• Hallo,ich habe Schwierigkeiten das Karma richtig zu verstehen.Ist man demnach alles selber schuld was einem passiert?
    Gibt es überhaupt Zufall in der buddhistischen Lehre.Nach dem gesetz von Ursache und Wirkung hat man demnach auch keinen freien Willen.Ist alles wirklich abhängiges Entstehen?
    Hab ich Schwierigkeiten mit das nachzuvollziehen.
    Grüße echo7

  • Echo7:

    Hallo,ich habe Schwierigkeiten das Karma richtig zu verstehen.Ist man demnach alles selber schuld was einem passiert?
    Gibt es überhaupt Zufall in der buddhistischen Lehre.Nach dem gesetz von Ursache und Wirkung hat man demnach auch keinen freien Willen.Ist alles wirklich abhängiges Entstehen?
    Hab ich Schwierigkeiten mit das nachzuvollziehen.
    Grüße echo7


    Du hast einen bedingt freien Willen. Du hast immer einen Handlungsspielraum - sonst wäre ja beispielsweise keine Befreiung möglich.
    Das "Gesetz von Ursache und Wirkung" sollte deshalb besser heißen "Gesetz von Bedingungen und Möglichkeiten" - denn der Buddha formuliert ja das Prinzip des Bedingten Entstehens und nicht das des Deterministischen Entstehens.
    Zufall gibt es tatsächlich nicht, sondern ein Bedingungsgefüge, aus dem keine letzte Ursache bestimmbar ist.
    Im Dharma gibt es keine "Schuld" - aber Verantwortung. Du bist verantwortlich für das was Du tust - und dabei gibt es keine Trennung von "tue ich mir an" und "tue ich anderen an".


    _()_

  • Buddhistisch gesprochen wäre "Zufall" durch "Schicksal" zu ersetzen - denn es gibt etwas, was nicht dein persönliches Karma ist, also nicht von dir erzeugt wird, aber auf dich einwirkt (z.B. Naturkatastrophen, im Einzelfall Krankheiten, Unfälle usf.). Da auch diese Dinge in einem Ursache-Wirkungs-Zusammenhang stehen (oder Teil von "Indras Netz", der Verknüpfung der Dinge untereinander) sind, geschehen sie nicht wirklich zufällig. Allerdings wissen wir aus der Wissenschaft auch vom "Chaos", d.h. von der Unvorhersehbarkeit der Ereignisse, d.h. selbst wenn wir Ursache-Wirkung kennen, ist nicht immer eine definitive Aussage über den Ausgang eines Ereignisses möglich.


    Du bist verantwortlich für dein Denken, Sprechen, Handeln. Wenn dir ein Blumentopf auf den Kopf fällt, hat das zwar was mit deiner Entscheidung zu tun, zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort zu sein, entzieht sich aber dieser Verantwortung (es gehört zur für dich chaotischen Unvorhersehbarkeit des Lebens).


    Was den freien Willen angeht, wurde ja in jüngerer Zeit von der Neurowissenschaft behauptet, er sei eine Illusion, weil die Entscheidungen, die wir uns als frei getroffen einbilden, schon vor ihrem Bewusstwerden gefällt worden seien. Auch diese Idee findet sich ähnlich bereits im Buddhismus im Konzept von anantara-samanantara - jeder gedankliche Impuls ist von den vorhergehenden bedingt, und diese Impulse gehen auf natürliche Weise ineinander über.

  • bel:

    Im Dharma gibt es keine "Schuld" - aber Verantwortung._()_


    Andererseits wenn da keine "Schuld" ist dann auch keine Verantwortung.
    Im Kontext der Lehre auch Makel oder Befleckung.

    "Viererlei Arten von Menschen, Brüder, findet man da in der Welt:
    und was für welche? Da ist einer, Brüder:
    1. schuldig und erkennt nicht der Wahrheit gemäß 'In mir ist Schuld',
    2. schuldig und erkennt der Wahrheit gemäß 'In mir ist Schuld'
    3. unschuldig und erkennt nicht der Wahrheit gemäß 'In mir ist keine Schuld',
    4. unschuldig und erkennt der Wahrheit gemäß 'In mir ist keine Schuld'.
    (1.) Einen Mann aber, Brüder, der schuldig ist und nicht der Wahrheit gemäß erkennt 'In mir ist Schuld', den bezeichnet man als den Schlechteren von den beiden, die gleiche Schuld haben.
    (2.) Einen Mann aber, Brüder, der schuldig ist und der Wahrheit gemäß erkennt 'In mir ist Schuld', den bezeichnet man als den Besseren von den beiden, die gleiche Schuld haben.
    (3.) Einen Mann aber, Brüder, der unschuldig ist und nicht der Wahrheit gemäß erkennt 'In mir ist keine Schuld', den bezeichnet man als den Schlechteren von den beiden, die gleiche Unschuld haben.
    (4.) Einen Mann aber, Brüder, der unschuldig ist und der Wahrheit gemäß erkennt 'In mir ist keine Schuld', den bezeichnet man als den Besseren von beiden, die gleiche Unschuld haben." M 5

