Ich finde das zeigt ganz schön wie weit jemand tatsächlich im Herzen ist, unabhängig davon ob er gut im Denken oder Kombinieren ist. Die Verse am Ende sind ganz besonders schön.
ZitatAlles anzeigenA.III.68 Vom Reden und Diskutieren - 7. Kathāvatthu Sutta
Drei Gesprächsstoffe gibt es, ihr Mönche. Welche drei?
Bezüglich der Vergangenheit mag man ein Gespräch führen, nämlich darüber, wie es in der vergangenen Zeit war.
Oder bezüglich der Zukunft mag man ein Gespräch führen, nämlich darüber, wie es in zukünftiger Zeit sein wird.
Oder bezüglich der Gegenwart mag man ein Gespräch führen, nämlich darüber, wie es in der gegenwärtigen Zeit ist.
An der Art, wie er das Gespräch führt (kathā-sampayogena; wtl: am Gesprächszusammenhang), erkennt man, ihr Mönche, ob ein Mensch zum Gespräch geeignet ist oder nicht.
Wenn ein Mensch,
dem eine Frage gestellt wird, die eine direkte Antwort erfordert, darauf keine direkte Antwort gibt;
wenn ihm eine Frage gestellt wird, die eine erläuternde Antwort erfordert, darauf keine erläuternde Antwort gibt;
wenn ihm eine Frage gestellt wird, die eine Gegenfrage erfordert, darauf keine Gegenfrage stellt;
wenn er eine abzuweisende Frage nicht abweist, so gilt ein solcher Mensch als ungeeignet zum Gespräch. (*3)
Wenn aber ein Mensch
auf eine direkt zu beantwortende Frage eine direkte Antwort gibt;
wenn er auf eine erläuternd zu beantwortende Frage eine erläuternde Antwort gibt;
wenn er auf die eine Gegenfrage erfordernde Frage eine Gegenfrage stellt;
wenn er eine abzuweisende Frage abweist, so gilt ein solcher Mensch als geeignet zum Gespräch.
An der Art, wie er das Gespräch führt, erkennt man, ob ein Mensch zum Gespräche geeignet ist oder nicht.
Wenn ferner ein Mensch, dem eine Frage gestellt wird,
nicht bei seiner richtigen oder falschen Behauptung bleibt, (*4)
nicht bei seinem Vorhaben bleibt, (*5)
nicht bei einer verständigen Aussage bleibt (*6), und
sich nicht an die Disputationsregeln hält, (*7)
so gilt ein solcher Mensch als ungeeignet zum Gespräch.
Wenn aber ein Mensch, dem eine Frage gestellt wird,
bei seiner rechten oder falschen Behauptung bleibt,
wenn er bei seinem Vorhaben bleibt,
bei einer verständigen Aussage bleibt,
sich an die Disputationsregeln hält,
so gilt ein solcher Mensch als geeignet zum Gespräch.
An der Art, wie er das Gespräch führt, erkennt man, ob ein Mensch zum Gespräche geeignet ist oder nicht.
Wenn ferner ein Mensch, dem eine Frage gestellt wird,
vom einen zum anderen abschweift,
auf Unzugehöriges die Rede bringt,
oder Zorn, Ärger und Mißmut an den Tag legt,
so gilt ein solcher Mensch als ungeeignet zum Gespräch.
Wenn aber ein Mensch, dem eine Frage gestellt wird,
nicht vom einen zum anderen abschweift,
nicht auf Unzugehöriges die Rede bringt,
nicht Zorn, Ärger und Mißmut an den Tag legt,
so gilt ein solcher Mensch als geeignet zum Gespräch.
An der Art, wie er das Gespräch führt, erkennt man, ob ein Mensch zum Gespräche geeignet ist oder nicht.
Wenn ferner ein Mensch, dem eine Frage gestellt wird,
davon ablenkt, (*8)
[den anderen] herabsetzt (*9) und lächerlich macht,
sich an ein bloßes Versehen klammert,
so gilt ein solcher Mensch als ungeeignet zum Gespräch.
Wenn aber ein Mensch, dem eine Frage gestellt wird,
nicht davon ablenkt,
nicht [den anderen] herabsetzt und lächerlich macht,
sich nicht an ein bloßes Versehen klammert,
so gilt ein solcher Mensch als geeignet zum Gespräch.
An der Art, wie er ein Gespräch führt, erkennt man, ob ein Mensch befähigt (*10) ist oder nicht.
Wer kein Gehör schenkt, ihr Mönche, ist unbefähigt; wer Gehör schenkt, ist befähigt. Ist er aber befähigt, so begreift er das eine Ding, ein anderes durchschaut er, ein anderes überwindet er, ein anderes verwirklicht er (*11). Wenn er so das eine Ding begreift, ein anderes durchschaut, ein anderes überwindet, ein anderes verwirklicht, so erlebt er gewiß die Befreiung.
