Zum Kern der Sache

  • Angulimala:

    Bön ist definitiv kein Buddhismus. Dzogchen und Mahamudra sind nichts weiter als Sichtweisen, die mit der Meditation verbunden werden. Sichtweise und Meditation gehören im Buddhismus zusammen. Die Nähe der beiden Sichtweisen ist so groß, daß sogar die Methoder der Meditation gleich sind. Ja sogar die Lamas sind oft die selben. Die Karmapas haben drei Mal die Nyingmaschule gehalten, sonst wäre sie weg. Es geht also ausschliesslich um die Sichtweise. Und zwar der Sichtweise aus dem Weg, auf die Frucht. Es ist nicht die Sichtweise aus der Frucht (Erleuchtung/Buddhaschaft) auf den Weg. Das muss man unterscheiden.


    Möchte darum bitten, sich in diesem Thread auf das zu konzentrieren, worum es hier geht. Wie sieht das bei dir aus? Da ist ein Gedanke, und du findest keinen Denker. Was machst du, wie sieht das ganz konkret aus. Lasst mal dieses hohle heilige Geschwätz sein und geht vom konkreten Erleben aus, beschreibt das, zieht daraus Schlussfolgerungen, der Rest interessiert mich hier nicht.

  • indolariawest:
    Angulimala:

    Bön ist definitiv kein Buddhismus. Dzogchen und Mahamudra sind nichts weiter als Sichtweisen, die mit der Meditation verbunden werden. Sichtweise und Meditation gehören im Buddhismus zusammen. Die Nähe der beiden Sichtweisen ist so groß, daß sogar die Methoder der Meditation gleich sind. Ja sogar die Lamas sind oft die selben. Die Karmapas haben drei Mal die Nyingmaschule gehalten, sonst wäre sie weg. Es geht also ausschliesslich um die Sichtweise. Und zwar der Sichtweise aus dem Weg, auf die Frucht. Es ist nicht die Sichtweise aus der Frucht (Erleuchtung/Buddhaschaft) auf den Weg. Das muss man unterscheiden.


    Möchte darum bitten, sich in diesem Thread auf das zu konzentrieren, worum es hier geht. Wie sieht das bei dir aus? Da ist ein Gedanke, und du findest keinen Denker. Was machst du, wie sieht das ganz konkret aus. Lasst mal dieses hohle heilige Geschwätz sein und geht vom konkreten Erleben aus, beschreibt das, zieht daraus Schlussfolgerungen, der Rest interessiert mich hier nicht.


    "dieses hohle heilige Geschwätz" - na ja... Vielleicht nicht ganz verstanden? ;)
    Um dein Wunsch zu erfüllen: Da ist nicht mal eine "Gedanke", sondern ein "Geistiger Fluss" - um "das was IST" irgendwie zu benennen - ohne dabei ein Zentrum zu haben, der sich benennen lassen würde.


    Schlussfolgerung wäre vielleicht: das es nichts wirklich gibt, das auch die "Verneinung des Nichts" nichts bringt, dass es gar keine "Schlussfolgerung" geben kann mit der Du zufrieden sein könntest, ohne "das was IST" zu verfälschen, da eine "Schlussfolgerung" nicht "das was IST" sein kann.


    _()_

    Meinst Du immer noch nicht frei zu sein? – da irrst Du dich :)

  • Joram:


    Um dein Wunsch zu erfüllen: Da ist nicht mal eine "Gedanke", sondern ein "Geistiger Fluss" - um "das was IST" irgendwie zu benennen - ohne dabei ein Zentrum zu haben, der sich benennen lassen würde.


    Danke Joram, genau das interessiert mich. Ein Gedanke kommt, du siehst nach einem Denker der nicht zu finden ist, und genau dadurch zeigt sich in deiner Praxis in Folge kein Gedanke und kein Denker mehr, sondern nur noch dieser Fluss ohne Zentrum. Kommt das irgendwie hin?

    Einmal editiert, zuletzt von Anonymous ()

  • Angulimala:

    Bön ist definitiv kein Buddhismus.


    Dzogchen und Mahamudra sind nichts weiter als Sichtweisen, die mit der Meditation verbunden werden. Sichtweise und Meditation gehören im Buddhismus zusammen. Die Nähe der beiden Sichtweisen ist so groß, daß sogar die Methoder der Meditation gleich sind. Ja sogar die Lamas sind oft die selben. Die Karmapas haben drei Mal die Nyingmaschule gehalten, sonst wäre sie weg.