  • rosie:

    Buddhistisch gesprochen wäre "Zufall" durch "Schicksal" zu ersetzen - denn es gibt etwas, was nicht dein persönliches Karma ist, also nicht von dir erzeugt wird, aber auf dich einwirkt (z.B. Naturkatastrophen, im Einzelfall Krankheiten, Unfälle usf.).


    Das kann man nennen wie man will aber nicht "Buddhistisch".
    Buddhistisch im Sinne der Lehre des Buddha ist jedes Betroffen
    werden kammisch. Und da spielt es auch keine Rolle von was.
    Denn wenn schon das Menschsein kammisch ist, dann ist es
    das Erdbeben natürlich erst recht. Erst wenn niemand mehr
    "betroffen" ist, ist kamma überwunden.

  • accinca:
    bel:

    Im Dharma gibt es keine "Schuld" - aber Verantwortung.


    Andererseits wenn da keine "Schuld" ist dann auch keine Verantwortung.
    Im Kontext der Lehre auch Makel oder Befleckung.


    "Viererlei Arten von Menschen, Brüder, findet man da in der Welt:
    und was für welche? Da ist einer, Brüder:
    1. schuldig und erkennt nicht der Wahrheit gemäß 'In mir ist Schuld',


    Da steht aber auch nichts von "Schuld", sondern "angaṇa - und das ist "unklar" rsp. ("im Kontext der Lehre") "verwirrt" (im Geist).


    _()_

  • rosie:

    Was den freien Willen angeht, wurde ja in jüngerer Zeit von der Neurowissenschaft behauptet, er sei eine Illusion, weil die Entscheidungen, die wir uns als frei getroffen einbilden, schon vor ihrem Bewusstwerden gefällt worden seien.


    Diese Behauptung ist schon etwas älter - und steht auf sehr wackeligen Füßen:
    http://www.philosophieVerstaen…eiheit/aktuell/libet.html


    Gute Einführung ins Thema "Freier Wille"
    http://www.philosophieverstaendlich.de/freiheit


    LG
    Charlie

    "Es gibt nichts Gutes, außer: man tut es." (Erich Kästner)
    "Dharma books and tapes are valuable, but the true dharma is revealed through our life and practice." (Thich Nhat Hanh)

  • bel:

    Da steht aber auch nichts von "Schuld", sondern "angaṇa - und das ist "unklar" rsp. ("im Kontext der Lehre") "verwirrt" (im Geist)._()_


    Das ist falsch. Du solltest M5 mal ganz lesen. "Verwirrt" ist
    nur eine mögliche Schuld bzw. ein möglicher Makel bzw. eine
    mögliche Befleckung. Und hinsichtlich "angaṇa" solltest du mal
    ein anderes Wörterbuch nehmen.

  • accinca:

    Denn wenn schon das Menschsein kammisch ist, dann ist es
    das Erdbeben natürlich erst recht.


    Der Mensch ist deshalb "kammisch", weil er ein Wesen von Absicht und Entscheidung ist - wie man dann zu der Folgerung "dann ist es das Erdbeben natürlich erst recht" kommt, dürfte wohl ausschließlich "kammisch" bedingt sein. :lol:


    _()_

  • bel:
    accinca:

    Denn wenn schon das Menschsein kammisch ist, dann ist es
    das Erdbeben natürlich erst recht.


    Der Mensch ist deshalb "kammisch", weil er ein Wesen von Absicht und Entscheidung ist - wie man dann zu der Folgerung "dann ist es das Erdbeben natürlich erst recht" kommt, dürfte wohl ausschließlich "kammisch" bedingt sein. :lol: _()_


    Unsinn, das Erdbeben kann dir ja ein herber Schicksalsschlag oder
    der Tod sein und zwar entgegen deiner Absicht und Entscheidung.
    Hingegen es bei gutem kamma mit der Absicht und Entscheidung
    überein stimmen mag. Alles kann die Wirkung von kamma sein, gutes
    und schlechtes, erfreuliches und unerfreuliches - Erdbeben oder Erdbeeren.

