Beiträge von Leonie im Thema „Daseinsfaktoren“

    Ja - jedem sein eigenes Quantum Verblendung.


    "Jedem das Seine" - zur Aufarbeitung des lexikalischen NS-Erbes
    Der Satz "Jedem das Seine" prangte am Haupttor des Konzentrationslagers Buchenwald. In den 1990er tauchte die belastete Redewendung als Werbeslogan erneut auf.…
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    Ich halte absolut gar nichts von Suzukis Anfängergeist, da ist mir Seung Sahn noch lieber mit seinem "Only don't know"

    Das ist aber ein und dasselbe. Nur zwei verschiedene Worte dafür.

    Bei Shunryu Suzuki heißt es "Im Anfängergeist gibt es keinen Gedanken". Anfänger-Geist, shoshin, ist ein häufig verwendeter Ausdruck von Dogen Zenji. Die Geisteshaltung des Anfängers ist die des Mitgefühls.

    Es gibt ein Ungeborenes, Ungewordenes, Ungemachtes, Unbedingtes. Gäbe es dieses Ungeborene, Ungewordene, Ungemachte, Unbedingte nicht, so wäre hier kein Entrinnen aus dem Geborenen, Gewordenen, Gemachten, Bedingten erkennbar. Weil es nun aber ein Ungeborenes, Ungewordenes, Ungemachtes, Unbedingtes gibt, deshalb ist hier ein Entrinnen aus dem Geborenen, Gewordenen, Gemachten, Bedingten erkennbar. It 43/Ud 8,3


    Das sind aber keine Existenzaussagen über die Wirklichkeit, sondern es sind Aussagen über Konzepte, die wir von der Wirklichkeit machen (können). Dieses Konzept vom Ungeborenen/Geborenen ist bezogen auf die Beendigung von Leiden - dem Entrinnen aus dem Geborenen, Gemachten, Bedingten - es Bedarf eines Hintergrundes - shunyata - um den Vordergrund - das Bedingte - wahrzunehmen. Das sind aber keine Aussagen über die Wirklichkeit selbst - darüber wissen wir nämlich nichts. Wir sind und bewegen uns in einer Art Blase, die eine Grenzfläche hat, weil Ich, Mein, Selbst diese Blase und Grenzfläche erschafft. Die totale Wechselwirkung in der wir tatsächlich sind, können wir nicht erfassen - außer mit dem Konzept des shunyata.

    Ich erfreue mich selten genug an der Ahnung der Verzückung der ersten Sammlung und habe ansonsten noch massiv mit Geistesgiften zu kämpfen. Und da fasele ich davon, wie sich Nirvana anfühlt oder auch nicht anfühlt. Bekloppt!

    Ayya Khema hat ein Seminar über die Jhana gehalten und der Text ist hier:

    Jhanas-Vortrag.pdf


    Sie schreibt über die achte Vertiefung:

    Zitat

    Wenn man lange genug übt, bemerkt man eines Tages, daß der sich bewegende Geist auch nur Dukkha ist. Das heißt, er bringt nicht nur die Dukkha erzeugenden Wünsche hervor, sondern er ist durch seine Bewegung selbst Dukkha.


    Nun erlangt aber keiner durch die Übung der Vertiefungen nirvana - also das ist keine Methode - d.h. durch die Übung der Vertiefungen erreicht man eben die Vertiefungen - sonst nichts weiter.

    Wie sollte jemand, der Nirvana verwirklicht hat, zugleich diese Eigenschaften ausgeprägt haben, wenn es für ihn oder sie keine Empfindungen mehr gibt?

    Das ist eine Frage, die geklärt werden sollte.

    Das merkmallose, eigenschaftslose Nirvana lässt sich nicht durch Eigenschaften ausprägen oder erkennen, da es nicht dem Gefühl oder der Empfindung, den Sinnen oder den Ansichten zugänglich ist.


    Ich habe nun die Lehrreden gefunden, die dem was Dogen gesagt hat, entsprechen.

