Beruf "Zen-Meister"

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    Ein Beruf geht gar nicht: Zen-Meister.

    "Ein Mönch, der Fragen stellt und sich unsicher ist, wie er den Geist eines anderen einschätzen mag, soll einen 'Buddha' genau untersuchen, um festzustellen, ob dieser tatsächlich erwacht ist." (Vivamsaka Sutta)

  • Ja, Du hast eigentlich recht mit Deiner Frage, Mentus.

    Es ist nie vorbei ...

    Jedenfalls ist das kein Hindernis zum Erwachen.


    Aber vielleicht meint Christopher ja, der anständige Beruf des Brotverdienens als Zen-Meister ist ein Zeichen des Erwachens. Es ist vorbei mit dem Suchen. :erleichtert:

    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Aber vielleicht meint Christopher ja, der anständige Beruf des Brotverdienens als Zen-Meister ist ein Zeichen des Erwachens. Es ist vorbei mit dem Suchen. :erleichtert:

    _()_

    Die Frage ist überall die nach der Finanzierung: Wer gibt einem Geld und welche Gegenleistung erbringt man dafür.


    So lange man einen Brotberuf hat ist es ja nicht so schlimm, und man kann die Zeit die man da investiert verschenken. Was aber wenn man keinen Brotberuf hat? Was wenn man wie der ehemalige Abt des Antaiji drei Kinder hat, die studieren wollen aber die einzige Expertise die man hat ist Zen? Da steht er unter dem Druck YouTube Videos zu machen, Vorträge zu halten, Interviews zu geben, Bücher zu verkaufen. Er sieht diesen Balanceakt als Möglichkeit der Praxis. Aber leicht ist es nicht.


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    Und auch wenn man es schafft ein Zentrum aufzubauen, erzeugt auch dies Druck es zu erhalten und zu finanzieren.

  • Wenn man "beruflich" Zen-Meister ist, ist es vorbei mit Zen. Und wenn Muho angeblich unter Druck steht, weil er sonst keine Expertise hat, hätte er offenbar nicht so viel Lebenszeit mit Zen verbringen sollen. Was ist denn Zen, außer die Fähigkeit, sein eigenes Leben zu meistern?

  • Wenn man "beruflich" Zen-Meister ist, ist es vorbei mit Zen. Und wenn Muho angeblich unter Druck steht, weil er sonst keine Expertise hat, hätte er offenbar nicht so viel Lebenszeit mit Zen verbringen sollen. Was ist denn Zen, außer die Fähigkeit, sein eigenes Leben zu meistern?

    In Japan gibt es ja viele Zen Tempel die von verheirateten Zen Priestern geleitet werden. Diese finanzieren sich meistens, indem sie Rituale für Begräbnisse anbieten. Da hätte er es sich einfach machen können, Zen und Familie gemütlich "zu meistern".


    Aber er ist da gegen den Strom geschwommen und würde zum Abt des Antaiji. Dieser war ( und ist) ja so ein Back-To-The-Roots Experiment, wo man nicht den bequemen Weg ging, sondern sich einen entlegenen Tempel bewirtschaftete, der weite Teile des Jahres nicht zugänglich ist wo man schwer körperlich arbeiten mußte.


    Eine große Herausforderung und etwas was dann nicht so Mit Familie vereinbar war.

  • Ich musste Deinen Text mit Abständen mehrmals lesen, um zu verstehen, wie Du das meinst.

    :erleichtert: bin eben schwer von Begriff :lol:

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  • In Japan gibt es ja viele Zen Tempel die von verheirateten Zen Priestern geleitet werden. Diese finanzieren sich meistens, indem sie Rituale für Begräbnisse anbieten. Da hätte er es sich einfach machen können, Zen und Familie gemütlich "zu meistern".

    Viele machen Seelsorge und Gemeindearbeit, wie bei uns ein Dorfpfarrer auch.

    Ich hab für diese Arbeit hohen Respekt, auch von der Frau, falls eine vorhanden, wird dabei ne Menge verlangt. Einer meiner Mitinsassen aus dem früheren Antaiji hat jetzt so einen Job, und ich hab den Eindruck, man muss dafür auch der Typ sein, man muss das mögen und mögen wollen, wer lieber den ganzen Tag Zazen macht, Vorträge hält, Bücher schreibt oder im Internet rumdödelt ist da eher nicht geeignet, denn "bequem" scheint mir die Arbeit überhaupt nicht.

    Eine große Herausforderung und etwas was dann nicht so Mit Familie vereinbar war.

    Sehe ich auch so.

    Wenn man "beruflich" Zen-Meister ist, ist es vorbei mit Zen. Und wenn Muho angeblich unter Druck steht, weil er sonst keine Expertise hat,

    hat er doch - und in Japan stehen jede Menge Tempel leer. Ist aber offenbar nicht sein Ding.