    Es geht also ausschliesslich um die Sichtweise. Und zwar der Sichtweise aus dem Weg, auf die Frucht. Es ist nicht die Sichtweise aus der Frucht (Erleuchtung/Buddhaschaft) auf den Weg. Das muss man unterscheiden.


    Jetzt sollte es verstanden werden dass da kein Weg ist der besser ist. Jedenfalls für verständige Menschen.
    Zum Bön muss man sagen dass er sich zum Buddhismus gewandelt hat, es wird jetzt auch buddhistisches Bön genannt. Es gibt Bön Lehrer die vom Dalai Lama den Segen haben den Bön Buddhismus im Westen zu lehren. Und alles was Buddhismus ist sollte sich nicht gegenseitig kleiner machen und als besser hinstellen. Buddhas Belehrungen sind für verschiedene Menschentypen. Gerade Mahamudra und Dzogchen oder die Große Vollkommenheit liegen sich sehr nahe, Wie Du so schön aufgezeigt hast waren und sind Lamas der Kagyü Line Halter beider Schulen. Nyingma und Kagyü standen und stehen seit bestehen der Kagyüs im Austausch. Hier klappt es, nur einige haben es leider noch nicht begriffen und wenn ich lese was da über die Sichtweise und der Art der Meditation beim Mahamudra geschrieben wird, da kann ich nur sagen: Das stimmt nicht, es ist falsch, das zeigt das der Schreiber solcher Zeilen nun wirklich keine Ahnung von Mahamudra hat. Ruhiges verweilen wäre bei uns so zu sagen die Hauptpraxis, das ist ja so was von falsch. Aber es ist schön zu sehen dass von denjenigen die sich hier zu Wort melden, die meisten der Ansicht sind das es da keine großen Unterschiede im Weg und keiner im Ziel zu finden ist. Und hierauf sollten wir aufbauen. Verständigung, Austausch, Achtung, Wohlwollen und Respekt und dies nicht nur beim tibetischen Buddhismus, sondern bei allen buddhistischen Richtungen. Wir haben hier im Westen diese gute Möglichkeit, das zusammen zu führen was zusammen gehört. Über die Jahrhunderte haben sich buddhistische Richtungen voneinander entfernt, nun können wir wieder zusammen finden. Menschen die es "noch nicht" vertsehen sollte man da versuchen Aufzuklären.

  • indolariawest:
    Joram:


    Um dein Wunsch zu erfüllen: Da ist nicht mal eine "Gedanke", sondern ein "Geistiger Fluss" - um "das was IST" irgendwie zu benennen - ohne dabei ein Zentrum zu haben, der sich benennen lassen würde.


    Danke Joram, genau das interessiert mich. Ein Gedanke kommt, du siehst nach einem Denker der nicht zu finden ist, und genau dadurch zeigt sich in deiner Praxis in Folge kein Gedanke und kein Denker mehr, sondern nur noch dieser Fluss ohne Zentrum. Kommt das irgendwie hin?


    Fast.
    Zu sagen "es gibt eine Gedanke", ist nicht ganz wahr.
    Zu sagen "es gibt KEINE Gedanke", ist nicht ganz wahr.


    Fluss ohne Zentrum - so kann man es ungefähr benennen, es geht aber tiefer.


    Was suchst Du?


    _()_

    Meinst Du immer noch nicht frei zu sein? – da irrst Du dich :)

  • Joram:
    indolariawest:

    Danke Joram, genau das interessiert mich. Ein Gedanke kommt, du siehst nach einem Denker der nicht zu finden ist, und genau dadurch zeigt sich in deiner Praxis in Folge kein Gedanke und kein Denker mehr, sondern nur noch dieser Fluss ohne Zentrum. Kommt das irgendwie hin?


    Fast.
    Zu sagen "es gibt eine Gedanke", ist nicht ganz wahr.
    Zu sagen "es gibt KEINE Gedanke", ist nicht ganz wahr.


    Du solltest eventuell wissen, daß deine beschriebene Praxis aus Möglichkeit I hervorgeht, nicht jedoch aus Möglichkeit II, die ich vorübergehend an das Dzogchen gekoppelt habe. Genau diese Praxis kommt heraus, wenn subtiles Ergreifen stattfindet, genau diese Praxis kommt dabei heraus, wenn ein "nicht vorfinden" zum Konzept wird. Das kann natürlich ganz still und heimlich geschehen. Danke erst mal.

  • Zitat

    Wie sieht das bei dir aus? Da ist ein Gedanke, und du findest keinen Denker. Was machst du, wie sieht das ganz konkret aus. Lasst mal dieses hohle heilige Geschwätz sein und geht vom konkreten Erleben aus, beschreibt das, zieht daraus Schlussfolgerungen, der Rest interessiert mich hier nicht.


