Mich beschäftigt gerade der Aspekt der Bewertung, das Urteilen über andere Menschen und über sich selbst. In meinem Vorstellungsthread schrieb ich mir etwas Ballast vom Herzen, der sich angehäuft hat, durch die Begegnung mit unachtsamen und übergriffigen Menschen. Ich weiß dass dieses Erleben natürlich in mir lebt und durch meine Gedanken/ Gefühle genährt wird. In der Vergangenheit bin ich oft geflüchtet, muß mir jedoch heute eingestehen dass das nicht der richtige Weg ist. Wenn ich vor diesen Situationen, Menschen flüchte, so flüchte ich vor meinem Erleben und nehme mir die Möglichkeit daran zu wachsen. Dass ich diese Menschen als übergriffig und unachtsam bewerte, ist eben auch ein Urteil. Ein anderer sieht das wieder ganz anders. Eine Zwickmühle. Was macht diese Erkenntnis mit dem Jetzt. Ich habe jüngste Beiträge gelesen zu einem aktuellen Geschehen und las eine Vielzahl an Urteilen... ich glaubte sogar gelesen zu haben, dass sich jemand anmaßte über die Wiedergeburt eines anderen zu urteilen... D Ganz klar, das kann nicht der Weg sein, doch irgendwie neigt der Mensch sehr dazu den Kritiker in sich laut werden zu lassen. Warum nur? Und wie bringt man diesen zum Schweigen? Ist es nicht sehr töricht sich über einen anderen in dieser Weise zu erheben? Töricht... wieder so eine Bewertung.

Bewertung
- Advaita
- Unerledigt
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Advaita:
Mich beschäftigt gerade der Aspekt der Bewertung, das Urteilen über andere Menschen und über sich selbst. ....
Wenn du im Sinn von Selbst, von "ich" und "mein" verheddert bist, dann erblickst du auch in anderen "Wesen" oder "Personen" und jedes Urteil zieht dich tiefer. Auch ich schreibe jetzt "du" und "dich" und "ich" ... aber das ist halt sprachlicher Ausdruck und der gehorcht der Konvention. Die angemessene Wahrnehmung muss man üben. Ich sag "angemessen" und meine damit "rechte Ansicht". -
Ich will mal ganz ehrlich sein. Gerade Dein Wirken im Forum wirkt auf mich sehr in dieser Wahrnehmung verankert. Hast Du Deine Zeilen auch verinnerlicht? Ich hoffe Du verstehst mich richtig. Für einen Anfänger sind das große Worte.
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Advaita:
Ich will mal ganz ehrlich sein. Gerade Dein Wirken im Forum wirkt auf mich sehr in dieser Wahrnehmung verankert. Hast Du Deine Zeilen auch verinnerlicht? Ich hoffe Du verstehst mich richtig. Für einen Anfänger sind das große Worte.
Das ist ganz normal. Aber Danke für deine EhrlichkeitAuch große Worte sind nur Worte. Es kommt darauf an, was du daraus machst, erscheinen sie dir nun als groß oder als klein.
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wusheng:
... so wie im 8-fachen Pfad vorgegeben.
Vorgegeben ist gar nichts. Aber es kann alles erdacht werden. Da gibt es keine Grenzen. -
Grund:wusheng:
... so wie im 8-fachen Pfad vorgegeben.
Vorgegeben ist gar nichts. Aber es kann alles erdacht werden. Da gibt es keine Grenzen.
Da muss gar nichts mehr erdacht werden, damit wär man dann ca. 2500 Jahre zu spät.
Aber was die Umsetzung in der eigenen Praxis bedeutet, gebe ich Dir völlig recht.
Gruß, Wusheng -
Advaita:
..doch irgendwie neigt der Mensch sehr dazu den Kritiker in sich laut werden zu lassen. Warum nur? ...
Es lenkt so schön entspannend von den eigenen Herdfeuern ab.
Im Außen sieht man alles leichter und schneller als bei sich selbst.
Aber man kann das auch umdrehen: wenn man sich bewusst macht, dass das Außen nichts als die eigene Wahrnehmung ist und dass diese nicht perfekt objektiv sein KANN... Dann kann man weiter zu dem Schluss kommen "wie außen so innen"... Somit, in der Schlussfolgerung, sind die Splitter beim Anderen doch meine eigenen Balken - wow!
