Buddhaverherrlichende Mantras

  • Hallo liebe Community :)


    Ich bin neu hier auf Buddhaland.de aber kein "Anfänger" im Buddhismus.


    Ich war jetzt schon ein paar mal in einer Meditationsgemeinschaft in meiner Nähe und habe dort meditiert. www.gomde.at
    Die Dharmabelehrungen werden immer von Lama Tenzin Sangpo durchgeführt.


    Dort wird hauptsächlich der tibetische Buddhismus durchgeführt.


    Immer bevor wir beginnen zu meditieren rezitieren wir einige Zeit lang gewisse Mantras auf tibetisch, die Übersetzung ins Deutsche steht daneben.
    Meiner Meinung nach und ohne irgendjemanden anzugreifen oder etwas schlecht zu machen sind diese Mantras sehr "buddhaverherrlichend".


    Es wird ständig von Buddha Shakyamuni gesprochen und dass man etwas von ihm empfängt. Es wird die Meditation auch Buddha Shakyamuni gewidmet. Warum Siddhartha Gautama "Shakyamuni" genannt wird ist mir auch nicht ganz klar.


    Teilweise komme ich mir ein bisschen vor wie in der katholischen Kirche. Es dreht sich seitenlang alles nur um Buddha Shakyamuni. Die Mantras haben nur von den Worten her auch nicht einen wirklich tiefgründigen Sinn.


    Mein buddhistisches Wissen stammt zum größten Teil aus dem Zen- bzw. Chan-Buddhismus in dem, so wie ich es empfinde, ein anderer Weg gelehrt wird der hauptsächlich auf die Schulung bzw Entwicklung des eigenen Geistes zielt (Anhaftung ablegen, Weisheit erlangen, etc. ....... ihr kennt das).


    So wie es im tibetischen Buddhdismus dort heißt, kann man vereinfacht gesagt die Erleuchtung auch in den Mantras von Buddha Shakyamuni empfangen/erlangen.


    Allgemeine Mantras sind mir bekannt. Deren Sinn ebenfalls.
    Ich bin aber ein sehr offener Mensch und möchte alles immer hinterfragen und genau wissen. :)


    Meine Fragen:


    Was haben diese "buddhaverherrlichenden" Mantras auf sich?


    Warum werden allgemeine Mantras genauso wie diese "buddhaverherrlichenden" Mantras auf tibetisch gesungen?
    Wie soll mein Geist eine Nutzen aus diesen Mantras ziehen wenn er kein tibetisch versteht ?


    Welchen Sinn seht ihr ganz allgemein in Mantras und wie entfalten sie ihre Wirkung/funktionieren sie?



    Ich würde mich auf eine Antwort sehr freuen :)


  • 1. Sie dienen der Meditation und Verinnerlichung von Lehrinhalten. Außerdem können sie den Geist auf die Lehre einstimmen.


    2. weil sie aus Tibet kommen. Das Hannya Shingio und das Hakuin werden ja auch nicht in deutsch rezitiert. Und Mantras und Dharanis gibt es auch im Zen


    3. Finde es heraus. Ziehst du keinen Nutzen, lass es einfach.Die Übersetzung ins deutsche hast du ja.


    4. Finde es heraus. Du musst deine Antwort in dir finden.


    Wenn dir das tibetische nicht liegt, lass es einfach. Wenn du dich aber dazu hingezogen fühlst, dann lass dich auch vorbehaltlos darauf ein und vertraue dem dortigen Lehrer. Wenn du ihm noch nicht vertrauen kannst, prüfe ihn und stelle ihm die Fragen, die du hier stellst.


    LG
    Ji'un Ken

  • Hallo Andreas und herzlich Willkommen,
    es gibt verschiedene Richtungen, wie Du selbst ja schon herausgefunden hast.
    Ich bin auch über den Zenbuddhismus und tibetischen Buddhismus an die Lehre herangekommen. Jetzt interessiere ich mich hauptsächlich für den Palikanon mit seinen 84000 Lehrreden. Das ist die "Bibel" Buddhas, in der alle Lehrreden enthalten sind.


    Zitat

    Es wird ständig von Buddha Shakyamuni gesprochen und dass man etwas von ihm empfängt. Es wird die Meditation auch Buddha Shakyamuni gewidmet. Warum Siddhartha Gautama "Shakyamuni" genannt wird ist mir auch nicht ganz klar.