    Das habe ich geschrieben. Aus Sicht des Weges auf das Ziel, ist es ein Unterschied. Aus Sicht des Ziels, ist es keiner.
    Erleuchtung ist individuell, aus Sicht des Weges. Aus Sicht des Ziel,s gibt es keine Individualität. Meditiert man einige Jahre, dann ist das kein intellektueller Diskurs, sondern Erfahrung.


    Mein Lama hält beide Übertagungen, und ich brauche auch beide. Ich stehe dazwischen. Das Schöne ist die Vereinbarkeit der beiden Sichtweisen!

  • Angulimala:


    Meditiert man einige Jahre, dann ist das kein intellektueller Diskurs, sondern Erfahrung.


    Ganz genau.

  • Also bei mir ist es so Joram. Habe das ja auch im langen Text bereits beschrieben. Da ich nichts zusätzliches zu dem was und wie es ohnehin ist, vorfinden kann, lasse ich in Folge jegliche Intention fallen, irgendwas Spezielles entdecken zu wollen . Das ist ja die konkrete Konsequenz. So wie es ist und immer schon war. Da ist nichts das verborgen wäre. Nun, bei dieser Konsequenz bzw. Entscheidung belasse ich es nun, und in Folge dessen wird ein nicht-konzeptuelles Wissen offenbar, das sich nicht von dem was ganz natürlich weiter erscheint aufdröseln lässt. Woher dieses Wissen kommt, kann ich leider nicht sagen, aber das scheint die Essenz dieses Wissens zu sein. Mir scheint, da unterscheiden sich unsere beiden Erfahrungen etwas voneinander. Es könnte durchaus sein, daß deine Betrachtungen aus Möglichkeit I heraus resultieren, welche ich vorübergehend mit Mahamudra gekoppelt habe, ergo einem subtilen Ergreifen des Fakts nichts vorzufinden, ergo ein gekünstelter Bewusstseinszustand.

  • indolariawest:

    Da ich nichts zusätzliches zu dem was und wie es ohnehin ist, vorfinden kann, lasse ich in Folge jegliche Intention fallen, irgendwas Spezielles entdecken zu wollen. Das ist ja die konkrete Konsequenz. So wie es ist und immer schon war.


    Tut das nicht jede Taube auf dem Dach? - das meinst Du aber wohl nicht.
    Wie Du vom:
    „lasse ich in Folge jegliche Intention fallen“
    zu:
    „und in Folge dessen wird ein nicht-konzeptuelles Wissen offenbar, das sich nicht von dem was ganz natürlich weiter erscheint aufdröseln lässt.“
    kommst, verstehe ich sehr gut, nur wie will man das erklären??? - ich habe keine Erklärung, ich weiß, oder besser gesagt, bin davon überzeugt, dass es so ist wie Du schreibst.


    indolariawest:

    Mir scheint, da unterscheiden sich unsere beiden Erfahrungen etwas voneinander. Es könnte durchaus sein, daß deine Betrachtungen aus Möglichkeit I heraus resultieren, welche ich vorübergehend mit Mahamudra gekoppelt habe, ergo einem subtilen Ergreifen des Fakts nichts vorzufinden, ergo ein gekünstelter Bewusstseinszustand.


    Was Du „Möglichkeit I“ nennst, könnte man mit den Jhanas/meditative Vertiefungen vergleichen. Es sind KONZEPTE, künstlich hergestellt, um etwas „wirkliches“ zu erkennen. Es ist aber nichts gegen die Jhanas zu sagen, es gilt nur zu erkennen was sie sind, nämlich ein künstlich erzeugter Zustand, der zu Erkenntnis führen KANN, (aber nicht „muss“)


    Lässt man also „das was IST“ „so wie es ist“, könnte man wie ein Huhn enden. Erzeugt man ein Konzept, so kann man wie ein Junkie enden.


    In beiden Fälle fehlt was.
    Das was fehlt ist das wichtigste und wenn man es mitberücksichtigt, führt JEDER Praxis zum Ziel.


    Was ist das was noch fehlt?


    _()_

    Meinst Du immer noch nicht frei zu sein? – da irrst Du dich :)

  • Joram:


    Was ist das was noch fehlt?