  • Vielen Dank für die Erklärungen,jetzt weiß ich das Buddhismus für mich nicht in Frage kommt,Karma,so eine beeinträchtigende Sichtweise ist für mich echt krank.
    Schaut euch mal die Länder an wo Buddhismus als hauptreligion vorhanden ist.Die Menschen dort leiden doch am Hungertuch.Buddhismus ist für mich einengende Weltsicht.Wenn alle Buddhisten wären,wo wäre dann der Fortschritt.
    Den lieben ganzen Tag immer zu meditieren,was soll das bringen?Ich will es euch sagen.Das endet in Selbstkasteiung,genau das ist der Buddhismus.
    Echo7

  • accinca:
    bel:

    Da steht aber auch nichts von "Schuld", sondern "angaṇa - und das ist "unklar" rsp. ("im Kontext der Lehre") "verwirrt" (im Geist)._()_


    Das ist falsch. Du solltest M5 mal ganz lesen. "Verwirrt" ist
    nur eine mögliche Schuld bzw. ein möglicher Makel bzw. eine
    mögliche Befleckung. Und hinsichtlich "angaṇa" solltest du mal
    ein anderes Wörterbuch nehmen.


    Ich lese immer ganz. Da kann man sogar ne Definition von "angaṇa" nachlesen "Ausdruck für Wunschgetriebensein (icchāvacarānaṃ adhivacanaṃ), getrieben durch Durst. Das ist nix anderes als "Verwirrt".

  • accinca:
    bel:


    Der Mensch ist deshalb "kammisch", weil er ein Wesen von Absicht und Entscheidung ist - wie man dann zu der Folgerung "dann ist es das Erdbeben natürlich erst recht" kommt, dürfte wohl ausschließlich "kammisch" bedingt sein. :lol: _()_


    Unsinn, das Erdbeben kann dir ja ein herber Schicksalsschlag oder
    der Tod sein und zwar entgegen deiner Absicht und Entscheidung.


    Na und, was soll daran "Kamma" sein?
    Kamma ist, wie ich mich zu diesem Ereignis stelle - entsprechend der Zusammenstzung meines Geistes, meines Durstes, meiner Wünsche.

  • Echo7:

    Vielen Dank für die Erklärungen,jetzt weiß ich das Buddhismus für mich nicht in Frage kommt


    Dann is ja jut.


    _()_

  • Danke für die Links, Charlie. Wolf Singer hat mit der These (darum "in jüngerer Zeit") offenbar kein Problem und auch die Frage aufgeworfen, wie sich etwas wie Gedanken/Geist selbst betrachten kann, ein Thema, das jemanden gerade in einem anderen Thread beschäftigt. Ich selbst habe allerdings das deutliche Gefühl schon öfter gehabt, dass meine Entscheidungen instinktiv bereits vor-gedanklich, also vor dem Bewusstwerden gefallen waren. Ich glaube, dass man diese Zeitdifferenz in Einzelfällen selbst spüren kann. Darum bin ich auch zum Schluss gekommen, dass ein Vertrauen auf instinktive und ungefilterte Impulse das Leben bereichert.

  • Echo7, man muss gar nix von der Karmalehre halten und kann dennoch Buddhist sein. Mehr findest du z.B. unter "Säkularer Buddhismus"/Secular Buddhism.


    Selbst wenn du recht traditionell Buddhismus einübst, wird es im Zen darum gehen, Karma abzulegen, also brauchst du dir darüber von Anfang an keinen Kopp zu machen. In jedem Fall wird die spirituelle Art der Versenkung dazu führen, etwas aufzugeben - ein Anhaften, liebgewordene Ansichten usw. Darin liegt ein "Nutzen" fürs eigene Leben, nicht in irgendwelchen Dogmen wie dem Karma. Wenn du nie Karma erfahren hast, hat es für dich auch keine Existenzberechtigung.

    Einmal editiert, zuletzt von Anonymous ()

  • Echo7:

    Den lieben ganzen Tag immer zu meditieren, was soll das bringen? Ich will es euch sagen. Das endet in Selbstkasteiung, genau das ist der Buddhismus.


    Den lieben langen Tag Gutes tun, helfen, selbslos Handeln, auf sein eigenes Handeln achten, andere nicht absichtlich töten oder verletzen, kein Sauferein und Rumgehure, wohlgesonnen sein, keine Sch**ß* bauen, das ist Buddhismus. Wenn dann noch Meditation auf dem Kissen und im Alltag möglich wird, wird die Sache rund.


