Posts by Bebop

    Und Satori hat mir die Angst vor dem Sterben genommen, und mich den Universum an sich wieder mehr begegnen lassen.

    Das ist mir zu hoch gegriffen. Du kannst das nicht wissen, aber ich höre das oft. Da man m.E. nur einmal stirbt, wird man erst in diesem Moment erfahren, ob man Angst hat oder nicht. Auch wenn ich diese Angst selbst für störend halte, finde ich sie natürlich und frage mich, weshalb darum so viel Tamtam gemacht wird. Ich habe auch andere Ängste, durch die ich manchmal durch muss (ich erwähnte hier mal Turbulenzen im Flugzeug). Solange die nicht einen Herzinfarkt verursachen (was beim Sterben ja eher eine Ironie wäre), sind die aber auch irgendwie tolerierbar. Andere Situationen lassen sich meiden, und wenn das Nachteile bringt, dann vlt. im Sinne von etwas dann nicht haben können. Jedenfalls ist es etwas verwunderlich, dass auch im Zen das coole Sterben so gefeiert wird. Denn der Zennie ist danach ja auch bloß tot wie alle anderen. Nun ja. Ob diesbezüglich der Aufwand im gesunden Verhältnis zum Nutzen steht?


    Was das "Universum an sich" ist, weiß ich nicht. Habe gerade bei Muhos Kanal, der eine Zuschauerfrage in diese Richtung beantwortete, einen entsprechend sarkastischen Kommentar hinterlassen. Klar fühle ich mich den Wesen und der Natur verbunden. Aber nicht anderen Galaxien. Davon hab ich gar keinen rechten Schimmer. Das Universum ist eine große Unbekannte für mich, und zum größten Teil nach meinem Wissensstand nichts, dem ich begegnen möchte, denn es ist kalt und lebensfeindlich.


    Worauf ich raus will ist Folgendes: Natürlich helfen Meditationsmethoden im günstigen Fall, den Kopf klar zu bekommen. Es ist auch anzunehmen, dass sich das eine Zeit lang im Alltag hält. Dann kommen aber Situationen, wo Entscheidungen gefällt werden und unangenehme Dinge getan werden müssen. In der Regel wird sich erst genau DANN die Übung anwenden lassen, eine Vorratskammer an samadhi-Versenkung gibt es aber so wenig wie für Schlaf, und auch wer 10.000 Stunden Zazen gemacht hat, kann in einzelnen Situationen noch danebenhauen, wie wir ja an zahlreichen Beispielen sahen.


    Für mich war die entscheidende Erkenntnis, dass nicht im Zazen selbst, sondern in den jeweiligen Situationen Loslassen und Nicht-Werten zu praktizieren effektiver ist als "auf dem Trockenen". Und ich glaube, dass wir einige Fehltritte von Lehrern genau der Tatsache verdanken, dass sie zu viel auf dem Trockenen (im Zazen) übten und zu wenig im Alltag.

    Weil Du früher oder später ohne ZaZen im Alltag wieder ins Schleudern kommst.

    1) Das bedeutet: Zazen erfüllt üblicherweise einen Zweck.

    Ich stimme da zu, nur wird das von vielen rhetorisch anders dargestellt. Im Grunde wollen sie mittels Zazen ihr Leben so gut wie möglich in den Griff bekommen.


    2) Aber was bedeutet "ins Schleudern kommen"? Was daran ist so bedrohlich, dass jemand meint, Zazen sei nötig, um es zu verhindern?

    Es halten sich doch auch manche Nicht-Buddhisten an buddhistische Tugenden. Es sind auch Nicht-Buddhisten zuweilen unerschütterlich. Wie kann sich ein "Meister" nicht an Macht klammern, wenn er sich "Meister" nennt oder nennen lässt? Was soll "selbstlose Hilfe" sein, wenn sie darin besteht, dass der Meister definiert, was für andere hilfreich ist?


    Meines Erachtens sollte man annehmen, dass "den Weg gehen" - im Sinne des Befolgens von Dogmen des Achtfachen Pfades - nicht reicht, sobald man von Erleuchtung spricht. Ich hörte kürzlich von einer Frau auf Tiktok, die ihre Erfahrungen mit einem Froschgift beschrieb, das momentan in Rede ist (Bufo). Drei Merkmale ihres "Trips" entsprachen den üblichen Schilderungen von Erleuchtungserfahrungen: 1) Der Beobachter (Ego) war weg. 2) Raum und Zeit stellten sich nicht mehr so dar wie zuvor. 3) Insgesamt ist dem Erlebnis mit Worten schwer beizukommen.

    Für mich wesentlich war, dass sie dann darauf verwies, dass ihr Leben nun nicht mehr so sei wie früher und nie mehr so sein könnte. Dieser vierte Punkt geht in Deiner Beschreibung unter, er wurde kürzlich auch von einer Ex-Neo-Advaita-Anhängerin in einem Gespräch auf YouTube mit einem Soto-Lehrer hervorgehoben: Es gäbe keine Erleuchtung, weil diese große Veränderung gar nicht stattfände, das Ganze sei viel banaler.


