Tso Wang:
Wissenschaft und Religion sind gesellschaftliche, soziale Phänome (also nicht nur individuelle) auf die Katergorien "gut/böse" einfach nicht anwendbar sind. Die Frage, wie oben formuliert, ist so oder so, aber besonders natürlich in der Wissenschaft, einfach unzulässig formuliert. Ebenso übrigens die Frage, ist der Mensch oder "die Menschen" "gut/böse".
Es kann bei ernsthaften Auseinandersetzung mit solchen Phänomenen nur darum, unter welchen Umständen führen welche Dinge zu welchen möglichen Wirkungen. Shakyamuni wird zugeschrieben, daß er dies exemplarisch für "fühlendes Wesen" (ein Gattungsbegriff) durchdekliniert hat.
Es ist nun für alle religiösen Lehren so typisch wie zwingend, und auch die pseudoreligiösen haben sich darin bedient, daß sie einen absoluten und transzendentalen Wahrheitsanspruch haben, also eine Wahrheit verkünden, die prinzipiell außerhalb menschlicher Bewertungsmöglichkeit besteht. Wir haben es der europäischen Aufklärung zu verdanken, damit nachdrücklich konfrontiert zu sein. Aber wie Dinge nun mal sind, feiert der Obskurantismus weiter seine Urständ, auch in der Form "Es ist der Mensch, nicht die Religion"
Aber ist es nicht vielmehr so, daß religiöse/pseudoreligiöse Lehren nur dann sozial relevant sind, wenn sie auch - und nicht nur individuell - ergriffen (!) werden. Und wird nicht Shakyamuni selbst zugeschrieben, daß das Ergreifen von iwas zugleich unentrinnbar zu seiner Deformation führt (und dann eben nichts weiter als diese Deformation ist und außerhalb dieser nicht besteht)? Eine der wesentlichen Deformationen ist, daß vom Ergreifen eben auch nicht der absolute, transzendentale Wahrheitsanspruch ausgenommen bleibt, und so nun auch von seinen Anhängern beansprucht wird. Auch wenn das gern bestritten wird, aber leicht zu widerlegen ist
Genau deshalb ist nach (nach Shakyamuni) die Trennung von einer vorgeblich "reiner Lehre" und ihrer Ausübung durch Menschen auch nur Obskurantismus.