Das ist aber ein steter Erinnerungsprozess.
Es ist so weit entfernt von unserer üblichen Denkart hier, dass Rückfälle nicht nur unvermeidlich sondern auch nicht verwerflich sind. Fängt man also mit dem Nicht-Werten schonmal bei sich selber an und versucht geduldig alles zu üben. -
Das ist genau der Punkt, LL. Das habe ich jetzt erst so richtig verstehen können. Man kann zig mal, in zig klugen Büchern davon lesen oder es zig mal von zig weisen Menschen gesagt bekommen dass es so ist und man kann meinen verstanden zu haben, -der Verstand hat es erfasst-, doch es bleibt oberflächlich, erst wenn man mit dem Herzen verstanden hat und es vertiefen konnte, kann man es auch leben.
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Advaita:
Das ist genau der Punkt, LL. Das habe ich jetzt erst so richtig verstehen können. Man kann zig mal, in zig klugen Büchern davon lesen oder es zig mal von zig weisen Menschen gesagt bekommen dass es so ist und man kann meinen verstanden zu haben, -der Verstand hat es erfasst-, doch es bleibt oberflächlich, erst wenn man mit dem Herzen verstanden hat und es vertiefen konnte, kann man es auch leben.
Jepp so ist`s
Lebe lange und in Frieden
Nomad
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Unachtsame und übergriffige Menschen gibt es allerorten;
unbewusst spüren sie deine verletzlichen Seiten und setzen da an, denn ihre Absicht ist die Machtgewinnung.
Daraus ziehen sie eine - wie immer vorrübergehende - Befriedigung.
Je einiger Du mit Dir selber wirst über die Praxis, desto weniger wird dich das tangieren.
Es gibt eine geistige Qualität, die nicht verletzbar ist, weil sie dem Ich nicht verhaftet ist.
"Neben" der Meditation ist Güte ein Schlüssel dafür. Güte auch für sich selbst.
Wenn das Herz ( Geist ) frei ist, nimmt es die Urteile und Taten anderer nicht mehr an.
Es ruht in sich selbst.Der Kritiker über andere ist derselbe der Kritik an einem selbst übt.
Kritik beeinhaltet immer eine aggressive Komponente. Wenn Du das abwertende Urteilen über Dich selbst lässt,
wirst du im selben Moment nicht mehr über andere abwertend urteilen. Und seltsam, seltsam: andere werden auch Dir nicht mehr abwertend gegenübertreten.ALLES ist im eigenen Geist.
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Advaita:
irgendwie neigt der Mensch sehr dazu den Kritiker in sich laut werden zu lassen. Warum nur? Und wie bringt man diesen zum Schweigen?
Hi & willkommen AdvaitaKritik ist bekanntlich nicht immer etwas schlechtes, aber eine bewährte Abhilfe für weniger hilfreiche Kritik ist das Enthalten von weniger hilfreicher Kritik.
Was die Neigung angeht hilft es manchmal die Ursachen und Eigenschaften zu betrachten.
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Onyx9:
Der Kritiker über andere ist derselbe der Kritik an einem selbst übt.
Kritik beeinhaltet immer eine aggressive Komponente. Wenn Du das abwertende Urteilen über Dich selbst lässt,
wirst du im selben Moment nicht mehr über andere abwertend urteilen. Und seltsam, seltsam: andere werden auch Dir nicht mehr abwertend gegenübertreten.ALLES ist im eigenen Geist.
Genau, sehr gut geschrieben!
ZitatUnachtsame und übergriffige Menschen gibt es allerorten;
unbewusst spüren sie deine verletzlichen Seiten und setzen da an, denn ihre Absicht ist die Machtgewinnung.Bei der Absicht Machtgewinnung bin ich nicht so einverstanden. Es sieht so aus, kann aber auch das Unvermögen sein, anders und besser in (nahen) Kontakt zu kommen.
Was das 'zurück in alte Muster' betrifft - das ist neurobiologisch quasi vorgegeben. Was lange und viel gedacht und gefühlt wurde, ist im Gehirn 'eingeprägt'. Es braucht lange, dort neue Wege anzulegen und auszubauen. Man weiß aber, dass ein freudvolles Üben neuer Wege zu Erfolgen führt ('Lernen' geht schlecht mit Frust, Angst, Stress, gut mit freudvoller, positiver Stimmung).