    Nun stellt sich also die für mich entscheidende Frage, ob diejenigen, die ständig vor Erwartungen von Erleuchtung warnen, tatsächlich nichts weiter als ein allmähliches Verändern (ihrer Körperhaltung, ihrer Gelassenheit usw.) erfahren, oder ob es nicht richtiger wäre zu behaupten, dass da dann noch etwas fehlt, gemäß der Zen-Tradition. Man könnte immer noch der Ansicht sein, dass diese Tradition dann vlt. aus einer großen Lüge besteht - wie offenbar diese Ex-Advaiterin. Was aber, wenn nicht?


    Und so verstehe ich Dogen: Zazen ist ein Koan. Wenn das Koan durchschaut/gelöst/durchgekaut etc. ist, kann man sich - so man nicht einer Koan-Schulung anhängt, die ein ganzes Leben das immergleiche Koan bearbeiten möchte - einem anderen Problem zuwenden. Mit der Reduzierung Dogens meine ich das, was Tenbreul und andere machen: Lebenslanges Sitzen, weil das Koan Zazen nicht aufgelöst werden kann. Sie verwechseln da einfach das entscheidende Erlebnis Dogens in China ("Körper und Geist abgefallen") mit seinem folgenden Berufsleben als Priester - und imitieren den Priester. Und dieser Priester machte dann, alternd, noch so viele komische Bemerkungen, dass er sich im Grunde "nicht mehr daran hielt" und - wie Du schriebst - "nicht mehr erleuchtet war" - denn am Ende erzählte er allen, wie wesentlich ein Klosterdasein sei, und nicht, dass nach dem Abfallen von Körper und Geist zig Optionen für den weiteren Lebensverlauf bestehen, von denen er sich schlicht für eine entschieden hatte, weil er eben auch ein Mensch mit eigenen Vorlieben blieb.

    Das Berühren der Schulter mit dem Kyosaku kann hilfreich sein gegen Dösen.

    Das ist so einer der Widersprüche, die auch Meister wie Omori Sogen nicht auflösen können. Da wird munter aus der Tradition zitiert, aber dann wird nicht erkannt, dass Dösen a) auch im Hier und Jetzt sein kann (nämlich im Sinne von: Wenn ich müde bin, schlafe ich), b) dem Adepten nichts nimmt, weil er, wie wir alle wissen, im Traum bestenfalls einem Gedankenchaos ausgeliefert ist (wie im Zazen) oder überhaupt keinen bewussten Gedanken (wie im Zazen) - und den Gedanken nur dann willentlich nachlaufen könnte, wenn er luzides Träumen beherrschte - was für die wenigsten ZAzennies zutreffen wird. Wer vehement vor dem Dösen im Zazen warnt - und das ist typisch auch für Soto -, der sagt damit nichts anderes, als dass Zazen einen Zweck erfüllen muss. Und widerspricht sich damit oft erneut selbst.


    Dieses ganze strenge und asketische Getue - ich fand's auch mal interessant, aber ich mache lieber mit dem ernst, was Paichang sagte.

    Trauma und Kyosaku (engl.) Hier ist sogar das Problem für den Schlagenden selbst Thema.


    Hingegen T. Griffith Foulk: "In the Rinzai monastery where I trained in the mid-1970s, according to an unspoken etiquette, monks who were sitting earnestly and well were shown respect by being hit vigorously and often; those known as laggards were ignored by the hall monitor or given little taps if they requested to be hit. Nobody asked about the “meaning” of the stick, nobody explained, and nobody ever complained about its use."


    In den 70ern galt das Schlagen also quasi als Zeichen des Respektes und war den eifrigsten Übenden vorbehalten.


    Irgendwann las ich auch mal von einem Todesfall in Japan aufgrund exzessiver Prügelei, weiß aber nicht mehr, ob Kyosaku daran beteiligt war . Auf jeden Fall kann es Verletzungen geben, wenn es nicht richtig gemacht wird, genau wie bei herkömmlichen Massagen. Und man kann sich vorstellen, wie problematisch so etwas für diejenigen ist, die z.B. in ihrer Kindheit von den Eltern geschlagen wurden und noch dabei sind, das aufzuarbeiten. Ich halte deshalb auch nur das Bitten um einen entspannenden Schlag für vertretbar.

    Interview mit Oliver Wang-Genh


    Bei Min. 3: "Mach nur Zazen." Zitiert nach Deshimaru. Im Fortgang behauptet er selbst, dies sei die eigentliche Lehre des Zen. Die eigentliche Lehre des Zen ist (siehe Plattform-Sutra): Übe deinen Geist so, dass er stets in den Zustand der Nicht-Unterscheidung/Nicht-Wertung und ins Loslassen eintreten kann (von mir paraphrasiert).


    Was Wang-Genh sagt, ist Religion. Und Bullshit. Aber ein Weilchen bin ich auch mal drauf reingefallen.


    "Während Zazen sind alle Unterweisungen Buddhas klar ..."


    Das ist dann religiöse Sprache. Ebenfalls Bullshit. Frag ihn mal nach einem speziellen Problem im Palikanon, und vergleiche mit dem, was Theravada-Experten sagen etc. Nichts ist klar, das siehst Du doch hier, wo viele Zazen machen.


    "Zazen fängt mit der Haltung des Körpers an."


    Aber wie ist es möglich, dass Stephen Hawking nicht seinen Hals gerade bekam wie in dieser Zen-Geschichte, wo ein Meister einem Krummen sagte, ohne gerade Haltung würde er "es" nie erfassen, und der nach sieben Jahren endlich seinen Hals begradigt hatte? Doch wer hat wohl mehr gerafft, Hawking oder Wang-Genh?


