Beiträge von Bebop

    Zitat

    Du sprichst von "Unterscheidungsfähigkeit"; zweifelsohne ein lohnendes Übungsobjekt. Aber Du meinst "Parteinahme", das ist etwas anderes. Wobei das schon ein Euphemismus ist, nach meiner Beobachtung ist das zumeist kein aktiver Prozess, sondern ein passiver - ein "rekrutiert werden" bzw. "sich rekrutieren lassen". Man geht doch nicht auf dem Markt, um sich dort in die nächstbeste Schlägerei verwickeln zu lassen.

    Buddhi, Unterscheidungskraft, schon vom Wortstamm her mit erwachter Sicht verbunden, erlaubt einem die Rückkehr zur Benennung von "Falschem" oder "zu sagen, was wahr ist". Glücklicherweise muss man dafür kein Buddhist sein, wie kürzlich ein freier Journalist mit seinen Recherchen aufzeigte. Wenn es nicht wahr ist, dass Babys in die Mikrowelle gesteckt wurden usw. usw., dann darf das als Lüge benannt werden, wenn hier schon aktuelle Bezüge geschaffen werden, und da Unterscheidungskraft auch ganz banale Ratio einschließt, darf man nach den Motiven und der Strategie hinter diesen Lügen fragen usw.


    Sicher sind wir da alle "parteiisch", das sehe ich bei mir wie bei Diskutanten und Zen-Lehrern (aus anderen Gründen habe ich gerade in einen Vortrag eines Mitglieds der Rei-Bande reingehört, der meinte, er sähe in der Regierung niemanden, der "frei" wäre, und Brad Warner nannte - offenbar ohne wirkliche Zahlenverhältnisse zu kennen - die Nazis "the biggest losers" überhaupt ... aber er meinte das wohl anders ...). Vor dieser "Parteinahme" muss man sich nicht fürchten, weil die Folge der Unterscheidung den Bodhisattva sehr wohl zum HANDELN führen darf, wobei sich dann, wenn man über die Unterscheidung aktiv hinausgeht, Parteinahme kaum vermeiden lässt. Man kann keinen Premierminister stützen, der mit dem besten Geheimdienst der Welt seine eigenen Leute nicht vor einem durchschaubaren Angriff schützen konnte und ein Lügner vor dem Herrn ist. Man darf das auch nicht "Staatsräson" nennen, ohne dafür aufs Heftigste kritisiert zu werden.


    Ich habe auch nichts dagegen, wenn die lebenden "Bodhisattvas" zu unterschiedlichen Ansichten und Handlungen kommen. Aber dass man ggf. auf dem Marktplatz handfeste Lösungen findet, ist natürlich inbegriffen, genaus wie die Entscheidung, Nicht-Eingreifen könne das rechte Handeln sein. Mir ist es zu einfach, das als Gewissensfrage zu deklarieren, weil das Gewissen in unserem Kulturkreis etwas anderes ist als das, was den (Zen-)Buddhisten zu Reue veranlassen könnte.

    Unsinn und Personenkult. Man schaue sich einfach an, wie das bei anderen Gurus laeuft. Das ist Ego, Geltungsbeduerfnis, Selbstueberschaetzung (Hunderte von Massregelungen fuer eine Gemeinschaft aufstellen, nachdem man selbst in Saus und Braus gelebt hatte ...). Er haette z.B. einiges erreicht, wenn er sein Palasterbe angetreten und an Beduerftige verteilt oder wenn er dem Schlachter nicht sein Geschaeft madig gemacht haette. Aber was soll man von einem erwarten, der sich schon nach der Geburt fuer den hoechsten gehalten haben soll?

    Zitat
    Zitat
    Bebop: Wenn man sich im Krieg ggf für eine Seite entscheiden zu meinen muss, wird die andere normalerweise auch weniger Mitgefühl erfahren.

    Dann hat man bei der Übung von Śīla pāramitā offenbar einen Fehler gemacht. Zumal im Mahāyāna jeder Übung der pāramitā Prajñā paramita 'vorangeht'. Was das konkret bedeutet, wird im Diamantsutra exemplarisch aufgezeigt:

    Es gibt viele Zen-Übende, die Zen als einen Weg verstehen, sich im Schriftdickicht zu einer Logik durchzuringen. Denen sollte zunächst die Schrift vor Augen geführt werden:


    Zitat

    der hier den Pfad der Bodhisattvas betreten hat, muss seine Gedanken so gestalten

    Das ist allein noch keine Zen-Übung. Wir "gestalten" unsere Gedanken eben nicht, sondern lassen sie ziehen. Das heißt nicht, dass wir nicht wie jeder Normalbürger denken und nach Lösungen fahnden können, aber es bedeutet eine Abkehr von bestimmten Übungsansätzen, wie sie noch aus dem Theravada stammen, wo man z.B. "labelt" und Gedanken weiterhin in dualistischer Weise einsetzt (dies ist heilsam, dies unheilsam etc.).


