Posts by Bebop

    Das, was der Mensch an Bewusstsein Tieren voraushat, verursacht sein wesentliches Leiden und zugleich die Möglichkeit, über dessen Beseitigung zu sinnieren. Es ist schon grotesk. Ansonsten ist der Mensch offensichtlich der größte Zerstörer von allem. Er ist ein besonders übles Tier. Durchsetzen tun sich auch beim Menschen oft die schlimmsten Gestalten. Religionen tun ihr Übriges, Moral zu fordern, die dem, was am meisten Spaß macht, widerspricht und zur Heuchelei führt. Denn am liebsten ist der Mensch Tier. Die Religion täuscht ihn darüber hinweg. Darum muss sie überwunden werden. Wenn das Selbst als leer erfahren wird, sollte man sich wieder als eines unter vielen Tieren erkennen.

    Man sollte sich klarmachen, dass wir im Alltag im Wesentlichen vom Unbewussten zehren, nicht vom Bewusstsein. Wir wären gar nicht in der Lage, alles, was wir wahrnehmen und verarbeiten, bewusst zu tun. Insofern ist auch die Diskussion, ob man bei vollem Bewusstsein in den Tod gehen solle, recht überflüssig. Im Buddhismus wird oft suggeriert, wir könnten über Achtsamkeit ein bewusst gesteuertes Leben führen. Tatsächlich können wir in der Meditation zwar Unterbewusstes an die Oberfläche bringen (wenn auch nie alles), unsere Wahrnehmungen können jedoch auch ganz ohne Bewusstsein und Ich-Perspektive fortdauern - so lange das Hirn arbeitet (etwa im Traum, der Anästhesie). Das Bewusstsein ist insofern überbewertet. Es ist sehr beschränkt.

    Ich habe mich gefragt, welches Zenbuch ich einst auf eine einsame Insel mitgenommen haette, und es wäre wohl das Shobogenzo von Dogen gewesen. Weil sich in ihm nicht nur Erkenntnisse, sondern auch Widersprüche des Buddhismus offenbaren, insbesondere durch seinen Versuch der Versöhnung von Theravada und Mahayana. Außerdem würde es mich wohl vom Zazen ueberzeugen, womit ich dann gut beschäftigt wäre, ehe mich die Kannibalen der Nachbarinsel entdecken. Heute würde ich allerdings noch lieber Tenkei Densons Widerlegung von Dogen mitnehmen, die aber noch keiner übersetzt hat.


    Die stärkste emotionale Lese-Erfahrung hatte ich mit dem Kegonsutra.


    Die m.E. in sich stimmigsten Texte sind von bzw. werden zugeschrieben: Joshu, Huineng, Huangpo, Linji, Bankei.


    Als Person war Ikkyu für mich am interessantesten.


    Das Buch mit dem rechten Extrakt muss aber noch geschrieben werden. Es sei denn man lässt das Tao Te King gelten.

    Weil es Zen macht + So macht dein Leben Zen

    In beiden Büchlein werden die ANTWORTEN, die traditionell auf Koan gegeben wurden, in einen modernen Alltagskontext gestellt.

    ;)

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    Man lebt Zen als Bodhisattva, in Erfüllung der Kai. Karuna und Geilheit sind zwei paar Stiefel, wenn man diesen Weg geht - Letzteres passt einem Bodhisattva nicht.

    Es kann aber auch ganz gut sein, mal seine Stiefel zu wechseln und ein zweites Paar parat zu haben. Hier sind Alternativen für den Bodhisattva aufgezeigt (ggf Sex als Dienstleistung nutzen statt in der Sangha zu wildern). Geilheit und Karuna müssen kein Widerspruch sein: https://der-asso-blog.blogspot…freier-im-ubungsfeld.html

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    Metta:

    Die durch Uchiyama geprägte Zen-Praxis habe ich erst 15 Jahre später praktisch kennengelernt und auch da gabs auch nichts Religiöses, einfach schon aus Zeitgründen,

    Es ist wirklich absurd, die zuvor genannten Ratschläge von Uchiyama (Studium des Buddhadharma, Zazen etc.) nicht als religiös zu betrachten, zumal er auch noch Bettelgänge betrieb.


    Und hier zeigt sich das dann: (dass wir alle von Anfang an erwacht sind ... )

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    nur entbindet uns das nicht von der Übung, nirgendwo im Zen

    Das Wort "Übung" ist ein Lieblingswort im Dogen-Zen. Gemeint ist damit in der Regel Zazen. Womit wir wieder bei rituellem Tun wären. Und womit diese Aussage falsch ist, denn die durch Erwachen erreichte Freiheit entbindet von jedem Ritual. Es sei denn natürlich, es ist zum Erhalt eben dieser Religion vonnöten, also zu ihrer Rechtfertigung. Ein anderes Verständnis von "Übung" ist im obigen Beitrag nicht erkennbar.


    Das Gleiche gilt für die Frage nach dem konkreten Vorbild des Lehrers. Erst wird ein Tee trinkender und verständiger "Opa" genannt, dann auf Nachfrage: Zazen (wie erwartet), Arbeit, Saubermachen, Essen - alles gemeinsam. Mit anderen Worten, alles Dinge, die man auch ansonsten mit anderen gemeinsam tun kann. Niemand wird allein dadurch zu meinem Meister oder Lehrer, nur weil er mit mir isst, saubermacht oder ein Feld bestellt.


    All das sind für mich schwammige Aussagen - "Übung", die Charakterisierung der Lehrer, die einfach das machen, was im Rahmen ihres Klosteralltags festgeschrieben ist.


    Und was Satipatthana ist, kann man im gleichnamigen Sutra nachlesen. Das wird heute schon vielfach losgelöst vom Dhamma als Achtsamkeit auf körperliche und geistige Vorgänge gelehrt und ist nicht der Kern von Chan oder Zen, sondern ein natürliches Nebenprodukt. Demente können das nicht mehr. Sie sind aber dennoch von Beginn an erwacht, genau wie ein Baby, das dies auch nicht kann. Und genau das sind Unterschiede, die sich nicht aus der Theorie ergeben. Die Theorie ist es, die den Blick dafür verstellt, also der Zirkelschluss, der eine Religion und ihre Praktiken rechtfertigt.


    Und dies hätte ich fast vergessen:

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    die Tragik bei dieser Geschichte ist, dass sie nicht wissen (können) was "B" eigentlich sein soll

    Doch, das wissen sie: Sie wollen ein besserer Mensch werden. Das hört man auch bei den Zen-Lehrern in der Sawaki-Tradition heraus: Wenn du nicht dies und das so und so tun kannst, dann ist es womöglich besser, aufs Kissen zurückzukehren (oder gar diesen Ort zu verlassen). Oder: Wenn du hier im Kloster bist, dann wird auch Feldarbeit gemacht statt Sitzen. Oder: Wenn wir ein Wildschwein geschenkt bekommen, gibt es eben Fleisch zum Essen. Bei all diesen Dingen geht es darum, dass man sie dann so macht, wie es der Sangha, der man "nicht ausbüxen kann", genehm sein soll. An einem Ort gut "25 Kilometer weiter" wird womöglich nur gesessen und keine Feldarbeit gemacht und erst gar kein Wildschwein angenommen, also bestünde eine Alternative natürlich darin, den Ort zu wechseln. Was einen das aber lehren kann, ist klar ("ich nehme die Umstände an"), und was dahinter steht, ebenso: "Wenn ich auch gegen meinen Widerwillen dies und das und jenes tun und ertragen kann, dann bin ich ein besserer Mensch geworden." Es ist ein wie mit anderen großen Zielen, bei denen man seinen inneren Schweinehund überwinden will.


    Menschen, die am Zazen hängen, empfinden in meinen Augen offensichtlich einen Mangel, den sie mit Zazen aufheben wollen.

    Die Erfahrungen, die hier in der Sangha - verstanden in erster Linie als Zazen-Übende - und mit Lehrern gemacht werden, seien allen gegönnt.


    Es sollte jedoch einiges klar sein. Uchiyama hat Zazen als Religion betrieben. Und Dogen war nicht wirklich der Anfang von Soto, was ja nur der japanische Name für die chinesische Caodong-Linie ist, in die er sich wahrscheinlich hineingelogen hat. Es ist also schon mal nicht richtig, Soto nur über Dogen oder Leute wie Uchiyama verstehen zu wollen, sondern sich mal anzuschauen, was in den chinesischen Linien davor gedacht und gemacht wurde. Ansonsten sollte man korrekter von Dogen-Zen reden, und das ist tatsächlich in Deutschland vorherrschend. Merkmal: Zazen wird wie Religion betrieben, als unabdingbares Ritual, um das sich alles andere dreht.


    Der Hinweis auf Buddha ist in diesem Zusammenhang wichtig, denn er riet ja angeblich sogar, seine Jünger sollten sich selbst ein Licht sein. Daraus kann man getrost ableiten, dass es auf dem buddhistischen Weg keines Lehrers bedarf, wenn man zudem noch weiß, dass dieser Buddha ja nur auf Drängen anderer lehrte. Man könnte also sogar behaupten, dass er selbst zunächst kein Lehrer sein wollte.