Das aber, ihr Mönche, ist der Zweck des Gesprächs, das der Zweck der Unterredung, das der Zweck der Befähigung, das der Zweck des Gehörschenkens, nämlich die haftlose Gemütserlösung.
»Voller Zorn Gespräche führen,
aufgebläht und unnachgiebig,
unvornehme Mittel nutzen,
bei dem andern Fehler suchend,
Sich beim Gegenredner weiden
an Versehen, falschen Worten,
an Verwirrung, Niederlage:
das ist nicht der Edlen Art.
Wenn der Weise wünscht zu sprechen,
wird er erst die Zeit bedenken,
wird dann von der Lehre sprechen
und vom heiligen Lebenswandel;
Unerschütterlichen Geistes,
unverworren in Gedanken,
ohne Haß und ohne Dünkel,
ohne Neid und Heftigkeit.
Ohne Eifersucht im Herzen
spricht er weise überlegend;
gute Rede wird ihn freuen,
schlechte wird er nicht verspotten.
Die Lust zu tadeln kennt er nicht,
er klammert sich nicht an Versehen,
er schweift nicht ab und braust nicht auf,
er spricht kein lügnerisches Wort.
Die rechte Rede schafft Vertrauen,
vertieft das Wissen von der Lehre.
Die Edlen wissen so zu reden,
die Heiligen, beim Lehrgespräch.
Und dies bedenkend wird der Weise
stets ohne Überhebung sprechen.
ZitatAlles anzeigen(*3) Eine Frage, die
eine direkte Antwort erfordert (ekamsa-vyākaranīya-pañhā),
eine erläuternde oder qualifizierende Antwort erfordert (vibhajja-vyākaranīya-pañhā,
eine Gegenfrage erfordert (patipucchā-vyākaranīya-pañhā),
die abzuweisen ist (thapanīya-pañhā).
K gibt folgende Fragen und Antworten als Beispiel:
Ist das Auge vergänglich? - Ja. -
Was vergänglich ist, ist also das Auge? - Nicht nur das Auge, sondern auch das Ohr usw. -
So sind also Auge und Ohr identisch? - Fragst du im Hinblick auf beider Sehfähigkeit? [Dann ist die Antwort: Nein.] Oder fragst du im Hinblick auf beider Vergänglichkeit? [Dann ist die Antwort: Ja.] -
Sind Leib und Seele identisch? - Darüber hat der Erhabene nichts ausgesagt. Subk: Dies ist eine abzuweisende Frage, weil die beiden Begriffe, nach deren Identität gefragt wird, keinen Wirklichkeitsgehalt im höchsten Sinne haben, es ist, als wollte man die Mutterliebe des Enkels einer unfruchtbaren Frau diskutieren. -
Zu diesen 4 Arten der Fragenbeantwortung s. A.IV.42. Ein Beispiel für die 2. Art enthält auch A.III.79.
(*4) K: Wenn man z.B. einen Vernichtungsgläubigen (Materialisten) mit Gründen der Ewigkeits- (oder Seelen-) Lehre widerlegt und dieser dann die Ewigkeitslehre annimmt, [so kann man seinen lediglich für polemische Zwecke eingenommenen falschen Standpunkt nicht beibehalten].
(*5) K: Wenn man sich räuspert und anschickt, dem Disputationsgegner eine Frage zu stellen, doch dieser einem zuvorkommt und sagt: 'Du wirst darauf wohl dies oder das sagen!', und man dann [aus Widerspruchsgeist] antwortet: 'Nein, ich wollte etwas anderes sagen!', so »bleibt man nicht bei seinem Vorhaben«.
(*6) K: Wenn die eigene Aussage vom Gegner gelobt wird und man sie dann [aus Zweifel oder Widerspruchsgeist] trotz ihrer Richtigkeit ändert, so »bleibt man nicht bei einer verständigen Aussage«.
(*7) patipadāya na santhāti, 'bleibt nicht bei der [üblichen] Prozedur'. K: Wenn man bei einer unpassenden Gelegenheit, z.B. beim Essen, eine ernste Frage erörtern will. Der Subk bezieht dies aber, und wohl mit Recht, auf das Nichtbeachten der für eine geordnete Disputation geltenden Regeln.
(*8) abhiharati; K: wenn man die Klärung der Sache, z.B. durch ausgedehntes Zitieren aus Schriften, verschleppt.
(*9) abhimaddati, wtl: niedertrampelt, d.i. 'in Grund und Boden kritisiert'.
(*10) sa-upaniso, wtl: mit einer Stütze oder Grundlage, d.i. Vorbedingung, Voraussetzung.
(*11) K: So begreift er das eine Ding (ekadhammam), den achtfachen Pfad (4. Wahrheit); durchschaut das Leiden (1. Wahrheit), überwindet das Begehren (2. Wahrheit), und verwirklicht das Nibbana (3. Wahrheit).