    Samyutta Nikaya 36


    Zitat

    "Diese drei Gefühle gibt es, ihr Mönche. Welche drei? Wohlgefühl, Wehgefühl, Weder-weh-noch-wohl-Gefühl. Das Wohlgefühl ist als leidvoll anzusehen. Das Wehgefühl ist als ein Pfeil anzusehen. Das Weder-weh-noch-wohl-Gefühl ist als unbeständig anzusehen.


    Zitat

    Ebenso nun auch, ihr Mönche, wenn der unbelehrte gewöhnliche Mensch, von einem Wehgefühl getroffen, traurig, beklommen ist, jammert, sich stöhnend an die Brust schlägt, in Verwirrung gerät, dann empfindet er zwei Gefühle, ein körperliches und ein gemüthaftes. Ist er von einem Wehgefühl getroffen worden, so leistet er Widerstand. Dann wird in ihm, der dem Wehgefühl Widerstand leistet, der Hang zum Widerstand gegen das Wehgefühl angelegt. Wird er nun von einem Wehgefühl getroffen, dann genießt er Sinnenwohl. Und warum? Nicht kennt ja, ihr Mönche, der unerfahrene gewöhnliche Mensch eine andere Entrinnung vor dem Wehgefühl als Sinnenwohl. Dann wird in ihm, der Sinnenwohl genießt, der Hang zum Reiz angelegt. Er kennt nicht der Wirklichkeit gemäß der Gefühle Aufgang und Untergang, Labsal, Elend und Entrinnung. Dann wird in ihm, der der Gefühle Aufgang und Untergang, Labsal, Elend und Entrinnung nicht der Wirklichkeit gemäß erkennt, beim Weder-weh-noch-wohl-Gefühl der Hang zum Unwissen angelegt. Fühlt er nun ein Wohlgefühl, da fühlt er es als Gefesselter; fühlt er ein Wehgefühl, so fühlt er es als Gefesselter; fühlt er ein Weder-weh-noch-wohl-Gefühl, so fühlt er es als Gefesselter. Den nennt man, ihr Mönche einen unerfahrenen gewöhnlichen Menschen Gefesselt ist er durch Geburt, Alter und Sterben, durch Trauer, Jammer, Schmerz, Trübsal und Verzweiflung. Gefesselt ist er, sag' ich, ans Leiden


    Wird aber der erfahrene edle Jünger, ihr Mönche, von einem Wehgefühl getroffen, dann ist er nicht traurig, beklommen, jammert nicht, schlägt sich nicht stöhnend an die Brust, gerät nicht in Verwirrung. So empfindet er nur ein Gefühl, ein körperliches, kein gemütmäßiges.


    Zitat

    Steigt einem Mönch, ihr Mönche, der also achtsam, klar bewußt, ernsten Sinnes, unermüdlich, entschlossen verweilt, ein Wohlgefühl auf, so weiß er: 'Aufgestiegen ist mir dieses Wohlgefühl, und es ist bedingt, nicht ohne Bedingung. Bedingt wodurch? Durch eben diesen Körper ist es bedingt. Dieser Körper aber ist unbeständig, gestaltet, bedingt entstanden. Das Wohlgefühl aber, das bedingt durch diesen unbeständigen, gestalteten, bedingt entstandenen Körper aufgestiegen ist - wie könnte es beständig sein?' Sowohl beim Körper als auch beim Wohlgefühl verweilt er in Betrachtung der Unbeständigkeit, weilt in Betrachtung des Schwindens, weilt in Betrachtung der Entreizung, weilt in Betrachtung der Auflösung, weilt in Betrachtung des Loslassens. Wer so verweilt, der überwindet sowohl beim Körper als auch beim Wohlgefühl den Hang zum Reiz.

    Zum einen sind es nicht die Empfindungen, die Leiden sind, sondern es sind die Empfindungen, die Leiden hervorbringen

    Da die Empfindungen zu Leiden führen, sind Empfindungen Leiden. Sagte Dogen.

    Das Problem ist, dass angenehme Empfindungen, die Freude und Glück bereiten, ungern als Illusion gesehen werden und es schwerer fällt, die Ich-Identifikation aufzugeben. Daher erkennt man kaum, dass gerade diese angenehmen Seiten des Lebens ebenso leidvoll sind, weil vergänglich und nicht-Ich.