    Bei der Frage, wer einem alles den Spiegel vorhalten kann, sollte man mal sein eigenes Leben anschauen. Dort finden sich ständig Hinweise. Man wird vom Chef kritisiert, vom Partner, von den Kindern oder sogar im Internet. Nimmt man diese Kritik an? Nimmt man sie stattdessen lieber von einem Zenlehrer an? Schaut man sich hingegen mal um, wie namhafte Zenlehrer mit der Kritik an ihnen selbst umgingen, wird man schnell gewahr, dass es reziprok nicht mehr so gut funktioniert, der Lehrer will sich meist gar nicht im Schüler spiegeln - womit er dann auch seine Aufgabe verfehlt hat. Das gilt wirklich flächendeckend für die meisten, ich beobachte das ja nun schon seit Jahrzehnten. Der Lehrer im Zen ist eben auch eine Ausgeburt der Religion, deshalb hat er entsprechende Insignien, die einem Schullehrer weitgehend abgehen. Beim Schullehrer oder dem Meister im Betrieb weiß man genau, worauf er spezialisiert ist. Beim Zenlehrer wäre das also Zen, und was ist das? Für die meisten wie gesagt Zazen. Und das ist leicht zu erlernen.


    Es ist auch ein Märchen, dass ohne speziellen Lehrer oder Sangha kein Fortkommen oder ein Aufgeben drohe. Genauso kann man beobachten, wie Übende in ihren Dojos, ihren Sanghas, bei ihren Lehrern feststecken. All diese Argumente drehen sich im Kreis, immer wird ein religiöses Phänomen innerreligiös gerechtfertigt. Das sieht zum Beispiel so aus, dass einmal behauptet wird, Zazen solle ohne Ziel betrieben werden und bringe nichts, zum anderen aber - wie hier - betont wird, dass wir alle irgendwie mangelhaft wären und diesen (Za)Zen-Lehrer bräuchten, um das geradezubiegen. Leider ist dieser Unsinn gerade durch Dogen verschärft worden. Früher gab es noch Zen- bzw. Chan-Meister, die sogar sagten, das Zazen hätte sich irgendwann quasi erübrigt, oder die die Meditation weniger rigoros auffassten. Es gab sogar namhafte Zennies, die Dogen in die Tonne traten, er habe das chinesische Chan entstellt usw.


    Nun also ist die Frage eigentlich gar nicht so sehr, ob der Zenmeister authentisch ist oder nicht (denn da fallen sowieso die meisten hierzulande raus), sondern was man von ihm denn lernen will außer Zazen? Da kommen dann Vorstellungen auf, die recht seltsam anmuten, denn er soll einerseits so gut wie ein Psychoanalytiker die eigene Seele spiegeln (tatsächlich gibt es nur ein paar Zenmeister, die das entsprechend gelernt haben) und andererseits wie ein strenges Elternteil nicht vor Tadel zurückschrecken, aber auch Trost spenden und Zuwendung zeigen. Außerdem sollte er/sie natürlich irgendwie erwacht sein, wie dieser Buddha, einem also was voraushaben. Dabei lautet ja eine Prämisse des Zen und auch Dogens, dass wir von Anfang an erwacht sind. Aber das machen sich die Schüler nicht genug klar, also gehen sie auch ins Soto mit der Vorstellung, ich muss mich von A nach B entwickeln. Und immer so weiter.


    Und da fällt mir noch was ein:


    Zitat

    Und Uchiyama macht ja ausdrücklich "deine Familie" zum Gradmesser "deines Zazen".


    Seine Witwe sagte mal, sie wolle mit seinem Kram (seinen Büchern) nichts mehr zu tun haben. Demnach wäre also entweder alles in Ordnung, wenn sich deine Familie nicht weiter um deine "Praxis" schert, oder auch Uchiyama wäre irgendwie gescheitert. Die Frau von Deshimaru hat sogar deutlich ihren Frust über ihn zum Ausdruck gebracht.


    Und Metta zum zweiten:


    Zitat

    Nach meinen Erfahrungen ist der beste Korrekturfaktor das tätige Vorbild des Lehrers


    Nun mal her mit den Beispielen. Das möchte ich ganz konkret haben. Und bitte komm mir nicht mit: "Er macht jeden Tag 8 Stunden Zazen."

    Bei all den Videos bin ich wohl durcheinandergeraten, das von mir vermisste ist ja genau das "A New Beginning" betitelte. Es ist wirklich unfassbar, aber er hat es offenbar sogar geschafft, eine Zeugin aus dem Tempel zu irritieren, die mir von seinem "1. Pin" berichtete. Tatsächlich hat er - wie offenbar alle Anwesenden in Österreich - zur Einführung des neuen Graduierungssystem aus China den 1. Duan, also den allerersten Schülergrad erhalten - dieses Dokument hält er doch tatsächlich am Anfang dieses Videos stolz in die Kamera. Damit hat er sich selbst zum Shaolin-Schüler deklassiert und muss nun noch alle weiteren Duan-Stufen durchlaufen, obwohl er seit über einem Jahr von den Mulligan Brothers und anderen sich als Shaolin-Meister vermarkten lässt.


    Sein Schwarzgurt stammt von Frankie Dow, wie mir bestätigt wurde. Der war natürlich auch kein Shaolin.


    Hier ein interessanter Blog aus erster Hand: http://shaolinchancity.blogspo…ism-discipleship_944.html

    Es gab kürzlich ein Video, wo er auf Englisch mit Fotos seine Biographie dokumentierte. Das war wie eine Antwort auf offene Fragen (auch von mir) angelegt, er formulierte das auch andeutungsweise. Scheint aber verschwunden zu sein (?).


    Die Theorie von verrückter_narr ist plausibel, man vermischte einfach Dinge, die getrennt werden sollten, um die Leser/Kunden in die Irre zu führen. Allerdings lassen sich die Meistergrade ja ggf. nachprüfen, einen 10. Grad wie den von Frankie Dow gibt es üblicherweise nur postum, da ist also genau zu schauen, wer den verliehen hat. Ich frage mal in der Szene nach.


    void:

    Zitat

    wo man um Kampsport zu unterrichten nicht den Mönch spielen muss


    Genau das tut er aber, er hat zwar bei seiner angeblichen Ordination lange Haare getragen, heute aber eine Glatze geschoren und oft eine dicke Mala um den Hals. Den Mulligan Brothers ging es durchaus darum, ihn so zu präsentieren, und bis vor Kurzem wurde er in einigen der Videos auch als Shaolin-Mönch bezeichnet.

    Vielen Dank für Eure Recherchen!


    Mir wurde von einer Gruppe, die unter Frankie Dow trainierte, bestätigt, dass Shi Heng Yi dort war (nichts weiter).


    Diese Ordensseite habe ich mir auch angeschaut. Wie so oft unterlaufen diesen Gestalten Fehler in dem Versuch, ihre Biografie und Chronik zu glätten. Der Shaolin (Shi Yan Hai), der 2004 Shi Heng Yi und davor auch Shi Heng Zong ernannt haben soll, hatte sich vom Tempel in Berlin losgesagt und 2004 in Bielefeld sein eigenes Ding aufgemacht, dass nach der Chronik des Otterberg-Tempels selbst erst seit 2006 als Shaolin-Tempel gilt (nicht jedoch nach dem Wiki-Eintrag zu Shaolin!). Da Shi Yan Hai, der diese Ernennung vornahm, also weder Abt des offiziellen Tempels in Berlin war noch der Abt irgendeines anderen offiziellen Tempels, kann er die beiden auch nicht rechtmäßig in den Shaolin-Orden aufgenommen haben. Seine Handlung ist damit gegenstandslos. Das dürften die Betroffenen auch wissen. Warum sind sie denn nicht gleich nach Henan oder dann zu dem 2004 eingesetzten Abt in Berlin gegangen? (Weil der nicht viel von ihnen hielt, dürfte die Antwort lauten.)


    Desweiteren wird zwischen den Zeilen unterstellt, damit sei irgendeine Meisterschaft verbunden, Shi Heng Yi wird bereits seit 2001 als Meister gehandelt und auch der Abt müsste ja einen solchen Rang haben, um Abt zu sein. Die Einordnung durch "Heng" in die 35. Generation bezeichnet aber lediglich den Schüler, nicht mehr. Was Monroe Coulombe bei Frankie Dow lernte, ist also unerheblich, solange er keinen Meistergrad der Shaolin erworben hat.

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    Der Shaolin Mythos ist doch etwas, was sich in Fersehserien gebildet hat und so ein Element von Romantik, Trash und Kitsch enthält.

    Ganz so einfach ist es nicht. Ich habe neulich eine Führung durch einen Shaolinmönch durchs Kloster gesehen, der immer wieder Bezug auf Chan nahm und es so ausdrückte: "Über Kung Fu zum Chan." Ähnliches gibt es ja heute noch, in Deutschland war z.B. Genso Sasaki aktiv, ein Nachfolger von Omori Sogen, und lehrte meines Wissens neben Meditation und Koan auch Pinselschrift und Schwertkampf, so wie sein Lehrer. Selbst unmartialische Künste wie Ikebana können ja zum Zen führen bzw. haben etwas mit ihm gemein.


    Die Serie, die Sudhana und mich einst anzog (Kung Fu aus den 70ern) war für ein TV-Ereignis ziemlich gut recherchiert, das fing bei den Weisheiten an, die aus Taoismus, Konfuzianismus und Zen stammten, und ging bis in noch heute viel diskutierte Details wie die Existenz eines Tempels in Fukien. Auch die dort gezeigte Kampfkunst war teils beeindruckend (wenn auch weniger die des Hauptdarstellers David Carradine), heute sieht man den Praying Mantis-Stil z.B. auf Youtube-Kanälen wie "Monkey steals Peach".