    Darum ist der letzte Abscnitt entscheidend und führt ins Zen über:


    Zitat

    Weil, o Subhuti, niemand ein Bodhisattva genannt werden sollte, für den der Gedanke eines Wesens, der Gedanke des Lebens oder der Gedanke einer Person existiert.’

    Nun sind wir also beim zen-typischen Loslassen der Gedanken. Das ist genau, was ich Anna entgegnete, und was Victoria und Co. nicht begriffen haben: Es ist legitim, davon zu sprechen, dass kein "Leben" und keine "Person" vernichtet werden kann. Dann nämlich ist dies vollzogen:


    Zitat


    alle diese müssen von mir in der vollkommenen Welt der Auslöschung erlöst werden

    Aus diesem Grund wird hier zunächst auch noch vom Denken gesprochen, das nun gerade in der Auslöschung dieser konventionellen Gedanken von Leben und Person enden soll. Daraus "Wehrunfähigkeit" abzuleiten, hat mit dem Text nicht viel zu tun. Vielmehr ist der Bodhisattva sozusagen "ideal wehrfähig" oder auch "ideal wehruntauglich" (das spielt dann keine Rolle mehr), wenn er diese gedankliche Auslöschung (also den dualistischen und labelnden Blick aufs Dasein) vollzogen hat.


    Womit wir zum Handeln kommen und meiner wohlbedachten Äußerung, dass Mitempfinden im Krieg auch vom Bodhisattva unterschiedlich verteilt wird. Was hier fehlt ist - wie bei den meisten Zenlehrern heutzutage - Unterscheidungsfähigkeit. Der Bodhisattva, der gemäß der Ochshirtbilder auf den Marktplatz zurückkehrt, auf dem Dinge angepriesen und Meinungen herausgeschrien werden, und der sich eben nicht teilnahmslos oder stoisch in einen Bergtempel zurückzieht, darf auf diesem Marktplatz sich für eine Seite entscheiden. Denn die o.g. Weisheit, die er besitzt, ermöglicht es ihm, ggf. einen Agressor von einem zu Beschützenden zu unterscheiden und demgemäß "zu wählen". Er muss zwar nicht wählen, aber er darf es und er kann es, denn seine Sicht aufs Geschehen und sein tugend-gemäßes Handeln sollte ja von dieser erworbenen (oder geschenkten) Weisheit geleitet sein. Wieso sollte so einer ausgerechnet den Impuls verspüren, tatenlos zuzuschauen, wie um ihn herum Menschen gefoltert, vergewaltigt oder getötet werden?


    Der Bodhisattva ist ein aktiv diese Weisheit Praktizierender, der wieder in den Fallstricken des Marktplatzes agiert, aber ohne das Gefühl, sich darin zu verheddern, instinkt- und ich würde sogar sagen moralsicher. In diesen Situationen ist also jemand gefragt, der ohne Hass ggf. denjenigen zur Rechenschaft zieht, der - nach dem Unterscheidungsvermögen dieses Weisen/Erwachten - das größere Leid verursacht o.ä. Nun kann jeder gern auf die Gefahren eines solchen "Selbstbewusstseins" verweisen, aber weder wird das im Diamantsutra ausgeschlossen noch von späteren Zen-Metaphern wie den Ochshirtbildern. Die Weisheit, von der hier gesprochen wird, beinhaltet Unterscheidungsfähigkeit und hat sich von dem Versuch, sein Heil in Schriften zu finden, gelöst.

    Eine solche Zuspitzung gibt es im Zen nicht. Bestenfalls ist Mitgefühl unter die sechs Paramita des Mahayana gefasst, wobei in frühen Chan-Schriften eher ein Schwerpunkt auf Weisheit und Gebefreudigkeit zu liegen scheint, was sich dann auch durch die Zen-Geschichten und Koan zieht, jedenfalls deutlicher als Mitgefühl. Wenn man sich im Krieg ggf für eine Seite entscheiden zu meinen muss, wird die andere normalerweise auch weniger Mitgefühl erfahren.