    Diese Lehre "Dharma" haben wir durch Buddha Shakyamuni erhalten. Der Name Shanyamuni ist sozusagen seine Herkunft "Sippe" :) .


    Zitat

    Siddhartha Gautama lebte in Nordindien; als sein Geburtsort gilt Lumbini. Sein Vater Suddhodana war Oberhaupt einer der regierenden Familien in der kleinen Adelsrepublik der Shakya im heutigen indisch-nepalischen Grenzgebiet. Hinweise auf den Königsstand von Buddhas Vater sowie auf den Prunk und die Zeremonien an dessen Hof, denen man besonders in späteren Texten begegnet, sind höchstwahrscheinlich Übertreibungen; es ist jedoch wahrscheinlich, dass die Familie zumindest dem Adel angehörte. Seine Mutter hieß Maya und starb sieben Tage nach der Geburt des Kindes. Die Eltern nannten ihren Sohn (in Pali) Siddhattha; in (Sanskrit: Siddhartha), was „der sein Ziel erreicht hat“ bedeutet. Der Beiname Shakyamuni bezieht sich auf seine Herkunft und bedeutet „der Weise aus dem Geschlecht von Shakya“.
    quelle: wikipedia


    Nur dieser Buddha hat den achtfachen Pfad gelehrt, nachdem er die vier Edlen Wahrheiten erkannt hat


    Es gibt Leiden
    Es gibt eine Ursache für Leiden
    Es gibt ein Ende des Leidens und
    Es gibt einen Weg daraus


    Jeder, der dies ernsthaft erwägt und sich darauf einlässt, hat dies also bereits im übertragenen Sinne auch empfangen. Im übrigen haben Mantras genau so wie eine starke Meditationsgruppe eine übertragende Wirkung, ob ich sie nun verstehe oder nicht. Das ist mir selbst auch klargeworden. Früher hab ich auch gedacht, was soll das runtergeleiere, da versteht ja keiner, was er leiert. Heute weiß ich, das muss ich auch nicht unbedingt verstehen. Es ist eine Übertragung von Herz zu Herz. Jedenfalls habe ich das so empfunden.


    Heute bin ich "nüchterner" und bewege die übersetzten Worte für mich alleine erwägend in meinem Herzen :D
    _()_ Monika

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  • Hi Andreas,


    Mantras sind Teil des tibetischen Buddhismus, der sich der "tantrische Weg" nennt (daneben gibt es im tibetischen Buddhismus noch den Sutra Weg). Um Tantra praktizieren zu können ist es notwendig, eine gewisse Vorstellung von Leerheit und Bodhicita zu haben, Dagyab Rinpoche setzt darüber hinaus mehrjährige Erfahrungen im Lamrim (tibetischer Stufenweg) voraus, um mit Tantra anzufangen. Bei der tantrischen Meditation dienen die Mantras als Meditationsobjekt, wenn Du während der Visualisierung eines Yidam (Buddhamanifestation) abgelenkt wirst, kommst Du durch das Mantra zurück zum Yidam. Du kannst die Mantren übrigens rezitieren oder singen - beides ist möglich.


    Es gibt Unterweisungen zu den Mantren - auf deutsch :) Im Forum für Tibetisch Praktizierende gibt es einen Link zur Veranstaltung mit dem Dalai Lama in HH, dieser gibt eine Einweihung zu Avalokiteshvara (Buddha des großen Mitgefühls). Innerhalb dieses Links gibt es wieder einen Hinweis zu dem Mantra Om Mane Padme Hung und seine Bedeutung:


    http://www.tibet.de/fileadmin/…-04-tn-avalokitesvara.pdf

  • @ Andreas:




    Welche Mantren verwendet werden ist sehr Lehrer I nnen und Traditionsabhängig.
    Frag doch mal diesen Lehrer woher diese Rezitationen kommen, wer sie eingeführt hat.


    Ich persönlich empfinde die tibetische Sprache als sehr tiefgründig, gerade auch in spiritueller Hinsicht.
    Aber ich habe nie Kontakt gefunden zu den Inhalten der Rezi s, von ein zwei Ausnahmen abgesehen; diese rezitiere ich öfters.