    "Vor dem Denken mit Worten", also in hishiryo (Oliver), gibt es kein Zazen (ich).


    Ich schwöre Dir, ich setze mich sofort vor die Kamera und labere aus dem Stand das gleiche Zeug, wenn ich dafür bezahlt werde. Das ist alles schon tausend mal aus dieser Ecke gesagt worden und wird dadurch im Detail auch nicht richtiger.


    Auf die Frage nach "Hingabe" verweist er unmittelbar auf religiöse Zeremonien.


    "Die Praxis des Zen ist die Einhaltung der Gebote."


    Junge, das ist ganz schwach. Das ist blutleere Religion.


    So etwas bekommst Du übrigens auch in christlichen Klöstern oder schon beim Pfarrer nebenan. Aber mit mehr agape.


    Zum Schluss kommt die Selbstreferenz: Man sollte natürlich einen Meister treffen.


    Wer einen findet, gebe Bescheid.

    es ist nur so, dass dort vom Zurückgang von Gier usw. geredet wird, der Meister aber offensichtlich auch nur ein stinknormaler Mensch mit Gelüsten ist.

    Ole, wir hatten ja schon über andere Medien Kontakt. Ich denke, Du hast zu hohe Erwartungen. Genau das ist geradezu ein typisches Merkmal von Zen-Lehrern, dass sie von diesen Dingen reden und Du Dir nur fünf Minuten ihr Leben und ihre Biografie angucken musst, und Du weisst, die haben vieles genau so gemacht wie der Otto Normalverbraucher: Frau, Kinder, Geliebte, Status, Verkleidung etc. Und letztlich kann man sogar am Zazen anhaften.


    Wenn Thorsten nun argumentiert, es ginge um ein "Weniger", ist das realistischer. Bloß ist die Frage, wie entscheidend denn das Weniger im Vergleich zu Hinz und Kunz sein soll, um irgendwas zu "erweisen". Im Umkehrschluss heißt das schlicht, dass Zazen nicht das schafft, was die Leute glauben und erzählen, auch wenn sie vielleicht sagen, es brächte nichts - denn sie wollen ja keinesfalls nach dreißig Jahren hören: "Ja, das merkt man."


    Man kann Sitzen in einer Sitzung erlernen. Loslassen im Geist nicht. Das können Dir die Lehrer aber nur bedingt beibringen oder vorleben. Wenn ein Mathe-Lehrer so unfähig wäre, hieße das, außer den Grundrechenarten hätte er nichts zu sagen. Das ist also anders als bei anderen "Lehrern", von denen Du erwarten kannst, dass sie genau das draufhaben, was Du von ihnen lernen willst. Bei Zen-Lehrern funktioniert das so nicht. Die sind im Grunde dazu da, Dich zu enttäuschen.

    Was ist denn nun "Rinzaku"? lubob

    Ein Tippfehler?

    Meinst du mit "andere Hausnummer", dass du Fumon für "seriöser"/authentischer hältst?

    Gerade habe ich jemandem eine ähnliche Frage privat beantwortet. Es läuft darauf hinaus, dass er m. E. das macht, was Du zu suchen scheinst, und auch Deine Ergänzung scheint mir den Tipp, in ein Samu-Sesshin einzusteigen (beginnt wohl morgen) treffend zu machen. Denn wie hier ja gesagt wurde, kann Fumon immer noch sehr ausdauernd sitzen (obwohl er meines Wissens bereits körperliche Gebrechen vom Sitzen hat), vlt. dann doch zu viel für Dich am Anfang.


    Das sind alles eigene, keine Fremd-Einschätzungen. Oliver von Weiterswiller tauchte mal in einem Film mit Zen-Lehrern auf, und da stieß mit etwas auf. Verzeih, dass ich den jetzt nicht nochmal raussuche, aber da hab ich schon vor ein paar Jahren wohl auch hier kurz drüber geschrieben. Ich bin in dieser Hinsicht ein arrogantes Arschloch:


    Ich bin schon seit Jahrzehnten davon überzeugt, dass ich erkenne, ob einer es so durchdrungen hat, dass er das als "Lehrer", Roshi oder "Meister" vor anderen hocken sollte. Oder vlt. gar noch "reinquatscht" beim Zazen - was ich im Übrigen auch nicht für zielführend halte, da kann man gleich zur Hypnose gehen. In der Neurowissenschaft wird ja erklärt, wie man sich selbst auf was programmieren kann, ich glaube durch Wiederholung bestimmter Ziele im 17-Sekunden-Rhythums oder so. Aber mir passt das nicht, wenn ich bequatscht werde, ich mach das lieber in Selbstgesprächen. Dieser Oliver hat es also m.E. nicht hinreichend durchdrungen. Es zeigt sich im Übrigen auch hier im Forum für mich, wenn bestimmte Schüler von ihm von ihrer Schulung berichten und ihr Zen-Verständnis demonstrieren. Von daher würde ich inzwischen sogar glattweg von Ryumonji abraten, wüsste ich nicht auch von einem ehemaligen Antaiji-Sitzer hier, dass er nicht pars pro toto, also fürs Ganze stehen kann, also solch ein Rückschluss dann doch unfair wäre. Aber im Falle von Antaiji - falls Du es dann mal irgendwann ganz ernst meinst - hatte ich ja noch zig andere Beispiele insbesondere persönlicher Begegnungen mit dem Abt, also halte ich diesen Tempel nach wie vor für eine brauchbare Übungsstätte.