    Für ein entscheidendes Missverständnis halte ich Mitgefühl als "Durchlässigkeit der Rolle des sozialen Ichs für Empathie", weil sich das überhaupt nicht von christlichen und weltlichen Idealen unterscheidet. Solange ein soziales Ich entscheidet, was zu tun ist, kann nicht von Befreiung gesprochen werden. Für so ein Mitgefühl koennen sich viele den Zen-Weg (oder gar den buddhistischen) ersparen.

    Hmm. Es gibt m.E. durchaus genug Beschreibungen von jhana und Erwachens-Erfahrungen. Sie wurden sogar wissenschaftlich beschrieben (von J.W. Austin z.B. als erhöhter Altruismus in der Folge, allerdings gibt es da auch gegenteilige Erkenntnisse). Das weckt dann Erwartungshaltungen, dabei kann nur der Betroffene selbst wissen, ob er "befreit" ist, selbst wenn sich seine Erfahrungen nicht mit denen anderer decken.

    Zitat

    Stattdessen ist es ein außergewöhnliches, intensives erleben zum teil auch körperlich, es ist ein Transpersonales Gefühl/Wahrnehmen ausgelöst durch konzentrative Meditation.

    Das mag ja sein, aber Erlebnisse dieser Art werden auch durch andere Dinge ausgelöst, Sport bis an die Grenzen, Drogen, die erwähnten Nahtoderfahrungen usw. Die Frage ist doch, wieso diese persönlichen Erfahrungen in einen Heilsweg eingebettet werden müssen und die Betroffenen sie nicht für sich behalten. Dann würde ich genau hinschauen, was das für Effekte in ihrem Leben hatte (außer, damit hausieren zu gehen) und von da aus Rückschlüsse auf die Bedeutung dieser Erfahrung ziehen.

    Anna: Ich führe kein Buch über meine "Taten", aber das Beispiel der Tempelreinigung sollte illustrieren, dass buddhistische Mönche, die einem strikteren ethischen Rahmen unterliegen als Laien, daraus nicht die einfachsten Notwendigkeiten ableiten können, wie etwa, ihren Tempel richtig sauber zu halten. Regeln, Gebote, Sila etc. sind keine mathematischen Gleichungen, die aufgehen.


    Die Grundlage der Ethik, in der Regel durch Erziehung gelegt, und die eigene Neigung, nicht zu schaden oder Leiden zu verursachen, teile ich. Allerdings wird man im Alter tendenziell eher wie die eigenen Eltern. Das Revolutionäre wird also vorher - etwa durch das Zen-Verständnis - den Weg der Eltern im Detail verändert haben, etwa deren Suche nach Sicherheit. Das Revolutionäre im Zen hat die beschränkten Ansichten, die auf einem heilsam-unheilsam-Schema fussen, übertroffen. Ein "vertieftes Verständnis der sila" bedeutet demnach, von der entscheidenden Erkenntnis (oder auch Mehrzahl "von diversen Erkenntnissen"), von dem großen Lichtblick, dem Erwachen etc. ausgehend moralische Entscheidungen zu treffen. Wenn man so will, ist dann ein kühler Blick des Universums möglich, der das Menschsein eher in übliche Abläufe der Natur einbettet. in den genannten Beispielen empfindet der Adept ja offenbar irgendetwas wie Mitleid, Gewissensbisse usw. und glaubt dann, er habe "das Richtige" getan, wenn er die Spinne rausträgt (er übt sich im Nicht-Töten) oder nicht an der Blume riecht (weil er dann einem Bedürfnis, einer "Gier" nachgegeben hätte). Ausserdem findet ein Abgleich mit Gelerntem (hier den sila) statt, es ist also schon recht kompliziert geworden, denn wenn man die sila tatsächlich verinnerlicht hat, braucht man sie ja nicht, man muss auch keine Gelübde nehmen nusw.