    Es ist aber karmisch wohin man sich gezogen fühlt, wessen man sich öffnen mag und was unterstützende Wirkkräfte entfaltet.
    Das Vertrauen kommt mit dem Bemerken dieser Wirkkräfte. Ob es karmisch passt---weiß man selten von heute auf morgen.


    Die Mantren und Rezitationen sind- ich denke, kulturell bedingt- im Tibetischen - für den Geschmack von Zen-Buddhisten-
    recht "blumig", ich möchte aber wg. des Thema s an die Zufluchtsformel erinnern: http://de.wikipedia.org/wiki/Zuflucht_%28Buddhismus%29
    (Auch im Zen verehrt man den Buddha und gedenkt ihm nicht nur)


    Ansonsten könntest Du diese Rezitation/Mantra auch mal zitieren, "anstandshalber" vielleicht eher im Unterforum tibet. Buddhismus.


    Viele Grüße !

  • Danke an alle die mir bisher geantwortet haben :)


    Ich ersuche höflichst die Antworten, die nichts mehr mit dem Thema zu tun haben, zu entfernen.
    Das würde mir das Lesen der verschiedenen Antworten zum ursprünglichen Thema sehr erleichtern :)


    Ich würde mich über weitere Antworten zum ursprünglichen Thema sehr freuen :)

  • Mir fällt gerade auf, daß der Wikipedia Eintrag http://de.wikipedia.org/wiki/Zuflucht_%28Buddhismus%29
    hinsichtlich Zen-Link nicht korrekt ist.
    Der unten stehende Link bezieht sich nicht auf die Zufluchtnahme, sondern auf ein Dharani / Shōji --- einer Schule des korean. Zen.
    Ebenso der Ausschnitt der zu "Mahayana" gepostet wird. Hier fehlt die Quellenangabe.



    Die Verehrungsformel und die Zufluchtsformel wird im Zen ebenso gesprochen wie auf der Site ( in Pali und Sanskrit) angegeben.


    Mit freundlichen Grüßen !

  • Ji'un Ken:

    Wenn dir das tibetische nicht liegt, lass es einfach.


    Ji'un Ken, so einfach ist das nicht. Ich dachte früher auch, dass das "Tibetische" mir nicht liegen würde, mit der Zeit merkte ich aber, dass es genau die richtige Praxis für mich ist. Ich empfehle daher zunächst Geduld zu entwickeln und nicht sofort die Flinte ins Korn zu werfen.

  • Ich habe mir erlaubt ein Mantra zu zitieren aus der Homepage die Ji'un Ken in seiner Personenbeschreibung angeführt hat. Ich hoffe, das ist ok
    Ich will hier niemanden angreifen oder seine Meinung herabsetzen !




    Dies ist ein Mantra von der Sorte, die ich nicht verstehe.


    Zitat

    Bodhisattva der Barmherzigkeit,
    verhilf uns zu geistiger Erfüllung


    Genau solche Dinge erinnern mich ja so an die kath. Kirche. oder anderen Religionen in denen ich "Gott" anbete um irgendetwas zu empfangen.
    Ich verstehe Mantras mit Lehrinhalten wie liebende Güte oder Verblendungen, Hass, Gier, Anhaftungen, ihr wisst was ich meine.


    Wie komme ich meiner Erleuchtung näher wenn ich jemanden anbete? Wie kann mir Bodhisattva der Barmherzigkeit zu geistiger Erfüllung verhelfen?



    Ich bitte um eine sachliche Antwort, ich möchte nocheinmal wiederholen: Ich bin gerne offen für neues, bisher verstehe ich es nur nicht. Damit will ich niemanden angreifen :)


    Liebe Grüße
    Andreas

  • Andreas Schöfbänker:

    ...wie komme ich meiner Erleuchtung näher wenn ich jemanden anbete? Wie kann mir Bodhisattva der Barmherzigkeit zu geistiger Erfüllung verhelfen?
    Ich bitte um eine sachliche Antwort, ich möchte noch einmal wiederholen: Ich bin gerne offen für neues, bisher verstehe ich es nur nicht. Damit will ich niemanden angreifen :)


    Liebe Grüße
    Andreas


    Du kommst deiner Erleuchtung nicht näher, wenn du jemanden anbetest.