    Die Auffassung, Freude oder Glück seien eigentlich Leid, führt nur zu Argwohn den positiven Empfindungen gegenüber, die unser Leben reich machen. Zudem stimmt diese Auffassung auch nicht. Freude ist Freude und nicht Leid.

    Unser Leben ist aber nicht unser Leben - weder ist der Reichtum noch die Armut etwas, dass zu dir gehört.

    Im übrigen gelten Leiden als besonders lehrreich. Das bringt einen Reichtum an Erfahrung.

    Sätze wie "Empfinden ist Leiden" oder "Alle Empfindungen führen zum Leiden" entwerten genau diese Kraft der Suche nach dauerhaftem Glück. Wir brauchen positive Empfindungen, um weiterzumachen. Wir brauchen Empfindungen als Kompass für den Weg.

    Der Kompass des Weges ist die Erfahrung des Leidens - ohne diese Erfahrung bewegt sich kein Mensch. Selbst Buddha braucht die Begegnung mit dem Leiden.

    Der Weg des Buddha ist ein Weg aus dem Leiden heraus zu immer subtileren, tieferen und beständigeren Formen der Lebensfreude und des Glücks. Leute, die Lebensfreude empfinden, sind nicht nur potenziell netter zu ihren Mitmenschen, freundlicher und sorgender zu allen Wesen, sie entwickeln auch deutlich mehr Vertrauen in die Lehre, einfach deshalb, weil sie an sich selbst erleben, dass die Lehre heilsam ist und guttut. Lebensfreude, die Freude an den unzähligen kleinen Kostbarkeiten des Augenblicks ist der Schlüssel zu noch tieferem, intensiverem und dauerhafterem Glück. Und genau darum ist es destruktiv, Gefühle von Freude und Glück als Leiden zu bezeichnen.

    Das hast du dir hübsch zurecht gelegt. Aber der Weg des Buddha führt zur Einsicht des Buddha - und die hat Dogen sehr gut formuliert. Und Buddha war nicht nur "nett" - a nice guy - vor allem hat er sich keine Sorgen gemacht.

    Wenn ich Zeit habe, dann finde ich noch die Lehrrede, in der Buddha davon spricht, dass angenehme Gefühle Leiden sind. Alle Gefühle sind leidvoll, vergänglich und nicht-selbst.

    Im Gegenteil: Es lohnt sich, der buddhistischen Lehre zu folgen, das muss doch die Botschaft sein.

    Ich verstehe dein Anliegen und auch deine Kritik an dem, was Dogen zu dem Zusammenhang von Empfindung und Leiden gesagt hat.

    Im Zen ist das nun aber so, dass "Zen für nix gut ist", also da gibt es keinen Lohn. Allerdings kann man ein friedliches, zufriedenes Leben mit Alter, Krankheit und Sterben/Tod durchaus als "Lohn" ansehen, wenn man das will. Aber mehr als das ist da nicht drin - .

    Die "Beobachtung, daß Empfindung zu Leiden führt" bedeutet, Leiden ist Empfindung, hat Dogen ja als eines der 37 günstigen Bedingungen für die Erleuchtung angeführt und sicherlich ist das kein Text für jeden Geschmack. Das war vielmehr an seine Wegübenden gerichtet und diese wussten, dass jegliches Glück, jegliche Freude vergänglich ist und wenn man dann mal so einen Moment erfahren konnte, nach einem schweißtreibenden Tag auf dem Tempelacker, dann genoß man den ganz sicher. Aber das war es dann auch.

    Vertrauen in die Lehre kommt durch Weggefährten, mit denen man gemeinsam Leiden und Freude teilt.