    Der fortgeschrittene Adept hingegen gerät nicht erst in irgendwelche solche Gefühls- oder Gedankenspiele (auch nach dem Akt nicht), es ist vollkommen klar, dass er die Spinne sowohl raustragen als auch entsorgen kann. Das Gleiche gilt fürs Riechen an der Blume, er kann es lassen oder tun. Entscheidend ist die gewonnene Freiheit, und den Über- oder Unterbau dazu habe ich bereits angedeutet, so er in Diskussionen vonnöten ist (es gibt letztlich kein individuelles Spinnenleben und ist damit auch keines zerstörbar usw.). Die übliche Gegenfrage, wie mit Menschen umzugehen sei, ist zwar prinzipiell ähnlich zu beantworten (d.h. es ist denkbar, reuelos etwa im Krieg oder bei Bedrohung zu töten), aber der Spielraum ist hier geringer, da der Mensch mit dem höchstentwickeltsten Gehirn ja die Ich-Illusion braucht, um mit dem Toben in seinen Neuronen (seinem Hirn) klarzukommen und wir es uns miteinander entsprechend eingerichtet haben. In den anderen Fällen wie bei Spinnen, Blumen usw. sollte natürlich auch eher die Vernunft als Gefühlsduseleien entscheiden. Und die sieht bei jedem wieder anders aus.


    "Von Verständigen gepriesen" - ja, so kann man sich natürlich ewig in Zirkelschlüssen von Schriften bewegen, dagegen schreibe ich ja ständig an. Was da steht, muss ja gar nicht besonders schlau sein. Aber sei's drum, wer die Verständigen sind, darüber sind wir uns sicher nicht einig. Für mich z.B. Dennett, Hitchens, Dawkins oder im Zen Sasaki Joshu, Ikkyu (der Spatzen beerdigte, aber auch Fisch aß´) und Sawaki Kodo (der im Krieg offenbar tötete). Die haben nicht so geschrieben, wie das hier im Forum oft geschieht, weil sie von einer anderen Warte auf diese Dinge blick(t)en. Ich fühle mich also in bester Gesellschaft.

    Zitat

    Bist doch in Thailand, kann doch nicht so schwierig sein dort jemanden aufzutreiben, der dir das glaubhaft versichern kann, da er qualifizierte Erfahrungen hat.


    Es gibt auch in Thailand niemanden, der durch Wände gehen oder irgendeine zuordnungsfaehige Existenz vor seiner Geburt oder nach seinem körperlichen Zerfall nachweisen kann.

    Nein, das kann nur der Shakyamuni oder meinte er ggf zu können, und offenbar auch der Kashyapa. Ein Buddha kann das nicht, wie ich dir eben gesagt habe. Da spricht kein Buddha, sondern einer, der in hässlich und schön unterscheidet etc., und da sind wir ggf. schon viel weiter:


    Zitat

    ’ Thus with the divine eye, which is purified and surpasses the human, I see beings passing away and being reborn, inferior and superior, beautiful and ugly, fortunate and unfortunate, and I understand how beings fare on according to their kamma.

    Einer Romanfigur kann man natürlich alles andichten, aber ein Buddha ist das, was wir verwirklichen, wir beenden hier und jetzt unser Leiden, und wir können eben trotzdem nicht uns erinnern an frühere Leben, so dass es nachvollziehbar korrekt ist. Wenn wir es könnten, wäre unser Leiden im Übrigen auch gar nicht beendet.


    Das ist wieder einer dieser Texte, der aus Zen-Sicht nicht ausgereift ist.


    Deine zitierte Definition von "Geburt" hat leider mit meiner Textstelle nicht viel zu tun:


    Zitat


    with the breakup of the body, after death, have been reborn in a good destination, in a heavenly world.

    Da ist nichts Symbolisches gemeint, was auch immer du da retten willst, es geht um den physischen Tod und eine Wiedergeburt in einer himmlischen Welt. Und natürlich gibt es dafür noch etliche andere Textbelege.

    Nein, das ist "with the divine eye" und das meint der Buddha ernst, denn er sagt ja, dass auch Kashyapa das Gleiche erlebe. Damit wird es zu einem allgemeinen Kennzeichen, das sich aber gar nicht bestätigen lässt. Es ist nicht einfach eine psychische Erscheinung, sondern ein grober Irrtum.


    "Thus I recollect my manifold past abodes with their modes and details. Kassapa too, to whatever extent he wishes, recollects his manifold past abodes with their modes and details."


    Ganz abgesehen von dem seltsamen Widerspruch, hinter einem so fortgeschrittenen Zustand stehe ein Wunsch.

    Wie sind sie denn in all den Lehrreden beschrieben? Z.B. findet sich in einer Übersetzung ständig die Wendung "denkend" ... (z.B.) 6. "Bewusstsein ist unbegrenzt", 7. "Da ist nichts", die 8. Stufe ist dann weder Wahrnehmung noch Nicht-Wahrnehmung, was - da man nicht tot ist - den Zustand der Anästhesierung wiedergibt.