    Wenn man "beruflich" Zen-Meister ist, ist es vorbei mit Zen.

    Muß nicht. Aber wenn man fürs Zazen oder für den Dharma Geld annimmt, ist es vorbei.

  • Hehe, also mein alter Zenlehrer ist "hauptberuflicht" Mönch. Für das, was er als Mönch tut, lehnt er alle Geldzahlungen ab. Seinen Lebensunterhalt verdient er mit Unterricht in Kalligrafie.
    Verstehste jetzt?

  • Verstehste jetzt?

    Also ein beruflicher bzw. finanziell orientierter Zen-Meister ist kein Zen-Meister, das wollt ihr sagen? Soweit ich das beurteilen kann, würde ich da aber differenzieren: Wenn ich eine Einrichtung für andere, z.B. ein Kloster leite, muss irgendwie Geld her. In westlichen Ländern funktionierts nur mit Takuhatsu aber vermutlich nicht, ich glaub in Antaiji reichts auch nicht, und dann ist eine finanzielle Einnahme durch Zen-Inhalte schon gerechtfertigt. Wenn ich jetzt aber ein Business daraus mache und vielleicht sogar noch kontinuierlich über meinen Bedarf einnehme, ist schon klar, dass das nichts mit Zen zu tun hat. Das wollt ihr bzw. auch Christopher mit "Sobald man mit Zen sein Brot verdient, ist es eigentlich vorbei." ausschließlich sagen, oder?

  • Ungefähr so meinte ich das.

    Mein Nebenpunkt war dann, dass ein Zen-Lehrer, der sich über seine "weltliche" Geldprobleme beschwert (wie zB regelmäßig Brad Warner oder anscheinend auch Muho), sein Leben im Hier und Jetzt offenbar nicht ganz so meisterlich im Griff hat; Zen macht bekanntlich keinen Unterschied zwischen "heilig" und "profan".

  • Vielleicht ist es eben auch so, dass sie ja noch nicht unbedingt "weiter" sind und von "uns" überschätzt werden.


    Wenn ich nicht mehr bewerte, dann berührt mich das "noch Fehlende an anderen" nicht mehr, es sei denn, ich werde gefragt.

    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Wieso wird eigentlich von Zen-Meistern verlangt, dass man sich ums verrecken nicht vorstellen kann: Geld fällt vom Himmel, wie auch alle Nahrungsmittel und Kleidung. In Wahrheit seid ihr doch nur neidisch, dass ihr scheinbar viel mehr arbeiten müsst.

    Spieglein Spieglein an der....

    Es ist entweder Anfang oder Ende.

    Kein Vergehen oder Entstehen, dazwischen ist genießen.

  • Also ein beruflicher bzw. finanziell orientierter Zen-Meister ist kein Zen-Meister, das wollt ihr sagen?

    Genau, wenn er dabei dieselben Ansprüche stellt, wie jedermann.
    Ein Kloster hat übrigens auf lange Sicht noch nie ohne äußere Zuwendungen von Leuten funktioniert, die dort i.d.R nicht praktiziert haben. Wenn man dazu nicht das nötige Talent hat (oder entwickeln kann), sollte man es gleich lassen.

  • Vielleicht ist es eben auch so, dass sie ja noch nicht unbedingt "weiter" sind und von "uns" überschätzt werden.


    Wenn ich nicht mehr bewerte, dann berührt mich das "noch Fehlende an anderen" nicht mehr, es sei denn, ich werde gefragt.

    _()_

    Das lenkt zwar jetzt vom eigentlichen Thema ab, aber ich stimme Dir insofern zu, als dass die meisten Zen-Lehrer - vor allem die, die den Marktdruck nicht standhalten können - von uns überschätzt werden :)


    Wieso wird eigentlich von Zen-Meistern verlangt, dass man sich ums verrecken nicht vorstellen kann: Geld fällt vom Himmel, wie auch alle Nahrungsmittel und Kleidung. In Wahrheit seid ihr doch nur neidisch, dass ihr scheinbar viel mehr arbeiten müsst.

    Spieglein Spieglein an der....