    Danke für die Links zu den älteren Vorgängen. Meines Wissens war Deyhle nicht der erste Westler in Shaolin. Er hat sich übrigens so seltsame Sachen wie "shaolin-rainer" als Marke gesichert. Was man in dem Beitrag von Verrückter_Narr sieht, ist allerdings der Berliner Tempel, nicht der in Otterberg. Dass Deyhle ein Schwätzer ist, erkennt man daran, dass er trotz nur 6 Monaten Aufenthalt in Shaolin ein "Meisterschüler" gewesen sein will. Und auf die Freundschaft zu dem KP-Skandalabt wäre ich nicht stolz.


    ich vermute aufgrund der damaligen Beiträge von Shan Li, dass man eine gesunde Mischung nur im inneren Kreis des Tempels findet, dort wo Chan noch eine Rolle spielt.

    (In Otterberg findet man nicht mal durchgängig gutes Kung Fu, wie Min. 1:09 im obigen Werbevideo zeigt - wenn man sein Handgelenk so abknickt bei diesem Schlag, tut man sich weh, und der Punkt ist hier, dass die das für ein offizielles Video durchgehen ließen, es also offenbar selbst nicht bemerken).


    Anhand der teilweise unterirdischen Kommentare unter kritischen Videos zum Tempel ist bei mir der Eindruck entstanden, es wird eher naiven Menschen, die wahrscheinlich im Schnitt nicht mal besonders wohlhabend sind, das Geld aus der Tasche gezogen, da ist viel "Unterschicht" dabei und Macho-Gehabe, dazu Frauen, die den Deutsch-Vietnamesen anhimmeln.


    Ein Nachtrag noch zu Julian, der kürzlich den Abt als "Abschaum" bezeichnete:

    External Content www.youtube.com
    Content embedded from external sources will not be displayed without your consent.
    Through the activation of external content, you agree that personal data may be transferred to third party platforms. We have provided more information on this in our privacy policy.

    Danke Hendrik, der hat also freimütig zugegeben, dass er sich das alles selbst zusammengezimmert hat. Was dagegen spricht, dies zu tun, sind einerseits die Markenrechte. In einschlägigen Kreisen wird Shaolin mit dem Tempel in Henan verbunden. Nur sollte der dann selbst klagen, denn ich vermute, dass da automatisch wegen überragender Bekanntheit Markenschutz entsteht und alles andere platt gemacht werden kann. Allerdings ist dieser Rainer Deyhle ebenfalls involviert, und ich weiß nicht, welche Arrangements es zwischen dem Tempel in China und dieser Figur gibt. Denn eigentlich ist der chin. Tempel bekannt dafür, auf seine Markenrechte zu pochen. Auch aus seinem Berliner Ableger meldet man sich nicht zurück in dieser Sache.


    M.E. könnte strafrechtlich Amtsmissbrauch vorliegen. Da sollte mal jemand den Mut haben, den Buddhismus mit dem Christentum gleichzustellen, denn für das unberechtigte Tragen von Priesterkluft und das Sichausgeben als Geistlicher gab es schon Strafen.


    Was das Schülerschinden angeht, so haben dort Praktizierende berichtet, dass es im chin. Tempel keinesfalls Züchtigungen jener Art wie in Otterberg gibt/gab. Das waren eher on the spot Kläpse, ich denke, die nahm man den Lehrern auch nicht krumm.


    Natürlich empfand auch ich einst Inspiration durch die TV-Serie Kung Fu, später eine Desillusionierung. Aber jemand wie der deutsche Shan Li, der mal eine informative Webseite zum chin. Kloster betrieb und dort jahrelang bei den Mönchen war, hat durchaus bestätigt, dass es diesen Mönchen um den Dharma geht und sie eben ggf. auch Kung Fu machen. Das andere sind die am Dharma nicht interessierten Kampf-Darsteller, die man überhaupt nicht Mönche nennen und bei denen das Tragen der Roben beendet werden sollte. Ich habe in mehreren Dokus von Westlern, die das Kung Fu in der ganzen Welt zurückverfolgen, sehr sympathische Begegnungen mit diversen Menschen gesehen, die mit Shaolin in Verbindung stehen, von Mönchen bis zu Kampfkünstlern. Leider ist der in Skandale verwickelte Abt als KP-Handlanger ein denkbar schlechtes Aushängeschild. Ein Neffe von ihm hat einen Tempel in Bielefeld am Laufen.


    Das Problem ist umfassender, weil ein weiterer Nicht-Mönch (er hat das inzwischen zugegeben, nach anderslautender Vermarktung durch die Mulligan Brothers u.a., manche haben das auf Youtube vlt. gesehen) mit Namen Shi Heng Yi, ein Deutsch-Vietnamese, sich mit einem dubiosen Lehrer auf Taiwan (Jiang Yu Shan, Deutsch-Syrer) zusammentat und, wie man hier sieht, schweineteure Kurse anbot. Auch dieser Shi kann seinen Titel und seine Ermächtigung nicht recht herleiten, einerseits will er ihn 2004 bekommen haben, andererseits soll er vor Kurzem überhaupt erst im Shaolin graduiert haben (es ist auffällig, dass dort immer mehr von China entsandte "Mönche" zu Gast sind). Bei beiden wurde, was für dieses Forum nebensächlich sein dürfte, von KK-Experten bereits gezeigt, dass sie sich ihr eigenes Zeug zusammenbrauen, dies aber als authentisch verkaufen. Der Kerl aus Taiwan ist ein Poser, der sich auf Facebook gern mal mit Goldketten und schnellen Autos zeigt und mit fragwürdigen Fotos zu belegen sucht, jahrelang taiwanesische Spezialkräfte trainiert und mehrere Präsidenten beschützt zu haben. Nichts davon hat er bisher glaubhaft verifiziert. Einer seiner Lehrer hat sich hingegen gern per Photoshop in den Shaolin-Tempel hineingezaubert.


    Was immer man von Kung Fu oder der Shaolin-Tradition hält, für einen, der an möglichst authentischer Kampfkunst UND Chan interessiert ist, wird das jedenfalls doppelt abstoßend. Es mag ja sein, dass die echten Mönche im Shaolin nicht mehr viel zu melden haben und dass die dort vermittelte Kampfkunst längst modernisiert wurde. Dennoch gibt es einige, die versuchen, ernsthaft die KK-Tradition zu erhalten, und für diejenigen, die mit Shaolin noch den Gründermythos des Chan/Zen verbinden, können Menschen, die meinen, es mache keinen Unterschied, wer sich da was an sich reiße, zum Dorn im Auge werden. Einer der oben verlinkten Kurse des Posers aus Taiwan lief z.B. - für 5.400 Euro in 6 Tagen ohne Unterkunft und Verpflegung ! - unter dem Titel: "Bodhidharmas 4 Himmlische Alte Meditationsübungen".

    Dieser Mann läuft seit vielen, vielen Jahren in buddhistischer Robe zumindest in seinem selbst ernannten Shaoiin-Tempel in Otterberg oder auch bei offiziellen Anlässen anderswo herum. Er ist kein Shaolin-Meister des Ordens in Henan, China, und kann offenbar kein Kung Fu, lehrt aber den Dhamma, u.a. auch in recht teuren Kursen online (shaolin.online). Meines Wissens hat ihn niemand dazu berechtigt, ja kennt ihn nicht einmal irgendeine Sangha oder Hochschule. Falls hier jemand anderes weiß, möge er/sie dies bitte sagen. Es ist an der Zeit, gegen ihn vorzugehen. Vor gut 10 Jahren gab es in der SZ einen Artikel über ihn, die StA ermittelte damals. Nun sind erneut - allerdings in diesem Fall verjährte - körperliche Züchtigungen von ihm bekannt geworden (auf Youtube unter Julian + Shaolin-Schwindel zu finden). Damals erbrachten die Ermittlungen nichts, vielleicht war die StA aber einfach nicht in der Lage, den Amtsmissbrauch einzuschätzen (der bei einem falschen Pfarrer offensichtlicher wäre).

    Da es in Deutschland offenbar keine rechte Koan-Schulung gibt, sondern alle Rinzai-Lehrer, die diese anbieten - mit Ausnahme von Shodo Harada Roshi und gelegentlichen Gästen im Eko-Haus (habe ich mir sagen lassen) - selbst ernannte Hansel sind (oder hab ich jemanden übersehen?), möchte ich Koan-Kommentare von gestandenen Koryphäen aus Japan empfehlen, wie etwa Zenkei Shibayama (antiquarisch).

    Leonie: Danke für die Korrektur zu Nakagawa, ich dachte zwar an den richtigen, verwechselte aber die Namen.


    Pano: Ich stimme Sudhana zu, rund um TNH entstand "Etikettenschwindel". Die Frage, wie man eine solche Organisation am Laufen halten soll, stellt sich dann nicht, wenn man nicht geil darauf ist, eine eigene Sekte zu bilden. TNH hätte sich und eine Menge Leute allein mit seinen Bucheinnahmen durchfüttern können, im Theravada gibt es eine Tradition, in Hütten zu leben, dazu muss man nicht zig Immobilien und Ländereien erwerben. Hier ist also zunächst ein Profil von TNH zu erstellen, was könnte der für ein Mensch gewesen sein, welche Ambitionen hatte er, wieso musste er einen Haufen Anhänger um sich scharren? Und da ist eine Menge Ehrgeiz und Ego erkennbar, und ich sehe in dieser Hinsicht keine großen Berührungspunkte mit dem, wie ein buddhistischer Weg aussehen sollte ("kleine Brötchen backen").