    Was zumindest mir hier noch fehlt, ist eine klare nachvollziehbare Beschreibung deines Erlebens vom Punkt ab: "da ist nichts zu finden". Es hat keinen Sinn wenn du mir nur zustimmst und meinst, du könntest das nachvollziehen. Wenn du es tatsächlich nachvollziehen kannst, dann beschreibe bitte klar in eigenen Worten was und wie es ab diesem Punkt ab geht, Schritt für Schritt. Aus MII geht auch hervor, daß genau dies tatsächlich möglich ist, wenn denn MII tatsächlich realisiert wurde. Aus MI kommen wiederum allerlei heilige Unschärfen hervor. Das was ich bisher von dir vernommen habe, klingt wie "Weder Wahrnehmung noch nicht Wahrnehmung". Das ist weder gut noch schlecht; es gehört eben zu Shamatha. Aber das ist nicht MII. Auch dein "Huhn" macht mich stutzig und stützt gegenwärtig meine Vermutung, daß deine Praxis aus MI hervorgeht. Bezüglich dieses Wissens, welches ein Wissen um besten Sinn des Wortes ist, habe ich ebenfalls noch nichts von dir erfahren. Es kam nur mal das Wort "Gewahrsein". Beschreibe bitte mal - nach der schrittweise nachvollziehbaren Beschreibung des Erlebens - was es mit diesem Wissen auf sich hat, wenn denn da ein "Wissen" aus deinem Zugang heraus offenbar ist.

  • indolariawest:
    Joram:


    Was ist das was noch fehlt?


    Was zumindest mir hier noch fehlt, ist eine klare nachvollziehbare Beschreibung deines Erlebens vom Punkt ab: "da ist nichts zu finden". Es hat keinen Sinn wenn du mir nur zustimmst und meinst, du könntest das nachvollziehen.


    Plötzlich geht es hier um „mich“. ;):lol:


    Mir geht es um einen wahrhaftigen Austausch, um Verfeinerungen, um „weiter kommen“ im Sinne des Erkennens. Es geht mir hier nicht um persönliche Erfahrungen und schon gar nicht um irgendwelche „Beweise“, die zu oft auf M I zu führen wären – um deine Sprache zu verwenden.


    Erinnern wir uns was mit „M I“ und M II“ gemeint ist:


    indolariawest:

    Möglichkeit I: Man macht aus dem Fakt daß man "nichts finden" kann ein Konzept, was bedeutet, man macht aus dem Fakt daß man nichts finden kann, ein "Etwas". Dies führt wiederum zu einem ganz speziellen Bewusstseinszustand. Ein spezieller Bewusstseinszustand inklusive diverser Wonne & Co., basierend auf einem Konzept, basierend auf Ergreifen und verdinglichen des beschriebenen Fakts, daß nichts zu finden ist.


    Möglichkeit II: Man macht aus dem Fakt, daß nichts zu finden ist kein künstlich verdinglichtes Konzept, sondern zieht die konkreten Konsequenzen daraus. Um ein Beispiel von N. Norbu zu geben - wenn mich jemand fragt: "Wie ist dein Name?", und ich antworte:"Ich habe keinen Namen", und der Typ sagt zu mir:"Hallo, Kein-Name, wie geht es dir?", wäre das schließlich rechter Unsinn. Also, was ist die angeführte konkrete Konsequenz? Da ist nichts zu finden, also lasse ich jegliche Suche und jede gekünstelte Meditation sein. Ganz einfach. Da nichts zu finden ist, ist alles so wie es eben ist, genau so wie es ist, und so wie es immer schon war. Man akzeptiert das, bzw. entscheidet sich dafür; belässt alles also so, wie es ist. Man sollte sich jedoch mal wieder vorsehen, dieses "belassen wie es ist" zu einem Konzept zu machen, ganz ähnlich wie es sich mit dem "nicht finden können" verhalten hat. Belässt man es so wie es ist, und zwar auf Basis dieser Entscheidung, wird sich völlig von selbst nicht-konzeptuelles Wissen eröffnen. Kein zusätzlicher Gedanke wird notwendig sein, der "wissen müsste", was nicht bedeutet, es hier mit "Gedankenleere" zu tun zu haben. Diese "Gedankenleere" ist viel eher diesem speziellen Bewusstseinszustand in "Möglichkeit I" zuzuschreiben.


    M I ist ein Sprungbrett zu Realisierung. M II ist nur eine weitere Variation von M I, kein wirklichen anderen Weg. Auch M II kann eine Falle sein. Man kann sich selber sagen „Ich belassen alles wie es ist“, ohne es wirklich zu tun und ohne es überhaupt zu merken! ;)
    So meine Ansicht.