    Ich schreibe jetzt in mein Profil rein, was ich mache. Irgendwann im November/Dezember bringe ich einen "Klassiker" von Omori Sogen raus und werde in einem Clip oder auch hier sezieren, was daran falsch ist, wenn man - wie Dogen und auch Omori, obwohl er vom Rinzai kommt - dem Zazen alles Mögliche zuschreibt und meint, dies bekäme oder "erweise" man nur dadurch. Diese Adepten glauben das natürlich deshalb, weil sie wie wir alle nur ein Leben und kein paralleles daneben führen können, und aus ihrer Sicht ist es, nach Jahrzehnten von Zazen, nur logisch, so zu argumentieren. Die Deshimaru-Clique, die Nishijima-Leute (wie Brad Warner) und auch Antaiji haben da m. E. den gleichen blinden Fleck, und im letzten Fall habe ich wohl überschätzt, wie das dortige Samu dies doch eigentlich klarmachen dürfte.


    Samu ist wichtiger als Sitzen. Aktivität ist wichtiger als Nicht-Aktivität. Wenn du dauernd sitzen musst, sitzt das Zazen nicht dich, sondern du meinst, dass da immer wieder was loszulassen ist - was auch stimmt, aber was sich durchs Zazen nicht ändern lässt, sondern erst, wenn du mit dem Zazen aufhörst und es tatsächlich machst.

    Ich denke, dass Fumon in Eisenbuch schon eine andere "Hausnummer" ist als Weiterswiller, ausgehend davon, was ich von beiden Seiten so gehört und gelesen habe. Wie ich sehe, findet da in ein paar Tagen ein Samu-Sesshin statt, was ich noch für die sinnvollste Art und einen guten Einstieg halte, um mal Atmosphäre zu schnuppern. Alles andere wäre mir zu sehr an Dogen angelehnt, das Heil wird in exzessivem Zazen gesucht. Aber das scheinst Du ja zu suchen, und immerhin ist Dir schon klar, dass "es gut tut", also einen Zweck erfüllt - was in der Dogen-Schule ja gern geleugnet wird. Außerdem kommen mir dort die Preise recht zivil vor, 390 € für zwei Wochen "Nirwana-Sesshin" z. B.

    Danke, aber da das Buch von einem großen Verlag ist, hatte das bestimmt ein halbes Jahr Vorlaufzeit, der Text ist dann also schon mindestens 18 Monate alt. Ich habe den Eindruck, dass SHY momentan in den Medien zurückhaltender ist. Ab und an bekomme ich aber noch böse Kommentare auf YouTube von seinen Fans in der Art: "Geh weg. ... Du Null ... Schon mal trainiert?" Man kann ihn wirklich nicht um diese Leute beneiden. Das ist nichts gegen "Ausraster" in Zen-Dojos ...


    Von einem, der einen ganz guten Weg eingeschlagen hatte und ein kritisches Video veröffentlichte, woraufhin er sofort - wie er mir in einem dokumentierten Messenger-Chat bewies - von SHY und Konsorten unter Druck gesetzt wurde, das Video kürzte, seinen Namen änderte, den Kontakt abbrach ... hab ich gesehen, dass er sich wieder in dessen "Fänge" begab. Das ist wirklich traurig und zeigt, wie dieser Deutsch-Vietnamese vorgeht. Es soll eben nichts nach außen sickern. Es war bereits zu erkennen, dass der andere geistig weiter als sein Lehrer war. Dieses Phänomen gehört für mich zu den Erstaunlichsten, es zeigte sich z. B. auch bei Matthiesen, der m. E. (wie ich an seinen Büchern sah) der Lehrer von Glassman hätte sein sollen und nicht umgekehrt.


    Andererseits ist er damit nicht allein. Auch hier hatte mir jemand per Privatnachricht mehr versprochen, als dann kam. Das ist schon bei zig Skandalen so gewesen, immer wieder fehlt es Zeugen und Betroffenen an Mut, obwohl sie von anderen demonstriert bekamen, dass sie nichts zu befürchten haben bzw. dass es Leute gibt, die nichts zu befürchten haben und die Sache für sie publik machen können.

    Angebot trifft Nachfrage. P. für das zu kritisieren, was er tut, ist wie den Mond anbellen. Es interessiert nicht nur den Mond nicht, es interessiert nicht mal das Publikum.

    Prinzipiell okay. Andererseits war der, wohl durch Connections, auch mal in einer großen Talkshow. Man stelle sich vor, da würde stattdessen Harada Roshi mit Dolmetscher sitzen, das wäre doch mal ein "Erfolg".


    Ich bekam gerade diese Woche eine Email von jemandem aus einer bestimmten Zen-Gruppe in Deutschland, der froh ist, dass da einiges öffentlich wird. Als ich in meiner Jugend noch Christ war, sagte ein Prediger zu mir, er würde auch für einen einzigen Menschen in seiner Kirche predigen, und ein Religionslehrer meinte, einen einzigen "zu retten" sei schon eine hinreichende Aufgabe. In diesem Sinne kann man auch das Bodhisattva-Gelübe mit Aufklärungsarbeit verknüpfen und sich gelegentlich über die Rückmeldung eines Einzelnen ein bisschen freuen. Denn was nicht so einfach ersichtlich ist, sind die versteckten und Langzweitwirkungen. Wenn ich jedenfalls nur so denken würde ("interessiert nicht mal das Publikum"), hätte ich mein halbes Verlagsprogramm von vornherein sein lassen können. "Das Publikum" ist manchmal nur ein Individuum, oder zwei, oder zehn.