    Seine frühe Auffälligkeit in militanten Mönchskreisen legt eine geistige Nähe zu den Kommunisten nahe, was erklären könnte, dass er in Vietnam selbst in Regierungskreisen noch eine gewisse Akzeptanz genoss, auch wenn man seine zunehmend kapitalischen Alleingänge wahrscheinlich weniger guthieß. Genau das müsste mal aufwändig recherchiert werden, dazu müsste ein Insider auspacken und Dokumente herbeibringen (wie etwa auch eine Geburtsurkunde des angeblichen Kindes). Für mich ist auch das Verhalten der Sangha-Leitung stimmig, etwa Ignorieren von Vorwürfen und Schönfärberei von Biografien, wie das von Kadern gelehrt wird und z.B. in China ebenfalls beobachtet werden kann. Das sind natürlich nur Indizien, die mal jemand erhärten sollte, und ich habe mir da auch mehr aus der vietnamesichen Community erwartet. Allerdings, wenn dort tatsächlich eine beträchtliche Zahl glaubt, die vietn. Äbte im Ausland seien überwiegend von der KP in Vietnam gesteuert, dann muss man erheblich Ängste unter den Exilanten befürchten, die mir gegenüber auch formuliert wurden (siehe: Entführung (!) durch vietn. Agenten ).


    Zu anderen Kritikpunkten: Dubiose Besitzverhältnisse haben nichts mit der Verwestlichung der Lehre zu tun, es ist auch nichts gegen eine verständliche Lehre zu sagen. Die Frage ist, was gelehrt wird. In einer Diskussion ist man regelmäßig dualistisch, es geht um Pro und Contra, aber wenn ich Menschen ernsthaft vom Fernsehen abrate oder den Verzicht predige und dann dauernd um die Welt jette, mache ich einen Dualismus in der Lehre auf, was etwas anderes ist. Ich erinnere mich an einen Besuch von TNH in China, den ein dortiger Mönch kommentierte: "Das ist kein Chan (Zen)." Aber Zen war in den 60ern viel angesagter als Theravada, wo sich TNH m.E. hätte einordnen sollen. Gerade wegen seiner Theravada-Lastigkeit ist er ja in Thailand beliebt. Abgesehen davon gibt es akademische Meinungen, dass Thien als Zen-Spielart vor hunderten Jahren in Vietnam ausgestorben ist, dass also niemand mehr wirklich eine ungebrochene Verbindung dazu behaupten kann, was die vielen Mischformen auch nahe legen.

    Ich möchte versuchen, zusammenfassen, was auf dem Asso-Blog behauptet wird, und dabei auch einiges "korrigieren", was hier dazu gesagt wurde. M.E. gibt es freilich in dieser umfassenden Form niemanden sonst, der TNH derart vernichtend kritisiert. Es gibt sogar Zen-Lehrer wie Soen Nakagawa, die ihn ausdrücklich empfahlen.


    1) Es wird (u.a. auch von Buddhologen wie Charles Prebish) die Authorisierung von TNH als Thien-Meister angezweifelt (diese gibt es auch im vietnamesichen Buddhismus, ich habe selbst in den 90ern Thien-Klöster aufgesucht). TNH hat das mit maschinengeschriebenen Gatha zu beweisen gesucht.


    2) Es wird aufgezeigt, dass TNH während des Vietnamkriegs eine gewalt-bejahende Phase hatte. Zum einen hatte der CIA ihn als Einflüsterer eines militant Widerstand leistenden vietn. Mönchs beschrieben. Zum anderen gab es aus seiner Sangha eine Nonne, die sich selbst verbrannte, was offensichtlich als Protestform für TNH okay war. Aus den unter 4) genannten Kreisen war jedoch zu vernehmen, dass zumindest einige der sich angeblich selbst verbrennenden Ordinierten tatsächlich unter Drogen gesetzt worden und Opfer kommunistischer Propaganda und des Geheimdienstes waren.


    3) Der (verstorbene) Millionenspender, der zeitnah von TNH den Titel acarya verliehen bekam, war deutschsprachig (Genpo Döring und andere aus der DBU kennen den Fall), ich habe den Namen vergessen, dies wurde damals auf der Zenforum-Mailingliste verhandelt und ein TNH-Anhänger reagierte ziemlich angepisst.


    4) Aus der vietnamesichen Gemeinde gibt es schwerwiegende Vorwürfe, die ein Rechercheprojekt in Vietnam erhärten sollte, dass die Robert Bosch Stiftung leider nicht unterstützte, u.a.: a) die Verwicklung von Mönchen in das Massaker von Hue (aufgebracht vom dortigen ehemaligen Polizeichef in einem in den USA auf Vietnamesich veröffentlichten Buch); b) TNH sollte mit Chan Khong, seiner Gefährtin, ein Kind in Vietnam haben (das ist zwar an sich alles andere als verwerflich, aber die Heuchelei wäre es).


    5) TNH hat, wie erst kürzlich ein Zeuge berichtete, Anhängern erst nach jahrelanger Teilnahme an seinen Retreats und Leben in der Gemeinschaft die Ordination bewilligt, selbst die von Laien war mit derartigen Hürden versehen; dies ist nur ein Beispiel - neben seiner Umformulierung von Regeln -, dass er sein eigenes Ding machte, seine eigene "Sekte". Auch seine Ordination von Chan Khong war nicht regelkonform, da es einen Orden gab, der die Bedingungen dafür erfüllte (etwa auf Taiwan).


    6) TNH hat dualistisch gelehrt (Paradebeispiel ist seine Warnung vor dem Fernsehen, sein Unverständnis gegenüber der Rolle von Soldaten usw.), ohne darüber entsprechend zu reflektieren, In seinen Büchern hat er oft nur sich selbst zitiert (ähnlich auch die von seinen Anhängern wild verteidigten Wikipedia-Einträge, deren Quellen sich meist auf die immer gleichen Legenden zurückführen lassen).


    7) TNH ging nicht nach Vietnam, sondern wurde gegangen. Sein Zustand nach dem Hirnschlag war: geistig erledigt. Alles andere war Propaganda von Plumvillage, und genau daran konnte man das Verkleistern und Verschönern dieser Gemeinschaft erkennen.


    8) Buchproduktion und Immobilienerwerb der Gemeinschaft haben für Millionenumsätze gesorgt; dennoch sind die Ländereien nicht unbedingt im Besitz der Gemeinschaft, sondern teils auch im Besitz Einzelner (vorwiegend - oder gar ausschließlich (?) - von Vietnamesen).


    9) TNH zeigte ein etwas wahnhaft verzerrtes Selbstbild, als er etwa George Bush mit einem Brief zu erreichen suchte. Er predigte zwar den umweltbewussten Verzicht, jettete aber permanent durch die Welt und hatte selbst einen üblen CO2-Abdruck.


    10) Es gibt konkurrierende Thien-Schulen in Vietnam, es wird auch noch Koanschulung etc. praktiziert, hier im Buddhaland war mal jemand, der für diese andere wohl zumindest in Berlin aktive Richtung warb ("Bambusschule").


    Im Einzelnen wurden dann Textpassagen und auch Mimik von TNH und sogar Chan Khong bewertet, um aufzuzeigen, dass beide seichten Buddhismus lehren, unpassende Metaphern wählen oder sogar im Einzelfall "lügen". Auch ein frühes Buch von TNH zu einem Begründer des vietn. Buddhismus wurde genauer beleuchtet.


    M.E. handelt es sich um einen Glücksritter, der im Zuge der Proteste gegen den Vietnamkrieg, durch die Fürsprache von M. Luther King u.a. und das aufflammende Interesse an Zen ein Standing gewann, das er dann geschickt zu nutzen wusste. Nach Meinung von unter 4) genannten Vietnamesen war TNH selbst von kommunistischen Kadern geschult und in dieser Zeit der verlängerte Arm kommunistischer Interessen in Vietnam. Meines Erachtens ist der Wissensstand, den seine Bücher reflektieren (ich kenne einige, und in Thailand z.B. belegt er den größten Teil der buddhistischen Regale in Buchhandlungen, wo man auch immer mal wieder auf seine Ordinierten mit den Mützen trifft), von einem gewöhnlich ausgebildeten Mönch reproduzierbar und keine darüber hinaus gehende tiefere Erkenntnis oder "Erleuchtung" erkennbar.

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    Hätte man Buddha Shakyamuni vertraut, wenn er sich unethisch verhalten hätte? Oder unweise gesprochen?

    Ja. Ich hatte da mal das Beispiel "Himmelstor" genannt, weil jeder sich dadurch, und sei es nur durch Filmkomödien, etwas vorstellen kann. Da steht Petrus und zieht Gesamtbilanz. Plötzlich steht der Shakyamuni nicht besser da als ein Sasaki, mit all seinen Huren aus dem Palast, und vlt. gefällt Petrus auch nicht, dass er Frau und Sohn zurückließ. Die Biografie Buddhas ist also - in diesem Sinne - auch mit "unethischem" Verhalten gespickt, wenn man mal die Perspektive wechselt. Und da er auch Unsinn redete (das würde zu weit führen, aber ich gebe ja hin und wieder Beispiele) sprach er auch nach seinem Erwachen m.E. zuweilen "unweise". Auch eine Frage der Perspektive. Zumindest ist es so, dass man einem noch traute, der sich mal irgendwie deutlich danebenbenahm (wobei man das damals womöglich gar nicht so sah).