    Ich werde statt „mein Erlebnis“, lieber die Schlussfolgerungen darlegen:


    [1.] Es gab nie ein „Ding“ was „Ich“ heiß, es gibt kein „Ich“ und es wird nie einen „Ich“ geben. Das „Ich“ ist nur eine Vorstellung, traumgleich. Völlig egal was anderen dazu sagen. „Ich“ WEIß es. - und bitte nicht fragen „wer bist Du, der es zu wissen meint?“ - Die Frage ist eine Verwechslung zwischen die „absolute“ und die „relative“ Wahrheiten.


    [2.] Es gibt nichts zu „tun“, es gibt also auch kein „Ziel“. - daraus folgt, dass man sich selber ein Ziel aussuchen kann, wenn man will, da „ziellos“ „rumzuschweben“, früher oder später einfach langweilig wird. Passt nicht zu den menschlichen Eigenschaften.


    [3.] Karma wirkt. Ob man es sieht oder nicht, ob eine „Ich-Illusion“ vorhanden ist, oder nicht. "Karma überwinden" bedeutet nicht, dass Karma nicht wirkt.


    _()_

    Meinst Du immer noch nicht frei zu sein? – da irrst Du dich :)

  • Du hast natürlich recht, wenn du schreibst, auch MII beinhalte eine Falle, was ja auch im langen Text erwähnt wurde. Gehen wir von denen aus, die in diese Falle tappen und nehmen wir ein chogzhag als Grundlage: Wohin auch immer man schaut, ist, wohin man schaut. Dabei verweilen sie, und nennen das Nichtmeditation, anstatt aus diesem Fakt die konkrete Konsequenz zu ziehen, sich also dafür zu entscheiden, was dann tatsächlich Nichtmeditation wäre und wodurch sich in Folge das nicht-konzeptuelle Wissen von selbst offenbart. Das eine ist ein gekünstelter Bewusstseinszustand, das andere nicht.


    Zu behaupten, MII wäre nur eine "Variation" von MI, ist jedoch ein Irrtum, wofür ja auch dein völlig anderes Erleben spricht, welches wiederum einer Shamatha-Stufe entspricht, nicht aber MII und somit dem vorläufig daran gekoppelten Dzogchen. In MII wird auf völlig andere Weise als in MI mit dem Fakt umgegangen, daß nichts vorfindbar ist. Ob MI zu MII führen kann oder nicht, spielt erst mal keine Rolle. Fakt ist, daß sich MI & MII jeweils für sich betrachtet in ihrem Ergebnis absolut grundlegend unterscheiden. Da ist ma rigpa offenbar, da ist rigpa offenbar. Doch recht ähnlich wie ja auch bei Gautama der Fall, kann sich nach einer gewissen Zeit MI-Dröhnung durchaus eine gewisse Unzufriedenheit einstellen. Das Gefühl, daß das eben noch nicht alles ist. Was zu MII führen kann, aber nicht unbedingt muss. Was deine Schlussfolgerungen angeht, so sehe ich daraus erst recht wieder, daß MII noch nicht beschritten wurde, sonst würde man derartige Theorienfesseln und Madhyamaka-Phantasien wie vor allem an Punkt [1] zu sehen, nicht behaupten.

  • Zitat

    Gehen wir von einem "Gedanken" aus. Und jetzt macht man sich auf die Suche nach einem Denker. Da lässt sich nichts finden. Nun. Inwiefern unterscheidet sich genau ab diesem Punkt Dzogchen von Mahamudra.


    Vom Standpunkt der Sichtweise und im Sinne des Verweilens in der jeweiligen Erfahrung stellt sich diese Frage gar nicht (mehr)... Man macht sich nicht auf die Suche, man ist darüber hinaus, sich irgendwie entscheiden zu müssen, ob es einen Denker gibt oder nicht. Es ist bedeutungslos. Das Ende des Reflektierens über den Denker oder Nicht-Denker macht die Erfahrung aus. Der Gedanke ist einfach da, selbstbefreit.


    Auf dem Weg zu diesem Zustand unterscheidet sich dann der Unterbau, man könnte vielleicht sagen, dass man sich im Mahamudra mit dem vereinigt, was auftaucht, bis man erkennt, dass man schon immer ungetrennt davon war. Beim Dzogchen versucht man sich gewahr zu sein, dass man immer schon ungetrennt davon war.


    Der Unterschied, wenn überhaupt vorhanden, ist also höchst subtil. Ab dem Moment der Erfahrung, um die es bei beiden geht, gibt es keinen Unterschied mehr. Die Frucht ist tatsächlich die gleiche....


