenken - die Unterstützung der Schwachen nicht Überlebensfähigen gehört zur menschlichen Evolution dazu - wie sonst sollten denn überhaupt Menschen erwachsen werden? Sie fangen ja alle als schwach und nicht überlebensfähig an. Es müssen zum Überleben nur mehr Kinder zur Geschlechtsreife kommen und wieder Kinder kriegen, als diejenigen, die sterben. Naja und das hat ja immer bisher funktioniert.


    Zitat


    Der Mensch wäre heute nicht da und könnte sich die Fragen nach dem Sinn des Lebens stellen, wenn es keine (brutale) Auslese der Schwachen gäbe - das nennt sich Evolution. Ist die Evolution nun schlecht oder gut?


    Die Dinosaurier sind aufgrund ihrer Stärke im Verhältnis zu den damals lebenden Mini-Säugetieren im Rahmen eines Ereignisses, an das sie sich nicht anpassen konnten, verschwunden. War das schlecht oder gut? Auslese hat nichts mit Schwäche oder Stärke zu tun, sondern nur mit an den "neuen" oder anderen Bedingungen angepasst oder nicht. Hier wird in völlig unzulässiger Weise ein Prozess der Naturvorgänge auf soziale und kulturelle Phänomene der menschlichen Gesellschaften angewandt - nennt sich Sozialdarwinismus und ist im Ergebnis letztlich dumm - weil es glaubt festzulegen, was schwach und was stark ist. Stark ist aber immer das, was das Starke zu Fall bringt - wie z.B. Wasser nach Laotse.

    Zitat


    Dank unserer Nächstenliebe können sich viele Menschen mit Krankheiten, z.B. auch Allergien, Fehlsichtigkeit, etc. fortpflanzen und damit den Genpool der Menschen immer mehr verschlechtern und damit körperliches Leid für nachfolgende Generationen zementieren. Ist Nächstenliebe nun gut oder schlecht?


    Allergien, Fehlsichtigkeit sind nicht unbedingt genetisch bedingt. Falls du weißt wodurch Allergien entstehen, lass einfach ein bißchen mehr Dreck liegen. In meinem Haus gibt es keine Allergien. :grinsen:

    Zitat


    ACHTUNG: Das ist nicht meine Meinung, aber etwas worüber ich nachdenke und eine These, die man hier diskutieren kann. Also macht mich bitte nicht nieder!


    Puhhh - da bin ich aber froh - .

  • Zitat

    Aiko schreibt:
    ... und ist im Ergebnis letztlich dumm ...


    Dumm ist relativ! Letzendlich gibt es verschiedene philosophische Ansätze die Welt, die Gesellschaft und den Menschen zu beschreiben.


    Wären wir alle Harz-IV-Empfänger, gäbe es niemanden mehr, der den Wohlstand erarbeitet der dort verteilt wird. Auch Subsistenzwirtschaft ist hier keine Lösung, da es immer Menschen geben wird, die alleine nicht überlebensfähig sind (ich rede hier nicht von unserem Nachwuchs!)


    Letztendlich muss man den Starken fördern, damit er stark genug ist, dem Schwachen zu helfen. Diese Aussage widerspricht allerdings völlig dem heutigen Verständnis von Political Correctness.


    LG,


    Milou

    "... Wer jedoch nur Ochsenscheiße hat im Geist, der sieht nur Ochsenscheiße überall."

  • Milou:


    Bishafu_2 gebe ich im Prinzip auch Recht. (Ich bin heute zu gütig :grinsen: )


    Seeehr freundlich!
    Aber dennoch ist es der alte Kampf zwischen zwei Ansätzen: Förderung der Entwicklung durch Kampf und Auslese oder Förderung der Degeneration durch Unterstützung der Schwachen nicht Überlebensfähigen.



    Deine Vorstellung basiert auf der Vorstellung "survival of the fittest". Du hast recht, dass das eine Hypothese ist. Richtig ist natürlich, dass wir etwas zu Essen brauchen um zu überleben. Aber ist die Hypothese, dass Härte und "Stärke" fitt fürs Leben macht?
    Als Beispiel möchte ich die Kriegsgeneration meines Großvaters nennen. Diese Männer waren hart und haben viel erlebt ohne daran zugrunde zu gehen? Waren sie, die diese unbarmherzige Auslese überlebt hatten besser geeignet für den evolutionären Prozeß? Ich denke nicht!
    In dem wir die vermeintlich Schwachen unterstützten, beweisen wir Stärke und lachen über die Ängste derer die meinen durch Geiz überleben zu können. Züchten wir durch diese "Weichheit" Krankheiten, wie Allergien? Nein, die Allergien werden durch die Umweltgifte (ohne die wir meinen nicht leben zu können) produziert. Krankheiten gab und gibt es zu jeder Zeit - das ´hat wenig mit Schwäche und schlechtem Genpool zu tun.


    Je mehr Mitgefühl wir mit uns und unseren Nachbarn haben, desto eher überleben wir. Mitgefühl ist eine Voraussetzung für Zusammenarbeit und "nur gemeinsam sind wir stark", oder auf buddhistisch "alles und alle sind miteinander verbunden".
    Gruß
    Bishafu