    Bleibt das Thema Ethik. Hat er denn NACH seinem Erwachen sich noch unethisch verhalten? Und hier kommt der berühmte Zirkelschluss zum Tragen. Denn wenn ich jemanden nur an seinen eigenen Maßstäben messe, dann vielleicht nicht. Der Buddha hielt ein, was er selbst an Regeln predigte. Allerdings gilt das m.E. auch für Sasaki, denn wie ich aufzeigte, predigte der bei genauem Hinschauen nichts anderes als das, was man ihm vorwarf, nämlich - im Gegensatz zum Buddha - die FEHLBARKEIT AUCH NACH DEM ERWACHEN. Insofern sind Lehrer wie Sasaki - den ich nur exemplarisch nenne - dann für mich auch tiefer in ihrer Menschenkenntnis, realistischer als der legendenhafte Buddha Shakyamuni. Und das ist so wichtig, weil immer wieder Schüler zu Lehrern gehen, um in ihnen ein ethisches Vorbild zu finden, anstatt den fehlbaren Menschen und in ihm die eigene Fehlbarkeit und das eigene Scheitern gespiegelt zu sehen. Sie fallen auf die typische Erzählung jeder Religion herein (der unfehlbare Gott oder sein Sohn, der moralisch saubere Buddha und seine Stellvertreter usw.).


    Wenn die silas eine "Frucht der Weisheit" sind, ist es mit der Weisheit nicht weit her. Die ersten fünf sind Allgemeingut in den meisten Gesellschaften, und in den nächsten fünf sind einige durchaus fragwürdige, die z.B. den Spaß an Tanz und Musik untersagen (was ich nicht als weise betrachte). Erweiterte sila beziehen sich zudem ausdrücklich auf die buddhistische Religion (nicht den Dharma schmähen), betreffen also Andersgläubige nur wenig und schränken deren Meinungsfreiheit ein, was rückständig ist (siehe umgekehrt die Debatten um Mohammed-Karikaturen und die Aktionen aus einer anderen Religion).


    Leonie hat auch noch nicht gesagt, wie sie diese sila "vertieft". Meines Erachtens sind das alles rhetorische Versatzstücke, die unhinterfragt immer wieder auftauchen.


    "Unabänderlich wird das vollständige Sein, also das Absolute, ein unvollständiges Selbst entstehen lassen und die zahllosen Dinge in dieser Welt. Und unabänderlich nährt es diese Dinge, bis sie eine vollständige Persönlichkeit erlangt haben. Dann jedoch muss es einen Schritt weiter gehen und sich von dieser Persönlichkeit befreien. Es befreit sich vom Denken: 'Ich muss an meiner Persönlichkeit arbeiten, ich muss sie vervollkommnen.'" (Joshu Sasaki)


    Das letztgenannte Denken ist m.E. typisch für den Weg der sila-Adepten. Wenn er nicht irgendwann überwunden wird, ist genau dies das Kennzeichen für fehlendes Erwachen. Es zeigt sich in zahlreichen aktuellen Zenlehrern, die genau das Gegenteil lehren, in meinen Augen deshalb, weil sie diesen Zustand fürchten.

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    Und im Falle etwa von Shimano oder Sasaki (...) sollten deren Taten dann doch etwaige Zweifel an die entsprechende innere Gesinnung ausräumen.

    Ich einige mich mit Christopher darauf, dass wir in gegenseitigem Respekt unsere Standpunkte erläutert haben (und bin natürlich dankbar, dass er den Rechtsstreit mit Zernickow erfolgreich und mit seitenlangen Schriften austrug, und nicht ich das tun musste, oder Matthias der Unbuddhist oder Tenzin Peljor).


    Trotzdem erlaube ich mir hier mal einen etwas tieferen Einblick in Sasakis Lehre als weiter oben, wo ich sie eher salopp zusammenfasste. Ich bin im Laufe meiner Praxis selbst zu einigen Erkenntnissen gekommen (oder hab sie mir von anderen angeeignet, wer weiß das nach all den Jahren noch?), die ich dann in Sasakis Teisho widerfand, als ich aus bestimmten Gründen mich näher mit ihm zu beschäftigen begann. In einem Teisho zu Rinzais "Wahrer Person ohne festen Ort, die stets ein- und ausgeht" erläutert er nicht leicht verständlich die Bedeutung des Punktes zwischen Ein- und Ausatmen - jener Pause, die ich auch als wesentlich erkannte. Es geht hier um das persönliche Selbst und das "wahre" Selbst. Das Teisho schließt:


    "Ihr müsst dieses Selbst, das von der Persönlichkeit befreit ist, manifestieren. Wenn ihr glaubt, das tun zu können, und alles hineinwerft, dann könnt ihr es z.B. manifestieren, indem ihr in einen Pool springt: Werdet nackt und springt!"


    Das Verhalten von Sasaki kann man m.E. nur verstehen, wenn man das, was er im Teisho beschreibt, selbst erlebt hat. Eine Verbindung zu den Dingen eingehen ohne den Umweg über die Sinnesorgane. Wie ist das möglich? Ich räume gern ein, dass Wissenschaftler dies widerlegen mögen, entscheidend ist für mich die Sicherheit, die der Adept bei dieser Erfahrung gewinnt, dass sie sich von alltäglichen Sinneserlebnissen unterscheidet.


    In Thailand, wo ich in den letzten 10 Jahren einen großen Teil meiner Zeit verbrachte, begegnet man etlichen Menschen, die vom Sex besessen sind. Sie sind von einer gewissen Unruhe getrieben, und oft auch von Zweifeln. Ich habe mir das Archiv zu Sasakis Vergehen genau angeschaut, und mir fiel folgendes auf: Er tat diese Dinge irgendwie, ohne an ihnen zu hängen (trotz der Wiederholung, aber wenn das entscheidend wäre, müsste man tatsächlich allen regelmäßig Zazen-Übenden auch eine Zwangsneurose unterstellen). Ebenso ging er mit der Kritik gelassen um und ging den Zen-Weg weiter (natürlich, dass kann man auch als Ignoranz auslegen). Die Tatsache, dass man seine Bedürfnisse offenbar nicht mit Freudenmädchen erfüllen konnte, sagt mir auch, dass er einen anderen Bezug zu den Frauen brauchte.


    In meiner Deutung ist es so, dass Menschen, die den Zustand dieser Manifestation des Selbst kennen, desöfteren ohne jegliche eigene Zweifel oder "Gewissensbisse" Dinge tun werden, die denjenigen, die ihn nicht kennen, unverständlich bleiben oder gegen den Strich gehen. Der Unterschied zu den anderen "Besessenen", die ich beschrieb, ist, dass es kein wirkliches Anhaften an dieses Verhalten gibt. Anhaften sieht so aus wie bei Leuten, die keine tiefe Einsicht hatten, wie der genannte Z., die gehen dann vor Gericht und wollen sich reinwaschen. Oder wie bei Genpo Merzel, der sich gewissermaßen nach Reuegeständnis vom Acker machte. Ich will damit nicht sagen, dass man sich genau so verhalten wird wie Sasaki, aber dass das manifestierte (Ur-)Selbst sich möglicherweise genau dort prägnant ausdrückt, wo das persönliche Selbst gewisse Macken (in den Augen anderer) hat, oder nicht gesellschaftsfähig ist. Ich möchte Sasaki von daher aus dieser Sicht beurteilen, genau wie ich auch auf den Achtfachen Pfad und Dogmen heute nur noch als geschickte Mittel schauen kann. Ich kann nicht so tun, als wüsste ich es nicht anders oder als hätte mir meine Praxis das nicht gezeigt. Aus diesem Grund zweifle ich auch an der Erkenntnistiefe von Leuten wie Malone, die die Archive von Shimano und Sasaki betrieben, oder sogar von Aitken, der im Hintergrund fleißig Material sammelte und sich selbst ja offenbar auch als Ethik-Experten sah, wie ein Buch von ihm zeigte.


    Weisheit kann nicht vom Standpunkt der sila aus beurteilt werden. Die sila sind vom Standard her unseren in Gesetzen verankerten Vorstellungen ähnlich, und neuerdings gehen Forderungen in der buddhistischen Szene ggf. noch darüber hinaus, wenn es um Sexualmoral geht. Es ist nicht viel damit gewonnen, wir haben solche sila bereits von Kindheit an verinnerlicht. Die Blickrichtung sollte genau anders herum sein. Dafür spricht das Herzsutra, das Shinjinmei, das Plattformsutra ("Verehrte Zuhörer, Meditation (ding) und Weisheit (hui) sind die Grundlagen meiner Lehre." //zitiert nach Wong Kiew Wit)

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    Speziell zu dieser Frage würde ich mir hier eine Frauenperspektive wünschen.

    Es gibt nicht DIE Frauenperspektive. Ich rede auch mit Frauen und habe eine Menge Literatur zu dem Thema gelesen. Aus dem allen bilde ich mir meinen Eindruck. Genau wie es Frauen gibt, die das Pendel mit MeToo und Cancel Culture zu weit ausschlagen sehen. Dazu gehören auch die ständigen rhetorischen Phrasen wie "Victim Blaming"usw., mit denen man die Gegenargumente vom Tisch wischen will, als sei man in der moralisch besseren Position.


    Ich kenne auch die Schilderungen aus Mount Baldy anders. Eine ganze Zeitlang wurden die Schülerinnen vorher über Sasakis Verhalten durchaus aufgeklärt und sind trotzdem rein. Ich glaube, Du vereinfachst zu sehr. Es gibt a) Frauen, die so etwas suchen (wenn auch wohl eine Minderheit), b) solche, die es nicht schreckt und die damit umgehen können. Die sind doch weiterhin gekommen, als das bekannt war.