    Was dann folgt, wenn Dzogchenpas sagen, im Dzogchen gäbe es noch das Erscheinen der "Lichter", das es im Mahamudra nicht gäbe, ist lediglich ein Trick. Das ist wie wenn die Erleuchtung Berlin ist. Beide kommen in Berlin an, dann sagt der Dzogchenpa: "von Berlin aus kann ich in den Zug nach Potsdam umsteigen. Das steht in Deinem Fahrplan nicht mit drin." Es ist nur so: ich bin ja schon am eigentlichen Ziel und von hier aus kann ich ÜBERALL HIN weiterfahren. Das ist eigentlich so selbstverständlich, dass man es nicht unbedingt erwähnen muss ;)


    Auch die Sache mit dem "es sind verschiedene Wege, also ist auch die Frucht verschieden" - das ist ein semantischer Trick. Denn wenn ich das Bild von einer Frucht verwende, zieht das einen ganzen Rattenschwanz an anderen Bildern nach sich. Aber es ist ja nur eine Analogie. Verwende ich das Bild von einem Gipfel, dann wird deutlich, dass jeder Bergsteiger am gleichen Gipfel ankommt, egal auf welcher Seite des Bergs er entlangkraxelt. Und jeder hat da oben die gleiche Aussicht. Wenn der Dzogchenpa meint, sein Weg sei der Bessere gewesen, weil er dann da oben von einem Hubschrauber abgeholt wird, dann ist das ein Irrtum, denn das hat nichts mit dem Weg zu tun. Das Potential steht jedem zur Verfügung.


    Nun könnte man sagen, indem der Dzogchenpa von Anfang an seinen Geist darauf ausgerichtet hat, dass oben der Hubschrauber erscheint, hat er es leichter, von diesem abgeholt zu werden. Er hat ihn ja sozusagen schonmal vorbestellt. Aber jemand anders, der dort oben ankommt, findet es vielleicht viel schicker, den Berg auf der anderen Seite wieder herabzusteigen, die Erfahrung des Gipfels ist integriert. Wer ihm entgegenkommt, dem macht er Mut, weiterzugehen, da das Ziel erreichbar ist. Ist der also dann weniger erleuchtet? (Wir reden hier von einem Buddha, der sich als Bodhisattva ausdrückt!)


    Oder jemand kommt ganz unbedarft da oben an, und der Dzogchenpa steigt gerade in seinen Hubschrauber, dann fliegt er vielleicht einfach mit, ohne dass er jemals vorher auf den Gedanken gekommen ist, dass es da oben Hubschrauber geben könnte. Der Dzogchenpa, der an dem Punkt zwangsläufig seinen Stolz verloren haben wird, wird ihm das Mitfliegen sicher nicht verweigern, nur weil "er sich keinen eigenen Hubschrauber bestellt hat und überhaupt ja auf der "Seite des Gipfels" angekommen ist, wo es keine Hubschrauber gibt".


    Also, zum Kern der Sache - oder eben zum Gipfel - es gibt nur einen Kern einer Sache, so wie der Berg nur einen Gipfel hat. Aber an dem Punkt öffnet sich für jeden der offene Raum und alles ist aus sich selbst heraus befreit und alles kann ungehindert erscheinen...


    Das ist einfach so. Erleuchtung ist einfach so. Es wäre ein komisches Universum, wenn man das Allerhöchste nur als alter Tibeter oder Nachahmer solcher erreichen könnte...


    Eigentlich ist jede Definition dessen, was "Nach der Erleuchtung" im Detail passieren muss, damit sie echt ist, eine Einschränkung und damit ein Schritt zurück in eine Begrenzung - vom Blickpunkt eines Buddha her betrachtet...

    Alles ist, was es von Anfang an war: dem Wesen nach pur - und damit Buddhaschaft.
    Wer dies erkennt, ist aufgewacht. Wer seine sechs Sinne im Naturzustand belässt sieht sie überall:
    die Allgegenwärtige Vollkommenheit. (Longchenpa)

  • VOOM108:
    Zitat

    Gehen wir von einem "Gedanken" aus. Und jetzt macht man sich auf die Suche nach einem Denker. Da lässt sich nichts finden. Nun. Inwiefern unterscheidet sich genau ab diesem Punkt Dzogchen von Mahamudra.


    Vom Standpunkt der Sichtweise und im Sinne des Verweilens in der jeweiligen Erfahrung stellt sich diese Frage gar nicht (mehr)... Man macht sich nicht auf die Suche, man ist darüber hinaus, sich irgendwie entscheiden zu müssen, ob es einen Denker gibt oder nicht. Es ist bedeutungslos. Das Ende des Reflektierens über den Denker oder Nicht-Denker macht die Erfahrung aus. Der Gedanke ist einfach da, selbstbefreit.