    Ich bin da bei Qualia, nicht nur ich, sondern (beinahe) jeder kennt das 8. Jhana (oder, da mir Jan hier gerade zuvorkam, sogar das 9.). Manche unterstellen ja damit Erwachen (darum gleich die Vermutung: "hast du wahrscheinlich auch nicht erlebt", in Klammern: oder willst du etwa behaupten, dass du ... usw.), aber sogar laut diesem Brasington meinte der Buddha, der das 8. jhana von einem anderen Lehrer lernte als die ersten sieben und sie also gar nicht selbst erfand, sie führten nicht zu "höherem Verstehen". Brasington sagt allerdings auch, wer nach dem Austritt daraus nicht gleich Einsichtsmeditation übe, der hätte den Effekt verschenkt. So macht sich tatsächlich jeder "denkend" sein Bild davon, wie das zu sein habe. Der Effekt einer Vollnarkose ist keineswegs verschenkt. Danach hat man so annhähernd wie nur möglich verstanden, wie nach höchster Wahrscheinlichkeit der Tod aussieht, nämlich nach "Nichts", bloß ohne erneutes Aufwachen. So man da etwas verstehen will. Die meisten Leute ziehen eine jhana-Meditation natürlich vor, weil sie sich bei einer Narkose nicht so sicher sein können, sie zu überleben ...


    In SN 16.9 werden zunächst vier jhana benannt, ehe es dann munter auf die Spitze getrieben wird und der Buddha (ich sollte hier als Zennie besser sagen: dieser Shakyamuni) gar meint, er könne die Wiedergeburt von Wesen sehen und durch Wände gehen und anderer Firlefanz. Von daher kann ich getrost sagen, a) einige der höheren jhana zu erfahren ist nicht schwer, und man kann sich dem hinreichend sogar durch Tricks wie Anästhesie annähern, während b) andere jhanaj - die womöglich sogar als über dem 8. stehend einzuordnen wären - schlicht unmöglich sind und eher auf eine Geistesstörung des Erlebenden oder der Verfasser des Palikanon hindeuten. Ich habe diese jhana weder erlebt noch kenne ich jemanden, der sie glaubhaft erlebt hat, noch kann ich dem Palikanon hier abnehmen, dass er mehr als einen pathologischen Zustand der Verwirrung beschreibt.


    Mit anderen Worten, da hilft sowieso nur Cherrypicking, aber wenn sogar diese Romanfigur selbst, die da beschrieben wird, noch mit dem 8. jhana keine höchste Erkenntnis verbindet, warum sich dann gerade darüber den Kopf zerbrechen?

    Zitat

    . So ist es auch klar. Es gibt acht Jhana also Vertiefungen, Befreiungen. So kann man einen klaren Weg zum Nibbana gehen.


    Was ist mit Dir los, Qualia? Oben steht, wie diese Nullchecker es begreifen. So wie Thorstens Lehrer, Riechen an der Blume ist Begehren. Na und? Im Zen ist nicht Schluss bei dieser Erkenntnis, da kann man im vollen Bewusstsein seines Begehrens riechen gehen, da ist man nicht gelangweilt von Wahrnehmung und da bleibt Samsara Nirwana, also ist man auch nicht schon Arahant, weil man nix in der Hütte hat. Die von dir zitierten Ochsenbilder sagen doch dies: Genau hier auf dem Marktplatz und mit diesem Bewusstsein bin ich verwirklicht. Im ersten Jhana bin ich Buddha. Schon vor dem ersten Jhana bin ich Buddha. Nach dem hudertsten Jhana bin ich immer noch Buddha

    Zitat

    zu einem Zustand zu dem man gefühlt nichts mit hinüber nehmen kann und auch nichts wieder mit zurück bringt. An den man sich nicht erinnern kann. Lediglich der Übertritt und das Zurückkommen wird erinnert. Einen Zustand wo es somit dann auch keinen „Beobachter“ mehr gibt (von mir bezeichnet als 8.Jhana).


    Darum nenne ich oft das Anästhesieren, also sich beim Arzt schlafen legen lassen, um zu verdeutlichen, dass es nichts so Besonderes ist. Du kommst sozusagen ganz leicht von jhana 0 oder 1 zu 8, wie du es beschreibst. Allerdings könnte es zur Erkenntnis führen, dass all unsere oder Buddhas Erklärungen ein nichtschlafendes Bewusstsein erfordern, das heißt da ist das Ich wieder da. Demnach kann der Buddha nichts beschrieben haben, was Du als ichlos erlebst. Er hat mit seinen Worten seine eigene Erfahrung zu fassen gesucht, doch zu spät ...


