Das möchte ich mal sagen:
Wir hier im Forum haben uns im Unterscheiden der angeblich so verschiedenen Schulrichtungen und Traditionen verloren. Lost in Translation!
----> Der tibetische Buddhismus bezieht sich nicht ausschließlich direkt auf den Palikanon, aber über eine Reihe von verwirklichten Linienhaltern direkt auf den Buddha. Nicht für jeden ist der Palikanon = Buddha.<----
Es gab für beispielsweise Tsongkhapa* (11. Jhd.) viele Schriften, aus denen er die direkten Lehren des Buddha wieder herausfilterte, nachdem sich die damaligen Schriftgelehrten in Detailfragen und Buchwissenlehre verheddert hatten. Er hat keinen neuen Buddhismus geschaffen, sondern etwas altes, grundlegendes entwirrt.
Der tibetische Buddhismus bezieht sich eben auf weitaus mehr Schriften als die drei Bände des Palikanon es vom Umfang her sind.
Wer hier also sagen kann "Ich kenne unsere Schriften", hat das Ganze mindestens 15 Jahre lang intensiv studiert (Geshe-Studium). Von diesen Leuten ist niemand hier im Forum. Von daher ist die Diskussion ungleich: die Theravadins meinen, ihre drei Bände zu kennen - die tibetischen Laien aber sind oft nicht so belesen. Es sind eher Praktiker.
Der Vajrayana ist eine Weiterentwicklung, über die ich hier gar nicht diskutieren will. Wir alle wissen viel zu wenig drüber, und wer was weiß, sagt nichts, denn man kann über diese Dinge, die direkt die Leerheit betreffen, nicht mehr profan in "Richtig", "Falsch" und "Es steht aber geschrieben..." diskutieren. Wenn man mit plattem, oberflächlichem
Verständnis an die Sachen herangeht, wird man über Flachheit und Oberflächlichkeit auch nicht hinaus gelangen können. (!)
Es ist EINE Harke, dieser Buddhismus. Sie hat einen Stiel zum Anfassen. Die kleinen Erdkrümel aber sehen nur die Zinken - und streiten sich, wessen Zinken der bessere ist.
*Buchtipp: "Der Mittlere Stufenpfad" von Che Tsongkhapa