    Das ist leider keine Antwort auf die gestellte Frage. Gehen wir von einem "Gedanken" aus. Und jetzt macht man sich auf die Suche nach einem Denker. Da lässt sich nichts finden. Beschreibe so gut es geht nachvollziehbar Schritt für Schritt was du dann tust, oder auch nicht, und was sich dabei einstellt, oder auch nicht.

  • indolariawest:

    Das ist leider keine Antwort auf die gestellte Frage. Gehen wir von einem "Gedanken" aus. Und jetzt macht man sich auf die Suche nach einem Denker. Da lässt sich nichts finden. Beschreibe so gut es geht nachvollziehbar Schritt für Schritt was du dann tust, oder auch nicht, und was sich dabei einstellt, oder auch nicht.


    Es ist wie beim Beobachter der sich selbst nicht zum Objekt seiner Beobachtung machen kann. Oder?


    (Ich beobachte. Trete einen Schritt zurück. Beobachte...)


    Aber es gibt ihn als Selbst ähnlich dem Atman der Uphanishaden. Das auch Buddha zwar nach dem Hinayana leugnete. Aber er tat es nicht.

  • gbg:
    indolariawest:

    Das ist leider keine Antwort auf die gestellte Frage. Gehen wir von einem "Gedanken" aus. Und jetzt macht man sich auf die Suche nach einem Denker. Da lässt sich nichts finden. Beschreibe so gut es geht nachvollziehbar Schritt für Schritt was du dann tust, oder auch nicht, und was sich dabei einstellt, oder auch nicht.


    Es ist wie beim Beobachter der sich selbst nicht zum Objekt seiner Beobachtung machen kann. Oder?


    Als Metapher verstanden, nur als Metapher, besteht da eine Art Zuammenhang zu dieser Art Logik. Siehe auch Foyan Qingyuan.

  • indolariawest:


    Als Metapher verstanden, nur als Metapher, besteht da eine Art Zuammenhang zu dieser Art Logik. Siehe auch Foyan Qingyuan.


    In Wahrheit ist es das permanente sich durchhaltende Selbst das Buddha nicht leugnete. Er sagte nur immer "Das ist nicht das Selbst". Es ist nondual (jenseits der Subjekt/Objekt Spaltung) wie der Atman oder das Seelenfünklein Meister Eckhards (im Gegensatz zur Kreatur) bzw. im Gegensatz zum Ich im Buddhismus.

  • Du kannst keine Antwort auf eine Frage erzwingen, die einen Bezugsrahmen suggeriert, der nicht gültig ist ;) Du kannst nicht sagen: was ist der Unterschied, wenn ich mit dem Zug auf den Mount Everest fahre oder mit dem Bus? Zwar könnte man phantasieren, dass der Bus billiger und der Zug schneller ist. Aber tatsächlich fährt weder ein Zug noch ein Bus dahin. Wenn Dir also jemand antwortet: da fährt kein Bus und kein Zug, kannst Du nicht sagen: das ist keine Antwort auf die Frage nach dem Unterschied. Die stellt sich einfach nicht:


    Bei einem reinen Dzogchen oder Mahamudra im Sinne eines uranfänglichen Gewahrseins oder des Haltens einer reinen Sicht stelle ich diese Frage eben gerade nicht mehr. In dem Moment, wo ich aufhöre zu suchen, bin ich schon da.


    Was mache ich aber, wenn ich aus dem uranfänglichen Gewahrsein herausfalle und glaube, ich müsste nach einer Antwort suchen? Im Dzogchen: feststellen, dass auch dieses Herausfallen und diese Suche Teil des natürlichen Zustands sind, ebenso Ausdruck von höchster Wahrheit und Erleuchtung.


    Aus dem Blickwinkel der bedingten Welt gibt es eine wirk-same Trennung zwischen Erleuchtung und Nicht-Erleuchtung. Tatsächlich aber ist diese Trennung eine Illusion. Aus dem Blickwinkel eines Buddha gibt es überall nur noch Buddha und Erleuchtung. Halte ich die reine Sicht, verliere ich sie auch in dem Moment nicht, wo ich sie verliere.