    Was ich Polenskis Unternehmen lassen muss - sie bestellen trotz meiner harschen Kritik an ihm gelegentlich das Vimalakirti-Sutra.

    Vielleicht war der japanische Buddhismus gar nicht auf eine Ausbereitung in den Westen vorbereitet und das alles schlitterte ungeplant von einer Anfangseuphorie in eine Ernüchterung.

    Im Falle Oi Saidans ist wohl dessen Naivität auf kriminelle Energie getroffen.

    Manchmal war es aber auch umgekehrt. Diesen Vorwurf machte man etlichen Lehrern wie z.B. Shimano und Sasaki - sie seien im Grunde als der "Ausschuss" in den Westen geschickt worden, weil sie schon in Japan Probleme machten. Das ging dann bis hin zum Distanzieren oder Rausschreiben von Lehrern aus den Linien. Entweder war da die Ernüchterung nur gespielt, oder es kam tatsächlich noch schlimmer, als man dachte zu der Zeit, wo man diese Lehrer losschickte.

    From
    then on, he was bedridden with an incurable disease.

    Danke, die Geschichte ist stark, auch wenn sie von Dummheit erzählt.


    Der Grund, warum ich Omori Sogen nun noch herausbringe, ist, dass er einerseits klassische Vorstellungen von harter Zen-Übung (vor allem Zazen) und Entbehrung hat, dann diese starken Anekdoten erzählt, einiges (wie makyo/Täuschungen) aus Erfahrung gut beschreiben kann - aber offenbar trotz allem, und trotz einer vollständigen Koan-Schulung (haha!), ein fehlbarer Mensch blieb. Hier möchte ich nochmal auf die Kritik hinweisen, die ich nun seit Jahren gleich mitliefere zu diesen an sich recht gelungenen Handbüchern für die Zen-Übung: Sie sind zugleich der "Erweis", dass es die Adepten mit dieser Übung in entscheidenden menschlichen Bereichen nicht weiter brachten als andere. Und das macht es ironischerweise möglich, ihnen vorzuwerfen, dass sie ihren Ausbildungsmethoden Ergebnisse zuschreiben, die diese gar nicht zwangsläufig haben.


    ***


    Ist Dir eigentlich bei Deinen Recherchen auch von Affären von Lehrern mit Schülerinnen aus der Rei-Bande berichtet worden? Mir wurden da schon deutliche Hinweise gegeben.

    Hier eine rührende Geschichte von Omori Sogen, von dem ich demnächst seine Einführung in die Zen-Übung herausbringe. Omori war einer vom alten Schlag - ein mir bekannter Übersetzer kannte ihn noch persönlich und sprach von einer entsprechenden Präsenz, wenn er im gleichen Raum war. Diese Geschichte stützt voids Anliegen.


    "Seisetsu Roshi, der früher mein Lehrer war, trat im sechsundzwanzigsten Jahr des Meiji (1893) im Alter von siebzehn Jahren in den Tenryu-ji ein. Im Frühjahr des folgenden Jahres, als er nach einem Jahr Ausbildung im Kloster in sein Haus in Tajima zurückkehrte, besuchte er als erstes seinen früheren Lehrer, Priester Hokuin, im Shobo-ji. Er erzählte ihm von vielen Dingen, die seit seinem letzten Besuch geschehen waren. Priester Hokuin, der ihm mit großer Genugtuung und Interesse zuhörte, fragte ihn plötzlich: „Übrigens, wie heißt dein Lehrer im Kloster?“

    „Nun, er wird Priester Gasan genannt.“

    „Oh, Gasan? Das ist ein unbekannter Name. Jedenfalls muss er ein junger Priester sein. Wessen religiöser Erbe ist er?“

    „Es tut mir leid, dass ich es nicht weiß.“

    Der achtzehnjährige Seisetsu wusste nichts davon, und so antwortete er aufrichtig. Aber Priester Hokuin schaute traurig und sagte: „Was? Du kennst nicht einmal die religiöse Abstammung deines Lehrers? Was für eine Art von religiöser Disziplin hast du denn durchgemacht? Ich habe mich noch nie so unglücklich gefühlt.“ Als er dies sagte, weinte er, obwohl er ein erwachsener Mann war."


    In diesem Kapitel rät Omori, nur einen Lehrer zu wählen, der authentisch bestätigt wurde. Zitiert wird u. a. auch Hakuins Top-Nachfolger Torei Enji:


    „Schüler behaupten fälschlicherweise, dass ihre gegenwärtige Situation ein Beweis für ihre Erleuchtung sei. Aus diesem Grund ist die Zahl derer, die in die böse Gruppe der Verblendeten fallen, nicht gering.“


    Schön, aber was, wenn einem der eigene Verstand sagt, dass die Lehrer verblendeter sind als man selbst? Schon schließt sich wieder der Kreis zum nötigen Glauben, den es braucht, um sich dann doch irgendeinem Lehrer anzuvertrauen oder gar unterzuordnen, unter der Voraussetzung, dass man an sich selbst entsprechend zweifelt - was nur bedingt empfehlenswert ist.


