Ji'un Ken:Was würdest du verändern wollen, Matthias?
Das sind diese kurzen unspezifischen Fragen die nirgendwohin führen. Vor allem wenn man gerade vorher einige ganz spezifische Dinge angesprochen hat.
Wenn es etwas zu ändern gilt und man wissen möchte was, dann muss man sich mit solchen Dingen wie dem Fall Shimano befassen und eigene Fragen entwickeln.
Übrigens sehe ich auch nicht das Problem fehlender Ethikregeln als primäres Problem. Das ist nur ein Beispiel dafür, dass sich der zeitgenössische Buddhismus, der sich für allwissend hält, nicht im zeitgenössischen Wissen bedient, das uns allen zur Verfügung steht.
Eigene Fragen zu entwicklen, heisst den eigenen Erkenntnisprozess in Gang setzen. Das bedeutet Emanzipation. Das bedeutet, das viele buddhistische Lehrer auf der Strecke bleiben werden, weil sie an Emanzipation kein Interesse haben.
Eigene Fragen entwickeln bedeutet Arbeit. Man muss sich mit etwas auseinandersetzen. Auch mit Dingen die nicht zur eigenen Filterblase gehören. Man müsste z.B. den Fall Shimano selbst genau studieren und Schlußfolgerungen ziehen.
Meine Einsicht in dieser Sache ist, dass nirgendwo im Shimanoarchiv etwas zu finden ist, woran man sehen könnte, dass dieser spezielle Rinzai den an den Problemen beteiligten in irgend einer Weise geholfen hätte. Und das betrifft nicht nur die Zen Studies Society, sondern fast alle anderen Zen-Lehrer in den USA seit 1982. Keiner hatte den Mumm aufzustehen und zu sagen, dass da was richtig Scheisse läuft.
Meine Frage in dieser Sache also: Wozu Rinzai? Und: Hat er hierzulande mehr zu bieten? Wenn ja, was?
Die Frage ist auch, was bringt Teisho und Dokusan, wenn die Leute nicht in die Lage versetzt werden eigene Gedanken zu denken – im Zweifelsfall gegen die Tradition? Diese Form des Frontalunterrichts ist doch meist nur eine Form der Dressur. Von oben herab bekommt man gesagt, ob man erleuchtet genug ist oder nicht.
Emanzipation bedeutet, sich das nicht mehr sagen zu lassen. Im besten Falle gründen Leute einfach ihre eigenen Sanghas. Basta. Es braucht keine Lehrer und keine Tradition. Es braucht Gemeinschaft und Emanzipation.