    Es wäre für viele, die sich Glück und Freude durch den Buddhismus oder durch den Weg erhoffen, eine schwere Enttäuschung, wenn das Leben dieses für sie nicht vorhält, sondern sie sich durch Leiden in ihre unglücklichen Lebensumstände einfinden müssen. Die Erkenntnis, dass Leiden ein Daseinsmerkmal ist, finden sie in ihrem Leben vollauf bestätigt und es tröstet, dass es auch noch Vergänglichkeit gibt. Was aber entscheidender ist, dass ist anatta - das bin nicht ich, das ist nicht mein, das ist ohne Selbst - und das gilt eben für Empfindung, für Leiden, für Glück, Freude, Erleuchtung, Erfahrung - letztlich trifft das zu, was im Herz-Sutra ausgesagt wird über die Wirklichkeit. Und wenn es überhaupt ein Ziel im Buddhismus gibt, dann ist es diese Erkenntnis. Wenn man zu dieser Erkenntnis kommt, geht es einfach weiter mit der täglichen Arbeit und man interessiert sich nicht für eine Suche - nach was für einem Glück auch immer - es gibt nichts Dauerhaftes. Diese Erkenntnis hat allerdings eine Wirkung und zeigt sich auch in einer entspannten Haltung, entspannten Gesichtszügen und einer sorglosen, aufmerksamen Zuwendung. Und das auch, wenn man unter einer schweren Krankheit leidet.

    Und das bedeutet, dass Leiden nichts anderes ist als Wahrnehmung von Empfindung oder auch Gefühl.

    Das steht da nicht. Das ist Deine Interpretation. Aber ist auch egal. Diese Wortklauberei ist müßig.


    _()_

    Das ist gut, dass dir das von selbst aufgefallen ist. Es braucht eben Zeit, bis der Groschen fällt.

    Es ist ein wichtiger kategorialer Unterschied, ob man sagt, Leiden gehört in die Kategorie der Sinneswahrnehmungen oder Sinneswahrnehmungen gehören in die Kategorien des Leidens. Beim ersten Fall ist ein Teil der Sinneswahrnehmungen leidhaft – andere sind es nicht. Beim zweiten Fall sind Sinneswahrnehmungen grundsätzlich leidhaft. Und diesen zweiten Fall sehe ich bei Dogen nicht.

    Es wird gesagt, dass ein lebendiger Körper Empfindungen hat und dass - zweitens ein lebendiger Körper leidet.

    Im ersten Satz geht es darum, darüber nachzudenken, wie das, was unsere Sinne wahrnehmen zu Leiden führt. Und das bedeutet, dass Leiden nichts anderes ist als Wahrnehmung von Empfindung oder auch Gefühl.

    Sense perception bedeutet - Sinne, Wahrnehmung, Erkenntnis - wobei sense mehr die Empfindung, das Gefühl meint und perception auf die Wahrnehmung, also das Erkennen sich bezieht.

    Zitat

    ‘Reflecting on how what our senses perceive leads to suffering’ means that

    suffering is nothing other than a sense perception. It is beyond a matter of what we

    perceive or what others perceive, and it is beyond a matter of being attached to

    one’s own perceptions or not being attached to them.


    Sinneswahrnehmungen sind die Voraussetzung für Leiden und nur empfindende, lebendige Wesen leiden.

    Wenn also Leiden gegeben ist, dann ist der Schluss auf Sinneswahrnehmungen zutreffend. Und dies hat nichts damit zu tun, was wir wahrnehmen oder was andere wahrnehmen, es ist jenseits davon, und es ist auch jenseits davon, ob das ergriffen wurde - also bevor Begehren und Anhaften gegeben ist.

    Das stimmt auch mit dem paticcasamuppada überein.

    Es gibt verschiedene Übersetzungen und deshalb habe ich die englische Übersetzung der Shasta Abbey genommen, weil im Gegensatz zur gleichfalls englischen Ausgabe von Gudo Wafu Nishijima/Chodo Cross 2008

    anders übersetzt wird. Und dann ist deine deutsche Übersetzung dann nochmals anders.