    Nun kommen wir zum anderen hier angesprochenen Problem, das mich auch bei der Lektüre solcher Texte befällt: Was glaubt denn so ein Zen-Lehrer. einem Nicht-Dauersitzenden voraus zu haben (Omori war da als Rinzai kaum von Dogen zu unterscheiden, nur im Detail)? Was glauben die Adepten, dass er/sie einem voraushat? Diese Frage habe ich für mich schon bei meinem ersten Sesshin bei einem Osho von Joshu Sasaki beantwortet. Und die Antwort ist heute noch die Gleiche: Nichts, wenn ich mich bemühe, die damit verbundenen Fähigkeiten und Charaktereigenschaften selbst einzuüben, auf WELCHEM WEG AUCH IMMER. Ich finde es natürlich bei dem Meister in der Linie, auf die ich mich nun häufig beziehe, nämlich Joshu Sasaki, sehr bemerkenswert, dass er selbst im Sterbeprozess laut einem Anwesenden nicht gestört werden wollte (durch medizinische "Eingriffe") und das vlt. sogar noch durch Manipulation seiner "Flatline" auf dem Bildschirm (laut einem Video von Shozan Jack Haubner) deutlich machte. So möchte ich auch sterben können. Allerdings - ich würde mich dafür nicht einmal in zehn Sesshin setzen, weil ich davon ausgehe, dass der Aufwand in keinem Verhältnis zum relativ kurzen, endgültigen Sterben steht. Was also genau ist die Frucht dieser dauernden Quälerei und Askese?


    Es ist ja klar, dass der Zenpriester seinen Weg verabsolutiert, weil zu ihm ständig die Bedürftigen kommen, für die er Hilfestellung parat hat. Aber wie beim Arzt, der auch wissen muss, dass außerhalb seiner Praxis womöglich mehr Gesunde als Kranke sind, sollte der Zenmeister nicht den Blick dafür verlieren, was draußen so alles möglich ist. Und was drinnen tatsächlich geschieht. Nämlich all die ganz normalen Verfehlungen, die wir auch von draußen kennen. Nun kann man, wie es Qualia andeutet, auch davon lernen, aber es braucht m.E. kein eigenes Zen-Szenario, um all die klesha/Befleckungen zu studieren, die möglich sind.


    Also benötigt man im Allgemeinen weder für die Erkenntnis des "Wahren" noch des "Falschen" unbedingt den Zen-Lehrer oder gar das Zazen. Das ist doch ganz offensichtlich. Selbst Omori Sogen befindet sich da teils in einer Rhetorik von inner-religiösen Zirkelschlüssen, wie sie auch z. B. für Muho sich immer deutlicher herauskristallisiert, um einen aktuellen Lehrer zu nennen.


    Insofern begrüße ich Entwicklungen, wie sie lubob beschreibt (Hierarchien abflachen usw.). Der Meister hat ausgedient. Im Grunde geht es mir darum, dass ALLE Meister in der traditionellen Funktion ausgedient haben, wenn sie nicht mindestens irgendein sagenhaftes Niveau wie das von Omori Sogen, Harada Roshi oder Sasaki (sicher Geschmackssache) erreichen. Alle anderen bringen es nicht, und da ist leider oft auch das echte Dharma-Siegel kein Anlass zur Freude.


    Was ich den unterschiedlichen Positionen hier entnehme ist also, dass es vlt. besser wäre, nur noch über die Inhalte der Lehrer zu diskutieren statt über ihren "Schein" (im doppelten Sinn) und dabei völlig rücksichtslos auch gegen ihre möglicherweise offiziellen Titel zu sein.


    Interessanterweise meinte Omori noch in seinen Kommentaren zu den Ochshirt-Bildern, die allermeisten kämen sowieso nur zu dem, was in Bild 3 oder höchstens 4 gemeint ist - den Ochsen (Wahres Selbst) sehen oder fangen. Nicht aber: Zähmen.


    Da könnte was dran sein.


    Die Sitten müssen verkommen, für den, der an Regeln und Riten festhalten will, schon allein um sich auf den Ort seines Rechthabens berufen zu können.

    Ich beobachte seit einiger Zeit durchaus mit Interesse, wie Du gegen diese Sittenwächterei wetterst und sensibel darauf hinweist, dass dabei ja schließlich auch andere angeschwärzt werden usw. Du hast mein Verständnis. Die anderen hatten aber genug Zeit, ihre Belege beizubringen, und haben immer nur belegt, dass sie nicht hinreichend autorisiert sind.


    Ich halte aber nicht "an Regeln und Riten fest", ich gebe selbst einen Furz auf offizielle Ermächtigungen, und ich sage es auch Dir nochmal: Künne hat kein Lehrerniveau, geschweige denn Roshi-Niveau. Das Gleiche gilt für Hatlapa. Keiner von denen hat eine klassische Koan-Ausbildung auf dem Level des japanischen Rinzai absolviert und kann folglich auch keine derartige anbieten. Dass sie das mit Titeln verschleiern, macht es nur noch schlimmer, und sie tun es, weil es ohne die Titel weit weniger funktionieren würde. Von mir aus kann sich jeder mit Kôan beschäftigen, wie er will, aber wer glaubt, er bekäme von der "Rei-Bande" mehr als von jedem halbwegs im Zen Bewanderten, oder wer glaubt, er käme damit etwa bei Shodo Harada Roshi durch, der muss dann wohl, wie (Roshi) Sabass aus der Rei-Bande, doch noch mal zu Harada gehen, um sich eines Besseren belehren zu lassen.