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    Allerdings denke ich, dass Du an Deiner Armut dann selber Schuld sein wirst, wenn Du weiter nur olle Sachen von ihm rausbringst

    Ob ich etwas neben den frei zugänglichen Teisho (in Buchform) "rausbringe", weiß ich nicht, das werde ich mal mit seiner Sangha klären, zumal ich der Version, er habe das kurz vor seinem Ende so gewollt, skeptisch gegenüber stehe. Aber die Teisho kann man auf Englisch eh im Netz finden, und ich sehe das genau so: Es wird den ein oder anderen geben, der dadurch etwas lernen kann. Allerdings werden viele aufgrund ihrer Vorurteile (die sich wesentlich aus seinem Sexualverhalten ergeben) diese Chance verpassen.


    Dass man Erwachen auch sexuell besser manifestieren kann als Sasaki sehe ich genauso. Nur wie gesagt bin ich kein Puritaner, ganz im Gegenteil, insofern ist ein Versagen auf diesem Gebiet nicht wesentlich, da ich z.B. von Sexualwissenschaftlern und Psychologen darüber viel gelernt habe, die wiederum nicht unbedingt zen-typische Erkenntnisse wie Sasaki hatten. Ich leite mal über zu Leonie:


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    ob es die "rechte Einsicht" ist oder war, erkennt man nur daran, wie einer fähig geworden ist, sich bei der Übung des Weges und da besonders der Silas immer weiter zu vertiefen. Die Silas sind deshalb von so großer Bedeutung, weil sie der einzige sichtbare Ausdruck des authentischen Erwachens sind.

    Erstmal, Du hast Recht, "Ausgangspunkt" ist nicht das ideale Wort für die Zeit ab dem Erwachen. Natürlich gibt es auch viele Schritte. Aber für mich ist das Schlüsselerlebnis von Bedeutung. Leider kommt dann der Allgmeinplatz von den sila, und da widerspreche ich erneut heftig. Das ist eine reine Floskel. In anderen Beiträgen, wie zum Brahmanetzsutra, habe ich ausführlicher diese sila beleuchtet. Es handelt sich um Dinge, die der Otto Normalverbraucher unabhängig von irgendeinem Verständnis des (Zen-)Weges gemeinhin zu verwirklichen trachtet. Es ist eben nicht typisch fürs Erwachen, dass einer nicht lügt, stiehlt oder tötet. Ich kenne Deinen Lehrer nicht, aber diesen Unsinn attackiere ich seit Jahrzehnten, und er ist nur allzu offensichtlich. Auch sind die Beispiele für das Versagen bekannter Zen-Lehrer dann sehr zahlreich, Dogen log über seinen Lehrer Ju-Ching, Ikkyu ging zu Huren, Linji prügelte usf. Man müsste eine lange Diskussion erst mal darüber führen, was einer denn mit sila meint und wer bitteschön sie denn beispielhaft verwirklicht. Da sind wir wieder bei der Illusion des perfekten Menschen, die da immer im Hintergrund schwelt und garantiert immer wieder zu Enttäuschungen führen wird.


    Ich möchte mal wissen, wie Du sila "vertiefst".


    Was Sasaki angeht, hast Du auch nichts Konkretes gesagt, aber wahrscheinlich meinst Du Ehebruch. Ich habe die Details nicht auf dem Schirm, bei Shimano war es so, aber ich denke, es waren auch Fälle bei Sasaki dabei, zumal er selbst verheiratet war (obwohl das streng genommen nicht in der sila drinsteckt). Allerdings habe ich dazu auch schon lange Ausführungen gemacht. Wenn Du sila nur wörtlich nimmst und das als Vertiefen verstehst, wirst Du vlt. keiner Mücke was zuleide tun und auch nicht akzeptieren, dass es Menschen gibt, die in ihrer Beziehung den Ehebruch zulassen oder die dadurch weitergekommen sind. Denn diese Geschehnisse sind viel komplexer als die sila.

    Und dann mangelt es in der Praxis an Weisheit, die, wie ich oft aufzeigte, im Zen den sila stets übergeordnet war, und nicht neben- oder gleichrangig, wie oft behauptet. Es gibt etliche klassische Zenlehrer (inklusive der frühen Chantexte), die das ebenso verdeutlichen.


    Darum ist es falsch, das Kriterium sila über das Kriterium Weisheit zu stellen, wenn man sich fragt, ob jemand als Zenlehrer etwas zu sagen hat. Das Problem ist, dass die sila relativ verständlich sind und die Menschen sich mit der Einschätzung von Weisheit schwer tun bzw. sie subjektiven Wertungen stärker ausgesetzt ist.

    Das Niveau des Argumentes, dass Schülerinnen (d.h. erwachsene bis sehr erwachsene Menschen) auch gehen konnten, zeigt sich darin, dass sich auch im Fall Zernickow nur wenige Betroffene als Zeuginnen zur Verfügung stellen wollten. Das ist nicht nur Scham, das ist das Wissen, das man sich nicht beizeiten besser zur Wehr setzte. Natürlich setzt das auch bestimmte Charaktere voraus, die ein Lehrer gezielt ansteuern kann, und dieses Verhalten, wenn es nicht aufgearbeitet ist (also diese "Ängste") führt später erneut dazu, dass man sich nicht wehrt, wenn die Chance da ist.


    Ich kann Deinen Argumenten nun kaum noch folgen. Wenn es der Job eines Lehrers ist, die Denkfehler seiner Schüler in Bezug auf ihn auszuräumen und das erst dann geschieht, wenn sie sich enttäuscht infolge seiner Annäherungsversuche von ihm abwenden, hätte er ja sogar sein Ziel erreicht. Ich kann nur wiederholen, dass Sasaki das, was er lehrte, auch lebte, und dazu gehört dieses kritisierte Verhalten, und ich habe es oben erklärt. Sasaki hat den Menschen als notgedrungen immer wieder in die Egohaftigkeit fallend gesehen - und so war er auch. Die meisten erwarten hingegen einen relativ fehlerlosen Lehrer und sind dann enttäuscht. Sie haben ihm einfach nicht richtig zugehört. Und ja, die Sangha hätte seine Bedürfnisse auch anders befriedigen helfen können, wenn er selbst zu dumm dafür war. Aber nicht Sasaki hatte den Anspruch an sich, den Du hier unterstellst, sondern Du hast ihn (und mit Dir andere).


    Das andere Problem bei Deiner Argumentation ist - wo ist die Grenze? Wenn ich nichts von jemandem annehme, weil er sexuell auffällig ist, was wäre dann, wenn man vom Entdecker, dass die Erde rund ist und keine Scheibe und sich um die Sonne dreht und nicht umgekehrt, erfahren würde, dass er ein Grabscher war? Du würdest sicher nicht sagen: "Was der erkannt hat, ist nicht mehr zitierfähig." Dennoch hängt es irgendwie von dem Wissensstand über Charakterfehler eines anderen ab, ob Du dessen Erkenntnisse noch annehmen willst. Wehe, wenn dann über deine Vorbilder etwas zutage tritt. Ich habe das nie verstanden. Als ich schon SaWaki (den Kodo) schätzte, kamen Brian Victorias Auslassungen über die Kriegsbeteiligungen und Rhetorik zur Sprache. Was änderte das daran, dass Kodo Sawaki die Menschen ganz gut durchschaut hat (wahrscheinlich waren seine Kriegserlebnisse sogar prägend)?


    Ich weiß also nicht recht, wieso du von einem Zenlehrer ein Vorbild in Sachen Sexualität erwartest. Ich habe da nie eines gehabt, ich denke, jeder muss da seinen eigenen Weg finden und sollte sich an niemandem orientieren (okay, wenn man zu Minderheiten gehört kann es vielleicht helfen, im Rahmen von Emanzipationsbestrebungen).


    Persönliche Begegnungen würden auch meinen Eindruck bestimmen. Ich kenne von Shimano etliche Reden und ein paar Texte und was er zu einer Jakugo-Sammlung beitrug. Das hat durchaus Gewicht und ist mitnichten vergleichbar mit Polenski. Solche Leute in einem Atemzug zu nennen heißt nur wieder, dass ich den Schwerpunkt auf Erkenntnis setze. Polenski hat nicht im Ansatz Koan-Kenntnisse von Shimano und kann auch gar nicht auf dieser Ebene lehren. D.h. es mangelt ihm nicht nur an Erkenntnis, sondern schlicht an Ausbildung und Grundwissen.


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    Insofern wiederhole ich, dass die Verfehlungen von Sasaki und Co. eindeutig das Erwachen im Kern trafen, und nicht etwa bei MJ oder Wagner eine bloße Nebensache waren.

    Ich weiß nicht, wer mit "MJ oder Wagner" gemeint ist, oder stehe gerade auf dem Schlauch. Aber dann machen wir doch da weiter.

    Für mich ist Erwachen ein Schlüsselerlebnis, eine Erkenntnis (und damit mehr als oder auch gar nicht Zazen). Dass man diese Erkenntnis dann auch nochmal in Frage stellt und den Weg weiter geht, ist okay, aber in der ganzen Überlieferung finden wir Beispiele dafür. Selbst Dogen wollte ja unbedingt sein Verständnis des "Abfallen von Körper und Geist", das er aus dem Munde seines Meisters gehört hatte, hernach brieflich als Erwachen bestätigt haben. Dieses Erwachen - da folge ich meinem Verständnis von Sasaki oder anderen - ist kein permanenter Zustand im Sinne dessen, wie sich auch hier im Forum einige den Buddha vorstellen, also keine endgültige Vollendung. Fortan sucht der Übende also dieses Erlebnis zu manifestieren, und das gelingt mal besser und mal schlechter. Ausgangspunkt seines Lebens bleibt eine wesentliche ihn erschütternd habende Einsicht.