    Shastra Abbey ins deutsche übersetzt schreibt von Sinneswahrnhemungen -

    Zitat

    „Darüber nachzudenken, wie das, was unsere Sinne wahrnehmen, zu Leiden führt“ bedeutet das

    Leiden ist nichts anderes als eine Sinneswahrnehmung. Es geht nicht darum, was wir tun

    wahrnehmen oder was andere wahrnehmen, und es geht nicht darum, daran festzuhalten

    eigenen Wahrnehmungen oder nicht an ihnen hängen. Es sind die Empfindungen eines lebendigen

    Körpers, und es sind die Leiden eines lebendigen Körpers.


    Hier geht es um die Übersetzung von Empfindung, was auch nichts anderes ist als Gefühl. Ohne Gefühl gibt es kein Leiden. Ohne Bewusstsein gibt es auch kein Leiden.

    Daher gibt es in der Leere auch kein Leiden.

    diese "Des-Identifikation" mit dem "eigenen " Schmerz würde den Schmerz bestimmt als den reinen körperlichen Schmerz nichts und niemals auslöschen.

    Das Aushalten von Schmerz ist kulturbedingt - oder anders gesagt, lässt sich einüben. Man kann Empfindung unterdrücken und damit Leiden. Das kennt man ja aus unserer Geschichte oder auch aus gegenwärtigen Kulturen, in denen öffentliches Auspeitschen noch praktiziert wird.

    Das ist eine Möglichkeit sich nicht mit dem Schmerz, dem eigenen und dem des anderen, zu identifizieren. Also damit auch Mitgefühl zu unterdrücken.

    Das ist also nicht gemeint, wenn vom Verlöschen von dukkha die Rede ist. Deshalb ist der Begriff besser mit "schwer zu ertragen" übersetzt, als mit Schmerz. Stress trifft es auch ganz gut.

    Dukkha ist m.E. eine geistig-körperliche Sache und folgt aus einem aufgewühlten Geist, der nicht zur Ruhe kommen kann und getrieben ist. Ein Geist, der immer wo anders ist oder wo anderes hin will, der nicht zufrieden sein kann, sondern immer nach was anderem verlangt. Wie jemand, der beständig mit der Fernbedienung rumzappt.

    Körperlicher Schmerz mit der Aussicht auf Tod macht die Sache dann besonders schlimm - da dreht der Geist dann völlig durch und wird hysterisch. Deshalb sind die Atemübungen so zentral, wegen der Schnappatmung.

    Da wir körperliche Schmerzen betäuben können, ist Schmerz eigentlich ein Hinweis auf den Tod des Körpers, was eben sehr schwer zu ertragen ist, für einen Geist, der sich in einem Körper gefangen sieht, mit der Aussicht auf gemeinsamen Untergang und Ende.

    Mit Geist meine ich jetzt hier unsere Vorstellungen, Phantasie und Gedankenkonstrukte - also das Ansichtengestrüpp.

    Mit Geist ist auch Bewusstsein gemeint, denn die Wahrnehmung von Schmerz lenkt das Bewusstsein an die empfindsamen Stellen. Hier ist Achtsamkeit eine gute Übung.

    Wo konkret liegt der Unterschied zwischen mir und Buddha?

    Buddha ist dem Leiden nicht ausgewichen. Als er Krankheit, Alter und Tod begegnete und zum ersten Mal dukkha erfuhr, hat er sich mit allen ihm möglichen Mitteln darauf eingelassen.

    Er hat sich von dem, was in seinem Leben dukkha war oder werden könnte, befreit und seinen Besitz abgeworfen, wie ein Joch. Dafür hat er dann anderes getragen und ertragen - Rücken z.B. oder Brahmanen.

    Solange du einen Unterschied zwischen dir und Buddha siehst, steckst du in dualistischen Ansichten.

    Das Shodoka von Yoka Daishi ist ein sehr schöner Text und mit dem Kommentar von Nyogen Senzaki erschließt sich der auch so manchem verblendeten Geist.

    zensplitter: Nyogen Senzakis Shodoka-Übersetzung

    Könntest Du mir bitte die Textstelle nennen, in der Dogen das sagt?

    Shobogenzo, Sanjūshichihon Bodai Bumpō -

    das Zitat ist aus der Ausgabe 2007 der Shasta Abbey, California.