    Wenn Du die obigen Zitate lesen würdest, wüsstest du auch, dass da nichts vergangen ist - das ist, was Chan ausmacht.


    Du bist doch seit Jahrzehnten Koch. Wie wäre es, wenn morgen ein McDonalds Frittenbrater Deinen Job machen müsste, wie würde das Essen schmecken?

    Warum nimmst du das ganze Papiergewedel so wichtig

    1) Es geht hier um die Glaubwürdigkeit z.B. von Ex-Anwälten wie Hatlapa und Nolting oder einem Ex-Hauptkommissar wie Engelhardt.


    Warum nimmst du es NICHT wichtig, wenn die Sitten so verkommen und wenn Anwälte und Polizisten vorgeben, etwas zu sein, was sie offensichtlich nicht sind: Roshi.


    Um dir das Ausmaß innerhalb buddhistischer Ethik klarzumachen: Vorgeben, etwas zu sein, was man nicht ist, kann im klassischen Buddhismus zum Ausschluss aus der Sangha führen, es ist ein parajika, eines der vier Hauptvergehen, und es besteht in der Anmaßung, einen höheren spirituellen Status als andere zu haben. Zwar sind die Zennies gewöhnlich nicht in diesem Sinne ordiniert, aber äquivalent ist es das, was man mit der Titel-Aneignung "Roshi" täte. Damit will ich eine ungefähre Vorstellung davon vermitteln, wo man das buddhistisch-ethisch ansiedeln kann, selbst wenn man sich im Zen bewegt. Das ist keine Kleinigkeit.


    Wenn du wissen willst, wie wichtig das den Betroffenen selbst ist, dann achte doch mal auf Gespräche von Muho und Dirk Künne. Muho sagt zwar gelegentlich, es solle weniger Zen-Meister geben, macht aber genau das Gegenteil, er redet sowohl von sich als auch von Künne als "Zen-Meister", es bleibt wichtig, dass da zwei in besonderen Roben vor den anderen sitzen, sie um Fragen bitten, um dann mehr oder weniger zu sagen, wer Fragen hat, der sei wohl noch nicht so weit. Mit anderen Worten, dieses Meister-Getue ist für die ganze Inszenierung und den Lebensunterhalt wichtig. Aber was wäre für die Fragenden wichtig? Zu wissen, wo die da vor ihnen auf dem Podest eigentlich stehen.


    2) Ich verstehe dich so, dass es an deren spirituellem Geschwurbel nichts ändern würde, wenn sie sich nicht mehr Roshi nennen würden, und da stimme ich dir zu. Allerdings würden sie dann auch weniger andere Menschen für dumm verkaufen, es kämen nämlich weniger, es würden weniger auf ihren falschen "Rang" hereinfallen (wie ironisch, in einer Linie "ohne Rang und Namen"). Die Titel werden angemaßt, damit die Hütte voll wird und das Ego befriedigt.


    3) Womit wir bei meiner eigentlichen Motivation sind, und das bitte ich nie zu vergessen: Sowohl bei Thich Thien Son als auch bei Thich Nhat Hanh als auch bei Zernickow als auch bei der "Rei-Bande" (alles, was sich über Nolting auf Oi Saidan zurückführt) usw. usf. fiel mir ja zuerst ihr oberflächliches Verständnis in Rede und Schrift auf, und erst dann habe ich mal nachgeforscht, was eigentlich deren Ausbildung ist. Bei allen habe ich auch Hinweise auf die Mängel ihrer Lehre gegeben, teils recht umfangreich (also z. B. gegen mein Interesse auch einige Bücher von TNH gelesen).


    4) Da es offensichtlich einen Zusammenhang des Herdentriebs, solche Lehrer aufzusuchen, mit deren Titel-Wedelei und äußerem Schein gibt, gilt es, dies klarzumachen, damit den Adepten nicht Wesentlicheres im Zen/Chan entgeht. Das ist ein Anliegen, wie es schon seit vielen Jahrhunderten im Zen existiert, die Scharlatane auszusondern. Es hat übrigens bereits einen deutschen Rinzai-Meister gegeben, der es anderen gerichtlich untersagen ließ, Titel zu führen, die ihnen im Rinzai nicht zustanden.


    Über solche Scharlatane heißt es im Dentôroku: Ichimô-shumô-o-hiku 一盲引衆盲 „Ein Blinder führt viele andere Blinde an.“


    Selbst für diejenigen, die dorthingehen, habe ich ein Zitat, auch wenn mir der Autor entfallen ist:


    "Es gibt zwei Arten der Unwilligkeit, loszulassen. Die eine äußerst sich darin, wenn Schüler nicht zu echten Meistern auf ihren Reisen gehen, sondern in das Feuer abweichender falscher Lehrer springen, von ihnen vergiftet werden und dann behaupten, das Ziel ihrer Reise sei erreicht. Die zweite äußert sich darin, dass einige in klösterlichen Gemeinschaften leben und von Chan-Studium sprechen, es ihnen aber an den Grundlagen fehlt; sie stimmen nur dem zu, was sie gehört haben, und kauen es in Eile wieder, um von anderen anerkannt zu werden, bestätigen sich dann selbst und behaupten einfach, das sei es dann gewesen."