    Zitat

    Nur der Buddha sagt, okay, diese Person ist erleuchtet


    Aber wenn du Buddha wirst/bist, kannst du es nach dieser Logik von Ajahn Brahm auch sagen. Zumal dieser Heuchler so zitiert wird: "Ajahn Brahm answered that he knew Ajahn Chah was an arahant when one day Ajahn Chah asked to him to go get something in his kuti. AB went there and was surprised to see how simple he lived, just a mat for sleeping on and virtually no possessions."

    Aha, Ajahn Brähm sieht sich also selbst als Arahat/Buddha, da er andere als solche erkennen kann.

    Willkommen im Klub, Herr Brahm, doch zugleich schließe ich sie deshalb wieder aus.


    Zitat

    Wenn der Meditierende das nächste Jhāna zu erreichen wünscht, dann hängt er einfach in der Nichtsheit herum, bis er gelangweilt mit dieser ganzen Wahrnehmung ist und versteht, dass sogar Wahrnehmung irgendwie störend ist.


    Dieser Daniel Ingram mag "gelangweilt von der ganzen Wahrnehmung" sein, und dadurch wissen wir, wo er bei seinen Vertiefungen steht, nämlich im Dualismus.

    Zitat

    Ich denke, für Dich sind die Sila noch immer viel zu sehr mit einem christlich/religiösen Sündenbegriff verbunden. Daher vielleicht diese Wut.

    Interessant, denn das ist ja genau DEINE Vorstellung der sila, nämlich dass es da einen Dualismus gäbe, dem man mit Regeln Herr werden könne. Das ist den Religionen gemein. Und dann folgerst du auch, dass ich mit den Sila irgendwelche Schwierigkeiten wie "Wut" hätte, obwohl ich einleitend bereits erklärt habe, dass ich überhaupt kein Problem mit ihnen habe, ich kann sie abhaken und müsste nicht (wie in Thailand erlaubt) beim Rezitieren hier und da mal eine auslassen, weil ich mich nicht dranhielte oder wie auch immer man das formulieren mag. Dem zugrunde liegt natürlich auch ein tieferes Verständnis dessen, was die sila tatsächlich sagen, z.B. eben nicht, man solle Spinnen vor die Tür tragen, man solle nicht rumvögeln oder sich in sonstwelche Grübeleien begeben auf seinem Übungsweg.


    Nichts davon ist im Übrigen irgendein wesentlicher Teil der Zen-Überlieferung und wahrscheinlich dem Wirrkopf deines Zenlehrers zu verdanken, der versucht, Theravada in seine Praxis zu integrieren und da auch bei den falschen verkopften Leuten war. Die Erklärungen, die für Mönche gemacht wurden, die z.B. ein Sieb benutzen sollten (was sie in Südostasien regelmäßig nicht tun), um Tierchen darin aufzufangen, bevor sie Wasser trinken, sind - abgesehen von ihrer beschränkten Tauglichkeit - nicht für Laien gemacht, wie sie hier schreiben und nach Orientierung suchen. Den Mönchen bringen sie offensichtlich auch nix, denn ich wurde kürzlich in Surat Thani von einem Abt begrüsst (und bekam, wie meine Begleitung, eine Kokosnuss von ihm gekauft), der auf meine Nachfrage zu den Skandalen in bedeutenden Tempeln Bangkoks davon sprach, auch er sei ein Teil dieser "Mafia" (O-Ton) und dabei ein Bündel Geldscheine in der Hand hielt. In einem anderen Tempel Khon Kaens wurde ich ebenfalls von einem betagten Mönch mit einer Tüte Fressalien begrüsst. Am 8. April habe ich dann aber allein ein paar Stunden lang den Müll um den Tempelteich entsorgt, inclusive vier plattgefahrener und geköpfter Tauben.


    Aus der von dir genannten Stille folgt keinerlei sila noch irgendein Bedürfnis, diese einzuhalten oder sich in ihnen zu üben. Diese tiefe Stille hat alles geklärt. Was zu tun ist, richtet sich nach der eigenen Erkenntnis und ergibt sich vor Ort (siehe letzter Absatz), und das war beim Buddha nicht anders. Mag sein, dass aus der Stille Shakyamunis ein solches Bedürfnis erwuchs, aber das wissen wir nicht, wir könnten den Palikanon-Schreibern glauben, aber dann wissen wir auch, dass er aus einem Kriegerhaus kam, das im Luxus auf Kosten anderer schwelgte und dass er damit wohl psychologisch betrachtet eine Menge Reue zu üben hatte usw. Ich habe in meinem ganzen Vorleben nicht so viel Ballast wie der Buddha angesammelt und muss darum auch nicht so viel Ballast abwerfen.