    Zitat

    ‘Reflecting on how what our senses perceive leads to suffering’ means that

    suffering is nothing other than a sense perception. It is beyond a matter of what we

    perceive or what others perceive, and it is beyond a matter of being attached to

    one’s own perceptions or not being attached to them. It is the sensations of a live

    body, and it is the sufferings of a live body. Say we replace a sweet, ripe melon

    with a bitter bottle-gourd. It is bitter, skin and flesh, bones and marrow. It is bitter

    to the mind of attachment and to the mind free of attachments. This type of

    reflecting is one step above spiritual abilities and above training to realize

    enlightenment. It is a spiritual ability that springs forth from the whole stem, that

    springs forth from the whole root. Thus, it has been said, “Sentient beings are

    thought to suffer, and here indeed is a sentient being who suffers.” ‘Sentient

    beings’ is beyond self and beyond other. We cannot deceive others, for ultimately

    there are sentient beings who are suffering. Sweet melons are sweet up to their

    calyx, whereas bitter gourds are bitter down to their very roots. Even so, what

    suffering is cannot easily be ferreted out. Ask yourself: precisely what is suffering?

    Da ist Schmerz, aber das bin ich nicht, das gehört mir nicht, das ist nicht mein Selbst. Und das bedeutet das Ende des Leidens unter dem Schmerz.

    Wenn es so einfach wäre, warum hat der Buddha dann so ein Problem damit gehabt, seine Lehre sei schwer zu verstehen?

    Die Daseinsmerkmale sind dukkha, was schwer zu ertragen ist - auch eine Übersetzung - anicca - Vergänglichkeit und anatta - angewandt auf die fünf Daseinsfaktoren - Körper,Gefühl, Wahrnehmung, Geistesformation (sankhara) und Bewusstsein.

    »Was da, o Bruder, an Gefühl, Wahrnehmung und Bewußtsein besteht, diese Dinge sind verbunden, nicht unverbunden, und nicht kann man diese Dinge einzeln voneinander trennen und ihre Verschiedenheit zeigen. Denn was man, o Bruder, fühlt, das nimmt man wahr, und was man wahrnimmt, dessen ist man sich bewußt.« (M.43).


    Dogen hat das auf die kurze Formel gebracht: Empfinden ist Leiden.

    Dabei geht es um eine Erfahrung - dies ist heilsam/unheilsam - und Erfahrung ist eben vergänglich - wie Leiden. Es entsteht, dauert an und vergeht - . Die Erfahrung ist jedoch wertlos, wenn sie zu einer falschen Ansicht oder Einsicht führt. Und diese Einsicht ist eben


    Zitat

    Über die Unpersönlichkeit und Leerheit dieses dem unwissenden Weltling ein Ich vortäuschenden rastlos vorwärtsströmenden Fünf-khandha-Prozesses heißt es: »Was immer es an Körperlichkeit gibt, an Gefühl, Wahrnehmung, Geistesformationen und Bewußtsein, ob vergangen, gegenwärtig oder zukünftig, eigen oder fremd, grob oder fein, edel oder gemein, fern oder nahe, da sollte man der Wirklichkeit gemäß in rechter Einsicht also erkennen: 'Das gehört mir nicht, das bin ich nicht, das ist nicht mein Selbst' «

    Zitat

    Unser so genanntes individuelles Dasein ist in Wirklichkeit nichts weiter als ein bloßer Prozess dieser körperlichen und geistigen Phänomene, ein Prozess, der seit undenkbaren Zeiten schon vor unserer Geburt im Gange war und der auch nach dem Tode sich noch für undenkbar lange Zeitperioden fortsetzen wird. Diese 5 Daseinsgruppen aber bilden, weder einzeln noch zusammengenommen, irgend eine in sich abgeschlossene wirkliche Ich-Einheit oder Persönlichkeit, und auch außerhalb derselben existiert nichts, was man als eine für sich unabhängig bestehende Ichheit bezeichnen könnte, so daß eben der Glaube an eine im höchsten Sinne wirkliche Ichheit, Persönlichkeit usw. eine bloße Illusion ist.

    khandha


    Es geht also im Buddhismus darum, diesen Werdeprozess zum Erlöschen zu bringen - das Ende von bhava - und das ist nicht ohne Paradoxien und genau deshalb schwierig.