    Es ist schon klar, dass sich davon nur wenige beirren lassen.

    Nun ja, wenn es gestattet ist, weise ich auf eine Alternative hin: Hier sind Zen- und andere buddhistische Geschichten drin, gespickt mit Alltagssituationen ("Jeder ist ein Buddha").


    Günstiger wird es noch mit diesem Kindle-Ebook "Leben aus der Poesie des Zen" vom gleichen Autor. Wer Lösungssätze zu Kôan für den Alltag interpretiert haben möchte, findet hier Beispiele.


    In "So macht dein Leben Zen" finden sich neben Zen-Sprüchen ergänzend einige japanische Eigenarten und solche aus der Kampfkunst, die sich ans Zen anlehnen.


    Mit den schwülstigen Titeln wurde versucht, gegen die nicht-existierenden Singhalesen usf. und diverse Pseudonyme dieser Scheinverlage anzukommen, was aber gründlich misslang. Ich garantiere wenigstens für die "Authentizität" der oben genannten Titel. Da steckt wirklich ein Leben aus dem Zen-Geist dahinter.

    Deine Idee da einen idyllischen Naturzustand anzunehmen, wo einen der Tod keine Angst gemacht hat, ist eine romantische Idee.

    Ich denke, auch seine Vorstellung von Dôgen ist etwas "romantisch". Der hat sich durchaus bei einigen Gönnern eingeschleimt und versucht, seine Schule durchzusetzen, mit entsprechend geförderten Klöstern. Also mehr "genommen" als nötig. Der hatte Sendungsbewusstsein und hat sich nicht einfach in den Wald verkrochen. Dabei hat er es selbst gesagt:


    „Eine Einsiedelei oder eine einfache Hütte Sôan 草庵 sind die Orte, wo früher herausragende Zen-Meister lebten.“ – Shôbôgenzô Gyôji, 1.

    Mir fällt dazu auch noch Dogens „Halbschöpferkelle“ ein:


    Er hat nur soviel Wasser dem Fluss entnommen, wie er wirklich brauchte und dem Rest dem Fluss zurück gegeben…

    Für mich ist es wesentlich, Dôgen nicht als vollständig erwacht anzusehen. Es gibt ein einfaches Kriterium dafür: seine selektive Kritik an wesentlicher Mahayana- und Chan-Tradition (wie an Vimalakirti, Linji oder bestimmten Lesarten von Huineng) sowie das Erfinden einer Gleichung "Erleuchtung entspricht Zazen", die dann ja bei ausgedehntem Zazen nichts weiter als ein Anhaften an der Erleuchtung "erweist" (wovor er an anderen Stellen warnt). Es fehlte ihm an der völligen Freiheit eines Erwachten, wie sie in einem ähnlichen Bild wie deinem aufgezeigt wird:


    "Je tiefer ein Bergfluss ist, desto länger muss die Schöpfkelle sein."

    Tani-fukakushite-shakuhei-nagashi 溪深杓柄長 (Futo-roku)


    Dies ist freies Handeln jenseits unterscheidenden Denkens. In diesem freien Handeln KANN (muss aber nicht) auch der Hirsch erlegt oder ein langes Leben angestrebt werden.


    Auch Taisen Deshimaru (auch wenn manche ihn „hassen“) macht einen Unterschied zwischen Erwachen und Erleuchtung bzw. sagt das DT Suzuki in „Zen die große Befreiung“ Erwachen und Erleuchtung verwechselt hat.

    Ich hasse ihn nicht. Aber er war im Dogen-Zen. Und was du weiter oben sagst, Erleuchtung sei ein Ereignis mit Folgen, hat Dogen selbst oft genug erwähnt. Die Frage ist, warum manche meinen, ihn auf Zazen verkleinern zu müssen und ob sie dann darunter "nur" Erwachen verstehen. Man kann nicht jahrelang in Dogens Schriften lesen, ohne zu kapieren, dass es ihm auch um Erleuchtung ging.


    Und damit ich ans Thema anschließe - man kann karmische Vergeltung in folgenden Leben und Bodhisattva Gelübde auch so verstehen, dass diese Adepten tatsächlich "überhaupt so lange" wie möglich leben wollen.

    Auch wenn es einen Erleuchteten im Westen geben sollte, wird er mit absoluter Sicherheit nicht erkannt

    Zuletzt hörte man das öfter aus gewissen Kreisen, es gäbe keine Erleuchtung. Ich finde es dann schon besser, davon zu sprechen, es gäbe keine Erleuchteten. Damit klar ist, dass es auch keine "Zen-Meister" gibt. Das behaupten diese Leute aber seltsamerweise nicht. Im Gegenteil, sie bezeichnen sich gegenseitig als "Meister". Früher galten die Zen-Meister jedoch als Menschen, die Erleuchtung erfahren hatten. Auf welche Meisterschaft berufen sich heute also diese "Nichterleuchteten"?


    Man müsste erst mal definieren, was man darunter versteht. Im Zen gibt es eine These der Erleuchtung von Natur aus (hongaku). Demnach wären wir alle erleuchtet. Damit hat letztlich auch Dogen gerungen. Und irgendwie kriegen das einige seiner Adepten nicht auf die Reihe.