    Zitat

    ...Wie kann mir Bodhisattva der Barmherzigkeit zu geistiger Erfüllung verhelfen?...


    In dem du ihn lässt, loslässt.
    Das heißt, in dem du alle Konzepte, Vorstellungen, die du so hast loslässt.
    Das heißt also, nicht mehr: "Ich will ja gerne alles verstehen, aber nur so lange es mit meinen Vorstellungen übereinstimmt"



    Es geht immer um dich. Setz dich mal mit Avalokiteshvara auseinander. Wofür steht er? Was bedeutet das für dich? usw.
    Das führt letztendlich zu einer Auseinandersetzung mit dir selbst, so in die Richtung, "wer bin ich und was mach ich hier".


    Das rezitieren des Dharanis bringt dich immer wieder dahin zurück. Außerdem ist es eine gute Übung, wie auch ZaZen und Kinhin. Auch aus diesem Blickwinkel betrachtet, ist das Rezitieren von Dharanis hilfreich.


    LG
    Ji'un Ken

  • Andreas Schöfbänker:

    Genau solche Dinge erinnern mich ja so an die kath. Kirche. oder anderen Religionen in denen ich "Gott" anbete um irgendetwas zu empfangen.


    Hi Andreas,


    anbei ein Link zum Thema Wunschgebete:


    http://www.buddhismus-heute.de…__22.position__10.de.html


    Sinn und Zweck von Wunschgebeten ist die Stärkung der heilsamen Kraft in Deinem Geist.


    "Mögen alle Wesen frei sein von Leid und von den Ursachen des Leidens" ist auch ein solches Wunschgebet Der oder die Empfänger der Wunschgebete sind die Wesen, die unter den Zwängen von Samsara leiden.
    Der oder die Empfänger von Gebeten im christlichen Sinne ist ein "lieber" Gott, der es dann richten soll.


    Im Buddhismus wird vor der großen Bühne der Leerheit praktiziert, im Christentum glauben die Gläubigen an einen Schöpfergott. Das ist ein himmelweiter Unterschied :)

  • Hallo Andreas,


    nach meiner Erfahrung erfüllen die Mantras mehrere Zwecke.
    Einer davon ist "Ankern".


    Bleiben wir bei Avalokteshvara …
    Was stellt er dar? Was personifiziert er? Was geschieht mit mir, wenn ich mich an eine Gestalt wende, die umfassendes Mitgefühl usw. verkörpert? Was geschieht mit mir, wenn ich mich gedanklich an Stalin hinwende, was, wenn ich mich mit Avalokiteshvara beschäftige?
    Selbst eine "einfache Gläubigkeit", die leider von konvertierten Buddhisten gerne mal mit Verachtung belegt wird, verändert die Gewohnheiten des Geistes und kann zur Erleuchtung führen. Vielleicht kennst Du die Geschichte von der Mutter, die ihren Sohn um eine Reliquie von Buddha bittet, und der ihr einen Hundezahn mitbringt?


    Ich habe mir angewöhnt die Mantren Om Mane Peme Hung und Om Ah Hung zu rezitieren. Das kommt automatisch in bestimmten Situationen und hilft mir sofort dabei meine Gedanken umzulenken. Der Anblick bestimmter Abbilder stimmt mich sofort auf die Eigenschaften des Abgebildeten ein.


    Auch ganz vernünftig gedacht: Was spricht eigentlich dagegen eine Person zu verehren, die so viel Positives verwirklicht hat? Wir verehren doch ständig irgendwen, nicht nur Stars, sondern auch Schriftsteller, Schauspieler, Künstler usw. Warum dann nicht so jemanden?


    Es gibt noch einen weiteren Aspekt. Das ist die Erkenntnis darüber wie der Geist funktioniert. Wenn das annähernd klar geworden ist, taucht die Frage nach dem Warum gar nicht mehr auf. Du erkennst, dass dies alles ein Potential auch Deines eigenen Geistes ist (ich gehe davon aus, dass historisch gesehen die jeweiligen Bilder durchaus reale Personen gewesen sein könnten, die dann transzendiert wurden). Wenn ich also Avalokiteshvara verehre, dann verehre ich mein eigenes Potential – und letztendlich erkenne ich, dass alles nur im Geist entsteht.
    Mantren helfen also nicht nur in schwierigen Situationen, sie ändern nicht nur Gewohnheiten, sie sind ein Wegweiser zur Erkenntnis.