    Auf dieser Ebene ist es wurscht, ob man es Dzogchen oder Mahamudra nennt, weil man in jedem Fall einfach konsequent alles erleuchtet, was erscheint, bis alles erleuchtet ist, wenn es erscheint ;)


    Gedanke? Ist ein Gedanke. Schmerz? Ist Schmerz. Alles ist einfach so, wie es ist, und so wie es ist, ist es erleuchtet. Es gibt eigentlich nur eines, das eine Unterscheidung möglich macht, und das ist der ur-teilende Gedanke an sich, der aber auch Ausdruck von Erleuchtung ist.

    Alles ist, was es von Anfang an war: dem Wesen nach pur - und damit Buddhaschaft.
    Wer dies erkennt, ist aufgewacht. Wer seine sechs Sinne im Naturzustand belässt sieht sie überall:
    die Allgegenwärtige Vollkommenheit. (Longchenpa)

  • gbg:
    indolariawest:


    Als Metapher verstanden, nur als Metapher, besteht da eine Art Zuammenhang zu dieser Art Logik. Siehe auch Foyan Qingyuan.


    In Wahrheit ist es das permanente sich durchhaltende Selbst das Buddha nicht leugnete. Er sagte nur immer "Das ist nicht das Selbst". Es ist nondual (jenseits der Subjekt/Objekt Spaltung) wie der Atman oder das Seelenfünklein Meister Eckhards (im Gegensatz zur Kreatur) bzw. im Gegensatz zum Ich im Buddhismus.


    Gehen wir von einem "Gedanken" aus. Und jetzt macht man sich auf die Suche nach einem Denker. Da lässt sich nichts finden. Beschreibe so gut es geht nachvollziehbar Schritt für Schritt was du dann tust, oder auch nicht, und was sich dabei einstellt, oder auch nicht. ;)

  • VOOM108:


    Gedanke? Ist ein Gedanke. Schmerz? Ist Schmerz. Alles ist einfach so, wie es ist, und so wie es ist, ist es erleuchtet. Es gibt eigentlich nur eines, das eine Unterscheidung möglich macht, und das ist der ur-teilende Gedanke an sich, der aber auch Ausdruck von Erleuchtung ist.


    Es ist sunyata ("Leere")!


    nirvana ist als nondualität sunyata und samsara ist als maya sunyata deshalb ist samsara nirvana.

  • indolariawest:
    gbg:


    Gehen wir von einem "Gedanken" aus. Und jetzt macht man sich auf die Suche nach einem Denker. Da lässt sich nichts finden. Beschreibe so gut es geht nachvollziehbar Schritt für Schritt was du dann tust, oder auch nicht, und was sich dabei einstellt, oder auch nicht. ;)


    Ich denke nicht. Als Selbst (nicht als Ich das ist nur maya) bin ich Nondualität die das diffetrenzierende Denken nicht erfasst!


    Ich kann immer nur sagen neti neti. Das bin ich nicht Das bin ich nicht.

  • Ja, man kann das über die Leerheit verknüpfen, oder man verknüpft es über die Klarheitsnatur. Spielt keine Rolle, weil es am Ende auf das Gleiche herauskommt :)


    Zitat

    Ich denke nicht. Als Selbst (nicht als Ich das ist nur maya) bin ich Nondualität die das diffetrenzierende Denken nicht erfasst!


    In der reinen Sicht oder im natürlichen Gewahrsein ist auch "Ich", "Maya" und "differenzierendes Denken" nicht getrennt von der Erleuchtung :)


    Zitat

    Ich kann immer nur sagen neti neti. Das bin ich nicht Das bin ich nicht.


    Oder: "Tat tvam asi" "Tat tvam asi" - das bin ich, das bin ich auch... ;)


    Mahamudra und Dzogchen sind, wenn man sie konsequent anwendet, ausgesprochen radikal. Sie sind so un-dual, dass sie noch nicht einmal mehr Non-Dualität als Konzept akzeptieren...

    Alles ist, was es von Anfang an war: dem Wesen nach pur - und damit Buddhaschaft.
    Wer dies erkennt, ist aufgewacht. Wer seine sechs Sinne im Naturzustand belässt sieht sie überall:
    die Allgegenwärtige Vollkommenheit. (Longchenpa)

    Einmal editiert, zuletzt von VOOM108 ()

  • VOOM108:

    Du kannst keine Antwort auf eine Frage erzwingen, die einen Bezugsrahmen suggeriert, der nicht gültig ist ;)


    Natürlich ist der gültig. Wenn er nicht mehr gültig ist, fehlt es an Mitgefühl. Dann stimmt schon mal was nicht.

  • gbg:
    indolariawest:


    Ich denke nicht. Als Selbst (nicht als Ich das ist nur maya) bin ich Nondualität die das diffetrenzierende Denken nicht erfasst!


    *Seufz*.