*sorry für mein wiederholtes Herauskramen unbuddhistischer Erklärungen, bitte sagt mir, falls das unpassend oder unerwünscht ist.
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Onyx9:
Unachtsame und übergriffige Menschen gibt es allerorten;
unbewusst spüren sie deine verletzlichen Seiten und setzen da an, denn ihre Absicht ist die Machtgewinnung.
Daraus ziehen sie eine - wie immer vorrübergehende - Befriedigung.
Je einiger Du mit Dir selber wirst über die Praxis, desto weniger wird dich das tangieren.
Es gibt eine geistige Qualität, die nicht verletzbar ist, weil sie dem Ich nicht verhaftet ist.
"Neben" der Meditation ist Güte ein Schlüssel dafür. Güte auch für sich selbst.
Wenn das Herz ( Geist ) frei ist, nimmt es die Urteile und Taten anderer nicht mehr an.
Es ruht in sich selbst.Der Kritiker über andere ist derselbe der Kritik an einem selbst übt.
Kritik beeinhaltet immer eine aggressive Komponente. Wenn Du das abwertende Urteilen über Dich selbst lässt,
wirst du im selben Moment nicht mehr über andere abwertend urteilen.ALLES ist im eigenen Geist.
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Onyx9:
Kritik beeinhaltet immer eine aggressive Komponente.
Das stimmt natürlich nicht, das "beinhaltet immer". Aber manch "ich" empfindet Kritik wohl immer als Aggression, selbst wenn sie gut gemeint ist.Onyx9:
ALLES ist im eigenen Geist.
Ja, denk mal drüber nach -
Wenn man einen Anlass sieht, über einen Menschen, eine Situation zu urteilen/ Kritik zu üben, aus ernstem Interesse für diese, mit der Motivation dahinter dem anderen seine Sicht (gewaltfrei) zu offenbaren um auf die Interaktion klärend einzuwirken und/ oder mit der ernst gemeinten Motivation jemanden zum Umdenken/ Hinterfragen anzuregen, um blinde Flecken aufzudecken etc. In diesem Fall finde ich Kritik hilfreich. Doch wenn es augenscheinlich nur dazu dient, sein Ego aufzublasen, dann ist es einfach nur giftig. Dies beinhaltet aber schon wieder eine Bewertung, nämlich das Urteil darüber wie die Motivation eines Menschen ist. In Deinem Beitrag Onyx9, gibt es viele Denkanstöße die ich sehr gerne auf mich wirken lasse.
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Man ersetze das Wort "KRITIK" durch die Formulierung "kritische Betrachtung", und schon wirds weniger bedrohlich.
Grüße, Wusheng -
Solange man sich im Kopf während man etwas bewertet denkt "ich darf jetzt nicht bewerten" steckt man in einem Kreislauf. Bewerten kann man immer nur mit dem Verstand durch das denken. Das mag banal klingen, aber es geht beim "nicht bewerten darum das denken, was immer eine bewertung ist, zu beobachten. Dann werden die lücken in denen man nicht denkt und dadurch auch bnicht mehr bewertet größer. Das bedeutet nicht, dass es das ziel ist das denken und den verstand und auch die bewertung nicht mehr zu benutzen. Es geht vielmehr darum nicht von der kondintionierten Bewertungsmaschine im Kopf bewertet zu werden. Durch beobachten können wir das Instrument benutzen ohne dabei unbewusst zu werden. Wenn uns die unbewusstheit bei anderen auffällt und wir dazu neigen sie zu kritisieren, on im kopf oder verbal, dann können wir stattdessen noch wacher werden und Mitgefühl üben. Den letzlich leiden die Menschen ja unter ihrer unbewusstheit. Aber das bedeutet nicht dass man sich ausnutzen lassen muss. Man kann ein klares nein sagen ohne dabei ein ego im spiel zu haben. Es mag auch sinn manchen die Menschen auf ihre verhaltensweise aufmerksam zu machen, aber die meisten merken es sowieso und der Lehrer "Leiden" zeigt jedem die Lektion die man zu lernen hat. Wenn die Menschen in einem Moment offen sind, dann machen sicher Worte Sinn um ihnen eine Abkürzung anzubieten....