    Wie ich schon sagte, steht Sasakis Verhalten nicht im Widerspruch zu seiner wesentlichen Einsicht, auch wenn ich diese verständlich heruntergebrochen habe (er spricht gewöhnlich von plus und minus usw., und etwaige Schüler von ihm können mich ja ggf. korrigieren).


    Nun ist also die Frage, was Du als Erwachen siehst und inwiefern etwas dessen Kern trifft oder nicht.

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    Dass man Kindesmisshandlung im mittelalterlichen Japan anders gehandhabt hat, ist dabei natürlich kein Kriterium.

    Ich will hier erst mal etwas wiederholen und deutlich machen: Damals waren diese Knabenlieben KEIN Kindesmissbrauch - den gab es sicher auch, aber nicht, wenn sich Personen zusammenfanden, die beiderseits Interesse bekundeten. Das ist heute per Definition schon anders, weil es Schutzaltersgrenzen gibt. Später sprichst Du von "Macht" - also damals waren diejenigen, die an der Macht waren, nicht daran interessiert, das zu bestrafen, wohl weil die Gesellschaft es tolerierte. Ein "Machtgefälle" zwischen Samurai und Zögling wurde aber hingenommen. Ich finde es wesentlich, sich ganz klar zu machen, dass unsere heutigen Standards schon bald nicht mehr gelten können und nicht immer gegolten haben.


    Hat Bhagwan (Osho) nicht offen seinen Sex-Kult betrieben? Und ich muss zugeben, auf der Pfanne hatte der auch was. Dann aber auch wiederum diesen Besitzeifer (die Autos z.B.). Bei mir ist es dann so, wenn ich zufällig auf so einen wie den Sadhguru auf Youtube stoße und höre, was der zuweilen für einen Scheiß erzählt, da interessiert mich schon kein Buch mehr von ihm, egal, ob der besitzlos ist und monogam lebt etc. Also ich entscheide rein nach dem, was ich als Erkenntnistiefe empfinde, und darum hab ich mir früher mal zwei Bücher von Osho gegönnt, obwohl ich ihn da bereits für einen Verirrten hielt - der aber eben auch etwas Wesentliches erkannt hatte. Wir sagen ja, dass Genie und Wahnsinn oft nah beieinander liegen, und er war m.E. ein Beispiel dafür.


    Ein Vorbild habe ich nicht gebraucht, ich hatte einen guten Vater. Was dann noch? Aber das kann nicht jeder von sich behaupten, und dann muss womöglich ein anderer her. Nach meiner Erfahrung wird man früher oder später irgendwelche menschlichen Schwächen bei jedem entdecken, und sogar, um genauer zu sein, man wird feststellen, dass man dies und jenes auch anders sieht, anders als der weise Lehrer. Für mich ist es wichtiger, Suchenden diese Illusion gleich von vornherein zu nehmen. Meines Erachtens hat die Nachfolge im Zen auch nie zum Ziel gehabt, große Vorbilder hervorzubringen, sondern Erwachte. Heutzutage gerät dieser Aspekt vor allem durch den Einfluss der Dogen-Adepten in den Hintergrund, da ist das Sitzen wesentlich und um Erwachen bzw. - so würde ich das lieber nennen - Erkenntnis macht man einen Bogen (oder man sagt, von der Erkenntnis müsse man auch noch lassen, lässt aber natürlich niemals vom Zazen ...). Vorbilder sind die, die lange und unbeweglich sitzen können. Also die, die entsprechend lange "trainiert" (geübt) haben. Früher schien mir zwar das Erwachen mit einer Weisheit einherzugehen, die aber keinesfalls den allgemeinen Normen entsprechen musste. Tatsächlich haben die Meister oft einen Eindruck hinterlassen, weil sie gewisse Charakterstärken hatten, aber auch, weil sie Regeln verletzen konnten. Das fing ja schon bei der Ausbildung an, bei der die japanische Höflichkeit flöten ging und man schrie und prügelte. Früher hätte man sich m.E. auch weniger um sexuelle Eskapaden geschert, denn es wird sie gegeben haben, wir erfahren aber fast nichts davon. Diese Aufregung ist also auch ein Zeichen unserer Zeit. Doch, Moment, mir fällt sogar ein Beispiel ein, der lebte wohl bis in die 60er-Jahre, angesehener Meister, zeitlebens stark sehbehindert, ein Säufer und Frauenheld, das verhinderte aber nicht seinen Rang in Japan (ich hab den Namen gerade vergessen, er steht im alten Zen-Lexikon), ich glaube sogar, er war der Lehrer von Zenkei Shibayama.


    Ich stimme deshalb auch Deiner modernen Deutung des Machtgefälles usw. nicht zu. Man kann ein Sesshin und Dokusan jederzeit verlassen. Dort begegnen sich erwachsene Menschen, und sowohl bei Shimano als auch bei Sasaki wunderte ich mich sogar über das Alter vieler "Betroffener". Und wenn Sasaki nichts zu lehren gehabt hätte (wie dieser Thay oder Polenski etc.), dann würde ich sagen, das Ganze ist nur wegen Kommerz oder anderer Interessen aufgezogen worden. Wenn aber Sasaki fürs Zen lebt, also Sesshin um Sesshin gibt, und in diesem begrenzten Lebensrahmen Sex sucht, dann ist das zweite eher die logische Folge des ersten. Sasaki hätte ja auch nach Thailand reisen können und es einfacher und sauberer geklärt haben können. Mag zwar sein, dass ihn das nicht reizte, aber Deinen Umkehrschluss kann ich nicht nachvollziehen. Bestenfalls war er schon immer Zen- UND Sex-Besessen. Und im Zen sehe ich da eben keinen Widerspruch, solange er damit so umgehen konnte, wie er es tat - nämlich die ziehen zu lassen, die nicht wollten, die Sache einzuräumen, als er damit konfrontiert wurde, und ansonsten gelassen und nicht-anhaftend sein Zen-Ding weiterdurchzuziehen (denn das hat er gemacht, als Totgesagter wieder schlucken gelernt usw.). Sein Verhalten in den Dokusan betrachte ich zwar als falsch, aber auch die Reaktion vieler, die nicht weggingen. Es ist mir zu einfach, diese Verantwortung der anderen Beteiligten kleinzureden. Ganz einfach, weil da mit hoher Wahrscheinlichkeit einige dabei waren, die sich insgeheim einen Sonderstatus und sogar Sex mit dem Meister erhofften. Ich habe so etwas selbst in der Szene speziell im tibetischen Buddhismus beobachtet. Und das kommt von dem gleichen Fehler, der Illusion, der Meister habe etwas Besonderes. Und wenn einer ausdrücklich davor warnt und die Frauen können dann doch nicht einfach ihm eine scheuern oder weggehen, dann sind sie mitverantwortlich, auch wenn er den Schwarzen Peter als Initiator behält. Wer allein als Frau zu einem "fremden" Mann in ein Zimmer geht (und dort bleibt), trägt Mitverantwortung. Alle diese Frauen haben gelernt, das man das nicht macht.


    Es gibt ja auch Sender, die Michael Jackson nicht mehr spielen. Aber seine Musik klingt für denjenigen, der sie mag, nicht anders als früher, es sei denn, man meint, seine Sexualität würde es einem moralisch verbieten, diese zu genießen. So ist das auch mit Sasaki. Niemand außer den Schülern - und NICHT Sasaki - hat gefordert, da müsse ein Vorbild sein. Das ist immer der Irrsinn der Adepten. Und das ist heute noch so, wenn sie zu Lehrern rennen, in der Hoffnung, das große Vorbild zu finden.


    Wofür soll denn ein Zenmeister noch als Vorbild taugen, außer für seine Einsichten (oder für sein Zazen)? Wenn man z.B. meinen Lieblingslehrer aus der Schule entlassen hätte, weil er sich an Schülerinnen rangeschmissen, hätte ich das zwar verstanden, aber auch bedauert und wäre nach wie vor dankbar für das gewesen, was er mir beigebracht hat. Denn das war seine Aufgabe, mir sein Fachwissen zu vermitteln. Und ich hätte ggf., da wir die letzte Jungenklasse waren - dafür plädiert, dass er uns doch weiter unterrichten könne. Genauso wird man auch einem Meisterkoch, wenn er wegen Kindesmissbrauch im Knast sitzt, den Zugang zur Küche nicht verbieten und als Insasse noch von ihm lernen können.

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    Das mit Sasakis Erbe hätte ich so heute auch nicht mehr geschrieben. Warum genau er keine Nachfolger genannt hat, weiß ich tatsächlich nicht und es ist mir ehrlich gesagt vollkommen Wurscht. Seine Linie ist aus meiner Sicht genauso tot wie die von Shimano, mit oder Nachfolger.

    Okay, ich werde mich - mit anderen - bemühen, dass das im Fall Sasaki nicht so ist, und was Shimano angeht, vielleicht nochmal ein Buch von ihm auflegen. Gerade weil die beiden tot sind, stellt sich die Frage nicht, ob ich sie als persönliche Lehrer aufsuche, sondern bestenfalls die, ob ich von ihren Texten oder Reden etwas lernen kann - was ja für alle bedeutenden Zenlehrer gilt, von Dogen über Linji bis Sawaki usw. Das ist der Punkt, wo wir uns grundlegend unterscheiden. Ich will meine Argumente mal anführen.


    1. Die Kategorie "Von wem habe ich etwas gelernt". Demzufolge sind mir diese Lehrer wichtig. Für TNH gilt dies nicht. Es hat zunächst also nichts mit dem Lebensstil der Lehrer zu tun, sondern damit, was sie vermitteln und wie sie es vermitteln. Ein anderer mag das genau umgekehrt sehen. Diese Kategorie ist dennoch von Bedeutung. Ich frage nicht, ob Laotse auf Lolitas stand. Wenn ja, hätte er einfach Glück gehabt, dass es niemand notierte.


