(Alles) in Ordnung

  • Guten Morgen,
    hab von so einer Meditationsmethode gelesen, wo man alles annimmt, zu jeder Stimme oder Seite
    egal ob in sich oder bei andern sagt "alles ok"


    Als wäre da so ein großes Herz, das alles aufnehmen kann, da wo man als Mensch auch Urteile oder
    Ablehnung hat und viel begrenzter ist in seinem in Ordnung finden.


    Gibt es eigentlich auch im Buddhismus so etwas wie eine "größere gütige Ordnung"
    die alles aufnimmt, die Liebe ausstrahlt.
    Kann man sich das als was bestimmtes vorstellen (ein umspannendes geistiges Netz z B)
    oder soll man es sich gerade nicht vorstellen (weil das dann auch ein Mind Konzept ist)?


    Ist der Atem oder das Bewusstsein eine Verbindung mit einer höheren Ordnung?
    bin glaub ich so jemand, der gerne mal einen Einblick kriegt in "wie funktioniert das eigentlich"
    wenns keine Antworten gibt (bei den Christen hört man dann oft "nur glauben, nur tun") dann muss ich
    wohl damit leben...
    aber schade wärs :)


    LG
    hyazin

  • Antworten gibt's schon, aber die sind für den christlich geprägten Geist nicht richtig verständlich, weil der gern alles gleich in Schubladen von "höher" und "niedriger", "Schuld" und "Unschuld" ablädt. Also die buddhistische Sprache und die christliche Sprache gehen weit auseinander.
    Das Verständnis der Antworten auf Deine Fragen entwickelt sich durch längeres meditatives Studium und Umdenken.
    Ja, mMn gibt es im weitesten Sinne so was wie eine gütige Ordnung, aber sie ist nicht getrennt, nicht höher, nicht willentlich sondern automatisch. Das Diesseits und das Jenseits sind eins sozusagen und was uns daran hindert dies zu erkennen, ist eine natürliche Form der Verblendung, unter der alle leiden. Mit Grübeleien des verblendeten Geistes lässt sich das noch nicht aufdecken. Man geht langsam darüber hinaus in kleinen Schritten.

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • Alles ist nicht in Ordnung ;)


    Ich kenne die angeführte Meditation nicht, kann mir aber nicht vorstellen, daß Du den Kern wirklich herausgearbeitet hast. Eine Meditation, oder eine andere geistige Methode, die vollkommen gleichgültig Dinge nebeneinander stellt und damit diese Haltung im normalen Verhalten unterstützen würde halte ich für wirklich bedenklich. Eine Gemeinschaft, in der haufenweise Leute herumlaufen, die Mord oder Kinderpornografie für ok halten, möchte ich nicht.


    Wenn es darum geht, in einer Meditation nüchtern anzuerkennen, daß es bestimmte Dinge und Verhalten gibt (und das man im Moment der Meditation dagegen nichts tun kann) ist das etwas völlig anderes.


    Kennst Du die Metta Bhavana Meditation? Eine der wichtigsten Meditationen im Buddhismus.


    Hier geht es darum, vollkommen urteilsfrei Mitgefühl und liebende Güte gegen jeden anderen Menschen, überhaupt gegenüber jedem anderen Lebewesen zu entwickeln. Das wird von Anfängern gerne falsch verstanden. Es geht zB. dabei nicht darum, einen Mörder als Mörder anzunehmen (und damit seine Tat zu rechtfertigen), sondern auch im Mörder den menschlichen Kern, den menschlichen Hintergrund zu verstehen.


    Du kannst ja mal eine geführte Meditation mitmachen http://www.freebuddhistaudio.com/audio/details?num=LOC229

    • Offizieller Beitrag

    Etwas ok zu finden, bedeutet es - so wie es ist - anzunehmen.


    Also darauf zu verzichten, es sich anders zu wünschen.


    Oder anders gesagt, darauf zu verzichten, der Realität die Ordnung der eigenen Wünsche aufzudrücken.


    So wie Geräusch nur dann Lärm sind, wenn man sich daran stört. Aber ist es, wenn man sich nicht daran stört, Musik?


    Macht es Sinn, das als eine "höhere Ordnung "anzusehen? Macht es Sinn einem Heroinsüchtigem der vergessen hat, wie ein Leben ohne die Droge ist, zu erzählen, Suchtlosigkeit sei nicht wie der Entzugszustand sondern fühle sich eher selbst wie die Droge an? Macht es Sinn zu sagen, das Freisein von Hunger und Durst sei selbst wie eine gedeckte Tafel? Macht es Sinn zu sagen, das Aufhören der Wünsche sei wie ein Paradies, wo es einem an nichts mangle?