    Zitat

    Sieh diese Welt:

    Wesen, von dichtem Wahn umfangen,

    nicht frei von der Freude am Gewordenen.

    Alle Ebenen des Werdens,

    überall und auf jede Art und Weise,

    sind unbeständig, leidvoll und dem Wandel unterworfen.

    Wenn man dies so sieht, wie es geworden ist,

    mit rechter Erkenntnis,

    gibt man das Verlangen nach dem Werden auf,

    ohne sich an Nicht-Werden zu ergötzen.

    Aus dem vollständigen Enden des Verlangens erwächst Lei-

    denschaftslosigkeit und das Vergehen ohne Überrest:

    Ungebundenheit.

    Für den Mönch, der ungebunden ist,

    durch das Fehlen von Anhaftung und Nahrung

    gibt es kein erneutes Werden.

    Er hat Mara besiegt,

    die Schlacht gewonnen,

    alles Werden hinter sich gelassen.

    Ud III 10


    Deshalb braucht es auch die Einsicht in das bedingte Entstehen und die entsprechenden Glieder. Und letztlich braucht es dann auch die Praxis, die der achtfache Pfad bedeutet.


    Durch diesen thread hier bin ich auf ein interessantes Buch von Thanissaro Bhikkhu,

    Die Paradoxie des Werdens, gestoßen.


    Bücher - Dhamma Dana

    Vielleicht solltest du nicht so selektiv, entsprechend deinen Ansichten, zitieren.


    Da steht nämlich auch was anderes:

    Zitat

    "Bei einer späteren Gelegenheit, nachdem ich den Ursprung, das Verschwinden, die Befriedigung, die Gefahr und das Entkommen im Falle der Sinnesvergnügen der Wirklichkeit entsprechend kannte, überwand ich das Begehren nach Sinnesvergnügen, entfernte ich das Fieber nach Sinnesvergnügen, und ich verweile ohne Durst, mit einem Geist, der inneren Frieden hat. Ich sehe andere Wesen, die nicht frei von Sinnesbegierde sind, die vom Begehren nach Sinnesvergnügen verzehrt werden, die vor Fieber nach Sinnesvergnügen brennen, die in Sinnesvergnügen schwelgen, und ich beneide sie nicht, auch ergötze ich mich nicht daran. Warum ist das so? Māgandiya, weil es eine Freude gibt, abseits von Sinnesvergnügen, abseits von unheilsamen Geisteszuständen, welche himmlische Glückseligkeit übertrifft. Da ich mich an jenem erfreue, beneide ich nicht, was geringer ist, auch ergötze ich mich nicht daran."


    In dieser Lehrrede - MN 74 geht es nicht um die Frage von Glück, sondern darum das Verlangen nach Sinnesvergnügen zu überwinden.

    Ich stimme da Schmu zu.

    Im Buddhismus geht es nämlich nicht um Glück, sondern um Frieden. Wenn es also heißt, frei und friedfertig zu sein, dann ist das für mich stimmig.

    Das Dasein wird im Buddhismus definiert durch: Anicca, Dukkha, Anatta.


    Das ist zwar vorerst eine Behauptung und letztendlich auch Glaubenssache. Ich frage mich und euch: Muss man an diese drei "Daseinsfaktoren" glauben um sich Buddhist zu nennen ? Ich vermute jedenfalls wenige glauben daran, denn die Konsequenzen der drei Daseinsfaktoren sind für uns Menschen kaum auszuhalten:

    Das ist erst einmal "Quatsch" - und klar, man kann auch an Quatsch glauben.

    Wenn du den korrekten Begriff "bhava" verwendet hättest, wäre dir schnell klar geworden, dass da nichts definiert werden kann. Dasein ist eine fehlerhafte Übersetzung eines schwer zu übersetzenden Wortes - und sollte daher auch nicht übersetzt werden.


    Aber du bastelst dir jetzt deine eigene Lehre.