Sabeth:Alles anzeigenHallo, crazy dragon,
ja, ich habe ihn gebeten, zu gehen. Oft. Er geht immer, aber er kommt immer wieder.
Und... es besteht keine Beziehung außer der beschriebenen. Ich kenne den Mann nicht.
Er ist auch kein "typischer" Obdachloser, sondern ein Mann aus Schwarzafrika, der irgendwie einen unklaren "Status" hat, sagte die Obdachlosenhelferin letztes Mal. Ich hab nicht wirklich Einblick, außer, dass er eben keine Wohnung hat.
Ich bin auch ziemlich sicher, dass er mich nicht stalkt, also, dass er gar kein Interesse an meiner Person hat.
Ich wohne ganz oben, und wenn er sich dort hin legt, dann kann er sicher sein, dass eben nur ich vorbei komme, weil
sonst keiner so weit oben wohnt. Läge er woanders im Treppenhaus, würden mehrere Leute ihn sehen und ihm evtl. größere Schwierigkeiten machen als ich mit meinem "please leave."
Hallo Sabeth,
mir kommt ganz spontan die Vermutung, dass es sich bei dem Mann um einen Flüchtling handelt, dessen Duldung möglicherweise abgelaufen ist und der von Abschiebung bedroht ist (ich habe vor einigen Jahren einen Flüchlting begleitet und unterstützt, bei dem wir nach einem "elenden Prozess" die Aufenthaltsgenehmigung erwirken konnte. Lange Geschichte, anderes Thema!)
Da erschließt sich für mich auch der Sinn, warum und weshalb der die Obdachlosenhilfe nicht in Anspruch nimmt.
Würden da Kontrollen stattfinden, könnte er möglicherweise "von jetzt auf gleich" abgeschoben werden, falls er ein Papier mit sich führt, das ausweist, dass die Duldung erkennbar abgelaufen ist.
Das einzige, das Du tun kannst ist, dass Du ihn fragst, ob er ein Flüchtling ist, der von Abschiebung bedroht ist.
Wenn er das bejaht, kannst Du ihm allenfalls die Adresse einer Flüchtlingsberatungsstelle heraussuchen:
da kann ich Dir versichern, dass die Mitarbeiter unter Verschwiegenheitspflicht stehen.
Wobei ich davon ausgehe, dass er schon mit entsprechenden Stellen Kontakt hatte.
Einen Versuch könntest Du aber trotzdem wagen, falls Du Dich innerlich drauf einlassen kannst.
Aber trotz seiner möglichen Hintergründe, berechtigt ihm das nicht zum Lungern vor Deiner Wohnungstüre.
Auch in der Flüchtlingsberatung haben wir "Helfer" gelernt, klare Grenzen zu setzen und glaub' mir: wir bringen genug Einsatz, aber man muss nicht alles erdulden und was ich gelernt habe ist, dass es absolut ein Ding der Unmöglichkeit ist, "alle zu retten".
Ich brauche z.B. in meinem Job (Kinder- und Jugendhilfe) Möglichkeiten zu meinem eigenen Schutz, zu meiner eigenen Abgrenzung, dass ich "bei mir bleiben" kann und somit meiner Energie bewahren kann, wenn meine Hilfe gefordert wird.
Ohne Selbstfürsorge und ohne Abgrenzung könnte ich auf dem Sektor nicht tätig sein.