    Liebe Grüße
    Doris

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Ach ja, und noch was …
    Ich war nie Katholikin, aber die Praxis scheint vergleichbar zu sein.

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

    • Offizieller Beitrag
    Andreas Schöfbänker:


    Dies ist ein Mantra von der Sorte, die ich nicht verstehe.


    Zitat

    Bodhisattva der Barmherzigkeit,
    verhilf uns zu geistiger Erfüllung


    Genau solche Dinge erinnern mich ja so an die kath. Kirche. oder anderen Religionen in denen ich "Gott" anbete um irgendetwas zu empfangen.


    Ich denke diese Mantras sind wirklich eine Verehrungspraxis, ähnlich der in der katholischen Kirche verwendeten. Buddhaschaft wird hier nicht so sehr als eine Sache des eigenen Geistes gesehen sondern als als etwas Äußeres, dem man sich unterordnet. Mit dieser demutsvollen Unterordnung, haben wir in unserer Kultur natürlich Probleme, da wir dazu neigen, das als eine Schritt in die Unmündigkeit ansehen. Als Ausdruck einer Haltung, in der man die eigenen Verantwortung leugnet und sich stattdessen mit schmeichlerischen Worten bei irgendwelchen Götzen einschleimt. Deswegen tun wir uns sehr schwer damit so einer Verehrungs und Unterordnungspraxis egal ob in Buddhismus oder Christentum einen postiven Wert und eine heilsame Wirkungs zuzugestehen.


    Verehrung und Unterordnung fördern eine demütige Haltung, in der man sich selber als unwichtigen Bitsteller erlebt. Nicht als den autonomen Schmied seinen gestigen Schicksals, der aus seiner eignen Buddhanatur schöpft sondern als ziemlich verbelndetes und verwirrtes Wesen, das in sich selber keinen halt findet sondern zu Buddha, Dharma und Sangha gekrochen kommt um dort Zuflucht zu erbeten.


    Eine Vorstellung die unserem Stolz unerträglich ist und die viellecht genau deswegen heilsam ist. Viele fühlen sich ja deswegen zum Buddhismus hingezogen, weil sie diesen als einen Weg des selbstverantwortlichen und mündigen Individuums sehen. Als einen Gegenentwurf zur christlichen Frömmigkeit, die für sie etwas kriecherisches und unmündiges hat. Etwas für schwache Individuuen, die Erlösung nicht selber schaffen und sich deswegen an fiktive Erlosergestalten anwanzen, die sie dann in Gebeten anbetteln und anschleimen.


    Aber ist das aufgeben des eiegenen Egos nicht immer ein Offenbarungseid? Ein demütiges Aufgeben? Ist es womöglich nur eine Selbstlüge, Befreiung als etwas zu sehen, was mans elber schaffen und erreichen kann. Kommt man um die peinliche Demütigung herum?

  • Danke, void, für diesen klugen Aspekt!


    Liebe Grüße
    Doris

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

    Einmal editiert, zuletzt von Doris ()

  • void:

    Ich denke diese Mantras sind wirklich eine Verehrungspraxis, ähnlich der in der katholischen Kirche verwendeten


    Bevor mir das hier zu katholisch wird möchte ich nochmal auf meine Bemerkung von oben hinweisen:


    Matthias65:

    Im Buddhismus wird vor der großen Bühne der Leerheit praktiziert, im Christentum glauben die Gläubigen an einen Schöpfergott

  • Matthias65:
    void:

    Ich denke diese Mantras sind wirklich eine Verehrungspraxis, ähnlich der in der katholischen Kirche verwendeten


    Bevor mir das hier zu katholisch wird möchte ich nochmal auf meine Bemerkung von oben hinweisen:


    Matthias65:

    Im Buddhismus wird vor der großen Bühne der Leerheit praktiziert, im Christentum glauben die Gläubigen an einen Schöpfergott


    Eine Buddhastatue oder ein Buddha verherrlichendes Mantra verstellt mir die Bühne der Leerheit.
    Die Leerheit wird erst erkannt wenn diese Dinge mit viel Kraft beseitigt wurden. Vor allem Kraft gegen Gläubige Anbeter.

