Liebe Menschen,
ich habe mein Leben lang ein Problem mit Mitgefühl gehabt. Zurzeit gibt es etwas Klassisches, wieder mal: Ein Obdachloser schläft jede Nacht vor meiner Wohnungstür. Ich weiß nicht, warum er sich genau meine Wohnungstür ausgesucht hat, wahrscheinlich, weil sie im obersten Stock ist.
Zuerst habe ich einige Male die Obdachlosenhilfe gerufen. Er wollte nur seine Ruhe. Ich habe auch die Polizei geholt, dann ging er und kam später wieder. Er ist also nachts immer da, morgens, wenn ich um 5 zur Arbeit muss, liegt er vor meiner Tür. Ich steige über ihn weg und gehe eben.
Aber ich empfinde Ärger.
Die ganze Zeit denke ich: "Praktiziere Mitgefühl. Lass ihn in Ruhe. Du wärst in seiner Situation froh, wenn du schlafen dürftest. Was nimmt er dir? Nichts.
Welches Recht hast du, zu sagen: Geh weg aus dem Treppenhaus? Verschwinde von den 2 Quadratmetern, die du beanspruchst! (Ich habe 30.)"
Es ist nur so sehr gegen mein Gefühl. Im Grunde will ich, dass er es sein lässt.
Das ist mein Problem mit dem Mitgefühl -
ich zwinge mich dazu, es zu empfinden, weil ich meine, ich habe kein Recht auf Abgrenzung. (= Da Egozentrik)
Ich kann die "richtige" Richtung überhaupt nicht erkennen.
Irgendwo ist da ein Fehler. Ich finde ihn nicht - bin zu sehr am Anfang oder zu sehr verstrickt.
Habt ihr einen Rat für mich?
Gruß
Sabeth