    Abgesehen von dem Nachbeten der Erkenntnisse anderer hat natürlich jeder das Recht, zu den gleichen Schlüssen wie dieser andere zu kommen. Ich stimme mit der Erkenntnis Bodhidharmas überein: Nichts von heilig.

    Die hätten also auch Ikkyu die Tür gezeigt ...


    Wie auch immer, viel wichtiger als irgendeine sila ist die aktuelle Erkenntnis, dass man am gesündesten ganz ohne Alkohol lebt (auch ohne das tägliche Glas Wein). Dies kristallisiert sich nun durch Studien so heraus, dass der (buddhistische) Grund, sich nicht zu berauschen, gegen die potentiellen gesundheitlichen Schäden (insbesondere Erhöhung des Krebsrisikos) kaum noch anstinken kann.

    Zitat

    Und genau, weil eine unmittelbare Erfahrung der Leerheit sehr viel Übung benötigt (wenn sie überhaupt eintritt), gehört zum Zenweg am Anfang das Nehmen der Gelübde, zumindest in den traditionellen Formen des Zen wie Soto oder Rinzai.

    Und genau, weil das institutionalisiertes und Klosterzen ist, sollte man mal schauen, ob es im frühen Chan unabdingbar war und diese Rolles spielte (die Antwort lautet: nein).


    Auch der Zusammenhang "Erfahrung der Leerheit" mit Gelübden ist völlig abwegig. Leerheit haben Menschen erfahren, die überhaupt nichts mit diesem religiösen Überbau am Hut haben, und wie wir auch in der japanischen Zen-Geschichte sehen, solche, die gegen die Gelübde verstoßen haben - vor wie nach der Leerheits-Erfahrung.


    Zitat


    Danach gehört irgendwann sogar das willentliche Riechen an einer Blume zur unheilsamen Handlung des Stehlens

    Wenn du so weitermachst, wirst du einen Psychotherapeuten brauchen. Das ist ja vollkommen irrsinnig. Schau dir einfach die Bienen an oder meinetwegen Menschenaffen, wenn du nur denen einen Willen unterstellen willst. Die Unheilsamkeit entsteht in deinem dualistischen Gehirn.


    Zitat

    Die Zwei-Wahrheiten-Lehre bedeutet nicht, dass die eine Wahrheit besser als die andere wäre

    Es gibt weder eine noch zwei Wahrheiten. Vielleicht so etwas wie die "nackte Realität".


    Ich empfehle als Gegengift ein paar Talks von Dhammarato von einer thailändischen Insel. Er steht im Gefolge der Waldtradition von Buddhadasa Bhikkhu und hat verstanden, dass die buddhistische Übung auch Befriedigung bringen darf und kann und nicht zu so einem grüblerischen Getue führen sollte.


    Übrigens, der Aitken war so "subtil" in seiner Praxis, dass er jahrzehntelang Material gegen Eido Shimano sammelte.


    Zitat

    Praktisch bedeutet das, dass man provisorisch (so lange es an eben dieser Erfahrung mangelt) auf dem Bodhisattvaweg doch auf ein normatives Konzept zugreift, die Bodhisattvagelöbnisse. In schätzungsweises 99,999 % aller Situationen, die ein Handeln ermöglichen oder gar erfordern, ist man damit auf der sicheren Seite. :)

    Das ist doch schlicht ein Zirkelschluss. Wenn man es noch nicht kapiert hat und ggf. etwas nicht stiehlt, mit dem man Hungernde retten könnte, hat man nicht die rechte Lösung gefunden. Und das liegt genau daran, dass man glaubt, die Gelöbnisse würden einem dabei besser helfen als Intuition und Einsicht.