  • Ich finde das schon passend, was void beschreibt.
    Geht es doch darum von Stolz und Ego-Denken abzulassen. Das ist Voraussetzung für das Erkennen von Leerheit.


    Ich nehme die dreifache Zuflucht, also auch zu Buddha. Und das ist erstmal ganz konkret. Zum inneren Buddha nehmen die Menschen erst allmählich Zuflucht, wenn sie schon einiges erkannt haben.
    Bis dahin ist die konkrete Zuflucht auf die konkrete Person des Religionsgründers doch sehr hilfreich. Mir geht es so, dass ich manches, das ich zu gerne tun würde, nur deshalb unterlasse, weil ich es jemandem zuliebe nicht tue, einem Menschen in meinem Leben, meinen Lehrern … Das ist legitim.


    Liebe Grüße
    Doris

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

    • Offizieller Beitrag
    Ellviral:

    Eine Buddhastatue oder ein Buddha verherrlichendes Mantra verstellt mir die Bühne der Leerheit.
    Die Leerheit wird erst erkannt wenn diese Dinge mit viel Kraft beseitigt wurden. Vor allem Kraft gegen Gläubige Anbeter.


    Kann nicht beides gelten? Wir haben ja alle möglichen, das eigene Ego verherrlichenende Tendenzen. Gegenüber der Herrlichkeit Samsaras Buddha zu verherrlichen kann dazu beitragen eine demütige Haltung zu entwickeln. Gegenüber dieser positiven Wirkung kann es natürlich auch Nebenwirkungen geben. Also dann , wenn man aus diesem "verherrlichten Buddha" ein Etwas macht, mit dem man sich identifiziert. Und das dann, indem es die Bühne der Leerheit verstellt, zum Hindernis wird.


    So wie ja auch der Glaube an einen Schöpfergott sich dahin gehend postiv auswirken kann, indem er auf die eigene Bedingtheit und Abhängigkeit hinweist. Wenn wenn man dieses Schöpfergott in sein eigenes Ego einbaut, kehrt sich die Wirkung dagegen um und das was dem Ego entgegenwirken sollte, bläht es auf.

  • Zitat

    Aber buddhistische Weisheit (Leerheit) und christlicher Glauben ist definitiv nicht vereinbar mit einem christlichen Schöpfergott.


    Lieber Matthias,


    es gibt genügend Christen, die Dir da widersprechen werden. Und ebenso viele Buddhisten. Das sind durchaus kompetente und weisheitserfahrene Leute. Auch in der Literatur lassen sich genügend Gespräche von Christen und Buddhisten finden. Lies Eckart, Johannes vom Kreuz, Thomas Merton …
    Und wenn ich dann an Einiges denke, was mein tiefgläubiger Großpapa so sagte …
    Vor einigen Jahren bin ich einem katholischen Priester begegnet, den ich auch einreihen würde.


    Bei mir taucht in solchen Diskussionen immer wieder eine Frage auf, die ich für wichtiger halte als der Versuch Unterschiede zu finden und Abgrenzungen zu suchen.
    Nämlich, warum immer diese Abgrenzung gesucht wird? Da keimt in mir der Verdacht auf, dass viele Buddhisten geworden sind, weil sie sich vom Christentum abgrenzen wollen. Das läuft dann so ab: "Oh, nein! Das erinnert mich ja an die Katholische Kirche. Mit denen will ich nichts zu tun haben. Das darf einfach nicht so sein wie bei denen. Jetzt habe ich endlich was gefunden, das nicht christlich ist und mir gefällt, und nun sollen da Ähnlichkeiten sein! Das darf einfach nicht sein!"


    Das versperrt einem vieles.


    Liebe Grüße
    Doris

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Hi Doris,


    jetzt hast Du meinen verkorksten Satz doch noch zitiert :lol:
    Hatte meinen Beitrag eben gelöscht, um ihn neu zu formulieren.
    Ich hoffe, der Sinn war trotzdem klar und ich muss meinen Beitrag nicht neu schreiben.