    All diese Metapher haben natürlich etwas für sich, weil sie etwas schwer begreifliches plastisch machen, indem sie es in unsere gewohntes Denken rüberziehen. Sie haben aber den Nachteil, dass man sich in ihnen verfangen kann. Und dann z.B Ordnung als eine natürliche Schöpfungsordnung sieht, die es durchzusetzten gelte.

  • Dass wir Menschen nicht alles "in Ordnung" finden, ist eine recht gesunde Einstellung glaube ich.
    Entscheidend für mich wäre einzig und alleine, WIE ich mit dem umgehe, das nicht in Ordnung ist.
    Wenn ich einen brutalen Menschen sehe, ist es wichtig, mich nicht auf die gleiche Stufe zu stellen und ihn zu verachten und zu hassen, ihm ebenso negative Gefühle entgegenbringen.
    Das ist manchmal ja auch schwierig.
    Es ist nicht angebracht, ein jedermanns Verhalten "in Ordnung" zu finden, sondern darauf zu vertrauen, dass jedermanns Weg bestimmt ist, und Gott schon weiß, wozu welche Menschen hier sind.
    Wenn man allerdings tatkräftig etwas verändern könnte, so denke ich, sollte man dies tun.
    Vertrauen statt hinnehmen.
    Gute Gedanken statt Verurteilung und Verachtung.
    LG Jothi :)

  • Etwas annehmen (es ist da), heißt m. E. noch nicht: es ist gut (angenehm oder tugendhaft).


    Da ist auch so eine Sprachbelegung, finde ich, weil bei uns so im Volksgebrauch "alles ok",
    auch heißt: alles gut, kein Veränderungsbedarf.


    Dann bräuchten keine Tugenden definiert werden. Es müsste nichts fokussiert werden, was wachsen soll.
    Dann wäre alles gleich gültig.


    Mir kam nur so der Gedanke, eigentlich so ähnlich wie bei Jothi nur ohne Gott, dass alles in dem was existiert,
    in einer umfassenden Ordnung eine Bedeutung oder Bestimmung hat, vielleicht in einer zeitlichen/überzeitlichen
    oder geistigen Dimension, die ich gar nicht wahrnehmen kann,
    und vieles aus der Perspeketive der Bedingtheit, Angst, Vergänglichkeit, Leid nicht verstehen kann.
    Das hat dann schon mit Vertrauen über den eigenen Horizont hinaus zu tun.


    Bin mir auch nicht sicher, ob die umfassende Ordnung/Realität, sich mir 1:1 übersetzen kann.
    da komme ich mir vor wie ein alter TV, der keine HD Signale empfangen kann, weil die Features fehlen.
    Aber macht ja eigentlich nix, wenn überhaupt was übertragen wird und was ankommt :)


    fotost
    Danke für den Tip mit der Meditation. Habe schonmal reingehört, die Stimme ist mir sehr angenehm. Der Rest, das erfahren und wiederholen braucht Zeit...


    Lirum Larum
    Bei deinen Zeilen dachte ich so über den Weg des Erkennens nach. Was ist hinderlich, was eher nicht.
    Halte es für möglich, dass die Meditation so etwas ist wie ein einstimmen in die Wirklichkeit, ein in Einklang kommen,
    die eigenen Dissonanzen zur Realität zur Ruhe bringen.


    void
    bei deinen Zeilen dachte ich an das Verhältnis zur Realität und hatte so ein Bild von einer kleinen Made, die am liebsten die ganze Welt aufnehmen und verspeisen will und dann sagen will "got it"
    Das spiegelt mir etwas hilfreiches, es karikiert das eigene Begehren irgendwie, ohne dass es jetzt zu weh tut :lol:


    Dann sehe ich auch ein anderes Verhältnis zur Realität: dass man bei tollen Erlebnissen/Gefühlen/Erkenntnissen nun glaubt, den Schlüssel zu haben und andere aufschließen zu wollen oder der Realität mal jetzt richtig sagen zu wollen, wie sie denn nun ist.
    Was ist denn ein angemessenes Verhältnis zur Realität?

  • hyazin:


    Dann bräuchten keine Tugenden definiert werden. Es müsste nichts fokussiert werden, was wachsen soll.
    Dann wäre alles gleich gültig.


    Alles hat tatsächlich gleiche Geltung - und für diese Erkenntnis braucht es Tugenden - nicht um zu urteilen, was sein soll und was nicht.


    Zitat


    Was ist denn ein angemessenes Verhältnis zur Realität?


    Zur "Realität" kann man kein Verhältnis haben. Denn da stellst du dich ja daneben und wie soll das denn möglich sein? Du bist selbst Realität und bist auch die ganze Realität.