    Zitat

    Sorry, dass ich hier alte Zitate von dir "ausgegraben" habe

    Das macht garnix, denn sie belegen ja, was ich sage: Ohne Einsicht und Überwindung der im Übrigen gedanklichen Dualismen (nicht derer der nackten Realität, von denen Torsten schrieb) ist es nicht möglich, zu verstehen, dass du dem Tier nichts nimmst, wenn du es tötest. Was denn? Sein Leben? Was ist "sein"? Das, was du da hineininterpretierst. Das Leben an sich wird nicht genommen. Du kannst sowas natürlich unterlassen, aber wenn du es lässt, weil da eine Sila ist, die du auf eine bestimmte eingeschränkte Art verstehst, dann bleibst du halt auf der Ebene dieses Verständnisses hängen und kannst ggf. auch nicht jagen, wenn es um dein Überleben geht, oder Menschenfleisch essen - wie in einem anderen deiner Beispiele - wenn du nur so wie die Flugzeugabstürzler in Südamerika oder japanische Soldaten im Pazifik überleben kannst. Das ist ganz deine Sache, aber nicht von allgemeinem ethischen Wert, es fehlt ggf. der konkrete Praxisbezug. Bei dir wie bei Torsten kommt der Buchstabenglaube vor der Praxis und wird dann über die Praxis gestülpt bzw. mit ihr verwechselt.

    JacobI ist aber der bessere Kampfsportler, wie man im Sparring sah. Also was will der da? Shi Heng Yi versucht alle Ehemaligen, die Kritiker wurden, wieder ins Boot zu holen, so auch einen, der ständig seinen Namen wechselt, gerade ist er Miao Qing. Ich habe übrigens Belege für das Gesagte, u.a. Drohgebärden, also irrt Koreander,der sich ansonsten in seiner Rezension immerhin viel Mühe macht. Leider begeht er den Fehler, einerseits von mir Infos zu uebernehmen, dann aber mit billiger Rhetorik zu arbeiten ("Impfgegner", dazu schaue man die neuesten Beiträge von Dr. John Campbell auf YouTube zu Übersterblichkeit und Autopsiebefunden; ich habe einen direkten Kontakt zu einer Impfgeschaedigten, die dauernd schläft etc., ausserdem hatte ich allein 2022 sechs (!) andere Impfungen). Also da ist noch eine Restnaivitaet. Oder Koreanders Leitung ist so lange wie die Jacobis.


    Sogar an den Bildern aus dem Buch sehen echte Shaolin Haltungsfehler. SHY ist ein durchschnittlicher Schwarzgurt in einem karatenahen Kungfu-Stil, den Rest erarbeitet er sich bei dubiosen Figuren wie Adam Mizner oder Jiang Yu Shan, oder wohl in den Online-Kursen vom echten Tempel, die ja nun jeder buchen kann.

    Ich weiß es immer noch nicht, schätze aber, das Vorwort stammt von der Frau Linnebach. Habe auch kein Problem damit, die Sicht Dogens dahinter zu sehen, wie ich in meinem ersten Antwort-Versuch schrieb. Und vor allem höre ich bei "Bonno" Deshimaru, den ich ausgiebig gelesen habe und durchaus insgesamt schätze. Gerade sah ich ihn nochmal in einem Video. Ein Kettenraucher, der sichtbar dem Alkohol zusprach. Das hat also auch bei ihm nicht funktioniert mit den Bonno. Das ist für mich "frommes Wunschdenken".

    Helmut: Weil es eine eigene Schule ist mit eigenen, (aus ihrer Sicht) weiter reichenden Erkenntnissen. Das Zitat von Thorsten zeigt - falls sein Lehrer das lehrt - das Wang-geh bzw. dessen verwirrter Soto-Lehrer diese Schule überhaupt nicht begriffen haben. Es geht hier nicht nur um ein rhetorisches Problem, so nach dem Motto: Der eine sagt bonno, der andere meint mit bonno halt den Text (denn ein Standardkennzeichen des Zen wird ja so zusammengefasst: Jenseits von Worten und Schriften).


    Nein:


    Zitat


    Es geht um Befreiung von den Bonno, um die Überwindung von Anhaftung, Ablehnung und Unwissenheit.

    Ich antworte da am Besten wieder mit einem Koan, das darauf hinausläuft, dass es im Zen um das ANNEHMEN der Bonno geht und um das Leben MIT Anhaftung, Ablehnung und Unwissenheit (auch wenn diese naturgemäß durch Einsicht und Weisheit reduziert werden, aber es ist kein Kampf* um deren Auslöschen, wie im Palikanon).


    Meister Yunmen (jap. Ummon) sagte: "Die Welt ist so groß. Warum ziehst du beim Klang der Glocken deine Roben an?"


    Mit anderen Worten: Warum meinst du irgendetwas "sklavisch-mönchisches" tun zu müssen?


    Das ist die Zen-Freiheit.


    (* damit meine ich das lange Ringen Buddhas inklusive der Askese)