    Doris Rasevic-Benz:

    es gibt genügend Christen, die Dir da widersprechen werden. Und ebenso viele Buddhisten


    Es werden in diesem Zusammenhang immer die Mystiker unter den Christen oder auch unter den Moslems genannt.
    Wie hoch ist denn der Anteil der Mystiker unter den Christen/ Moslems ?


    Doris Rasevic-Benz:

    Das sind durchaus kompetente und weisheitserfahrene Leute


    Was verstehst Du unter weisheitserfahren liebe Doris ?


    Ich bezog mich ausschließlich auf Leerheit wenn ich von Weisheit spreche, Leerheit also im Sinne von abhängigem Entstehen.
    Und genau da ist der Haase im Pfeffer, denn wer von der nicht - mystischen Seite des Christentums würde denn die These vertreten, dass Gott nur durch bestimmte Ursachen und Bedingungen entstanden ist und dass er auch wieder vergehen würde wenn diese Ursachen und Bedingungen nicht mehr zutreffen würden ?

    • Offizieller Beitrag
    Matthias65:

    Ich bezog mich ausschließlich auf Leerheit wenn ich von Weisheit spreche, Leerheit also im Sinne von abhängigem Entstehen.
    Und genau da ist der Haase im Pfeffer, denn wer von der nicht - mystischen Seite des Christentums würde denn die These vertreten, dass Gott nur durch bestimmte Ursachen und Bedingungen entstanden ist und dass er auch wieder vergehen würde wenn diese Ursachen und Bedingungen nicht mehr zutreffen würden ?


    Der Begriff "Gott" bezeichnet ja genauso wie der Begriff "Nirvana" kein Ding sondern ist wie dieser ein Begriff der das bezeichnet, was jenseits von Dingen liegt.


    Der grosse Unterschied ist, dass der Buddhist Niravana rein negativ als das Verlöschen aller Verblendung bezeichnet während das Christentum ( mit Ausnahme der marginalen negativen Theologie ) nicht zögert, das Unennbare so reichlich mit Attributen zu behängen wie einen reich geschmückten Christbaum: Gott ist mächtig, er ist gut, er ist Schöpfer, er ist Bündnispartner, er ist menschengleich, er ist allmächtig, er wirkt durch die Geschichte, er ist mitfühlend, er ist stark, ab ab und zu ist er Richter, er hat mindestens einen Sohn, und Bartträger ist er manchmal auch. Ganz im Gegensatz zum Nirvana.


    Aber kann diese Allee von Masken hinter Masken, wenn man sie alle druchschritet, und vor keine stehen bleibt, nicht trotzdem in die geleche Richtung führen? Trotz Bart?

  • ".... Form ist Leerheit, Leerheit ist Form. Weder ist Form verschieden von Leerheit noch ist Leerheit verschieden von Form. Alle Dinge auf der Welt sind leer..." so steht es im Hannya Shingyo.


    Wenn Form Leerheit ist und Leerheit Form, welche Form hat dann die Leerheit?


    Sobald wir irgend etwas benennen, geben wir ihm eine Form.


    LG
    Ji'un Ken

  • void:

    Der Begriff "Gott" bezeichnet ja genauso wie der Begriff "Nirvana" kein Ding sondern ist wie dieser ein Begriff der das bezeichnet, was jenseits von Dingen liegt.


    Das mag sein, aber kaum einer im Christentum würde es wagen zu behaupten, dass dieses "Jenseits von den Dingen" (wie auch immer Du es definierst) auch wieder vergehen könnte:


    Matthias65:

    Und genau da ist der Haase im Pfeffer, denn wer von der nicht - mystischen Seite des Christentums würde denn die These vertreten, dass Gott nur durch bestimmte Ursachen und Bedingungen entstanden ist und dass er auch wieder vergehen würde wenn diese Ursachen und Bedingungen nicht mehr zutreffen würden ?


    Ji'un Ken:

    Sobald wir irgend etwas benennen, geben wir ihm eine Form.


    Genau, und ein Gott wird -wie auch immer - definiert, benannt !

  • Matthias65:


    Genau, und ein Gott wird -wie auch immer - definiert, benannt !


    was ist mit Nirvana, Buddha, Erleuchtung.... sind das nicht auch benennungen?...


    _()_
    .