    Nicht Kasteiung. Mittelweg.


    Gruß, :)

  • Zitat

    'Freund Potaliputta, wenn man eine willentliche ( sañcetanikaṃ ) Handlung ( kammaṃ ) mit Körper, Sprache oder Geist begangen hat, deren Ergebnis als angenehm gefühlt werden muß, fühlt man Angenehmes. Wenn man eine willentliche ( sañcetanikaṃ ) Handlung ( kammaṃ ) mit Körper, Sprache oder Geist begangen hat, deren Ergebnis als schmerzhaft gefühlt werden muß, fühlt man Schmerz. Wenn man eine willentliche ( sañcetanikaṃ ) Handlung ( kammaṃ ) mit Körper, Sprache oder Geist begangen hat, deren Ergebnis als weder-schmerzhaft-noch-angenehm gefühlt werden muß, fühlt man Weder-Schmerz-noch-Angenehmes.' (http://www.palikanon.com/majjhima/zumwinkel/m136z.html)


    Viele Grüße
    Elliot

    Viele Grüße

    Elliot

  • Echo7:

    Hallo,ich habe Schwierigkeiten das Karma richtig zu verstehen.Ist man demnach alles selber schuld was einem passiert?
    Gibt es überhaupt Zufall in der buddhistischen Lehre.Nach dem gesetz von Ursache und Wirkung hat man demnach auch keinen freien Willen.Ist alles wirklich abhängiges Entstehen?
    Hab ich Schwierigkeiten mit das nachzuvollziehen.
    Grüße echo7


    Du musst nur beobachten, dass das wiederholte bestätigende Denken von Gedanken und Tun von Taten deine Gewohnheiten prägt und wie es dir mit deinen Gewohnheiten geht. Mehr muss du nicht tun außer deine Konsequenzen aus deinen Beobachtungen zu ziehen. V.a. kannst du die ganzen metaphysischen Spekulationen, die in diesem Kontext auf der Grundlage der Leidenschaften auftreten, anderen überlassen 8)

  • bel:

    Ich lese immer ganz. Da kann man sogar ne Definition von "angaṇa" nachlesen "Ausdruck für Wunschgetriebensein (icchāvacarānaṃ adhivacanaṃ), getrieben durch Durst. Das ist nix anderes als "Verwirrt".


    Gier Haß und Verwirrung alles ist "angaṇa".

  • accinca:
    bel:

    Ich lese immer ganz. Da kann man sogar ne Definition von "angaṇa" nachlesen "Ausdruck für Wunschgetriebensein (icchāvacarānaṃ adhivacanaṃ), getrieben durch Durst. Das ist nix anderes als "Verwirrt".


    Gier Haß und Verwirrung alles ist "angaṇa".


    Ja, aber nicht "Schuld". Und Verwirrung ist die Wurzelursache von Bevorzugen und Ablehnen.


    _()_

  • accinca:
    bel:

    Na und, was soll daran "Kamma" sein?


    Wenn einer nicht verstehen will, kann ihn dazu auch keiner zwingen.


    stimmt.

  • Echo7:

    Vielen Dank für die Erklärungen,jetzt weiß ich das Buddhismus für mich nicht in Frage kommt,Karma,so eine beeinträchtigende Sichtweise ist für mich echt krank.
    Schaut euch mal die Länder an wo Buddhismus als hauptreligion vorhanden ist.Die Menschen dort leiden doch am Hungertuch.Buddhismus ist für mich einengende Weltsicht.Wenn alle Buddhisten wären,wo wäre dann der Fortschritt.
    Den lieben ganzen Tag immer zu meditieren,was soll das bringen?Ich will es euch sagen.Das endet in Selbstkasteiung,genau das ist der Buddhismus.
    Echo7


    Vergiss das Konzept vom Karma, wenn du damit nicht ins Reine kommst. Es gibt jede Menge anderer Aspekte am Buddhismus, die einem im Leben nützlich sein können. Ich mache das jedenfalls so, dass ich mir aus jeder kulturellen Wertschöpfung, welche die Menschen so hervorgebracht haben einfach das herauspicke, was ich für mein Leben brauchen kann. Tu einfach das, was du für richtig erachtest und lass dich nicht kirre machen. Ganz gleich welchen Weg du auch gehst, ob du religiös bist oder Atheist. Mach dein Ding, aber mach es richtig und mit Herz. :)


    lg und viel Glück auf all deinen Wegen (wo immer sie auch verlaufen mögen)


    Maus