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Guten Morgen!
wusheng:Man ersetze das Wort "KRITIK" durch die Formulierung "kritische Betrachtung", und schon wirds weniger bedrohlich.
Grüße, WushengEs geht für mich gar nicht mal darum, dass es bedrohlich wirkt etc. sondern dass man Gefahr läuft durch vorschnelle Bewertungen, die einen dazu veranlassen Kritik auszusprechen, und dem Verweilen im Anhaften, nicht hinter die Dinge blicken zu können.
karmahain:Es geht vielmehr darum nicht von der kondintionierten Bewertungsmaschine im Kopf bewertet zu werden. Durch beobachten können wir das Instrument benutzen ohne dabei unbewusst zu werden.
Das trifft für mich sehr den Kern. Mir ist dieses Thema so wichtig, da ich, auch heute noch, eben dazu neige, sehr schnell auf Impulse die das Gehirn weiterverarbeitet in Gedanken und Emotionen, was eben auch neurobiologisch so verankert ist, zu reagieren. Ich beschäftige mich schon lange damit, jedoch sehr auf der Verstandes- Ebene. "Den Sturm im Wasserglas" habe ich oft auch mit in die Meditation genommen und konnte so diesen in einem größeren Zusammenhang betrachten, kam zu dem Gefühl dahinter, welches im Tal des Unterbewusstseins wirkte. Mein persönlicher Weg führt über die Autonomie und dem Lernen die eigenen Gefühle und Bedürfnisse in die Bewusstheit und in Einklang zu bringen.
Herzliche Grüße,
Advaita
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Ich bekam gerade den Tipp, Gefühle nicht nur beim Entstehen sondern auch beim Vergehen zu beobachten. Wenn der Fokus auf der Vergänglichkeit eines Gefühls liegt, z.B. dem Wunsch zu kritisieren, dann wird auch sofort die Substanzlosigkeit des Gedanken oder Gefühls klar.
Eine wunderbare Methode. -
Sollte man Bewertung bewerten? Jede Verhaltensform birgst seine eigenen Widersprüche die nicht mit dem Verstand zu lösen sind sondern durch ihn entstehen. Es gibt leider wenig Begriffe die Fingerzeige zum dem nicht erfassbaren und damit auch nicht bewertbarem bieten. Wenn man aufhört alles ständig zu bewerten erkennt man das Formlose leichter, das man gar nicht bewerten kann, da es ja keine Form hat. Auch Begriffe wie "alles" oder "nicht" oder Leerheit sind nur Fingerzeige, die weiderum auch meist bewertet werden und somit nur mit dem Verstand erfasst, der nur einen Bruchteil der Wirklichkeit erfassen kann...
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karmahain:
Sollte man Bewertung bewerten? Jede Verhaltensform birgst seine eigenen Widersprüche die nicht mit dem Verstand zu lösen sind sondern durch ihn entstehen. Es gibt leider wenig Begriffe die Fingerzeige zum dem nicht erfassbaren und damit auch nicht bewertbarem bieten. Wenn man aufhört alles ständig zu bewerten erkennt man das Formlose leichter, das man gar nicht bewerten kann, da es ja keine Form hat. Auch Begriffe wie "alles" oder "nicht" oder Leerheit sind nur Fingerzeige, die weiderum auch meist bewertet werden und somit nur mit dem Verstand erfasst, der nur einen Bruchteil der Wirklichkeit erfassen kann...
Hör doch auf zu bewerten -
Das hat alles eh keinen Wert ....
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@ LL: Absolut, nicht nur das Entstehen auch das Vergehen geben einem Aufschluß über die automatisierten Reaktionsmuster die abgespult werden. Ich meine Letzteres ist mir persönlich sogar noch etwas zugänglicher, da ich auf Grund gewisser "Taubheiten", die Entstehung oft erst verzögert wahrnehme.
Ich habe zu diesem Thema hier im Forum etwas sehr Interessantes gefunden...
Dialog über das Auslöschen der Anschauung
... womit ich mich noch eingehend beschäftigen werde, da das was ich bisher gelesen habe bereits schon sehr inspirierend war.