    Ich verstehe leider zwar nicht, was Du sagen möchtest, aber Dein Post erinnert mich jedenfalls am "Kozen Daito Kokushi Yuikai":

    Translation

    O you, monks, who have come to this mountain monastery, remember that you are gathered here for the sake of the Way and not for the sake of clothes and food. As long as you have shoulders [i.e. a body], you will have clothes to wear, and as long as you have a mouth, you will have food to eat. Be ever mindful, throughout the twelve hours of the day, to apply yourselves to the study of the Unthinkable. Time passes like an arrow, never let your minds be disturbed by worldly cares. Ever, ever be on the look-out. After my departure, some of you may preside over five temples in prosperous conditions, with towers and halls and holy books all decorated in gold and silver, and devotees may noisily crowd into the grounds; some may pass hours in reading the sutras and reciting the dharanis, and sitting long in contemplation may not give themselves up to sleep; they may, eating once a day and observing the fast-days, and, throughout the six periods of the day, practice all the religious deeds. Even when they are thus devoted to the cause, if their thoughts are not really dwelling on the mysterious and untransmissible Way of the Buddhas and Patriarchs, they may yet come to ignore the law of causation, ending in demise of the true practice. All such belong to the family of evil spirits; however long my departure from the world may be, they are not to be called my descendants. Let, however, there be just one individual, who may be living in the wilderness in a hut thatched with one bundle of straw and passing his days by eating the roots of wild herbs cooked in a pot with broken legs; but if he single-mindedly applies himself to the study of his own affairs, he is the very one who has a daily interview with me and knows how to be grateful for his life. Who should ever despise such a one? Work hard, work hard!


    Das galt also schon so im Mittelalter; umso mehr in unserer heutigen Welt des Überflusses.

  • Bei Muho sehe ich im Grunde keine Klagen, sondern gelegentlich nur Zustandsbeschreibungen. Er passt sich an, z.B. durch Heizkosten einsparen, und das wirkt dann auch noch vorbildlich.


    Ich sehe ein Problem darin, was die "Zen-Meister"-Rolle mit der Person macht. Es ist nicht die "Praxis", was auch immer man darunter versteht (jedenfalls nicht das Zazen), das sie auf Dauer verändert, sondern die Wechselwirkung mit dem Publikum und dieser "Rolle". Und es scheint auch nichts zu bringen, auf die Robe zu verzichten, wie Brad Warner.

    "Ein Mönch, der Fragen stellt und sich unsicher ist, wie er den Geist eines anderen einschätzen mag, soll einen 'Buddha' genau untersuchen, um festzustellen, ob dieser tatsächlich erwacht ist." (Vivamsaka Sutta)

  • Bei Muho sehe ich im Grunde keine Klagen, sondern gelegentlich nur Zustandsbeschreibungen. Er passt sich an, z.B. durch Heizkosten einsparen, und das wirkt dann auch noch vorbildlich.


    Ich sehe ein Problem darin, was die "Zen-Meister"-Rolle mit der Person macht. Es ist nicht die "Praxis", was auch immer man darunter versteht (jedenfalls nicht das Zazen), das sie auf Dauer verändert, sondern die Wechselwirkung mit dem Publikum und dieser "Rolle". Und es scheint auch nichts zu bringen, auf die Robe zu verzichten, wie Brad Warner.

    Ich seh beim Muho auch weniger Klage, aber trotzdem hab ich das Gefühl, er könnte etwas mehr Geld brauchen. Letztens hab ich sogar bei einem kulinarischen Spaziergang ein schlechtes Gewissen gehabt, so quasi "ich fress mir hier den Ranzen voll und die da drüben (deren Videos ich oft anschaue) müssen schauen, dass sie überhaupt um die Runden kommen."

    Warner, von dem ich auch schon das eine oder andere hilfreich gefunden habe, informiert ja konsequent nach jedem Video über seinen Spendenlink, da weis ich auch nie so recht, was ich davon halten soll. Mei, wenns wirklich nötig ist, kann man nicht nur immer im Moment bleiben (was auch immer das heisst), sondern muss vielleicht wie Muho sagt doch auch mal den Müll runtertragen und sich um die Probleme des menschlichen Daseins kümmern, Zen-Meister sind vielleicht doch auch nur Menschen.


    Die Rolle des Zen-Meisters muss ja dann nur so vor Mitgefühl strotzen, wenn man sich selbst dafür opfert, dass andere auf dem Weg unterstützt werden, während man dadurch gleichzeitig mit Folgen leben muss, die einen vielleicht mehr in die Identifikation hineinbringen (könnten?). Da fallen mir gerade zwei recht geniale Videos vom Muho ein (952 und das folgende), die diese Befürchtung vielleicht etwas widerlegen, aber vielleicht auch nicht. Warner macht mir tatsächlich einen sehr weltlichen Eindruck vom Wesen her, aber vielleicht täusch ich mich ja auch. Zumindest ein Buch, das ich von ihm hab, find ich nicht verkehrt, soweit ich das beurteilen kann. Dirk Künne gefällt mir irgendwie in der Hinsicht "Zen-Meister-Rolle" bzw. das Eingrenzen deren Folgen recht gut, wenns ihm vor Witz doch mal wieder den Mund verzieht :)


    Ausserdem will ich hiermit mal vorsichtig den Offtopic-Alarm aktivieren.

    Einmal editiert, zuletzt von Mentus ()