    2. Die Kategorie "Eine Linie ist dann nicht tot, wenn du sie aufleben lässt". Ich habe das auch in Bezug etwa auf die von Yunmen etc. gesagt: Wer sich Yunmen zu eigen und zu seinem Lehrer macht, belebt seine Linie. Ein "tote Linie" ist also - neben einer rein akademisch-historischen Festlegung - auch eher eine subjektive Wertung.


    3. Die Kategorie "Leid verursachen": Im Falle Sasakis und Shimanos habe ich mir die Archive ganz genau angesehen, und für mich bleibt da nichts Justiziables übrig, also bewegen wir uns hier auf dem Feld einer weniger allgemein gültigen Moral (wie es das Gesetz wäre), sondern spezifisch buddhistischer oder anders motivierter Betrachtungen. Um welches Ausmaß von Leid geht es da, dass jemanden nicht mehr "zitierfähig" machen soll? Sasaki hat schon sehr früh in den USA davor gewarnt, ihn auf einen Sockel zu stellen. Und er hat später nicht nur seine sexuellen Neigungen eingeräumt, sondern seine Sangha hat weibliche Neulinge ausdrücklich auf diese Eigenart hingewiesen. Deshalb gibt es auch eine gestanden Psychologin, die sich z.B. auf ein Verhältnis mit ihm bewusst einließ und dies in einem Buch beschreibt. Es ist jedenfalls kaum vorstellbar, dass irgendjemand, der sich sexuell auf welche Art auch immer austobt, kein Leid erzeugt. Es muss also einen Maßstab geben für diese von Dir genannte Ausgrenzung. Einer wäre ein Gesetz, wie es Döring zum Verhängnis wurde. Dann aber könnte man - auch im Sinne dieses Gesetzes - nach Haftstrafen die Sache als abgebüßt betrachten. Döring hat also eine neue Chance verdient. Selbst Shimano und Sasaki wurden auf ihre Weise abgestraft, teils materiell und durch Wegbrechen von Teilen ihrer Sangha.


    4. Das leitet über zur Kategorie "Wer darf Dharma-Nachfolger werden?" Du unterstellst z.B., dass ein Pädosexueller überhaupt kein Dharma-Erbe antreten solle. Dazu kenne ich keine stich- und standhaltige Regel. Sehr wahrscheinlich wurde sogar in Japan, wo ja unter den Samurai eine ganze Zeitlang Knabenliebe praktiziert wurde, auch von Zen-Meistern nichts dergleichen verurteilt, bis es eben der Zeitlauf und die Gesellschaft anders sahen und ggf. noch Gesetze es verboten haben. Aus einer bestimmten feministischen Ecke (Schwarzer etc.) wäre auch Ikkyus Gang zu Prostituierten heute so zu werten. Ein Dharma-Erbe sollte also keiner werden, wenn er sexuelle Schwächen wie diese hat? Was ist mit den anderen Schwächen, welche sind noch erlaubt? Ist das nicht genau der übliche Fallstrick, den Meister auf einen zu hohen Sockel zu stellen?


    Mit anderen Worten: Was uns unterscheidet ist meine Auffassung, dass ein Zenlehrer dann für mich Sinn macht, wenn er etwas erkannt hat, was mich weiterbringt und was er mir vermitteln kann. Am Besten per Text oder Rede. Diese bleibt auch dann zitierfähig, wenn sein Verhalten zu wünschen übrig lässt. Bei dieser Verhaltenskritik sollte mir aber bewusst sein, wo ich selbst Ansprüche stelle und was mich etwas angeht. Das Sexualleben anderer geht mich im Grunde nicht viel an. Besitzverhältnisse oder die ungerechte Verteilung von Reichtum allerdings schon. Ich habe festgestellt, dass ich als jemand nahe an der Armutsgrenze durchaus einen Weg finden kann, ohne das schmierige Getue dieser Zenmeister eine gewisse Befriedigung zu erreichen. Tatsächlich könnte ich mir sogar einreden, dass es wahrscheinlich nur wenige Reiche gibt, die ein besseres Sexualleben haben als ich. Und dass ich sogar sexuell leben kann, während ich loslasse, also Zen praktiziere. Ich glaube allerdings - aufgrund meiner eigenen Praxis -, dass Besitz von Ländereien, Immobilien, Materiellem diesem Loslassen eher hinderlich ist. Darum ist bei meiner Kritik dieser Punkt moralisch bedeutsamer. Und natürlich die unter 1. erwähnte Erkenntnis. Es ist also so, dass TNH zwar mehr Erkenntnis und Wissen besaß als der Thich von Phat Hue, aber sie geben mir beide als Lehrer nix. Beide streb(t)en zwar auch nach Materie. Doch sind sie für mich bereits als Lehrer erledigt, noch bevor ich ihre Charakterfehler feststelle. Ob dann noch einer dazukommt (sexuelles Fehlverhalten), ist ggf. nicht sehr bedeutend, denn sie sind nicht "zitierfähig", weil sie in meinen Augen Dünnschiss lehren. Eine weitere wichtigere Kategorie als das Sexualleben ist für mich die Glaubwürdigkeit, mit der sie das dokumentieren, was sie behaupten zu sein (TNH ein autorisierter Thien-Lehrer usf.). Denn damit wollen sie sich ja als Lehrer ranschmeißen. Hier beginnt bei sehr vielen von mir zuvor Genannten bereits die Heuchelei, und die ist von ganz ähnlicher Natur wie die derjenigen, die ihre sexuellen Eskapaden unter den Teppich kehren wollen.



    Der Vollständigkeit halber will ich zwei Dinge ergänzen, zum einen, dass ich vor einigen Jahren im Schlussspurt der Förderungen von der Robert-Bosch-Stiftung einen Antrag stellte, TNHs Vorleben in Vietnam zu recherchieren, u.a. auch nach jenem Kind zu suchen und seine Verwicklung in die kommunistische Strategie und die Verantwortung von Mönchen für das Massaker in Hue (wo auch Deutsche starben). Der Antrag wurde nicht bewilligt, und dann kam ja auch Corona. Jedenfalls würde ich sagen, das ist ein Thema für einen investigativen Journalisten, so wie es im Kleinen damals auch der Fake-Shaolin-Tempel in Otterberg war und der Thay aus Frankfurt, was die Presse ggf. etwas spät erkannte. Ich hoffe, dass sich da nochmal jemand dahinterklemmt. Für mich sind ist der Kommunismus ein Krebsgeschwür, das insbesondere in Ostasien weiter wuchert, und ich würde jeden, der dazu beitrug, auch unter den Verdacht des "Leidverursachens" stellen. Diese subjektiven Kategorien spielen dabei eine Rolle, wen man am liebsten an den Pranger stellt. Aber die kann man ja diskutieren.


    Zum anderen glaube ich, dass Du - wie viele in Sasakis Sangha - seine Lehre nicht auf die gleiche Weise verstehst wie ich und deshalb "sich an eigenen Schülerinnen zu vergreifen" (ich ergänze: an erwachsenen Frauen) "seine angebliche Erkenntnis im Kern" träfe. Ich will deshalb kurz skizzieren, was Sasaki z.B. über uns als Menschen und auch über sich sagte: a) Wir bewegen uns von Egolosigkeit zu Ego und wieder zurück, mit anderen Worten: Es ist völlig abwegig, dass einer, auch ein Sasaki, keine Fehler hat oder permanent selbstlos ist. b) Wenn sich eine Gelegenheit ergibt, Liebe oder Zuneigung zu zeigen, dann ergreife sie. c) Glaube bloß nicht, der Lehrer sei etwas Besonderes. - Wenn ich allein diese drei Dinge - als Ausschnitt seiner Lehre, wobei a) ein wesentlicher Kern ist - geschluckt habe, inwiefern ist dann die sexuelle Annäherung an erwachsene Frauen in seiner Sangha ein Widerspruch zu seiner Erkenntnis? Es ist mehrfach bestätigt worden, dass Sasaki eine Frau nicht weiter behelligte, wenn sie klar Abneigung gegen sein Verhalten zeigte. Natürlich können wir uns wünschen - und hoffentlich selbst praktizieren -, dass er auch noch erkannt hätte, d) in der eigenen Sangha wildere ich nicht. Wer das will, der kann sich eine Sangha mit einer solchen Regel suchen und schauen, ob es dort funktioniert.


    Ich komme auf den Fehler "Lehrer auf den Sockel stellen" zurück: Man sollte auf Lehrer also nicht projizieren, was sie gar nicht gelehrt oder erkannt haben. Sasaki hat das Menschsein als genau so fehlerhaft erkannt wie er es selbst lebte und wir es - auf unsere je eigene Art - auch tun. Das ist für mich einer seiner Augenöffner. Andere mögen zwar glauben, insbesondere mit Bezug auf die Buddha-Figur, ein Lehrer habe moralisch einwandfrei zu sein. Aber das ist zumindest nicht, was Sasaki lehrte, sondern eine Wunschvorstellung, vor der er selbst schon früh warnte. Sasaki kannte sich, er war in Japan u.a. auch deshalb wegen Veruntreuung von Tempelgeldern verurteilt worden, weil er das Geld mit einer Geisha durchbrachte. Schon damals hat Sasaki ohne Zögern vollumfänglich gestanden. Das heißt, er hat auch im Versagen - und später im Knast - Zen praktiziert.